loan» vom Präsidenten der Republik, Frau Fallieres und den Mitgliedern der Regierung empfangen und mit idem Wichen militärischen Gepränge durch die Ehamps Elysees 'ach dem Ministerium des Aeußern geleitet. Das Pub­likum bereitete der Königin, die im ersten Wagen neben .berrn Fallieres saß, einen sympathischen Empfang, ebenso Prinzgemahl, der im zweiten Wagen an der Seite brr Frau Fallieres folgte. *

Wologda, Z. Juni. Am hiesigen Landungsplatz explodierte der Kessel eines Passagier-Dampfers, wodurch 4 Personen egtötet und ziemlich viel verwundet wurden.

Württemberg.

Württembergischer Landtag.

Stuttgart, 1. Juni. Präsident v. Payer eröffnet die Sitz­ung uni 91/4 Uhr. Am Regiernngstisch ist Ministerpräsident von Weizsäcker erschienen. Die Beratung der Denkschrift über die Bcreinfachung in -er Staatsverwaltung wird beim De- Mtemcnt der Auswärtigen Angelegenheiten (Ber- keln«cibteilung) fortgesetzt.

Abg. Schlichte (Ztr.) wünscht, daß die Eisenbahnverwalt- mig and die Postverwaltnng Eisenbahnschwellen, ,'owie Telephon- md Telcgraphenstangen statt von Großholzhandlungen von der a-orstverwaltung zu einem vereinbarten Preise einkaufen. Wenn die letztere vielleicht dadurch einen geringeren Nutzen habe, so komme dieser auf der anderen Seite den beiden anderen Staats­verwaltungen wieder zugute, zudem sich oft nicht einmal in­ländische Firmen um die Lieferungen bewerben. Ferner wünscht der Redner die Errichtung von Jinprägnieranstalten hierzu.

Präsident v. Payer macht darauf aufmery'am, daß diese Frage nicht zur Sache gehöre, da man sich vorläufig mit Or- 'gniiisationsfragen zu befassen habe.

Abg. Körner (BK.) bespricht den gestrigen Bericht des Be­richterstatters und die Ausführungen des Abg. Wieland. Der Vorschlag des letzteren, die Zentralstelle für Gewerbe und Han- vel und" die Straßenbandirektion einem neuen Berkehrsmini­sterium anzugliedern, sei für seine Partei nicht diskutabel, denn sie erblicke darin keine Vereinfachung.' Von der Schafsung eines neue» Ministeriums verspreche er sich keinen Erfolg. Dagegen ist er damit einverstanden, daß, wenn die Zeit gekommen und der Schiffahrtskanal ausgebau sein twird, die Behörde dafür der Verkehrsabteilung angegliedert wird. Redner ist auch ge­gen die Errichtung einer gemeinsamen Materialbezugsquelle, da­gegen sei die Frage des gemeinsamen Bezugs von Kohlen er­wägenswert. Solange der Staat gut und billig bedient werde, sehe er auch nicht ein, warum man eine eigene Staatsdruckerei errickten und die Privatindustrie schädigen solle. Im übrigen stimme seine Partei dem gestern bereits mitgeteilten Vorschlä­gen des Finanzausschusses zu:

Ministerpräsident v. Weizsäcker dankte dem Vorredner für seine Anerkennung der Leistungen der Verkehrsabteilungen. Be­züglich des Vorschlags des Finanzausschusses, die Post- und Eisenbahnbetriebskrankenkasse zusammenzulegen/ bemerkt der Mi­nister, daß es fraglich sei, ob eine solche Maßnahme sich durch­führen lasse. Die Kassen ständen gut, aber er wolle die Frage prüsen. Ob ferner eine. Vereinigung des Statistischen Bureaus der Gcneraldirektion der Staatseisenbahnen mit dem Revisorat sich durchführen lasse, solle erwogen werden. Nur müsse er, wenn sie erfolge, bei künftigen Etatsberatnngen, bei denen um- stngreichere statistische Nachweisungen seitens der General­direktion verlangt würden, sich darauf berufen, daß diese Zu­sammenlegung vom Hause gewünscht worden sei, da die Leist­ungsfähigkeit dann geringer werde. Die Frage, die Bekleid­ringsämter für die Forst- und Stenerwache, sowie für das Landjägerkorps mit dem Beklcidnngsamt der Verkehrsanstalten zu vereinigen, solle geprüft werden. Bezüglich der weiteren Anregung des Ausschusses, ob nicht das postbantechnische Bureau mit dein hochbantechnischen Bureau der Eisenbahnverwaltung zu vereinigen sei, falls picht das gesamte Hvchbauwesen des Staa­tes unter cinein Ministerium vereinigt werde, stehr der Mi­nister auf dem Standpunkt, daß eine solche Maßnahme wün­schenswert und auch zu erreichen sei. Weiterhin bekämpft der Minister energisch die Anregung der Bildung eines neuen (7.j Ministeriums (Verkehrsministeriums), da ein nennenswerter Vor­teil daraus nicht entstehe, sowie die Anregung beirefscnd die Angliederung der politischen Abteilung an ein anderes Mi­nisterium.

Mg. Hildenbrand (Soz.): Seine Partei sei der Meinung, daß die Straßen- und die Flußbaudirektion an das Berkehrs­ministerium angegliedert werde, das Vcrkehrsministerium also ein selbständiges Ministerium bilde und die politische Abteil­ung an ein anderes Ministerium angegliedert werden solle. Für seine Partei komme dabei also nur eine Verschiebung der Frage in Betracht, ein neues Ministerium sei nicht notwendig. Die Vereinigung aller, den Verkehr betreffender Behörden in einer Zentrale habe zweifellos den Vorteil, daß sie eine große Ge- schästsvereinsachung und eine Beschleunigung der Arbeiten be­deute. Aber auch ein großer finanzieller Nutzen werde nicht ausbleiben, wenn die technischen Bureaus der verschiedenen Be­hörden unter einer Behörde vereinigt würden, denn für ein­zelne Kräfte und die jeweiligen Hilfsbnreaus, die setzt nicht voll ausgenutzt werden könnten, würde nachher eine nutz­bringende und ersprießliche Verwendung für den Staat möglich sein. Im übrigen besürwortet der Redner die Vorschläge des Ausschusses. Der Gedanke einer eigenen Staatsdruckerei sei nicht von der Hand zu weisen. Wenn der Minister gesagt Hab«, daß die Regierung die Frage geprüft habe, sie aber, wenn sich jm Hause eine Mehrheit dagegen ausspreche, fallen lasten wolle, so sei das bedauerlich, denn ein großer Teil der StaaiSarbeiten werde trotzdem der Privatindustrie verbleiben müssen. Wenn sich die Stuttgarter Druckereibesitzer dagegen wehr­en, so seien die ja (ironisch) immer noch zu Grunde gegangen, Mnn ein neuer Lohntarif gekommen sei. Auch die Arbeiter hätten kein gegensätzliches Interesse. Für die Regierung könne ^ nur von Interesse sein, wenn der Staatsanzeiger und andere Regierungsblätter in einer Druckerei hergestellt würden. Der Staatsanzciger habe z. B. die schlechtesten Lokalitäten in ganz Stuttgart und wie sie in keiner anderen Druckerei zugelassen Isieu Ein Staat, der eine Staatslotterie habe, könne auch Me Staatsdruckerei haben. (Heiterkeit. Ruf: Zum Los­drucken!) Daran habe er nicht gedacht, aber auch hier mße sich eine Arbeitsteilung durchführen. Wenn eine Lteeisdruckerci gegründet werde, so würde die Privatindustrie vielleicht nur in den ersten Monaten geschädigt, aber nicht auf die Dauer.

Kübel (D. P.) verteidigt die gestrigen Ausführungen des äog Wieland und erklärt das Einverständnis seiner Partei zu den Ausschnßanträgen.

Abg Haußmann (Vp.): Der Gedanke, ob der immer siär- uc werdende Verkehr nicht eine besondere Persönlichkeit mit ministerieller Verantwortlichkeit verlange, dränge immer stär­ker heran. Zugleich seien die inneren "Zweckmäßigkeiten zu prüfen. Und wenn sich bei der gegenwärtigen Gelegenheit ihr -Vorhandensein konstatieren lasse, so sehe er nicht ein, warum me Angelegenheit noch einige Jahre zurückgestellt werden soll, s-we solche Entwicklung müsse jetzt schon im Auge behalten merdem Das Verkehrsministerium ünd die Ergebnisse des Ver­kehrs seien auf unsere Staatsfinanzen von weitgehendstem Ein- Nuh Redner erörtert das Verhältnis hwischen den General- mrektionen und dem Minister und kommt zu dem Schluß, daß, w balder desto besser, der Frage eines Verkehrsministeriums naher getreten werden müsse. Was die Frage der Errichtung nicr Staatsdruckerei anlange, so stehe er auf dem Stand­punkt, daß, da wir ja bereits für verschiedene Ressorts Drnk- hätten, es sich nur darum handeln könne, diese Be­liebe ,n einer Druckeeri zu vereinigen. Eine Schädigung des ^cnckgewerbes, das für Stuttgart und das Land von großer -veceutung sei, könne dadurch nicht eintreten. Schließlich be­

antragt der Redner, dem Ausschußantrag betr. die Vereinig, nng des gesamten Hochbauwescns unter einem Ministerium den Satz «nzufügen: ,,unter Ueberlassung derjenigen Staatsbauten an das private Baugewerbe, welche durch dieses ebensogut und billig ausgeführt werden können", da ihm von kompetenter Sei.' versichert worden sei, daß der Staat keineswegs billiger dam­als die Privatindustrie, zudem, wenn man die Gehälter mm Ruhegehälter rc. mit kalkuliere.

Ministerpräsident v. Weizsäcker tritt nochmals nachorüct lich dein Gedanken der Bildung eines Verkehrsministeriums c,ü gegen. Am besten wäre: es ja (ironisch) die ganze Maat? Verwaltung unter einen Hut zu bringen. Wenn der Abg. Hanß- mann gesagt habe, daß der jeweilige Ministerpräsident nach einer Art von Hausmacht strebe, so sei er sich eines solchen Strebens nicht bewußt. Und wenn er daran denke, wie viele Eisenbahndeputationen er in den letzten sechs Jahren empfangen habe, ohne sie seine Hausmacht empfinden zu lassen, denn er­hübe sie stets mit einem freundlichen Trost entlassen (stürm. Heiterkeit), so könne er auch darin ein solches Streben nicht erblicken. Eine Angliedernng der Verkehrsabteilung an das Finanzministerium, wie dies in Sachsen und Baden der Fall sei, sei sehr problematisch, da erstens das Finanzministerium ein gerüttelt Maß voll Arbeit habe und zweitens, da der Wich­tigkeit des Verkehrs durch den Finanzminister in Sorge um die Finanzen vielleicht nicht immer in genügendem Maße Rechnung getragen werde.

Abg. Haußmann (Vp.) zieht seinen Antrag zurück und will ihn später bei der Beratung über die Dominiak- und Banverwalt­ung wieder einbringen.

Nach einer längeren Schlußbemerkung des Berichterstatters Dr. v. Kiene werden sämtliche Anträge des Ausschusses an­genommen. Es folgt die Beratung über den Ausschußantrag: Die K- Regierung zu ersuchen, die Unterbringung werterer Be- rantngen außerhalb Stuttgarts, insbesondere des Bahnzeugamts, der Eisenbahn- und Postbetriebskrankenkasse, der vereinigten Be- kleidnngsämter, des Postanweijungsamts ins Auge zu fassen."

Abg. Hornung (Soz.) bringt den Antrag ein, ans dem obigen Antrag die WorteEisenbahn- und Postbetriebskranken­kasse, der vereinigten Bekleidungsämter" zu streichen.

Abg. v. Kiene (Ztr.) als Berichterstatter begründet den Antrag des Ausschusses, der aus Erwägungen der Gerechtig­keit Und Gleichberechtigung heraus gestellt sei.

Abg. Baumann (D. P.) ist nicht dagegen, wenn es sich ohne Nachteile ermöglichen läßt, Aemter von Stuttgart weg­zulegen. Die Wegverlegnng des Postanweisungsamtes sei aber bedenklich, denn das bedeute keine Vereinfachung der Geschäfte. Auch den Antrag Hornung begrüße er und werde ihn unter­stützen.

Abg. Hornung (Soz.) begründet seinen Antrag. Ein gro­ßer Teil der Mitglieder der Eisenbahn- and Postbetrieöskranken- kasse wohne in Stuttgart und es müsse ihnen darum möglich sein, mit den Kassen schnell in Verbindung zu treten. Durch 'die Verlegung der vereinigten Bekleidungsämter würden die Heimarbeiten, die Schneider, die darauf eingearbeitet und sich eingerichtet Hütten, geschädigt. Er bitte, seinen Antrag anzu­nehmen.

Abg. Kurz (Soz.) hat keine so großen Bedenken gegen die Eisenbahn- und Postbetriebskrankenkassen wie sein Frak- tionsgenosse Hornung, wenn es auch besser sei, wenn sie in Stuttgart blieben. Was er im Auge habe, sei die Verlegung des Postanweisungsamtes. Da habe der -Berichterstatter'schon angeregt, daß Reutlukgen dafür sehr geeignet sei. Das könne er nur begrüßen zumal in Reutlingen hei einer eventl. Weg­verlegung der Kreisregierung schon ein passendes Gebäude vor­handen sei.

Abg. Keßler (Ztr.) bringt ebenfalls lokale Wünsche vor.

Ministerpräsident v. Weizsäcker antwortet darauf, bleibt aber auf der Tribüne fast unverständlich. Die Ausführungen gehen dahin, daß der Vorschlag des Ausschusses unter ge­wissen Verhältnissen durchführbar sei.

Abg. Körner (BK.) befürwortet ebenfalls den Ausschuß­antrag nnler Mlehnnng des Antrages Hornung.

In der Abstimmung stimmt das Haus dem Ausschußantrag zu und lehnt den Antrag Hornung ab. Sodann wendet sich die Beratung dem Ansschußantrag zu:Die K- Regierung um Erwägung zu ersuche», ob es geboten ist, eine selbständige mit einem Vorstand zu besetzende Verwaltnngsabteilung bei der Gc- neraldireltion der Posten und Telegraphen beiznbehalten."

Abg. Dr. v. Kiene (Ztr.) berichtet über die Ausschußver­handlungen, worauf der Ministerpräsident wieder kurz erwidert, aber puf der Tribüne unverständlich bleibt.

Abg. Fischer (Soz.) rechtfertigt di« Haltung seiner Partei im Ausschuß bezüglich der Aufhebung des Bahnpostamts in Ulm.

Abg. V. Balz (D. P.) ist in Bezug auf den Ausschuß­antrag der Ansicht, daß ein Bedürfnis für die Errichtung einer- selbständigen Verwaltnngsabteilung bei der Generaldirek­tion der Posten und Telegraphen nicht vorhanden ist. Eine solche Stelle sei nur die Quelle von Zwistigkeiten.

Nach kurzen Bemerkungen des Abg. R e m b 0 l d - Aalen (Z.l wird der Vorschlag des Ausschusses angenommen. Ueber die beiden folgenden Anträge (4 und 5) des Ausschusses, wird die Beratung verbunden. Der erste betrifft verschiedene Organi- sationrsragen des äußeren Dienstes bei der Post und der Eisen- Eisenbahn, der zweite geht dahin, daß die Regierung bei Ver­wendung von Beamten mit einfacherer Vorbildung in besseren Stellen'tunlichst Rücksicht ans die beteiligten Bcametn und ihre Aussichten auf ihr entsprechendes Vorrücken nehmen soll.

Nach einem umfangreichen Referat des Abg. Dr. von Kiene (Ztr.) über die Ausschnßverhandlungen wird um l/72 Uhr die Verhandlung vertagt. Nächste Sitzung Dienstag nach­mittag 3 Uhr: Tagesordnung: Fortsetzung der heutigen Be­ratung.

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Stuttgart, 1. Juni. Mehrere liberale Abgeordnete ffabrn eine Anfrage an den Staatsminister des Innern eingereicht, ob der Gesetzentwurf über Abänderung des Pensionsgesetzes für die Körperschaftsbeamten unter Ein­beziehung der Unterbeamten noch in dieser Tagung dem Landtag zugehen werde.

Zu den Landtagswahlen.

Rottweil, 2. Juni. Die Vertrauensmänner der Deutschen Partei im Oberamtsbezirk hatten dieser Tage in einer Versammlung dem praktischen Arzt Dr. Etter in Schwenningen die Kandidatur für die kommende Land­tagswahl angeboten. Dr. Etter hat aber aus beruflichen Gründen abgelehnt.

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Stuttgart, 1. Juni. Ter Vorstand des Haupt­vereins des Evang. Bundes in Württemberg (der 27 000 Mitglieder zählt) hat am 10. Mai an den Präsidenten des Württ. Slaatsministeriums Exzellenz von Weizsäcker die Bitte gerichtet, daß bei der in Aus­sicht genommenen Auslegung des Jesuiten­gesetzes und der Bundesratsverordnung die bisherige für Len nationalen und kulturellen Frieden dringend not­wendige. Auffassung des Bundesrats bezw. der württem- öergischen Regierung unter keinen Umständen zu Gunsten einer größeren Bewegungsfreiheit der Jesuiten aufgegeben wird.

Tübingen, 1. Juni. Auf einer Versammlung ver­schiedener Gemeinden in Walddorf handelte es sich um eine Bahnverbindung Dettenhausen-Walddorf-Pliezhau- stzn-Mtenburg-Reutlingen. Fabrikant Schradin aus Reut­lingen hob hervor, daß Reutlingen ein viel größeres In­

teresse an dieser Bahn, als an einer linksufrigen Neckar«! bahn habe. Alle Anwesenden sprachen sich für die Linie Tettenhausen-Reutlingen aus. Schließlich wurde be­schlossen, die Stadt Reutlingen zu ersuchen, sie möge die Angelegenheit in die Hand nehmen und sich finanziell an drm Projekt beteiligen.

Nah und Fern.

Explosion einer Pulverfabrik.

Samstag nachmittag halb 4 Uhr flog ein Stamps- werk der Pulverfabrik in Adolzfurt in die Luft, Men­schenleben sind nicht zu beklagen, doch gab es einige Ver­letzte. Es handelt sich um ein kleines, den Vereinigten Köln-Rottweiler Pulverfabriken gehörendes.Werk, das nur wenige Arbeiter beschäftigte. Es folgten mehrere Explo­sionen nacheinander, die das kleine Gebäude in Trümmer warfen. Die heftigen Detonationen und die starke Rauch­entwicklung des Schwarzpulvers, das hier fabriziert wird> ließen das Schlimmste vermuten, aber der Betriebsunfall stellte sich glücklicherweise noch als glimpflich heraus. Im­merhin ist der Sachschaden nicht unbeträchtlich.

Erdstoß.

Freitag Nacht um ^1 Uhr wurde in Ebingen wieder ein ziemlich kräftiger Erdstoß verspürt.

Schlägerei.

Im Neubau der Toniverke in Tür r m enz - Mühl- acker gerieten einige Schornsteinmaurer mit dem Bau­führer in Streit. Es entwickelte sich eine große Schlä­gerei. Nachdem der Bauführer einen der Arbeiter ge­schlagen hatte, mißhandelte ein Kollege des Arbeiters den Bauführer derart, daß er n. a. einen Schädelbrüchi erlitt und sehr gefährlich verletzt ins Krankenhaus ver­bracht werden mußte. Sieben Arbeiter sind wegen der Schlägerei verhaftet worden.

Kindestötung.

Gestern nachmittag wurde in dem Abort eines Hau­ses in der Ehristophstraße in Göppingen die Leiche eines neugeborenen Kindes entdeckt. Es liegt Kindes­tötung, begangen durch die aus guter Familie stammende 21 Jahre alte ledige Mutter vor, die verhaftet wurde. Tie Staatsanwaltschaft hat die Untersuchung ausge­nommen.

Schießende Kinder.

Samstag nachmittag spielten in der Böblingerstraße in Stuttgart hinter der alten Brauerei zum Hirsch. 2 Knaben mit einem Terzerol. Der eine der Knaben na­mens Keß drückte die Waffe ab und traf seinen Kameraden Köstlin so unglücklich, daß der Junge bald darauf starb.

Wieder ein Opfer seines Berufes.

Anr Samstag vormittag wurde in Göppingen der 65 Jahre alte Streckenarbeiter Georg Hohenecker zwischen Ebersbach und Uhingen, als er einem Güterzuge aus- weichen wollte, von der Maschine erfaßt und über die Bahnböschung in ein Feld geworfen, wo er mit zer­trümmerter Schädeldecke und gebrochenen Armen und Bei­nen tot liegen blieb.

Blitzschläge.

In Hirsch landen sind zwei Wohnhäuser und eine Scheune bei einem Gewitter einem Blitzstrahl zum Opfer gsfallcn. Ter Schaden ist sshr erheblich. Verletzt wurde niemand.

In Großsüßen schlug bei einem Gewitter am Samstag abend der Blitz in einen Bauernhof und legte Z Wohnhäuser und 2 Scheuern in Asche. Der Schaden ist bedeutend.

' Lustschiffahrt.

Eine Erwiderung.

Stuttgart. 1. Juni. Auf die Erklärung der für eine Fahrt im Lustschiss ausgelüsten Mitglieder des Vereins für Zeppelinjahr- ten teilt der Fahrtenleiter 'der Station Baden-Oos der Deut­schen Luftschissahrtsakticngesellschaft, Ingenieur Dörr, mit, daß er angesichts der ungünstige» Windverhältnisse gleich beim Ein­treffen der Passagiere an jenem Fahrttag diesen mitgeteilt habe, daß die Aussichten für eine Fahrt sich bedeutend verringert hätten, vorerst müsse man auf ein Abflauen des Windes war­ten. Die betreffenden Herren hätten diese Erklärung mit Ruh« entgegengenommeu und, als der Wind etwas nachgelassen habe, sei das Schiff sofort klar gemacht und die Passagiere seien gebeten worden, einzusteigen. Bis dsies erledigt gewesen sei, habe die Windstärke sich wieder erhöht und die Messungen hätten er­geben, daß die Fahrt nicht gewagt werden konnte. Die Messungen seien auf einem Zettel verzeichnet und dieser in die Kabine gereicht worden, wo jeder einzelne Passagier habe Einsicht nehmen können. Auch habe er den aus der Kabine erwartungsvoll heraussehenden Fahrgästen mündlich s«in Bedauern ausgesprochen, daß die Fahrt wieder nicht unter­nommen werden könne. Unterdessen sei ein Angestellter in gro­ßer Erregung zu ihm gekommen und habe sich varüber be­schwert, daß er in der Halle von einem der Passagiere in einer ungewohnten Weise angeredet worden sei. Gleich darauf Habs sich bei ihm auch ein Stuttgarter Herr gemeldet, der die Mit­teilung der Absage der Fahrt für ungenügend erklärte und sich über das Verhalten eines jungen Delagangestellten be­schwerte. Der betreffende Angestellte habe später im Beisein des Ingenieurs Dörr im Gegensätze zu der angeführten Stelle geäußert, -es sei ja noch schöner, wenn sich Dslag- beamte von den Passagierenanpfeifen" lassen müßten. Mit der Bemerkung, daß die Verschiebung einer Fahrt für die Fahrt- leitnng geradeso bedauerlich sei wie für die Passagiere, und daß der Delag jeder Passagier gleich lieb sei, ob er dem Verein für Zeppetinsahrten angehöre oder nicht, schließt die Erwider­ung. Der Verein für Zeppelinfahrten wird die Angelegenheit in der nächsten Vorstandssitznng behandeln. Zu der Frage, weshalb nicht gefahren wurde, erklärt der Vorstand der deut­schen Lustschissahrt-A.-G., Dr. Eckener:Weshalb wurde denn nicht gefahren? Die einfache Antwort lautet: Weil cs ohne schwere Gefährdung des Luftschiffes nicht möglich war. Und zwar war es weniger bedenklich, bei den herrschenden Wind­stärken zu fahren, als das Luftschiff aus der Halle heraus­zubringen. Es lag mit Pein Heck voran gegen einen Wind von 89 Seknndenmetern, der in die eintürige Halle hinein­blies. Fast seit Tagesgraucn, ja schon während oes ganzen vorhergehenden Tages war man auf der Lauer gelegen, einen günstigen Moment zum Herausbriugen und Drehen des Luft­schiffes zu finden. Vergebens. 'Der Unterzeichnete Fahrtcn- leiter derDelag" hat noch am gleichen Tage die fortlaufend»» Aufzeichnungen des Windmessers in Baden geprüft und festge- stellr, daß man so handeln mußte, wie geschehen war. Der so häßlich angegriffene Führer, der Diplomingenieur Dörr, ver­dient statt eines Tadels vielmehr hohe Anerkennung dafür> daß er sich unter dem Zwange der angegebenen Empfindungen und- Erwägungen nicht dazu verleiten ließ, das ihm anvertraut« kostbare Luftschiff in Gefahr zu bringen."