mit Erzähler vom Schwarzwald.
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LelÄoa llr. 41.
Amtsblatt für die Stadt Wildbad.
verkündigungsblatt
der rtgl. Forstämter Wildbad, Meistern, Lnzklösterle rc. während der Saison mit
amtl. Fremdenliste.
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lnserste nur 8 Kg. SiiLwSrllge 10 Kg., ale lrleln spsltlgö Ksrmovllrsile.
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Dienstag, de« I. November ISIS.
27. Jahrg
Nr. 2SS.
Deutsches Reich.
Die Kardinäle
Fischer von Köln und KoPP von Breslau zur Aussöhnung nach Rom gerufen.
Tie „Psrseveranza" meldet: Hiemit gebe ich sichere Nachrichten über die Vorgänge im Deutschen Zentrums- lager, die aus ihrem sehr kritischen Zustand sich nunmehr einem Ausgleich zu bewegen. Tw „liberalisierende Richtung von Köln" verfaßte eine lange Denkschrift, worin alle Gründe aufgezählt und dokumentiert werden und worin eine endgültige höhere Entscheidung angerufen und zum Schlüsse erklärt wurde, daß die sämtlichen Führer und Vertreter der „Kölner Rich.ung" auf Wunsch des Papstes sich bereit erklärten vom politischen Leben zurückzutreten.
Ter Heilige Stuhl prüfte eingehend die Denkschrift und ohne ihren Unterzeichnern direkt zu antworten, setzte er sich in Verbindung mit den beiden Kardi- nälen, dem Erzbischof Fischer von Köln und dem Fürstbischof Kopp von Breslau. Darauf folgte ein ungemein reger Wechsel von Briefen und Telegrammen, der von Seiten des Vatikans mit dem präzisen Befehl endigte, daß be^de Kardinale sich notwendigerweise zu versöhnen haben.
Es wird darum demnächst bei einem Zusammentreffen beider Kirchenfürsten im Vatikan zu Rom der Frieden geschlossen werden. Die beiden Teilen auferlegten Bedingungen sind derart, daß keiner der beiden Teile sich eines völligen Sieges zu rühmen vermag.
»
Mannheim, 29. Okt. In einer öffentlichen Zentrumsversammlung erklärte der Zentrumsabgeordnete Uebel von Alzey-Bingen, daß die Zentrumsfrakiion des Reichstags bei einer Wiedcreinbringung der Erbschaftssteuer abermals dagegen stimmen wird.
Mainz, 26. Okt. Das Amt eines Polizeiassistentin ist nicht nur sehr segensreich, sondern auch sehr dornenvoll. Seit einigen Wochen erscheinen in einem Teil der hiesigen Presse Artikel, in denen schwere, aber unbestimmt gehaltene Anklagen gegen die seit einigen Monaten angestellte Pofizeiassistentin erhoben wurden, deren „Treiben" unbescholtene Mädchen, ja ganze Familien ins Unglück bringe. Daß das „vorliegende Material" bisher der Vorgesetzten Behörde nicht eingereicht ist, sondern das Publikum ausgelietzt ,-ourde. beweist, daß es eigentlich aus eine Dis- kredi i niw" der Dame abgesehen ist. Natürlich bringt es ihr Ami mit sich, daß sie sich viele, moralisch niedrig
Große Herzen, dem Weltmeere gleich, erfrieren nie.
Börne.
Großindustrielle.
Roman von Ernst Georgy-
(Nachdruck verboten.)
(Fortsetzung.)
„So liegt wohl auch in per Zustellung der Rolle ein Irrtum pes Sekretärs und der Regie", erwiderte das schöne Mädchen. „Ich gehe am besten gleich selbst hin, tim die Angelegenheit persönlich zu erledigen. Es ist aber auch Zeit, Nelda, wir haben uns schon daheim verplappert. Also Hartwig, wie ist es, wirst du kommen?"
„Der Tag ist sehr besetzt, liebste Agathe, es wird kaum möglich /ein."
„Wie schade!" sagte sie enttäuscht.
„Dagegen möchte ich dich und Maina bitten, heute abend um neun Uhr bei mir zu speisen. Du bist doch ähnelstn, spielfrei."
„Ja, wir alternieren gerade heute." Ihre Miene hellte sich ans.
„Das ist sehr gut. Um sieben Uhr findet bei mir eine geschäftliche Beratung statt, der Vater präsidiert. Da dn min ohnehin sein ganzes Herz erobert hast, möchte ich ihn überraschen und dich ihm zum Abend vorsetzen." Er fuhr leicht kosend über ihre Wange. „Der Sieg war nicht leicht; aber du hast ihn erfochten und allmählich die ganze Familie zu meinem Geschmack bekehrt."
Agathas Wangen färbten sich noch, höher vor Freude >äber das Kompliment. „Wie glücklich machen mich deine Worte, Hartwig! Ich kenne das Leben denn doch zu genau, üm nicht die Enttäuschung der Deinen zu begreifen. Die Wahl einer Schauspielerin war für die Familie Werner ein Schlag, Und um so höher ist es ihr anzurechnen, daß sie mir ohne Intrige, Vorurteil oder Gehässigkeit liebenswürdig höflich gegenübertrat."
„Oho," widersprach er stirnrunzelnd, „einmal war ah Mannes genug, üm deine Position zu sichern. Und dann hat deine Natürlichkeit und Weiblichkeit:, die so gar
stehende Elemente 'n Feinden macht, die keine Mittel scheuen, auch ehrenhafte Persönlichkeiten durch falsche Darstellungen zu Bundesgenossen zu machen. In der gestrigen Stadtverordnete «--Sitzung kamen diese Angriffe zur Sprache und Beigeordneter, Dr. Berndt, der Vorgesetzte der Polizeiassistentin, hielt mit eisernem Besen Kehraus. In unständiger, überzeugender Rede wies er die völlige Haltlosigkeit aller bis jetzt bekannt gewordenen Vorwürfe nach. Er erklärte, daß die Polizeiassistentin bis jetzt in pflichtgemäßer, erfolgreicher Weise gewirkt, habe. Razzias, Vorladungen, Aushebungen von gesuchten Personen sind immer vorgekommen und können auch jetzt nicht umgangen werden, nur daß durch die Polizeiassistentin alles in viel schonenderer Form geschieht. Briefe von vorgeladenen Mädchen, auch unbescholtenen und ihren Müttern sprechen den wärmsten Tank aus für die diskrete Behandlung und den freundlichen mütterlichen Rat. Natürlich macht die Assistentin auch vor dem Jagdgebiet vornehmer Herrn nicht halt und verfährt schonend aber unterschiedslos. Es ist ihr gelungen, viele Entgleiste aus bessere Wege und in ehrliche Arbeit zu bringen, und Jugendliche vor dem Untergang zu bewahren. Wie agitiert wird, zeigt sich daraus, daß völlig irrige Meinungen über das Heim verbreitet werden, in dem sie im Notfall und vorübergehend mittellose Frauen und Kinder ausnehmen kann. Auch diese harmlose und wohltätige Einrichtung wird angegriffen. Sogar eine falsche Assistentin ist schon ausgetaucht, die offenbar die echte in Mißkredit bringen sollte, und infolge der Zeitungsartikel werden Wohnungssuchende Damen sogar für bis , schnüffelnde" Assistentin gehalten. Tr. Berndt bat z-nm Schluß nochmals, endlich mit allem etwa vorhandenen Material heraus'urücken, damit es geprüft werden könnte. — Stadtverordneter Tr. Horch erklärte, den Artikeln sernzustehen. aber solches Material gesammelt zu haben. Dieses und das von einer Zcituna in Aussicht stehende soll nun zur Prüfung der Bürgermeisterei überwiesen werden. Man wird nun abzuwarten haben, ob sich an der Hand dieses Materials wirklich erbebliche Fehler der schwer angegriffenen Beamtin Nachweisen lassen. (Fr. Ztg.)
Berlin, 29. Okt. Der Großherzog von Baden ernannte, wie der ..Reichsanzeiger" mitteilt, Finanzminister Rheinboldt zum Bundesratsbevollmächtigten.
Berlin, 29. Okt. Am 4.^und 5. November finden aus Veranlassung des Reichsamts des Innern im Reichs- tagsgebände informatorische Beratungen über die Frage der Errichtung einer Versuchsanstalt tür Luft- schi ssahrt statt. Beteiligt werden sein .Vertreter des
nichts von dem üblichen Gehabe der Schauspielerinnen an sich hat, sich bald allein in die Herzen geschmeichelt."
Sie plauderten noch einige Minuten über den Ball, dann erhoben sich beide Damen und verabschiedeten sich schnell. Ihre Droschke wartete vor dem Vorgarten pes Hauses.
Hartwig sah ihnen vom Fenster ans nach. Er sah den beschwingten, federnden Gang seiner Braut, ihre schöne, kraftvolle Gestalt, als sie durch die Gartenwege schritt. Am Portal, das Smith offen hielt, wandte sie sich noch einmal um und winkte ihm, ihn erspähend, zärtlich mit dem Muff zu. „Sie hätte ein ganzes Herz verdient," dachte er trübe, „warum kann ich es ihr nicht geben? Was zieht mich zu der andern? Ach Gerda, Gerda, ich möchte dich hassen; aber ich kann es nicht; und ich glaube, es geht dir ebenso!"
Tie Szene der letzten Nacht, da er die kalte, stolze Frau zum ersten Male haltlos gesehen, stand vor seinem Geiste. — Er fuhr mit der Hand über die klugen, um das peinigende Bild zu verscheuchen. Dann seufzte er. „Tu bist Gräfin Boardet und ich — Bräutigam!" murmelte er vor sich hin.
Mit aufeinandergepreßten Zähnen begab er sich zum Schreibtisch und zwang sich mit dem ganzen Aufgebot seiner Energie zu den geschäftlichen neuen Kalkulationen, die ihn endlich so gefangen nahmen, daß er alles andere über ihnen vergaß.
„Herr Professor Neudeck aus Memel wünscht den gnädigen Herrn zu sprechen und behauptet, er würde erwartet", meldete Smith plötzlich.
Werner fuhr auf und stieß ein kaum verständliches: „Verdammt!" aus. „Richtig," sagte er alsdann, „legen Sie noch ein Kuvert auf und lassen Sie aurichten. Der Herr wird mit mir speisen. Es ist ja gleich zwei llhr!"
Er eilte in den anstoßenden, überraschend schön eingerichteten Salon, an den Musiksaal und Boudoir in harmonischer Flucht sich anfchloffen.
Da stand der kleine Mann mit dem dummen, gutmütigen Gesicht, in dem Altmodischen Anzug von provinziellem Schnitt Und schaute ganz verwirrt in die ihn Umgebende Pracht, auf die Kunstschätze ringsum.
„Herrgott," begrüßte er den Hausherrn in feinem
Reichsressorts, der interessierten Bundesstaaten, der deutschen technischen Hochschulen, sämtliche Vereine für Luftschisfahrt und für Automobilwesen und die an der Luft- schifsahrt beteiligten Industrien. Von namhaften Sachverständigen wird der Konferenz beiwohnen: Graf Zeppe- l i n, Pros. Hergefell und Prof. A ßma n rr. Der Zweck der Beratungen ist, zu prüfen, ob eine besondere Versuchsanstalt für Lustschiffahrt überhaupt erforderlich ist oder ob die Lösung der Frage anderen schon bestehenden Instituten, wie etwa den technischen Hochschulen, übertragen werden soll.
Berlin, 30. Okt. In Wedding, im Norden Berlins, kam es gestern abend zu schweren Ausschreitungen, wobei die Polizei tätlich angegriffen wurde und zahlreiche Personen verletzt wurden. T-iee Ursache war eine geringfügige. Einem Fleischergesellen, der nicht zur Arbeit gekommen war, wurde von seinem Chef erklärt, dieser Tag könnte ihm nicht bezahlt werden. Darauf legten 14 Gesellen die Arbeit nieder. Am Abend erfolgten dann zahlreiche Angriffe auf das Geschäft, die Polizei mußte einschreiten und es entstand ein großer Tumult. Es wurde geschossen und mit Steinen nach den Schutzleuten geworfen, die Laternen zertrümmert, es gab auch Säbelhiebe, kurz es ging zu wie in Moabit.
Ter amtliche Poliz-eibericht über die gestrigen Krawalle besagt: Tie Menschenansammlungen, die gestern anläßlich des Ausstandes der Schlächtergesellen der Firma Morgenstern in der Schererstraße 8 stattfanden, nahmen einen großen Umsang an und arteten schließlich in Landfriedensbruch und Aufruhr aus. Wichsend in der Geschäftszeit der großen Menschenmenge wegen die Scherer- straße abgesperrt werden mußte und beim Räumen der Straße noch kein Waffengebrauch angewandt zu werden brauchte, wurde kurz nach 11 Uhr eine größere Anzahl Beamter der Wache 107 versammelt, da die beiden Beamten vor dem Morgensteinschen Geschäft mit Steinen angegriffen wurden und diese in der Notwehr von der Waffe Gebrauch machen mußten. Tie sofort von Revier 107 her- beigernsenen Beamten, etwa 70 Mann und acht Berittene, mußten jetzt die Reinickendorfer-, Wiesen-, Kösliner-, Max- und Adolfstraße wiederholt mit blanker Waffe räumen. Während des Tumults wurden die Laternen von Exzedenten teils ausgedreht, teils mit Steinen zertrümmert. Tie Polizeiosfiziere, die an dieser Stelle Dienst machten, wurden sämtlich von Steinen getroffen, ohne daß sie ernstlich verletzt wurden. Tie Schutzmannschaff wurde s-ear mit Steinen beworfen, als sie ruhig an der Ecke der Reinickendorfer
scharfen Dialekt, „heute habe ich mir das alte Schloß angesehen und dachte, Schöneres gäbe es nicht auf Erden. Und nun ist es hier ebenso schön und noch trauter."
Hartwig schüttelte seine Hand. „Es freut mich, daß mein Heim Ihren Beifall findet; aber nun kommen Sie, bitte, ganz gemütlich mit mir in das Speisezimmer und nehmen Sie eine kleine Erfrischung ein."
„Sie sind zu gütig, Herr Werner", wehrte Neudeck.
„Keinen Widerspruch, lieber Herr Professor, die Besichtigung Berlins zehrt Kräfte, da muß man für neue Vorräte sorgen." Hartwig zog ihn in den Speisesaal, wo der Tisch bereits gedeckt stand.
Scheu saß der kleine Gast an der Tafel und langte nur auf Zureden seines Wirtes zu, war auch ziemlich unbeholfen .in der Unterhaltung, die sich um Berlin und alles, was er gesehen hatte, drehte.
Die Mahlzeit selbst, die Dekorationen der Tafel und die Anwesenheit zweier Bediensteter, von denen der eine, Smith, seinen Platz neben dem Fahrstuhl und der Anrichte nicht verließ, verwirrte ihn noch mehr. Sein Respekt vor seinem Wirt, der das alles so selbstverständlich hinnahm und beherrschte, stieg.
„Run wollen wir uns aber bei einer guten Zigarre über uns näher liegende Dinge aussprechen", sagte Hartwig, als das Obst gespeist Und die Spülschalen gereicht Wurden, deren Verwendung dem alten Pädagogen augenscheinlich ganz Unbekannt war. Mer er sah, daß Werner sie benutzte, tauchte wie dieser seine Fingerspitzen in das lauwarme Wasser und zog sich — nachahineich — ganz gut aus der Affäre. „Den Kaffee servieren Sie in der Bibliothek, Smith, und für die nächste Stunde bin ich für keinen, absolut keinen Menschen zu sprechen. Verstanden?"
„Sehr wohl, Herr Werner!"
„Um halb fünf brauche ich den Wagen zur Bank."
„Sehr wohl."
(Fortsetzung solgt.)
— Darum, Bettler: ,,J' bitt' um 'n Almosen!" >—„Mir schenkt auch niemand 'was!" — Natürli'! Wann! N nöt betteln!"