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mit Erzähler vom Schwarzwald.

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Amtsblatt für die Ltadt Wildbad.

Verkündigungsblatt

der rigi. Forstämter wildbaö, Meistern. Enzklästerle rc. während der Saison mit

amtl. Lremdenliste.

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Ar. 2«.

Die Volkspartei und die Landwirtschaft.

Hs wird uns geschrieben:

Es ist keine angenehme Ausgabe, sich fortgesetzt ge­gen die gleichen Verdrehungen uno Verdächtigungen weh­re» zu müssen, aber die Herren vomBunde der Land- Mrte" arbeiten systematisch damit, daß sie der Bolkspartei absichtliche Bauernseindlichkeit vorwerfen und um dies be- Misen zu können, verschweigen sie, wieder mit Absicht «lies, was uns bei der bäuerlichen Bevölkerung Vertrauen dringen müßte, oder verdrehen die Tinge, um gegen die Aolkspartei .Hetzen und sie verleumden zu können. In dieser Linie liegt zum Beispiel was gegenwärtig über die Maul- und Klauenseuche gesagt wird. . Wir haben genug Bon der Not kennen gelernt, die in den kleinen bäuerlichen -Wirtschaften einkehrt, wenn solche Viehkrankheiten ein- treten, am nrit voller Anteilnahme für alles miteinzutre- ten, was davor schützen kann. Umso widerlicher ist es« sich immer das (tzegentzül vorwersen lassen zu müssen, nnal mit unwahren und entstellten Beweisführungen, zudem auch zu einer völlig falschen Beurteilung der Sache seitens der bäuerlichen Bevölkerung selbst führen Muß. Tas ist kein ehrlicher Freund der bäuerlichen Ar- Keit und Bevölkerung der diesen die Wahrheit über so schwierige T-ing« verschweigt, um die anderen schlecht ma--. che» zu können.

Es wird jetzt fortgesetzt behauptet, daß die Maul- rinö Klauenseuche bei uns gar nicht entstehen könne, son­dern lediglich vom Ausland eingeschleppt würde. Wenn es Herr Tr. Wolfs nicht besser weiß, dann sei ihm dies ,W gute gehalten, aber es gibt ihm nicht das Recht, in der unverschämten Weise gegen die Volkspartei zu agi­tieren, wie er es tut. Tenn im preußischen Abgeord­netenhaus, wo erst am 23. Januar diese Frage auch zur Debatte stand, gab der konservative Abgeordnete Reck, der den Antrag auf staatliche Bekämpfung der Seuchen begrün­dete, selber zu, daßder Krankheitserreger der Seuche nicht gefunden ist." Und nachher gab der , 'Zentrumsabgeordnete Grafv. Spee seiner Freude Aus­druck über die Zustimmung auch der Freisinni­gen zum Antrag Reck. Ein freikönservativer Redner forderte außerdem unter Zustimmung auch der Volks- Partei eine Erhöhung des staatlichen Fonds für wis­senschaftliche Erforschung der Tierkrankheiten. Ja der Red­ner der Bolkspartei in dieser Sache, der Abgeordnete Eh­lers, ging noch weiter und wünschte eine regelmäßige

Die ttefue Einsamkeit ist die Gemeinsamkeit mit sich selbst.

Erich Gcsterfeld.

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Die Versuchung.

Romau von Rover: Gras Wicheuburg.

3tzs Stach druck verboten.

(Fortsetzung.)

Allmählich ertappte er sich dabei, wie er ansinA Dorgers Gestalt mehr und mehr aus dem Auge zu ver­lieren und sich selbst an feine Stelle zu denken . . . !

Unsinn ! Wie war denn sein ganzer Gedankengang entstanden? Er Halle doch damit pngejangen, was wohl Uorger tun würde, wenn er Reubinger wäre. . . ! Und Nun drehte er plötzlich den Spieß um! Reitlinger brauchte sich doch nicht erst i» Porgers Lage zu versetzen der War ja doch sowieso in Reillingers Lage. . . !

Er konnte sch lange nicht zurschtsinden in dieser Ge- hankenverwirrung!

Ja, ja die vielen schlaflosen Nächte, die trostlose HerzweiDunA die wahnsinnigen Aufregungen, das ewige Grübeln und Gähirnzermavtern kein Wunder, wenn man dabei verrückt wird! Darum brauchte er sch. auch teurer Gedanken nicht zu schämen das war ja alles Unsinn ! Tolles, überspanntes Zeug ganz harmlos! Warum sollte er -sch nicht einmal damit unterhalten,

. Ün Geist so ein bißchen Verbrecher zu spielen? Wer weiß, was andere Leute oft so unwijlllllrlich- denken! Leute, an denen gewiß stin Makel haftet nur sagen sie nichts! Wie viele Menschen mögen wohl die moralische Kraft ha­ben, im Augenblick der Versuchung jeden verbotenen Ge­stricken ftrnzuhalten?

Und die Versuchung war einmal da... !

Beim Mittagessen plagte Franz Brauner sich ver- « ^äch. ein Gespräch in Gang zu bringen- Nach Tisch trank Reitlinger sehr viel schwarzen Kaffee und zündete Gre Zigarette an der andern an. Plötzlich fuhr er auf:

^Du, Franz -- sag' einmal ehrlich: warst du ft

Mittwoch, de» L. Februar 1S1L

Untersuchung aller Viehbestände seitens tierärztlicher Sachverständiger. Aus diesen Tabatten geht nun doch zweierlei mit zwingender Not­wendigkeit hervor: 1. Taß es unwahr ist zu behaupten, die Seuche könne nur vom Ausland kommen, solange Sach­verständige und ich nehme an, daß die preußischen Konserva­tiven nicht gerade einen, der nichts von diesen Tingen ver­steht, beauftmgt haben erklären, man kenne überhaupt den Erreger der Krankheit iroch gar nicht und 2. daß es eine böswillige Verleumdung ist, immer wieder uns vor- zuwersen, die Bolkspartei habe in Bezug aus Seuchen­schutz irgend etwas versäumt oder absichtlich verhindert. Ter Bund der Landwirte Hai durch seinen Namen noch lange nicht das Patent, in seiner Führerschaft und seinen Agitatoren nun allein wirkliches Sachverständnis in land- toirtschaftliichen Tingen zu besitzen. Und was aus den Be­dürfnissen des Lebens heraus sich ergibt, dem tragen wir genau eben so Rechnung, wie diese Partei. Man sieht aber an dem obigen Beispiel, daß es diesen Herren gar nicht mn die Sache zu tun ist, für die sie zu kämpfen vorgeben, sondern cs ist ihnen um die Partei und die darauf äufgebautc eigene Existenz zu tun, die sie wanken sehen. Das ist es, was sie zu solchen Mitteln greisen läßt und was dann den Kamps so vergiftet.

So geht auch eben jetzt wieder eine Notiz durch die bünÄeri sch-konservative Presse, nach welcher der Abgeord­nete Naumann die Landwirtschaft alssinkenden Stand" bezeichnet haben soll, von dein sich die anderen nicht nie­derziehen ftsftn dürfen. Tabei hat Naumann in dem betreffendenHilfe'ärtikel von dem die Rede ist, in diesem Zusammenhang überhaupt nicht von der Landwirtschaft gesprochen. Aber aus eine Fälschung mehr kommt es nicht an, wenn nur der Zweck erreicht wird, den Gegner zu ver­dächtigen. Wer so mit den Fragen des Bolkswachstums vertraut ist, wie Naumann, dem braucht man den Wert der bäuerlichen Arbeit und Bevölkerung für die Volks- entwicklung nicht zu sagen. Ter muß schon allein aus diesem Gesichtspunkt heraus Sorge tragen, daß der Bauernstand nic^ ftnkt, sondern steigt. In dieser Siche selbst ist gar keine Meinungsverschiedenheit. Wir be­streiten nur, daß die konservativ-junkerliche Großgrund­besitzerpolitik den wirllichen Bauerninteressen dienlich sei. Und daß diele Schicht sinken muß, wenn ein wirklicher freier Bauernstand s-ch entwickeln soll, wird vom deutschen Bauernbund ja Tag für Tag überzeugend nachgewiesen.

Ganz ähnlich liegen die Tinge mit der Zollfrage. Man kann zwar hier-ruhig zugeben, daß die Formulierung

-in der Lage . . . sagen wir: daß eine verbotene Handlung dich aus großer Not gerettet hätte. . . ?"

Franz sah -ihn erstaunt an und schüttelte verständ­nislos den Kopf:

,Mie konrmst du denn aus die verrückte Idee . . . ?"

Reitlinger wurde verlegen. -Tie Frage war ihm fast Wider Willen -herausgefahren, und jetzt wagte er nicht, sie zu begründen. Ta log er:

,^Jch Hab' da so eine Gftchichr' in der Zeitung g'leftn die ist mir grad eing'fallen! Eim kleiner BanGeamter, der eine große Summe deftaudiert hat an sich ein ganz alltäglicher Fall. . . ! Aber die Verteidigung von dem Menschen war so merkwürdig packend . . . Fast, daß man versucht, ihn grad wegen seiner Tat zu achten . . . !

-Tier arme Teuft! war Vater von ich weiß nicht wie vielen Kindern -eine kranke Frau, die er sehr gern ge­habt hat furchtbares -Elend überall! Tcr Arzt hat ihm gesagt: di« Frau geht drauf, wenn sie nicht den Winler im Süden zubring: dabei die hungernden Kin­der und kein Geld! Tv ko mint ein großer -Geldbetrag im seine Hand. . . Ich weiß nicht nuchr genau, wie's war eim T-eporinhaiber hat sich geirrt und ihm eine Bestätigung in Kronen abverlangt, während er ihm eben- s-oviele Gulden übergeben hat, oder sowas kurz der Mann hat nur zu schweigen gebraucht, und die Hälfte des Betrages war sein. Eine Entdeckung war nahezu aus­geschlossen - die Frau gerettet, die Familie versorgt! Ter Geschädigte war außerdem eim steinreicher Blutsauger schlimmster Sorte!

And iw js mir halt die Frage durch den Kops geschossen, wie viele sogenannte ehrliche Menschen es in dein Fall wohl grad so gemacht hätten . . . ?"

Franz ging arglos auf das Thema ein froh, einen Stofs zu haben, der Reitlinger zu fesseln schien, und ihn «in wewg aufrüttelte.

Kannst recht haben!" sagte er nachdenklichIn so einer Situation kann auch den Anständigstem der Tenfsl holen! Ich muß ganz offen sagen: mit so einem armen

28 . Jahrg.

des Programms, wo es nur ganz allgemein heißt,schritt weise Herabsetzung aller Lebensmittel- wie der Industrie» zölle" keine sehr glückliche ist. Und wie wir die Verhält­nisse kennen, wird hier auch zweifellos noch eine andere positive Festtegung kommen und kommen müssen, die eine festere Unterlage auch für die bäuerliche Arbeit bringen muß. Tenn davon ist gar keine Rede, daß ein irgendwie nennenswerter Teil der Volkspartei diesen Satz vollständig bis zum Freihandel durchführen wollte, und überdies ist es sehr zweierlei, ob man an Futtermittel und Rohstoff­zölle denkt, oder ganz allgemein nur von Zöllen schlecht­weg redet. In dieser Frage sind in der Volksparrei zwar verschiedenartige Auffassungen, die zum Teil noch alte» Wirtschaftstheorien entsprungen sind, aber die übergroße Mehrheit ist nicht aus Prinzip zu seiner Stellung irr Zollsragen gekommen, sondern aus wirtschaftlicher lleder- legung. Zu dieser Ueberlegung gaben aber dn Verhältnisse des In- und Auslandes vor der Ein- und Durchsetzung der jetzigen Zölle ganz andere Gesichtspunkte an die Hauch als das heute der Fall ist. Es ist deshalb auch ganz selbst­verständlich, wenn man bei dem gleichen Nachdenken heute zu anderen Schlüssen kommt, als früher. Man braucht dabei keineswegs von den Wirkungen der herrschenden Zoll­politik begeistert zu sein. Sie sftrd für das Inland mit ihrer vielfachen Steigerung der Bodenpreise und der dr- durch bedingten Grundrente keineswegs ein reines Glück gewesen. Und von allem anderen abgesehen, sind dis GüterMächterei aus der einen und die hohen Pachtpreift für Pachtgüler aus der anderen Seite direkte Folgen der­selben. Wer nachdem dies sich nun so gestaltet hat und im Zusammenhang damit einer noch größeren Verschuldung des landwirtschaftlichen Besitzes eingetrrten ist, müssen auch diejenigen, die, wie wir, diese Tinge voraussagten, dem Rechnung tragen. Taß wir es tun, wissen die vom Bund der Landwirte ganz genau. Und auch die Schwierigkeiten im Ausland, die aus der sich immer mehr entwickeln­den Industrialisierung der sogeriannlen .Agrarländer sich ergeben und aus der Zollpolitik der anderen Staaten kön­nen nicht unberücksichtgit bleibe». Tenn wir find in der Bolkspartei nicht die doktrinären Menschen, die um einer Theorie willen alle Forderungen der Wirklichkeit außer Acht lassen, >vie das bei unseren Gegnern von rechts und links der Fall ist.

Wir haben es aber eben aus diesem Grunde nicht j« leicht und bringen es nicht fertig, so mit Phrasen und Schlagworten zu arbeiten, wie. die württembergischen Söld­linge des Hcrrenbundes von Ostelbiern Sie haben ihre Leier, aus die sie eingedrillt sind und Mas dazu nicht M»W»WW»»»SS>VS»»>W»>S>WlWW«WW»»W>WW>MW»»-

Kerl, den die bittrre Not und die Versuchung zu einem Verbrechen treiben, Hab' ich immer nur Mitleids wenn er erwischt w-i-rd! Natürlich vorausgesetzt, daß er nur einen schädigt, dem's nicht weh tut!

Ich glaub' sogar, daß die Not gar nicht so groß zu sein braucht, um so manchen sogenannten Ehrenmann ins Wackeln zu dringen, wenn die Versuchung da is, und er ganz sicher weiß, daß er nicht entdeckt wird! In wie vielen Fällen mag nur die Angst vor dem Erwischt­werden ein Verbrechen verhüten? Ich kenn' Leut' genug, die einen tadellosen Ruf haben und dabei die niederträch­tigsten Schufte sind von denen ich schwören möchte, daß sft nur deswegen kein Verbrechen begehen, weil sie die Folgen fürchten einfach aus ganz gemeiner Feig­heit ! Und im Zuchthaus fitzt vielleicht so mancher grund- anständige Kerl, den nur d'« bittere Not in einem schwache» Augenblick untergekrirgt hat!

Taß einer noch nie einen Konflikt mit dem Staats­anwalt gehabt hat, macht ihn in meinen Augen noch lange nicht zum Ehrenmann, und ein Verstoß gegen das Strafgesetz ist nur absolut kein Beweis vom Gegenteil, solange ich die Umstände nicht genau kenne, die ihn dazu getrieben haben!"

RM arger war aufgesprungen Und ging mit hastigen Schritten im Ainnner ans und ab immer iw eine Wölke von Zigarettenrauch gehüllt. Seine Nasenflügel und Au­gen zuckten heftiger als ft, und seine Hand fuhr «b Und zu energisch durch die krausen Haare.

-Tu traust dich da etwas offen ausrusvrechcn, -was ich Mir im stillen schon oft gedacht Hab'! Und darin liegt der wunde Punkt unseres S'rafgesekes das verurteilt immer nur die Handlung; die Umüände, die darugesnhrt haben, werden wenig oder gar n-'cht berücksichtigt! Und die ganre Welt macht diese himmelschreiende Unaerechttg-- keit mit! Ist einer verurteilt, so ist er auch gesellschaftlich ftrtig, und wenn er nach nein menschlichem Gefühl zehn­mal rknschuldig ist!

(Fortsetzung folgt.)

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