Fällen eines Baumes beschäftigt und gerade im Begriff, kich aus dem Bereiche des fallenden Stammes zu entkernen. Beim Fallen streifte ein Ast die Axt des Spieß, die dieser auf der Schulter trug, und drückte kie in seinen Hals, wobei die Halsschlagader durchschnitten wurde. Das Blut entwich gleich im starken Strahl dem Körper und der Tod trat infolge von Verblutung schon nach ganz kurzer Zeit ein.
Schreckensszene« ans einem Dzean-Segler.
Eine grauenhaft phantastische Geschichte wird aus Belle-Ile gemeldet. Tort war am 4. Dezember der große Segler,,Antoinette" mit einer Ladung Zucker aus Samarang in Java angekommen. Vor der Reede gab das Schiff durch Signale zu erkennen, daß eine heftige Epidemie an Bord wüte. Dgs Schiff wurde nach d- Razaire geschafft, und dort begab sich der Lazarettarzt an Bord. Ein schrecklicher Anblick bot sich seinem Auge. Von der Besatzung von 15 Mann lagen 3 tot auf dem Verdeck, 10 waren schwer krank oder bewußtlos, und nur 2 Schiffsjungen waren noch bei Kräften. Das ganze Schiff war bedeckt von einem wilden Schwarm von Ratten. Es wurde gleich eine Untersuchung eingeleitet und fcstgestellt, daß es sich weder um Pest noch um Cholera noch um das gelbe Fieber handeln konnte. Vermutlich liegt die mit Beri- Beri bezeichnete verheerende Seuche vor. Tie Kranken sind ausgeschifft und ins Lazarett gebracht worden. Das Schiss ist desinfiziert.
Weil«« Nachrichten:
Der Flaschnermeister Dannquardt in Steinheim OA. Marbach, gegen den schon vor einiger Zeit die Staatsanwaltschaft eine Untersuchung wegen Sittlichkeits- Verbrechens einleitete, wurde vom Untersuchungsrichter aus Heilbronn verhaftet.
In Augsburg sind der Inhaber eines Frifeur- geschäfts und sein Bruder unter dem dringenden Verdacht, den Raubmord an der Prostituierten Fischer begangen zu haben, verhaftet worden.
Gerichtfaal.
! Aus einer Lilipulanerehe.
In einem Wiener Blatte wird aus einem dortigen Gerichtssaal berichtet: Ter Liliputaner Julius Biller, der im heurigen Sommer Bürgermeister des .Liliputanerdorfes in „Venedig in Wien" war Und gegenwärtig in einem Nachtkaffeehause des zweiten Bezirkes als Portier bedienstet ist, erschien vor dem Zivillandesgericht zum zweiten Male als Kläger in einem Prozesse wegen Bestreitung ehelicher Geburt. Er war im Oktober v. I. nach achtjähriger Ehe von feiner Frau, die Friseurin Georgine Biller, gerichtlich geschieden worden, hatte aber den ehelichen Verkehr bereits seit anfangs Mai v. I. abgebrochen. Am 21. März d. I. schenkte Frau Biller einem Knaben das Leben, dessen Ehelichkeit der Liliputaner nun in seiner Klage bestreitet. In der ersten Verhandlung hatte der Gerichtshof aus Antrag des Verteidigers der ehelichen Geburt einen Sachverständigenbeweis darüber zugelassen, ob sich aus der Art des Wachstums und der Entwicklung des Kindes schließen lasse, daß es einen Liliputaner zum Vater habe, oder ob sich, die Unmöglichkeit der Vaterschaft des Klägers erweisen läßt. Als Sachverständiger war zur jetzigen Verhandlung Professor Habrda erschienen. In der Verhandlung, die auf Antrag des Klägers geheim erklärt wurde, kl-su es unter anderem auch zur Vernehmung der Gattin des Liliputaners als Zeugin und des Sachverständigen. Der Senat gab der Klage statt und sprach die Unehelichkeit des Kindes aus, unter Berufung aus die Zeugenaussage der Frau, die zugab, in den letzten zehn. Monaten vor der Geburt des Knaben mit ihrem Manne keinen Verkehr unterhalten zu haben. Auch durch die Angaben des Sachverständigen sei die vom Kläger behauptete Unmöglichkeit seiner Vaterschaft bestätigt worden.
Ein nächtlicher Raubzug in der Wüste.*)
Schah Sevar, „der reitende König", der Häuptling eines kriegerischen Stammes im westlichen Bclutschistan, sitzt eines Abends, die Pfeife rauchend, am Lagerfeuer vor seinem schwarzen Zelt, dessen Tuch über Tamarisken- zweigc gespannt ist. Der Märchenzähler ist soeben verstummt. Da nahen im nächtlichen Dunkel zwei weiße- gekleidete Männer mit weißen Turbanen um den Kopf. Sie binden ihre Dromedare an und neigen sich demütig vor Schah Sevar; dieser fordert sie auf, sich zu setzen und sich Tee aus der eisernen Kanne einzuschenken. Run wird es ringsum lebendig. Noch andere Männer treten ans Feuer; sie alle tragen lange Flinten, Speere, Säbel und Dolche. Einige führen zwei oder drei Dromedare am Zügel.
Jetzt sitzen vierzehn Männer um das lodernde Ferrer. Cs ist sonderbar still in diesem Kreise, und auf Schah Seoars Antlitz ruht feierlicher Ernst. Schließlich fragt er: „Alles bereit?"
„Ja, Herr!" ertönt es von allen Seiten.
„Ist das Pulverhorn gefüllt, und Blei im Beutel?"
Fa!"
„Sind die Wasserschläuche voll?"
„Za!"
„Lebensmittel in den Taschen?"
„Ja, Herr. Datteln, saurer Käse und Brot aus acht Tage!"
„Ich sagte euch vorgestern: diesmal gilt es Bam. Bam ist ein starkbevölkertes Dorf. Entdeckt man uns zu früh, dann kommt es zu heißem Kampfe. Wie der Schakal aus der Wüste müssen wir heranschleichen. Es find fünfhundert Kilometer, ein Ritt von vier Tagen!"
Wieder starrt Schah Sevar eine Weile in die Flammen, dann fährt er fort: „Sind die Dschambas frisch?"
Eine Weltreise mit Sven Hedin — das ist das Aueste auf dem Büchermarkt. Der ben'ibmte Forscher Kat ein Volks- und Jugendbuch unter dem Titel „Von Pol z» Pol" ge- schrieben, das soeben bei Brockbaus in Leipzia erscheint und aus dem uns der Verlag das bier mitgeteilte Kapitel zum Abdruck zur Verjüng üellt. Eine Weltreise für 3 Ma k — mehr kostet dar mit Abbildungen und Karten vortrefflich ausgestattete Werk nicht.
' „Ja!"
„Und zehn weitere Dromedare für die Beute?"
„Ja!"
Nun erhebt er sich, und alle Männer folgen seinem Beispiel. Ihre wilden Gesichter glänzen kupferrot im Feuerschein. Sie sind keine Diebe, Diebstahl halten sie für einen gemeinen Lebensberuf. Aber Plünderung und Raub gilt ihnen als ritterlicher Sport, und ihren Ruhm macht die Zahl der Sklaven, die sie in ihrem Leben erbeuten.
„Aufgesessen!" befiehlt der Häuptling mit gedämpfter Stimme. Die Musketen werden über die Schultern geworfen und schlagen klappernd gegen das Gehänge, an dem Pulverhorn und Lederbeutel mit Kugeln, Feuerstein, Stahl und Zunder befestigt sind. In dem Gürtel stecken die Dolche. Zaum und Sattelgurt sind schon vorher besorgt; sogleich sitzen sie im Sattel. „In Allahs Namen!" ruft der Schah Sevar, und in mäßigem Trab sprengt die Schar in die Nacht hinaus.
Man folgt einem bekannten Pfade; die Sterne dienen als Wegweiser. Der Tag graut, die Sonne geht auf, und der vorwärts, nach Bam weisende Schatten der Dromedare fällt aus den festen gelben Sand, in dem kein Grashalm wächst. Kein Wort wurde in der Nacht gesprochen. Nun aber die ersten 120 Kilometer durchschritten sind, sagt der Häuptling: „Wir rasten an der Quelle des weißen Wassers." Hier angelegt, füllen sie die Schläuche frisch und lassen die Dromedare saufen. Dann ziehen sie sich in das Gebirge zurück, um die heißen Stunden des Tages verstreichen zu lassen. Sie lagern nie an Quellen, wo man leicht andere Menschen trifft.
Mit Einbruch der Dämmerung sind sie wieder im Sattel. Heute reiten sie schneller als in der vorigen Nacht und machen am Morgen an einer salzigen Quelle halt. In der dritten Nacht beginnen die Dromedare mühsamer zu atmen, und wenn die Sonne aufgeht, hängt der Schaum in weißen Flocken in- ihren beweglichen Lippen, die sie ungeduldig kauen. Müde sind sie nicht, aber atemlos und verdrießlich, und die Haut über ihren Nüstern hat sich wie zwei Glocken aufgebläht. Aber weiter geht die wilde Jagd nach Westen, und weiter stürmen die Dromedare ohne Anfeuerung seitens der Reiter in wirbelnder Staubwolke dahin.
Nun liegt auch der letzte Wüstenpfad, den noch hin und wieder eine Karawane zieht, hinter ihnen, und in rasender Flucht geht es über hartgefrorenen, salzhaltigen Schlammboden. Nichts Lebendes zeigt sich hier, nicht einmal ein verirrter Rabe oder Geier, der die Bewohner von Bam vor der drohenden Gefahr warnen könnte. Ohne Rast geht es den ganzen Tag weiter. So stumm und still ist die Reiterschar wie die Wüste selbst, man hört nur die langgezogenen Atemzüge der Dromedare und das Rasseln ihrer Fußschwielen auf dem harten Boden. Wenn das Abendrot seine Purpurdecke über die Wüste breitet, sind nur noch zwanzig Kilometer zurückzulegen.
Da hält Schah Sevar sein Dromedar an, und als fürchte er, daß man in Bam seine Stimme höre, ruft er halblaut: „Halt!" Ein leises Zischen der Reiter, und die Tiere beugen die Knie und legen sich nieder. Die Reiter springen aus dem Sattel und binden den Dromedaren die Vorderbeine mit kurzen Stricken zusammen, damit die Tiere sich nicht erheben und fortlaufen können und so den Plan verraten. Alles ist jetzt todmüde und streckt sich auf dem Boden aus. Einige Männer schlafen, andere hält die Aufregung wach, vier Posten halten nach verschiedenen Seiten hin Ausschau. Das Ziel des Raubzuges ist nicht zu sehen, wohl aber die Berge, an deren Fuß Dam liegt. Wenn nur erst die Nacht da wäre und der Schutz der Dunkelheit!
Der Tag war windstill und heiß. Am Abend kommt ein schwacher Lusthauch von Norden her, und Schah Sevar lächelt. Ostwind hätte ihn und seine Reiter zu einem Umweg gezwungen, um nicht die witternden Dorfhunde zu früh zu beunruhigen. Neun Uhr ist es jetzt. In einer Stunde schläft ganz Bam. Die Reiter sind mit ihrer Mahlzeit fertig und stecken einen Rest Datteln, Käse und Brot wieder in die Tasche. „Sollen wir die Wasserschläuche leeren, um die Tiere zum Angriff zu erleichtern?" fragte ein Belutscht.
„Nein," antwortet Schah Sevar, „vielleicht kommen wir nicht mehr dazu, die Schläuche im Dorf vor unserem Rückzug zu füllen."
,Zetzt ist es Zeit", sagte er dann, „die Waffen bereit!" Sie sitzen wieder auf und reiten langsam auf das Dorf zu. „Erst wenn sich etwas Verdächtiges zeigt reite ich schneller, und ihr folgt mir. Ihr drei mit den Lastdromedaren bleibt die letzten im Zuge." Wie die Falken schauen die Räuber nach dem Ziel. Langsam hebt sich am westlichen Horizont die Kontur des Berges. Noch fünf Kilometer, aber ihre Augen, die das Leben im Freien geschärft hat, unterscheiden schon die Gärten in Bam. Sie kommen näher und näher. Da bellt ein Hund - - ein zweiter stimmt ein — alle Dorfhunde schlagen jetzt an; sie haben die Dromedare gewittert!
„Vorwärts!" ruft der Häuptling. Unter den anfeuernden Rufen der Reiter verdoppeln die Dromedare ibre Kraft, sie wissen, was auf dem Spiele steht. Ihre Köpfe liegen fast mit der Erde parallel, sie fliegen dahin, von Schaumflocken und Staubwolken umwirbclt. Das Gebell der Hunde wird immer toller, einige kommen schon den Dromedaren entgegengelaufen. Jetzt erreicht die wilde Jagd den Eingana des Dorfes. Rufe der Verzweiflung ertönen, die Schlafenden werden geweckt, Frauen und weinende, .Kinder stieben nach den Bergen hin. Zu geordneter Verteidigung ist keine Zeit mehr, zu überraschend war der Ueberfall; es fehlt an einem Führer. Wie aufgeschreckte Hübner laufen die Unglücklichen durcheinander, und die Reiter fallen über sie her. Schah Sevar sitzt hochaufgerichtet auf seinem Dromedar und leitet den Anariff. Die andern springen ab und überwältigen drei Männer, zwölf Weiber und sechs Müder, die in Eile gebunden und von zwei Deliitschis beit wacht werden, während die übrigen Reiter die benachbarten
Häuser durchsuchen. Ihre Beute sind zwei junge Männer, die vergebens Widerstand leisten, zwei Säcke Korn, ein wenig Hausgerät und alles Silber, das sie finden konnten.
„Wieviel Sklaven?" brüllt Schah Sevar.
„Dreiundzwanzig!" tönt es von mehreren Seiten.
„Das genügt, ladet auf!"
„Die Sklaven und das gestohlene Gut werden auf den Dromedaren festgebunden. „Eilt, eilt", ruft der Häuptling, „denselben Weg zurück!" In der Hast des Aufbruchs entsteht ein entsetzlicher Wirrwarr, einige Tiere haben sich in die Stricke der anderen verwickelt. „Zurück!" Das scharfe Auge des Häuptlings hat eine herannahende Schar bewaffneter Männer entdeckt. Drei Flintenschüsse krachen plötzlich durch die Nacht, und Schah Servar stürzt rücklings aus dem Sattel. Sein Dromedar flieht wüstenwärts. Ter linke Fuß des Reiters hängt im Steigbügel, und sein Kopf schleift durch den Staub, der den Blutstrom der Stirnwunde verstopft. Dann aber gleitet der Fuß aus dem Bügel; „der reitende König" liegt als Leiche vor oen Toren Bams. ^
Vermischtes.
Auf den Hörnern des Büffels.
Wie kürzlich gemeldet wurde, ist der deutsche Forschungsreisende Oberleutnant Paul Graetz auf einer Expedition durch den Kongo dadurch verunglückt- daß er von einem Büffel angefallen wurde, der ihn erheblich verwundete und seinen Begleiter tötete. Ein Privatbrief des Herrn Graetz, der jetzt einer Zeitung zur Verfügung gestellt wird, enthält nähere Angaben über den Unglücksfall, die vielleicht interessieren werden. Der Reisende schreibt unterm 29. September aus R asa in a (Nord- vst-Rhodesia), daß er sich auf dem Wege der Genesung befinde und hoffe, in acht bis zehn Tagen weiter nach deni Kongo reffen zu können. Anfang November hoffe er im Kongo zu sein, im Dezember sein Ziel, die Westküste, zu erreichen. Von dem Unfall gibt er folgende Schilderung: Ter Büffel nahm mich wegen des Feuers meines Mausers zuerst an. Ich sprang beiseite und fiel. Ties war meine Rettung. So entging ich dem Anprall des wütend Einherstürmenden. Der Büffel war sofort bei mir und versuchte, mich auf die Hörner zu nehmen. Ich sprang auf und packte ihn bei den Hörnern .— er spießte mich durch Backe und Unterkiefer in die Zunge und pfefferte mich in die .Luft, daß mir die Sinne vergingen. Ich bin der erste Jäger, der, so vom Büffel angenommen, nicht getötet worden ist. Dann inandte sich der Büffel meinem Begleiter zu, der ihn mitten in den Schädel schoß, doch der Büffel hatte noch wenige Sekunden Lebenskraft genug, meinen Begleiter in Brust, Unterleib und Oberschenkel zu spießen. Ter ganze Vorfall dauerte überhaupt nur wenige Sekunden. Mein Begleiter starb in der kommenden Nacht, Während ich mich selber zusammenflickte und hierherschleppte, wo ich mich seit beinahe drei Wochen in ärztlicher Behandlung befinde. Tie Qualen waren mitunter so rasend, daß ich meine ganze Selbstachtung zusammennehmen mußte, um nicht zu verzweifeln. Jetzt bin ich ohne Schmerzen. Tie Wunden sind geheilt, freilich gibt es Narben, doch die Bruchstücke des Unterkiefers hat mein Doktor noch nicht zusammenkriegen können. Wir erwarten täglich den Arzt von dem fünf Tage entfernten Abercorn. Tann wollen mich beide Aerzte nochmals chloroformieren und operieren. Tie Operation besteht darin, die Bruchenden des Unterkiefers aufeinanderzupassen und dann die beiden ersten Zähne der Bruchenden mit Silberdroht aneinanderzubinden, um einen Halt zu bilden. Tann muß ich noch zwei bis drei Wochen von flüssiger Nahrung leben, an die ich mich schon gewöhnt habe: Hygiama, puppen und flüssige Puddings. — Ich habe nach einem Ersatzm ann nach Paris gekabelt, er soll mir über Kapstadt nach §Eli- zabethville im Kongo entgegenkommen, doch bin ich im Zweifel, ob sich einer finden wird. Mein braves Boot liegt 35 englische Meilen von hier im Chamberi vor Anker- und erwartet mich ..."
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Der Zulauf zur Bühne.
In O-esterreich haben sich die Organisationen der Arbeitnehmer und Arbeitgeber im Theaterbetriebe in einer gemeinsamen Kommission vereinigt, um den ungeachtet schärfster Vertretung ihrer besonderen Interessen auftretenden Mißverhältnissen im Theaterbetriebe zu steuern und Reformen zu schaffen, die beiden Jnteressentengruppen zum Vorteil gereichen. Tie ersten günstigen Resultate gemeinsamer Arbeit haben die Theaterzentralkommissionen veranlaßt, zu versuchen, ihre Wirkungssphäre weiter auszudehnen. Sie stellt sich den Stadtgemeinden bei Vergebung ihrer Theater als Informationsquelle zur Verfügung und wird in nächster Zeit bereits tmran gehen, den Zulauf zur Bühne durch geeignete Bestimmungen zu regeln. Es besteht die Absicht, dahin zu wirken, daß sich jeder Theaterschüler vor der Theaterzentralkommission einer Prüfung unterziehe, wenn er nicht bereits das Reifezeugnis der Akademie für Musik und darstellende Kunst erlangt hat. Tie Kommission wird sich hierbei nicht auf die Prüfung künstlerischer Qualitäten einlassen, sondern sich allein mit der Ausscheidung jener Personen begnügen, für welche mit Rücksicht auf den Mangel der wichtigsten äußerlichen Momente die Bühnenlaufbahn verhängnisvoll werden müßte. Man wird also bei einer Sängerin zn unterscheiden haben, vb sie Stimme und ob sie Gehör hat und nicht etwa, welchen Umfang die Stimme und welche Fähigkeit die Dame besitzt, ihren Vortrag künstlerisch zu gestalten. Man wird Personen ausschalten, deren körperliche Gebrechen und deren Sprachfehler sie für die Bühne untauglich machen, und wird allen anderen Aspiranten auf die Bühnenlaufbahn die freie Konkurrenz nicht unterbinden.
— Anekdote. Als Ludwig XIV. dem Kritiker Boileau die von Seiner allerchristlichsten Majestät eigends verfertigten Gedichte zeigte und ihn um ein Urteil ersuchte, erwiderte Boileau: „Sire, Ihnen ist nichts unmöglich. Sie wollten schlechte Gedichte machen, und es ist Ihnen ganz trefflich gelungen."