Lokales.

Auf Einladung und unter dem Vorsitz des Land­tagsabgeordneten Staudenmeyer fand am 29. Jan. in der Dreitz'schen Brauerei in Calw eine Wahlkreis- Verfammlung der Fortschrittlichen Volksvartei statt. Der große Saal war bis auf den letz-en Platz besetzt. Von sämtlichen Bezirken (Calw, Herrenbera. Nagold, Neuenbürg) waren die Parteifreunde in großer Zahl erschienen. Nach­dem die Bildung einesKreisverbandes, dessen Ausschuß sayungsgemäß je 6 Mitglieder von jedem Ober­amt angehören (für den Bezirk Neuenbürg, Kfm. Meisel und Lehrer Eckert in Neuenbürg. Sch^einermstr Rohrer in Höfen, Gottlieb Kübler in Calmbach. Kfm. Brachhold und Schwizgädele, beide in Wildbad) und als dessen Vorstand der Abg. Staudenmeyer-Calw gewählt wuroe, vollzogen war, wurde die Kundidatenfrage für die kommende Reichs­tagswahl eröriert. Einmütig kam der Wunsch zum Aus­druck, der seitherige bewährte Abg. Schweickhardt möge wieder kandidieren. Eine große Begeisterung bemächtigte sich der Versammlung, als Herr Schweickhardt, der inzwischen erschienen war, trotz manch persönlicher Bedenken, in Hin­sicht auf die allgemeine politische Lage eine Zusage der An­nahme der Kanditatur gab. Parteisekretär Staudenmeyer gab noch ein Bild über die verschiedenen Parteien und deren Politik, sowie über die polnische Stimmung im Lande im allgemeinen und die politische Arbeit im 7 Reichstagswahl- kreis im besonderen. Hieran anschließend gaben die Partei­freunde jedes einzelnen Bezirkes ihre Stimmungsberichte, für den Bezirk Neuenbürg, Kfm. Meisel, für Wildbad Kfm. Brachhold, aus denen zu entnehmen war, daß man überall mit gutem Mut der kommenden Wahl entgegen­sieht. trotzdem uus von rechts und links ein schwerer Kampf in Aussicht steht.

Wildbad, 30. Januar. Naturheilverein. Im Hotel Maisch hatten sich Mitglieder und Freunde des Vereins am Sonntag zu einem Vortrag zusammengesundeu, um neue und gute Lehren aus dem Naturheilschatz für Haus und Familie zu sammeln. Für den Vortrag war der Natur­heilkundige und Magnetopath O. Kafka aus Stuttgart gewonnen. In dem ersten Teil fernes Vortrages verwob er das seqensvolle Wirken der drei mächtigen Faktoren des Naturheiloerfahrens: Luft, Licht und Wasser. Brachten hier auch seine Ausführungen wenig neues, so war es doch

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zweckmäßig und gut, auch das alte Wissen wieder einmal aufzufrischen. Im zweiten Teil des Vortrages beleuchtete der Redner das neue Kurpfuscher-Gesetz, um sodann im letzten Teil einen Lichtblick in das dunkle Reich des Heil- Magnetismus zu werfen. Redner, der ja wirklich einen großartigen Weitblick in das Gebiet eröffnete, verwickelte sich allerdings auch in Widersprüche, die Herr Dr. Hiller in der Diskussion in liebenswürdiger Weise löste und richtig- stellte Auch die Uebertreibungen, in dre sich der Redner im Verlaufe seiner Ausführungen, inbezug auf das ,,otho- doxe Msdizinertum" gefiel, wies Herr Dr. Hiller zurück und zwar mit vollstem Recht. Aber immerhin blieb noch viel Wissenswertes aus dem Vortrag des Hrn. Kafka, das wohl verdient, in Haus und Familie ins Praktische umqe- setzt zu werden. *

Wildbad, 30. Januar. Kaiserbankett. Der gestrige Montag brachte einen F e st - Abend, wie er wohl schöner und würdiger als Geburtstagsfeier unsoces Kaiser!. Herren, Wilhelm ll., nicht gedacht werden kann. Herr Hyfapotheker Dr. Metzger hielt die Festrede, in der er ans die Bedeutung des Tages und auf die Verdienste des hohen Geburtstagskindes im besonderen Hinblick auf Heer und Flotte, hinwies. Redner schloß mit einem drei­fachen Hoch auf den Kaiser, das von den Anwesenden mit jubelnder Begeisterung ausgenommen wurde. Mit Gläser­klingen mischten sich die wuchtigen Lied-Akkorde:Deutsch­land, Deutschland über alles" und die ganze Versammlung stimmte fröhlich ein. War die Einleitung des Festes schon eine äußerst sinnige, so wurde die Stimmung noch wesent- lich erhöht, als der Ehrengast und Redner, Freiherr von Hüllessem-Meerscheidt das Wort zu seinem Vortrag ergriff. In drastisch-humoristischer, «gesellschaftlicher und doch volks­tümlicher Weise machte er sich mit der Festversammlung be­kannt, uni nicht als Fremder zu Fremden, sondern von aufrichtigem Herzen zu empfänglichen Herzen zu sprechen. Freiherr von Hüllessem-Meerscheidt, Kapitän a. D., ist ein von lebendiger Darstellung beseelter, echter Seemann von altem Schrol und Korn. Sein Vortrag war mehr als interessant und bis in die kleinsten Details des Kriegsschiffes führte er die Zuhörer, die sich nicht satt hören konnten. Mit einer Unkompliziertheit und Volkstümlichkeit schilderte er die Mannigfaltigkeit und Mühe unserer Blaujacken und gewährte ollen einen klaren Einblick in den Dienstbetrieb

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der Kriegsmarine zur Friedenszeit und im Kriege. Sein warmherziger Vortrag, geschöpft aus lebendiger Frische, aus dem Quell eigener Erfahrung, hat sicherlich in alle Herzen der Anwesenden mit alten phantastischen Ansichten über Wesen und Leben der Kriegsmarine aufgeräumt und hat neue und richtige Anschauungen erweckt. Ich habe selten einen so liebwerten Interpret gehört, der so verständ­lich für alle Herzen ist, aber ich glaube, das macht die kernige Seemannsfrische, die aufrichtige und unbeugsame Geradheit Nach einer kurzen Pause gliederten sich an den Bortrag weitere Erläuterungen durch wunderschöne Lichtbilder, die Redner nochmals kurz erklär», um so aus- zureifen, was sein kluger und bedachter Geist vorher im geistigen Bilde heraufbeschworen hatte. Der Dank der Ver­sammlung äußerte sich wiederholt in förmlichen Beifalls­stürmen und fand rechten Ausdruck, als Dr. Metzger ein Toast auf den Festredner ausbrachte. Aber mit der Ruhe, die den Seemann im Sturme nicht verläßt, nahm er den Dank hin und bat in der Begeisterung für seinen schönen Beruf alle Anwesenden einzustimmen in einemHurra" auf unsereBlaujacken" und von seiner Begeisterung war etwas hinübergefloffen in alle Herzen und in einen Jubelruf klang der schöne genußreiche Abend eigentlich aus. Sicherlich bleibt das Kaiser-Bankett 1911 allen in Erinnerung. Den Veranstaltern und vor allen den Freiherrlichen Seeman von Hülleffen-Meerscheidt an dieser Stelle noch besonderen Dank. DerLindensaal", in dem dis Feier stattfand, eig. net sich für derartige Festlichkeiten ganz vorzüglich.

Ottenhausen. Am Freilag, den 3. Februar d. Js., nachmittags 2 Uhr, kommt auf derHohmühle" Hierselbst das Fischwasser der Pfinz, soweit es die württem- bergischen Markungen Feldrennach und Ottenhausen und die badische Markung Jtterbach betrifft, im Weg« des öffentlichen Abstreichs aus 12 Jahre zur Verpachtung.

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