nend niemand. Tie Stadt macht den Eindruck einer be- üagerten Stadt. Vorausgegangen sind ernste anti- >a mexikanische Unruhen in Mexiko selbst, über die aher Zuverlässiges nicht zu erfahren ist, da Mexiko jeine strenge Zensur eingerichtet hat.

Württemberg.

Dienstirach richten.

Ter Köüi,, lU den Landgerichtspräsideiiteii von Scholl in TübinMi seinem Ilnsnchcn qcniätz in den Rndestmid versetzt und ihm bei diesem Anlaß das Kommentnrkrenz zweiter Klasse des Friedrichs­ordens verliehen, den Landgerichtsdire'lor von G raner in Stutt­gart zum Landgcrichtspräfidentcn in Tüb'ngcn ernannt, dem Ober­präzeptor Dr. H auser am Karlsgymnasium in Stuttgart eine hu­manistische Professorsstelle an dem Realgymnasium und der Ober- rcalschnle in Göppingen und eine Hauptlehrstelle an der Gewerbe­schule in Tuttlingen dem Hilfslehrer Johannes Schcnzer daselbst übertragen.

Die Bedeutung des Unternehmertums im heutigen Wirtschaftsleben.

Ueber dieses Thema hat in einer Jndnstriellen-Ber- sammlung in Heilbronn der Syndikus des württ. Jn- dustriellenverbandes Tr. Mayer aus Stuttgart einen in­teressanten Vortrag gehalten, dessen Gedankengänge wir unseren Lesern nicht vorenthalten wollen. Ans der vielgestaltigen Produktivnssorm griff der Redner den mo­dernen industriellen Unternehmer heraus, wie er sich in­folge der Herstellung eines einheitlichen Wirtschaftsgebiets und der Ausgestaltung des Verkehrswesens entwickelt hat. Dieser industrielle Unternehmer ist der Träger der kapi­talistischen Wirtschaftsform, ja der Träger des Wirtschafts­lebens überhaupt. Tie Bedeutung dieses Unternehmertums für unser Wirtschaftsleben werde heutzutage vielfach unter­schätzt. Nach der materialistischen und sozialistischen An­schauung ist unsere Industrie lediglich das Erzeugnis des Voranschreitens der Technik, gleich als ob der Werde­gang nur ein Naturprozeß wäre. Allein so wenig es mit einer Saatsrucht allein getan ist, so wenig genügen Ma­schinen und Eisenbahnen für einen Produktionsprozeß. Ter Erfolg eines Unternehmens ist nicht allein vom Ka- pitalbcsitz abhängig, sondern in noch höherem Maße von der persönlichen Tüchtigkeit des Unternehmers. Insbe­sondere bei uns in Württemberg, bei dem Fehlen aller Naturschätze, finden wir vielfach im Anfang nur den tüch­tigen Kopf. Ter ganze Fortschritt der Technik wäre tot­geboren, wenn ihm nicht durch den Geist des Unterneh­mers Leben eingiihaucht würde. Richtige Kalkulation, Dis­position, rasches Erfassen der Situation, des Marktes, des wechselnden Geschmackes, richtige Auswahl der Mitarbeiter fetzt großes Organisationstalent voraus. Tabei hat der Unternehmer das ganze Risiko der Produktion zu tragen, er riskiert den Verlust seines eigenen und vielfach auch fremden Vermögens. Ter Arbeiter, der seinen Arbeitsplatz durch eine niedergehende Konjunktur verliert, kann sich vie lleichter wieder eine Existenzmöglichkeit verschaffen als der Unternehmer. Diesen Verlustchancen steht die Mög­lichkeit des Gewinnes gegenüber. Tie Ungewißheit des Plus oder Minus spornt den Unternehmer zur Einsetzung seiner ganzen Kraft und seines Könnens an. Das deutsche Unternehmertum hat seine Ausgabe glänzend erfüllt.

Mit Stolz weisen wir auf die Ausfuhrziffern hin, aber es darf nicht verschwiegen werden, daß wir sie heute nur noch auf Grund angestrengtester Arbeit aufrecht er­lhalten können. Tie Rohstoffe werden immer teurer, die Kosten und Steuern immer höher. Vielfach wird die Ausfuhrproduktion nur noch geleistet in der Hoffnung auf bessere Zeiten und im Hinblick auf die hunderttausende von Arbeitern, die dabei beschäftigt sind. Tie Frage, wie wir der wachsenden Bevölkerung Arbeit und Brot geben können, wird in Deutschland zu einem der wichtigsten Pro­bleme. Ta brauchen wir erst recht Männer mit weitem Blick und Wagemut. Ter Unternehmer hat aber nicht nur für die richtige Auswahl der Arbcitsmaschinen und Roh­materialien zu sorgen, er muß auch die Arbeitskräfte, die in seinem Dienst stehen, richtig cinschätzen und soziales Verständnis betätigen. Er muß die Wünsche seiner Be­amten und Arbeiter in Einklang mit der Produktion bringen. Es ist fälschlich, wenn gesagt wird, der Unter­nehmer stehe int Gegensatz zu den Arbeitern. Beide ha­ben die gleichen Interessen an günstiger Konjunktur und guter Handelspolitik, denn sie sichern dem Arbeiter bes­sere Arbeitsgelegenheit und höheren Verdienst. Die pri­vatkapitalistische Produktion ist der gesellschaftlichen, wie fie von den Sozialdemokraten gedacht wird, jedenfalls weit überlegen, denn sie ist schlagfertiger und ist sparsamer. Auch bezüglich der Entlohnung weiß der Unternehmer allmäh­lich, daß niedere Löhne geringe Leistungsähigkeit bedeu­ten, deshalb wird der Unternehmer schon aus Klugheit die­jenige Lohngrenze einhalten, bei der die Leistungsfähigkeit des Arbeiters konstant bleibt. Dazu tritt noch das psy­chische Moment der Erhaltung der Arbeitsfreudigkeit. Von diesen Gesichtspunkten aus hat das Unternehmertum auch die großen Lasten der sozialen Gesetzgebung auf sich ge­nommen, denn schließlich muß es doch auch die Beiträge der Arbeiter in Form von höherem Lohn bezahlen. Mehr als 8 Milliarden sind für Versicherungen aller Art auf­gebracht worden und totzdem hatte ein sozialdemokatisches -Organ den Mut, bei dem Jubiläum der Unfallversicher­ung zu schreiben25 Jahre Blut und Leichen". Zu einer solchen pessimistischen Auffassung liegt kein Grund vor. Selbst die Sozialdemokratie muß das Wort von der Ver­elendung der Massen zum alten Eisen werfen. Bei allen Arbeiterkategorien hat sich eine Lohnsteigerung geltend ge­macht, bei manchen Arbeiterkategorien hat sich der Lohn verdoppelt und verdreifacht. Und wenn man auch die Ei­chung der Lebensbedürfnisse abzieht, so bleibt doch noch eine Erhöhung des Reallohns. In der Tüchtigkeit des Unternehmertums liegt die beste Sozialpolitik. Mehr So­zialpolitik bedeutet bessere Lebenshaltung, das erfordert aber höhere Produktion und höheren Gefchästsgewinn. Alle Hemmnisse für die Unternehmer wirken deshalb auch hem­mend aut die Sozialpolitik. Tie Unternehmer sind des­halb nur gegen solche Bestimmungen der Reichsversicher­ungsordnung, die gleichzeitig das Geschäftsleben ungünstig beeinflussen. Der Zusammenhang des Wohls der Ar­beiterschaft mit einer ungehinderten Produktion wird von Regierungen und Parlamenten viel zu wenig gewürdigt.

Ulan. hat in den letzten Jahren in der Gesetzgebung vieles geleistet, was auf die Unternehmungslust lähmend gewirkt hat. Außerordentliche Belastung mit neuen Steuern, Vor­schriften aller Art haben eine Unsicherheit in unser ganzes Wirtschaftsleben gebracht. Weiß doch heute Niemand, ob nicht morgen eine neue Steuergesetzgebung kommt, die alle Berechnungen über den Haufen wirft. Das ist umso bedauerlicher in einem Land, das seine zuwachsende Be­völkerungszahl nur in der Industrie unterbringen kann. Hier muß sich die Industrie selbst helfen, indem sie von dem Hilfsmittel der Organisation Gebrauch macht und in Reichstag und Landtag mehr Vertreter von Gewerbe zu bringen sucht.

Des Königs Wille. Im Staatsanzeiger steht fol­gender Erlaß aus dem Kabinett des Königs:Nachdem von verschiedenen Seiten die Absicht kund gegeben worden ist, Ihren Majestäten dem König und der Königin zu der im kommenden Frühjahr stattfindenden Feier der silbernen Hochzeit Geschenke zu überreichen und auch an einzelne Hof­stellen bereits hierauf bezügliche Anfragen gerichtet wor­den sind, haben Ihre Majestäten, dievon unterrichtet, den Wunsch ausgesprochen, cs möchte bei diesem Anlasse nicht nur von der Darbringung persönlicher Geschenke, sondern überhaupt von allen größeren festlichen Veranstaltungen und Huldigungen abgesehen werden, was hiermit zu öffentlicher Kenntnis gebracht wird. b. Soden, Kabinetts- chcf."

Die englische Sondergesandtschaft, Sir Arthur Paget und seine Begleiter wurden Freitag mittag 12 Uhr im Stuttgarter Schloß in Gegenwart des Ministerpräsi­denten Dr. Weizsäcker in seiner Eigenschaft als Minister der auswärtigen Angelegenheiten in feierlicher Audienz zur Notifizierung der Thronbesteigung König Georgs V. vom König empfangen. Der König hatte sich gegen Mittag, geschmückt mit dem blauen.Bande des Hosenband­ordens, ins Residenzschloß begeben, vor dem die Wachen in Paradeuniform aufgezogen waren. Me Ausfahrt der Mitglieder der Gesandtschaft geschah in drei Staatskaros­sen und hatte vor dem Residenzschloß und dem Hotel Mar­quardt eine große Zuschauermenge angelockt, die die eng­lischen Gäste achtungsvoll begrüßte. Im Laufe des Nach­mittags fand im Residenzschloß zu Ehren der Mitglieder der Sondergesandtschaft ein Galadiner statt, zu dem eine große Anzahl von Einladungen an Mitglieder des Hof­staats des Staatsministeriums und des militärischen Ge­folges ergangen sind.

Professor Wetzet, der noch einzige württember- gische nationalliberale Reichstagsabgeordnete läßt mittei- len, daß er nicht gesonnen sei, die ihm vom national­liberalen Wahlkreisausschu-ß des 2. Wahlkreises (Eßlingen) angetragene Kandidatur anzunehmen.

Stuttgart, 11. Nov. Das Wagenhalle-Personal der Möhringer Zentrale der Filderbahn ist in eine Lohn­bewegung eingetreten. Tie Direktion hat nun wegen an­geblicher Belästigungen der arbeitswilligen Angestellten durch die Ausständigen bczw. ausgesperrten Arbeiter eine Abordnung von Landjägern nach Mrchxmgxn erbeten.

Nah und Fern.

Sturm und Schnee und Wassersnot.

Ein Schneesturm

hat am Freitag die Rcichshauptstadt und ihre Umgebung heimgesucht. Die Last des Schnees hat viele Drahtlcitungen zerstört, so daß der Telefon- und Depeschenver­kehr mit dem Rheinland, mit Amerika, England und Dänemark unterbrochen ist. Große Verheerun­gen sind in den Waldungen angerichtet worden, in denen Hunderte von star ken Bäumen entwur­zelt sein sollen. Aus Zossen, Trebbin, Wanslitz, Stork- kow,.Fürstenwalde und anderen Orten werden Unfällle gemeldet, von denen Menschen und hauptsächlich Pferde betroffen worden sind. Auf den Wegen und Chausseen der Umgegend >var wegen des Unwetters fast jeder Ver­kehr unmöglich. Auch aus Hannover und Thü­ringen werden ungewöhnlich heftigeSchneestürme gemeldet. Vielfach stockt der Verkehr im Gebirge. Me Wera und die Saale führen in Thüringen Hochwasser.

Aehnliches Unheil wird aus Luxemburg gemeldet: In Re mich steht, wie ein Blatt meldet, das Wasser der Mosel teilweise bis zum ersten Stock der Häuser. Das Postamt steht etwa 40 Zentimeter unter Wasser. Ganz schlimm sieht es

in Frankreich

aus. Infolge des Anwachsens der Seine ist der Boots­und Flußdampferverkehr in Paris unterbrochen. Auch Erderschütterung-en wurden in der Gegend von Paris verspürt. Ueberschwemmungen werden ge­meldet aus der Touraine, Burgund, von der Marne, dem Gard und der Uonne. Auch von der Küste des Mittel­meeres wird starker Sturm gemeldet. In Boulogne sur Mer wurde während des Sturmes das Fischerboot Suffren beim Hafeneingang von einem Dampfer angerannt und an die Küste geworfen. Tie Mannschaften wurden von einem Rettungsboot ausgenommen. Das Rettungsboot scheiterte aber und drei Mann ertranken, während elf Mann vermißt werden. Ferner sind noch drei andere Fischerboote untergegangen. Beim Untergang des einen sind sieben Mann ertrunken und man befürchtet, daß auch die Besatzungen der beiden anderen Boote ver­loren sind. Auch vier Zollbeamte, die eine Fahrt in der See unternommen hatten, werden vermißt. Aus London

kommt die Hiobspost, daß der britische Dampfer Wally", der zwischen englischen und südamerikanischen Häfen verkehrt auf der Höhe von Para im Sturm an ein Riff geschleudert und, ehe die Rettungsboote klar gemacht werden konnten, untergegangen ist. Da­bei sind etwa

100 Menschen ertrunken,

darunter etwa 5 0 Passagier. Vor Calais scheiterten viele Schifferboote. Dreißig Leichen sind an Land ge­schwemmt worden.

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Am falschen Ende gespart.

Aus Böblingen wird berichtet: Als eine Loko- inolive in den neuerstellten Lokomotivschuppen auf dem Bahuhof Weil i. Sch. fahren wollte, erwies sich der Schup­pen als zu klein. Tie Lokomotive wurde am Kamin beschädigt.

Den Stiefsohn erschlagen.

In Kassel hat am Freitag Abend der Metzgergesellc Kannegießer nach einem Wortwechsel mit seinem Stiefsohn diesem mit einer Axt den Kopf ge­spalten, sodaß der Tod sofort eintrat.

Die Münchener Entführungsgeschichte.

Bei der vor tvenigen Tagen gemeldeten Entführung eines jungen Mädchens aus München handelt es sich nicht um die Tochter des Reichsgrafen Fugger, sondern um die 20jährige Tochter Greti de°s Rechtsanwalts und Justizrats Max Rüttgers aus Aachen, der erst vor wenigen Tagen nach München übergesiedelt ist. Gelegentlich eines Aus­fluges äußerte sie zu ihren .Augehörigen, daß sie einen Einkauf in der Stadt machen und deshalb ziurückbleiben müsse. In Wirklichkeit wurde sie während dieser Zeit von dem Studenten Karl Pätzel, Sohn des verstorbenen Generalarztes Pätzel irr München, im Automobil zuerst nach Innsbruck und von dort über Paris nach London entführt. Vermutlich sind sie jetzt bereits getraut. In Verbindung mit dieser Affäre ist gegen den älteren der bekannten Tennisspieler Gebrüder Kleischroth ein Haft­befehl erlassen worden, weil er angeblich Beihilfe zu der Entführung von Fräulein Rüttgers geleistet hat. - Bon einer neuen Münchener SeNsationsaffäre bringt die dor­tige ZeitungPost" folgende mysteriöse Mitteilung: In einem feudalen Spielklnb wurde ein junger Herr, Sohn eines hohen Würdenträgers, dabei erwischt, wie er den Schellensiebner aus dem Aermel herauszog. Es kam zn dein in solchen Fällen üblichen Skandal, der damit endete, daß ein sehr hoher Herr den Missetäter, nur ihn nicht dem Staatsanwalt in die Hand fallen zu lassen, auf sein Automobil verlud und noch in derselben Nacht über die Grenze brachte.

Die Ellern des ans dein untergegangenen Dampfer Valeria" bedienstet gewesene 23 Jahre alten Lugen Al- brecht von Geb ersheim bei Leonberg hatten, wie seiner AD gemeldet iourde, gehofft, daß ihr Sohn bei der Ka­tastrophe gerettet wurde. Jetzt ist beim Oberamt die Nach­richt eingelaufen, daß ihr Sohn doch ertrunken ist.

Aus Ulm wird berichtet: Bei Flußarbeiten in der Iller ist bekanntlich ein Arbeiter aus Fellheim ertrunken. Gestern wurde feine Leiche bei Medenheim ans Ufer ge­schwemmt.

Beim Gastwirt Markt hat er in Babenhausen a. Iller fehlte kürzlich abends beim Eintreiten des Viehes eiire wertvolle Kuh. Eine sofort veranstaltete Suche ver- lief ergebnislos. Am andern Morgen fand man die Kuh in einem Gebüsch; sie war aber nicht allein, sondern neben ihr stand ein munteres, feistes Kalb.

GerichLssaal.

Ein rabiater Bursche.

Simulant oder geisteskrank.

Heilbronn, 11. Nov. Die gestern vor dem Schwur­gericht angesetzte Verhandlung gegen den 19 Jahre alten ledigen Taglöhner Ludwig Oesterle von Kochendors wegen Totschlags und gefährlicher Körperver­letzung konnte nicht zu Ende geführt werden, weil der Angeklagte mehrere Stunden lang sich geisteskrank stellte und schließlich, als er abgeführt werden sollte, wie ein Tobsüchtiger um sich schlug und sich wie ein wildes Tier gebärdete. Schon bei der Einführung in den Sitz­ungssaal lachte er blödsinnig nach allen Seiten; dann machte er fortgesetzt Bewegungen mit Kopf, Armen und Beinen wie ein Epileptiker. Auf die Frage des Vorsitzen­den, wie er heiße, antwortete erLullu". Er will nicht wissen, wie alt er ist, wer sein Vater und seine Mutter sind, er sagt, er müsse Motor fahren, daher die Be­wegungen. Plötzlich will er sich entkleiden, weil am Bo­den Wasser sei. Er gibt auf keine Fragen mehr Anttoort.

Der Angeklagte ist beschuldigt, am Montag den 13. Juni abends auf der Straße nach Oedheim den verheirate­ten 27 Jahre alten Fabrikarbeiter Josef Vogt von Oed­heim, einen ordentlichen arbeitsamen Mann, durch Mes­serstiche in den Hals jedoch nicht mit Ueberlegung getötet und den Fabrikarbeiter Englert von Oed­heim, der ihn zur Rede gestellt hatte, durch einen Stich in den Oberschenkel verletzt zu haben.

Angesichts des Verhaltens des Angeklagten im 6e- richtssaal handelte es sich zunächst um die Frage, ob er vernehmungsfähig sei. Medizinalrat Dr. Haag, der den Angeklagten im Gefängnis untersucht und beob­achtet Hut, ist der Ueberzeugung, daß Oesterle den Zustand simuliert: Tie Bewegungen seien gemacht, denn wenn sie echt wären, müßten sie sich ganz anders äußern. Diese Annahme wird noch bestätigt durch die Aussage eines Un­tersuchungsgefangenen namens Hofmann, der in der Zelle neben Oesterle untergebracht war und als Zeuge an­gibt, daß Oesterle ihm die Tat erzählt und gefragt habe, wie- lange er wohl dafür sitzen müsse. Er habe ihm ge­sagt, das werde wohl ls/z Jahre eintragen. Oesterle habe ihm dann erzählt, daß der Arzt bei ihm gewesen sei, er habe sich aber ganz dumm gestellt. Schließlich fragte Oesterle, da Hofmann Erfahrung imSitzen" hatte, wie er es anstellen solle, daß er gelinder wegkomme. Darauf habe er ihm den Rat gegeben, denwilden Mann" ö" spielen. Das hat Oesterle dann auch gemacht. Der Zeuge Hofmann sagt, ihn: habe Oesterle ganz gescheite Antwor­ten gegeben, er glaube auch, daß Oesterle heute simuliere. Auch der Gefängniswärter Strobel bekundet, daß Oesterle sich anfangs ganz ordentlich betragen habe, erst