Abg. Betz (Vp.): In der Nähe des Tunnels zwischen Keilbronn und Weinsberg lei am Bahnwärterhaus lein Brunnen, aus dem die Weingärtner bei der Bekämpfung von Rebschäd- lingen ihr Wasser nahmen. Fetzt sei die" Entnahme des Wassers verboten. Er bitte doch, daß man die Weingärtner unterstütze dadurch, daß die Entnahme des Wassers wieder gestattet wird.
Abg. Graf-Stuttgart (Zlr.) äußert verschiedene Wünsche über die Beförderung der Eisenbahnsckretäre.
Ministerpräsident v. Weizsäcker: Die Verwirklichung der Wünsche Grass würde eine Vermehrung der betr. Personalausgaben bedeuren. (Sehr richtig! links). Heute sollte man auf Einzelheiten dieser Sache nicht eingehen.
Abg. Banmann (D. P.) trägt Wünsche der Eisenbahnkassierer vor, deren Berechtigung Ministerpräsident v. Weizsäcker anerkennt.
Abg. Keil (Soz.) wendet sich kurz gegen die Wünsche des Abg. Graf-Stuttgart. *
Bei Tit. 18 führt Abg. Betz (Vp.) aus: Er möchte derFür- sprccher für größere Ruhepausen der Heilbronner Wagenwärter sein. Redner legt die Dienstleistungen dieser Wagenwärter dar. Die Wagenwürter in Stuttgart, Untertürkheim, Ulm usw. hätten in 6 Tagen 56 Dienststunden, die Heilbronner dagegen 66. Eine Abhilfe sei in Aussicht gestellt, leider sei aber noch nichts geschehen.
Ministerpräsident v. Weizsäcker: Die Ueberlastung der Heilbronner Wagenwärter gebe er zu. Im jetzigen Etat seien größere Mittel eingestellt, um die Regelung der Ruhepausen weiter durchznführen.
Zu den nächsten Titeln liegen eine Reihe von Eingaben vor, die teils für erledigt erklärt werden, teils der Regierung zur Berücksichtigung oder Erwägung übergeben werden. Die Eingaben betreffen die Hilfsmaschinisten, Heizer, Lokomotivheizer, die Invaliden usw.
In der langausgedehntcn Debatte bat Abg. Bau manu (D. P.) um die Einführung einer besonderen Invalidenversicherung für die Eisenbahnangcstelltcn, etwa nach dem preußischen Muster.
Abg. Mattntat (Soz.) wendet sich ebenso eingehend gegen eine solche Versicherung und gegen eine jede Zersplitterung der Arbeiterversichcrung.
Ministerpräsident v. Weizsäcker: Die Ausführungen des Abg. Banmann wären nicht ganz von der Hand zu weisen, aber die des Abg. Mattntat seien mehr praktischer Natur. Eine besondere Kasse, für die Eisenbahnangestellten hätte man vor 17 Jahren einrichten können. Heute würde eine Auseinandersetzung mit der Landesvcrsichernng eine schwierige Sache sein. Man habe die Sache auch schon früher geprüft. Auch neue Erwägungen würden wohl kaum anders aussallen.
Abg. Kei'l (Soz.) bittet abzubrechen.
Präsident Payer: Wenigstens die nächsten Titel solle man noch erledigen.
Titel 28 b enthält die Beschaffung der Betriebsmaterialien (Kohlen usw.)
Berichterst. Abg. v. Kiene (Ztr.) referiert kurz über die Ansschußberatnngen.
'Abg. Betz (Vp.): Die Eisenbahn habe' viel Brikets gelagert, die für außergewöhnliche Fälle vorgesehen find. Diese Brikets kamen vor wenigen Monaten zum Verbrauch. Durch die lange Lagerung hatten sie an Heizkraft bedeutend verloren. Nun wurde den Lokomotivführern zugemntet, mit diesem Material dasselbe zu leisten, wie sonst mit einem besseren Material. Solche Reservebrikets seien gewiß erforderlich. Aber man sollte sie nicht zu lange lagern lassen. Bezüglich des württ. Kursbuches, das sonst eines der besten der deutschen Eisenbahnverwaltungen sei, sei darüber zu klagen, daß es zu viel Annoncen enthalte. Die Reisenden müßten da unnötigen Ballast mitschleppen. Vielleicht könnten zwei Arten von Kursbüchern eingerichtet werden, solche mit und solche ohne Annoncen.
Beim nächsten Titel 29 beschwert sich Abg. Kübel (D. P.) über estnen dhienenübergang zwischen Cannstatt und Fellbach. Ministerpräsident v. Weizsäcker erwidert kurz. Nach weiteren Ausführungen deOAbg. Keßler (Ztr.), Gaiser (Vp.) und Hildenbrand (Soz.) wird abgebrochen.
Morgen 9 Uhr: Fortsetzung.
Ganst gegen Heymann.
Auf die tendenziösen Auslassungen des Abg. Key- Tnann in der sozialdemokratischen Presse veröffentlicht der Abgeordnete v. Gauß folgende
Erklärung.
Der Abg. Hey mann setzt dis Versuche fort, die Lehrerschaft für seine Partei dadurch zu gewinnen, daß er angebliche Aeußerungen, die von Angehörigen anderer Parteien und insbesondere von mir im Namen der Fortschrittlichen Volkspartei bei Beratung des Lehrcrvesoldnngsgesctzes getan worden sein sollen, aus dem Zusammenhang gerissen und in von ihm selbst gewähltem Wortlaut, aber — nach seiner Behauptung — „ihrem Sinn nach zutreffend", wie er'das zuerst im Plenum der Kammer der Abgeordneten getan hat, so nun in der Presse publiziert. Dabei führt er jetzt das Protokoll der Kommissionssitzungen an, obwohl jeder, der den Verhältnissen nicht ganz fern steht, weiß, daß diese Protokolle nur eine ganz ungefähre Vorstellung von dem Gang der Verhandlungen geben und keinen Beleg für die Authentizität der Erklärungen der einzelnen Kvmmissionsmit- glieder bilden wollen und können. Das gibt der Abg. Heymann auch' selbst zu, verwendet diese Tatsache aber zugunsten seiner Behauptungen, indem er bemerkt, die. von ihm verwerteten Ausführungen seien „natürlich viel schärfer und pointierter gehalten worden, als das knrzgefaßte Protokoll sie wiedergebc", während „natürlich", einzelne herauZgehobene Sätze ohne die sie begleitenden Ausführungen schärfer und pointierter klingen als in ihrem Zusammenhang.
Ich lehne e-s ab, mit dem Abg. Hey,nanu in eine polemische Auseinandersetzung über jedes Wort, das er mir in den Mund zu legen für gut und nützlich findet, einzntretcn und im einzelnen darzulegen, wie es in Wirklichkeit gelautet hat, unter welchen Umständen es gesprochen, was vor- und nachher zur Begründung und näheren Bestimmung dazu gesagt worden ist, worauf cs die Antwort gebildet hat usw. Es ist das auchfür die Oeffentlichkeit ohne Interesse. Dagegen habe ich den Heh- mannschen Behauptungen gegenüber zu erklären: Was ich im Finanzausschuß gesagt habe, hat das Licht der Oeffentlichkeit — auch die Kenntnis der Interessenten — in keiner Weise zu scheuen und wenn ein Stenogramm darüber existierte, hätte ich gegen dessen Veröffentlichung lediglich nichts einzuwenden. Ich hätte dann, einen Schutz dagegen, daß man meinen Worten zuerst andere, willkürlich gewählte substituiert und diese dann losgelöst von dem Zusammenhang, aus den, allein ihre Bedeutung und Tragweite entnommen und ihre Berechtigung beurteilt iverden kann, angeblich als meine Aeußerung bekannt macht. Wie der Abg. Heymann Pabci zu Werk geht, dafür liefert er in seinem Artikel einen Beleg, der die von ihm beliebte Methode aufs schärfste beleuchtet, der übrigens auch einer sachlichen Besprechung bedarf, weil er in^ einer unvollständigen und darum unwahr wirkenden Sachdarstellung besteht, von der sich der Abg. Heymann eine besondere Wirkung zu sprechen scheint. Er sagt: „Für die Haltung des Abg. v. Gauß war noch besonders charakteristisch, daß er in der Ansschnh- sitzung vom 13. Mai anregte, die erste Gehaltsstufe für ständige Lehrer nicht, wie die Regierungsvorlage es wollte, mit 1600, sondern mit 1100 Mark zu bemessen, eine Anregung, der nicht nur der Minister und Redner anderer Parteien, sondern auch ein Miglied seiner eigenen Parttei entgegentrat." Der Abg. Heymann verschweigt dabei, daß der Gedanke einer geringeren Bemessung des Anfangsgehaltcs lediglich einen Teil eines Vorschlags bildete, nach dem zwar der Anfangsgehalt niederer, der Endgehalt der Lehrer aber namhaft höher bestimmt worden wäre als nach der Regierungsvorlage. Ich hatte, um die Lehrer für den Entzug der Ortszulagen zu entschädigen und weitverbreiteten Lehrerwünschen zu entsprechen, zwei Vorschläge für die Lehrergehaltsskala zur Diskussion gestellt: der eine bewegte sich
zwischen 1600 Mark (wie der Regierungsentwurs) und 3300 Mark (100 Mark mehr als der Regierungsentwurs), der andere zwischen 1400 Mark (200 Mark mehr als der jetzige Anfangsgehalt, aber weniger als nach dem Regierungsentwurf) und 3400 Mark (also 200 Mark mehr als der Regierungsentwurs). Zugunsten des letzterwähnten, d er mir, wie ich in der Verhandlung hervorhob, von einem Lehrer nahegelegt war, habe ich, nachdem der erstgenannte wegen der Schwierigkeit der Aufbringung der dazu erforderlichen Mittel keinen Anklang gefunden hatte, angeführt, cs scheine mir die Erhöhung der Endgehälter, auch im Hinblick aus die schon im Amt befindlichen Lehrer, nötiger zu sein als die der Anfangsgehälter — eine Auffassung, der von dem Abg. Heymann unter Aufstellung der gegenteiligen Behauptung widersprochen wurde, was zu der Diskussion über das Heiratsalter der Lehrer und sonstigen Staatsangestellten führte. Meine beiden Vorschläge gingen weit über die Regierungsvorlage hinaus und auf beide hat sich der Ausschuß wie die Regierung nicht eingelassen, wegen der dadurch- verursachten beträchtlichen Mehraufwendungen, die — durch Erhöhung der Gemeindeleistungen oder Mehrbelastung der Staatskasse — zu beschaffen, der Ausschußmchrhcit nicht angängig erschien. Und jenen, im höchsten Maß dem Interesse der Lehrerschaft entgegenkommenden Vorschlag stellt nun der Abg. Heymann, indem er die Anfangsstufe einer einheitlichen Gehaltsskala anführt, die Endstufen aber unterschlägt, so dar, als ob mir die von der Regierung vorgcschlagene Skala als zu hoch erschienen wäre und ich angeregt hätte, sie zu nngunsten der Lehrer zu ändern! Und diese mit meinen Erklärungen und Vorschlägen in handgreiflichem Widerspruch stehende, mir lediglich von dem Abg. Heymann unterschobene Absicht soll „ücsvnders charakteristisch" sein sür meine „Haltung"! Und ein Mann, der derartiges tut,, beschwert sich noch dem Abg. Liesching gegenüber, der sich gegen zwei Sätze der Heymannschen Kammcrrcdc zu wenden hatte, darüber, daß er „diese aus dem Zusammenhang gerissen" habe!
Wenn der Abg. Heymann svdann zwar jetzt zugibt, es sei weder von mir noch von einem andern Vertreter der Fortschrittlichen Volkspartei gesagt worden, „es sei Zeit, den immer wachsenden Ansprüchen der Lehrer, über ihr Niveau hjnauszu- kommen, ein Ende zu machen", wenn er aber nunmehr behauptet, er habe nicht näher bestimmte „Aeußerungen", die in der Polemik gegen ihn gefallen seien, mit jenen Worten ihrem Sinn nach zutreffend wiedergegeben", so habe ich das, soweit es mich angeht — der Abg. Heymann verteilt ja jetzt seine Beschuldigung auf mich und einen Abgeordneten der konservativen Partei —, wiederholt als schlechthin unwahr zu bezeichnen; denn , ich habe nichts gesagt, was mit jener Aufforderung, den Ansprüchen der Lehrer ein Ende zu machen, auch nur die entfernteste Aehnlichkeit hätte.
Daß die — schon in der Erklärung des Abg. Liesching richtig- gestellte — Aeußerung über das Heiraten von Lehrern und Beamten ans den Anfangsgehalt hin für den Lehrerstand nichts Verletzendes hat, ist so sonnenklar, daß darüber jedes weitere Wort überflüssig wäre.
Stuttgart, 6. Juli 1911.
Landtagsabgeordneter Gauß.
»
Das „Lehrerheim" druckt die Erklärung Luschings zu den bekannten Vorgängen bei der Beratung der Lehrergehaltsvorlage im Wortlaut ab und bemerkt dazu: „Nachdem einmal jene Beschuldigungen gegen Mitglieder der volksparteilichen Fraktion Vorlagen, war es durchaus notwendig, daß die Leitung der Volkspartei eine derartige Erklärung erließ. Namentlich den ihrer Organisation angehvrigen Lehrern gegenüber konnte sie nicht jene Anschuldigung einfach ignorieren. Daß man geneigt war, die Aeußerungen dem Abgeordneten Gauß zuznschreiben und sie im schlimmsten Sinn aufzufassen, ist natürlich nicht von ungefähr so, sondern hat seine lange Vorgeschichte. Im übrigen kann es uns nur freuen, wenn kein Mitglied der Volkspartei jene zweite Aeußerung getan hat."
Stuttgart, 7. Juli. Ter frühere Direktor des Konservatoriums, Professor Samuel de Lange, ist-72 Jahre alt nach kurzer Krankheit gestorben.
Stuttgart, 7. Juli. Wegen Eindringens von Jauche in einen Schacht der Quellwasserleitung mußten heute etwa 200 Brunnen des inneren Stadtgebietes gesperrt werden. Tie Jauche hat durch die Grab- arbeiten teilweise ihren Weg in einen unterirdisch angelegten, abgedeckten Schacht der Q u e l w ass er l ei tu n g gesunden, wodurch das Wasser ungenießbar geworden ist.
Stuttgart, 7. Juli. Die Arbeiterschaft der Firmen Leins u. Co., Stahl, Pfeiffer, Eitle, Klotz und Hausmann in Stuttgart und Feuerbach haben beschlossen, die Kündigung einzureichen, angeblich wegen ungenügenden Entgegenkommens gegenüber der vom Metallarbeiterverband eingereichten Forderungen. In Betracht kommen 500 Mann.
Nah und Fern.
Eigenartiges Mißgeschick,
Die Tochter des pensioüierten Weichenwärters Apple in Rottenburg kam beim Bügeln im Freien mit dem Rock dem Bügeleisen zu nahe, ohne es sofort zu bemerken, weshalb der Rocken brennen anfing. Das Mädchen wurde dessen jedoch erst gewahr, als es die Haustreppe bestieg. Die rasche Bewegung und der Luftzug begünstigten die Flammen, sodaß diese hell aufloderten. Sofort sprang das Mädchen auf die Straße, wo Passanten es alsbald aus dem Boden wälzten und das Feuer erstickten. Das Mädchen hat schwere Brandwunden an den Füßen erlitten. Der beim Löschen behilfliche Landwirt Franz Meßner trug Brandwunden an den Händen davon.
Raub-Mord.
In Niedermörlen bei Bad Nauheim ist ein Raubmord vorgekommen. Als der Ziegeleiarbeiter Walther gegen 7 Uhr nach seiner Wohnung kam, fand er seine Frau imZimmer erdrosselt vor. Kisten und Kasten in der Wohnung waren umgekehrt.' Der Mann hatte vor einiger Zeit eine kleine Erbschaft von 350 Mark gemacht, von der er offenbar gesprochen hatte. Als Täter werden bon der Staatsanwaltschaft zwei in den zwanziger Jahren stehende Burschen verfolgt, die sich zu der Zeit in Nieder-Mörlen nnfgehalten hatten.
Kirchenraub.
Aus Rom wird berichtet: In der Kathedrale pan Snbiaco wurde ein schwerer Diebstahl entdeckt. An der berühmten Madonnastatue der Kirche wurden mehrere goldene und silberne Gegenstände fortgenommen; ferner wurden Schmucksachen im Werte von etwa 200 000 Lire entwendet. Die Diebe versuchten auch den Tabernakel zu erbrechen, was ihnen jedoch nicht gelang. - » .
Der am Sonntag dm 18. Juni auf dem Hauptbahnhof in Mannheim beim Einsteigen in den Zug lebensgefährlich verunglückte Kaufmann Pfitsch von Neckarsulm ist nun seinen Verletzungen im Mannheimer Krankenhaus erlegen.
Gerichtsaal
Ihr Kind zu Tode geprügelt.
Vor dem Mannheimer Schwurgericht hatte sich die 26 Jahre alte Ehefrau des Kellners Ernst Heise aus Bonn wegen Körperverletzung mit nachgefolgtem Tode zu verantworten. Die Angeklagte, eine bildhübsche elegante Erscheinung, hat am 18. März ds. Js. in ihrer Wohnung in k 6,12 ihr eigenes 6 Jahre altxs Töchter- chen zu Tode mißhandelt. Das Urteil lautet auf vier Jahre Gefängnis.
*
Stuttgart, 7. Juli. (Schwurgericht.) Unter Ausschluß der Oeffentlichkeit wurde gegen die Hebamme Julie Schick von hier wegen Abtreibung und fahrlässiger Tötung verhandelt. Die Geschworenen verneinten die Schuldfrage, woraus Freisprechung erfolgte.
Stuttgart, 7. Juli. Hinter verschlossenen Türen wurde wegen Kuppelei gegen die Malersehefrau Luise Mancher von Stuttgart vor der Strafkammer verhandelt. Ihre 23 Jahre alte Tochter erhielt wegen gewerbsmäßiger Urnucht zwei Wochen Haft. Zu der Verhandlung waren als Zeugen geladen ein Rittmeister und ein Oberleutnant von Ludwigsburg,, ein Fabrikant, und mehrere Studenten. Tie Offiziere . waren vom Erscheinen entbunden worden. (!)
Stuttgart, 7. Juli' Das Schöffengericht hat heute zwei S ch n h m a ch e r g e h i t f e n, die einem christlich organisierten Arbeitswilligen während des Streiks zu nahe getreten waren, zu je drei Tagen Gefängnis verurteilt.
'Leipzig, 7. Juli. Im Moabiter Krawallprozeßverwarf das Reichsgericht die Rev i s ion des Laufburschen Georg Meier und neun seiner Genossen gegen das Urteil des Landgerichts I in Berlin vom 11. Januar dieses Jahres.
Berlin, 7. Juli. Das Schwurgericht des Berliner Landgerichts III verurteilte heute den Arbeiter Hart mann, der im März ds. Js. die Arbeiterfrau Goegslewski beraubte und dann mittels einer Schnur erdrosselte, zum Tode und zu lebenslänglichem Ehrverlust.
L'u fisch» ksakrrt.
Harden gegen Z-chPettn.
Wie wir der „Württemberger Zeitung" entnehmen, hat Graf Zeppelin an Maximilian Harden folgenden Brief geschrieben: „Darf ich Euer Hochwohlgeborcn ersuchen, die nachstehende Aufklärungen den Spalte i des. nächsterscheinenden- Heftes der- Zukunft zu veröffentlichen? Die Unrichtigkeit der verbreiteten Meinung, daß ich wichtige Teile meines Lustschiffsystems von dem Oesterreicher Schwarz übernommen kätre, erweist sich aus der Tatsache, daß ich bereits in, Jahre 139.4, wo bei uns wenigstens noch niemand etwas von einem Schwarz'schen Luftschiff wußte, die ins einzelne ausaearbeitelen Entwürfe, nach welchen später im wesentlichen meine ttnslschiffe ausgeführt wurden, einer von Seiner Majestät dem Kaiser Allerhöchst befohlenen Prüfungskommission, borgelegt habe. Es ist demnach ausgeschlossen, daß ich von Schwarz Anregungen für den Bau meiner Luftschiffe bekommen haben könnte. In Erwartung, daß Euer Hochwohlgeboren meinem Ersuchen gern entsprechen wird, verbleibe ich Hochachtungsvoll Dr. Graf Zeppelin." »
Harden antwortete darauf mit der Veröffentlichung der Verträge zwischen den Erben des David Schwarz und Kommerzienrat Kart Berg aus Lüdenscheidt, sowie zwischen den Schwarz'schen Erben und Graf Zeppelin beziehungsweise Kommerzienrat Kuhn in Berg. Er knüpfte daran Bemerkungen, die sich besonders gegen den Direktor der Luftschiffbangesellschaft richten wird aber von der Württemberger Zeitung mit folgenden Schlußfolgerungen abgetan: Den mit so ungeheurer Pomphaftigkeit gegebenen Enthüllungen des Herrn Harden haben nur den einen Fehler, daß sie ein logisches Seheinmanöoer sind und mit der Ausschaltung eines sehr wesentlichen Punktes den ganzen Sachverhalt zu nngunsten des Zeppclin'schen Systems zu verzerren suchten. In Wirklichkeit war es immer die Idee des Grafen Zeppelin, sein Luftschiff aus Attuminium Herzustetten. Die Verträge, die zwischen den Schwarz'schen Erben und der Gesellschaft zur Förderung der Luftschiffahrt geschlossen wurden, waren nur dazu da, die Firma Berg aus ihren Verpflichtungen den -Schwarz- schen Erben gegenüber loszutösen. Alle diese Verpflichtungen (speziell die Zahlung von 10 000 Mark für jede» verkaufte Luftschiff) war Berg gegenüber den Schwarz'schen Erben eingegangen. Als Zeppelin dann mit Berg in Verhandlung trat, um bei ihm sein Luftschiff bauen zu lassen, mußten die Verpflichtungen übernommen werden, weil Berg sür keine andere Luftschiffbansirma vertragsmäßig hätte arbeiten dürfen. Lediglich die Loslösung dieser Verpflichtungen diktierten die von Harden publizierten Verträge. Von den Schwarz'schen Ideen ist nichts aus die Zeppelinschiffc übergegangen, selbst nicht einmal die Erfahrungen, die Schwarz aus der Verwendung des Attuminium» hätte ziehen können. Diese Erfahrung ist vielmehr Eigentum der Firma Berg, deren Ingenieure alle Konstruktionsteile, sowohl die des Schwarz'schen, wie auch die des Zeppclin'schen Luftschiffes entworfen und h-ergestellt haben. Herrn Harden war es überlassen, in die Verträge, die sich in keinem Punkte ans die Gesamtleistung Schwarz' oder des Grafen Zeppelin beziehen, hineinzuleuchten und durch logische Scheinmanöver zu versuchen, das Ansehen eines Mannes herabzusetzen, dessen Wort wahrlich genügt, um alle Anwürfe ein für alle mal abzutun.
Friedrichshafen, 8. Juli. Graf Zeppelin, der seinen 73. Geburtstag in aller Stille ;n begehen gedenkt, ist heute früh 3/46 Uhr mit dem Luftschiff „Schwaben" xu einem ausgedehnten Probeflüg aufgestiegen. Sr landete um l/zA Uhr im Riedlepark.
Handel und Volkswirtschaft.
Der Saatenstan» in Württemberg.
lieber den Saatenstand in Württemberg gibt der „Staats- anzeigec" folgende Bewertnngsnoten: Winterweizen 2,7, Sommerweizen 2,5, Winterdinkel 2,6, Winterroggen, 3,0, Sommerroggen 2,5,- Sommergerste 2,2, Hafer 2,4, Kartoffeln 2,3, Hopfen 2,6, Klee 2,8, Luzerne 2,8, Bcwässerungswiesen 2,2, andere Wiesen 2,2, Aepfel 3,9, Birnen 3,5, Weinberge 3,2. Dazu wird bemerkt, daß das Wintergetreide sich labermals gebessert hat und auch das Sommergetreide im allgemeinen recht befriedigend steht. Hafer ist vielerorts stark verunkrautet. Die Hackfrüchte, namentlich die Kartoffeln, haben sich bis jetzt gut gemacht. Auch der Hopfen ist befriedigend. Die Heuernte ist noch nicht überall beendet. Im großen und ganzen liefert sie xiu recht befriedigendes Ergebnis. Auch die Aussichten auf den zweiten Futterschnitt sind günstig. Der Stand der Obst- bäume ist abermals zurückgegaugen. Bei den Weinbergen wird fast aus allen Bezirken starkes Auftreten des Heu- und Sauerwnrms gemeldet. Auch die Rebblüte ist empfindlich gestört worden. ^
Ter Saatenstand des Deutschen Reiches
für Anfang Juli 191t, wenn 2 gut, 3 mittel, 4 gering bedeutet: Winterweizen 2,6 gegen 2,5 Mitte Juni des Jahres, Sommerweizen 3,0 gegen 2,6, Winterspelt 2,4 gegen 2,5, Wintcrroggen 2,7 gegen 2,7, Sommerroggen 2,7 gegen 2,5, Sommergerste 2,5 gegen 2,4, Hafer 2,9 gegen 2,6, Kartoffeln 2,5 gegen 2,6, Klee 3,1 gegen 2,9, Luzerne 2P gegen 2,8, Bewässerungswiesen 2,2 gegen 2,1 ändere Wiesen 2,8 gegen 2,5.