Pforzheim, 3. Dez. Vorgestern, gestern und heute Wurde die von dem Fabrikantenverband beschlossene Aus­sperrung durchgeführt. Es liegen nun alle Fabriken still, bis auf diejenigen, die nach Lösung von Erlaubniskarten dom Metallarbeiterverband mit organisierten Arbeitern 'arbeiten. Von Vermittlungsversuchen verlautet nichts, auch der Oberbürgermeister hat auf frühere Aufforderungen »in den Zeitungen nicht reagiert, ebenso die Regierung.

München, 4. Dez. Tie Einwohnerzahl der Stadt München beträgt nach hem vorläufigen Ergebnis der Zähl­ung 595 053 Personen, somit 56 000 mehr als bei der Zählung im Jahre 1905.

Berlin, 4. Dez. Seit längerer Zeit glaubt sich der Ordinarius der Nationalökonomie an der hiesigen Uni­versität. Prof. Bernhard, durch mehrere Kollegen in der'Lehrfreiheit behindert. Infolge persönlicher Konflikte, die sich daraus ergeben haben, hat Prof. Bernhard jetzt einen anderen Professor der philosophischen Fakultät, wie es heißt. Prof. Gering, zum Zweikampf, herausge­fordert.

Lnbiau, 3. Dez. Amtliches Wahlergebnis. N rch der nunmehr beendeten Zählung wurden bei der Reichs­tagsersatzwahl im Wahlkreise Labiau-Wehlau für Burchard (Kons.) 7216, für Wagner sFortschr. Volksp.) 5527 und für Linde (Soz.) 3708 Stimmen ab­gegeben. Mithin Stichwahl zwischen Burchard und Wagner.

Bonn, 2. Dez. Die Borussen v. Finckenstein und v. Quistvrp, die wegen des Hausfriedensbruchs im Falle Feith zu je acht Tagen Gefängnis verurteilt wor­den waren, wurden vom Kaiser begnadigt- Die Ge­fängnisstrafe wurde in Festungshaft umgewandelt.

Ausland.

Der Prozeß gegen den Camorristenhänptting Cuocolo von Neapel in Viterbo.

Der Rentner Cuocolo galt in Neapel als mächti­ger Häuptling der geheimen VerbrechergesellschaftCa­morra". Dank seiner zahllosen gut bezahlten Zuträ­gereien genauester Kenner aller Geschäfts- und Familien­verhältnisse in den dicht bevölkerten Stadtvierteln, vor­sichtiger und kluger Unternehmer blutiger und erfolgrei­cher Raubzüge, wegen seiner guten Abkunft und Wohlhaben­heit den Behörden nicht verdächtig, verschwiegen wie das Grab und für den Einbrecher, Taschendieb, Mörder und Hehler durch feine Bereitwilligkeit, Vorschüsse auf die fttnftigen Anschläge zu geben, wichtige und respektable Per­sönlichkeit, leitete Cuocolo wie ein Napoleon die verbre­cherischen Feldzüge der Camorra gegen die ehrlichen, aber unvorsichtigen Leute in Neapel. Frau Cuocolo dagegen sah ihr Personalkonto durch die ärgerliche Tatsache be­lastet, daß sie vor ihrer legitimen Trauung die Zierde eines Freudenhauses gebildet hatte.

Dieses Ehepaar hielt die feinsten Fäden des männ­lichen und weiblichen Verbrechertums am Golf von Neapel in seinen Fingern und arbeitete zu coulanten Beding­ungen. Ter originale Hagestolz, der als Geizhals nur dem Papagei seine Staatspapiere zeigte, ebenso eine ver­rückte Gräfin, die dreißig Jahre lang ihre Wohnung nicht verlassen, waren eines schönen Morgens verschwunden und ihre Wohnungen ausgeräumt, der reiche Viehhändler aus dem Salernitanischen und der Kohlenagent tot gefunden; vom Nachlaß dieser Opfer zog derAusbaldowerer und Unternehmer" Cuocolo ein Drittel, während die Herren Mörder sich in die restlichen zwei Drittel teilten. Diese festen Tarifsätze galten auch für den Raub, den Einbruch. Betrug und Taschendiebstahl, für die Beschaffung von Li- cenzen, Konfessionen, städtischen und staatlichen Arbeiten, für die Ausräubung von Eisenbahnwagen und Schiffs­diebstählen und für den Schmuggel besonders mit türkischen und ägyptischen Tabakprodukten und endlich für die Er­pressungen, die an harmlosen Reisenden durch kokette Lock­vögel verübt wurden. Herr Cuocolo verdiente täglich im Schlafrock und Pantoffeln viele Tausende, während die Ausführer feiner listigen Pläne nach jedem Hauptschlag eine Zeit lang verschwinden, und die Arme kreuzen mußten und obendrein vor den kgl. Carabinieri keine Stunde lang sicher waren. Mit der städtischen Schutzmannschäft und Polizei wußte sich der Camorrist auf guten Fuß zu stellen, indem er diese uniformierten Hungerleider an sei­nem Gewinn mit einer bescheidenen Prämie für Nichtsehen und Nichthören beteiligte. Der Neid der verbrecherischen Änalfabeten auf den vornehmen Faulenzer Cuocolo, der für Alle dachte, wuchs innerhalb der verschiedenen Grup­pen und offenbarte sich in der Hinterziehung oder Ver­minderung der dem Häuptling gebührenden Anteile. Als Meister in seinem Fache kam jedoch Cuocolo jedemBe­trug" und jederUntreue" bei der Abrechnung rasch-auf die Spur und rächte sich, indem er die Unterschlager oder Kürzer seinerGebühren" in eine Falle geraten oder kurzerhand durch einen seiner Zuträger dem Gericht de­nunzieren ließ. Ausreichendes Belastungsmaterial ging dem Untersuchungsrichter stets rechtzeitig auf geheimnis­vollen Wegen zu, um dem ungetreuen Knecht des Camor- ristenhäuptlings die Strafe zu salzen. Zu vieljährigen Zuchthausstrafen verurteilt schwuren die Handlanger von Cuocolos zahllosen Verbrechen ihremChef" Rache, und ermordeten den zu einem lustigen Gelage nach Portici Ge­ladenen in einem dunklen Gäßchen durch 36 Messerstiche, während gleichzeitig Frau Cuocolo in der Neapeler Fa­milienwohnung abgeschlachtet wurde.

Dieser Toppelmord in einer Nacht, wobei auch nicht um eines Pfennigs Wert abhanden kam, ereignete sich vor mehr als vier Jahren. Zweimal verstand dieCa­morra" die Justiz auf eine falsche Fährte zu locken, wo­bei der Neapler Friedhofpfarrer als falscher Entlastungs­zeuge mit Erfolg auftrat, bis die tüchtigsten Beamten der kgl. Carabinieri die Erforschung der dunklen Angelegen­heit als ihreEhrensache" in die Hand «ahmen nnd die 48 Schuldigen ermittelten. Ter Römische Kassationshof verwies die Erledigung dieser Strafsache vor die Geschwo­renen von Viterbo, der am malerischen Brunnen und uralten Palästen reichen Landstadt im Norden der Pro­vinz Rom. Tort soll anfangs Februar 1911 der neueste der Riesenprozesse, die nach den Fällen Lobbia, Palizzolo,

Murri-Bonmartini das öffentliche Leben Italiens Mo­nate lang in Aufregung halten, seinen Anfang nehmet!. Als Zeugen sind über eintausend Personen geladen. Von den 48 Angeklagten find 3 im Kerker als Untersuchungs­gefangene gestorben und 3 flüchtig gegangen. Tie Zahl der Anwälte als Nebenkläger und Verteidiger und der Jour­nalisten ist so mächtig angeschwollen, daß die Einbahn­verwaltung auf die Einlegung eines besonderen Abendzugs von Viterbo nach Rom in Ertvägung zieht.

Paris, 6. Dez. In der Umgebung ist diehalbve r- kohltc .Leiche des bei einem Hauptmann bedienstet ge­wesenen Kindermädchens namens Anna Knoll von Brarbach in der Pfalz aufgesunden worden. Der Tod ist durch gewaltsame Erstickung eingetreten. Es ist festgestellt, daß die Knoll am 1. Dezember als sie aus ihrem Dienst trat, 150 Francs an ihren Bruder nach Brarbach schickte. Man nimmt an, daß sie dabei beobachtet wor­den ist und daß ihre Mörder noch mehr Geld bei ihr ver­muteten, sie in einen Hinterhalt schleiften, erwürgten und dann den Versuch machten, die Leiche zu ver­brennen.

Peking, 5. Dez. Ein Kaiserlicher Erlaß wandelt die Departements für Heer und Flotte in selbständige Ministerien um, als Vorbereitung eines konstitutio­nellen Regimes mit Kabinettssystem.

Württemberg.

Die Handelskammer Stuttgart veranstaltete eine Plenarversammlung. Zunächst wurde zu der Verbesser­ung des Postscheäverkehrs Stellung genommen, worauf die Pensionsversicherung der Privatangestellten zur Sprache kam. U. a. wurde hervorgehoben, daß zunächst eine Uebersicht geschaffen tverden sollte über die Lasten, die den Arbeitgebern durch die Versicherung entstehen. Des Weiteren würde gewünscht, daß in dem Gesetzentwurf das Prinzig der Freizügigkeit gewahrt werde. Bei der Be­sprechung der Schaffung besonderer Berufsgenossenschaften für die gesamten Tetailbetriebe wandten sich verschiedene Redner gegen die Lagereiberufsgenossenschast, die es ver­standen habe, sehr viele Berufe an sich zu ziehen, aber sehr ungünstige Tarifverhältnisse ausweise. Durchweg wurde das Bestreben der Detaillisten nach einer eigenen Berufs- genossenschast für wichtig erklärt. Tie Angelegenheit wurde zunächst der Kleinhandelskommission zur weiteren Behand­lung überwiesen; der Bundesrat soll gebeten werden, die nötigen Unterlagen zu liefern. Gegen das Zugabewescn im Handelsverkehr wandten sich alle Redner. Diese Ge­pflogenheit wurde verurteilt, zugleich aber auch betont, daß mit ihr das Rabattsparvereinswesen ausgehoben werden müßte. Nach längerer Debatte kam die. Kammer zu dem Beschluß, daß das Zugabewcsen als verwerblich zu erachten sei und daß in Zukunft die Gesetzesbestimmung hierüber streng angewendet werden soll. Ob das Rabattsparwesen gleichfalls als Zugabewesen aufzu­fassen ist, darüber soll sich zunächst die Kleinhandelskom- niission schlüssig werden. In Bezug auf die Sicherungs­übereignung, die eine neue Kreditform darstrllt, wurde dem Beschluß der Kommission des Handelstages beigetreten. Die Bekämpfung des unlauteren Wettbewerbs wird die nächste Sitzung der Kammer nochmals beschäftigen. Verneint wurde die Möglichkeit der Errichtung eines Schiedsamtes der Handelskammern, das bei Gegensätzen zwischen Poli­zei und Handelstreibenden in Bezug auf die Bestimmungen über unlauteren Wettbewerb in Kraft treten soll. Dagegen soll untersucht werden, ob ein Einigungsamt errichtet wer­den kann.

Ergebnisse -er Volkszählung.

Es ivurden gezählt in Gmünd 21 203, gegen die letzte Volkszählung mehr 622; in Wasseralfingen 4447, mehr 302; in Friedrichshafen 7042, Zu­nahme 1464 (30Vz Proz.). Der hohe Prozentsatz rührt her von der am ersten April ds. Js. erfolgten Einge­meindung der Orte St. Georgen und Löwenta! mit 658 Einwohnern. Ohne diese Eingemeindung würde die Stadt eine Zunahme von 988 Personen (18,31 Proz.) zu ver­zeichnen haben; in Nagold 4029, davon 2051 männ­liche; in Spaichingen 3087 gegen 2748 im Jahre 1905; in Zuffenh ausen 12 741, davon männlich 6401, weiblich 6340. Vor fünf Jahren waren es 10 036 Per­sonen, woraus sich eine Zunahme von etwa 26 Prozent ergibt; in Lorch 3250, Zunahme 217 ; in Betzingen 3794, Zunahme 478; in Dürrmenz-Mühlacker 4931, Zunahme 904; in Aalen 11232, Zunahme 890; in Göppingen 22361 gegen 20 813 im Jahre 1905.

Stuttgart, 3. Dez. Der König und die Königin sind gestern nachmittag von Bebenhausen zum Winter­aufenthalt wieder hierher zurückgekehrt.

Stuttgart, 5. Dez. Der große Beteranen- Appell vor dem König verlief in glänzender Weise, lieber 10000 alte Krieger, darunter Graf Zeppelin, haben daran teilgenommen. Der Verkehr in der festlich ge­schmückten Stadt war bis in hie Abendstunden hinein ein ganz gewaltiger.

Stuttgart, 3. Dez. Heute vormittag fand in nicht­öffentlicher Sitzung die Wahl des besoldeten Ge­meinderats statt, der an die Stelle des am 1. Ok­tober ausgeschiedenen Dr. Matthcs zu treten hat. Ge­wählt wurde mit 48 Stimmen Bauingenieur Sigloch, bisher Beigeordneter in Hamborn bei Duisburg. Sigloch ist 37 Jahre alt, in Ulm geboren, hat die Stuttgarter Technische Hochschule besucht nnd >var dann als Bauinspek­tor mehrere Jahre lang bei der Stadtverwaltung in Leip­zig tätig.

Stuttgart, 3. Dez. Für die am nächsten Freitag stattfindende Bürgerausschußwahl haben die Konserva­tiven und das Zentrum ihre Wahlvorschläge ver­bunden.

Stuttgart, 3. Dez. Auf der hiesigen Stadtdirek­tion wurde heute mittag von Friedrichshafen kommend, ein französischer Offizier pnter dein Verdacht der

Spionage eingeliefert, der bereits von Straßhurg aus verfolgt, in der Schweiz beobachtet und, als er in Fried­richshasen tvieder deutschen Boden betrat, verhaftet wor­den war. Sein Name und die nähere Art seines Ver­gehens wird geheim gehalten.

Nah und Fern.

Der erste Schnee.

Folgendes niedliche Geschichtchen erzählt dasLeh­rerheim": War das ein Jubel unter der Stuttgarter Ju­gend, als vorige Woche zum erstenmal in diesem Winter Frau Holle ihre Federn auf die Erde ausschüttete! Gerade in der Besperpause war es am tollsten. Tie Kinder hüpf­ten vor Freude und suchten die Flocken in der Luft zu erhaschen. Nur ein kleiner Kerl aus der 4. Klasse lehnte sich mißvergnügt an die Schulhausecke und steckt die Hände in die Taschen. Teilnehmend fragt ihn der aufsichts- führendc Lehrer::Nun, Fritzle, freust du dich denn nicht auch, daß 'es so schön schneit?"Noe", sagte der Kleine barsch,do mueß mer jo doch bloß wieder en Auf­satz drüber mache!"

Petri Heil.

Die Fischer Georg und Karl Seibert jr. in Neckar- weih ingen haben einen ausnahmsweise großen Hecht im Neckar gefangen. Das Tier hat eine Länge von beinahe einem Meter und ein Gewicht von 15 Pfund, eine Seltenheit, wie sie hier seit vielen Jahren nicht vorkam.

In Landshut gerieten auf dein Heimweg vom Wirtshaus früh nach 4 tlhr am Dreifaltigkeitsplatz die Taglöhner Josef Erlacher von Achdorf und Johann Kal- tenbacher in Streit, der in Tätlichkeiten ausartete. Als Kaltenbacher sich zur Flucht wandte, lief ihm Erlacher nach, und versetzte ihm einen Stich in den Rücken, der die Lunge durchbohrte. Kaltenbacher stach im gleichen Moment zurück und traf den Erlacher mitten ins Herz. Ter Getroffene stürzte sofort tot zu Boden. Kaltenbacher, der sich noch in die Wohnung seiner Eltern schleppte, wurde lebensgefährlich verletzt durch die Sanitätskolonne ins Krankenhaus gebracht. Ter Ermordete war verheiratet und Vater von zwei Kindern.

Das SegelschiffPrincesa" ist bei Corunna mit zwölf Mann untergegangen. Nur der Eigentümer des Schiffes konnte sich durch Schwimmen retten.

In der Nähe von Le Mans wurde in der letzten Nacht ein Automobil, in dem sich die Gräfin Nicolay und ihr 28jähriger Sohn befanden, bei einem Eisenbahn­übergang von dem Pariser Expreßzug erfaßt nnd voll­ständig zertrümmert. Die Gräfin, ihr Sohn und der Chauffeur wurden aus der Stelle getötet.

Oberhalb Nantes ist infolge Hochwassers ein Ei­senbahndamm gebrochen, wodurch sechs Dörfer von den Fluten überschwemmt wurden.

Gerichtssaal.

Ellwangen, 3. Dez. Die Revision des wegen Tod­schlags und Brandstiftung zu 12 Jahren Zuchthaus ver­urteilten Heinrich Strohm ist vom Reichsgericht ver­worfen worden. ^

Lustschiffahrt

Stuttgart, 4. Dez. Die B a l l o n we t t fa h r t des Württ. Vereins für Lustschiffahrt hatte folgendes Ergeb­nis: Der BallonStuttgart" (Fuchsballon), geführt von Herrn Alfred Dierlamm, landete vier Kilometer süd­östlich von Bruchsal um 4.03 tlhr, der ihm am nächsten landende Ballon warKontinental I", der um 4.23 Uhr zwei Kilometer nördlich von Bruchsal niederging.Schwa­ben" landete gegen 4 Uhr 2 Kilonreter südivestlich von Graben-Neudorf,Angusta" um 4.45 Uhr bei Linken­heim nördlich von Karlsruhe,Kontinental II" um 4.05 Uhr bei Lingolsheim (Amt Karlsruhe) und der Ballon Ulm" ging um 4.15 Uhr bei Sondernheim (Rheinpfalz) nieder. Tie Fahrt verlief in allen Teilen glücklich mit glatten Landungen.

Rom, 6. Dez. Infolge eines Motordefekts an dem Farma napparat, mit dem sie aufgestiegen waren, stürzten die Aviatiker Cammerota und Castellani. aus beträchtlicher Höhe ab. Beide waren sofort tot.

Gottfried Kinkel im Zuchthaus.

Ans den hinterlassenen Papieren des sächsischen Hof- schauspielers Friedrich Wilhelm Porth, der lange Zeit mit zu den hervorragenden Darstellern des Dresdner Hof- theaters gehörte Und 4847 starb (zwei feiner Söhne, Karl un!d F. Porth, waren gleichfalls Schauspieler) veröffentlicht Hermann Knispel-Tarmstadt interessante Und ergreifende Einzelheiten überGottfried Kinkels sechsmonatliche Hast im Zuchthause zuNaugar d". Porth verdankt diese Mit­teilungen seinen freundschaftlichen Beziehungen zu dem Nangarder Znchthausdirektor Schnuchel, dessen Obhut Kinkel vom 8. Oktober 1849 bis zum 12. April 1850 an­vertraut war. Nach einer eingehenden Würdigung Schnu- chels, den er gls einen Mann schildert, der mit Gewissen-- Hastigkeit, Unbestechlichkeit, Energie sind Strenge Bildung- und Humanität verband, fährt Porth fort:

Diesenr. Manne war der Dichter, der Lehrer, der hochgebildete Kinkel ials Sträfling übergeben . . . Schnu­chel erzählte Mir: Ein Offizier überbrachte im Herbst iE spät abends den Strafgefangenen. Ich hatte keine Ahn­ung davon. Meine Ueberraschung war daher groß,, .um» ich Mußte mich zustrmmennehmen, um einem solchen Sträf­ling gegenüber, in Gegenwart des Offiziers und der übrigen Beamten, Mein Ansehen zu behaupten. Ich be­fahl, Kinkel in das Amtszimmer zu führen . . Kinkel trat ein. Er ist von hoher Gestalt und edlen Gesichtszügen Sein schwarzes Haar wallte bis auf die Schultern herab, sein Bart bedeckte die ganze Brust, Das schwarze ÄW , leuchtete unter den Augengläsern hervor. Seine Mw?