yng war eiitßrch, aber sein. Der Offizier stMe mich jihnt als Direktor der Anstalt vor, was er mit einer Verbeugung anerkannte. Tie Anrede an einen Sträfling ist Meiner Instruktion zufolge Du. Ich kämpfte einen Augenblick mit mir, aber der Instruktion mußte Genüge geschehen :
„Kinkel", redete ich ihn an, „Tu bist mir als Sträfling überliefert, und den Befehl, der mir darüber züge- shMnen, will ich Dir vorlesen: Der Sträfling Kinkel wird Ihrer Anstalt übergeben und ist derselbe zu lebenswieriger !Zuchthaüsstrafe verurteilt."
„Ich bin zU lebenslänglicher Festungsstrafe verurteilt worden."
Das waren die ersten Worte, die ich von ihm hörte.
„Kinkel", erwiderte ich hierauf, „Dir steht über eine Verfügung, die mir zugekommen, in keinerlei Weise eine Auslegung zu, ebensowenig.mir. Ich werde Dir nun die Dausordnung vorlesen, die Tu Dir genau merken Md unterschreiben mußt, denn sie wird für Tich Gesetz."
Ich las ihm nun die Ordnung vor, worin alles verzeichnet äst für den Sträfling: seine Kleidung, sein Benehmen, seine Arbeit nsw.
„Hast Tu alles wohl oerstanden, Kinkel, und auch genau gemerkt?"
„Herr Direktor, die Verurteilung zur Zuchthausstrafe, hie Sie mir verkündet, hat meine Aufmerksamkeit so zerstreut, daß ich manches überhört habe. Ich bitte daher, Mir die Hausordnung noch einmal vorzulesen."
Ich ließ sie nun von dem anwesenden Protokollfüherer noch einmal vorlesen.
„Hast Tu nun verstanden, Kinkel?"
„Ich habe."
„So unterschreibe!"
' Er nahm die Feder und unterschrieb.
„Kinkel, hast Tu Geld bei Dir, Messer und dergleichen?"
Er zog gelassen eine Börse aus der Tasche und übergab sie nrir mit den Worten: „Sonst habe ich nichts."
„Tu hast noch einen Ring an Deinem Finger! Gib ihn mir!"
„Das ist inein Trauri n g. Er ist das einzig Trostreiche, was ich in meinem Elend besitze. Nie habe ich mich don demselben getrennt, und es würde mich furchtbar schnurzen, wenn ich dies tun müßte."
„Gib wir den Ring, Kinkel! Ich muß ihn Dir ab- sordern, Aber er wird Dir wohl aufgehoben."
Nach einer kleinen Pause zog er den Ring vom Finger tmv jL-erreichte ihn mir.
Ich befahl nun dew Merkel, einem der treuesten Pud zuverlässigsten Diener meiner Anstalt, Kinkel in seine Zelle zu führen.
Dieser grüßte und folgte dem Merkel.
In der Nacht noch rapportierte Merkel, daß er Kinkel vorschriftsmäßig die Sträflingskleidung anlegen, das Haar abschueiden (nicht kurz scheren, wie es in den Zeitungen ' urtümlich hieß), auch feinen Bart abnehmen ließ.
„Und wie benahm sich Kinkel dabei?"
„Gelassen Und folgsam wie ein Kind."
„Gut, Merkel! Aber nun höre mich an! Tu hast NH jahrelang als ein treuer Diener bewährt, aber ich mache Dich darauf aufmerksam, daß wir es hier mit einem Gefangenen hu pun haben, der uns vielleicht mehr zu schaffen macht als andere Sträflinge. Es werden Briefe von allen Seiten kommen, Bitten, Bestechungen, Drohungen, ja vielleicht «auch gewaltsame Angriffe, um ihn zu befreien Dich habe ich ausgesucht, Du sollst meine Sorge Mit mir teilen.' Kanu ich mich auf iDi chverlassen?" .„In Not und Tod, Herr Direktor!"
Meine Besorgnis war nicht ohne Grund. Ter Offizier Ham mich von der Stimmung des Volkes und dessen bedenk- hcher Teilnahme für Kinkels Schicksal in Kenntnis gesetzt. Es kamen auch wirklich Anträge aller Art. Und mehrere Male sind die Baulichkeiten der Anstalt von ferne aüf- grMnmen worden...
Ich ließ daher Kinkels Zelle mit einem Schloß belegen, dessen Oefsnung nur ich und Merkel kannten Am andern Morgen besuchte ich Kinkel. Er saß und bickslte Baumwolle üb, die leichteste Strafarbeit. Als ich eintrat, befolgte er pünktlich die in der Hausordnung vor- tzffchriebene Begrüßung des Direktors. Er stand auf, legte .feine gestreckten Arme an den Körper, die flachen Hände M die Schenkel und verbeugte sich tief mit den Worten: „Güten Morgen, Herr Direktor!"
Eine Pause peinlicher Stille folgte. Tann lehnte sich Kinkel an das obere Ende seines Lagers, und mit wm Stimme, die an Wohllaut, Biegsamkeit und Kraft Aes übertraf, was ich noch je von einer Menschenstimme Wrt hatte, sprach er: „Also zu diesem entsetzlichen Schicksal hat man mich verdammt! Nicht allein meinen Körper, Mch meinen Geist will man töten! Man hat mich hierher ^schleppt, weit von -meinem Weibe und meinen Kindern. Meine Sehnsucht nach ihnen will man zur furchtbarsten Mal erhöhen, um so mein Herz zu brechen, wenn ich auch Migigenng wäre, alle Demütigungen und Erniedrigungen ^haft zu ertragen. Auch mein Weib, meine Kinder, Angehörigen will man vernichten, denn der Ge- daß ich hier im Zuchthause unter gemeinen Verbrechern mein Leben beschließen soll, nnD auch sie verehren. Warum hat man mich nicht erschossen? Das ^re doch noch tröstlich säst die Meinen . . . Mich will ^ nicht strafen, sondern zum Tier herabwürdigen, denn Mkürlich hat man die zuerkannte Festungsstrafe in Nchthaus strafe verwandelt."
Or> sprach Kinkel Wohl eine Viertelstunde lang, ab- Mllnd im furchtbarsten Grimm und tiefsten Schmerz. gMe Brust wogte gewaltig, bis dann endlich ein Strom Tränen fein Herz erleichterte . . .
Turchdem er seine Fassung wieder gewonnen hatte, ^ich ihm folgende Erklärung: „Tu bist der Meinung, ?? habe willkürlich pnd Dir zum Nachteil die zuerkannte »Miigsstrofe verwandelt. Deine Meinung ist ein Jrr- In Preußen muß ein Verbrecher, der zur Festungs- verurteilt ist, mit zehn. bis zwanzig Verbrechern iNn Lokale Zusammenleben, hat nur die harte Pritsche ??Lager, eine weit schlechtere Kost, muß die niedrigster! , «Men verrichten, wie z. B. Abtritt-Ausräumeu, Stra- 'chren usw."nnd hei dem geringsten Vergehen körperliche
Züchtigung erwarten. Bedenke doch, was Tu erst dann zu leiden hättest, wenn Tu mit solchen Verbrechern Zusammenleben müßtest. Hier bist Dü doch allein, brauchst keine rohen Nichtswürdigkeiten zu hören, und Deine Arbeit wird Dich picht erdrücken. Darum glaube mir, die Verwandlung der Festungsstrafe ju Zuchthausstrafe ist xine Wohltat für dich, sie ist keine willkürliche, sondern Tu bist zu dieser Strafe begnadigt worden."
Bei diesen Worten erhob sich Kinkel, als wenn ihn der heftigste Schlag getroffen hätte und mit dem Ausdruck der tiefsten Erbitterung rief er mir zu: „Wohltat? Gnade? Sie verhöhnen mich, Herr Direktor!"
„Das tue ich nicht, Kinkel, sondern ich habe Dir nur die wahre Sachlage erklären wollen. Ich rate Dir, darüber nachzudenken."
Und so verließ ich ihn.
Beim zweiten Besuch war er ein ganz anderer. Zurückhaltend und karg in feinen Antworten, zeigte er mir ein kaltes, vornehmes Gebühren, eine Höflichkeit und Ergebenheit, die an Verhöhnung streifte und mich tief verletzte. Die nächsten. Tage dasselbe Benehmen, bis ich ihn endlich aufforderte, sich keinen solchen Zwang anzutun, mir gegenüber nicht eine Stimmung festzuhalten, die, wie ich glaubte^ ihm nicht natürlich und nur eine Maske sei.
„Du hältst mich für einen gewöhnlichen Zuchthaus- Tyrannen. Dgs bin ich nicht. Wohl leitet mich in meinem Amte das strengste Pflichtgefühl, aber meine Würde als Mensch habe ich noch nicht verloren und weiß sie auch bei dem .Sträfling zu finden. Du ziehst durch Dein absonderliches Betragen eine Kluft zwischen uns, die dann später anszngleichen schwer fein dürfte. Darum verleugne mir gegenüber nicht Dein eigenes edles Selbst."
Das hatte die gewünschte Wirkung. Ich hatte Kinkel richtig erkannt. Er wollte mir imponieren, mich zurü-ch- stoßen. Meine vorerwähnte Erklärung hatte ihn tief verletzt. Er sah darin eine absichtliche Kränkung. Von nun an blieb er, mit wenigen Ausnahmen, gelassen und in allem gleich. Ein Bild der höchsten Resignation! — —
Als' die Weihnachtszeit 1849 herannahte und Kinkel picht ldaran zu denken schien, seiner Familie zu dieser Zeit einen Brief zu senden, mahnte ihn Schnuchel daran. Kinkel lehnte es .aber ab.
„Auch von meiner Frau.erwarte ich keinen Brief zu dieser Zeit."
Und so war es auch. Mann und Frau verstanden sich zu gut. Für diese unglückliche Familie war kein Weihnachtsfest.
Schnuchel hatte es sich jedoch nicht nehmen lassen, am heftigen Abende einige Konfitüren und auserlesenes Obst — das Kinkel sehr gern aß - auf seinen Tisch zu stellen. Kinkel hatte nur drei Worte dafür: „Ich-danke Ihnen." Aber in - unarkssprechlicher Empfindung glitten sie über ferne Lippen, denn seine ganze Seele lag darin. . . .
Fm übrigen hat sich Kinkel der ganzen Hausordnung der Strafanstalt unterwerfen müssen, dasselbe Lager, dieselbe Kost der anderen Gefangenen. Er hat wirklich in dem halben Jahr seiner Naugarder Gefangenschaft nur an Festtagen Fleisch erhalten.
Unterm 9. November 1850 enthält Porths Manuskript folgende Bemerkung: Als ich diese Erinnerungen bis hierher niedergeschrieben hatte, las man in allen 'Zeitungen, Kinkel sei aus dem Zuchthaus zu Spandau entflohen Und werke steckbrieflich verfolgt. — Eile! Eile! Edler Sänger, kühner Volksvertreter! Mögen Engel auf ihren Schwingen Dich in den Schoß der Freiheit tragen! *) Und unterm 23. November schreibt Porth: Kinkel ist glücklich in London angekommen. Herr Gott, dich loben wir! Sein kühner Befreier heißt Schurz, ein Student. Wie und änf welche Weise die Befreiung gelungen, ist bis jetzt noch unbekannt. ' ' D' ' ?
Die letztgenannte Episode im Leben Kinkels bildet eine der spannendsten Partien des Büches „Erinnerungen von Cavl Schurz", welche Schurzeus Kinder im Vorjahre Herausgaben. Dieses Buch ist bei I. Murray in London erschienen.
*) Die Befreiung hatte am 6. November um die Mitternachts- stunde stattgefuudeu.
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Vorsicht — Nikolaus!
In unserer übernervösen Zeit ist vielleicht die Mahnung eines Mitarbeiters des „Türmers" nicht von der Hand zu weisen, der schreibt: Nervös läuft die kleine Berta hin und her, bald sitzt sie auf dem Stuhl, bald steht sie. 'Ihr sonst so frisches, gesundes Aussehen hat einer auffallenden Blässe Platz gemacht, pmd oft entringt sich ein Seufzer ihrer Brust. Ach ja! Nikolaus will kommen. Und sie war immer so brav, der Lehrer hatte sie so gelobt, und nur heute morgen war sie ein wenig unartig gewesen. Und nun mußte gerade Nikolaus kommen! Mutter, Bruder und Schwester, sie alle hatten nur ein Lächeln für ihre bangen Fragen, und aus den halben Worten konnte sie schon heraussinden, daß Nikolaus den Sack mitbringen würde! Und sie war doch immer so brav gewesen!
Da wird hastig und kurz geschellt! Alle rufen in bangemachendem Tone: Nikolaus kommt, und ihr geheimnisvolles Lächeln kündet nichts Gutes an. Ta ivalzt fich's schon herein! Bebend hält sich die Kleine am Tisch und beantwortet zitternd die Fragen des Nikolaus. Jetzt erinnert er die Kleine an die Ungezogenheit von heute morgen und öffnet den Sack!! Wer vermag die Szene zu schildern, die nun folgt? Das sich in Todesangst windende Kind und die kaltlächelnden Eltern und Geschwister. Welch ein Gegensatz!!! Meine Versuche, die peinliche Szene zu verkürzen, scheiterten an der Hartnäckigkeit des Nikolaus, der immer neue Mittel fand, die Angst zu steigern, sei es, daß er die Geschwister in den Sack stecken wollte, oder daß er neue Gründe fand, die Kleine mitzunehmen. Tie Angstschreie des Kindes und das Gelächter der Erwachsenen: ich zitterte vor Zorn und Aufregung! Fast eine halbe Stunde dauerte die Folter, dann verschwand Nikolaus, nachdem er seine Gaben ansgeteftt, und ließ ein zitterndes Geschöpf zurück.
Mit solchen Mitteln geht man heutzutage bei den schon nervösen und überreizten Kindern unserer Zeit noch vor, um kleine Unarten auszumerzen und — um ihnen Freude zu machen!!
. . . Stellen wir uns vor, daß das Kind tatsächlich meint, Hier sei es der Macht eines Wesens in die Hände gegeben, das auch über Vater und Muttir stehe, und daß angesichts des Sackes alle die Vorstellungen früherer Schaudergeschichten in ihm lebendig werden: stellen wir uns dies recht lebendig vor, so muß uns die furchtbare Angst des Kindes verständlich werden.
Zweifelsohne werden die aufgenommeuen Vorstellungen das Seelenleben des Kindes noch lange beinflussen. Mißtrauen gegenüber Eltern und Geschwistern, die keinen Trost, wohl aber ein Lächeln für die Not hatten, ist die erste Folge, wenn sich auch das Kind dessen nicht bewußt wird. Wie oft klagt später die Mutter über Verschlossenheit des Kindes und ahnt nicht, daß durch den geschilderten Vorgang und ähnliche Vorkommnisse die verpönte Eigenschaft künstlich gezüchtet wird. Als weitere Folge solcher Affekte wird die SchreckhastigM nicht fehlen. Jedes kurze, hastige Schellen wird die Angstvorstellungen reproduzieren, ebenso jede Gestalt, die an den Molaus erinnert; es wird sich fürchten in die dunkle Kammer zu gehen, es erschrickt, wenn es angerufen, und wird überempfindlich gegen jeden Tadel. Und ist das Nervensystem erst einmal an starke Reize gewöhnt worden, so verlang: es später immer stärkere. Launenhaftigkeit und Unzufriedenheit der Tächter, wenn der-Lllltag nichts Neues bringen will, ist auch ein Schmerzensgeld, das die Mutter früher oder später zahlen muß. Jeder Tag muß etwas Neues bringen: und sei es eine Angst, und sei es ein Hinabsteigen in Schmutz und Verderben — gleichviel, neue Reize muß das Nervensystem haben. Mit tausend Zungen pwchte ich allen Eltern zurufen: Bewährt eure Kinder vor solchen Affekten! Könnt ihr aus die Nikolausfreuden nicht Per zichten, so vermeidet doch solch starke Erregungen, die aus alle Fälle Schaden bringen.
Handel und Volkswirtschaft.
Nordheim, 1. Dez. Nach der amtlichen Zusammenstellung betrug der diesjährige Herb st ertrag von 93 Hektar Weinbergstächen hiesiger Weingärtner 309,1 Hektoliter; von Weingärtnern aus Schwaigern von 55 Hektar im ganzen 38,69 Hektoliter; die 4 Hektar Wein- bergflächen der Großgartacher Weinbergbesitzer auf hiesiger Markung hatten einen gänzlichen Fehlherbst, von den 2,98 Hektar Weinbergflächen des Gräsl. v. Neip- perg'schen Rentamts wurden 6 Hoktoliter geerntet. Der Gesamtbetrag der 155 Hektar großen Weinbergflächen der hiesigen Markung betrug 353,79 Hektoliter (im Vorjahr 2825 Hektoliter) das inacht aus 1 Hektar-2,28 Hektoliter. Die Preise waren durchweg 662/z M pro Hektoliter. Verkauft wurden 180,6 Hektoliter und hiesür erlöst 12027 M. Im Vorjahr betrug der Erlös der 2064 verkauften Hektoliter 66995 M. Eingekellert wurden dieses Jahr 173,19 Hektoliter, im VoMhr 761 Hektoliter.
Vor Jahren.
Denkwürdigkeiten
an den deutsch-französischen Krieg.
Dienstag, 6. Dezember 1870.
Besetzung von Ronen. — Vormarsch der Deutschen auf Blois. Verfolgungsgefecht bei La Motte Benvron. Scharmützel bei Montorgis, Gefecht bei Meung, Le Plant. Die letzten Tage empfindlich kalt.
Argneil. Von der 1. Armee hat das 8. Armeekorps am 4. verschiedene glückliche Gefechte nördlich von Roun gehabt. Ein. Geschütz und 400 unverwundete Gefangene tvurden genommen. — Diesseitiger Verlust 1 Toter, 10 Verwundete. v. Sperling.
112. Depesche vom Kriegsschauplatz. Der .Königin Auguste. Bei Orleans sind über 10 000 Gefangene und 4 Kanonenboote genominen worden. Treskow stürmte die Orta Gidy, Janory, Pruns, die sortifizierte Eisenbahn; war um Mitternacht in Orleans. Heute Manteuffel mit dem 8. Armeekorps besetzt. Wilhelm.
Am 4. warfen Abteilungen des 8. Korps eine, von Rouen vorgeschobene französische Brigade wobei 10 Offiziere, 400 Mann und ein Geschütz in unsere Hände siel. — Am. 5. erneutes Gefecht unseres siegreichen rechten Flügels, wobei wiederum 1 Geschütz genommen wurde. Infolgedessen verließ das zum Schutze von Ruen zusammengezogene feindliche Korps die Stadt, welche General Göben noch im Lause des Nachmittags besetzte. In den verlassenen Verschanzungen wurden 8 schwere Geschütze vorgesunden.
Generalfeldmarschall Prinz Friedrich Karl meldet von. Orleans: „Bis jetzt 77 Geschütze und etwa 10 000 Mann unverwundete Gefangene in unseren Händen, ebenso 4 Kanonenboote, jedes mit einem Bierundzwanzigpfünder armiert. Die Verfolgung wird fortgesetzt.
v. Podbielski.
Orleans. Die englische Päll-Mall-Gazette, die bisher einen fanatischen Preußenhaß an den Tag legre, lobt die Ordnung und Diszipln, miit der die deutschen Truppen in die eroberte Stadt einzogen. Nach der Kapitulation von Sedan hatte diese Zeitung den deutschen Soldaten bekanntlich alle möglichen Schandtaten nachgesagt. Die Franzosen legten ihre Gewehre, Säbel, Patronentaschen aus der Straße in großen Hausen nieder und erklärten sich glücklich,, kriegsgefangen und damit von ihren Leiden erlöst zu sein. Ein Zuave meldet dem General v. TreS- kow, daß auf der „Promenade", ein ganzes Zuavenregiment dessen Offiziere es'im Stiche gelassen hätten, lagere und dort biwakiere. — Tie Verpflegung der vielen Gefangeuen macht große Schwierigkeiten.
— Ein kleines Leckermaul. Gouvernante (zi? ihrem kleinen Schützling): „Verrate aber zu Hause nicht, daß wir den Leutnant getroffen haben, Konstanze, du bekommst dann auch einen Kuß!" — Konstanze: „Ja —. aber doch PPm Leutnant?"