GiüHöstMMK beS polnischen Aeberfalls auf Oberschlesien.
Berlin, 27. Aug. Die polnische Regierung bestreitet, sagt der „Vorwärts", polnisches Militär nach Oberschlesien geschickt zu haben. Der polnische Geueralstab gibt es zu und erklärt, die Entsendung sei nur zum Schutz der dortige» Polen erfolgt. Man stelle sich vor, was uns angetan worden wäre, wenn etwa deutsches Militär oder deutsche bewaffnete Banden in jene Gebiete eingebrochen wären, um unsere Volksgenoffen zu schützen. Was aber tun die Weltbeherrscher von Paris und London gegen die Polen? Sie wollten der Welt den Frieden und die Freiheit bringen. Es könnte für den nur noch auf Mitteleuropa beschränkten Weltfrieden gefährlich werden, wenn der Glaube entstände, daß bei der Weltleitung die Bedrohung und Vernichtung deutschen Lebens und deutscher Güter geringer gewertet wird als die anderer.
Unterstützung der Polen durch die Franzosen.
Berlin, 27. Aug. Wie nach dem „Berl. Lokalanz." aus Mhslowitz vertrauenswürdig berichtet wird, besteht dort zwischen den Franzosen und den Polen eine Abmachung, wonach die Insurgenten unbrauchbare Waffen bei de« franzSsischen Truppen zegen gute Gewehre auStauschen können.
Vermischter.
Polnische Schandtaten an Deutschen in Thor«.
Königsberg, 26. Aug. Wie der .Königsberger Hartung- schen Zeitung" aus Thorn gemeldet wird, kam es am 21. Aug. dort zu schweren Ausschreitungen gegen die Deutschen. Es werden jetzt alle 15—20 Jahre alten Deutschen — auch die nach 1908 zugezogenen — gezwungen, entweder Heeresdienst zu leisten, oder für Deutschland zu optieren, in grausamster Weise durch Messerstich« und Stockschläge mißhandelt. Ein Thorner Kaufmann wurde durch 4 Messerstiche in den Kopf schwer verletzt. Ebenso wurde ihm der Unterkiefer durch Stockhiebe abgeschlagen. Die Mißhandlungen spielten sich von morgens 9 Uhr bis 1 Uhr mittags unter den Augen von Offizieren und Mannschaften ab, die dazu lachten. Verhaftungen und Erschießungen von Deutschen gehören zur Tagesordnung. In Schönsee wurden die Leichen dort erschaffener Deutscher in der Nähe des Kirchhofs hing.worfen, von polnischen Weibern und Kindern bespieen und geschänvet. Der Pfarrer Müller besorgte die Särge und beerdigte die Leichen. Müller mit noch 35 Deutschen wurde verhaftet und nach dem Militärgerichtsgefängnis in Thorn gebracht. Die Gefangenen wurden in empörender Weise mißhandelt.
Französische Herbstmanöver in der Westpsalz.
Berlin, 27. Aug. Nach einer Meldung des „Berl. Lokal- anzeigerS" aus München halten die Franzosen in der Westpfalz Herbstmanöver ab. In Dorf und Stadt sind Einquartierungen ün der Tagesordnung.
SteSMWhme der Arteiter zur AllchemW.
Nach der Aussperrung.
(SCB.) Stuttgart, 26. Aug. Die strengen Maßnahmen der Regierung gegen die steuerverweigernde Arbeiterschaft bei Daimler, Bosch und in der Maschinenfabrik Eßlingen, die in den Morgenstunden bekannt wurden, haben die Beteiligten vollkommen überrascht. Die etwa IS KL« Ausgesperrten, die meist zur Arbeit kamen, mußten wieder nach Hause gehen. Zu irgend welchen Zwischenfüllen ist es bis vormittags 10 Uhr nicht gekommen. Bei allen drei Werken wurden sofort Be- iriebsrätevsrsammlungen anberaumt, die zum Teil noch andauern, zum Teil keine Beschlüsse über das weitere Verhalten gefaßt haben. Die Arbeiterschaft der Eisenmannwerke, die als besonders radikal gilt, hat die Arbeit geschloffen niedergelegt und hält mit den Boschbetriebsräten im Dinkelackersaal Beratung. Die Daimlerbetriebsräte sind in der Sängerhalle versammelt. Die Bevölkerung billigt die Maßnahmen der Regierung und begrüßt es, Laß endlich einmal der Staatsautorität Geltung verschafft wird.
Die »Tagwacht* zur Aussperrung.
(SCB.> Stuttgart, 26. Aug. Das Organ der Sozialdemokraten Württembergs, die „Schwäb. Tagwacht", sagt zu der Schließung der drei Großbetriebe: Man hat mit einer Maßnahme, wie sie nunmehr getroffen worden ist, noch nicht gerechnet. Die sofortige Aussperrung der gesamten Arbeiterschaft der drei größten Betriebe des Stuttgarter Industriegebiets ist eine sehr zweischneidige Masse. Sie trifft nicht nur die Arbeiter, die mit Hilfe der prinzipiellen Stcuersabotage de» ganzen demokratische« Staat aus den Angeln heben und durch eine Diktatur nach Moskauer Muster zu ersetzen hoffe«, sie trifft auch den sehr großen Teil dar Arbeiter, der prinzipiell auf dem Boden der demokratischen Staatsordnung steht, die Steuerpflicht anerkennt, aber mit guten Gründen eine gerechtere Verteilung der Steuerlast erstrebt. Es ist Pflicht der Arbeiter, in ruhiger Beratung über die weiteren Schritte schlüssig zu werhen. Wir warnen vor jeder Ueber- hitzung der Gemüter. Das Schicksal einer gewaltigen Zahl von Arbeiterfamilien steht auf dem Spiel. Dieser Tatsache müssen sich die Arbeiter wte die Regierung bewußt sein. Die große Mehrheit der Arbeiterschaft lehnt die hrutale Gewalt zur Durchsetzung ihrer Ziele ab. Schärfster Einspruch ist dagegen zu erheben, daß mit der Aussperrung zugleich die Kündigung der gesamten Arbeiterschaft verbunden werden soll.
Generalstreikbeschlutz der Etzlinger Arbeiter urrd Angestellten.
(SCB.) Eßlingen, 26. Äug. Dia Arbeiter und Angestellte» der Maschinenfabrik Eßlingen hielten im übersiillten Kugek- schen Saal ein«. Versammlung ab, in der über die durch die Besetzung der Maschinenfabrik durch Polizeiwehrtruppen und die Aussperrung der Arbeiterschaft gegeben« Situation Bericht gegeben wurde. Ein Arbeiterratsmitglied schilderte die Verhandlungen, die zwischen dem Betriebsrat und der Direktion, dem Landesfinanzamt und einem Vertreter der Regierung andererseits stattgesunden haben, die ergebnislos
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Rötenbach . .
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3
Sommenhardt .
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1
2
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Stammheim . .
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170
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1
2
Unterreichenbach.
60
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1
Dennjächt . . .
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1
Würzbach. . .
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1
2
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39
49
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2 I
17
39
40 I
Calw, den 24. August 1920.
Z. B. Oberamt: Bögel, Amtmann A. B.
verliefen. In der allgemeinen Aussprache wurde gegen die Maßnahmen der Regierung scharf protestiert. Es wurde vor Gewaltmahnahmen der Arbeiterschaft gewarnt und empfohlen, mit Ruhe und Besonnenheit die weiteren Dinge abzuwarten. Ein Antrag, die Eßlinger Betriebsräte sofort zusammenzurufen und ihnen den Sympathie- bezw. Generalstreik zu empfehlen, fand mit großer Mehrheit Annahme.
Zur Frage des Generalstreiks.
(SCB.) Stuttgart, 26. Aug. '' - Schließung der drei großen Industriebetriebe als Maß:.. ..e gegen die steuerverweigernde Arbeiterschaft hat im Laufe des Donnerstags zu verschiedenen Versammlungen der Betriebsräte der beteiligten Industriebetriebe wie der Vertreter der Arbeiterschaft und der Gewerkschaften und zu Besprechungen mit der Regierung geführt. Morgens tagten die Vertreter der ll. S. P., K. P. D., Mehrheits.-S. und der Gewerkschaften. Der NDirag der Kommunisten, sofort in den Generalstreik einzutreten wurde ab gelehnt, dagegen beschlossen, eine Abordnung zur Regierung zu senden, mit der Forderung, die Polizeiwehrtruppen aus den Industriebetrieben zurückzuziehen, dann sei die Möglichkeit gegeben, zur Einleitung von Verhandlungen über die Frage des Steuerabzugs. Die Regierung erklärte bei diesen Besprechungen, daß die Besetzung der Industriebetriebe kein Hindernis bilde, um in Verhandlungen einzutreten. In der Rollschuhbahn fand unterdessen eine Versammlung der Daimlerarbeiter statt, deren Beschlußfassung dahinging: Wenn die Regierung die Truppen nicht zurückzieht, soll alsbald in den verschärften Eeneralstreik eingetreten werden. Das würde bedeuten, daß auch die lebenswichtigen Betriebe mit in den Streik hereingezogen würden. Eine endgültige Entscheidung über die Frqge des Generalstreiks wird aber erst die Vollversammlung der Betriebsräte Erotz-Stutt- garts im Dinkelackersaal bringen, die abends stattfindet. — In Eßlingen wurde bereits u.n 12 Uhr der verschärfte Generalstreik erklärt. Die Neckarwerke in Altbach mußten die Technische Nothilf« in Anspruch nehmen. Auch wurde dort ein kleines Aufgebot der Einwohnerwehr zum Schutze der Neckarwerke aufgerusen. Die Straßenbahn zwischen Eßlingen und Stuttgart steht still. — Aus Feuerbach erschien eine Abordnung aus Vertretern der Parteien unter Führung des Stadtschultheißen bei der Regierung und wollte eine gesonderte Behandlung des dort geschlossenen Boschwerkes erreichen. Von der Regierung wurde auch dieser Abordnung erklärt, daß, sobald von der Arbeiterschaft die Zustimmung zum Steuerabzug oorlicge, die Zurückziehung der Truppen erfolge, und daß sofort in Verhe übe? den Steuerabzug eingetrrten werden
löune. T:e R^'.-rung ist nach wie vor entschlossen, gesetzliche Zustände zu schaffen. Es widerspricht dem gesunden Menschenverstand, daß di« Frage des Steuerabzugs dazu benutzt wird, um mit dem Gedanken des Generalstreiks zu spielen
oder gar ernstlich zu erwägen, ob er erklärt werdrn soll. Der vernünftige Teil der Arbeiterschaft lehnt dies auch ab.
(SCB.) Stuttgart, 26. August. Dir Vollversammlung der Betriebsräte Groß-Stuttgarts lehnte mit überwiegender Mehrheit de« Eintritt in den Generalstreik ab. Nur der radikale Flügel stimmte für den Streik. Eine letzte Abstimmung soll am Freitag nachmittag in einer weiteren Versammlung stattffnden.
A»s Stadl «nd L«»d.
Calw, 27. den August 1920
Beamtenbnnd Ealrv.
Der Ausschuß des Beamtenbundes Calw befaßte sich in seiner gestrigen Sitzung mit der Vertretung der Festbesoldeten in den neu zu bildenden Steuerausschüssen. Allgemein wurde die Notwendigkeit betont, daß der Stand der Festbesoldeten heute so groß ist, daß er unbedingt in den Steuerveranlagungsausschüssen eine Vertretung finden muß. Beschlossen wurde, mit dem Bezirksrat und dem Gemeinderat in Calw, welche diese Ausschüsse wählen, in Verbindung zu treten, um geeignete Personen zur Wahl vorzuschlagen. Üeber die Beteiligung des Beamtenbundes an den hiesigen Preisabbauverhandlungen wurde Bericht erstattet. Die Ortsklassen«inteilung wurde kurz berührt und dabei- der Wunsch geäußert, daß bei derselben ein Unterschied zwischen den Arbeitern und den Beamten nicht gemacht werden soll. Än- zustreben ist dabei auch, daß nicht nur die allgemein als teuer bekannten Bad- und Luftkurorte Hirsau, Liebenzell und Teinach gerecht eingestuft werden, sondern auch die verhältnismäßig teure Lebenshaltung in den Landorten des Bezirks voll i-nd ganz gewürdigt wird.
Die Königskerze als Mittel gegen Mäuseschaden.
In voller Blüte steht an Rainen und Wejjiberghalden die Königskerze oder das Wollkraut. Sie führt viele Namen je nach den Ländern, in denen sie vorkommt. Himmels-, Oster-, Wetter-, auch Johanniskerz« wird sie genannt, ferner Himmelbrand, Brenn- und Fackelkraut. Sie hat diese Bezeichnung ihrsm schlanken, hohen kerzenähnlichen Wuchs zu verdanken. Wollkraut heißt sie von den oben und unten filzig behaarten Blättern. Die Bauem'fthen sie nicht fern, weil das Vieh die Pflanze meidet. Die. Königskerze ist «in stolzes Gewächs und doch so milde ln dem sanft schimmernden Licht ihrer „gelben,: süßduftende^ Radblumen. Ihre Wüte» geben euien milden- Tss, der von Brust- und Lungenleidenden sehr hoch geschätzt wird. Eine besondere Kraft aber wohnt der Pflanze noch inne: Wo man sie findet, soll man sie ausgraben und miH Wurzel und Stiel heimnehmen in die Bäume, die unter sn und Ratten i-.-n. In Küche, Keller nud Stall vertreibt eine Königskerze die Ruhestörer für immer. Auch mH den Aeckern, wo der Himmelbrand blüht, wird man beobachten können, daß Mäuseschaden verschwindend Nein ist.