hie Eltern wurden infolge des Schreckens WaHü- ssinnig.
Der Lieb« Glück und Ende.
Ein Liebespärchen, das von der Staatsanwaltschaft in Mch wegen Ehebruchs steckbrieflich verfolgt wurde, ist gestern in einem Konstanzer Gasthaus aufgegrifsen worden. Kei der Verhaftung schoß sich der Mann eine Kugel in den Kopf, so daß er lebensgefährlich verletzt in das Krankenhaus verbracht werden mußte. Tie Frau wurde verhaftet und ins Gefängnis abgeführt.
Das Drama im Parkett.
In Palermo ereignete sich im Teatro Biondi eine Tragödie, die nicht auf dem Repertoire stand. Seit einiger Zeit bestehen Meinungsverschiedenheiten Mischen den Mitgliedern des Orchesters. Während eines. Zwischenaktes erhitzten sich ein Professor der Viola, Proset a, und ein Professor des Violoncell, Olivieri, derartig, daß der letztere dem ersteren eine Ohrfeige verabreichte. Ter dritte Mt der „Comtessa d'Amalsi" hatte begonnen, die Primadonna schmetterte gerade eine Bravourarie, als sich Herr Profeta zornig erhob und mehrere Male sein Instrument auf die Erde warf. Dann verließ er das Orchester, stellte sich in die erste Reihe des Parketts und begann Schießübungen, deren Ziel Herr Olimen war. Das Theater war im Nu der Schauplatz der größten Panik. Es dauerte geraume Zeit, bis sich die Nächstsitzenden von ihrem ersten Schreck erholt hatten. Tann aber stürzten sie sich auf den Schießhelden, der in Weinkrämpfe fiel. Olivieri ist schwer verwundet und wird sein Leben lang durch einen verkrüppelten Arm an den Uebersall erinnert werden. Auch sein Orchesternachbar, ein Violincellist, wurde verwundet, zum Glück aber nur leicht.
lieber die Erkrankungen in der Artilleriekaserne in Ludwigsburg berichtet die Ludwigsburger Zeitung: Unter Vergiftungserscheinungen sind am Sonntag nachmittag eine Anzahl Mannschaften des Feld- artillerieregiments Nr. 65 plötzlich erkrankt. Es traten Ikebelsein, -Durchfall und Erbrechen, mich Fieber in stärkerer und leichterer Form ein. * Sämtliche Leute wurden sofort in die Pflege des Garnisonslazaretts gegeben; am Montag folgte noch eine Anzahl nach, so daß es sich tim insgesamt etwa 45 Leute handelt. Ter Verlauf der Erkrankung war durchweg günstig und alle Leute sind außer Gefahr. Ueber die Ursache des Vorfalles ist man noch völlig im Unklaren, namentlich ergab sich für die anfängliche Annahme, daß verdorbene Lebensmittel bei der Erkrankung eine Rolle spielen, absolut kein sicherer Anhaltspunkt. Es wurde sofort eine Untersuchung eingeleitet, mit dem Ergebnis, daß u. a. die Lebensmittel der Kantine zUm Verkauf wieder freigegeben wurden, weil sie zu keinem Einwand Anlaß gaben.
Ins Amtsgerichtsgefängni. Künzelsau wurde ein junger Mensch eningeliesert, der unter dem Verdacht der Blutschande steht. Seine Schwerer, die in Ohrenbach in Treust steht erwürgte ihr neugebr enes Kind. Sie wurde ins Krankenhaus geschafft.
Ein 41/2 Jahre alter Knabe r ar Alfdorf Oberamt Welzheim fand am Waldrand, wä rend seine Mutter auf dem Felde arbeitete, Tollkirschen, von denen er einige verschluckte. Nur der raschen Hilfe eines Arztes ist es zu verdanken, daß der Knabe, nachdem er zwei Tage lang bewußtlos 'war, am Leben erhalten werden konnte.
In einer Wirtschaft in Eningen U. A. wurde im Verlause einer Rauferei einem der Beteiligten ein Finger weggebissen.
In Türk he im OA. Geislingen ist auf den etwa M Jahre alten verheirateten Schäfer Gustav Herzog ans der Weide ein scharfer Schuß aus dem Hinterhalt abgegeben worden. Herzog wurde schwer verletzt. — In Unterhausen OA. Reutlingen gab auf der Haltestelle Spinnerei ein Unbekannter auf eine «uf dem Bahnsteig stehende Arbeiterin zwei Schüsse ab und verletzte sie an der Wange. Ein zweites Mädchen, das eben den Zug besteigen wollte, wurde leicht an der Hand verletzt.
In Oep fingen OA. Ehingen ist die mit Getreide knd FuttervorrLten dicht gefüllte Scheuer der Brauereibesitzerswitwe Mersch an der Donau total niedergebrannt. Brandstiftung wird vermutet. Es ist dies Nunmehr in wenigen Jahren der 6. Brandfall.
In Schwenningen wurden vier 17jährige Burschen wegen Vergehens gegen Z 176 Ziff. 3 des Strafgesetzbuches, das sie sich schon im Sommer 1909 zu schulden kommen ließen, verhaftet und nach Rottweil eingeliefert.
Das Lagerhaus der alten Fabrik von Steiger und Deschler in S ö fling en ist samt den Vorräten von Garn, larbiger Ware und den Reservemaschinen niedergebrannt. Tie Hauptgebäude der Fabrik und die Wohngebäude sind durch die Tätigkeit der Feuerwehr erhalten geblieben. Die Brandursache ist nicht bekannt.
In Mannheim ist in den Schreinerwerkstätten der Lanzschen Fabrik Großfeuer ausgebrochen. Dabei ist ein fünfstöckiges, mit landwirtschaftlichen Maschinen gefülltes Gebäude, bis auf den Grund nieder- gebrannt. Ter Feuerwehr gelang es nach ^/«ständiger Tätigkeit das Feuer nach 11 Uhr (Dienstag Abend) zu lokalisieren. Fünfzehn Mann von der Arbeiterschaft >und der Feuerwehr sind bei den Löscharbeiten leichtverletzt worden.
In R 0 m ist, wahrscheinlich infolge des heftigen Sturmes, der im Bau befindliche sardinische Pavillon, der >ür die Ausstellung 1911 bestimmt ist, eingestürzt, Zehn ' Arbeiter wurden verschüttet, konnten jedoch unverletzt oder mit leichten Verletzungen geborgen werden. Nur ein Arbeiter scheint schwere Verletzungen davongetragen zu Naben.
Gerichtssaal.
Stuttgart, 2. Nov. (Strafkammer.) Unreelle Hei- ^atsvermittlungsgeschäfte, bei denen sogenannte Heirats- Achsel eine Rolle spielten, beschäftigten die Strafkammer.
MM
MM
MM
Stapellauf des englischen Pasfagierschiffes „Olhmpic", das nach seiner FertigstÄlung das größte Schiss der >
Welt sein wir-, j
Bon den gewaltigen Dimensionen dieses Ozeanriesen bekommt man einen Begriff, wenn man die Größen- Verhältnisse der bisher als größte dieser Art geltenden Schiffe mit denen der „Olympic" vergleicht. Di« . Dampfer „Mauretama- nick» „Lufitama" haben ein« Größe von 37 OVO Tonnen und eine Länge v»n j ?U) Knß, während di«se Maß« bei der „Olympic" 54 OM Tonne« und 860 Fuß betrag««. >
Der Kommissionär Emil Albonesius versprach einer Reihe Heiratslustiger, die sich auf ein von ihm erlässenes Inserat gemeldet hatten, ein vermögliches Mädchen zu verschaffen. Die Heiratslustigen mußten Wechsel unterschreiben, die nach Verabredung erst nach dem Zustandekommen der Heirat eingelöst werden sollten. Die Wechsel wurden aber von Albonesius und der Taglöhnersehefrau Anna Hößler, die sich wie Albonesius mit der gewerbsmäßigen Heiratsvermittlung befaßte und an die Albonesius die Heiratslustigen zum Teil geschickt hatte, umgesetzt. Die Angaben über die Vermögensverhältnisse der Mädchen waren unwahr. In drei Fällen spielte ein Mädchen von Echterdingen eine Rolle, die Heiratslustigen mit einem Vermögen von 40 000 M angetragen wurde. Die Angaben waren falsch. Das Mädchen hatte ein Vermögen in dieser Höhe überhaupt nicht zu erwarten. Der Name des Mädchens wurde von Albonesius und der Gößler in ein gewisses Dunkel gehüllt. Albonesius veranlagte in sieben Fällen Heiratslustige durch das unwahre Vorbringen, ihnen ein vermögliches Mädchen zu verschaffen, Wechsel zu unterschreiben. In einigen Fällen wurden die Wechsel weitergegeben, in anderen Fällen wurden sie von den Ausstellern wieder zurückverlangt. In sämtlichen Fällen kam eine Heirat nicht zustande. Mitangeklagt waren noch drei weitere Kommissionäre von hier, die aber mehr oder weniger bei der Sache beteiligt waren. Tie Strafkammer verurteilte Albonesius zu 10 Monaten Gefängnis, die Gößler zu 4 Monaten 15 Tagen Gefängnis. Die übrigen Angeklagten erhielten Gefängnisstrafen von 3 Wochen bis 1 Monat.
Luftschiffahrt
Kiel, 2. Nov. Das Präsidium des Vereins für Motorluftschiffahrt in der Nordmark hat mit der Luftschiffverkehrsgesellschaft einen neuen Vertrag geschlossen, nach dem P. 6 solange zur Verfügung des Vereins steht, bis mindestens eine Fahrt nach dem Norden mit Landungen in Flensburg und Schleswig und eine Fahrt nach Hamburg-Altona mit Landung und Auffahrt ausgeführt wird. Ferner ist das Luftschiff verpflichtet, in der Zwischenzeit nach Möglichkeit Ortsaufstiege in Kiel auszuführen. Von Hamburg tritt P. 6, sobald die Wetterlage es erlaubt, die Reise nach Berlin durch die Lust an.
Vermischtes.
Der Rattenkrieg von Snffolk.
Aus der englischen Stadt Suffolk berichtet man von großen Operationen gegen das Ueberhandnehmen der dort furchtbar lästigen und pestgefährlichen Tiere, wobei schon Tausende und Abertausende der „Feinde" auf dem Felde geblieben sind. Es sind jetzt bereits 40 professionelle Rattenfänger in dem Gebiete tätig. Die Zahl der Freiwilligen geht bis in die Tausende. Jetzt hat auch die Great-Eastern- Bahn ein eigenes Korps von Rattenfängern- ihre Gleise entlang geschickt, ufin diese von den ekelhaften Tieren zu säubern. In allen Ortschaften der Halbinsel Orwell bilden sich sogenannte „Ratten-Klubs", die sich die Vernichtung der pestverbreiteten Tiere zur Aufgabe gemacht haben. Tie Torfgeistlichen fordern ihre Gemeinden des Sonntags Von der Kanzel aus auf, sich an dem Vernichtungskriege zu beteiligen. Aus der Ortschaft Sutton wird berichtet, daß dort Katzen in großer Zahl der Pest zum Opfer gefallen sind, die aus sie im Kampfe mit den Ratten übertragen wurde. .Katzenleichen aus Sutton sind den Londoner Sanitätsbehörden zur Untersuchung auf den Pestbazillus eingeliefert worden. Tie Great-Eastern-Eisenbahn hat bekanntgegeben, daß sie bis auf weiteres weder Kaninchen noch Hasen nach den gewohnten Märkten befördern werde. Rattengift wird von den Behörden an verantwortliche Personen ohne Bezahlung verteilt. Neuerdings hat die Behörde eine Proklamation erlassen, nach der auch Woodbridge als Operationsfeld zu betrachten ist. Der Bakteriologe Tr. Heath von Ipswich hat in einer ihm von Woodbridge eingelieferten Wicselleiche und zahlreichen Rattenleichen den Pestbazillus gesunden: infolgedessen hat die Ortsbehörde an den Straßenecken Aufforderungen an das Volk angeschlagen, sich an dem Bertilgungskriege zu teiligen. Das ganze südöstliche Sussolk ist in ein Schlachtfeld umgetvandelt worden; die Zahl der getöteten oder, an der Pest verendeten Ratten wird ans 10 000 pro Tag geschätzt. Fast scheint es, als wüßten die Ratten, daß ihnen Vernichtung droht, denn sie ziehen sich mehr und mehr nach dem Stourflusse zurück, aber wenn sie den nicht zu
Millionen überschwimme^, werden sie bei der von den Rattenfängern systematisch betriebenen Einkreisung dem Knüppel, dem Gift oder den Hunden zum Opfer fallen. Jeden Morgen fahren schwere Wagen über das Schlachtfeld, um die Leichen einzusammeln.
Die liebende Kirche.
Im „Tagebuch" von Roseggers „Heimgarten" (Verlag „Lehkam", Graz) findet sich folgende Erinnerung des Herausgebers: „Mein Bankgenosse in der Handelsschule war einmal der Fritz Meier, ein nachdenklicher Md auch wieder bummelwitziger Junge, der sich auch mit den Professoren manches erlauben konnte, denn er war ein sehr talentierter und fleißiger Schüler. Unser Religionslehrer war damals Professor Falb, der nachmalige Erdbeben- und Wetterforscher, gewesen. Bei einer längeren Abwesenheit dieses Lehrers, schon gegen Ende des Schuljahres, wurde er von einem anderen Katecheten bei uns vertreten, der ein etwas kitzeliger Herr war. Dieser diktierte uns in einer der Religionsstunden diedreiReiche der Kirche. „Auf Erden ist die streitende Kirche, im Fegefeuer die leidende und im Himmel die triumphierende."
„Und wo ist die liebende, Herr Professor?" fragte der Fritz Meier lustig auf.
Ter Katechet stutzte anfangs, dann sagte er unheimlich leise:
„Meier! Mit dieser Perfidie haben Sie sich Ihr Zeugnis verdorben."
Dieser Fritz Meier nun hat mich vor kurzem einmal besucht. Ein würdiger alter Herr, hat sich viel Umgesehen in der Welt. Ich fragte ihn — auf unsere Ju- geudleben zurückkommend — ob er es nun endlich wisse, wo die liebende Kirche ist. Er lachte. Er wußte es immer noch nicht."
— Immer der Alte. (Das Wartezimmer des Professors ist, wie immer, gut besetzt. Tie Sprechstunde hat noch nicht begonnen. Frau Kommerzienrat hat es besonders eilig und bittet durch das Dienstmädchen, sofort vorgelassen zu werden). Das Dienstmädchen (weckt den Herrn Professor aus dem Mittagsschlaf): „Frau Kommerzienrat ist da und will Herrn Professor dringend sprechen; sie sitzt auf Kohlen." Der Professor: „Sind denn die Stühle schon alle besetzt?"
Handel und Volkswirtschaft.
Pinache OA, Maulbronn, 2. Nov. Unter den 8 Stück umfassenden, in zwei Ställen untergebrachten Viehbestand des Bauern und Gemeinderats Wilhelm Söhnle hier ist die Maul - und Klauenseuche ausgebrochen.
Konkurs-Eröffnungen.
Nachlaß des am 31. Juli 1910 verst. Wilhelm Hiller zur Kirche, Mufmanns in Ebingen
Firma Vereinigte Lederwerke L. Nebingen, Graubner u. Scholl, Gesellschaft mit beschränkter Haftung in Backnang, Zweigniederlassungen Frankfurt a. Dt. und Unterliederbach.
" - -
Vor 40 Jahren.
Denkwürdigkeiten i
an den deutsch-französischen Krieg. Freitag, 4. November 1870.
Einschließung von Belfort. — Treskow schlägt die Franzosen über Montbeliard zurück/ — Bazaine protestiert gegen den Vorwurf des „Verrats" auch in französischen Zeitungen.
81. Depefche vom Kriegsschauplatz. „In Metz wurden vorgefunden: 53 Adler und Fachten, 541 Feldgeschütze, das Material für mehr als 85 Batterien, gegen 800 Festungsgeschütze, 66 Mitrailleusen, gegen 300000 Gewehre, Kürasse, Säbel, etc. in größter Anzahl, gegen 2000 Militär-Fahrzeuge, nicht verarbeitetes Holz, Blei, Bronze in großen Massen,, eine vollständig eingerichtete, wertvolle Pulverfabrik usw.
v. Podbielski."
Paris. Hier fanden vor dem Rathause bewaffnete Manifestationen statt. Die Mitglieder der Regierung wurden gefangen genommen. Es wurde ein Wohlfahrtsausschuß und eine Kommune von Paris gebildet, worin die Herren Dorian, Ledru Rollin, Victor Hugo und Flouriens figurieren. General Trachu hat eine Proklamation erlassen, in der bekannt gegeben wird, daß die Regierungsmitglieder gefangen gehalten würden. Das 108. Bataillon der Nationalgarde hat die Herren Trochu, Arago und Ferry aus den Händen der Aufständischen befreit; Jules Favre, Garnier-Pages und Jules <Ämon bleiben gefangen. j , s i