aiiwnlt hatte wegen Ungebühr im Gerichtssaal lOO M Geldstrafe beantragt. T-er Vorsitzende begründete, da die Bemerkung nur in lispelnder Weise geschehen sei, habe der Gerichtshof von einer Ordnungsstrafe abgesehen. Wels habe den Beweis geliefert, daß er sich nicht beherrschen kann und die Gerichtsverhandlung offenbar störe.

Ueber den bisherigen Verlauf des Prozesses, der nun bald zwei Wochen andauert, läßt sich nur soviel sagen, daß sich aus der bisherigen Beweisaufnahme ein sicheres Bild der damaligen Ereignisse in Moabit nicht gewinnen läßt. Es schwanken die Aussagen der zahllosen Zeugen hin und her, die einen schieben der Polizei, die anderen der Men­schenmenge alle Schuld zu. Nach den Bekundungen mancher, Zeugen waren die Schutzleute Barbaren, nach anderen iva- ren sie vollendete Gcntlemen. Das Ende des Prozesses ist noch nicht abzusehen. Nur das sieht man heute schon, daß die Geschichte, wieder einen schönen Haufen Geld kosten wird.

Stuttgart, 30. Nov. (Schwurgericht.) Wegen Not­zucht begangen an seiner 16jährigen Pflegetochter wurde gegen den verheirateten Wagner Adolf Schmid von Neipperg verhandelt. Die Geschworenen bewilligten dem Angeklagten mildernde Umstände zu. Das Urteil kan­tete sodann auf zwei Jahre 4 Monate Gefängnis, wovon 2 Monate Untersuchungshaft abgehen. Auch wurdeu ihm die bürgerlichen Ehrenrechte auf die Mauer von 5 Jahren aberkannt. Während der Verhandlung war die Oefsent- lichkeit ausgeschlossen.

Kiel, 29. Nov. Ter verantwortliche Redakteur der sozialdemokratischen Schleswig-Holsteinschen Zeitung wurde wegen Beleidigung der Richter des Kgl. Landgerichts und her Staatsanivaltschaft in Bonn, denen er Parteilich­keit vorgeworfen hatte, zu 600 M Geldstrafe verurteilt. Beantragt waren sechs Monate Gefängnis.

Leidig, 30. Nov. Heute sind die beiden Stallschwei­zer Schwi eger-Frciburg und Schalkowsky-Heili- genbrunn vom Schwurgericht zum Tode verurteilt worden. Sie hatten in der Nacht zum 4. Mai ds. Js. die 77jährige Friederike Eismann aus Pvrtitz ermordet und beraubt.

LuftschiffahrL

Berlin, 30. Nov. Heute nachmittag uirternahm der Aviatiker Grulisch mit seinem Schüler Simon ans dem Flugplatz Johannistal Aufstiege. Plötzlich neigte sich der Neroplan nach vorn und stieß gegen einen Mast der elektrischen Beleuchtungsanlage. Der Apparat wurde voll­ständig zertrümmert. Beide Aviatiker sind der National- ztg. zufolge, leicht an den Fußen verletzt.

Vermischtes.

EinWolkenkratzer , der verrostet. .

Di« berühmten amerikanischenWolkenkratzer", die anfangs als hie größte Sensation des modernen Bauwe­sens galten. und pon den Amerikanern! als stolzeste,Er­rungenschaften großzügigen Wesens angesehen wurden, ha­ben kläglich Fiasko gemacht. Tie Deutschen, die aus bau­polizeilichen Rücksichten diese modernen Riesenbauten nicht nachahmen durften, brauchen sich darüber keine Vorwürfe zu machen, denn es hat sich herausgestM, daß dieWolken­kratzer" zwar sehr hoch, aber auch sehr unhaltbar sind. Es ist selbstverständlich, daß die Konstruktion von 17stöckigen oder 2vstöckigen Gebäuden in der Hauptsache nur aus Eisen bestehen darf. Trotz aller getroffenen Vorsichtsmaßregeln ist aber das Verrostender eisernen Träger und des eisernen Gerippes bei denWolkenkratzern'" nicht anszn halten ge­wesen, und nicht iveniger als drei der Riesengebäude müssen Ms mit ungeheuren Mosten repariert, teils sogar ab­gebrochen werden. Das charakteristische Beispiel der Min­derwertigkeit dieser Eisenkonstruktionen bildet in Newyork dasGeländer-Gebäude", das jetzt nach kaum 13jährigenr Bestehen abgebrochen werden neust. Sämtliche Deckenträger hatten plötzlich ohne ersichtlichen Grund nachgegeben und Äe Menschen, die sich in den Geschäftsräumen aufhielten, gefährdet. Man stellte durch Untersuchungen fest, daß der Rost die Träger sehr stark angefreffen hatte. Daraufhin wurden weitere Nachforschungen angcstellt, die nicht leicht waren, da das Gebäude 17 Stockwerke hoch ist. Ts wurde sestgestellt, daß der Rost das ganze 17stockige eiserne Gerüst vollkommen zerfressen hatte. Besonders dort, ivo das Haus sich an andere Wohnhäuser anlehnte, war eine starke Ein- tvirkung des Wassers und der Luft zu merken. Es gab Stellen, wo die großen Niethaken, welche die eisernen Träger miteinander verbinden, und dir besonders ftst an dm Trägern angebracht warm, schon so weit vom Rost zerfressen warm, daß man die großen eisernen Haken ganz glatt mit den Fingern aus dm eisernen Trägem heraus­ziehen konnte. Das Fiasko der eisernenWolkenkratzer" ist also offenbar. Man hatte die Träger mehreremale Mit konservierenden Farben angrstrichm, die tatsächlich keiner­lei Wirkung erzielten. 9cur ein einziges Mttel schien den Rost aufzuhaWen. nämlich die Bedeckung der Träger mit Beton. Es läßt sich allerdings nicht immer ans- führm. An dem Gebäude desWorld" ist buch große Rostbildung festgestellt worden, welche die Sicherheit des Zeitungspalastes gefährdete. Wlerdings ist es hier noch nicht so weit gewesen, wie bei dem GÄändergebäude, dem tatsächlich der Einsturz drohte. Welche Wirkung der Zu­sammenbruch eines so riesigen Gebäudes gehabt hätte, läßt sich gar mcht absehm. Schutzmaßregeln werden da­gegen von allen Seiten verlangt. Besonders beunruhigend wirkt der ftmstand, daß die Tauer derWolkenkratzer" nicht länger gls 2025 Jahre betragen dürste, da die Reparaturen, die jetzt an ihnen vorgenommm tuenden, Mrr dm Zerstörungsprozeß verlangsamen, aber nicht völ­lig anfhalten. Dadurch gehen natürlich ungeheuere Werte M Schanden, die selbst durch eine so maßlose Ausnutzung des Bodens in die Höhe hinauf nicht ausgewogen werden.

Lachsspringen.

Aus Base l wird berichtet: Ein eigenartiges Schau­spiel konnte man in letzter Zeit beim Stauwehr der Rheinfel'ber Kraftanlage, das etwa 1000 Meter

oberhalb der Turbinen in einsamer Waldgegend den Rhein durchschneidet, beobachten. In ganz außerordentlicher Menge sind nämlich in diesem Jahr die Lachse bei uns eingetroffen, um im Oberlauf des Stromes ihrem Laichge­schäft obzuliegen. Unterhalb des erwähnten Wehres nun, ans fSchweizerseite, ivo sich die Fischleiter befindet, weist das Rheinbett große Vertiefungeil aus, in denen sich die äergwärts zieheirden Lachse scharenweise ansammeln. Da ihnen das Wehr den Durchpaß versperrte und viele die etivas schmale, hart am User angelegte 'Fischleiter picht gleich fanden, so versuchten diese ohne langes Zaudern das hohe Wehr zu überspringen. 8 15 Pfund schwere, bis zu 1 Meter lange Exemplare sah man in hohem 23 Meter weitem Bogen über den Wasserspiegel eiiipor- schnellm. J,i ihrem Drange, stromaufwärts zu ziehen, scheiien die Lachst bekanntlich kein Hindernis. Doch hier war alle Kraftanstrengung vergebens, das Wehr liegt zu hoch nnd einer wie der andere fiel vor ihm wieder ins Wasser zurück. Tie großen im Meere fett gewordenen Burschen, deren farbiger 'Schuppenpanzer in der Sonne glitzerte, boten bei ihren kühnen Voltigen einen prächtigen AM ick Spaziergänger die au den wenigen schönen Ta­gen die von Wald besäumten Uferstellen auffuchtm, Um sich das seltene Schauspiel nicht entgehen zu lassen, sahen im Lause einer halben Stunde 50 nnd mehr Lachse in ge­waltigem Sprunge das Wehr attaquiereu. Schon in den nächsten Zügen werden wohl nur wenige mehr davon zu beobachten sein, da die Laichzeit in der zweiten Hälfte des Novembers ihren Anfang nimmt und die meisten Lachse bereits ihre Laichstellen gefunden Haben.

Wie man den Bierstreik fördert. Ein armer Sünder" saß wegeil Berufsbeleidigung auf der Anklagebank des Schöffengerichts in Mälersdorf (Nieder­bayern.) Seine Handlungsweise entschuldigte er damit, daß er bereits 35 Halbe getrunken habe. Ms ihn der Amts­richter fragte, ob er öfter so viel Bier trinke, eriviiderte er:Na, dös not, abä dort is hält grad da Bierstreik g'wes'n!"

Handel und Volkswirtschaft.

Hellbrauner Bishmarkt (29. Nov.)

Preis

Mk. geschätzt per 50 Kilo Schlacht­gewicht

-/-

8-WO

88/82

68/70

62/66

per Paar

irov/lsoo 1100/ 202

per Stück 322/420

200,320

43 45

45/47

33/36

30,33

41/46

43/45

43/46 40 43

I. Schlachtvieh.

Ochsen und Stiere

») vollsleisch., ausgemästcte Ochsen, höchsten Schlachtwertes bis zu 6 Jahren . .

d) junge, fleischige, nicht ausgemästcte

Ochsen (auch schwere Stiere), ältere, ausgemästete Ochsen.

e) mäßig gemästete, junge Ochsen (Stiere) gut genährte ältere Ochsen ....

ä) gering genährte Ochsen (Stiere) jeden

Alters .

Kalben (Färsen), Kühe:

a) vollfleischige. ausgemästete Kalben (auch

junge Kühe).

b) vollffeischige, ausgemästete Kühe höchsten Schlachtwerts bis z» 7 Jahren . . .

v) ältere, ausgemästete Kühe und weniger gute jüngere Kühe und Kalben . . ä) mäßig genährte Kühe und Kalbe»

«) gering genährte Kühe und Kalben

II. Arbeits- und Zuchtvieh.

Arbeitsvieh:

») Zugochsen, schwerer und bester Qualität

d) Zugochsen, mittlerer Qualität . . . v) Zugochsen, leichterer Qualität . . .

4' Zugstiere, im Altervon 3Jahren p. Stück Zuchtvieh:

») Jungvieh, Stiere und Kalbinnen

8Ojäbrig.

b) Jungvieh, Stiere und Kalbinnen

1Mhrig.

v) Kühe, nemncllend oder hochträchtig auch

hochtragende Kalbinnen bester Qual. 530/650 ck) desgleichen, mittlerer Qualität . . . 480,550

e) sonstige Kühe, sogen. Handelskühe . . 180,260

Allgemeiner Bericht: Der Markt war befahren im ganzen mit etwa 700 Stück, worunter etwa 100 Ochsen u. Stiere ^50 Kühe und 350 St. Jungvieh Der Markt war in alle» Viehgat«ungen gut befahren. Der Handel ging infolge Ausbruchs der Maul- und Klauenseuche in Ottmarsheim flau. Verladen wurden in der Richtung: Bietigheim-Stuttgart 20 Wagen, Jagstfeld Osterburken 14 Wagen, Hall Crailsheim 10 Wagen, Eppingen-Karlsruhe 14 Wagen zusammen 58 Wagen mit etwa 600 Stück. Dem Schweinemarkt waren zugeführt e!wa >400 Milch- und etwa 250 Trieb- und Läufer schweine. Elftere kosteten 1639 Wk. letztere 50 130 Mark das Paar. Auf dem Krämer­markt waren 78 Händler und 67 Handwerker anwesend.

»

Hopfen.

Nürnberger H o p f e n P r e is z e tt e l der letzten Woche.

Im Geschäft ist keine Aenderung eingetreten, es vollziehen sich die Abschlüsse in der bisherigen Weise für Kundschaft und Export. Die Stimmung ist als ruhig und fest zu bezeichnen. Preise per 50 Kilo am 26. Nov.: Gebirgshopfen 8892 M, Markthopfen Prima 8085 M, Mittel 7075 M> Geringe 60 65 M, Hallertauer, Prima 100110M, dto. Mittel 8095 M, dto. Geringe 6075 M, Hallertauer Siegel Prima 105115 Mark, dto. Mittel 90100 M, Württemberger Prima 100 bis 110 M, dto. Mittel 8080 M, dto. geringe 6070 M, Spalter Land 80105 M, Elsässer Prima 95100 M, dto. Mittel 75 bis 85 Mark.

Pst. ermittelt per 50 Mo Lebend­gewicht

Butter und Käse.

Kemptener und Allgäuer Butter- und K ä s p r e i s e.

Allgäuer Limburger Monatskäse 1. Qualität 34 M, 8. Qua­lität und gleichwertige Halbzentrifugenkäse 31 M. Limburger Mouatskäse mit 30 Grad Fettgehalt der Trockenmasse 43 M, dto. mit 35 Grad 47 M, dto. mit 40 Grad 52 M. In Kauf- beuren mit 2530prozentigem Fettgehalt 3942 M, in Wangen i. A. mit 20 Proz. Fettgehalt 35 M, mit 25 Proz. 39 M> mit 30 Proz. 42 M, mit 35 Proz. 47 M, mit 40 Proz. 51 M. Tendenz: ruhig. Butter-Engrospreise: Feinste Mol­kereibutter der Zentner 106 M, Süßrahmbutter 101 M, wirklich bezahlte Einkaufspreise für 1. Qualität 116118 M. Tendenz: mäßige Nachfrage. Kemptener Marktpreise: 1 Pfund Sennbutter 1.25 M, 1 Pfund Laudbutter 1.20 M, desgl. «/» Pfd. 68 Psg., 1 Pfund Is echten Emmentalerkäse 1.30 M, dto. bayeri­schen 1.101.20 M, 1 Pfund Is fetten Schweizerküse 11.05 M, IIs 9095 Psg., 1 Pfund Is feine Limmburgerkäse 4548 Psg., Is Stangenkäse 4750 Psg., 1 Pfund Romadur vollfett in Staniol und Etikette 70 Psg., halbfett 6458 Pfg-, 1 Pfund Is Bicrkäse vollfett 70 Pfg., IIs halbfett 5660 Pfg., Tilsiter vollfett 1 M, Allgäuer Tilsiter vollfett 7075 Pfg., halbfett 6065 Pfg.,

Backsteinkäse pro Laible 5570 Pfg. Tendenz: unverändert. Kaufbeuren: 1 Pfund Süßrahmbutter 1,8 M. Mem­mingen: 1 Pfund Bütter 1.30 M. Wangen i. A.: 1. Pfund Süßrahmbutter 1.30M, Rahmbutter per Zentner 114 M, Verbrauchsbutter 109 M. Biberach: Süße Butter das Pfund 1.30 M, Bauernbutter 1.20 M. Leutkirch:1 Pfund Süßrahmbutter 1.30M, Sennbutter 1.151.35 M.

Bor 40 Jahren.

Denkwürdigkeiten an den deutsch-französischen Krieg.

Donnerstag, 1. Dezember 1870.

In Tours bereitet sich hie Regierung zum Ab­gang. Ter preußische Staatsanzeiger erklärt dem Ge­neral Barral, der trotz Revers bei per Kapitulation von Straßbnrg ein Kommando bei der Loirearmee übernom­men hat, für wortbrüchig. Rekognoszierung gegen Pa- tay Gefechte bei Villepion, Gagny, Autnn, Harcy.

105. Depesche vom Kriegsschauplatz (2. Teil.)

Versailles. Nachdem vorgestern das 6. Armee­korps mehrfache Angriffe des 1. Korps der 2. Armee vor. Paris siegreich zurückgewiesen, wurde während der ganzest Nacht von den Forts ein ungeivöhnlich heftiges Feuer unterhalten. Heute morgen entwickelte der Feind, unter gleichzeitiger Demonstration auf verschiedenen Punkten der Anceinte von Paris, sehr bedeutende Streitkräfte zwischen Seine und Marne und griff mit denselben um 11 Uhr unsere dortigen Positionen an. Es entspann sich ein sehr heftiger Kampf, von unserer Seite hauptsächlich geführt durch die württembergische Division und den größten Teil des 12. (königl. sächsischen), sowie durch Teile des 2. und 6. Armeekorps. Ter Kampf dauerte bis 6 Uhr abends, zu welcher Stunde unsere siegreichen Truppen den Feind auf der ganzen Linie zurückgeworfen hatten. Weitere De­tails noch nicht bekannt.

Unsere Verluste in der Schlacht bei Amiens beziffern' sich auf 71 Offiziere und 1300 Mann an Toten und Ver­wundeten. Die feindliche Nordarmee befindet sich in voll­ständiger Deroute. Tie Citadelle von Amiens hat heute nach kurzem Gefecht, in welchem der Kommandant mit 11 Offizieren, sowie 30 Geschütze in unsere Hände ge­fallen. General von Werder meldet, daß Garibaldi's Rückzug in Flucht ausgeartet ist, v. Podbielski.

Chateau-Piple. General Obernitz telegraphiert dem König von Württemberg, daß die 1., .2. und 3., Brigade unterstützt durch die 7. preußische Brigade heute in fünfstündigem siegreichen Gefecht einen gegen Mesly Coenlly und Villiers gerichteten Ausfall zurückgeschlagen und 300 Gefangene gemacht haben. Verlust: 40 Offiziere» 700 Mann.

Versailles. Irr der Nacht vom 28. auf 29. d!ov« warfen die Forts über 2300 Geschoße auf unsere Stellung« 'Diese Mnnutionsverschwendung ist uns erklärlich. Diese schweren und kostbaren Geschosse hatten keine andere Wirk­ung, als den Boden aufzuwühlen, oder Aeste abzuschlagen« Verwundete, die in unsere Hände fielen und in die Stadt gebracht werden sollten, baten, in preußischer Ge­fangenschaft bleiben zu dürfen, denn da drinnen ist Paris sei die Hölle! Die Linientruppen sind >outend über die Feigheit der Mobil- und Nationalgarden.

In einem Gespräch mit Busch am 1. Dezember 1870 klagte Bismarck über die mangelnde Fürsorge für die Ver­wundeten im Versailler Schloß:Also, die armen ver­wundeten Soldaten bekamen hier nicht, was sie habest mußten, nnd dabei ivar es kalt in den Zimmern, weil nicht cingeheizt werden sollte, damit die Bilder an den Wänden nicht Schaden litten. Als ob das Leben eines einzigen von unseren Soldaten nicht mehr wert wäre, als der ganze Bilderkram im Schlosse."

Freitag, 2. Dezember 1870.

Kämpfe in Bazoches Loigny Poupry Villiers,

Der Bnndesrat bestätigt den Vertrag mit Bayern. Abermalige. Zurückweisung der ausfallenden Pariser zwischen Seine und Marne nach achtstündigem Kampfe durch die 1. württembergische Brigade, unterstützt von Truppen des 2. nnd 12. Armeekorps. Großherzog von Mecklenburg schlägt den angreifenden Feind bei Bazoches nnd über Loigny zurück (17. Infanterie-Division, 1. bayr. Armeekorps und 4. Kavallerie-Division); die 22. Infan­terie-Division, unterstützt von der 2. Kavallerie-Division, nimmt Poupry und dringt von Artouay.

106. Depesche vom Kriegsschauplatz. Der Verlust der Franzosen bei dem vorgestrigen mißglücktest Ausfall auf der Südostftont von Paris an Toten, Ver­wundeten und Gefangenen ist sehr bedeutend. Heute wurde von ihnen zur Beerdigung ihrer Gefallenen ein mehr­stündiger Waffenstillstand erbeten. Auf unserer Seite beträgt der Verlust bei der württembergischen Division etwa 40 Offiziere und 800 Mann, bei der Brigade Dn Drossel des 2. Armeekorps 2 Offiziere nnd etwa 70 Mann. Sächsischer Verlust noch nicht konstatiert. Heute verhielt sich der Feind vollständig ruhig.

V. Podbielski.

Villepion. Die Bayern hatten gestern einen har­ten Kampf, der eins Stunde dauerte, gegen überlegen«: feindliche Truppen, der ungünstig verlief und sie zuM Rückzuge zwang. Das 9. Jägerbataillon verlor allein 4 Offiziere und 145 Mann. Gesamtverlust 37 Offiziere, 902 Mann, davon tot 8 Offiziere, 56 Mann, vermißt 5 Offiziere, 156 Mann.

Tours. Ein Siegesbericht Gambettas: ,,. . . Diä Loire-Armee hat gestern die allgemeine Bewegung be­gonnen, welche infolge von Instruktionen des Kckiegs- ministers vorbereitet worden waren. Der Kampf gegest die Preußen, die bei Guillonville, Terminiers in stärkest Stellungen standen, dauerte von 12 Uhr bis abends 0 Uhr. Ueberall griffen die Truppen den Feind mit einem unwiderstehlichen Elan an. Tie Preußen wurden aus den Dörfern mit Bajonetten heransgetrieben. Unsere Artillerie entwickelte eine Kühnheit und Präzision, welche ich nicht genug loben kann. Unsere Verluste scheinen nicht ernstlich zu sein, die des Feindes sind beträchtlich. .

Tie Preußen werden jetzt sicher vernichtet und der Stern Frankreichs geht glorreich ans!"