vorsichtig ausgestellt. Fiskalische Gesichtspunkte sind nicht aus- schlaggebend gewesen. (Bravo.)

Gcrstenbrrgcr (Ztr.) bestreitet, Sonder intcressen zu ver­treten. Wir vertreten das ganze Land, indem wir den An­schluß von Württemberg und Bayern au den Weltverkehr er­streben. Die Annahme des Gesetzes kommt dem.ganzen Reiche zugute und damit unserem Ansehen in der Welt. (Bravo im Zentrum.)

Abg. Hah« (Kons.): Es hantelt sich hier nicht um eine Steuer, sonder» um eine auf Leistung und Gegenleistung be­ruhende Gebühr. Preußen hat die einzelnen Staate» im Bun­desrat nicht vergewaltigt, sondern diese haben im eigenen In­teresse zugestimmt

Lehmann-Wiesbaden (Soz.): Für uns bleibt die Vorlage unannehmbar.

Wetzet (natl.): In Süddcutschland finden sich trotz mancher Bedenken gegen unsere innere Politik Tausende, die für jedes wirtschaftliche Entgegenkommen dankbar sind. Wenn der Bun- dcsrat sich einstimmig für die Vorlage ausgesprochen hat, so müssen wir uns auch einigen können.

Günther (Fortschr. VP-): Die wirtschaftliche nnd finanzielle Begründung der Vorlage ist uns ungenügend. In Sachsen hat sich niemals eine preußenfeindliche Gesinnung in Verkehrsfragen gezeigt. Wenn man bei der Kanalisierung der Mosel vorher erst die preußischen Jndustriereviere befragt hat, hätte man auch uns Sachsen befragen können. Wir sehen daher in der Vorlage einen unfreundlichen Akt Preußens. Sachsen har nur Nachteile von einer solchen Regelung.

Daraus verweist das Haus die Vorlage an eine Kommission von 28 Mitgliedern und vertagt sich auf morgen l Uhr. Kleine Vorlagen nnd Rest der heutigen Tagesordnung. Schluß 7 Uhr.

*

Berlin, 29. Nov. Dem Reichstag ist stellte ein Ge­setzentwurf über die F ri e de n s p r ä se n z st ä rk e des Deutschen Heeres zugegangen. Darnach wird diese vom 1. April 1911 ab allmählich derartig erhöht, daß sie un Lause des Rechnungsjahres 1915 die Zahl von 515321 Gemeinen, Gefreiten und Obergefreiten erreicht nnd in dieser Höhe bis 31. März 1916 bestehen bleibt, daran sind beteiligt Preußen einschließlich der unter preu­ßischer Militärverwaltung stehenden Kontingente mit 399 026 Manu, Bayern mit 57133 Mann, Sachsen mit 38 911 Mann, Württemberg mit 20251 Mann. Tie Zahl der Formationen wird so erhöht, daß am Schluß des Jahres 19!5 bestehen: 634 Bataillone Infanterie, 510 Eskadro­nen Kavallerie, 592 Batterien Feldartilleric, 48 Bataillone Fußartillerie, 29 Bataillone Pioniere, 17 Bataillone Ver­kehrstruppen und 23 Bataillone Train.

Des Januschauers Mandatsmndigkeit.

Das önkaat tsrribls der Konservativen, der Abg. v. O l d e nb u r g - I a n u s ch a u, hat sein Landtagsmandat mir Rücksicht aus seine Arbeitslast niedergelcgt. Die Nach­richt kommt insofern nicht überraschend, als der Janu- schauer schon Ende Oktober in einer Bündlerversamin- lung in Marienburg diesen Entschluß angekündigt hatte. Er erklärte dabei gleichzeitig, daß er zum Reichstag wieder kandidieren werde, wobei er in seiner bekannten ländlich allzu ländlichen Ausdrucksweise hinzusügte: Sonst könnten die Schassköpfe ja glauben, daß ich vor ihnen retiriere." Indessen ist es nicht unwahrscheinlich, daß Elard v. Oldenburg nach den nächsten Reichstagswah­len auch der Arbeitslast überhobcn sein wird, die ein Reichs- -lagsMandat auserlegt. Zwar erhielt er bei den letzten Wahlen in Elbing-Marienburg im ersten Wahlgang 12 206 Stimmen gegen 6838 sozialdemokratische, 3570 national­liberale und 3968 Zcntrnmsstimmen und wurde dann in der Stichwahl mit 17 296 gegen 692 Stimmen gewählt. Das waren aber die Blockwahlen. Schon 1903 hatte ihn in der Hauptwahl der Sozialdemokrat über­flügelt, und in der Stichtvahl siegte er nur mit einer Mehrheit von knapp 2000 Stimmen. Inzwischen haben sich die Verhältnisse weiterhin zu seinen Ungunstcn ver­ändert. Seine eignen Parteigenossen haben ihm den Stuhl vor die Türe gesetzt, da sie das nicht ganz unberechtigte Ge­fühl habey, das; durch das Austreten des Januschauers die konservative Partei nur kompromittiert wird. Es ist da­her nicht unwahrscheinlich, daß Herr v. Oldenburg bei den nächsten Wahlen gleich bei der Hauptwahl ausfällt und statt seiner der liberale Kandidat mit dein Sozialdemo­kraten in die Stichwahl kommt.

*

Rastatt, 29. Nov. Hier streiken mit Ausnahme der Lackierer sämtliche Arbeiter der Waggonfabrik. In den beiden letzten Wochen kanicn sehr viele Arbeitswillige, die jedoch stets von den Posten stehenden Streikenden nach Aushäirdigung einer Rückfahrkarte zur Umkehr veranlaßt wurden. Gestern mittag kamen nun aus Altona gegen 70 Arbeitswillige hier an. T-er Bahnhof wurde von einem starken Schutzmann- und Gendarmerieausgebot besetzt. Sämtliche Streikende, die von dem Eintreffen unterrich­tet waren, hatten sich zum Empfang eingefundeu und vom Bahnhof bis zur Fabrik Aufstellung genommen. Mit einem ohrenbetäubenden Lärm wurden die Arbeitswilligen empfangen. In geschlossenem Zuge, unter starker po­lizeilicher Deckung, marschierten diese durch die schreiende und schimpfende Menge zur Fabrik. Das starke Polizei­aufgebot verhinderte, daß cs zu Tätlichkeiten kam. Für die Arbeitswilligen sind in der Fabrikkantine Betten auf- geschlagen, auch werden sie dort gespeist, damit sie die Fa­brik nicht verlassen brauchen.

Frankfurt a. M., 29. Nov. Bei der heutigen Stadtverordneten-Stichwahlen wurden sechs Anhänger der Fortschrittlichen Volkspartei, drei National- liberale und zwei Mittelständler gewählt. Die Sozial­demokraten unterlagen überall, im heiß um­strittenen siebenten Bezirk blieben sie um mehr als 200 Stimmen hinter den bürgerlichen Kandidaten zurück.

Ausland.

Paris. 29. Nov. Tie Regierung wird am Donners­tag über den Gesetzentwurf zur Unterdrückung der Sabo­tage und zur Sicherung des E i s e n bf a h n d i e n st e s

cndgiltig Beschluß fassen. Sabotage und Aufreizung dazu soll mir einem Monat bis fünf Jahre Gefängnis bestraft werden und entweder vom Zuchtpolizcigericht oder vom Schwurgericht abgeurteilt werde». Eistnbahnangcstellte, die den Dienst verweigern, sind mit sechs Monaten bis zu zwei Jahren Gefängnis zu bestrafen. Es ist den Eisenbahn­angestellten untersagt, in den Ausstand zu treten. D-er Gesetzentwurf sieht die Errichtung lokaler Aus- schü sse und eines Zentralausschusses zur Beilegung von Streitigkeiten vor. Ferner soll ein Schiedsgerichts- h o f errichtet werden, der aus Abgeordneten beider Parteien und zwei von der Kammer nnd einem vom Senat ernann­ten Schiedsrichter bestehen. Tic. Entscheidungen dieses Ge­richtshofes würden der Bestätigung des Parlaments unter­liegen.

London, 28. Nov. Ter König hat in einer Sitzung des Geheimen Rates die Proklamation unterzeichnet, durch die das Parlament aufgelöst und das neue Parla­ment auf 31. Januar 1911 cinberufcn wird.

Tular, 29. Nov. Das hiesige Bezirksgericht hat das von Tvlstoi eigenhändig am 15. November 1910 in Jwnaja Poljana geschriebene Testament bestätigt. Er vermachte darin alles, was er bis 1881 und auch später geschrieben hat, sowie alle Handschreiben seiner Tochter- Alexandra.

Astrachan, 29. Nov. Ter Dampfer Jmpuatriza Alexandra ist nach dreitägigem Kampfe mit dem auf dem Kaspischen Meer herrschenden Sturm heute in Petroivsk eingctrofsen. Es ist ihm gelungen, sechzehn Schiffbrüchige zu retten. Insgesamt sind sechzehn Boote gesunken. Zwei­hundert persische und mehr als 100 russische Hafenar­beiter sind während des Sturms auf den See Hinausgetrie­ben worden und erfroren oder ertrunken.

Ddeffa, 30. Nov. Hier, in Nikolajew, in B er d- jansk, und in Baku herrscht heftiger L-turm. Aus dem Schwarzen, Nssowschen und Kaspischen Meere stockt der Tampserverkehr. Viele Schiffe erlitten Beschädigungen. Aus dem Assowschen Meer ging ein Segelschiff mit der M annschaft unte r.

Schanghai, 29. Nov. Eine große Hungers­not, von der 5 Millionen Menschen betrossen sein sollen, wird aus dem östlichen Teil der Provinz Amhui ge­meldet.

Württemberg.

Dienftuachrichte».

Durch Verfügung des Finanzministeriums ist der Finanzsckrctär Vcigci bei dem Kameralamt Maulbronn in gleicher Eigenschaft zu dem Kameralamt Bietigheim versetzt worden. Die Generaldircktion der Posten nnd Telegraphen hat die Postgchilsin Luise Götz bei dem Postamt Nr. 1 ui Nlm auf Ansuchen entlassen.

Znm Kall Bogt" wird demSchwöb. Merkur" aus dem Bezirk Sulz geschrieben:Ehr: die Akten über den Fall Vogt.geschlossen werden, möge noch ans ei­nige Punkte aus der Vergangenheit und Gegenwart auf­merksam gemacht werden. Das Handelsgeschäft des Herrn Vogt mit der sozialdemvkrat. Partei ist von der D. Reichs­post nicht in Abrede gezogen worden, über die weitere Ausdehnung dieses Geschäfts, sowie über die Geschäfts­verbindung mit der Volkspartei schweigt das Blatt. §s erscheint darum angezeigt, die Wahlparole des Bundes der Landwirte bei dem zweiten Wahlgang der Landtags­wahl 1906 im Bezirk Sulz in Erinnerung zu bringen. Am Tag vor der Wahl erhielten die Vertrauensmänner des Bundes im Bezirk die Weisung, in der zweiten Wahl die Kandidatur des Volksparteilers gegen den nat.-lib. Kandidaten zu unterstützen, weil im Bezirk Ncckarsulm der Bauernbund von der Volkspartei unterstützt werde. Auf eine Anfrage bei der Bundcsleitung erfolgte die als­baldige Antwort, daß dort von einem derartigen Wahl­abkommen nichts bekannt sei. Jene Weisung kam di­rekt aus Neckarsulm, und tat auch zu einem Teil ihre Schuldigkeit, lvas sich an den Mstimmungszahlen ver­schiedener Gemeinden verfolgen ließ. DieD. Reichspost" gibt zu, daß bei der Parteileitung keinerlei Verhandlungen mit einer andern Parteileitung stattgefunden haben. Dieses Geschäft hat Vogt ans eigene Rechnung und Gefahr ge­macht."

Stuttgart, 29. Nov. Ter Parteitag der würt- t e in b e r g i s ch c n Fortschrittlichen Volkspar - te i findet hier am 5.6. Januar 1911 statt.

Stuttgart, 29. Nov. Gegenüber den Angriffen, die auf denn von Prof. Theodor Fischer gefertigten Kittwurf des Ku n sta u s ste l l u n g s geb ä u d es erfolgt sind, legen jetzt imStaatsanzeiger" die der Kommission angehörigen Unterzeichneten Künstler die Gesichtspunkte dar, die für ihre Beurteilung des Entwurfs maßgebend ivaren.

Nah und Fern.

Ergreifung eines Raubmörders.

Vor zwei Jahren wurde in Magdeburg bei einem Einbruch der Apotheker Wilhelm Rathge in seinem Ge­schäft am Breiten Weg erschossen. Ter Apotheker hatte ein verdächtiges Geräusch gehört und war durch sein Wohn­zimmer dorthin geeilt. Dort sah er sich zwei Männern gegenüber. Als er einen von ihnen festhalten wollte, kam der andere seinem Kumpan zu Hilfe und feuerte einen Revolverschuß auf Rathge ab, der ihn sofort niederstreckte. Dem Mörder gelang es zu entfliehen, während sein Mit­schuldiger festgenommen wurde. Dieser Mann nannte sich Schröder aus Hannover. Im übrigen verweigerte er jede nähere Auskunft. Der Kriminalkommissär Klinghammer in Berlin aber erkannte, in ihm den Privatdetektiv Arthur Rittert wieder, der in Berlin eine große Rolle gespielt hatte. Rittert hatte in der Lebewelt einen großen An­hang und war hier ständig zu sehen in Begleitung eines gewissen Otto Knitelius aus Osfenbach. Man hatte beide schon in früheren Jahren beobachtet, doch war cs der Polizei nicht möglich gewesen, sich der beiden zu bemächti­gen, da sie sehr vorsichtig bei ihren Betrügereien zu

Werke gingen. Als Knitelius Wind davon bekommen harrK daß sein Genosse der Polizei unter wahrem Namen be­kannt war, flüchtete er/ Wegen einer Erpressergeschichi- in die er früher verwickelt war, hatte man ihn auf dem Polizeipräsidium gemessen und photographiert. Ter A.! kennungsdienst der Berliner Kriminalpolizei entwickelte nun i eine lebhafte Tätigkeit. Durch Vermittlung des Auswär- ^ tagen Amtes schickte man nicht nur an alle Polizeibehörden ^ des Kontinents, sondern auch nach Newyork, Rio de Ja­neiro usw. das Bild des Knitelius. Schließlich gelang ^ den brasilianischen Behörden, Knitelius im Sptember d. I, in Petropolis (Brasilien) zu ermitteln. Er wurde auf Ersuchen des deutschen Auswärtigen Amtes festgenommen und auf dem SchissSan Nicolas" der Hamburg-Lüh- amerika-Linie nach Deutschland überführt. Hier ist tt gcnau zwei Jahre nach dem Morde, in Hamburg ejn- getrofsen und nach Magdeburg weiterbefördert worden. Knitelius, geboren 1884, stammt aus einer angesehenen Familie und hat eine gute Gymnasialbildung genossen.

Tie Genickstarre ist in einem Dorfe bei Jiln- tissen aufgetreten und hat als erstes Opfer einen 15H- rigcn Knaben gefordert. Bei einer zweiten verstorbenen Person liegt Verdacht aus Genickstarre vor.

In dem Juwelen- und Goldwarengeschäft von Mülür am Josessplatz in Nürnberg wurde in der Nacht ein Einbruch verübt und für 40 000 M Waren gestohlen. Tic Ladenkasse nnd der Geldschrank, in dem sich kostbare Juwelen und ungefaßte Edelsteine befanden, wurde un­berührt gelassen. Der Verdacht fällt auf zwei junge'Leim, die sich abends in der Nähe des Geschäfts ausfällig machten. Von den Tätern hat man keine Spur.

Gerichtssaal.

Die Nagolder Katastrophe.

Stuttgart, 29. Nov. Wegen der Nagolder Ka­tastrophe ist gegen die Stadt Nagold ein Prozeß cingeleitet worden, der heute vor dem Oberlander- gericht in zweiter Lesung verhandelt wurde. Nachdem zwei der damals Verletzten von der Stadt Nagvld Scha­denersatz erlangt hatten, haben nun auch die übrige» Verletzten an die Stadt Entschädigungsforderungen gestellt, sind aber ab gewiesen worden. Vier klagten darauf­hin, wurden aber in erster Instanz von dem Landgericht Stuttgart wegen Verjährung der Forderung abgewie- fen. In der heutigen Verhandlung vor dem Oberlandcö- gericht bestritten die Klüger, vor denn November IM Kenntnis davon gehabt zu haben, daß ein Verschulden der beiden baupolizeilichen Beamten, des Stadtschultheißen und des OrtsbaumeisterS von Nagold an dem Unglück Vorge­legen habe. Sie hätten höchstens einen Verdacht gehabt und der sei der Kenntnis nicht gleich zu achten. Erst im No­vember 1909 hätten sic erfahren, daß die Stadtgemeindc Entschädigungen gewährt habe und daraufhin die Akten studiert und die Sachlage kennengelernt. Auch davon, daß Baumeister Rückgauer, der die Hebung des zusammenge­stürztes GasthofsZum Hirschen" geleitet hat, vollständig mittellos gewesen sei, hätten die Kläger im Oktober und November 1906 noch keine Kenntnis gehabt. Von dem Vertreter der Stadt Nagold wurde dagegen geltend ge­macht, daß die Baupolizeibehörde Nagold schon im April 1906 die Tatsache der Verschuldung der beiden Beam­ten in einem Artikel derNagolder Zeitung" veröffent­licht habe und in Nagold jedermann gewußt habe, an wen man sich halten müsse. Auch in der Verhandlung gegen den Baumeister Rückgauer sei das Verschulden der beiden Beamten erörtert worden. Beide Tatsachen seie» den Klägern wohl bekannt gewesen, sie hätten also längs! die Haftpflicht der Stadt für das Verschulden ihrer Beam­ten geltend machen können.

*

Scharfrichters Töchterlein als Brandstifterin und Diebin.

Ein interessanter Fall, der bereits über zwei Jahn zurückspielt, beschäftigt gegenwärtig das Landesgc- richt in Wien. Kürzlich wurde Hie 44jährige Elisa­beth Selling er, unter dem Verdachte verhaftet,leine» großen Diebstahl verübt und die Spur durch Brandlegung verwischt zu haben. Vor einigen Tagen wurde auch ihre Tochter Karoline, ein ausfallend schönes Mädchen, ver­haftet. Frau Sellinger war vor zwei Jahren bei einer Le- gationsratsgattin angestellt. Tie Dame hatte in ihrrr Wohnung einen sogenannten Tabernakelkasten stehen, der ein Geheimfach mit einem komplizierten Mechanismus ent­hielt. In diesem Fache tvaren Wertpapiere in der Höhe von 10 200 Kr. verwahrt. Im Juli 1908 ging nun die Dame des Hauses ittit ihrer Familie auf Reisen und die Wohnung wurde abgesperrt. Am 3. Dezember 1908 brach in der versperrten Wohnung ein Feuer aus, das eine» Schaden von etwa 8000 Kronen verursachte. Auch der ge- hcimnisvolle Tabernakelkasten siel den Flammen zum OM und es war anzunehmen, daß auch die Wertpapiere mitver­brannt seien. Als Entftehnngsursache des Brandes wurde allgemein ein Tippelbau nrfeucr angenommen. Frau Sel­linger hatte den Dienst verlassen und brachte sich als Wä­scherin fort. Nun sind in der letzten Zeit überraschender Weise die Coupons der für verbrannt gehaltenen Wertpa­piere ausgetaucht. Sie wurden zur Einlösung präsentiert Tie Anzeige wurde erstattet, denn es entstand der dringende Verdacht, daß der damalige Brand gelegt worden war, u« die Entdeckung eines Diebstahls hintanzuhalten. Anfang kam Frau Sellinger allein als Urheberin des Diebstahl und des Brandes in Betracht. Sie hatte das unbegrenzt! Vertrauen ihrer Tienstgeberin genossen. Kürzlich wurde aber im Aufträge des Untersuchungsrichters auch die Toch­ter Karoline verhaftet, die bei der Ausführung der Tat citt wichtige Rvlle gespielt zu haben scheint. Die Uiitersv - iing dürfte längere Zeit in Anspruch nehmen, da die llv) tersuchung des Geisteszustandes der Karoline Sellingel beschlossen wurde.

Bei der Heiratsvermittlerin.

Ein Landwirt, der im Taunus ein kleine Bauerngütchen besitzt, las in der Zeitung ein Inserat wonach ein Fräulein in dienender Stellung mit VerM