Deutsches Reich.

Deutscher Reichstag.

Berlin, ö, Dezember.

Bei den zweiten Lesungen der Vorlagen soll eS geschäfts- ordnnngsmäßig eigentlich keine allgemeine Diskussion geben. Aber es hat sich allmählich eingebürgert, daß eine solche all- gemeine Diskrission doch stattfindet, indem es den Rednern ge­stattet wird, sich gleich über die wichtigsten Punkte zusammen auszusprechen. So ging es auch heute bei der zweiten Lesung des Arbeitskammergesetzes.

Die Beratung des Paragraphen 1 wurde zu einer regelrechten Generaldebatte. Diese gesetzgeberische Aktion hat ja schon eine längere Vorgeschichte. Sie beschäftigt den Reichstag schon zum zweiten Mal, und auch die vorliegende Arbeit der Kommission ist bereits seit geraumer Zeit abgeschlossen. Slber da sind eben einige Streitfragen, bei denen Regierung und Kommissions- Mehrheit nicht zusaminenkommen konnten. Interessant war, wie sich auch bei der heutigen Debatte im Plenum die Parteien wieder schieden. Wieder einmal zeigte sich, daß die Parteien der Rechten genug und übergenug von der Sozialpolitik haben, die ihnen ja überhaupt im tiefsten Grunde höchst unangenehm und unsympathisch ist.

Nach der kurzen Berichterstattung des Abg. Dr. Will äu­ßerte sich der Zentrumsredner Wiedebcrg zustimmeüd zu der Fassung, die der Gesetzentwurf in der Kommission gefunden Hatte. Der sozialdemokratische Abg. Legien vertrat den Stand­punkt seiner Partei. Von Seiten der Sozialdemokratie war «in Gegenentwurf eiugebracht, der au Stelle der paritätischen Arbeitskammern reine Arbeiterkammern setzen will, und der ferner die Schaffung von Bezirksarbeitsämtcr mit der ober­sten Spitze eines Reichsa^beitsamteS vorschlägt. Diese Forder­ungen wurden von Herrn Legien präsentiert, der meinte, daß die Arbeiter imstande und berufen seien, ihre eigenen Ange­legenheiten selbst zu ordnen. Der konservative Wortführer, Abg. Graf Westarp hielt eine Rede, die Slbg. Mauz nachher richtig al-r eine Wahlrede kennzeichnete. Er ging gegen dre Sozial- volitik los, weil er darin eine Förderung der sozialdemokratischen Bestrebungen und der sozialdemokratischen Macht erblickt. So lehnte er auch den vorliegenden Gesetzentwurf, der durch die Kommissionsbeschlüsse nur noch verschlechtert worden sei, rund­weg ab und stellte in Aussicht, daß seine Parteifreunde in dieser Ablehnung einmütig sein würden. Abg. Manz von der Fort­schrittlichen Volkspartei verlieh der Hoffnung Ausdruck, daß die Vorlage in positivem Sinne verabschiedet werden würde. Frei­lich dürste» die Dinge, die dem Vorredner am meisten Pein bereitet hätten, nicht daraus entfernt werden. Er erwartet- daß die Wirksamkeit der Kammern dazu beitragen werde, manchen Gegensatz abzuschleifen und daß sie einer friedlichen Annäher­ung zwischen Arbeitgebern und Arbeitern die Wege ebnen Wer­nen werden. Der nationalliberale Abg. Horn wandte sich wider den sozialdemokratischen Antrag. Die Rede des freikouservati- ven Abg. v. Dirksen stellte sich der des Grafen Westarp an die Seite. Auch sie klang wie ein Pronunciamento gegen die So­zialdemokratie. und sie suchte die Regierung scharf zu machen, damit sie in ihrem Widerstande gegen die Beschlüsse der Kom« Million nur ja nicht wankend werde.

Staatssekretär Delbrück verwarf zunächst auch seinerseits den sozialdemokratischen Antrag. Dagegen sprach er natürlich den Wnusch aus, daß die Vorlage, die zudem in einer kaiser­lichen Zusage ihren Ursprung habe, nicht scheitern möge. Man dürfe nicht, sagte er, der Gesamtheit der Arbeiter die Mög­lichkeit einer sachgemäße» Vertretung ihrer Interessen nehmen, weil die Betätigung der Sozialdemokraten in derartigen Insti­tutionen Mißtrauen wecke. Bedenken erhob er dagegen, die Ein­richtung der Kammern dem Bundesrat statt den Eiuzelregier- nngen zu übertragen; noch größere gegen die Herabsetzung des passiven Wahlalters von 30 auf 25 Jahre. Und nun kam er zu den hauptsächlichsten Differenzpunkten. Die Einbeziehung der Eisenbahnarbeiter in die durch die Kammern zu vertreten­den Arbeiterkreise erklärte er schlechthin für unannehmbar. Die Wählbarkeit der Arbeitersekretäre in die Kammern bezeich­net« er als nicht angebracht. Man beachte diesen Unter­schied in der Art der Ablehnung: vielleicht ist hier der Weg zu einem Kompromiß gewiesen. Der christlichsoziale Abg. Beh­rens verteidigte die .Komulissionsbeschlüsse, während der pol­nische Abg. Kulcrski für die Rechte der ausländischen Arbeiter eiutrat. Darauf folgte eine Rede des

Abgeordneten Dr. Naumann, die der Sache auf den Grund ging und in temperamentvollem Bortrage große sozialpolitische Gesichtspunkte in den Vorder­grund rückte. Naumann führte aus:

Ter sozialdemokratische Antrag enthält sicherlich eine ganze Reihe guter Gedanken. Aber es ist doch eine neue gesetzgeberi­sche Arbeit, die er nötig macht. Die Schaffung eines Arbeits­amtes kann man nicht iu irgend einem Paragraphen so neben­bei machen. Ich kann mir recht gut denken, daß für ein Reichs­arbeitsamt genügend Stoff vorhanden wäre. Aber wir können diesen Gedanken heute nicht so nebenbei verwirklichen. Den territorialen Aufbau der Kammern können wir nicht be-

Dn mußt stets einen Zeus als Zeus behandeln.

Wie immer er erscheine« mag vor dir.

Ein Zeus kann sich in einen Stier verwandeln,

. Nie ist es umgekehrt. Der Stier bleibt Stier.

Zulins Stetlcnheim.

-WAV

Großindustrielle.

Roman von Ernst Georg y. ^

§3s (Nachdrna vcrvoteu)

(Fortsetzung.)

. Gerd« fühlte, wie er mit dein Stoff rang, wie er sich -Glätte, und wagte nicht, ihn zu stören. Ohne ihm eine gute Nacht zu wünschen, ging sie gegen ein Uhr in den Oberstock, wo die Schla-räume lagen. Ihre Zofe ent­kleidete sie, flocht ihre schwarzen, seidigen Haare zu ei­nem langen Zopfe zusammen und gab ihr einen weichen, warmen, mattblauen Kimono um. Sie sandte das Mäd­chen zur Ruhe und legte sich in ihrem Toilettenzimmer aus einen Tiwan nieder, um hier des Gatten zu harren.

Gegen drei Uhr kam er vorsichtig heraus und erschrak, als er sie, aus leisem Schlummer erwachend, seiner wartend fand. Sein Antlitz war rot und erregt; aber der Aus­druck befriedigt.Du hier, Liebste?" Ta hatte Gerda sich ausgerichtet und (liebevoll ernst gebeten, daß er sich ihr jetzt ganz offenbare und in alles, auch in seine heutige Arbeit, einw-eihe.

Hartwig sträubte sich nicht länger. Im Gegenteil, aus- atmend und froh hatte er sein großes Manusskript herbei­geholt und ihr langsam und klar betonend Vorgriffen. In einem offenen Briefe an.die breiteste Oessentlichkcit be­kannte er, daß er wissentlich und absichtlich eine Mysti­fikation vollführt habe. In kurzen Worten erzählte er sein Beisammensein mit dem sterbenden Schulamtskandi­daten Johannes Schuß; aus Ostpreußen in Aegypten. Er charakterisierte das Milieu und die Familie, der dieser talentvolle Jüngling entstammte, und sein heißes, vergeb­liches Ringen, seine geheimen literarischen Produkte zum Truck zu bringen. Flüchtig erwähnte er, daß er dem Tahingegangenen ein Freund geworden sei und ihm ver-

wltllgen, «s muß eine berufliche Gliederung erfolgen. Wir ha­ben ja überall auch in unserer sozialen Gesetzgebung die beruf­liche Gliederung. Erfreulich ist in dem sozialdemokratischen An­träge. daß die Zweckbestimmungen etwas reichlicher bemessen find als in den Kommissionsbeschlüssen. Die Zweckbestimmungen find zwar heute schon etwas umfassender geworden, als es in der Vorlage war. Es sind vor allem die Vorarbeiten für Tarifabschlüsse in der Hausindustrie hinzugekommen. Es wäre viel besser, wenn wir den Kammern nicht nur die gut­achtliche Ausgabe zuweisen würden, sonder» auch die admini­strative. Auf diese Weise hätten die Kammern noch eine viel größere Bedeutung. So besteht die Gefahr, daß die Kammern zu sehr mit Gutachten überlastet werden und vor lauter Gut­achten nicht zu gründlichen: Arbeiten kommen Iverden. Mus jeden Fall wollen wir aber die Erweiterungen der Zweckbe­stimmungen durch die Kommission fcsthalien. Je arbeitsfähiger aber die Arbeitekammern gemacht werden, desto weniger wer­den sie den Herren auf der Rechten gefallen. Die Ausführ­ungen des Herrn Grafen Westarp erinnerten stark an Moabit. Von Ihnen (zur Rechten) wird immer gesagt, die Sozialdemo­kratie trage die Parteipolitik in die soziale Gesetzgebung hinein. Das mag Vorkommen, aber heute haben Hie ans der Rechten die Parteipolitik in die soziale Gesetzgebung hineingetragen. (Sehr richtig ilinks.) Die Ausführungen erinnern auch an die Aus­führungen des Herrn v. Hehdebrand bei der Debatte über die Kaiserreden. Ungefähr genau so wie Herr v. Hehdebrand da mit ausgkstrecktem Arme mit dein Finger dem Reichs­kanzler seine Parolen und Ordres diktiert hat so und so hat sich die Regierung zu verhalten! so ungefähr hat heute Graf Westarp und nach ihm, so gut er konnte, Herr v. Dirksen der Regierung die Parole diktiert. (Sehr richtig! links.) Sie haben auch der Regierung zugcrnfcn: Negierung bleibe hart und gib nicht nach! Gib auch nicht nach bezüglich der Frauen. Die Frauen waren aber doch in dem ur­sprünglichen Entwurf drin und es ist bedauerlich, daß man sie herausgenommen hat. Herr v. Dirksen hat gesagt, die soziale Gesetzgebung habe ihren Zweck verfehlt, sie habe keine Ver­söhnung gebracht. Das stimmt nicht. Wer heute die Reden Bismarcks bei dem Sozialistengesetz liest, der findet überall den Gedanken: Deutschland befindet sich am Rand der Revolution, Deutschland werde zusammenbrechen. Das Sozialistengesetz ist nicht mehr znstandegekommen, und trotzdem haben wir noch keine Revolution. Die Revolution ist nicht gekommen, mögen Sie auch die Moabiter Vorgänge bis zu einer solchen in die Höhe zu treiben versuchen. Die Industrie hat sich entwickelt, die Erwerbsziffern sind gestiegen, der Wohlstand ist gestiegen und daß die Revolution nicht gekommen ist, das ist znm größten Teil der sozialen Gesetzgebung z». danken, die viel Gutes ge­schaffen hat.

Die Sozialpolitik hat tatsächlich versöhnlich ge­wirkt. Im Sinne der kaiserlichen Botschaft von 189«) ist es sicherlich, wenn «in wirklich wirksames Arbeitskanimcrgcsetz ge­macht wird. Nach dem Gemerbegericht kommt jetzt der erste erste Schritt auf dem Gebiet der öffentlichen Verhandlungs- cinrichtiing. Da stehen wir aus der Seite der kaiserliche» Botschaft, und die Herren von der Rechten, die den Kaiser nicht genug verteidigen können, wenn es ihnen paßt, die stehen gegen ihn und das, was er in seiner ersten wichtigen Botschaft gesagt hat, weil es ihnen diesmal nicht paßt. (Sehr gut! links.) Nun sagen die Herren der Rechten: wir haben eine der schlech­teste» Sozialdemokratie. Gewiß ist unsere Sozialdemokratie noch sehr negativ. Aber woher kommt denn das? Das sind doch alles Kinder unseres Volkes. Wo liegt denn das Negative und Revolutionäre im Blute der deutschen Arbeiter und Hand­werker,, wenn es ihnen nicht durch falsche Behandlung und fal­sche Politik eingeslößt worden ist? Wenn Sie auf andere Länder Hinweisen, auf Frankreich, England und Belgien, dann sage ich, ja: Gehen Sie dahin, und sehen Sie, daß dort Bürger­rechte vorhanden sind, und dann gehen Sie nach Preußen, in das Land des Dreiklassenwahlrechts, und dann sehen Sie, wa­rum diese Dinge so liegen. Solange Sie den Klassen­staat haben, haben Sie die Klasse »Verhetzung. Warum geht cs denn in Süddeutschland besser? Weil die süd­deutschen Staaten verständiger eingerichtet sind als Preußen, weil inan dort bürgerliche Rechtsgefühle hat. Das bürger­liche Rechtsgefühl, das Herr v. Dirksen heute angegriffen hat- als er sagte, daß man beim allgemeinen Wahlrecht gewissen Klassen zuviel tüitgegenkomme.

Sie rütteln jetzt am allgemeinen Wahlrecht, wenn Sie Klassenvorwürfe auf der einen Seite machen und auf der anderen Seite Angriffe gegen das gleiche Wahlrecht richten, so sind Sie die Vertreter eines Klassenrechts und werfen die Machtfrage ans. Sie berufen sich darauf, daß Sozialdemokraten gesagt Haben, es gebe keinen Ausgleich. Ueber Löhne, Ar­beitspreis und Arbeitsbedingungen gibt es allerdings keinen Ausgleich und kann es nicht gebe», so wenig wie es einen end­gültigen Getreidepreis gibt. Kämpfe um die Höhe des Anteils am Gewinn setzen sich fort und immer fort. Deswegen ist es aber eben nötig, daß . man Organisationen einrichtet, in denen man über diese Punkte sprechen und urteilen kann. Der Kamps soll nicht ruckweis, sondern langsam Schritt für Schritt vor sich gehen. Man muß Sicherheitsventile anlegen, Organe zur friedlichen Aussprache schaffe». Auch ohne Arbeitskamrnern ist eine friedliche Beilegung an sich möglich. Aber die Arbeits-

sprochen habe, seine Werke, ivenn sie es verdienten, der Nachwelt zu. erhalten.

Tn der »unbekannte Anfänger, der Tote, weder Ver­leger noch Bühnenleiter zur Annahme seines Nachlasses gereizt haben würde, so hätte er, Hartwig Werner, sich als Verfasser des einzig aufführbaren Dramas ausgegeben. Ans seinen Namen hin sei das Werk längere Zeit über verschiedene Bühnen gegangen Md habe gute pekuniäre Erträge gebracht, die sämtlich, ohne jeden Abzug, von Anfang an durch den bekannten Jnstizrat Tr. Blankow an die Familie hes Dichters abgesührt worden seien.

Er, Hartwig Werner, halte aber jetzt die Zeit für gekommen, wo er, -von jahrelangen geschäftlichen Aus­landsreisen heimgekehrt, die Maske abwerfen wolle. Die Wahrheit verlange ihr Recht, und Johannes Schulz, der zu früh verstorbene, hochbegabte Dichter, seinen Nachruhm. Seine übrigen Werke, deren Titel Hartwig einzeln namhaft machte, lägen im Manuskrivlum bei Herrn Justizrat Dr. Blankow (Adresse) Und ständen jedem ernsten Verleger zur eventuellen Prüfung zur Verfügung. Er, Hartwig Werner, wie sein Rechtsvertreter hofften, daß der Nachlaß, des entschlafenen Johannes Schulz nunmehr ebenso zugunsten der Hinterbliebenen Familie begehrt werden würde wie einst, nach der Premiere, die Werke tzes vor­geschobenen, in Wahrheit literarisch ganz talentlosen Pseu­doautors.

Gerda hatte atemlos gelauscht und den Kern der Sache sofort erfaßt. Bis gegen fünf Uhr hatte sie mit dem Gatten die qualvolle Schuld besprochen, sie vergeben und diesen Ausweg für den besten gehalten.

. Erleichtert, strahlend glücklich, wie er behauptete in dieser Stunde znm ersten Male in seinem Leben, hatte Hart­wig das geliebte, kluge, verstehende Weib in jauchzender Leidenschaft an sich gerissen.

Gerda muhte jetzt an den Glückstaumel des gestrigen Morgens denken; aber er nahm ihr nicht die wachsende Unruhe. Blankow hatte Hartwigs Niederschrift seit über vierundzwanzig Stunden in seinen Händen, und- noch war keine Botschaft von ihm gekommen. Noch fuhr er vielleicht vergeblich von Redaktion zu Redaktion, um den Offenen Brief" unterzubringen.

kümmern iverden die Möglichkeit erhöhen und das Gefühl der Sicherheit für die nationalen Industrien vermehren.

Herr v. Dirksen sagt, die Autorität werde mit er. graben. Was für eine armselige Autorität wird nntergra. ben: Das ist die Autorität längst vergangener Zeiten, die eine Aussprache nicht ertragen kann. Heute ist diese Autorität ver­schwunden, und wir haben Beispiele genug unter den deutsche» Industrien, die nicht kommandieren wie auf einem Ritterguts­hof, und mit Aussprachen weiterkommen. Das sind die Leute von der Autorität von heute. Andere wollen immer ein Extra. Zeichen von Autorität. Sic wollen mit nieinandem reden müs­sen, niemandem Rede und Antwort stehen. Wenn aber dje Folgen dieser Handlungsweise kommen, dann rufen sie »ach dem Staat, nach Polizei und Gericht, obwohl sie durch ihre eigenen Fehler schuld sind. (Sehr richtig! links.) Wenn wir für Arbcitskamniern eintreten, so gehen wir in der gleiche» Richtung mit den Vertretern des Bmidesrats. Es handelt sich nur darum, daß die Regierung ihren ursprünglichen Entwurf wir aber den Reichstagskoinmissionsentwurf vertreten. Die Re^ gicrnng hat im Entwurf schon manches anfgegeben, was sie früher vertrat. Der Staatssekretär will, daß wir nun heute nachgeben. Er will, daß die Landesbehörde und nicht der Bundesrat die Errichtung der Arbeitskammcrn zu bewerkstelli. gen hätte. Das würde noch eine Ungleichmäßigkeit i» der Durchführung der Geschäfte schaffen.

Was die E i s en b a h n a r b e i t c r anlangt, so sprich: eZ sehr gegen weitere Berftaatlichnngsgedanken der verbündeten Re­gierungen oder der einzelnen Regierungen, wie bei jeder Ver­staatlichung die betreffenden Arbeiter aus dem System der Ge­werbeordnung herausgenommen werden. Für den Betrieb der Eisenbahnen mögen besondere Bestimmungen bestehen. Für die Werkstätten bestehen gar keine anderen Bestimmungen. Das sind die gleichen Zustände, wie in großen Gießereien und an­deren Betrieben. Was die A r b e i t e r s c kr e t S r e anlangt, so sind die Arbcitersekretäre die einzigen nikkündbaren Elemente der Arbeiterschaft. Was ist das für eine Vertretung, wo die ganze eine Seite täglich von der anderen Seite gekündigt wer­den kann. Entweder es gelangt jene Schutzbestiminung für die Einstellung des Arbeiters, die Dr. Flesch verschiedentlich in Vorschlag gebracht hat, zur Einführung, oder wir müssen die Arbeitersekretärc Massen, die nicht befürchten müssen, entlassen zu werden. Wer ist der bevollmächtigte Vertreter der Arbeiter? Das ist der Sekretär, wie cs der Werksbeamte für die Unter- iiehmer ist. Man soll die Parität ordentlich durchführe», und deshalb bestehen wir ans diesem Punkt, während wir iu eini­gen Kleinigkeiten zugänglich sind und nachgeben. Wir wiin- sckien das Zustandekommen des Gesetzes, aber ohne diejenigen Opfer von Exaktheit und Klarheit, die uns zligeinutct iverden. (Beifall).

Nach cinigcii toeitcren Bemerkungen des Staatssekretärs Delbrück und des Abg. Legien, der nochmals die Notwendig­keit der Zulassung der Arbeitersekretäre hervorhob,- gelangte man zur Abstimmung. Der 8 1 wurde mit überwältigender Mehrheit angenommen, worauf Vertagung eintrat.

Morgen Fortsetzung.der Beratung.

Zwei schöne Erfolge

hat die Fortschrittliche Volkspartei in Schle­sien erzielt. Bei der Landtagsersatzwahl für Breslau er­hielt Kaufmann Vogel (Zentrum) 820, Handelskammer­syndikus Ehlers (Fortschrittliche Volkspartei) 470, Re­dakteur Loebe (Sozialist) 355 Stimmen. Es mußte daher Stichwahl zwischen Vogel und Ehlers stattsinden, die zu Gunsten Ehlers ausfiel, der mit 839 Stimmen über Vögel, der 824 Stimmen erhielt, siegte. Me Sozialdemokratie scheint Mann für Mann für den Fortschrittler einge­treten zu sein. Breslau war bisher durch einen Zentrums­mann vertreten. Bei der gleichzeitig stattgehabten Er­satzwahl für Hirschberg i. Schl, siegte der Volkspar­teiler Wenkeauf den ersten Streich mit 202 Stimmen ge­gen 187 Zentrnmsstimmen. Me sieben sozialdemokrati­schen Wahlmänner votierten auch hier für die Volksvartei.

Pforzheim, 5. Dez. In der letzten Sitzung des Ge­werbegerichts klagten wieder picht weniger als 30 Uold- Warenfabriken gegen zusammen 125 streikende Arbeiter we­gen Vertragsbruchs auf Entschädigung. Wie in den letzten Sitzungen, so Ivurden auch diesmal die Streikenden glatt zu der verlangten Entschädigung verurteilt, weil sie die Arbeit ohne Kündigung verlassen hatten. Me Stadt ist ganz ruhig. Neues über die Arbeiterbewegung liegt nicht vor.

Berlin, 5. Dez. In Hamburg haben die Sozial­demokraten als Reichstagskandidaten für den zMnen

Sie wänderte unermüdlich. Ihr Herz klopfte. Ihr Kopf schmerzte immer heftiger von all dem Grübeln. Bas würde die Folge sein? Würde man Hartwig glauben? Welche Mißdeutungen und Angriffe würden erscheinen? Neid und Hatz fanden jetzt Angriffspunkte bei dem stolzen Manne. Und sie? Würde man ihren Namen mit in den Kampf hineinziehen? Sie erschauerte, ihr alter Hoch­mut erwachte. Das Alleinsein wurde ihr zur Folter, und erleichtert eilte sie zum Fenster, als das Auto durch den Vorgarten tutend Und langsam in den Hausflur cin- fuhr.

Hartwig war heute in einer Aufsichtsratssrtzung'ge­wesen und kehrte jetzt zum Tiner heim. Er näherte sich hastig und rief schon, zwei Zimmer von ihr entfernt! Hat Blankow antelephoniert?"

Nein, Hartwig." Sie flog ihm entgegen und brach in Tränen ans.

Er schloß sie zärtlich Und erschreckend in die Arme. Aber, geliebte Frau, du darfst dich nicht Herart aus- regen. Du sollst dich schonen und an dich, an uffer Kleines denken." . ! «,

Wenn der Justizrat bloß Nachricht gegeben hätte, sagte sie weinend. .

Besorgt schaute er in ihr bleiches Gxsicht,^ auf die tiefen Schatten unter den Angen.Gerda, süße, teure Frau, ich flehe dich an, versuche, ruhig zu werden. M einen Tag kommt es doch wirklich nicht an. Im übrigen werde ich, um sicher zu gehen, sofort nach Tjsch bei W antelephonieren. Tann wissen wir sofort Bescheid. " Es ist wohl angerichtet, Smith?" ^

Ter Engländer nahte mit seinem gewohnten Ernst, um die Herrschaften in den Speisesaal znm Tiner ist bitten.

(Fortsetzung folgt.)

- Berga lloprert. Braut (zum OffizierÄur- scheu, der ein Bukett überbringt):Na, der Herr nant wird nicht bloß mir so ein herrliches Bukett gejuM haben? Sie werden wohl auch wo andershin schon eins getragen haben?" - Bursche:Nee, Freilein, noch nich'!"