Deutscher Reichstag.

Sitzung vom 18. Mai 1912.

km Bundesratstische Großadmiral v. Tirpitz.

In der Hofloge: Chef des Marinekaöinetts v. Müller.

Präsident Dr. Kaempf eröffnete die Sitzung uni 1 Uhr 18 Min. und führte ans:

Meine Herren! Seine Majestät König Friedrich von Däne­mark ist auf deutschem Boden infolge eines Herzschlags plötzlich aus dem Lebe» geschieden. Der Deutsche Reichstag spricht der benachbarten dänischen Nation sein herzliches Bedauern und auf­richtiges Mitgefühl hiermit aus. (Die Mitglieder des Hauses mit Ausnahme eines Sozialdemokraten haben sich von den Sitzen er­hoben.)

Auf der Tagesordnung stand zunächst die zweite Lesung des Marineetats.

Abg. Vogtherr (Soz.): Den berechtigten Wünschen der Norö- seefischer, die bei den Schießübungen schwer geschädigt werden, muß entsprochen werden. Hat das Torpedoboot D 25, das nach Danzig beordert ist, um die kronprinzlichen Sportfahrten zu be­gleiten, dabei auch kriegerischen Zwecken zu dienen?

Abg. Dr. Struve (Fortschr. Vpt.): Bei den fortgesetzt steigen­den technischen Ansprüchen, die an das technische Personal der Marine gestellt werben, müssen den Ingenieuren auch entsprechende Erleichterungen geboten werden . Bei der zunehmenden Kompli­ziertheit der Schiffe und Schiffsmaschinen müssen unbedingt höhere Jngenieuroffizierchargen geschaffen werden. Die Trennung der Ingenieurschule von der Deckoffizierschule ist nötig. Die Deckoffiziere müssen aus dem Unteroffizierstande herausgehoben werden. Die Unterseebootwaffe, die bereits heute äußerst exakt arbeitet, muß weiter ausgebaut werben.

Staatssekretär v. Tirpitz: Auf die Nordseefischer wird nach Möglichkeit Rücksicht genommen; es wird auch dafür Sorge ge­tragen, daß sie zur Flutzett Cuxhaven ungefährdet erreichen können. Dem Jngenieurkorps bringe ich von jeher das größte Wohlwollen entgegen. Auch die Seezulage wirb ihnen gewährt, wie keiner anderen Offizierkategorie. Die Auffassung des Abg. Dr. Struve von den Verhältnissen der Ingenieure entspricht nicht den Tatsachen. Jede Marine kann beneidet werden, wenn sie solche Sicherheit im Funktionieren ihrer Maschinen hat, wie wir. Deshalb gehen wir natürlich mit großer Vorsicht an den Gedanken heran, an der Organisation des Jngenieurwesens etwas zu ändern. Strasgewalt vermögen wir den Ingenieuren nicht zu geben. An Bord hat nur der Kommandant Strafgewalt der erste Offizier, ein Fregattenkapitän, hat die Strasgewalt e S Kompagniechefs. Würden wir auch den übrigen Offizieren, den Kapitän­leutnants rc. Strasgewalt geben, so müßten natürlich auch die Ingenieure Strasgewalt erhalten. Eine verstärkte theoretische Schulausbildung der Ingenieure verbietet sich bei der rapiden Entwicklung der Marine ganz von selber. Bedauerlich ist es, daß unsere Unterseebootmannschaft kürzlich in der Presse ein un­günstiges Urteil gefunden hat. Wir brauchen nicht das Licht der Öffentlichkeit zu scheuen. (Beifall.)

Abg. Erzberger (Ztr.): Der Marineetat ist sehr gründlich durch­beraten; wenn es heutzutage etwas schneller geht, so ist das nur -erfreulich. Die vielen Millionen für unsere Marine gehen fast ausschließlich an die nördliche Industrie, man möge auch die süd­deutsche Industrie und Landwirtschaft bei Beschaffung der Mate­rialien berücksichtigen. Beim Verkauf des Altmaterials sollte der Staatssekretär sich an den Stahlwerksverbanb ipenden, dann geht er vielen Unannehmlichkeiten aus dem Wege. Die Strasgewalt auszudehnen, ist nicht zu empfehlen; sonst kommen die Matrosen gar nicht aus dem Arrest heraus. Für niemand ist soviel in den letzten Jahren geschehen, wie für die Ingenieure. Sie stehen sich viel besser, als ihre Kollegen in der Privatindustrie. Die Ange- ftelltenausschüsse sollten baldigst eingerichtet werben. Die Be­fugnisse der Arbeiterausschüsse müssen ausgedehnt, die Wochen- fetertage müssen ebenfalls entlohnt werden.

Vizeadmiral Capelle: Bei jeder Submission wird auch die süd­deutsche Industrie berücksichtigt. Gänzlich ungehörig ist es, wenn Weine vom Offizierkasino vertrieben würden. Meistens sind die Beschwerden aber nicht zutreffend gewesen.

Abg. Hoff (Fortschr. Vpt.): Gegen die Heranziehung Süd- beutschlands zu den Lieferungen haben wir nichts. Die Sache tft aber doch nicht so, daß die Marineorte mit Segen geradezu Überschüttet wären. Dt- SchullasteT. dieser Orte b-hingen Str^tr»

Der steht niedrig in der Toren Nkitte, Wer blindlings hat das Ja und Nein gefunden, Nicht unterscheidet, ob es Deutung litte.

Dante.

Die Goldmühle.

Roman von Margarete Gehring.

38) Nachdruck verboten.

(Fortsetzung.)

Zweites Kapitel.

In der Goldmühle hatte der Großvater das Zeitliche gesegnet. Flori war mehrere Jahre fortgewesen, in großen Mühlen und größeren landwirtschaftlichen Betrieben. Zum Ueberfluß hatte ihn der Vater noch zwei Winter auf eine landwirtschaftliche Schule getan. Nun war er feit kurzer Zeit wieder daheim. Der Hansel, Florians Bruder, war ein flotter Bruder Studio geworden, den alle gern hatten. Zumal sein Leibbursch Karl Friedrich hing mit inniger Freundesliebe an ihm.

Tie Eltern aber hatten ihre Helle, sonnige Freude an ihrem Jüngsten, und der größte Vaterstolz und die reinste Mutterfreude leuchtete aus ihren Augen, wenn er mit der bunten Mütze und dem bunten Bande in die Ferien kam und, was auch geschah, einen oder mehrere Verbind­ungsbrüder mitbrachte. Solch ein frohes Leben und Trei­ben hatte die alte Goldmühle noch nicht gesehen.

Rosemarie, Hansels Schwester, war zu einem hübschen Mädel herangewachsen und liebte den schmucken Bruder zärtlich. Auch Hansel war nicht wenig stolz auf seine hüb­sche Schwester und freute sich, so oft er sie ansah, schon aus den Tag, wo er sie zum erstenmal mit zum großen Verbindungsballe einladen könnte, und auf die verwun­derten Augen, die sie und der Vater dann machen würden-

Rosemarie, gib acht", sagte er eines Tages zu ihr, du wirst die Ballkönigin! Mädel, du bist auch zu nett geworden."Na, sei du nur still!" antwortete sie;wenn du net mein leibhaftiger Bruder wärst, Knall und Fall verlieben tät' ich mich in dich!" Da lachten sie beide, und er nahm sie in die Arme und wirbelte sie in der großen Mühlstube umher, daß es der Mutter endlich, zu viel wurde und sie Einhalt gebot:Aber Kinder, was sollen die Leut' denken, wenn euch eins sieht? Es ist doch net Balltag in der Mühle, und ihr wirbelt den ganzen Staub empor."

erhöhungen bis zu 70 Prozent. Auch die Fischer Ser Ostsee klagen über Benachteiligung durch die Marineschictziibungen. Di« Marine-Ingenieure klagen seit Jahren über die Zurücksetzung gegenüber den Seeoffizieren. Bei den Dienstreisen besteht eine zu reichliche Liberalität. Seitens des Oberwerftdirektors wird ein soldatischer und bureaukrarischer Geist gepflegt, der nicht den Interessen der Werft entspricht. Die zahlreichen Pensionierungen bei der Werftbuchhalteret geben zu denken.

Abg. Vogtherr (Soz.): Eine Ausdehnung dqr Strasgewalt halten wir nicht für angebracht. Durch Preistreibereien des Großhündlerverbandes scheint die Marineverwaltung geschädigt zu werden.

Abg. Dr. Struve (Fortschr. Vpt.): Mit einer besseren Pensions- bedingnng allein ist den Deckoffizieren nicht gedient.

Abg. Ahlhorn (Fortschr. Vpt.): Die Verkaufsstellen auf der Werft in Wilhelmshaven liefern nach wie vor an Private. Durch derartigeWohlfahrtseinrichtungen" werden die Geschäftsleute schwer geschädigt.

Abg. Erzberger (Ztr.): Hätten wir alle Reformvorschläge Dr. Struves durchgeführt, so Hütten wir eine völlig desorganisierte, disziplinlose kaiserliche Marine. Wollen wir den Deckoffiziere« helfen, dann mögen wir ihre Pensionierungsbedingungen ver­bessern.

Das Gehalt des Staatssekretärs wurde bewilligt.

Beim KapitelGeldverpflegung der Marineteile" wurde eine Resolution der Bubgetkommission auf Hebung der sozialen und wirtschaftlichen Stellung der Deckoffiziere ange­nommen.

Beim KapitelJndiensthaltung" forderte

Abg. Brandes (Soz.), daß Lieferungen für die Marine nur loschen Firmen gegeben werden, die anständige Arbeitsbedingun­gen haben. Bei der Firma Krupp möge der Staatssekretär darauf achten, daß sie ihre Arbeitsbedingungen verbessert.

Staatssekretär Tirpitz: Ich kenne die Arbeitsverhältnifse der Firma Krupp genau und kann nur sagen, daß sie wesentlich besser sind, als sie hier dargestcllt werden. Die Preise, die wir an Krupp für die Armierung der Kreuzer Goeben und Moltke gezahlt haben, waren gleichmäßig. Die Firma Schichau hat sich mit ihren Arbeitern erst jüngst über die Preise geeinigt.

Beim KapitelBekleidung" wünschte

Abg. Albrecht (Soz.) Einschränkung der Heimarbeit und be­klagte die übermäßige Beschäftigung von Frauen bei der An­fertigung der Ausrüstungsgegenstände.

Vizeadmiral Capelle: Daß wir die Heimarbeit ausnutzen, ist nicht zutreffend. Allerdings beschäftigen wir viele Frauen, aber wir halten dies für die größte Wohlfahrtseinrichtung in Kiel und Wilhelmshaven. (Hört! Hört! bei den Sozialdemokraten.) Gegenüber der Zahl der beschäftigten Schneider ist die Zahl der beschäftigten Frauen keineswegs eine Vielweiberei. (Heiterkeit.) Die Arbeiter erhalten auch gute Löhne; das beweist, daß sie sämt­lich in den obersten Lohnklassen sind.

Abg. Dr. Struve (Fortschr. Vpt.): Die Marineverwaltung tut sehr richtig daran, den Witwen die Groschen zu gönnen, die sie sich mit den Näharbeiten verdienen.

Abg. Noske (Soz.): Es heißt doch, sämtliche sozialpolitische Begriffe auf den Kopf stellen, wenn man das Vorgehen der Marineverwaltung billigte. Auch Unteroffizierfrauen werden mit diesen Arbeiten beschäftigt.

Vizeadmiral Capelle: Wir haben zwar 1500 Frauen zur Ver­fügung. Diese sind aber nicht dauernd beschäftigt, sondern be­kommen nur einzelne Stücke pro Woche. 96 Prozent der Extra­sachen der Marineangehörigen sind von Privatschneidern und nur 4 Prozent durch die Ämter hergestellt.

Beim KapitelInstandhaltung der Flotte und Werften" brachte Abg. Brandes (Soz.) Wünsche vor auf Auf­besserung der Löhne der Werftarbeiter. Auch die Arbeitszeit auf den Werften sei unerhört lang, und in gesundheitlicher Beziehung seien noch viele Mißstände zu beseitigen. Die Marineverwaltung müßte die Arbeiter als gleichberechtigte Faktoren im wirtschaft­lichen Leben anerkennen. Danach müßten die Löhne bemessen werden.

Geh. Admiralitätsrat Harms: Die Arbeiter werden schon als gleichberechtigte Faktoren anerkannt. Für die Wochenfeiertage die Löhne zu zahlen und die Urlaubszeiten auszudehnen, würde erhebliche Kosten verursachen. Für die Wochenfeiertage würde es allein^ine Million ausmachen. Eine Verwaltung für sich allein kann es aucki nicht mache»- Es wird aber -i-e Unt-Fuchuna

Schon bei «Evas letztem Besuch in der Heimat hatte Paul Roth, der eben erst in der Mühle angezogen war, sie wiederholt gesehen und sich den Kopf zerbrochen, wer wohl das hübsche Mädchen sein möchte. Als er Evas Ver­hältnisse im Dorfe erkundet hatte, konnte er es gar nicht erwarten, bis sie wieder heimkam.So ein armes Schel- menkind," dachte er,wird keine großen Umstände machen, wenn sich ihr einer zum Schatz anbietet und ihr die Hand verspricht, und das Häusel am Berge, so nahe dem Walde, das sie einmal erbt, ist eine hübsche Zugabe zu dem hüb­schen Mädel. Aber dazuhalten muß ich mich, daß mir net etwa einer zuöorkommt, denn das müßt' sonderbar zugehen, wenn net auch andere an ihr Gefallen fänden."

Ter Zufall wollte es, daß er Eva mit Florian begeg­nete.Aha, steht's so?" dachte er grimmig, als er von weitem schon, lange zuvor, ehe sie ihn bemerkt hatten, sie so vertraut beisammenstehen und miteinander plau­dern sah;na, eine Heilige scheint sie net zu sein, sonst würde sie sich net so mit dem Müller einlassen; denn daß der sie net heiraten will, sondern sie nur zum besten hat, das muß sie doch wissen, wenn sie net ganz vernagelt ist. Daß der mir auch gleich am ersten Tage ins Ge­hege kommen muß. Na, mag sich vorsehen, daß ich ihm net einmal die Jack richtig vollhaue im Walde; Gelegen­heit findet sich schon dazu." Evas schroffe Abweisung harte ihn wütend geärgert, aber er tröstete sich:Sie wird schon noch einlenken mit der Zeit, wenn sie merkt, daß er nur Fuchs und Gans mit ihr spielt."

Jene beiden Begegnungen am Abend ihrer Ankunft waren nicht die einzigen geblieben. Ueberall, wo sie ging, lauerte er ihr auf und wurde seiner Zudringlichkeit nicht müde, obschon er stets dieselbe schroffe. Abweisung erfuhr. Nur sein Haß gegen Florian wurde dadurch immer aufs neue genährt und verstärkt.

Frau Rosemaries größte Sorge war die, für Florian eine passende Frau zu finden. Sie wunderte sich oft im stillen über ihn; er war ganz anders veranlagt als die Burschen im Dorfe, die den Mädeln nachschlichen und ihren Spaß mit ihnen hatten; jeder hatte seinen Schatz, den er vom Tanze heimbrachte. Florian ging überhaupt nicht zum Tanze und die Dorfmädchen schienen ihm ganz gleichgültig zu sein. Er würdigte sie kaum eines Blicks. Ta war der Hansi anders:wie doch die Menschen so

öarüber augestellt werben. Wir tu« alles, um Sie Arbeiter w» Schädigungen ihrer Gesundheit zu bewahren. Wir müssen aber ua- bebtngt verlangen, daß unsere Arbeiter sich von den sozialdem^ Irakischen Bestrebungen fern halten.

Abg. Weinhauscn (Fortschr. Vpt.): Eine Reihe Privat- Industriebetriebe bezahlt die Wochenfeiertage bereits. Da sollt-» bie Werften nicht zurückstehen.

Eine von der Budgetkommission vorgeschlagene Resolution ank Einführung der Verhältniswahl bei den Wahlen zu Len Bctriebz- krankenkafsen und zu den Arbciterausschüssen in den Marin:, betrieben wurde angenommen.

Abg. v. Savigny (Zentr.) empfahl Feuerlöschapparate, nament­lich für bie Unterseeboote.

Staatssekretär v. Tirpitz sagte Prüfung dieser Apparate Der Rest der fortdauernden Ausgaben wurde bewilligt, eben!, die einmaligen ordentlichen Ausgaben, der außerordentliche Kt«, und die Einnahmen.

Es folgte bie zweite Beratung des Etats für Kiautschou. Abg. Nacken (Zentr.) beantragte eine Erhöhung der Mannschasiz- löhne für Kiautschou im Gesamtbeträge von 50 000 Mark alr Konsequenz der analogen Beschlüsse für Heer und Marine.

Der Antrag wurde angenommen und der Etat für Kiautschou ohne wesentliche Debatte erledigt.

Beim Etat der Schutzgebietsschuld erhob

Abg. Herzfeld (Soz.) Widerspruch gegen die Nichtentlassiuiz von 500 Mann der Besatzung von Kiautschou, die eine Htlsz- expedition für die chinesische Monarchie bedeute.

Staatssekretär v. Tirpitz rechtfertigte die Maßnahme damit, daß sie auf Bitten der deutschen Familien und der chinesische» Behörden getroffen sei.

über diesen Punkt wird später abgestimmt werben.

Hierauf wurde der Etat der Schutzgebietsschuld und das Etats­gesetz für die Schutzgebiete erledigt.

Es folgten Petitionen.

Soweit keine Wortmeldungen Vorlagen, wurden dir aus der Tagesordnung stehenden Petitionen nach den Kommissions­anträgen erledigt. Die übrigen Petitionen wurden abgesetzt.

Sodann vertagte sich das Haus auf Freitag 1 Uhr: Kurze An­fragen, Etat des Reichskanzlers, der Reichskanzlei und des Aus­wärtigen Amts.

Schluß nach 8 Uhr.

Aus den Reichstagskommissione«.

Berlin, 15. Mai. Bei der 8. Kommission des Reichs­tags betr. die Beseitigung des Bran n t wei n ko ntingentS wurden die Paragraphen 5869, 72 und 107 des Branntwein- steuergesctzes durchgehend nach den dazu vorliegenden Anträgen abgeändert und dann der Rest der Vorlage genehmigt. Damit hat die 8. Kommission ihre Arbeiten beendigt.

Berlin, 15. Mai. In der Budgetkommission des Reichs­tags bemerkte Staatssekretär von Kiderlen Wächter ans eine Anfrage «unter Ablehnung einer Aeußerung über den Stand der deutsch-Mglischen Verhandlungen, daß über die Entschädig­ungen aus dein südafrikanischen Kriege besonders verhandelt werde. Hinsichtlich der Form der diplomatischen Vertretung in Marokko steht noch nichts fest, da das Protektorat noch nicht anerkannt sei. Deutschland bereite dem Protektorat keinerlei Schwierigkeiten. Auf eine Anfrage, ob der Staatssekretär über die behaupteten englisch-italienischen Abmachungen über das Aegäische Meer Mitteilungen machen könne, entgegnete Staats­sekretär von Kiderlen Wächter, die einzige Quelle für diese Be­hauptung sei ein Zeitungsartikel, sonst sei ihm völlig unbekannt,'- daß eine solche Abmachung bestehe. Er sei auch nicht in der Lage, über Beziehungen zwischen dritten Staaten Erklärungen abzugeben.

Ein neuer Deckungsvorschlag des Zentrums

In der Budgetkommission hat das Zentrum heute bean­tragt, folgenden Gesetzentwurf über die Deckung der Kosten der Verstärkung von Heer und Flotte anzunehmen:

Einziger- Artikel:Der Zeitpunkt für die Herabsetzung der Zucker st euer wird unter Aufhebung des Artikels 5 des Gesetzes betreffend Aenderung im Finanzwesen vom 15. Juli 1909 (der großen Finanzreform) ans den 1. Oktober 1N6 festgesetzt."

Dieser Antrag ist in der Budgetkommission noch nicht zur Verhandlung gekommen. Bekanntlich ist bei der Finauzresorm von 1909 der- Termin der Herabsetzung der Zuckersteuer von tt

verschieden sind!" dachte die Mutter;der lustige Haus und der ruhige, ernsthafte Florian! Gottlob, daß sie sich alle beide einen reinen Sinn bewahrt haben, darin besteht das Glück! Ich hab's durchgemacht. Wenn sie nur der liebe Gott behütet, daß ihnen nichts widerfährt! Um den Hansi Hab' ich immer meine Bange; er sieht so schmuck aus in der schönen Studentenuniform mit den seidenen Schnu­ren, aber daß sie sich gegenseitig mit Säbeln bekämpfen und sogar mit Pistolen nach einander schießen, wie er das letztem«! erzählte, das will mir net in den Kopf. ME das doch nur verboten würde andere dürfen's doch auch net tun. Ich Hab' immer Angst, daß sie ihn mr einmal bringen, so blutig, wie ich ihn neulich im Traume gesehn Hab'. Lieber Gott, behüt' ihn!"

Als Hansi mit seinen ersten Schmissen heimkehck und stolz erzählte, wie er feine Gegner auf einenBom­bendurchzieher mit 22 Nadeln" abgeführt habe, da hat sie ihn ernstlich vorgenommen.Wie kannst dir denn M dein schönes Gesicht so entstellen lassen?" hatte ste "M gesagt;wie leicht kann so ein Hieb einmal in oie ckugeu kommen, und wie leicht hättst den andern totschlagen können! Was hättst denn hernach gemacht?"

Hansi lachte fröhlich und sagte:Muttel, ich weiß daß du gut bist und daß du's gut meinst, aber das ver­stehst du nicht. Das ist von jeher so Brauch gewesen den Studenten, und einer, der da nicht mittnacht, wi gar nicht für voll angesehen. Und so gefährlich, wie denkst, ist die Sache gar nicht. Was ist denn groß dam- wenn man so eine kleine Schmarre kriegt! Ter mgi ist ja immer gleich da, und nach drei, vier Tagen 0 schon wieder im Heilen."

Ja, so redst wohl, aber ich Hab' seit dem Traum im­mer so eine Angst, daß dir was passiert."

Sei unbesorgt, Mutter, auf Raufereien laß ich "" i nicht ein, und wenn's einmal sein muß, daß ich amh ' so will ich schon meinen Mann stellen und mich niei Haut wehren."

Das'war wohl ein Trost, aber er genügte der Mu e nicht. Der Traum ging ihr im Kopfe herum.

(Fortsetzung folgt-l