<10 000 Mann feiern,' doch wird der Ausstand, falls nicht eine «afche Einigung erfolgt, «inen viel größeren Umfang annehmen.
Ariesack, 21. Mai. Heute nachmittag fand in der Dorf- lkirche zu Nackcl für den Prinzen von Cumberland und feinen iKainmerdiener eine schlichte Trau erfrier statt, zu welcher Hie Prinzen Eitel Friedrich und August Wilhelm, sowie andere Hohe .Herrschaften erschienen waren. Die Trancrparade stellte Las 21. Ins.-Reg. aus Nen-Rnppin. Hieraus wurden die Lci- Ichen auf den Bahnhof nach Fricsack übcrgefnhrt. Der Militär- Mercin Racket begleitete den Zug bis hinter das Dorf. Eine Echwadron Rathenower Ziethenhusaren war deni Zug von Frie- ßsack entgegengeritten. Vom Bahnhof Fricsack erfolgte abends die -Acbersührung der Leichen nach Gmunden.
Rewyork, 21. Mai. Die Familie Wide »er stiftete vier Millionen Dollars für ein Krüppelheim zum Andenken an die mit der „Titanic" untergegangenen Herren Harry und George Widener.
Württemberg.
Württembergischer Landtag.
Stuttgart, 21. Mai. Zweite Kammer. Zn Abwesenheit des Präsidenten Payer, der durch den Reichstag „auf längere Zeit" verhindert ist, beschäftigte sich heute nachmittag die Zweite Kammer mit dem Beglicht des Finanzausschusses über den vom Verband württ. Gewcrbevereine und Handwerkerveroinigungen vorgelegten Antrag des Gewerbevereins Rottenburg, die Strafanstalten des Landes zur Gemeindesteuer heranzuziehen. 'Ter Eingabe schloß sich eine weitere der bügerlichen Kollegien von Rottenburg in gleichem Sinn an. Berichter- jstatter war Abg. Kraut (BK.) Ter Ausschuß beantragte: „Die beiden Eingaben der Regierung zur Erwägung, ov nicht eine Zubuße zu den Gemeindeausgaben seitens der Justizverwaltung angezeigt erscheint, W übergeben." Im Verlauf der Debatte vertrat Abg. Be tz (Vp.) die Ansicht, daß mit der Besteuerung der Strafanstalten nichts erreicht sei, lieber solle man den Gemeinden das Recht geben, unbeschränkte Zuschläge zur Staatssteuer zu erheben. Staatsminister v. Schmidlin sprach sich zu dem Antrag wohlwollend ans, wenigstens pellte er „Erwägung" in Aussicht. Bei der Abstimmung wurde der Antrag des Ausschusses vom Hause a n geno m m e u.
Es folgt die Besprechung der Bitte des Privatiers August Zöppritz in Stuttgart vom September 1910 um Bestimmung einer homöopathischen Potenz, von der ab jeder Stoff dem Verkehr freigegcben und nicht mehr als „Arznei und Gift" im Sinne des Gesetzes angesehen werden kann". Berichterstatter ist Abg. Keil- bach (Z.) Ter Ausschuß für innere Verwaltung stellte Herr Antrag 1) die K. Regierung zu ersuchen im Bundesrat -dahin vorstellig zu werden, eine Potenz zu bestimmen, don der ab jeder Stoff dem Verkehr freigegeben wird. 2) Die Ziffer 2 der Eingabe: auf der Universität dafür zu Morgen, daß der künftige Richter, wie der künftige Arzt so unterrichtet werde, daß sie sich ein richtiges Bild von der Homöopathie und deren Wirkungen aus eigener Erkenntnis zu machen vermögen -- der K. Regierung zur Kenntnisnahme zu überweisen. Beide Anträge werden ohne Debatte angenommen.
Weiter liegt eine Eingabe des Reichsverbandes der Hutdetaillisten Deutschlands (E. V.) am 31. Oktober 1910 Mir. die sogenannten Sonderrabatt? vor. Tic Eingabe richtet sich gegen die sich immer weiter ausbreitcnde Sitte im kaufmännischen Leben den Mitgliedern gewisser Bereinigungen wie zum Beispiel Lehrer-, Beamten- etc.- Bereinen Sonderrabatte zu gewähren. Berichterstatter ist Abg. Hiller (BK.) Ter Antrag des Ausschusses sür innere Verwaltung geht dahin, die Eingabe der Kgl. ^Regierung zur Kenntnisnahme vorzulegcn, da der Ausschuß der Ansicht war, daß man den Beamten gegen- iüboc ein Verbot, Sonderrabatte in Anspruch zu nehmen, picht erlassen könne, wie es die Eingabe wolle. Der Wnsschußantrag findet ohne Debatte Annahme.
Hierauf folgt eine Eingabe des Schwäbischen Gau- »vcrbandes gegen den Alkoholismus betreffend dis Neuro rdnung des Wirts chastskonzessivns Wesens. Ter Ausschuß beantragte 1) Die K. Regierung zu ersuchen, im Bundcsrat dafür einzutreten, daß die beruflichen Verhältnisse der Gastwirtsgehilfen und --Gehilfinnen geregelt werden und dabei insbesondere ein besserer Schutz der An- Wngestellten gegen wirtschaftliche Ausbeutung, gesundheitliche und sittliche Gefahren eingesührt wird. 2) Die Aufsicht über Gastwirtsbetriebe mit weiblicher Bedienung weiblichen Gcwerbeaufsichtsbeamteu vorzugsweise zu über- Lragen. 3) Die weiteren Punkte der Eingabe als durch die gefaßten Beschlüsse erledigt zu erklären. In einem nachträglichen Antrag beantragte der Ausschuß noch: Ter lK. Regierung den in der Eingabe enthaltenen Wunsch, „bei Erteilung einer Wirtschaftskonzession sollen auch die finanziellen' Verhältnisse des Gesuchstcllers berücksichtigt werden" zur Erwägung zu übergeben. Außerdem beantragte der Referent, den in der Eingabe enthaltenen Wunsch: „neue Wirtschaftskonzessionen sollen gegen den Willen der Gemeinden in der Regel nicht verliehen werden" der Regierung zur Erwägung zu übergeben. Bei der 'Abstimmung wurde der Antrag M aier betreffend die Berücksichtigung der finanziellen Verhältnisse des Gesuch- fftellers bei der Erteilung der Wirtschaftskonzession in Namentlicher Abstimmung mit 34 gegen 32 Stimmen ab- fgelehnt, in einfacher Abstimmung dagegen die Anträge des Ausschusses angenommen, ebenso der Antrag Maier, wonach Wirtschaftskonzessionen gegen den Willen der Gemeinden in der Regel nicht verliehen werden können. Nächste Sitzung morgen vormittag 9 Uhr: Zweite Beratung eines Gesetzes betreffend die Rechtsverhältnisse der Volksschullehrer. Schluß 7 Uhr.
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, Vertagung -es Landtags.
Wie die „Schwäbische Korrespondenz" hört, ist mit einer Vertagung des Landtags gegen Ende Juni zu rechnen. Im Oktober werden die Volksvertreter wieder zu einer etwa lätügigen Tagung zusammen treten. Je
denfalls finden aber die Neuwahlen noch dieses Jahr statt, wie man annimmt Ende November oder spätestens Anfang Dezember.
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Tie Erste Kammer.
Ltuttgart, 21. Mai. In der Ersten Kammer widmete der Präsident- dem verst. Mitglied Domkapitular Maser einen Nachruf. Flaschnerobermeister Lorenz, der an Stelle des verstorbenen Malermeisters Schindler zum Vertreter des Handwerks ernannt worden ist, wurde vereidigt.
Hieraus begründete Geh. Hofrar v. Jobst sorgende Anfrage: „Ist dem Herrn Staatsminister des Innern bekannt, daß zurzeit ein Komitee in Bildung begriffen ist, weiches sich die Ausgabe gestellt hat, ans dem Cannstatter Wasen einen Aus- stcllungspark mit ständigen Gebäuden zu errichten? Dabei sind leider mehrere Baulichkeiten iür diejenige Stelle projektiert, welche nach längst bestehenden Plänen für die Großschifsahrt in Aussicht genommen utd zugleich die einzige ist, die leinen passenden Anlandeplatz für Stuttgart und die Durchfahrt nach WÜngen-Plvchingen ermöglicht. Erklärt sich der Herr Staats- minlstrr bereit, Vorsorge zu treffen, daß die Aufstellung eines definitiven Planes für den Ausstellungspark ans die älteren und wichtigeren Interessen der in naher Zeit einzasührensen Großschifsahrt ans dem mittleren Neckar gebührende Rücksicht genommen wird?"
Minister v. Pischck erwiderte, das Projekt sei über die allerersten Sinsen noch nicht hinausgekoininen. Die Pläne seien noch nicht fertig, die Platz- und Kostenfrage noch nicht gelöst. Darum habe auch die Regierung keine Veranlassung gehabt, sich mit dem Projekt näher zu befassen. Der Antragsteller könne sich daraus verlassen, Laß die Negierung irgend eine Beeinträchtigung der Interessen der Großschiffahrt und eines An- landrplakeS nicht zulasten werde. Ein künftiger Hafen von Stuttgart würde jedenfalls aber weiter oben am Neckar, und das schon wegen der Mite» Verbindung mit der Bahn, in Aussicht zu nehmen sein.
Nun ging e§ an die Beratung des Entwurfes cineS israe- litischen R e l i g i o n s g e m c i n s ch a f t s g e s e tz es. Berichterstatter ist Staatsrat v. Kern. Nach einem Beschluß des anderen Hanfes sollen lt. Art. 2 die besoldeten Mitglieder des Engeren Rates vom König auf Lebenszeit ernannt, die übrigen Mitglieder vom Weiteren Rat gewählt werden. Demgegenüber beantrage der Staatsrechtliche Ausschuß folgende Fassung: ,-,Die Mitglieder des Engeren Rates werden, soweit sie besoldet sind, vom König auf Lebenszeit, im übrigen vom Ministerium des Kirchen- und Schulwesens ans der Zahl der vom Weiteren Rat Vorgeschlngenen aus bestimmte Zeit ernannt." Präsident Haber m aas befürwortet den Antrag des Ausschusses dringend. Schon in: anderen Haus bade der Kultministcr auf die Analogie bei der evangel. Landeskirche hingewiesen. Eine halbstaatliche Verwaltungsbehörde könne man nicht aus der Wahl hervvr- zehen lassen, es gehe auch nicht, den Israeliten likechte rinzuräumen, die der evangel. Akehrheit Vorbehalten blieben. Am besten wäre noch die Annahme der Regierungsfassunq, am bedenklichste» scheine die Ernennung auf bestimmte Zeit. Pros. Satorius: Zwischen dem Art. 1 und 2 nach den Ansschutz- anträgcn ist ein Widerspruch vorhanden. Don rechtsmegen sollte die Selbstverwaltung und völlige Freiheit der Kirche durchgeführt werden. Die israelitische Qberkirchenbehörde ist nach dem Antrag ein Zwitter. Bei der evangelischen Kirche liegen die Dinge ganz anders, dort handelt cs sich um eine jahrhundertelange Tradition, hier bei der israelitischen Kirche aber nicht. Man sollte die israelitische Kirchenbehörde zu einer rein kirchlicher! Behörde machen. Kultministcr v. Fleischhauer: Der vorliegende Artikel ist der einzige, bei dem sich größere Disser-enren zwischen dem Regierungsentwurf und dem anderen Hause sich ergeben haben. Der vorliegende Antrag ist ein Ver- miltlungsantrag, gegen een wesentliche Bedenken nicht bestehen. Dekan Müller empfiehlt den Ansschnßantrag. Dieser wird denn ancb vom Hans ohne Widerspruch angenommen. Auch die weiteren Artikel fanden ohne wesentliche Debatte Annahme nach Len Anträgen des Ausschusses.
Kirchheirn a. N, 18. Mai. Eine Bürgerin der hiesigen Gemeinde, Fräulein Tabitha Härle wurde von der medizinischen Fakultät Basel zum Doktor der Medizin, Chirurgie und Geburtshilfe promoviert.
R»tte«b«rg, 2t. Mai. Wie die Rottenburger Zeitung hört, hat bei der Fassung der Quelle an der Niedernauerstraße die Wünschelrute gute Dienste getan. Wohl kannte man ihren Austritt aus der Ncckarseite der Straße, nicht aber ihren Verlauf nach den: Walde zu. Den Sitz der Quelle stellte nun Baurat Groß am Fuße des Waldes mit Hilfe her Wünschelrute leicht fest. Der Draht machte alsbald einen starken Ausschlag Nach der Erve zu, und beim Nachgraben stieß man direkt auf die Wasserader.
Nah und Fern.
Eisenbahndieb.
Stationsdiener Nepper, angestellt auf dem Stadtbahnhof in Vaihingen a. E., wurde wegen Verdachts des Diebstahls aus Bahnsendungen verhaftet und dem Amtsgericht eingelicfert. Nne Hausdurchsuchung lieferte die Beweise seiner Schuld.
Das leidige Schieße».
Das Hochzeitsschießen hat in Unterkochen wieder einmal Unglück angerichtet. Gin auswärtiger Gast wollte der leidigen Gewohnheit des Knallens nicht entsagen und schoß ein Mädchen aus Aalen in den Hals. Die Wunde ist zwar nicht lebensgefährlich', erfordert aber doch ärztliche Behandlung und dürfte eine Entstellung des Opfers zur Folge haben.
Wieder ei» Arrts mobil »»glück.
Ter 18jährige Sohn des Weinhändlers Engmann aus Oppenheim fuhr Dienstag Nachmittag mit feinem Chauffeur Henssinger im Automobil nach Mäiuz. Er lud zu der Fahrt die Frau des Gerichtsassessors Kumpf und deren 16jährige Nichts, Fräulein Kopp, Tochter eines Lederfabrikanten in Offenbach ein. Kurz vor Bodenheim,' wo die Tisenbahnstrecke nach Alzey abzweigt, wurde das Meise der Bahn in allzu rascher Fahrt überfahren. Der Wagen überschlug sich, und die Insassen wurden herausgeschleudert. Die beiden Damen kamen mit Hautabschürfungen davon, Engmann dagegen erlitt derart schwere Verletzungen, daß er nach einer Stunde starb. Ter Chauffeur Hensinger, der ebenfalls schwere Verletzungen davontrug, wurde nach Mainz ins Spital gebracht.
Ei« Kampf mit Einbrecher«.
Berlin, 21. Mai. In der Gemarkung Bredow bei Nauen wurde heute früh in der sechsten Stunde ein Einbruch entdeckt. Bahnbeamte sahen zwei verdächtige Männer einen Landweg einschlagen. Sie benachrichtigten sofort den Amtsdiener Kleins chmidt. Der eine der beiden Männer führte ein Fahrrad bei sich. Dieser wandte sich, als man zur Verhaftung schreiten wollte, plötzlich um und gab mehrere Revolverschüsse ab. Der Amtsdiener Klcinschmidt verschied, von mehreren Kugeln getroffen, aus der Stelle. Als der eine Dieb von den
Bahnbeamten gepackt wurde, schoß er sich selbst eine in den Kopf, und als er noch lebte, tötete sh-,, Genosse durch einen Schuß in den Kopf, wahrsch^ lich i» der Absicht, ihn stumm zu machen. Dann schy,«»! er sich auf sein Rad und entkam, wurde aber in einig/ Entseruung, durch Gendarmen und Förster, die man tel/ phänisch benachrichtigt hatte, gestellt. Es kam von nen-m zu einem Heuergefecht und der Verbrecher wurde erschösse n. Bon den Beamten wurden einig? l x jch, verletz t. ^
Der Antomobilnnfall des Prinzen Enmbe^g,^
lieber den Hergang des Unglücks, dem der Prinz von berland und sein Kammerdiener znm Opfer gefallen sind noch folgendes berichtet: ^ ^
Der älteste Sohn des Hauptes des WelfenhauseK b«M sich auf der Reise zum Leichenbegängnis seines königlichen OE-K nach Kopenhagen Er hatte in Begleitung seines Kammerdiener, und eines Chauffeurs vor einigen Tagen Gmhnden im mobil verlassen, sich in Prag und Berlin aufgchalten und um am Montag nachmittag von Berlin abgefahren. Kurz vor 5 Uhr hatte der Prinz Friesack passiert. ' Er hatte offenbar du Tasci. ans welcher wegen Straßenreparaturen zu längs,,,,,,. Fahrt aufgcfordcrt wurde, übersehen, und sauste in den sM bearbeiteten Teil der Chaussee hinein. Das Gefährt gey- ins Wanken, der Prinz verlor die Gewalt über das AnwoM und dieses sauste gegen die Grenzsteine der Chaussee und d!nn gegen eiiien^Schlagbanin. Der Prinz und sein Begleiter waÄ ans der L-t c l l e tot. Der Chauffeur, welchem der Py,, die Fülnung des Wagens abgenommen hatte, saß im des Wagens. Er erkannte im Augenblick des Unglücks die G,. fabr, vermochte aber den Prinzen nicht mehr darauf aui,nn!. sam zu machen. Er blieb aber bei voller Besinnung und war i» der Lage, die vorbcifahrenden Automobile und' RMffer von der furchtbaren Katastrophe in Kenntnis zu setze». Duch Radfahrer und andere Gefährte wurden sofort die umliegenden Ortschaften von dem Unglück verständigt und nach kurzer ßw war die Polizei und Rettungsmannschaften zur Stelle. NaÄM die Unglücksstelle vom Gericht besichtigt worden war, war« den die Leichen des Prinzen und des Kammerdieners „ach NM gebracht Der Chauffeur wurde nach Anlegung eines Nvtver- banbes nach dem Hause eines Gutsbesitzers übergeiührt, m er vorläusig verbleiben soll.
Herzog Georg Wilhelm von Cumberland, Herzog z» Bram« schweig und Lüneburg, war an, 28. Oktober 1880 zu Gmmidm als ältester Sohn des Herzogs Ernst August und seiner G,. mahlin, gab. Prinzessin Thyra von Dänemark, Schwester jO soeben verstorbenen Königs Friedrich VIII., geboren. Er wurde als Hauptmann im österreichischen Infanterieregiment Rr. IS geführt, war aber seit Jahren aus Gesundheitsrücksichten verhindert, in den: Front Dienste zn tun. Sein jüngerer Brnd«> Prinz Ernst August, steht im 25. Lebensjahr. Er gehört ok Leutnant dem bayrischen ersten Schweren Reiterregiment m München an. Die Großherzogin von Mecklenburg-Schwerin ist eine Schwester des Verunglückte». Die Elter» des Prinzen waren im Laufe des Tages in Rostock eingetrosfcn, dort wollten sie übernachten und dann zu den Beiletzungsseicrlickkcitm rach Kopenhagen Weiterreisen.
Hofklatsch.
Sämtliche Brüsseler Abendblätter beschäftigen sich mit Vorgängen, die sich angeblich im königlichen Schloß abge- spiekt haben sollen und von denen in der ganzen Stadt und auch im Ausland gesprochen wurde. Am 4. Mai gab das Kö> nigspaar im Schloß zu Laaken ein Gartenfest, bei d» etwa 4000 Personen anwesend waren. Schon am Nachmittag erzählte mar: sich, daß am Vormittag im S t a d ts ch loß sich ein Drama abgespielt habe. Die Königin habe dm König in zärtlichster Unterhaltung bei einer Kammerfrau ertappt und diese durch einen Revolverschuß getötet. Der König hatte von diesen Gerüchten, an denen kein wahre? Wort ist. ebensowenig etwas erfahren wie die Königin. W ihm von hohen Würdenträgern davon Mitteilung gemach! wurde, beauftragte er seinen Privatsekretär, die Vertreter der Brüsseler Presse ins Schloß zu bitten, um ihnen zu erklären, daß mi der ganzen Geschichte kein wahres Wort sei. Der König ließ sie dringend bitten, man möge die Sache der Ocffentlich- keit Mitteilen und sie keinesfalls vertuschen. Gleichzeitig wurde die Staatsanwaltschaft angewiesen, den Urhebern des abenteuerlichen Gerüchts nachzugehen und gegen sie Strafantrag zn stellen. Die Staatsanwaltschast Hai auch bereits gegen drei Personen Anklage erhoben.
Gerichtsaal.
Das Müklhcimer Eisenbahnunglück.
Freiburg, 20. Mai. Zur heutigen Verhanoluvg, die um 9i/r Uhr ihren Anfang nimmt, sind 27 Zeugen geladen. Es kommt die Fahrt des Unglückszuges Arsck- Müllheim zur Erörterung. Platten gibt an, er M bei Leopoldshöhe wegen der dortigen Umbaustrlle Kn Dampf abgestellt. Bei Hallingen sei der Dampf wieder 6«^ gestellt worden. Platten wird nun vorgehalten, er hak sich nach Passieren der Station Haltingen niedergesch, bei Eiringen eine kurze Betriebsbremsung voraenomne« und sei dann bei Jstein eingeschlafen. Nach Passieren de» Tunnels habe Platten das Ausfahrtsignal unbeachtet P- lassen, bei Bellingen aber gebremst. Darauf Hane » sich wieder auf seinen Führersitz niedergelassen, ft: bw Schlierigen sitzen geblieben und dann unterhalb der Slam Auggen eingeschlafen. Tiefe van Matten dem StaatM- walt am Tage nach dem Unglück gemachten Angabe« zeichnet der Angeklagte heute als unrichtig. Or s damals so aufgeregt gewesen, daß er wohl falsche ' gaben zu seinen Ungunsten gemacht habe. Der « e ' leidiger Plattens verlangt eine Erklärung darMr, v « Plattens erste Einvernahme in dem Moment erfolgt i , als die Opfer der Katastrophe in Begleitung von -cus und Feuerwehr nach dem Bahnhof Müllheim gevraqr wurden und daß die Musik die Trauermarsche vor Zimmer spielte, in dem die erste Vernehmung M stattfand. Ter Staatsanwalt lehnt eiuch Erklär^ daiiiber ab und beantragt zu diesem Punkte die M von Oberamtmann Gerber in Müllhcim. Ta» G beschließt dessen Ladung. Lokomotivführer Brude l senbnrg) gibt Auskunft über die Vorschriften s Lokomotivführer, die für das Passieren des Tunnels Jsteiner Klotz aufgestellt sind, und behauptet rn de zu sein, noch bei 60 Kilometern Geschivindigkeit" aus kurze Distanz zum Stehen zu bringen, wasie^ vom den Sachverständigen bezweifelt wird. Aus ^ ltgcn Vorhalt erklärt Platten, daß die er bei seiner ersten Vernehmung gemacht habe, I w tig seien, denn er sei damals seiner Sinne mcyr ^ mächtig gewesen. Der Staatsanwalt verlang ^ nochmalige Verlesung aller vorhandenen Pro ^ Matten vom 17. bis 31 Juli. Es wird dem A . 1 sprachen. Die Verlesung der Protokolle mmmt ve " Rest der Vormittagssitznng in Anspruch.