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mkt Erzähler vom Lchwarzwald.
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Amtsblatt für die Ltadt Wildbad.
verkündigungsblatt
der tigl. Forstämter Wildbad, Meistern, Lnzklösterle rc. während der Saison mit
amtl. Fremdenliste.
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Donnerstag, den 2S. Mai 1912
Deutsches Reich.
Annahine der Wehrvorlagen, der Deckungs- Vorlage mit Erbschaftssteuer und des Vrannt- weingesetzes im Reichstag.
Ter Reichstag hat gestern zwei Sitzungen abgchalten. Zuerst kam die T eck u ng s v o r l a g e zur Abstimmung. Diese ergab, wie zu erwarten war, zunächst die Annahme des von der Kommission vorgeschlagcnen Kompromißan- truges, wonach für den Ausfall bei dgr Branntweinsteuer bis zum 1. April nächsten Jahres eine allgemeine Besitz st euer vorgelegt werden soll. Mit noch größerer Spannung sah man der Abstimmung über den Zusatzantrag der Fortschrittlichen Volkspartei entgegen, der die Wiedervorlage der 1909 ab gelehnten Erbschaft sst euer fordert. Die Abstimmung war eine namentliche. Sie ergab die Annahme des Antrags mit 186 gegen 169 Stimmen. Dafür stimmte mit der gesamten Linken die Wirtschaftliche Vereinigung. Damit ist also unwiderleglich nachgewiesen, daß im Reichstag eine Mehrheit für die Erbschaftssteuer vorhanden ist, und daß also der Reichskanzler nicht nötig gehabt hätte, den Reichsschatzsekretär Wermuth zu ovsern. Ach bedeutsamer als die erste Sitzung war die zweite.. Sie brachte zunächst die endgültige Entscheidung über die Mhrvorlage; sowohl die Militär- wie die Marinevorlage wurden debattclos in dritter Lesung gegen die Stimmen der Sozialdemokraten angenommen. Das Ergebnis wurde von den bürgerlichen Parteien mit lauten Beisallsku ndgebungen aufgeno mmen.
Schließlich beschäftigte sich der Reichstag noch mit der Brann tw e in ste uer v o r l a g e. Das Gesetz wurde in der Aesamtabstimmung gegen die Stimmen der Sozialdemokraten, Freisinnigen, Elsässer und einiger National- liberalen angenommen.
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Die elsaß-lothringische Kammer nimmt Stellung zur Verfasfungsrevision, z» -cn Landesfarben und Begnadigung der Fahnenflüchtigen.
In der Zweiten elsaß-lothringischen Kammer wurde» gestern die Anträge von Zentrum und Sozialdemokraten behandelt, die dahin gehen, in dem Verfassungs- Atz vom 31. Mai 1911 an Stelle des Passus: „das Versassungsgesetz kann nur durch Reichsgesetz aufgehoben »der geändert werden" folgende Fassung zu setzen: „kann
Die Goldmühle.
Roman von Margarete Gehring.
Nachdruck verboten.
(Fortsetzung)
„Lag' mir doch ein gutes Wort, Mutter!" bat Flo- chn; „sei doch net so still und verstört, es ist doch net !? schlimm, wenn sie auch arm und Vvn geringer Herkunft - V> Die Hauptfach' ist doch, daß sie ein tüchtiges und Muzbraves Mädel ist und daß wir uns alle beide wirklich M haben. Ach, warum schweigst noch immer?" Er Wie keine Ahnung, welchen Kampf die Mutter in dieser Ttunde kämpfte.
Sie brach in ein krampfhaftes Schluchzen aus und Strömen flössen ihr die Tränen über die Wangen.
„Um Gottes willen, Mutter, was hast? Warum Emsi so herzbrechend? Was ist denn geschehen, daß Maus einmal so verändert bist? Ach, Mutter, so hör' doch Es zu kleinen! So red' doch!"
pa, Frau Rosemarie kämpfte einen schweren Kampf, mn freies Bekenntnis auch ihrer Schuld, um die nicht Mal ihre Eltern wußten, wäre das Rechte gewesen.
Wille noch zu schwach dazu, gebunden M die furchtbare Angst vor den ernsten häuslichen Mgen ihres Eingeständnisses. Sie liebte Florian über liäi ^ sitterre bei dem Gedanken, ihn womög- H plötzlich aller seiner Sohnesrechte ledig zu sehen, ganz Wehen, was aus ihr selbst würde, nachdem ihr Betrug Miikundig geworden.
Ach, daß ihr diese Stunde erspart geblieben wäre! welches Weh sie Flori bereiten würde, wenn Mund auftat und ihm sagte, wer Eva war, und 1 S konnte sie denn anders?
"^n," sagte sie mit matter, fast von Tränen er- Eind^ ^'Eme und faßte seine beiden Hände, „sieh,
^ es in meine Hände gelegt wäre, euch zu
«i " "chck zu helfen, ich tät's, und wenn die Eva noch venm- FH hätt's durchgesetzt beim Vater, und
aeln "och so harten Kampf gegeben hätt'. Aber
^lch, Flori, wenn du wüßtest, was es mich
M, es dir zu sagen!"
29. Jahrg.
rur durch Landesgesetz geändert werden". Nachdem die Abg. Hauß (Ztr.) und Peirothes (Soz.) ihre Anträge begründet und namentlich ersterer es mit Nachdruck als den Wunsch des Landes und des Volkes bezeichnet hatte, daß ein Teil der Staatsgewalt, nämlich das Recht, diejenigen-Personen zu berufen, die an der Spitze der Landesverwaltung stehen sollen, vom Lande selbst ansgeübt werden müsse und nicht durch Preußen, einem Staate, „der uns in politischen Dingen so sehr wesensfremd ist", gab der Staatssekretär Zorn v. Bulach namens der Regierung die Erklärung ab, daß die Anträge Sache der Reichsgesetzgebung seien. Es sei ausgeschlossen, daß nach der kurzen Zeit des Bestehens der Verfassung die Reichsgesetzgebnng an eine Aenderung herantrete. Trotzdem nahm die Kammer die Anträge einstimmig an. Ebenso wurde ein Antrag angenommen auf Schaffung eigener Landesfarben. Eine 12gliedrige Kommission wurde mit der Angelegenheit betraut. Dann wurde ein Antrag der Liberal-Temokraten, des Zentrums lind der Lothringer, die Regierung wolle sich für die B e - gnädig un g der Leute verwenden, die bis 1890 wegen Fahnenflucht oder Verletzung der Wehr-r Pflicht bestraft worden sind, einstimmig ange- nomme n. Staatssekretär Frhr. Zorn v. Bulach gab die Erklärung ab, daß sich vom Standpunkte der militärischen Disziplin aus gegen die allgemeine Amnestie der Fahnenflüchtigen, gegen die eine gerichtliche Untersuchung eingelcitet worden sei, Bedenken geltend machen, wenn auch für die vor 1870 Geborenen Milderungsgründe angeführt werden könnten. Bei allen Refraktären aus dieser Zeit kämen nur noch wenige Fälle in Frage, deren Strass noch nicht verbüßt oder erlassen worden sei. Die anderen Fälle würden aber jedesmal mit dem größten Wohlwollen behandelt. Angenommen wurde schließlich auch ein Antrag des Lothringer Blocks auf Auf Hebung der Strafbestimmungen für aus rüherische Zeichen und Rufe, welches Gesetz der Redner des Lothringer Blocks, Weber, als ständig die Ruhe der Bevölkerung störend hinstellt. Unterstaatssekretär Mandel rrklärte, die Regierung könne zum Schutze des öffentlichen Friedens nicht darauf. verzichten.
' *
Kampfs Mandat.
Die „Morgsnpvst" will aus parlamentarischen Kreisen erfahren haben, daß der Präsident Kaempf die von der Reicl'stagskominisjion beschlossene Beweiserhebung seiner Wahl gar nicht abwarten wolle, sondern während der Vertagung sein Mandat niederlegen werde. Die Mitteilung ist richtig.
„Sag's doch, Mutter," bat Florian nun auch unter Tränen, ans schlimme 'Nachricht gefaßt, „warum sagst du —"
„Flori, die Eva ist deiue Schwester, deines Vaters Kind!" Wie ein Schrei klangen die Worte, und Frau Rosemarie sank ganz in sich zusammen. Nun war es heraus.
Mit einem lauten Schreckensruf war Florian aufgesprungen; wie taumelnd schritt er zum Sofa und barg laut weinend das Antlitz in den Kissen.
Frau Rosemarie trat zu ihm und streichelte ihm liebkosend die Wange.
„Armer Bub," sagte sie, „komm, wein' net so, es hilft ja net! Oder meinetwegen, wein' dich aus, das macht das .Herz leichter."
„Ach Mutter," schluchzte er ohue aufzuseheu, „das trag' ich uet! Das kann ja gar net sein! Sprich, daß es net wahr ist! Ach, meine Eva, wenn du das vernimmst, ich glaub', dir bricht das Herz."
„Ach, wenn's doch net wahr wär'!" sagte die Mutter traurig, „aber es ist wahr. Trag's wie ein Mann, Flori, und sei dem Vater net gram! Es war eine Jugendsünde, die er hart genug gebüßt hat in seinem Gewissen. Muß denn das Schicksal auch gerade euch zwei zu- sammenführeu, dich und die Eva, gerad' wie den Vater und ihre Mutter, die auch Florian und Eva hießen wie ihr?!"
„Und die Eva und die Muhme, die wissen doch gar net das geringste davon?"
„Die Muhme weiß jedenfalls alles, drum ist sie immer so bös auf uns gewesen und hat der Eva schon, wie sie noch klein war, immer die Mühle verboten. Damals könnt' ich's mir gar net erklären, aber nun weiß ich, warum."
„Ja, ich weiß noch: wie sie den Hund wiederbrachte, hat sie's gesagt. Also deswegen! Mutter, bitt' den lieben Gott, daß ich net irr werde in meinem Verstände! Ter Schlag ist zu arg, als daß ich's fassen und tragen könnt'. Ich soll dem Vater net gram sein — ach, Mutter, versuchen will ich's ja, iveil du mich drum
Herr Kaemps hat diese Absicht schon lange u.nd wird natürlich,! wieder kandidieren. Im Herbst kann er dann wieder zum Präsidenten gewählt werden.
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Aus dem preußischen Dreiklassenhaus.
Berlin, 21. Mai. Das Abgeordnetenhaus nahm zunächst das B e s i tz b e f e st i g u n g s g e s e ß in zweiter Lesung mi. Nach Erledigung einiger Rechnungssachen wurde dann der Antrag der Geschäftsordnungskommission auf Erteilung der Ermächtigung zur strafrechtlichen Verfolgung deS verantwortlichen Schriftleiters Albert Wachs zu Berlin wegen Beleidigung des Slbgeordnetenhauses durch den in Nr. 99 des „Vorwärts" vom 28. April 1912 enthaltenen Artikel „Eine reaktionäre Affenkomödie" gegen die Stimmen der -Sozialdemokraten, Polen und Dänen und der Volkspartei angenommen Der Antrag der Geschäftsordnungskommission auf, Erteilung der.Genehmigung zur Einleitung des Ermittlungsverfahrens gegen die Abgg. Borchardt und Le inert wurde nach längerer Debatte gegen die Stimme der Sozialdemokraten, der Volkspartei und der Polen angenommen.
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Nürnberg, 22. Mai. Gestern fanden Verhandlungen zwischen Arbeitgebern und Arbeitern der Metallindustrie wegen Beilegung der drohenden Aussperrung statt. Das Ergebnis ist noch nicht bekannt.
Ausland.
Der italienisch-türkische Krieg.
Die Ausweisung -er Italiener aus -er Türkei.
K o n st a n t i n o p «l, 21. Mai. Der „Sabah" znsolge wird der Beschluß betr. die Ausweisung der Italiener tatsächlich damit begründet, daß die Italiener die Zivilbsamten von Rhodos, entgegen dem Völkerrecht, als Kriegsgefangene erklärt und nach! Italien gebracht haben, und außerdem damit, daß die Besetzung von Rhodos, die auf den Ausgang des Krieges keinen Einfluß haben werde, den Haß gegen Italien noch mehr gesteigert habe. — Da der Kriegs minister noch verbindert ist, das Zimmer zu verlassen, trat der Mi nisterrat im Kriegs- ministerinm zusammen. Der Ministerrat beschäftigte sich außer mit der Ausweisung der Italiener auch mit der Lage in Albanien. General Abdula Pascha wurde zum Kommandanten der in der Gegend von Prizrend und Jpek konzentrierten Trnv- pen ernannt. Die Zahl der hier anwesenden Italiener betragt 12 000, die Zahl der Italiener in der ganzen Türkei wird ans 60 000 geschätzt.
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Hafenarbeiterstreik in London.
London, 21. Mai. Unter den Londvne. H ifenaibe i- tern brach gestern ein neuer Streik aus auf nie Anordnung des Transportarbeiterverbands, nickt mit der Gewerkschaft fernbleibendm Arbeitern znsammenzuarbeiten. Im »vorliegenden Fall handelt es sich »m einen einzigen Arbeiter, der sich weigert, der Gewerkschaft beizutreten. Es bürsten heute
bittest, aber ob ich's kann? — mein ganzes Glück hat er mir doch entzweigeschlagen! Warum har er's dir ner gleich gesagt vor der Hochzeit, dann wär' mir der Schmerz von vornherein erspart geblieben. Nun soll ich's nagen und kann's doch net. Und was soll ich der Eva jagen, die ihre ganze Liebe mir zugewandt und ihr ganzes Glück aus meine Liebe gebaut hat? Nun kann ich keine Freud' mehr haben im Leben und sie auch net. Eva, ach Eva, meine arme, liebe Eva! Tu bist ja mein ganzer Slvlz und meine ganze Freud' und mein ganzes Glück und mein Ein und Alles gewesen, mein Augenlicht und mein. Sonnenschein! Und nun bist - meine Ochwesterltt Erborg sein Gesicht im Schoße der Mutter, und dev-Mutter Tränen fielen auf das Haupt ihres Arresten, das sie fassungslos in Händen hielt.
Totenstill war es eine Weile in der Stube; nur das Tacken der Wanduhr und das leise, wehe Schluchzen des armen Burschen unterbrachen die Stille. Wcnn's plötzlich so still wird im Zimmer, so sagt inan: „Es geht ein Engel durchs Zimmer." .Hier ging kein Enget, des Trostes durchs Zimmer, sondern der böse Geist stiller Verzweiflung breitete seine dunklen Schwingen über beide, Mutter und Sohn, über die Mutter mit den wider- streitenden Gefühlen zärtlicher Mutterliebe und entsetz-, licher Angst und Ratlosigkeit im Herzen und Gewissen,, und über den jungen Sohn, dessen Glück in Scherben lag, daß keiner es wieder zusammenkitten konnte außer einer, und der war der Mund verschlossen und di? Hand gebunden durch ihre Schuld.
Endlich stand Florian auf und sagte mit fremder Stimme: „Da cs net anders ist, Mutter, so muß ich es wohl dem armen Mädel sagen, wie es um uns sieht. Schlaf wohl, Mutter!"
„Flori, heut in der Nacht willst doch »et noch aus den Berg? Tie Eva schläft doch längst! Komm, bleib und geh zur Ruh und red' morgen mit ihr! Ich vergeh' vor Angst und Sorge, wenn :ch dich heut draumm weiß. Tu mir's zulicb' und bleib', du wirst's morgen selber einsehn, daß es so besser ist. Mein armer, lieber Bub, ach, hätt' ich dir das doch ersparen können!"
(Fortsetzung folgt.). . / st.Z: T