Tie Thronrede fährt fort, besondere Aufmerksamkeit werde die Regierung der Förderung von Gewerbe und Handel, insbesondere der Erhaltung eines gesunden gewerblichen Mittelstandes zuwenden, und zählt eine Reihe von Aufgaben auf, in denen Elsaß-Lothringen nament­lich hinter den übrigen süddeutschen Staaten zurückgeblie­ben sei. Aus die allgemeine wirtschaftliche Lage des Lan­des übergehend, stellte der Statthalter mit Befriedigung fest, daß die schwere Krisis der letzten Jahre im ein­heimischen Weinbau infolge der ungewöhnlich günsti­gen Verhältnisse dieses Sommers ihrer Heilung entgegen­gehe. Was die heimische Industrie anbelange, so er­strebe die aufblühende lothringische Industrie die Mög­lichkeit eines billigen Güteraustausches durch die Kana­lisierung der Mosel und der S a a r. Ta die Ver­wirklichung jenes großen Unternehmens noch in der Zu­kunft liege, so empfehle es sich, schon jetzt auf die Er­öffnung eines anderen Wasserwegs bedacht zu sein, doch wurden die Verhandlungen über die Kanalisierung der Mosel von Metz- bis Diedenhofen mit den Interes­senten noch fortgesetzt. Ebenso sind die Erhebungen we­gen des Ausbaus des Rhein-Rhonekanals bis zur französischen Grenze noch nicht abgeschlossen, zumal .ha die Fortsetzung des Projektes auf französischer Seite bis Vesancon notwendig ist. Zum Schlüsse spricht der Statt­halter die Hoffnung aus, nachdem die neue Verfass­ung das Land auf dem Gebiete seiner inneren gesetz­geberischen Betätigung von den bisherigen Einschränkun­gen befreit habe, werde die Erkenntnis dieses großen Fort­schrittes zu einer f ruchtbringenden parlamen­tarischen Tätigkeit den Ansporn bieten und es werde dem Landtag gelingen, im Verein mit der Regier­ung die allen, ohne Ansehen der Partei und der Ab­stammung gemeinsam am Herzen liegende Wohlfahrt des Landes durch sachliche Arbeit erfolgreich zu fördern.

Zum 1. Präsidenten der Kammer wurde der Zen- trumsabgeordnet'e Ricklin gewählt. Ecster Vizepräsident wurde der Sozialdemokrat Böhle, zweiter Vizepräsident der Abgeordnete Georg Wolf von der Fortschrittlichen Volkspartei.

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Berlin, 7- Tez. Ter Kampf in der Metallindustrie hat, nachdem die Aussperrung nur wenige Tage an gedauert hat, sein Ende erreicht. Die Abstimm­ung in der gestrigen Formerversammlung ergab die An­nahme der Vergleichsbedingungen. Die Aus­sperrung in der Berliner Metallindustrie erreicht am ll. Dezember ihr Ende.

Ausland.

Der Krieg um Tripolis.

Die Meerengenfrage.

Tie russische Botschaft legt intensiven Wert auf Be­schleunigung ihrer Aktion zur Oeffnnng der Meerengen für die russische Kriegsflotte. Der rus­sische Botschafter drängt bei der Pforte bereits auf eine Antwort. Tie Pforte erwiderte ausweichend; sie hat ihre Botschafter bei den Signatarmächten des Berliner Vertrages beauftragt, die Auffassungen dieser Mächte einzuholen. Sie geht von dem Standpunkt aus, daß sie einseitig zu einer solchen grundlegenden Aender- ung des Pariser bezw. des Berliner Vertrages nicht be­rechtig! sei. Eine derartige Aenderung dürfte nur mit Zustimmung aller Signatar st aaten unternommen werden. Noch vor wenigen Jahren sind ja ähnliche Vor­stöße Rußlands an der unbeugsamen Haltung Eng- la nds gescheitert. Tie Anschauung war bisher Gemein­gut, daß die einseitige Verschiebung des Meerengen-Ver- trages (ausschließlich zu Gunsten Rußlands) einem Protektorat Rußlands über die Türkei gleichkäme. Ob diese Anschauungen in London noch maßgebend sind, das wird in erster Linie für den Ausgang der russischen Aktion von Bedeutung sein.

In P fo r t e kr c i se n ist man äußerst skeptisch und befürchtet, daß wesentliche Modifikationen in der tra­ditionellen Stellungnahme Englands Platz gegriffen ha­ben, und daß möglicherweise die Meerengenfrage einen Annex zu dem englisch-russischen Abkommen über Persien bildet. Tie Lage spitzt sich infolgedessen merk­lich zu: jie kann nicht anders als von schweren Rückwirk­ungen auch auf die innere türkische Politik begleitet sein. Man ist allgemein besorgt, das Kabinett Said werde außer Stande sein, den sich auftürmenden Schwierig­keiten wirksam zu begegnen.

Die Besetzung von Ain Zara.

Tie Einnahme von Ain Zara ist von den Italie­nern mit großer Freude ausgenommen worden und hat zur Wiederbelebung der Begeisterung beigetragen, die mäh­rend des langen Stillstandes der Operationen um Tri­polis einer begreiflichen Ungeduld zu weichen drohte. In mehreren italienischen Städten haben Freudenkundgeb- ungen ststtgefunden und in Rom mußte sich sogar das Königspaar der vor dem Quirinal versammelten Menge zeigen. Zwar ist es den Italienern nicht gelungen, den türkisch-arabischen Streitkräften einen entscheiden­den Schlag beizubringen, weil sie selbst an den Flü­geln von arabischen Scharen angegriffen wurden, aber die Eroberung der Hauptstellung des Feindes und die Erbeut- nng von Geschützen nebst Material, Munition und Pro­viant werden nicht verhehlen, einen tiefen moralischen Eindruck auf die Türken zu machen. Vor allem aber ip der Besitz von Ain Zara selbst von großer Wich­tigkeit. Diese etwa 12 Kilometer von der Meeresküste ge­legene Oase beherrscht den Zugang zur Oase von Tripolis. Das nächste Ziel der italienischen Kriegshandlungen wird ohne Zweifel die vollständige Besetzung der Oase von Tripolis sein. Die italienische Stellung wird die Form eines Dreiecks haben, dessen Grundlinie von Zanzur nach Tajura geht und dessen Spitze bei Ain Zara liegt. Ain Zara selbst wird mit einer bedeutenden Besatzung be- leat und stark befestigt werden. Auch wird es durch eine Eisenbahn mit Tripolis und dem Hafen verbunden. Me Stadt Tripolis ist endgültig von dem Belagerungsring befreit.

Türkei und Rußland.

Ter KonstantinopelerJeune Turc" bringt die sehr der Bestätigung bedürfende Nachricht, das Kabinett von St. James habe der Türkei im persischen Grenz­gebiete eine Zone, die sich bis an den See von ll rmia hinziehen soll, angeb oten, umzukünftige Schwierig­keiten auszngleichen" - Tie Zone von llrmia liegt nun aber im russischen Interessengebiet und wenn sie über­haupt der Türkei angeboten wurde, sollte man anneh­men, das könne nicht von englischer, sondern nur von russischer Seite geschehen sein. Diese Vermutung liegt nach der Auffassung der Fr. Ztg. schon deshalb näher, weil Rußland einen Teil der persischen Beute benutzen könnte, um den Türken die M e e r e n g e n d u r ch f a h r t abzukaufcn. Sollte aber das Angebot aus London ge­kommen sein, dann würde England wohl nur als Mitt­ler zwischen Petersburg und Konstantinopel in Betracht kommen. In diesem Falle wäre anzunehmen, daß man der Pforte die Meerengenfreihcit für alle Nationen ab- kanfen will.

Tic ablehnende Antwort der Pforte.

K o n sta n t i n o p e l. 6. Dez. Ter Minister des Aeußern AssimBey versicherte dem r u j s is ch e m V o t- schafter in der heutigen Unterredung, daß unbeschadet einer etwa abweichenden Stellungnahme der einen oder anderen Großmacht die Türkei unmöglich den russi­schen Wünschen betreffs Oesfnung der Meer­engen für die russische Flotte nach geben könne.

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Tie Pforte wies die im D a r d a n e ll e n - G e- biet ansässigen Italiener ans.

Aus Tripolis meldet die Agenzia Stefanie vom Dienstag: Hier und in Ainzara verlief die. Nacht ruhig. Aus die Meidling, daß eine 2000 bis 3000 Mann starke feindliche Abteilung sich noch heute morgen etwa 7 Kilo­meter östlich von Ainzara befand, ging die Division Ge- raldi, unterstützt von der Brigade Reinaldi, erneut zum Angriff vor. Eine aus Tachuna vorgegangene Eskadron bemerkte mehrere auf dem Rückzug befindliche Karawanen und griff eine von ihnen an, tötete 5 Mann der bewaff­neten Arabereskorte, verwundete viele und nahm 8 ge­fangen. Tie Division Geraldi stieß auf die erwähnte feindliche Abteilung. Nach kurzem Vorpostengesecht ergriff der Feind die Flucht. Er ließ viel Munition, Getreide rc. zurück. Der Gesundheitszustand der Truppen ist ausge­zeichnet. Tie Gesamtverluste der Italiener am 4. Dez. sind ein Offizier und 16 Soldaten tot, 5 Offiziere und 68 Soldaten verwundet. Vom Kriegsgericht wurden 14 Eingeborene unter der Beschuldigung, verräterisch italie­nische Soldaten getötet zu haben, zum Tode verurteilt.

Oesterreich rüttelt am Dreibund.

Ter österreichische Generalstabschef Baron Con­rad hat seine Entlassung genommen. Eine der Haupt­ursachen seines Sturzes sind'geheime Verhandlungen, die von der M i l i t ä rp a r t e i hinter dem Rücken der ungari­schen Regierung mit der ungarischen Opposition ge­führt wurden, um das zweijährige Wehrgesetz durch eine provisorische Erhöhung des Präsenz - standes zu ersetzen. Diese Politik der Militärpartei soll vom Thronfolger beeinflußt und gebilligt sein; sie richtet sich gegen Italien. Italien soll aus dem Drei­bund ansgeschaltet werden, damit die österreichischen- belrassler ihre agressiven Absichten gegen den so bei Seite geschobenen Bundesstaat durchführen können. Die Par­teien der Linken interpellieren im österreichischen Abgeord­netenhaus und fragen die Regierung, ob sie bereit sei, die vom Thronfolger und seiner Gefolgschaft ausgehenden Be­strebungen zu bekämpfen. Tie Völker Oesterreichs wünschten nichts als friedliche Beziehungen zu Italien.

Bern, 7. Tez. Zum Vizepräsidenten des Nationalrates wurde der Stadtpräsident von Schass­hausen, Spahn (freisinnig) gewählt.

London, 7. Tez. Ter englische Flieger Ox- ley stürzte in Filey während eines glänzenden Flu­ges ab, brach den Hals und war sofort tot. Sein Begleiter, ein Teutscher namens Weiß, ist ebenfalls tot. >

Württemberg.

Dieustuachrtchteu.

Der König hat dem Repeten'ei, vr. GoNhils Dierlamm am evang. thcol. Seminar in Nracti die Obeireallehrersstelle am Gym­nasium in Ehlmgen, dem Hilfslehrer vr. Erwin Rüd am Realpro- gymnasium in Nürtingen eine -wbcrieallehr-rsstelle an dieser Anstalt dem Oberlehrer Bauer an der Elemcmarschnle jn Eßlirnen eme Reallehreisstelle an der Oberrea schule und dem Realgymnasium in Göppingen und dem Hilfslehrer jiarl Mack an der Bürgerschule I in Stuttgart die Präzepiorsitelle an dem Nefonnrealprogymnasium und der Realschule in Tuttlingen übertragen. Vom Kath. Ober- ichulrai in je eine Lein stelle au der kalk). Vcllsschule in Heidenheim dein llnterlehrer Karl Hagen am Lehrerseminar in Gmünd, Ober- kessach, OA. Künzelsau, der Unlerlehrin Mosa Stahl ii, Jagstfeld, OA. Neckarsulm. Obernheim, OA. Spaichingen, dem Unte-lehrcr Max Fischer in Otterswang OA. Waldsce, überlr gen worden-

Zur Landtagsersatzwahl in Crailsheim

hatte derFränkische Grenzbote" mitgeteilt, daß zwischen den beiden liberalen Parteien wegen der Zurückziehung eines ihrer Kandidaten in der Nachwahl zum Landtag Verhandlungen schweben, daß aber die Erwägungen, welche von beiden das Opfer zu bringen habe, noch im Gange sind. Jn der heutigen Nummer desselbigen Blattes be­merkt nun der Wahlausschuß der Fortschrittlichen Volks­partei, für die Partei stehe eine derartige Erwägung nicht in Frage. Sie habe sofort nach dem ersten Wahl­gang erklärt, daß sie an ihrer Kandidatur unter allen Umständen festhalten werde.

Neue Versicherungsmarken. Das Vierte Buch der ReichsversicherungsordnungInvaliden- und Hin­terbliebenenversicherung" tritt mit dem 1. Januar 1912 in Kraft. Demzufolge werden neue Versicherungsmarken ausgegeben und zwar: Ein-, Zwei- und Dreizehnwochen­marken für die Lohnklasse 15 zu 16 Pfennig bis zu

6 M 24 Psg., sowie eine Zusatzmarke für freiwillige Zu­satzversicherung zu 1 M. Mit dem Verkaufe der neuen Marken wird am 27. Dezember begonnen. Die alten Ver- sicherungsmarken werden noch bis zum 30. Juni 1912 von den Postanstalten weiter verkauft. Da die alten Marken nur für Zeiten, die vor dem l. Januar l912 liegen, zu kleben sind, wird das Publikum beim Ankäufe von Ver« sicherungsmarkcn in den ersten Wochen nach dem l. Ja­nuar 1912 durch die Schalterbeamten ausdrücklich be­fragt, ob Versicherungsmarken für die Zeit vor dem i. Ja­nuar 1912 oder ob solche für die Zeit nach dem 1. Ja­nuar 1912 gebraucht werden. Vom l. Juli 1912 ab werden alte Marken nur noch von den Versicherungsan­stalten an das Publikum verkauft. Bis zum 31. De­zember 1913 können alte. Marken gegen neue Marken bei den Postanstnltcn noch umgetauscht werden, wenn sie nicht evrdorben sind, in barem Geld darf der Wert solcher Marken nicht erstattet werden.

Zur Neberfülluttg im Verwaltnngsfach.

Der Verwaitnngsmann", das Organ für württ. Verwalt- ungsbeamte and Kandidaten, erhält folgende Zuschrift: Einen Beweis für die in unserem Fach herrschenden ungesunden Ver­hältnisse bietet uns ein Blick in denStaatsanzeiger". Man sollte annehmen, daß, nachdem im Laufe des Monats September über 200 unserer Fachgenossen znm Zweck der Vorbereitung ans die Dienstprüfung und Ableistung ihrer Militärpflicht außer Stellung traten, die Stellenangebote die Gesuche übersteigen. Aber nein, weit gefehlt! Eine Berechnung der ersten Hälfte des Monats September zeigt, daß auf ein Stellenangebot nicht weniger als 1 Stellengesuche kommen. Eine noch bessere Illu­stration liefern die Bewerberzahlen um ausgeschriebene Stel­len. Sie sind z. B. um eine auf 1. Oktober bei dem Stadt- schnltheißenamt H. zu besetzende Gehilfenstelle 30, um eine mit 1750 M dotierte Gcmeindcsekretürstclle in Dürrmenz-Mühlacker 62 Bewerber aufgetreten usf. Mer ungeachtet dieser mißlichen Lage, in der sich ein verhältnismäßig großer Teil unserer jüngeren Standcsgenofsen befindet, erscheinen fortgesetzt An­zeigen im Staatsanzeiger, die Angebote zur Annahme von Lehr­linge» enthalten. Ein Zeichen, wie wenig den von ernster Sorge um das Fortkommen und Wohl unseres Standes getragenen eindringlingen Mahnungen unserer -dreinsleitnng Beachtung ge- schenit wird. Das Bedauerliche an der Erscheinung ist, daß es sich des öfteren um Lehrlinge suchende Beamte handelt, die Armier bekleiden, bet deren gehaltlicher Ausstattung daraus Be­dacht genommen worden ist, daß ein gewisser Teil des Ein­kommens für Unterstützung durch Gehilfen auszugeben ist, fer­ner um Beamte solch großer und leistungsfähiger Gemeinden, die zur Bezahlung des verhältnismäßig geringen Aufwands für einen Gehilfen recht wohl in der Lage mären. In den weiiaus- mcistcn Fällen dürste es den Beamten, die zur Bewältigung ihrer amtlichen Geschäfte eine Unterstützung brauchen, nicht schwer fallen, der Gemeindevertretung die Gründe zur Ver- witligung der Mittel für einen Gehilfen überzeugend klar z« legen. Es ist mir schon erwidert worden, dis Gründe für eine Lehrlingshaltnng in größeren Gemeinden seien auch darauf zurück- zufübren, daß einflußreichere Bürger, insbesondere Mitglieder der Gemeindekoilegien, um Aufnahme ihrer Sohne in die Rat- hanskanzleien nachsuchen und man eben die Gesuche nicht ab- schlagen könne oder aus naheliegenden Gründen nicht wolle. Ich habe dieses Vorbringen bis jetzt nicht als stichhaltig bezw. als Entschuldigung anerkennen können im Gegenteil, es gibt mir zu denke».

Als eifrige Lehrlingszüchier zeigen sich zum Teil unsere neu iu ein selbständiges Amt eintretenden Kollegen. Einige Beispiele aus letzter Zeit anzuführen, kann ich nicht unter­lassen. Vor zwei Monaten ist der seitherige Schnltheißenamts- assistent R. der über 5000 Einwohner zählenden Gemeinde T- als Raischrciber gewählt worden, einige Wochen später suchte er im Staatsauzeiger einen Lehrling, in denselben Tagen sucht einen solchen der im Vorjahr gewählte Ortsvorsteher L. der Stadtgemeinde L., die auch über 1500 Einwohner zählt. Ein jüngerer Ortsvorsteher vom Oberamt Oehringen will seinen aus­gedienten Lehrling absetzen, sucht aber gleichzeitig Ersatz usf. Diese Angebote finden sich imStaatsanzciger" nur wenige Nummern voneinander entfernt. Beim Lesen dieser Annoncen muß ich denken, es ist wahrhaftig höchste Zeit, daß der Staat zwingend ins Mittet tritt, wenn man tagtäglich sieht, wie wenig unsere Kollegen ihre materiellen Interessen hinter die­jenigen der Allgemeinheit zurücksiellen.

Dazu bemerkt die Schristleitung: Leider sind wir in der Lage, die Fälle, die der Herr Einsender genannt hat, um einen besonders charakteristischen Fall, der zu unserer Kenntnis kam, zu vermehren. Ein Ortsvorsteher aus dem Bezirk Tutt­lingen hatte einen Lehrling, der am 1. April d. I. seine Lehr­zeit beendigte. Nach 34 Monaten wurde der junge Mann entlassen mit der Begründung, daß keine Verwendung mehr für ihn vorhanden sei. Sofort nach der Entlassung des jungen Mannes nahm der Ortsvorsteher einen neuen, von anderer Seite zurückgewiesenen Lehrling an, während der Entlassene seither stellenlos zu Hause sitzt. Wir sind überzeugt, daß eine derartige, vom krassesten Eigennutz diktierte Handlungsweise allseits schärfste Mißbilligung finden wird.

Biberach, 6. Dez. Bei der Gemeinderatswahl hat von den 6 Sitzen vier das Zentrum, 2 dieVolkspar - tei errungen. Die Deutsche Partei fiel mit ihrem Zettel durch.

Gmünd, 6. Dez. Sechs Sitze waren zu vergeben. Den 1., 4. und 5. erhielt das Zentrum, den 2. und 6. Sitz der liberale Block, den 3. Sitz die Sozialdemo­kratie. Für die Sozialdemokratie wurden 83 Zet­tel weniger als im vorigen Jahr abgegeben, während das Zentrum und die Liberalen eine Zunahme verzeichnen.

Ravensburg, 6. Dez. Bei der Gemeinderatswahl wurde gewählt aus dem Vorschlag der Zentrumspartei 4 Mitglieder und zwar Bernhard Hader, Mechaniker mit 1459 Stimmen, Moritz Schlachter Bildhauer mit 1420, Rebstein Güterbeförderer mit 978 und Häfele Werkmei­ster mit 933 Stimmen. Aus dem Vorschlag der mit der Sozialdemokratie verbundenen Volkspartei wurde gewählt der Sozialdemokrat Ehrler Lorenz, Privatier mit 712 Stimmen, ans dem Vorschlag der Deutschen Partei Däm­met, Privatier mit 627 Stimmen. Die Fortschrittliche: Volkspartei hat keinen Kandidaten durchgebracht.

Friedrichshafen, 6. Dez. Zwei von der Schweiz in einem Ruderboot herübergekommene Saccharin­schmuggler wurden heute nacht durch die Grenzwache nicht weck von der Badeanstalt erwischt, als sie gerade gelandet waren. Der eine wurde nach umständlicher Ver­folgung eingeholt und samt seinem Saccharin in Sicher­heit gebracht. Dem anderen gelang es, begünstigt durch den Seenebel, zu entkommen.

Nah nnd Aern.

Beim Baumfällen geköpft.

Das Opfer eines eigenartigen Unfalles ist in einem Walde bei Schlat (Göppingen) der 37 Jahre alte Holz­hauer I. Spieß von dort geworden. Er war mit dem