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mit Erzähler vom Schwarzwald.
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Amtsblatt für die Stadt Mldbad.
Verkündigungsblatt
der tigl. Fsrstämter wildbad, Meistern, Lnzklösterle rc. während der Saison mit
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Rr. S4.
Samstag, den 18 Februar 1812 .
28 . Jahrg.
Deutsches Reich.
Aus dem Reichstag.
' Das amtliche Fraktionsverzeichnis.
Noch einem jetzt erschienenen amtlichen Fraktions- Verzeichnis haben die Parteien folgende Stärke: Sozialdemokraten 110, Zentrum 90, Nationalliberale 44, Konservative 43, bezw.nach dem Uebertritt von 3 Herren der bisherigen, Wirtschaftlichen Vereinigung 46. Fortschrittliche Volkspartei 42, Polen 18 und Reichsparrei 14. Die kleineren Fraktionen der Wirtschaftlichen Vereinigung, der Deutschen Reformpartei, der Elsässer, Lothringer und Welfen, sowie der Bauernbündlcr werden den „Wilden" zugezählt, deren Zahl danach 36 beträgt. Außer diesen kleinen Fraktionen gehören zu den Wilden Gras v. Posadowsky, Abgeordneter Wahrmut, der früher der Rationalliberalen Fraktion angehörte, Gras Oppersdorfs, der aus dem Zentrum ausgeschlossen ist, und der Däne Hansen. Ter Abgeordnete Schröder, der Herrn v. Oldenburg verdrängte, und der Abgeordnete v. Oertzen sind als Hospitanten der Reichspartei beigetreten. Als Hospitanten der Nationalliberalen werden die Abgeordneten Kerschbaum, Held und Kleve angeführt, während der Abgeordnete Kerschensteiner (München) und der Elsaß-Lothringer Röser der Fortschrittlichen Volkspartei als Hospitanten zugezählt werden. Der Lothringer Wind eck, der als entschiedener Liberaler gilt, wird ebenso wie die beiden anderen Lothringer Levcque und Dr. Schatz als Wilder aufgezählt. Auch die drei Bauernbündler Vachmaicr, Hästermann und Laux zählen zu den Wilden.
ner zum Schriftführer gewählt. Die Wirtsch. Vereinigung ist also mit Hilfe der Antisemiten doch noch aus die Beine gebracht worden.
Die Vorgänge Ln Bayer».
Geht Luitpold? Kommt Hertling?
Die Fraktion der Fortschrittlichen Bolks- parter hat, zu einer älteren Praxis zurückkehrend, an Kelle des nicht wiedergewählten Abgeordneten Tr. Wie- mer sich drei einander gleichberechtigte Vorsitzende, die Herren Payer, Fischbeck und Müller- M e i n - ingen gewählt. — Die Fraktion wird nn Reichstag einen Initiativantrag einbringen über die Durchführung der Ministervera nt Wörtlichkeit und über Reformen der Geschäftsordnung.
Im Verlauf der bayerischen Ministerkrise ist die Meldung aufgetaucht, der 90jährige Prinz reg ent Luitpold wolle zu Gunsten seines Sohnes, des ebenfalls schon bejahrten Prinzen Ludwig zurück treten. Die Münchener Halbamtlichen haben aber den Auftrag bekommen, diese Meldung abzustreiten. Der Auftrag ist prompt erledigt worden, nur glaubt das Publikum noch nicht recht an das, was die Offiziösen erzählen. Denn manche innere Wahrscheinlichkeit spricht dafür, daß der tapfere alte Herr die politischen Suppen gründlich satt hat, die ihm das Zentrum einbrockt.
. Der Klerikalismus will natürlich nicht, daß sich im Volk die Auffassung befestigt, der greise Regent sei unwillig über den Fortbestand der Zentrumsherrschaft. Der Klerikalisnrus will vielmehr, daß Prinzregem Luitpold ein noch zentrumsfrommeres Ministerium beruft, und daß der Schein gewahrt wird, alles sei schön verfassungsmäßig zugegangen. Und fast scheint es, als ob der greise Prinzregent sich dazu habe bereden lassen. Denn die „Germania" weiß zu melden: „Dem Neichstagsab- abgeordneten Dr. Frhr. v. Hertling ist seitens des Prinzregenten von Bayern die Bildung eines neuen Ministeriums angeboten worden. Frhr. v. Hertling hat seine Entschließung noch nicht getroffen. Er reiste Donnerstag Abend nach München. In Zentrumskreisen sei man der Auffassung, daß Frhr. v. Hertling das Anerbieten annehmen werde." Nach alledem ist auch Herr v. Podewils dem Zentrum noch nicht schwarz genug. Tie Herren spielen Kegel mit Prinzregenten und Ministern.
Berlin, 9. Febr. Freiherr v. Hertling, der sich gestern noch in den Reichstagseouloirs befand, erklärte, daß er nach München reisen werde. Er werde eine Berufung zum Ministerpräsidenten nicht annehmen.
daß das Vermächtnis der Heidelberger Universitär abe» erst nach dem Tode der Frau des Erblassers zufalle.
Berlin, 8. Febr. In der Sitzung des königlich, preußischen Landes-Oekonomie-Kollegiums teilte Landwirtschaftsminister Freiherr von Schorlemer die vorläufig ermittelten summarischen Zahlen vom 1. Dezember 1911 mit. Danach hat sich gegen das Fahr 1910 die Zahl der Pferde um 42 834, die der Rinder um 76 696, die der Schweine um 731115 vermehrt, nur bei den Schafen sei ein in den letzten Jahren sich bemerkbar machender Rückgang zu verzeichnen.
Berlin, 9. Febr. Generalfeldmarschall v. Hahnke ist in Berlin gestorben.
Ausland.
Berlin, 9. Febr. Tie Wirtschaftliche Bereinigung hat sich neu konstituiert und Behrens zum ersten, Lic. Mumm zum zweiten Vorsitzenden, Dr. Wer-
Karlsruhe, 9. Febr. In der gestrigen Sitzung der Zweiten Kammer machte bei Beratung des Hochschulbudgets Kultusminister Dr. Böhm die Mitteilung, daß ein früherer Schüler der Universität Heidelberg ftir naturwissenschaftliche Zwecke eine Million hinterlassen habe,
Konstantinopcl, 9. Febr. Das in der Nähe von Rodosto gelegene griechische Dorf Panidon, das. ans über dreihundert Häusern bestand, ist vollständig niedergebrannt.
Sevastepool, 3. Febr. Die Flieger der Lustschifter- schnle Ionisch und Lean, die auf einem Farman- Zweidecker aufgestiegen waren, sind abgestürzt- Ts entstand eine Benzinexplosion, wobei die beiden tödlich verunglückten Flieger verbrannten.
Rewyork, 9. Febr. Nach einer Meldung aus Kalifornien find in den Buncerhill - Schächre » infolge Einsturzes morscher Balkengerüste 6 5 Mann lebendig begraben. Rettungsversuche sind sofort in Angriff genommen worden.
Württemberg.
Tienftuachrichtc«.
Ter König hat die evangelische Pfarrei Weipertshofe», Dekanats Crailsheim, dem Stadtvikar Gotthilf Zeller in Kirchhrim a/D. übertragen.
Die Reichsverficherungsordttung.
Der Ausschuß der Abgeordnetenkammer für das A u s- führungsgesetz zur Re ichs d er si ch e ru n gs 0 rd- nnng stimmte über die Beibehaltung des .Landesr-ei- sicherungsanrtes, die die Errichtung von vier Oberversicherungsämtern notwendig machen würde, ab. Das Zentrum stellte einen dahingehenden Antrag, der jedoch ,br-
I» xlumxe Fesseln wollt den Geist ihr schlagen.
Der goitgesandt wie lvolk' und Regenbogen;
Die Wolke weitert, ihr könnt sie nicht jagen.
Und knebeln nicht könnt ihr den Regenbogen.
Anastasius Grün.
1ö)
Die Tochter.
Roman von Adols Willbrand.
(Nachdruck verboten.)
(Fortsetzung.)
Erst gegen Morgen heimgekommen, unerschöpft, balltrunken, saß Ina noch lange auf ihrem einsamen Bett; endlich warf sie sich entkleidet hin. Diese Nacht lebte ihr aber noch im Blut; die Lichter umschimmerten sie, die Tanzmusik durchwogte sic, besonders die Walzermelodien, die wie von ferne Arangezogen, die sich an sie hängten, sie liebte sie. Es war ein Fieber, ein mildes, sanftes, über fte gekommen; bald glühten ihre Wangen, :hr Kops, bchd wanderte ihr ein nicht unsüßcs Frösteln durch den ganzen Leib. Noch nie hatte sie so viel getanzt! Mit allen jungen Männern, die aus diesem Hausball waren, halte jie getanzt: am meisten und am schönsten mit Ottokar; Ottokar nannte sie Mr, so oft sie an ihn dachte. Aber ß« war nicht mehr so verzückt, so selig wie bee ihrem Zwiegespräch, eh der Ball begann; es war eine Furcht in ihr . . . Wenn sie in seinem Arm dahinschwebte, hatten feine Augen oft so - beklemmend gebrannt; eine sähe Augst hatte sich ihr ums Herz gelegt: was Hab' ich getan, was Hab' ich ih» gesagr? Bin ich nun sein? Was will er? Warum soll ich ihn heimlich nnedersehn? Was «soll dann werden, und wie wird es enden?
Als sie mit der Tante nach Hause fuhr --- Weißdorn war auf einige Tage verreist — hatte Tante Tine lange stumm und ernst gesessen; zuletzt fragte sie: „Wie war denn das heut? Frau Hohenegger hatte inir doch nn November oder wann gesagt, fte und der Leutnant Dolberg seien auseinander, er komme nicht mehr in ihr Haus. And nun war er da?" Ja, sie hatten sich zcrtragen, Tante, Gabriele hat mir's heut erzählt; sie sind aber bieder gut. — „Hätt' ich das gewußt, dann hätt' ich wohl nicht auf de» Vckl gelassen." — Nicht? Wa
rum denn nicht? — „Das ist nicht die rechte Gesellschaft für dich. — Denk' einmal darüber nach; vielleicht merkst du's dann selbst.,— Nun sind wir aber vor unserer Tür. Mach, daß du zum Schlafen kommst, junges Blut. Gute Nacht. Und träume nichts Giftiges, träume was Gutes, Kind!"
Giftiges? dachte Ina, durch die eine immer wachsende Wirrnis von Gefühlen zog. Was nennt sie wohl so? Was hat sie gemeint? — was tu' denn ich? Ich versteh' mich selber nicht. Weiß nicht, was ich soll, weiß nicht, was ich will. Könnt' ich nur erst schlafen! — Ach, wenn es so streitet und kämpft in der Brust. Wir werden in die Welt gesetzt und kennen unfern Weg nicht; irren hin und her. . .
Ein Eichendorfssches Gedicht klang an, das das Gleiche sagte, das sie in einer ihrer schweren Stunden gelesen und gelernt. Das erste seiner Pilger-Gedichte; sie sprach es in fast beginnendem Schlaf vor sich hin:
, „Man setzt uns auf die Schwelle,
Wir wissen nicht, woher?
Da glüht der Morgen Helle,
Hinaus verlangt n»s sehr.
Der Erve Klang und Bilder,
Mefblautz Fvühlingslust,
Verlockend, Wild und wilder,
Bewegen da die Brust.
Bald wird es rings so schwüle,
Die Welt eratmet kaum, ^
Berg', Schloß und Wälder kühle Stehn lautlos wie im Traum,
Und ein geheimes Grausen Beschleichet unfern Sinn:
Wir sehnen uns nach Hause Und wissen nicht, wohin?"
Ja, eine Sehnsucht packte sie, so müde auch Ang' und Seele war; nicht die Sehnsucht nach ihm, der sie so im Sturm an sich reißen wollte — nein, nach dem Frieden, nach dem Guten, nach Gott. Sie wußte auch das zweite dieser Pilgerlieder, ihre weiche Musik hatte sich ihr eingeschmeichelt; sie versprach es aber nicht mehr, he dachte es nmu .
Deine Wille, Herr, geschehe!
-Verdunkelt schweigt das Land.
Im Zug der Wetter sehe Ich schauernd deine Hand.
O mit uns —
O mit uns, dachte sie noch einmal; weiter kam sie nicht. Wort und Sinn waren weg. Ein unklar dänl- merndes Bild stand vor ihren Augen; dann versank sie in fiebernden Schlaf.
Aus dem Schlaf ward Traum. Sie stand m einem Zimmer, in dem hohe Kerzen brannten; darunter ein wcißbedecktes Bett, in dem ihre tote Mutter lag. So hatte sie sie als Kind gesehn, in frühreifer Gram; mit einer schwärmerischen, einer wahrhaft klammernden Liebe hatte sie diese Frau geliebt. Die rührte sich nun aber, richtete sich auf; die eingesunkenen Augen öffneten sich wieder: „Ist das meine Ina?" sagte sie traurig. „Warum weiß mein Kind diese Verse nicht? Ich will sie dir sagen —"
Und mit einer sonderbaren, aber rührenden Stimm» fuhr fte da fort, wo Ina eingeschlafen war:
mit uns Sündern gehe Erbarmend ins Gericht!
Im beug' im tiefsten Weh- Zum Staub mein Angesicht,
Dein Wille, Herr, geschehe!"
Ach, sagte Ina im Traum, was ist sein Wille? WaS soll ich tun? Du süße Mutter, ich weiß cs nicht!
„Was du tun sollst, Kind? Was wir alle sollen. Nicht dem Ersten Besten in die Arme sinken. Nicht in kurzem Glück und ewiger Schande vergehn. So leben, daß ich dich noch mein Kind nenneü kann. Bist du noch mein Kind?"
Immer, immer, Mutter!
, ,Tann gelob' mir das. Gelob' mir, daß du's bleiben rvillst. Hebe deine Hand!"
Ino hob ihre Hand. Sie wollte wiederholen: Immer, immer, Mutter! Aber sie erwachte schon; mit offenen Augen sah sie in das Licht ihrer Kerze, die noch weiterbrannte.
1 . (Fortsetzung folgt.) ^
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