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Amtsblatt für die Ltadt Mldbad.

Verkündigungsblatt

der rigl. Forstämter lNildbad, Meistern, Enzklösterle rc. während der Saison mit

amtl. Fremdenliste.

Inserats nur 8 W Luswärtlgs io Kg., dis klein. svolliZö 6srmon<lrolls.

Leklaiasa 15 vig. üis .kelitrollo.

Lei Mederkolnngeo sntspr. Loks«.

j^olmollients aack Uebeesinkaakt.

IsIegromM'LilrLLsor ^ SÄlöSi'MÄtlL? l/Si lädsn.

Nr. 44.

Donnerstag, den 22. Februar 1912.

29. Jahrg.

Deutsches Reich.

Aus dem Reichstag.

Tas Ende der Etatsdebatte:

ein trauriges Bild".

rv. Berlin, 20. Fcbr.

Äm Bundcsratstisch dir Staatssekretäre Sßrätke, Uahnichaffe. Präsident Kämpf eröffnet die Sitzung um l.?0 Uhr. Die 'Etatsberatung wird fortgesetzt.

Mg. Seyda (Pole) führt aus: In den öffentlichen Lluil der Parteien über die Wahl wollen wir uns nicht ejnanschen. Aber es ist charakteristisch, daß nach der Rede «ms Fraktionsgenossen der Abg. Arendt sofort die Regier­ung ansforderte, ihre Polenpoliük unverändert fortzu- setzen. Wir verlangen vor allem, daß bei den Wahlen kein amtlicher Mißbrauch der Stellung, des Ansehens und der (Awalt geübt wird. In Schwetz ist eine große An­zahl von Stimmzetteln ans nichtigen Gründen für nngiltig erklärt worden.

schulst (Reichspartei': In Schwetz sind zahlreiä)e Slirmn.rcttel wegen ungenauer Namensangabe für nn- Mg erklärt worde-n, aber nur vom örtlichen Wahl- Vorstand, nicht vom Wahlkommissar.

Tavid (So.z): Wir verlangen angesichts der großen Erwögen, daß endlich mit der Einführung der direkten Ii-ichsstcuern begonnen wird. Gespart werden kann um an den Ausgaben für Rüstnngszwocke. Für eine neue Heeres- und Marinevorlage ist gegenwärtig der schlechtest gewählte Augenblick. Die Masse der Bevölkerung hat hin Interesse an einem Krieg mit Frankreich oder England. Nur kleine, aber finanziell mächtige Kreise wünschen den Krieg, um dabei ihr Geschäft zu machen. Ter alldeutsche Verband hat erklärt, daß die Ausführ­ungen des Staatssekretärs von Kiderlen Wächter in vielen Punkten unrichtig seien. Wenn der Reichskanzler uns als antinational bezeichnete, so hat er das mit international verwechselt. Ten Vorwurf des Terrorismus geben wir den Konservativen zurück. Gewaltsame Revolution ist nicht unser Ziel. Ter philosophische Reichskanzler versteht alles nur nicht seine Zeit (Heiterkeit). Herrn Paasche rief er in rührender Weise zu: Hermann kehre zurück, alles vergeben. Droste Heiterkeit.) Von Konzessionen will der Reichs­kanzler nichts wissen. Da war ein Fürst Bülow «in anderer Kerl. iHeiterkeit.), da wurden Konzes-

fionen gemacht, sogar das preußische Wahlrecht sollte ge­ändert werden. Biel schlimmer als Scheidemanns Aeu- sternng ist die konservative .Hetze gegen Bülow und den König von Preußen gewesen, die daraus hinauslies, das gegebene .Versprechen über die Wahlrcsorm nicht einzu- halten und einen Wortbrnch zu begehen. Ter Richt­empfang des Präsidiums durch den Kaiser stellte sich als eine Pression gegen den unabhängigen Reichstag als souveräne Körperschaft dar. Ter Regierung muß es genügen, wenn wir bereit sind, mit der Regierung des Mo­narchen praktisch zu arbeiten und das ist wiederholt und einwandfrei erklärt worden. Wir sind bereit Zur positiven Mitarbeit an der Ausgestaltung unserer Verfassung im demokratisierenden Sinne. (Beifall bei den Soz.)

Schiffer (natl.) erklärt über die Vorgänge bei der Präsidentenwahl Bebels Aenßcrungen konnten nur dahin ansgesaßt werden, daß der soz. Vizepräsident im Falle der Verhinderung des Präsdiemen verpflichtet und bereit sei, den Besuch bei Hof zu machen und das Kaiserhoch auszn- bringen. Tiefe Auffassung haben sämtliche Teilnehmer an der Besprechung. Um jedes Mißverständnis auszn- schließen, habe ich das Ergebnis der Besprechung sofort festgelegl. Ich muß bei der von mir gegebenen Schilder­ung bleiben. Jedenfalls kann ich konstatieren, daß unsere politischen Entschließungen für die Zukunft wesentlich er­leichtert werden, (lebh. Bravo).

Bebel (Soz.): Ich bin einfach starr über diese Er­klärung des Herrn Schiffer. An seiner ganzen Darstellung ist kein wahres Wort. (Große Unruhe im ganzen .Hause.) Ter Redner gibt eine eingehende Darstellung der Vorgänge bei der vertraulichen Besprechung und schließt: Eine feier­liche Erklärung ist nicht abgegeben worden. Ich habe nur gesagt: Wenn der Präsident verhindert ist, die offiziellen Verpflichtungen zu erfüllen, so versteht es sich von selbst, daß der Vizepräsident eintreten muß. (Rufe: na, also.) Bon Hofgängerei und Kaiflrhoch war keine Rede. Tie Nationalliberalen wollen fltzt mir einen: Sündenbock aus der Verlegenheit herauskomm-n und der soll ich sein.

Hanse (Soz.): Wir haben ans eigenem Antrieb und unumwunden erklärt, ein sozialdemokratischer Vizepräsi­dent würde die staatsrechtlichen Verpflichtungen überneh­men und darauf wurde uns gcsagr, mehr zu fordern, hätten die anderen Parteien keinen Anlaß.

Gröber (Ztr.): Bebel täusch: sich. Uns genügte die Erfüllung der staatsrechtlichen Verpflichtungen nicht. Wir verlangen von jedem Präsidenten, daß er alle Ver­pflichtungen, mögen sie geschrieben oder ungeschrieben sein,

erfüllt. Meine Erinnerung deckt sich im wesentlichen mit derjenigen des Herrn Schisser. Tie Herren waren bereit, eventuell auch zu .Hof zu gehen und auch das Kaiserhoch ansznbringen. (Hört, hört, große Unruhe im ganezn .Hause). Tagegen haben die Herren ausdrücklich erklärt, daß ohne eine Zwangslage der soz. Vizepräsident nicht zu .Hose gehen würde, auch tonne man nicht verlangen, daß die Partei das Kaiserhoch '.nitmache.

Funck (Ncitl.) pflichtet der Ansicht Gröbers und Schissers bei.

Bcbcl (Soz.) fragt, haben Herr Iunck und Herr Bassermann sich nicht bereit erklärt, sich mit der Erfüllung der staatsrechtlichen Erfüllungen zu begnügen?

Müller-Meiningen :F. V.>: Wir bieten hier doch ein trauriges Bild (ironisches sehr richtig im Zen­trum und rechts), zumal da es sich darum handelt, die Glaubwürdigkeit eines Abgeordneten herabzusetzen, noch dazu eines so angesehenen Mngüedes wie Bebel, (groß Bewegung:. Was .Herr Gröber gesagt har, entspricht voll­kommen nieinen Aufzeichnungen. lBewegung.«

Damit schließt die erste Lesung des Etats, der an dis Budgetkommission verwiesen w:rd. Tie Anträge ans Ab­änderung der Geschäftsordnung werden ohne. Debatte an die verstärkte Geschästsordnnngskommission verwiesen. Nach Erledigung einiger Recknungssachen vertag: sich das Haus auf Mittwoch 1 Uhr. InlerpeUationen betr. Fut­termittel und Kasfe ? zölle. Schluß ö Uhr 15.

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Ter Geschäftsplan Ws Reichstags.

Der S e n i o r e » ko n v e n!t des Reichstags trat zusammen, um über die Geschäftslage zu beraten. Mitt­woch und Donnerstag soll die fortschrittliche Interpellation über die Aufhebung der Futter mittelzöll e und über die Suspendierung der K ar t o s f e! z ö l l c be­raten werden. Am Freitag soll der Gesetzentwurf über den Mädchenhandel, das Handelsvertragsprovisorium mit der Türkei, das Staatsangehörigkeitsgesetz und das Schutz- trnppengesetz, aus die Tagesordnung gestellt werden. Man hofft, diese Vorlagen noch in: Lause des Februar erledi­gen zu können. Am 1. März will nran mit der zwei­ten Lesung des Etats beginnen und zwar zunächst mit dem Etat des Reichsamts des Innern. Die zweite Lesung des Etats wird voraussichtlich den Monat März ansfüllen. Vom 28. März bis 16. April sollen die Oster­ferien dauern.

*

Der Spaß verliert alles, wem: der Spaßmacher selber lacht.

Schiller.

LL)

Die Tochter.

Roman von Adolf Willbraud.

(Nachdruck verboten.)

(Fortsetzung.)

Bin ich denn so schwer verliebt? dachte Alfred. Hat es mich diesmal tiefer gepackt? Ja, es fühlt sich

st, aber mach dir nichts weis - geh in dich das W du schon öfter gedacht. Und dann verflog cs doch auch. Eine ande kam, die die nneder zu Herzen ging; oder die Bücher, die Tröster, entführten dich in eine andre WM. Du kannst gut vergessen! Vielleicht viel zu gut! ; - Er zog die Brauen hinunter, mir sich unzufrieden, gegen Z>ch verstimmt: Ein oberflächliches Herz? Wohl bei kei- uer dieser Verlobungen hatte er sich etwas vorzuwerfen, aber bei allen das gleiche, daß die Stärke fehlte. Sollte M denn nun wieder diese Scheinglut äffen? All das Aühirn mm Treiben in ihm, die Unrast, die Wonne, das ^chnen, das Verzagen, sollte das auch wieder wie ein hoch uaherjahrend blitzender und donnernder Frühlingssturm vergehen?

Er schaute zu den wunderbaren Linien von Hohensalz- u>g hinüber, die Sonnenlicht aus der Wolke streifte.

nagte der graue Riese, der Untersberg auf, k'r den er vor 4 Tagen, noch so ahnungslos, ins Berch- ^^lwer Tal gewandert war. Hinter dem Uniersberg, ^ ^ weiße Billa. . .

Mn hinein jähen Entschluß sprang er auf. In diesem und Banger: so weiterleben? Nicht wissen, ist's es - MN oder ist's das Schicksal? Und nicht wissen, wie andern ist: ein Alsredsches Kräuseln an der tiesres Owsühi? Etwas fühlte fle; irgendwann jeder ^ ^ - Uwmcmder bestimmt oder nickt?

e es waren

hatte (hm irgendwann jeder Tag gezeigt. Waren s:e

Gott, und wenn sie, verloren sie sich vielleicht nun ohne

Ter Oheim wollte bald nach Wien zurück; Alfred dann. Und dann auj (eine Reisen zur Kulturgeschichte.

Er riß ein Blatt aus seinen: Taschenbuch und schrieb mit dem Bleistift darauf: ,Ti.brr Onkel, ich komme heute abend oder morgen wieder. Tie Aufklärung, wenn ich gekommen bin!" Mehr laufend als gehend eilte er auf dem nächsten Weg zur Stadt hinunter; gab im Oesterreichi- schen Hof d-as Blatt für den. Oheim ab, mit den: Früh­stück ihn: zu übergeben, und wanderte zur Bahn. Er .erreichte noch cken Zug, den er wollte, und südwärts, über Reichenhall, fuhr er den Berchtesgadener Bergen zu. Nun fühlte er erst ganz, wie ihn die Sehnsucht durch­wühlte: sie hüllte sich aber, wie in ein schwarzes Gewand, in immer wachsende Bangigkeit: wie wird er sie, die andre finden? Hat ihm die Eitelkeit, wie schon man­chesmal, mehr Erfolg und Wirkung vorgespielt, als in Wahrheit ist? Wird ihm vielleicht gar dieses hastige Wiedersehn auf Inas Antlitz ein Erstaunen zeigen, ans dem eher Mißfallen spricht?

Nein, nein, nein! ries bann in ihm eine junge, glaubende, hoffnungsvolle Stimme. Es ist Sie Fahrt nach dem Glück !zur wahren Liebe, ins Paradies!

Er stand auf dem Berchtesgadener Bahnhof, sah zum Lockstein hin, an dessen Fuß die noch unsichtbare Villa lag, und schritt aus, ihr zu. Als er vor ihr angelangt war, schlug ihm das Herz zu stark; er stand eine Weile still, sich ans Gitter lehnend, die Augen schließend, und wartete. Endlich trat er ein. Auf der Blumenterrasse vor dem Hause sah er Ina knien; sie hatte sich ganz zur -Erde gebeugt und zog vorsichtig zart ein Pflänzchen heraus, das sie mit Mutter- oder Doktvrsangen betrachtete.Fräulein Ina, sagte er mit wenig Stimme, als er näher kam; das gnädige Fräulein" hatte sie ibm am letzten Morgen ver­boten.

Sie hob den Kops und starrte ihn wie ein Wun-' der an. Das liebe, holde Oiesicht, von der tiefen Senk­ung etwas gerötet, verklärt? sich aber durch ein freudiges Lächeln; nur schüttelte sie dann ihr Gelock, vor Staunen. Wo kommen Sie her? Was ist

Ach Gott, es ist nichts. Ich wollte nur wir gehn so bald von Salzburg fort. Da wollte ich Sie noch Msal jehen !" . , , ... .

Sie errötete; sie stand ans. lim etwas zu sagen, sagte sie das Dümmste (so fühlte sie dann aus der Stelle): Warum wollten Sie das?"

Prügeln könnt' ich mich Idachle sie sofort. Das Pflänzchen fiel ihr aus der Hand. Sie bückte sich ge­schwind, hob es auf und guckte e^ wie andächtig an.

Ich will alles sagen! schoß ihm durch sein brennendes Herz. Er, der sich zur Aufrichtigkeit erzogen hatte dem in diesem Augenblick wunderbar feierlich zumut war jetzt eine Erfindung, eure 2üge sprechen? Die Besinn­ung verließ ihn:Warum ?" antwortete er.llm nur klar zu werden, was in mir vorgebt. Weil ich nicht weiß, was ich bin!"

Inas Augen wurden blaß und bang: was ist mit ihm? dachte sie. Er war, während er vor ihr stand, bleicher und bleicher geworden; etwas Unsinniges in seinem Ausdruck erschreckte sie. Seine Blicke zehrten an ihr. Was tun? Was erwidern? Einer von ihnen mußte ge­scheit und vernünftig sein: wenn er nicht, dann sie. Lächeln! - Sie lächelte.Ja, wie wollen Sie das er­fahren?" sagte sie zwischen Ernst und Scherz.

Es war etwas in ihrer Stimme, das ihn zu sich brachte.Ach, fragen Sie nicht", antwortete er.Ich, bin wohl verrückt."

Beinahe scheint es o. Tuvon können wir spä­ter sprechen; jetzt entschuldigen Sie mich einen Augen­blick: ich Hab' was zu tun. Dieses Pflänzchen, sehn Sie. Das will wieder in die Erde hinein: es ist kümmerlich, ich hab's selbst gepflanzt, und wie mir nun vorkomint, dumm und schlecht. Es soll auch dein re Erde haben. Warten Sie ein bißchen?"

Hundert Jahre", antwortete er. Ein zorniger Aerger durchfuhr ihn dann: Was für Unsinn man sagt, wenn man wie ein (Karr ist!

Sie sank wieder auf oie Knie, froh, eine. Weile n:cbt Äug' in Auge mit ihm zu sein, scharrte etwas Erde he­raus, mit den bloszen Hänoen, nahm andre, die schon be­reit lag, und legte sic in die kleine Grube hinein. Dann schaute sie das bemutterte Pflänzchen reckt mit Liebe an und drückte es sich an den Mund; es war ein überraschen­des, gar liebliches Bild.

(Fortsetzung folgt.) , ^ ,