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mit Erzähler vom Schwarzwald.

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Amtsblatt für die Stadt wildbad.

Verkündigungsblatt

-er Ugl. Forstämter Wildbad, Meistern, Enzklösterle rc. während der Saison mit

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Nr 2S«.

Donnerstag, den 2. Novemver ISI1.

S8. Jahrg.

Freihandelsfragen.

Bo« Friedrich Naumann, M. d. R.

Wenn man in der vergangenen Woche die Debatten über die Teuerung .aufmerksam verfolgte, so fand man zwischen den Kampfesworten der Tagespolitik allerlei kleine Geständnisse über die volkswirtschaftliche Theorie. Insbesondere überraschte es vielfach, als der sozial­demokratische Abgeordnete Südekum hervor­hob, die Sozialdemokraten seien keine grundsätzli­chen Freihändler, und als dann unser Parteige­nosse Pachnicke daran erinnerte, daß selbst Bamberger, der Vater des Freihandels in Deutschland, nicht durchaus und unter allen Umständen gegen Zölle gewesen sei. Für genauere Kenner der Literatur früherer Zeiten war zwar beides nicht völlig neu, aber es war charakteristisch, daß gerade jetzt diese Ausführungen gemacht wurden. Die Parteien der Linken wollen es vermeiden, den ko ni menden Wahlkampfzu einem Streit um die Theorie des Freihandels werden zu lassen. Der Kampf um die wirtschaftliche Theorie ge­hört anderswohin als in die politischen Versammlungen und Körperschaften, er ist Sache der Wirtschaftsgelehrten. Was diese als ihre Ueberzeugung vortragen, wird sicher­lich nicht ohne Einfluß auf die Meinungen und Forder­ungen der Parteien sein, denn alle Parteien arbeiten mit dem Rüstzeug ihrer verschiedenen Denker, aber keine Partei ist dazu da, eine volkswirtschaftliche Theorie um ihrer selbst willen zu vertreten, sondern sie vertritt die prakti­schen Wünsche und Bestrebungen gewisser Volksteile und, soweit es beim Widerstreit der Meinungen möglich ist, die Wohlfahrt der gesamten deutschen Volkswirtschaft. Wenn also die Theorie des Freihandels sich irgendwann als Hemmnis des praktischen Fortschritts erweisen sollte, so dürfen wir uns nicht deshalb an sie klammern, weil sie ebenunsre Theorie" ist. Das würde dann falscher Dok­trinarismus sein. Auch Eugen Richter ist, wie durch Zurufe seiner treuesten Mitarbeiter festgestellt wurde, nicht in diesem Sinne Doktrinär des Freihandels gewesen, und Gothein, der unter uns der reinste Vertreter der älteren, liberalen Wirtschaftslehre ist, lehnt es ebenfalls ab, ein dogmatisch gebundener Mann sein zu wollen.

Damit ist in keiner Weise gesagt, daß nicht der zelne von uns auf Grund seines Studiums zu dem Ergeb­nis kommen kann, daß es für die deutsche Volkswirt-, schaft besser sein würde, wenn wir alle großen Zölle aus Massenartikel von uns abschütteln könnten. Um von

Doraliese von Freilingen.

Von Helene von Mnhlau.

«") «Nachdruck verboten.)

(Fortsetzung.)

Und dann kam eine ganze Reihe von gequälten, unharmonischen, unfreundlichen Tagen Tage, die voll Schwüle, voll heimlicher Angst und feigem Zau­dern waren, und Doraliese fühlte und wußte alles:

Diese beiden, die da einig nnt sich und mit shrer Zukunft waren, die fürchteten sich vor ihr! Die hatten wohl den Mut gehabt, sie zu berauben, sie zu hinten­gehen, aber der Mut, nun offen vor sie hinzutreten, der fehlte ihnen. Statt dessen aber wandte Alix alle Zärt­lichkeit, alle ihre großen und kleinen Schmeichelkünste auf, um Doraliese ihre Liebe zu beweisen um sie vielleicht langsam vorzubereiten, langsam empfänglich zu machen für den Schlag, der ihrer wartete und diese ihre Furcht diese ihre Feigheit, flößte Doraliese Erbar­men ein, solch großes «Erbarmen, daß sie das eigene Leid vergaß und sich nur noch in die Not, in die hilflose Stimm­ung der Schwester und des Pfarrers versetzte.

Alix kleine Alix", sagte sie eines Abends, als sie mit der Schwester allein in der Halle saß.Sag, hast du über deine Zukunft wohl schon nachgedacht?"

Ueber meine Zukunft?" lieber Alix' Gesicht brei-' tete sich tiefes Rot.

Soll ich fort von Freilingen?" fragte sie zaghaft.

Ich weiß nicht, Alix -- hättest du Lust?"

Und du Doliese, wo bleibst du?"

Ich? O das wird sich finden! Es kommt darauf an, wie wir die äußeren Verhältnisse ordnen können!"

Habt ihr noch keine Hilfe -- Doraliese?"

Und wenn ihr keine findet, was dann?"

Dann werden wir es hergeben müssen!"

Was hergeben?"

Nun, Freilingen!"

Und das sagst du so ruhig, Döraliese?"

Sie zuckte mit den Achseln.All das wird sich finden

mir zu reden, so bin ich von vornherein nicht sreihänd- lerisch gewesen, da ich aus staatssozialistischer Umgebung stamme, in der es immer 'eine gewisse Vorliebe für staat­liche Bevormundung und Leitung des Handels gegeben hat. Erst das genauere eigne Arbeiten hat mir Zweifel an der Richtigkeit des gegenwärtigen von Bismarck be­gonnenem Zollsystems geweckt und verstärkt. Ich bin von Haus aus geneigt gewesen, die Bewunderung für Bis­marcks auswärtige Politik auch aus seine Handelspolitik auszudehnen, aber die Beschäftigung mit den sozialen Fragen hat mich gezwungen, über das Verhältnis von Lohn und Lebenshaltung nachzudenken, und die Ueberleg- ung der Lage der kleineren Bauern und ihrer Aufgabe für die nationale Fleischversorgung hat mich weiter in der Kritik des herrschenden Systems vorwärtsgetrieben. Auf Grund dieser volkswirtschaftlichen Studien halte ich kleinere Schutz- und Erziehungszölle im einzelnen für möglich und teilweise notwendig, bin aber ein Gegner des­sen geworden, was von den herrschenden Parteien als unser bewährtes Wirtschaftssystem" verteidigt wird. Nicht einer vererbten Freihandelslehre zuliebe, sondern als selbständig denkender Beobachter bin ich zu der Ueberzeug­ung gekommen, daß es für Deutschlands Landwirtschaft und Gewerbe besser gewesen wäre, wenn wir vor 30 Jahren nicht zum Getreide-, Garn- und Eisenzoll überge­gangen wären. Will man mich deshalb einen Freihändler nennen, so schadet es nicht viel, ist aber sachlich nicht ganz zutreffend, denn ich habe stets und insbesondere auch im ersten Abschnitt meinerNeudeutschen Wirtschaftspolitik ausgesprochen, daß ich nicht glaube, daß es eine für alle Zeiten und Verhältnisse gültige alleinseligmachende Wirtschaftslehre gibt. In den Versammlungen habe ich diesen für die Mehrheit der Zuhörer etwas schwierigen Gedankengang öfter auf die Formel gebracht:Ich bin für Freihandel, weil ich im gegenwärtigen Deutschland lebe, würde aber vielleicht für Zölle sein, wenn ich Fran­zose wäre." Das soll heißjen: für ein Volk mit starkem Bevölkerungszuwachs liegen diese Dinge anders, als für ein Volk ohne Vermehrung. Ein Volk ohne Vermehrung kann sich abschließen, es ist sozusagen fertig und braucht sich nur noch möglichst lange zu konservieren. Wir aber wachsen noch und wollen wachsen. Deshalb ist es für uns falsch, wenn wir uns zu stark umpanzern, wie es in den letzten Jahrzehnten geschehen ist.

In dieser Auffassung bin ich stets bestärkt worden, wenn ich die Landwirtschaft unserer zollfreien Nachbar­länder Schweiz, Belgien, Holland und Däne-

Alix! Nur um dich sorge ich mich ein wenig. Sag, was gedenkst du zu tun?"

Sie kämpft noch einen Augenblick sie wußte nicht, sollte sie weiter in Trotz und Lüge und Feigheit ver­harren -oder?

Aber dann fühlte sie Doralieses Hände auf ihrem Haar und Doralieses Mund ganz dicht an ihrem Haar.

Sag Alix liebst du ihn? Sagtest du Mir nicht, daß er nach Berlin will? Hm? Sag?"

Aber Alix sagte nichts sie bebte nur und fühlte die Tränen emporsteigen.

Es wäre gut für dich, Alix, wenn du ihn lieben könn­test. Ich würde mich befreit fühlen, wenn ich deine Zu­kunft sicher wüßte!"

O Doraliese Doliese!" und Alix' Kopf lag in der Schwester Schoß und das heftig vorbrechende Schluchzen erschütterte ihren Körper.

Doraliese strich ihr leise über das blonde Haar.

Du liebst ihn Alix nicht wahr, du liebst ihn sehr?"

Ich weiß nicht, wie es kam, Doliese-"

Mein, das weih man nie!"

Und weiß nicht, wie ich es ertragen soll"

Was?"

Nun, wenn 'dunein" sagst, denn du du

Aber Doraliese ließ sie nicht ausreden.Ich Hab' ihn nicht geliebt, Mx, ein, gewiß ich Hab' wohl während meiner Einsamkeit ein paar törichte Wünsche gehabt, wie wohl jedes Mädchen sie einmal im Leben hegt aber dann"

Was dann, Doliese?"

Dann sah ich ein, daß all das nur Täuschung war und daß ich nicht so einfach einem Mann angck-

hören kann-wie - -- nun wie du, kleine Alix,

und wie so viel andere Frauen"

Da konnte Alix durch Tränen lächeln und blickte zu der Schwester auf.

Ach Doliese Doliese - Feh all das Hab' ich ihm auch gesagt, wenn er nicht von dir lassen wollte, aus Angst ja, aus Angst vor dir.Doliese ist so kühl und ruhig", Hab' ich ihm gesagtDoliese ist ein

mark mit der unsrigen verglichen habe. Die unmittel­

bare Anschauung dieser Länder ist mir für mein volkswirt­schaftliches Denken sehr wichtig geworden, und ich kann es durchaus nicht verstehen, weshalb der Abg. Heim in seiner sonst sehr interessanten Bauernrede den Hinweis auf diese Länder mit einer bloßen Handbewegung abtun wollte. Es gibt für uns, wenn wir nicht doktrinär sein wollen, gar nichts Lehrreicheres, als diesen Vergleich. -Größere Staaten direkt an unfern Grenzen können nicht herange­zogen werden, da diese eben selber Zölle haben. Es kommt aber hierbei auch gar nicht auf die Staatsgröße an, sondern auf den Wirtschaftsertrag der einzelnen Ge­höfte. Man muß .Allgäuer Bauern und Appenzeller Bauern vergleichen, Rheinländer und Belgier, Friesen und Holländer, Schleswiger und Dänen. In allen diesen Fällen ist es völlig vergeblich, von Unterschieden des Kli­mas oder des Bodens reden zu wollen. Die Verhältnisse sind gleich, und das Ergebnis ist, daß es der nichtb zollgeschützten Landwirtschaft nicht schlech­ter geht, als der zollgeschützten. Das ist cs, worauf es ankommt. Bei uns ist man geneigt, einen gu­ten Zustand von Acker und Stall auf Rechnung der Zölle zu setzen. Um davon frei zu werden ist es gut, sich Aecker und Ställe in unmittelbarer Nachbarschaft an­zusehen, die ohne Zölle sind. Solche Beobachtungen ge­hören zur vorurteilsfreien Erforschung der Frage, werden aber von den Agrariern grundsätzlich gemieden.

Es mag überflüssig erscheinen, daß ich so persönlich von mir geredet habe, aber nur so ist es möglich, darzuh tun, daß es sich für uns "dicht um eine Doktrin handelt, sondern um ein Ergebnis eigner Anschauung. Wenn der Bund der Landwirte das in gewohnter Weise alsFeind­schaft gegen die Landwirtschaft" hinstellt, so zeigt ge­rade dieses Verfahren, daß er doktrinär ist und ruhige Erwägung ablehnt. Ich bin also der Meinung, daß unser Ackerbau auch ohne Zölle heute nicht wesentlich geringer, unsre Viehwirtschaft aber bedeutend stärker sein würde. Deutschland hat die besten Anlagen zur er­folgreichen Viehzucht und ist in der vollen Ausnutzung dieser Anlagen zurzeit nur durch die Zollverteuerungen gehindert. Das, was auf diesem Gebiet geschaffen wurde, ist gut und groß, könnte aber noch um vieles stärker sein. Aehnlich steht es auf dem Gebiet der Eisenverarbeitung.

Damit ist gegeben, daß es für mich und solche, die ähnlich denken, unmöglich ist, den weiteren Ausbau des lückenlosen Zolltarifs zu fördern, es folgt aber noch nicht

Mensch, der sich selbst genügt, der überhaupt nicht lieben kann!" Den sieh, Doliese, lieben wirklich lieben das heißt doch, sich mit seinem ganzen Ich, mit all seinen Gedanken seinem ganzen Sein und Wollen einein an­dern hingeben-und das kannst du nicht nein, das

kannst du nicht. Und was solltest du auch mit dem Pfarrer machen - - sag, Doliese, wie dächtest du dir ein Leben in Berlin so einfach nur für den Mann, dem du dich gegeben hast, leben? Könntest du das? Nein nicht wahr? Du mußt so viel anderes haben mußt allerlei Menschen haben, die von dir abhängen, und viel Raum und viel zu denken viel zu schaffen ach, ich weiß nicht, wie ich das ausdrücken soll. Aber mitten in einer großen, fremden Stadt in ein paar kleinen Zimmerchen wohnen - - und alles andere drangeben nur immer an einen Menschen denken und für ihn sorgen ein, das verständest du wirklich, wirklich nicht, Doliese und darum-"

Sie stockte, aber Doraliese half ihr weiter.

Ja und darum tust du kein Unrecht an mir, kleine Alix und kannst in Ruhe und ohne Vorwürfe mit dem Pfarrer gehen und kannst ihm sagen, daß ich mich seines Glückes freue und mit keinem bitteren Gedanken an ihn denke!"

Doliese!" Alix stand nun vor ihr.Doliese. du bist ein Engel! Ich wußte, daß du so fein würdest und dennoch fürchtete ich mich so sehr vor dir!"

Das war sehr töricht, Alix!"

Ja es war töricht!" und sie küßte die Schwe­ster und setzte sich nun ruhig und gelassen zu ihr und beriet mit ihr, wie nun aller werden sollte und feilte ihr mit, daß der Pfarrer schm in allernächster Zeit, sowie ein Nachfolger süe Freilingen und Pirouo gewählt sei, nach Berlin woNe, um sich einzugewöhnrn, sich in die neuen Verhältnisse ennuieben um ein- Wohnung zu suchen und

Doraliese erschrak und erschauerte nun doch.

So weit also waren diese beiden gegangen? So alle Einzelheiten hatten sie bereden, beraten können?

(Fortsetzung folgt.)