«WH von verwerflicher Gewinnsucht diktiert worden sei, ^vhl eine empfindliche Freiheitsstrafe am Platz ge­wesen wäre. Ta diese den Angeklagten bei seiner so- tial-en Stellung ungebührlich hart getroffen Tatzen würde, so habe man es bei einer Geldstrafe be­wenden lasfen.

Ungefähr zur selben Zeit war in einem Artikel des Greifswalder Tageblatts" dem Regierungspräsidenten der Vorwurf gemacht worden, er habe dem früheren, ver­brecherischen Landrat des Kreises Grimmen Zeit «rm Entwischen gelassen, um einen Skandal zu ver­öden. Da dessen Vergehen in Grimmen seit langem bekannt waren, erschien der Vorwurf an sich picht Un­begreiflich. Es wurde Anklage erhoben, Lind als Ver­fasser des Artikels meldete sich freiwilli g der liberale Attergutsbesitzer Becker. Ter Regierungspräsident er­klärte unter dem Zeugeneid, daß, die ihm gemachte Unter- Lelbrng unwahr sei. Tie Strafkammer sprach daraufhin den liberalen Rittergutsbesitzer schuldig, betonte Ausdrück­lich, daß in der freiwilligen Meldung zur Autorschaft ein ritterlicher Zug läge, erkannte aber aus vier Wochen Gefängnis mit der Begründung, daß eine Geld­strafe den Angeklagten nicht treffen würde. Tie Be­gründung des jetzigen Urteils erklärt, daß auf eine Ge­fängnisstrafe erkannt werden mußte, weil.der Angeklagte wegen Beleidigung bereits mit Gefängnis vorbestraft sei.

Ich bin gewiß gegen jede Bevorzugung, des Reich­tums vor Gericht, aber "ich bestreite auff das ent­schiedenste, daß es der Wille der Gesetzgeber gewesen ist, den Wohlhabenden ins Gefängnis zu stecken für ein Vergehen, das der minder Wohlhabende mit einer mäßigen Geldstrafe büßen kann. Es ist mich eine ganz willkürliche Annahme, daß ein vermögender Mann durch eine Geldstrafe nicht getroffen würde.

Ter Gedanke, daß auf eine Gefängnisstrafe zu er­kennen ist, weil eine Geldstrafe den Angeklagten nicht treffen würde, darf für Richter überhaupt nicht maßgebend fein, denn der Richter soll ohne Ansehen der Per­son urteilen; seine Aufgabe ist es nicht am wenig­sten bei politischen Vergehen Strafvollzugsver­schärfungen in das Urteil hineinzutragen. Und der Gerichtshof kommt, wenn er dies tut, auf die schiefe Ebene einer ungesunden Willkür.

Tie hier geschilderten Gegensätze sind gewiß nicht dazu angetan, das Ansehen der Rechtspflege zu fördern.

Heidelberg, 13. Jan. Gestern abend erlitt der berühmte Staatsrechtsle^rer und Rektor der Heidelberger Universitär Geh. Rat Prof. Tr. Georg Jelinek in seiner Wohnung einen Schlaganfall, der noch während der Macht seinen Tod zur Folge hatte.

Mannheim, 11. Jan. DasNene Mannheimer Misblatt" berichtete heute, daß in der Fabrik Benz u. Co. seit einigen Wochen Differenzen zwischen A r- tzeitern und Direktion wegen Reduzierung der Ak­kordsätze bestünden, und daß heure früh 75 Mann die Ar­beit medergelLgt hätten. TerMannheimer Generalan­zeiger" schreibt dazu: Wie wir hören, sind weder wesent­liche Wzüge gemacht worden, noch bestehen allgemeine Differenzen zw.schen der Arbeiterschaft und der Direktion. Es hat sich vielmehr herausgestellt, daß durch ein Versehen längere Zeit hindurch eine kleine Anzahl von Lackierern unverhältnismäßig hohe Akkorde für eine bestimmte Ar­beit ausbezahlt, erhielten. Es erfolgte sofort eine Neu­regulierung. Tie dabei in Betracht kommenden Arbeiter knlarten sich damit nicht einverstanden. Es wurde zehn Tage lang verhandelt und als die betreffenden Arbeiter, 15 Mann, nun heute definitiv erklärten, daß sie die neuen Akkordsätze nicht akzeptieren könnten, wurde ihnen bedeutet^ baß sie dann die Konsequenz ziehen müßten. Eine Kündig­ungsfrist besteht nicht und inqoilgedeffen legten diese direkt von der Neuregelung betroffenen Arbeiter die Arbeit so­fort nieder. Ta sich mit ihnen 50 Mann solidarisch erklär­ten, so haben heute Morgen im Ganzen etwa 60 Mann ihre Arbeitsstätte verlassen. Von der Direktion wird der Bewegung keine besondere Bedeutung beigelegt, naprentlich glaubt man nicht, daß die Bewegung auf die anderen Ab­teilungen übergreift.

Dresden, 12. Jan. Im Königreich Sachsen, wo seit 1906 Mjährlich am 1. Dezember eine Viehzählung erfolgt, ergab dieselbe im Jahre 1010 eine nicht unbeträcht­liche Hebung des Viehbestandes gegenüber dem Vorjahr. Nach vorläufiger Feststellung des sächsischen sta- testifchcn Amts gab es 173307 Pferde, 600 404 Rinder, 712604 Schweine, 581850 Schafe und 131231 Zregen. Innerhalb des Jahres vermehrten sich die Pferde um 1.10 Prozent, die Schweine um 8.6 Prozent, die Ziegen um 0.2 Prozent, die Rinder und Schafe nahmen um 1.2 Prozent ab. Dem geringen Rückgang der Rinder und Schafe steht die starke Zunahme der Schweine gegenüber, was bei der wachsenden Bedeutung des Schweinefleischver­brauchs für die Volksernährung sehr ins Gewicht 'fällt.

Hamburg, 14. Jan. In einem aus Buenos Ayres eingelausenen SchiffHydaspes" sind Pest verdächtige Ratten gefunden worden. Alle Vorsichtsmaßregeln sind ergriffen.

Die Versorgung der größeren Orte mit Lebensmitteln ge­schieht durch Wagen und auf dem Wasserweg.

Oporto, 13. Jan. Nach Proklamierung der FW publik waren die Gemeindebehörden von Lissabon und Oporto als die einzigen im Amte belassen worden mit Rück­sicht auf ihre republikanische Gesinnung. Gestern hat die Gemeindevertretung von Oporto kollektiv ihre Ent lass- ung eingereicht und mit d?m Mangel an Vertrauen seitens des Regierungsvertreters in Oporto begründet. Ter Gou­verneur hat gleichfalls seine Entlassung eingereicht.

Württemberg.

Payer wieder als Präsident gewähl.t

Stuttgart, 14. Jan. Bei der heute vormittag vor­genommenen Präsidentenwahl wurde v. Payer mit 50 Stimmen wiedergewählt. v. Kiene (Ztr.) erhielt 23 Stim­men, Rembold und Haußmann je 1 Stimme. Zwei Zettel wurden weiß abgegeben. Payer dankte für die Wahl herz­lich und wies darauf hin, daß er jetzt zum 6. mal gewählt sei, ein Glück, das keinem seiner Vorgänger zu teil ge­worden sei.

rjr

Der Wagenpark Per württembergischen Staatseisenbahn.

Der Gesamtbestand der Lokomotiven auf den tvürttem- bergischen Staatseisenbahnen betrug nach der letzten Auf­stellung 700, 18 mehr als im Vorjahr. Tie meisten Lo­komotiven, 256 an der Zahl, sind in Stuttgart stationiert. Im Hellbrauner Maschinenbezirk gibt es 181, im Ulmer 180 und in dem von Tübingen 173. Aus den eigenen Werkstätten der Staatsbahn stammen 185 Stück', von der Maschinenfabrik Eßlingen wurden 550, von Krauß u. Cie in München 8 und von Cockerill in Seraing 10 Stück ge­baut. 'Tas durchschnittliche Alter der Lokomotiven be­trägt 15 Jahre; die älteste noch im Dienst befindliche württembergische Lokomotive wurde vor 46 Jahren ge­baut. Bon den 700 Lokomotiven sind 788 zur Abgabe von Wagenheizung eingerichtet; Luftdruckbremsen haben 530. Das vergangene Jahr hat übrigens auch eine neue Loko motiv gatt ung für Württemberg gebracht, die sechsachsige HeißdampsiSchnellzuglokomotive, Klasse 0, mit 4 Zylindern in Verbundwirkung, drei gekuppelten Achsen, einem vorderen zweiachsigen Drehgestell und einer Hin­teren Laufachse. Tie neuen Lokomotiven, von denen nur der Stuttgarter Maschinenbezirk fünf aufweist, sind zum Befördern schwerer Schnellzüge auf der Hauptbahn be­stimmt und ziehen 400 Tonnen Wagengewicht im Flach­land mit Steigungen bis 1:500 mit 00 bis 100 Kilom. St. und aus der Steigung 1:100 mit 55 Km. St. Tie Leistung des neuen Schnellzugstyps ist etwa 30 Proz. grö­ßer als die der bisherigen stärksten württembergischen Lo­komotiven.

'Personenwagen weist die Staatsbahn 2050 ans. Tiefe Wagen haben 100 234 Sitzplätze; die Mehrzunahme im letzten Jahr beträgt 80 Wagen mit 7231 Sitzplätzen. 2020 Personenwagen haben Tampfhcizung und Luftdruck­bremse, 1708 Gasbeleuchtung. Erfreulich ist, daß das hängende Gasglühlicht in weiteren Personenwagen einge­richtet wu«de. Lastwagen sind 11011 mit 147300 Donnen Ladegewicht und 22 220 Achsen vorhanden. Hie­zu kommen aber noch 415 Gepäckwagen und 141 Postwagen. Privaten gehören 157 Wagen, so daß d'e Gesamtzahl der Lastwagen sich aus 11724 Stück stellt. Die Beschaff­ungskosten des gesamten Fahrparkes der Staatseisen­bahn beläuft sich auf nicht ganz 101,5 Millionen Mark. Durchschnittlich kostet eine Lokomotive 46 000 Mark, ein Triebwagen 27 600, ein Personenwagen 12200 und ein Lastwagen 3453 Mark.

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Der Reichsgrundflückstempel muß bezahlt

werden. In der famosen Reicksfinanzresorm, die uns der schwarz blaue Block bescheert hak. befindet sich bekanntlich auch ein Zuschlag zum Grunditückstcmpel für das Reich. Als ob es nicht genug wäre, wenn ein Geschäftsmann ein HauS auf Schulden kauft, daß er 2°.'o Umsatz an Staat und Gemeinde zablen muß. Dabei hat die Mehrheit eine Erleichterung schaffen wollen indem sie bestimmte, daß aus Objekten bis zu 5600 Mk. diejenigen von dem Zuschlag be­freit sein sollten, die den Grundstückshande! nicht gewerbs­mäßig betreiben und ein Jahreseinkommen von nicht über 2000 Mk. haben. Da die meisten Genie nden zur Deckung ihrer Ausgaben Steuern erheben muss n, also gar kein Einkommen haben, hat die Stadtverwaltung Heilbrvnn die Berechtigung der Erhebung des Zuschlags auf Grundstücke, die die Stadt kauft, bestritten. Sie hat damit gleichzeitig im Einverständnis mit anderen Gemeindeverwaltungen ge­handelt. Das Landgericht batte sich der Ansicht der Stadt Heilbronn angeschloffen, das Oberlandesgericht dagegen hat die Klage der Stadt Hettbronn gegen den Fiskus regen Rückerstattung des Zuschlags ab gewiesen. Durch dises Urteil steht fest, d>.ß der Zuschlag an das Reich auch von den Gemeinden bei E-Werbung von Grundstücken zu bezahlen ist, was zweifellos zur weiteren Popularisierung der Reichsfinanzreform beitragen wird.

Ausland.

, 13. Jan. Ter Ministerpräsident hat die Kre­dite zur Einrichtung einer direkten Telephonverbindung Rom-Berlin bewilligt.

Madrid, 13. Jan. Tie Eisenbahnverbindungen in Rordfpanien sind infolge Schneesturms fast vollstän­dig unterbrochen. Mehrere Züge sind an verschiedenen Punkten im Schnee stecken geblieben.

Lissabon, 12. Jan. Tie Forderungen der ausständi­gen Vcchnangestellten wurden von der Gesellschaft im gan­zen a b g e l e h n t. Es wurde ihnen eine allgemeine Lohn­erhöhung von 25 Centimes und ein Zuschlag von 10 Prozent auf ihren gegenwärtigen Lohn angeboten. Die Ausständigen sind von diesen Zugeständnissen nicht, befrie­digt. Sie haben auch die Forderung des Ministers des Innern, den Südexpreßzug fahren zu lassen, znrückgewiesen. Lissabon, 13. Jan. Ter Ausstand der Eisenbahner kerne Veränderung. Tie Bahnhöfe sind verlassen.

Württembergs Steinkohlenbezug. Ziemlich si­chere Schlüsse auf has Gedeihen und die augenblickliche Lage der württ. Industrie lasfen die Angaben über den Steinkohlen-Jmport Württembergs zu. Während das Jahr 1008/1000 mit rund 2,27 Millionen Tonnen gegen­über dem Vorjahre einen Rückgang von 82000 Tonnen aufwies Und sich hierin der allgemeine geschäftliche Nie­dergang spiegelte, brachten die ivürtt. Eisenbahnen im letzten Rechnungsjahr 1900 auf 1910 wiederum 2,3 Mil­lionen Tonnen Steinkohlen ins Land, also etwa 30000 Tonnen mehr. Hat somit das vergangene Rechnungs­jahr den früheren Stand noch nicht eingeholt, so ist doch eine deutliche Besserung des Verbrauches und damit der wirtschaftlichen Lage zu verzeichnen gewesen. Weitaus den größten Bruchteil seiner Kohlen bezieht Württemberg aus dem Saar- und Ruhrgebiet, aus Belgien usw.; baye­rische und böhmische Kohlen kommen mir ganz »venig ins Land. Daß Württemberg als Industrieland hinter dem übrigen Deutschland noch immer beträchtlich zurück­

flieht, geht daraus hervor, daß aus einen Einwohner bei ihm ein jährlicher Kohlenverbrauch von 959 Klg. entfällt, in ganz Deutschland aber ein solcher von 1500 Klg. Ge­genüber dem Vorjahr ist hierin allerdings eine Besserung eingetreten und zwar um 2,8 Klg. pro Kopf; im Deut­schen Reich ein solcher um 3,7 Klg. Weitaus die meisten Steinkohlen bezieht Groß-Stnttgart, nämlich 333 Tausend Tonnen. Es folgen Heilbronn mit 129 000 Ton­nen, Mm-Söflingen mit 65000 Tonnen, Reutlingen Mit 61000 Tonnen, Göppingen mit 53 000 Tonnen. Der Durchgangsverkehr an Steinkohlen auf den toürt- tembergischen Eisenbahnen ist nicht unbeträchtlich; er macht etwa 281000 Tonnen aus oder etwa den zehnten Teil des gesamten Verkehrs.

Stuttgart, 14. Jan. (Vom Hofe.) Ter König ist 'gestern früh 8 Uhr nach .Cap San Martin abg-ereist.

Stuttgart, 13. Jan. (Staatsbahnelektrisierung). Wie ans Eisenbahn-Beamtenkreisen verlautet, wird auf den technischen Büros der württ. Staatsbahnverwaltung seit einiger Zeit mit aller Energie an der Ausarbeitung von Projekten für die Elektrisierung von Staatsbahn­strecken gearbeitet. Es handelt sich hierbei in erster Linie Um das schon vor längerer Zeit, namentlich in Baden erörterte Murgtalprojekt. Hierbei sollen für Württem­berg bei einem Zusammengehen mit Baden 12 000 ?8., durch ein eigenes württ. Werk dagegen bedeutend mehr (18000 ?8.) gewonnen werden. Bei Ausführung des letzteren Werkes würden allerdings auch ganze, kleine An­siedelungen verschwinden müssen. Weiter soll ein ziem­lich bedeutende Wasserkräfte besitzendes Zuflüßchen der oberen Enz (Wohl die zwischen Neuenbürg und Calmbach mündende Eyach) in Erwägung gezogen sein, lieber das ganze wird z. Zt. eine rasch ihrer Vollendung entgegen- gehende Denkschrift an die Stände ausgearbeitet.

Nah und Fern.

Eiubruchdiebstahl.

In der Nacht vom Donnerstag zum Freitag wurde in dem Juweliergefchäft von Schwarzkopf in Güglingen ein schwerer Einbruchdiebstahl verübt. Es wurden Brillant­ringe, goldene Herren- und Tamenuhren und -Kelten sowie 600 M Bargeld gestohlen. Alles in allem dürfte sich der Verlust auf 56000 M belaufen. Soweit es sich um Goldwaren Handelt, ist Herr Schwarzkopf versichert. Ter Einbruch scheint gegen 2 Uhr nachts verübt worden zu sein. 3 Türen mußten vom Hauseingang aus erbrochen werden, um in den Laden zu gelangen. Tie Schlösser sind z. T. herausgenommen, die Scheiben der Schaukästen ein­gedrückt. Auch auf dem Boden, wo einige Waren lager­ten, Hat der Einbrecher Umschau gehalten. Ein darunter wohnender Mann hörte um die fragliche Zeit Geräusch, beachtete es aber nicht weiter. Ter neben dem Hause lausende Brunnen mit seinem Geplätscher dämpfte durch sein eigenes, das verdächtige Geräusch und begünstigte so den Einbruch. Ter Polizeihund Sherlok ist requiriert.

Hotelbrand.

In Montreux steht das große HotelContinen- tal in Flammen. Tie Hotelinfassen wurden gerettet, dagegen ist das Reisegepäck verloren. Ter Brand in dem Hotel Continental ist nachts ausg-ebrochen. Tas Hotel, das für 450 Gäste eingerichtet ist, war ganz besetzt. Tie Frem­den wurden von dem Brand im Schlaf überrascht, viele mußten über die Dächer flüchten, doch ist niemand zu Scha­den gekommen. Ein großer Teil des Hotels ist zerstört.

Bor Jahren.

Denkwürdigkeiten an den deutsch-französischen Krieg.

Montag, den 16. Januar.

Schlacht an der Lifaine. (2. Tag). Berfolgnngsge- fecht bei Alencon, Gefecht St. Quentin, Gefecht bei Aval- lon, Scharmützel vor Langres, Ausjallgefecht bei Lssort, Vorpostengesecht bei Taste. Gefecht bei St. Lony les Luxenil, Rekognoszierung gegen Rolampont. (Aus der 156. Depesche vom Kriegsschauplatz.

Brevilliiers.Ter Feind griff gestern mit anschei­nend vier Korps von Chagcy bis Montbeliert lebhaft, be­sonders mit Artillerie an. Auf allen Punkten ist der Angriff zurückgefchlagen und meine Position auf keiner Stelle durchbrochen. Diesseitiger Verlust zwischen 300 und 400 Mann. Ter Kampf dauerte von morgens halb 6 Uhr bis abends halb 6 Uhr. v. Werder.

157. Depesche vom Kriegsschauplatz.

Versailles. An die Königin Augusta. General von Werder ist gestern von Bonrbacki mir vier Korps in seiner Position vor Belfort bei Montbeliarg und Chagney ange­griffen worden und hat in einem sechsstündigen Kampfe alle Angriffe abgeschlagen, so daß an keiner Stelle der Feind die Stellung durchbrach. Verlust nur 300400 Mann. Hauptsächlich Artilleriekampf. Bei La Maus ist die Zahl der Gefangenen auf 20000 gestiegen, während des Rück­zuges des Feindes nach Alencon nördlich und Lavol west­lich auch noch fortwährend Kriegsmaterial und Vorräte erbeutet, sowie 4 Lokomotiven und 400 Waggons.

Wilhelm.

Berlin. Ter englische Botschafter Lord Loftos und mehrere Diplomaten nahmen persönlich Kenntnis von französischen Kugeln mit gehacktem Blei, die ihnen auf dem MinPerium der Auswärtigen Angelegenheiten ge­zeigt wurden.

Versailles. (Ans der 158. Depesche vom Kriegsschau­platz.) Bor Paris trat der Feind auf der Südsront mit neuen Batterien auf, deren Feuer jedoch erfolgreich be­kämpft wurde. Diesseitiger Verlust 2 Offiziere, 7 Mann. Vor Paris dauert das Feuer unserer Batterien in wirk­samer Werse und mit geringen Verlusten fort.

v. Podbielski.