Lokales.
Wildbad, 10. Juli I9N.
— Ein herrlicher Sommerfonntag war der gestrige, so schön, wir wir ihn in dieser Saison noch nicht erlebten. Gewaltige Menschenmengen eilten hinaus aus der stickigen Alltagsatmosphäre, drängten sich voller Freude in die sonnige, wonnige Sommerlust. Unser reizendes Wildbad war wieder der Sammelpunkt vieler Schwarzwald-Touristen und Ausflügler. Von den Konzertplätzen drangen süße und verlockende Weisen und eine buntfarbige Menge konnte man promenieren sehen. — Eine großartige, künstlerische und Beachtung verdienende Leistung bot uns im Nachmit ags- konzert in den Anlagen Herr Schodrowski mit dem wundervoll zu Gehör gebrachten Piston-Solo „Edelweiß vom Semmering", wofür dem Künstler lebhafter Beifall zu teil wurde.
— Marzel Salzer-Abend. Salzer der populäre Rezitator, gehört zu jenen Raritäten, auf deren Kommen unser Badepublikum tatsächlich wartet. Der mit Recht gefeierte Künstler schenkt uns nun seit einer Reihe von Jahren in jeder Saison einige jener köstlichen Stunden, die den Griesgrämigsten hinwegzuheben imstande sind, von dem holperigen Pfad des Lebens und was dieses an tristen Stunden und Momenten der Enttäuschung mit sich zu bringen vermag; hinauf hebt der Mann am Voitragstisch unser Denken und Gemüt, hin in das Reich des kristallen sprudelnden Jungbrunnens, in die rosige Welt der Satire Marzel Salzer ist ein Rezitator, wie ihn der Autor und das Publikum wünscht: gewinnend schon durch seine sym- patische, zierliche Erscheinung, wie durch die routinierte Art seines Vortrags, verbunden mit einer trefflichen Aussprache die bis ins hinterste Winkel das Gesprochene verständlich macht, dabei trägt er fast ausschließlich frei vor und spricht zu seinem Auditorium im richtigen Plauderton, zwanglos und in unverfälschter Art Was uns Salzer gestern Abend auftischte, war eine sorgfältig gewählte Auslese aus seinem reichen Schatz heiterer Geschichten und Satiren. Das Programm enthielt fast sämtlich neuere Sachen, doch ver-
sehlten die älteren Nummern wie „Thomas aus Steiermark" von P. Rosegger auch diesmal wieder ihre Wirkung nicht. Von den neuen Schöpfungen erziehlten besonders die beiden Satiren „Der Größentöter" von Fritz v. Ostini und , In München" von Ludwig Thoma hübsche Erfolge Ausgezeichnet waren auch „Beim amerikanischen Zahnarzt" von Rideamus, „Sage von den Lederhosen" von Frhr. v. Münchhausen, „Üebers Heiraten" von Wilh Busch und die reizende Fabel „Was der Lehrer erzählt" von Max Möller, die fast umfangreiche Fülle echten Witzes bergen. „Bekenntnisse einer schönen Seele" oder „Indiskretionen aus einer Ehe", m't der das Programm erschöpft war. hat sicherlich den Vogel abgeschossen Das recht zahlreich erschienene Publikum geizte mit seinem Beifall nicht, was Marzel Salzer als' Einladung zum baldigen Wiederkommen ansehen wolle. Vielleicht streut er dann auch einige Nummern ernsteren Genres in sein Programm ein, welche, wie die Erfahrung wiederholt schon zeigte, mit Vorliebe gehört werden und eine treffliche Wirkung erzielen. i.. r».
— Kgl. Kurtheater. Zwei Novitäten brachte uns das Kmtheater am Samstag und gestern Abend mit den Aufführungen der beiden Schwänke „Die Schmuggler" und „Der G. m. b. H -Tenor". Eine Glanzleistung bot unsire Bühne wieder mit der Aufführung der elsäsfischen Komödie „Die Schmuggler" von A. Dinier, die das Publikum hätte genießen können, wenn es dagewesen wäre. Die Hauptrollen, die in den Händen der Damen Frau de Scheirder, Fräulein Stein und Frl Lüders, sowie der Herren Portal und Rohde lagen, wurden von ihnen sämtlich einwandfrei wiedergegeben und durch oftmaliges Hervorrufen nach den Aktschlüssen Lob und Dank des Publikums zuteil. Auch die übrigen Mitspieler, unter ihnen die Herren Grosse, Prohaska-Prell, Herbst, Eichheim, Tiede- mann. Reichhold, v Weber und Grösser trugen viel mit bei zum guten und einheitlichem Gelingen des Abends. — Die 33. Vorstellung bringt uns heute Abend den unverwüstlichen lustigen Schwank „Hans Huckebein", der Unglücksrabe und Pechvogel von Blumenthal und Kadel- burg. Die Leitung hat Regisseur Rohde übernommen.
— Union-Kiuemalograph. An dieser Stelle machen wir alle Kinosreuude auf die heute Abend im Garten des Restaurants zur alten Linde statlfindende kinematographi- sche Vorführung aufmerksam. In dem Bestreben, auch den Kurgästen wie Einheimischen das zu bieten, was in Baden- Baden und Wiesbaden allgemeiner Beachtung sich erfreut, hat Herr Krimmel sich entschlossen, Montags bei gutem Wetter die erstklassigen Bilder im Garte» norzuführen. Das erstklassige und reichhaltige Programm, welches gestern mit Beifall ausgenommen wurde, sichert jedem Besucher heute einige genußreiche Stunden.
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