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mtt Erzähler vom Schwarzwald.
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Amtsblatt für die Stadt wildbad
Verkündigungsblatt der ttgl. Forstämter Wildbad, Meistern, Lnzklösterle rc. während der Saison mit
amtl. Lremdenliste.
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Nr. 12«
Mittwoch, deu 5. Juni ISIS
SS. Jahrg.
Deutsches Reich.
Die Tagung des Deutschen Buchdruckervereins in Breslau.
Breslau, 3. Juni. Tie Hauptversammlung des hier tagenden Deutschen Buchdruckervereins, die von über M Abgeordneten und 200 weiteren Mitgliedern besucht War, wählte zum ersten Vorsitzenden Tr. Viktor Klink- Hardt- Leipzig und zum zweiten Vorsitzenden Ernst H abe r l a n d-Leipzig. Die Versammlung beschäftigte sich eingehend mit dem letzten Abschluß des Lohntarifs und nahm eine Resolution einstimmig an, nach der ein Tarifberatungsausschuh des deutschen Buchdruckge- werbes gebildet werden soll, in dem auch die Provinz- und kleineren Druckereien eine entsprechende Vertretung finden sollen. Diesem neuen Ausschuß überweist die Breslauer Hauptversammlung alle vorliegenden Anträge zum Lohntarif. In diesem Ausschuß hat jeder Kreis 2 Vertreter, Kreise mit über 5000 tariftreuen Gehilfen 3 Vertreter zu entsenden. Der Ausschuß hat über seine Tätigkeit alljährlich der Hauptversammlung Bericht zu erstatten und dieser Bericht ist als besonderer Punkt auf die Tagesordnung zu setzen. Tie Kosten trägt der Hauptmein. Nach einem Vortrag des Vorsitzenden des Deutschen Buchgewcrbevereins, Dr. Volkmann-Leipzig, Ger die Internationale graphische Ausstellung i. I. 1914 in Leipzig nahm die Versammlung eine Resolution an, in der die korporative Beteiligung des Vereins ausgesprochen Vird. Ms Ort für die ^stimmt.
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Der Abschluß der Reichsfinanzen.
Rach den jetzt vorliegenden berichtigten Ergebnissen haben di« Einnahmen des Reiches aus Zöllen, Steuern und Gebühren im Rechnungsjahr 1911 1675),8 Milt. Mark betragen, Milt. Mark mehr als nach dem provisorischen Abschluß. Der Neberschuß aus diesen Einnahmen erhöht sich dadurch auf M Millionen Marl. Es kommt hinzu der tteberschutz aus der RcichLvosi »ud den Reichseisenbahnen mit rund 3 t Mill. Mark
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Kaufmannsgerichtswahlen IS II
Rach einer Zusammenstellung in der Deutschen Handels- Wach: haben im Fahre 1911 109 Wahlen stattgesunden, von !«nen eine, die in Weißeusee bei Berlin, ungültig erklärt wurde. Bei den verbleibenden 108 Wahlen verteilen sich die Gehilfen- Mjitzsr aus die Vereitle wie folgt: Deutsch-nationaler Hand- lungSgehilsen-Verband (D. H. V.) 392, Leipziger Verband 243, 88er Verein 119, Verein der deutschen Kaufleute 66-. Zerrtral-
verbano 66, kleinere Vereine zusammen 213 Beisitzer. Es bestanden am 31. Dezember 1911 im ganzen 280 Kaufmannsge- richte, die zusammen unter Berücksichtigung aller Satzungsänderungen 2810 Gehilfenbeisitzer haben. Diese verteilen sich aus -die einzelnen Vereine wie folgt: D. H. V. 1060 Beisitzer, Leipziger Verband 625, 58er Verein 349, Zentratverband 133, Verein der deutschen Kauflente 103, verschiedene kleine Vereine 540 Beisitzer.
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Berlin, 3. Juni. Wie die Blätter melden, ist in der letzten Nacht in das Artilleriedepot in Spandau ein- gebrochen worden. Den Dieben soll es gelungen sein, hundert Zeichnungen mit wertvollen Konstruktionen einzelner Geschützteilc zu entwenden. Die Diebe, die mit den Oert- lichkeiten gut Bescheid wußten, haben einen Schrank erbrochen, die fraglichen Zeichnungen entwendet und alles andere unberührt gelassen. Es handelt sich vermutlich um einen Spionagefall.
Köln, 3. Juni. Zu dem Gewerkschaftsstreit im katholischen Lager gibt der Gesamtverband der christlichen Gewerkschaften Deutschlands soeben eine äußerst scharfe Erklärung heraus, in der er sich gegen die Angriffe der Berliner Fachgenossen in der bekannten Huldignngsadresse an den Papst wendet.
Aus Bayern. Am 29. Juni, dem Peter- und Paulstag, veranstaltet der Fortschrittliche Volksverein Würzburg auf dem Würzburger Brauhauskeller ein So mm er fest, bei dem Abg. Pfarrer Köret! über „Kampf und Ziele der Liberalen" sprechen wird. Tie liberale Fraktion des bayerischen Landtags wir d den Wü wbnraer Kand idaten vom lebten Reichstagswahlkampfe, Landtagsabg. ^Kaufmann Hübsch, ais Redner entsenden.
Ausland.
Ein klerikaler Wahlsieg in Belgien.
Tie Kammer- und Senatswahlen in Belgien, die einen Appell an das Volk über den Fortbestand der klerikalen Regierung darstellen und über die Wiedereinbringung des klerikalen Schulgesetzes, das den Klosterschulen die gleiche Förderung wie den öffentlichen Schulen angedeihen läßt, sind mit einem Sieg der Klerikalen ausgegangen. Die klerikale Regierungsmehrheit, die in der aufgelösten Kammer sechs Stimmen betrug, wird in der neuen Kammer auf 16 bis 18 Sitze steigen. Der liberal-sozial- demokratische Block hat also versagt, und für lange
was spricht der Fels?
Was rauscht der 5trom?
D'e Welt ist ein vom Wollt ihr drin beten,
5o seid Poeten. Ludwig Fulda.
Die Goldmühle.
Roman von Margarete Gehring.
^ Nachdruck verboten.
(Fortsetzung.)
Achtes Kapitel.
Pfingsten kam heran und Roscniarie war wie elektri- ganze von außen sauber abgeputzte, am Wet- ^rgübel mit dunkelblauem Schiefer ganz neu beschlagene Haus wurde auf den, Kopf gestellt, und die Spinnen in E Winkeln hatten ebenso böse Tage, wie der Mühlstaub M deu Schränken und Simsen und das junge Gras Mschen den weißen Pflastersteinen des Hofes. Alles gestgt, gesäubert und blitzblank gemacht. Alle «Mn inw Hause prangten in schneeigem Weiß, soweit ^ keine Holzvertäfelung hatten, und wetteiferten mit neuen Gardinen an den blankgeputzten, frischgestri- chenen Fenstern, aus deren halbgeöffneten Flügeln am PMgsllMigabend die frischen Maien nickten. Auch vor °er Haustür standen zwei staatliche, beinstarke Birken, uno die große Tnngstätte im Hofe war sauber hergerichtet, daß kein Hälmchen Stroh danebenlag, und mit grünem Mjtenreis bedeckt.
^ »Ob's ihm wohl bei uns gefallen wird?" dachte No,emarie mit geheimem Bangen und ging noch einmal durch alle Stuben und Kammern. Fast genierte sie ^'grosse grüne Kachelofen in der Stube, für den der Mertumshändler neulich eine so hohe Summe geboten Mte und der immer ihr ganzes Entzücken gewesen war, enn sre als Kind im Winter davor stand und die Figuren altertümlichen Kacheln betrachtete und dem Krei- Mn der Bratäpfel in der Röhre lauschte oder auf der ^»ungeheizten Ofenbank mit dem Kätzchen spielte. Es
kam ihr alles so ländlich und bäuerlich einfach vor, wenn sie an den glänzenden Ballsaal und an den Studenten dachte, der in der großen Stadt ausgewachsen war und nun vielleicht zum ersten Male als Gast in einem ländlichen Hause wohnen sollte. Jedes welke Blatt hatte sie von den Blumenstöcken in den Fenstern der großen Wohnstube entfernt, und in jedem Fenster stand ein dicker Strauß Maiblumen. So, nun noch ein schneeweißes Linnentuch auf den eichenen Tisch und einen großen Strauß Tielythra und Tulpen in die Mitte! — es sah wirklich ganz gut ans in der Stube. Tie Gastkammer für die beiden .Herren Studiosen war auch schon in Ordnung gebracht, und die schönsten, ältesten Handtücher aus dem ererbten Leinenschatze der Großmutter waren hervorgesucht worden. Die dicken Federbetten waren halb entleert und ganz verständig hergerichtet, so daß sich ein Mensch hineinlcgen konnte, ohne darin zu versinken, und die Fenster standen sperrangelweit offen, um die köstliche Frühlingsluft hereinzulassen.
Heute am Pfingstsonnabend wollte sie den Hansel und seinen Freund an der Bahn abholen. Der Knecht hatte unten auf dem Hofe schon mehrmals mit der Peitsche geknallt, aber Roscinarie kam noch immer nicht zum Vorschein: sie brauchte heute viel länger zum Ankleiden, und sah, als sie endlich, endlich fertig war und noch einmal vor den Spiegel trat, in ihrem neuen, hellfarbigen Kleide, mit dem zarten Maiblumenstrauß vor der Brust, wirklich allerliebst aus.' Glückselig, das ganze Antlitz ein frohes Lächeln, nickte sie noch einmal den Eltern zu, als der Wagen zum Hoftore hinausfuhr.
„Unser junger Herr bringt aber Pfingstwetter mit, Fräuleinchen!" meinte Martin auf dem Bocksitz; „solch schönes, warmes Sonnenwetter zu Pfingsten haben wir seit Jahren net gehabt."
„Hast recht, Martin," antwortete sie; „fahr nur zu, daß wir ja den Zug net versäumen! Hast nach der Uhr geschaut?"
„Nur keine Sorge, Fräuleinchen, wir kommen schon hin!"
Zeit muß inarr die Hoffnung aufgeben, das Land von dem klerikalen Regiment befreit zu sehen, mit anderen Worten, an eine Abschaffung des Pluralwahlrechts, das den Klerikalen günstig ist, ist nicht zu denken. Dagegen taucht das Schulgesetz wieder auf und damit ist die weitere Stärkung der Klosterschulen und die weitere Zerstörung der öffentlichen Schulen besiegelt. Tie Ursache der Niederlage der Linken mag darin gefunden werden, daß viele Liberale sich von dem Schreckgespenst der roten Gefahr, das die Klerikalen mit allen Mitteln den Wählern deutlich zu machen suchten, schrecken ließen. Auffallend ist in der Stadt Brüssel die Zunahme der klerikalen Wählerstimmen, was darauf hindeutet, daß man befürchtet, eine Regierung der Linken würde die skrupellose Finanzpolitik der Klerikalen verlassen und daher neue Stenern schaffen müssen, was viele Gleichgültige und selbst viele Liberale veranlaßte, für die Klerikalen zu stimmen. Viel geschadet hat auch ein Artikel des früheren sozialistischen Senators Picard, eines Poseurs, dem die Sehnsucht zu verblüffen über alles geht. Dieser schilderte die großen Verdienste der Klerikalen um das Land, und die Klerikalen, die sich diesen Artikel nicht entgehen ließen, haben ihn in hunderttausendcn von Exemplaren verbreitet. Auf das Schamloseste haben die Klerikalen die Pariser Apachen Boirnot und Garnier im Wahlkampf benutzt und sie haben der Menge weisgemacht, daß eine Jdeenge- meinschaft zwischen diesen Halunken und den Sozialisten bestehe.
Brüssel, 3. Juni. Wegen des Wahlsieges der Re-
die Arbeit niedergelegt. Ans Verviers wird Protest gemeldet. Ta dort die Arbeiter trotz des Verbots Umzüge veranstalteten, kam es zu Zusammenstößen mit der Polizei und der Gendarmerie, wobei mehrere Personen verwundet wurden.
Lüttich, 4. Juni. Gestern Abend kam es zu Kundgebungen vor dem Rathaus und dem sozialistischen Volkshaus. Tie Bürgergardc und Gendarmerie schritten ein und gaben Salven ab. Mehrere Personen wurden verwundet.
Lüttich, 4. Juni. Bei dem gestrigen Zusammenstoß wurden 3 Personen getötet und 15 schwer verletzt. Die Straßen iin Zentrum der Stadt wurden um 10 Uhr abends von der Bürgergarde, von Militär und Gendarmerie besetzt.
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Ein Zufall wollte es, daß der Wagen unten an der Wegbiegung Eva begegnete. Rosemarie grüßte sie in ihrer glückseligen Stimmung mit besonders herzlicher Freundlichkeit und reichte ihr zum Gruß die Hand ans dem Wagen. Eva tat der herzliche Gruß wohl, aber sie gedachte im stillen: „Ach, Rosemarie, ich weiß, dein Herz ist gut, genau wie dem Flori und dem Hansi seins! Ihr seid alle gut, aber — ach, Rosemarie, wärst doch nur net meine Schwester! Und du weißt's net einmal, daß du eben deiner Schwester die Hand gereicht und mir, der Schwester, mit dem freundlichen Blick deiner Augen wie die liebe Sonne ins Herz geleuchtet hast." Traurig blickte sie dem Wagen nach. Durch Florian wußte sie, wohin sie fuhr, und auch den Grund ihrer fröhlichen Stimmung wußte sie. „Sie fährt ihrem Glück entgegen," seufzte sie, „und ich Hab' dem meinen Ade sagen müssen für immer, und Hab' net einmal einen- Menschen, dem ich mein Leid klagen könnt', wie ich's gern möcht', und der mir wirklichen Trost zu bieten imstande wär', so wie ich ihn nötig Hab'."
Als der Zug herangebraust kam und in der Station hielt, wurde Roscinarie ganz bestürzt und traurig, und eine große Enttäuschung prägte sich in ihren Zügen aus. Nur einer, Hansel in der bunten Mütze und mit dem farbigen Bande und das ganze Gesicht voll frischer Schmisse, stieg ans! Er nahm das Schwesterchen freudig in die Arme und drückte ihr vor allen Leuten einen herzhaften Kuß und noch einen auf die Lippen, so daß mancher Eoupoinsasse neidisch dachte: „Alle Wetter, wer an dem seiner Stelle wäre!" und manches Mägdlein, die es mit ansah. ebenfalls im stillen seufzte: „Die Glückliche! Ein reizender Mensch, der Student! Ob sie seine Braut ist?"
Sie erfuhren es bald, wer sie war. „Ta bist ja, Gott sei Tank, Schwesterchen!" rief er fröhlich; „na das ist schön!"
„Und wo — warum —?" frug sie. Beinahe wären ihr die Tränen in die Augen getreten.
(Fortsetzung folgt.) ^ ^ ^