WWE
mit Erzähler vom Achwarzwald.
Lu süeir VerkiLgeg. übRinsment lllckgrStsüiü!Ltt8Wkir1K.l.35 ingnsü. 45 kt. ,l 6s! gllsll würlt. kostsnstsltgll lliiä öotsllii» Orts- ll. tisLögr- ortsverkskr visrlslj. LI- U 2 , sirsLsrüLlö üssssibeu Ll. l.rs, kisru Löstgllgelil 2L Kg.
Vision kr. 4l.
Amtsblatt für die Ltadt Wildbad.
verkündigungsblatt
der irgi. Forstämter Wildbad, Meistern, Lnzklösterle rc. während der Saison mit
amtl. Fremdenliste.
lllLerstö nur 8 kkg. sl ünsioZiüge ro kkg., sie kleia- spsitiZg Sgrmo bclreüe.
kM-MM 15 Kg. 6!s relitrsUs.
Set MeclsrliolungM Ml5pr. ksbg!!.
p^oiuiemeirtt nsü IteSersinkLükt.
fsIsgrsmnl'üürsZss:
5rltlogrriög!rlLr ÄbclösL
Nr. 2««.
Montag, den 14. November ISIS.
27. Jahrg.
Deutsches Reich.
Kaiser Wilhelm
hat dem Zaren Nikolaus auf Schloß Wolfsgarten bei Tarmstadt am Freitag einen kurzen Gegenbesuch abgestattet und ist dann nachmittags nach Baden-Baden weitergefahren, wo er als Gast des Großherzogs von Baden im neuen Schloß Wohnung nahm. Von Baden gehts weiter nach Donaueschingen zum Waidwerk in den Jagdgründen des Fürsten von Fürstenberg.
*
Feuerbestattung.
Braunschweig, 10. Nov. Dem Landtag ist eine Vorlage auf iÄnsühruug der fakultativen Feuerbestattung und Errichtung von Krematorien im Herzogtum zugegangen.
Weimar, 10. Nov. Das Staatsministerium hat jetzt nach jahrelangen schwierigen Verhandlungen den Bau eines Krematoriums in Weimar prinzipiell gestattet.
Osnabrück, 10. Nov. Tie Synode hat zugunsten der Feuerbestattung Stellung genommen.
Karlsruhe, 10. Nov. Nachdem Elsaß-Lothringen dem Turchtransport nunmehr zugestimmt hat, hat das Ministerium des Innern beschlossen, wie die halbamtliche Mitteilung der „Karlsruher Zeitung" besagt, mit Rücksicht aus den günstigen Seuchenstand in Frankreich zur Erleichterung der durch den hohen Preisstand aus dem Schlachtvieh- und Fleischmarkte erschwerten Fleischversorgung die Einfuhr einer beschränkten Anzahl von Stücken Schlachtvieh (Rinder und Schweine) zu gestatten. Und zwar ist die Einfuhr an die mit Gleisanschlüssen versehenen Schlachthöse in Karlsruhe, Mannheim sowie Heidelberg unter Wahrung des gebotenen Seuchenschutzes zugelassen. Tie Einfuhr ist für Karlsruhe und Mannheim auf je 200 Rinder und Schweine, für Heidelberg auf je 50 Rinder und Schweine beschränkt worden.
Mannheim, 8. Nov. Tas neueRathaus (Kaufhaus) ist bereits für städtische Verwaltungszwecke so ausgenutzt, daß inan sich nach Reserveräumen in der Nachbarschaft umsieht. Im vorigen Jahre wurde bereits das alte Reichsbankgebäude zum Preise von 280000 Mark erworben. Tas anstoßende, dem hiesigen Weinhändler Wtz gehörige Haus war schon vorher der Stadt an die Hand gegeben worden, doch war dieser der anfänglich ge-
Bevor das Publikum für sein Bühne gebildet ist, dürfte wohl schwerlich die Bühne ihr Publikum bilden.
Schiller.
Großindustrielle.
Roma» von Ernst Gcorgy.
441 (Nachdruck verboten.)
(Fortsetzung.)
Werner hatte einen ganzen Wagen für sich reservieren lassen. Neben dem .Schlafcoups befand sich ein zweites, Was sie am Tage Mein zur Verfügung hatten. In den beiden andern Abteilen waren ihre Leute untergebracht.
Schweigend, beide in Gedanken verloren, saßen sie einander gegenüber und sahen aus dem Fenster auf die vorüberfliegende Landschaft. Hartwig hatte seine krankhafte Blässe mir Abspannung entschuldigt, und «Agathe War viel zu klug und zu gut, um ihn zu stören. Wer in rhr wogten Gedanken und Erwägungen bunt durcheinander.
„Hab' meinen Jungen lieb und halte ihn streng", hak« her Schwiegervater ihr zugeflüstert. „Er ist nicht W stark, wie er aussieht und brauch: eine feste und doch lebende Hand." Unwillkürlich mußte sie ihres Berlobungs- Wges und der Worte Uvonne Larettons gedenken. Auch fse Französin hatte von Hartwig nur mit Spott und ttchelnder Verachtung als von „ihrem Bären", der die Mische haben müßte, von ihrem ,Manne mit der eisernen Maske" gesprochen und das Wort „eiserne" höhnisch be- Wnt. Hatte seinen krankhaften Ehrgeiz bekrittelt! — War K möglich, hgß ^ düsteres, markiges Antlitz nicht nur Ee Welt, sondern auch sie täuschte, die ihn so grenzenlos kebte. Kannte sie allsin ihren Gatten nicht, der für sie aas Ideal des kraftvollen Mannes bedeutete?
Agathe beobachtete ihn heimlich. Und plötzlich erschrak fk doch Was wußte sie eigentlich von Hartwig? Niemals HE« er sich vor ihr irgendwie enthüllt, niemals ihr von M Liebe gesprochen, die sie ganz selbstverständlich voraus- Mcht und hingeno-mmen hatte. Sein gütiges, glerch- ttnoendes Benehmen ihr gegenüber, war das Liebe? -
forderte Preis zu hoch. Man hat sich nunmehr auf 270 000 Mark geeinigt, und so ist es gelungen, einen der charakteristischen Mannheimer Adelspaläste des l8. Jahrhunderts der Bauspekulation zu entreißen und zu erhalten. Tie beiden Häuser werden eine willkommene Ergänzung des Rathauses, mit dem sie durch Ueberbrückung verbunden werden können, bilden.
München, 10. Nov. Tie bayerische Regierung hat, wie die Münch Neuesten Nachrichten melden, zu Gunsten der deutschen antarktischen Expedition unter Leitung des Oberleutnants Filchner eine Geldlotterie genehmigt, die auch in den übrigen deutschen Bundesstaaten zugelassen wird. Es sollen 600000 Lose zu 3 M ausgegeben werden.
Dresden, 10. Nov. Tie streikenden Arbeiter der hiesigen Schuhindustrie haben mit knapper Mehrheit die Lohnzugeständnisse der Unternehmer angenommen. Ter Streik ist beendet und damit die drohende allgemeine Aussperrung in der deutschen Schuhindustrie vermieden.
Ausland.
Kaiser Wilhelm und die Dreibundpolitik
sind in der österreichischen Delegation Gegenstände der parlamentarischen Diskussion gewesen beim Anlaß der Besprechung der auswärtigen Politik. Tabei sind einige interessante Bemerkungen gefallen. So sagte der tschechische Sozialist Nemetsch, die Bekämpfung der S o- zialdemokratie in der Delegation sei auf den Dreibund zurüctzuführen. Dafür könnten die Sozialdemokraten Aehrenthal nur dankbar sein,. wie die deutschen Sozialdemokraten Kaiser Wilhelm für seine Agitationsreden dankbar seien. Der deutsche Kaiser sei durch seine Reisen eine Quelle der Kriegsgefahr; er habe sich an Oesterreich augelehut, weil er durch seine Haltung isoliert sei.
Auch der Tscheche Kramarcz betonte wiederholt sein Bedenken gegen die Dreibundpolitik: Jedenfalls sei das Bündnis keine Herzenssache bei zwei Tritteln der Bevölkerung. Allerdings müsse auch er dagegen protestieren, wenn man Kaiser Wilhelm als den Störenfried hinstellte. Ein so tief religiöser Monarch wie der deutsche Kaiser iverde gegen sein eigenes Gewissen keinen Krieg um des Krieges willen erheben. Heute machen auch nicht die Monarchen
Sie konnte nicht mehr schweigen jin ihrer inneren neuer: Unruhe. „Es war doch ein recht intimes Fest", sagte sie laut.
„Fest?" wiederholte er, aus seinem Sinnen emporfahrend. „Was für ein Fest?" -
„Unsere Hochzeit, Liebster", meinte sie mit einem kleinen Borwurf. „Zuerst der großartige Polterabend in Eisenhütt und heute das Dejeuner im Kreise lieber Menschen. Ja, es war nett."
„Nur eins bedaure ich doch ein klein wenig. . ."
„Und das wäre, Agathe?" Müde, aus unveränderten Augen bliche er sie an.
„Laß die vielen Geschäfte und die große, verantwortungsvolle Reise dich doch abziehen von..."
„Von?"
„Unsernr Glück", sagte sie beinahe schüchrern. „Wir gehören doch jetzt zusammen, geliebter Hartwig. Wir sind zum ersten Male allein. Ta hatte ich immer gehofft . . ." sie stockte.
„Und was hoffte meine kleine Frau?" fragte er mit trübem Lächeln. „Wie merkwürdig ihr weiblichen Wesen alle miteinander seid, ob ihr nun unerfahrene Backfische oder gereifte Künstlerinnen, die das Leben kennen, darstellt. Euer Liebesspiel, das ganze obligate «Getändel müßt ihr haben."
„Nein, Hartwig," rief sie verletzt, „beim Himmel, daran habe ich, weiß Gott, nicht gedacht. Meine Liebe steht zu hoch, als daß sie ein Spiel dem Ernst der Gefühle vorziehen könnte! Nicht mit dir tändeln wollte ich; aber ich hätte es dir gedankt wenn du mir dein Vertrauen geschenkt, mir ein wenig von dir erzählt hättest!"
Er runzelte die Brauen und lachte kurz auf. „Also so eine Art regelrechter Beichte, beim ,)U" anfangend, bis zum „Z" gehend, dachtest du dir? Nein, Kind! Line Ehe ist in unserem Alter und nach unfern Erfahrungen doch etwas ganz anderes. Tas gibt es nicht mehr, «oder es müßte der Zufall ergeben! — Ich habe dich nie mit einer Silbe nach deiner Vergangenheit gefragt Taß du bei deiner Schönheit und deiner Laufbahn nicht unversucht durchs Leben gegangen sein kannst, iß klar! Auch dein
den Kttieg mehr, sondern über sie hinweg die großen Jnteressenkonflikte der großen Nationen, die stärker seien als der stärkste Wille aller Monarchen zum Frieden. Tarin liege gerade eine Gefahr des Bündnisses mit Deutschland, daß Oesterreich-Ungarn in den Kreis der großen Weltinteressen, die Deutschland verfolge, hiueiu- gezogen werde. Taher habe es keine Ursache, Deutschland dankbar zu sein, namentlich da die spisväick Isolation, sich schließlich in eine trostlose Isolation verwandeln dürfte. Das gegenwärtige, schlechte Verhältnis zu Rußland sei geradezu gefährlich und werde durch die Annäherung der Türkei nicht gut gemacht: Ueberhaupt könne die Monarchie nicht mehr au eine große, unabhängige Politik denken; denn eine Politik mit Petersburg wird vermöge seiner traditionellen Beziehungen von Berlin gemacht und von einer Politik mit den Westmächten sperre wieder die Gegnerschaft Berlins gegen diese Mächte ab. So sei für eine aktive Teilnahme der Slaven an der auswärtigen Politik kein Platz mehr.
Von einem dritten Redner aus der Opposition wurde erklärt, Oesterreich dürfe in der Frage der Schiff- fahrtsabgaben unter gar keinen Umständen nachgeben.
V
Konstantiuopel, 10. Nov. In der Tripolis sind vom 30. Oktober bis 2. November 58 Erkrankungen und 48 Todesfälle an Cholera vorgekommen, in Bassora vom 28. Oktober bjs 3. November 112 Erkrankungen und 76 Todesfälle, in Vilajet Bayodad vom 31. Oktober bis 6. November 156 Erkrankungen und 140 Todesfälle.
Stockholm, 10. Nov. In Kallmora ist in einer Sil vermine, deren Betrieb seit 1902 geruht hatte, eine ergiebige, einen Meter starke Ader reinen Silbers und Bleierzes gesunden worden. Ter Betrieb der Mine wird nunmehr wieder eröffnet. Das Erz dieser Mine wird wie früher nach Deutschland ausgeführt.
Petersburg, 12. Nov. Fürst Obilinski, der Gutsnachbar Tolstois, teilt mit, Graf Tolstoi habe sein Gut Sasnaja-Poljana verlassen und in einem zurückgelassenen Briefe zum Ausdruck gebracht, daß er die letzten Tage seines Lebens in Einsamkeit zubringen wolle.
Newport, 12. Nov. Wie aus Guadalaya in Mexiko gemeldet wird, hat die Menge gestern abend dieFenster der amerikanischen Handelshäuser zertrümmert und dadurch großen Schaden angerichtet. Die Polizei bewacht das Konsulat. Verletzt wurde anschei-
Herz wird gesprochen haben — ja, ja, Agathe, ich kann es mir denken! — Aber nur keine gegenseitigen Konsidenzen. Ich hasse sie! — Unser Leben als gemeinsames beginnt erst von heute ab. Was vorher war — Strich darunter!"
Sie wollte sprechen, entgegnen, ihrer Enttäuschung Ausdruck verleihen, aber sie unterdrückte alles. Erst nach Verlauf einiger Minuten sagte sie in leichtem Konversationstöne: „Hast du gehört, daß der Me Graf Bvardet. gestern gestorben ist?"
„In, Agathe."
„'Das war ein häßlicher, unnatürlicher Bund! Die schöne junge Frau kann ja nur erleichtert aufatmen."
Er erhob sich und nahm seine Zigarettentasche. „Geniert es dich, wenn ich xAtche?"
„Nein, Liebster!"
Er entzündete ein Papyros. „Jetzt kommen wir in das Land des guten Tabaks."
Tie junge Frau hörte nicht hin. „Mann glaubt, sie wird jetzt den Prinzen Schwelm-Tittfurth heiraten. Sie soll sehr für Aitel und Stellung sein. Reich ist er ja auch."
Hartwig lachte heiser. Er warf sich in das Polster neben Agathe, daß sie erschreckte. „Was geht uns die Tome an, Frau Werner? Wir sind Mann und Frau und machen unsere Hochzeitsreise."
Sie legte ihre Arme um seinen Hals und barg den Kopf an seiner Schulter. „Tas Schönste ist, daß ich dich so lange ganz allein habe."
„Aber ich werde viel arbeiten müssen, Kind. Und an Strapazen wird es nicht fehlen. Vielleicht auch nicht an Gefahren-"
„Tu bist ja bei mir", sagte sie.
,„So sehr vertraust du mir?"
„So sehr!"
Er strich mit der Hand über ihre Wange. „Hoffentlich enttäusche ich dich nicht."
„Tu nicht — du sicher nicht, mein Hartwig!"
(Fortsetzung folgt.)