Weümann neben seinem Lenkbalivn.

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ergebnislos. Tie Ausgebrochene soll sich in den letzten Tagen schon einmal ihrer Verhaftung von einer Hochzeits­gesellschaft Mg durch einen Sprung durchs Fenster ent­zogen haben.

In Berlin wurden in einem Juwelierladen in der Oranienstraße Waren im Werte von 40 0 0 0 Mark durch einen Teckeneinbruch aus der oberen Stage gestohlen. Tie Einbrecher entkamen.

GerichtssaaL.

Der Schadensersatzprozeß gegen Gras Zeppelin.

Stuttgart, 26. Okt. In dem Schadensersatz- Prozeß des bei dem Unglück von Echterdingen verunglück­ten früheren Mechanikers Böhler gegen Gras Zeppelin fand heute vor dem Oberlandcsgericht die Verhandlung in der Berufung des Klägers gegen das hrteil der Zivilkammer des Landgerichts statt, das be­kanntlich auf Abweisung der Klage lautet, weil eine Ge- fährdnngshastung für den vorliegenden Fall nicht aner­kannt werden könne und weil es teils an einem Verschulden des Beklagten, teils an einem ursächlichen Zusammenhang zwischen den dem Grasen Zeppelin und dem Oberingenieur Tnrr zur Last gelegten Unterlassungen und dem Unfall des Klägers fehle. In der heutigen Bcrufungsverhandlung stellte der Vertreter Zeppelins, Rechtsanwalt Dieter- len-Ravensburg, den Antrag, die Berufung des Klagers gegen das Urteil des Landgerichts kostenfällig zu verwer­fen. Bor Eintritt in die Verhandlung fragte der Vor­sitzende des Gerichts, ob nicht ein Vergleich in Aussicht zu nehmen sei. Der Vertreter des Klägers, Rechtsanwalt W. Lindenmaier, erwiderte, daß sein Auftraggeber das ihm nach Erlaß des erstinstanzlichen Urteils vom Grasen Zeppelin gemachte Anerbieten aus Zahlung von 10000 M abgelehnt habe mit Rücksicht darauf, daß rhm durch die ärztliche Behandlung und durch den Prozeß schon so hohe Kosten erwachsen seien, daß die 10 000 M eine nennenswerte Entschädigung nicht darstellen würden. Böh­ler habe den Vorschlag gemacht, Zeppelin solle ihm, dem Mager, der im 47. Lebensjahr steht, statt einer Bar­zahlung von 10 000 M eine Jahresrente von 2000 M aussetzen. Diesen Vorschlag des Klägers sei aber von Graf Zeppelin abgelehnt worden. Ter Verteidiger Zeppe­lins erklärte im Namen des Grafen, daß dieser den Vor­schlag Böhlers nicht annehmen könne. Der Vorsitzende 1 unerkte, daß von seiten des Gerichts ein höherer Ver­gleich als 10 000 M nicht vorgeschlagen werden könne. Ter Anwalt des Klägers stellte schließlich den Antrag, daß der Beklagte dem Kläger den gesamten Schaden, der die­sem durch den Unfall bisher entstanden sei (es wurde die Summe von 12 031 M genannt! und noch entstehen werde, zu ersetzen habe. Nach der Verlesung der Protokolle über das Ergebnis der Beweisaufnahme und der Sach­verständigengutachten, die über 2 Stunden in Anspruch nahm, begründete der Vertreter des Klägers die Berufung. M bezog sich dabei in der Hauptsache auf seine in den frühe­ren Verhandlungen gemachten Ausführungen und ver­suchte den Nachweis zu führen, daß in einem in der der Frkf. Ztg. erschienenen Artikel von Dr. Hugo Gck- mr-Friedrichshafen, in dem die Katastrophe des Mili- rärluftschisfsZ 2" bei Limburg erörtert wurde, der Mi­litärverwaltung dieselben Vorwürfe gemacht worden seien, die von dem Kläger Böhler in seinem Prozeß hinsichtlich der Echterdinger Katastrophe gegen Zeppelin erhoben wer­den. Demgegenüber wies der Vertreter des Grafen Zep- Min, Rechtsanwalt Dieterlen, darauf hin, daß die Aeußerung von Tru Eckener sich doch selbstverständlich auf die zahlreichen Erfahrungen stützte, die man seither, d. h. seit dem Unglück von Echlerdingen, mit den Zeppelinluft­schiffen gemacht habe. Für den vorliegenden Fall sei mit dem Artikel gar nichts erwiesen. Der Beklagte habe viel­mehr vom Standpunkt der damaligen Erfahrungen aus zur Verhütung des Unglücks von Echterdingen alles getan, wozu er nach menschlicher Voraussicht verpflichtet war. Eine Gefährdungshaft sei auch in dem erstinstanzlichen Ur­teil nicht anerkannt worden. Tie klägerische Partei habe «ls weitere Sachverständige Hauptmann Hildebrandt, Ma­jor Parseval, Major Groß Und Oberleutnant Stelling benannt. Dem Grafen Zeppelin sei jeder dieser Sach­verständigen recht; besonders Parseval und Stelling, die selbst Fernfahrten ausgeführt haben, dürften am besten in der Lage sein, ein sachverständiges Urteil abzugeben. Tic Entscheidung des Oberlandesgerichts wird am Frei­tag 4. Nov., vorm. 9 Uhr, verkündet werden.

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Stuttgart, 27. Okt. (Strafkammer.) .Ter bekannte Beleidigungspro>zeß des- Geometers und Gemeinderats Ro rlock in Zuffenhausen gegen Architekt Schäfer und Kaufmann Niebling kam gestern vor der Strafkammer als' Berufungsinstanz zur Verhandlung. Tas Schöffengericht Ludwigsburg hatte gegen Niebling auf 20 M> gegen Mor- lack auf 30 M Geldstrafe erkannt, Schäfer wurde freige- Frschen. Gegen Morlock war Wideklage erhoben worden. Tie Strafkammer erkannte gegen sämtliche Angeklagte aus Freisprechung. Es wurde ihnen der Schutz des Z 193, Wahrung berechtigter Interessen, zugebilligt. Der Privat- kläger^ Morlock hat drei Sechstel, Niebling ziwei'Sechstel ünd Schäfer ein Sechstel der Kosten Au tragen.

Heilbrorrn, 27. Okt. Mn Nachspiel Au der Reichs- ^gswahl 1903 hat das hiesige Schöffengericht beschäftigt. Ter damalig e sozial de inokra tische Kandaü at Gemeindcrat Mittler hat eine Broschüre Wer die Geschichte des 3. Mrttembergischen Reichst« g swah lkr eis es (Heilbronn) he­rausgegeben und darin intt Bezüg auf jene Wahl seinen damaligen Gegenkandidaten, den Konservativen Dr. Wolfs beleidigt, indem er ihn der Lügenhaftigkeit bezichtigte. M kam jetzt ein Vergleich zustande, in dem Kittler jene Aeußer- «stgen mit Bedauern als Au weitgehend zurücknimmt und me Kosten den Verfahrens übernimmt.

. Alm, 26. Okk. (Schwurgericht.) Der ledige Schneb- ech T^tto Eiting in Hochdorf OM. Kirchtzeim war von 4005 atz Postbote, hat sich aber von 1908 ab eine Reihe don Anrtsnnterschlagimgen, Briefnntsrdrücknngen und prü­dere Straftaten zu schulden kommen lassen. Die Unter­

schlagungen geschahen in der Weise, daß Eiting Geldein- zahlnngen oder -Auszahlungen. teils gar nicht, teils ver­spätet ihrer Bestimmung znftihrte oder Wertbriefe ihres Inhalts beraubte und Aur Verdeckung der Veruntreungen Register und Scheine fälschte. Die Summe der zeitlich unterschlagenen Gelder beträgt Wer 1000 M, jene der dauernd »unterschlagenen 900 M. Das Schwurgericht er­kannte auf eine Gefängnisstrafe von 1 Jahr.

Konstanz, 25. Okt. Tas hiesige Schwurgericht verurteilte den 28jährigen Schreinergesellen Johannes Molz aus Bürchau wegen Raubmords verübt an der Witwe Vechtel in genanntem Orte, zu lebenslängli­cher Zuchthausstrafe und dauerndem Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte.

Rom, 26. Okt. Der Kassatioushof hat die Be­rufung der Gräfin Tarnowska und de»s Advokaten Prikulow gegen das Urteil des Schwurgerichts von Ve­nedig abgewiesen. Naumow, der seine Strafe bereits verbüßt, hatte keine Berufung eingelegt.

Die Sieger im Gordon-Bennett- Wettfliegen.

Frankfurt, 26. Okt. Tie offizielle Siegerreihe des Gordon-Beunett-Renneiis der Lüfte ist mit dem Vorbe­halt der noch unbekannten Leistung des vermißten Ballons Amerika II" folgendermaßen ausgestellt worden: 1. sseldo r f"-Deutschland, 1769 Km. in 42 St.; 2. Germania"-Deutschlaud, 1673 Km. in 43 St.; 3.Hel- Vetia"-Schweiz, 1367,65 Km. in 46 St.; 4.Jsle de France"-Frankreich, 1266,52 Km. in 344/2 St.; 5.Azu- rca"-Schweiz, 1242,14 Km. in 42 St.; 6.Harburg"- Deutschland, 1206,75 Km. in 273/4 St.; 7.St. Louis"- Amerika, 884,95 Km. in 28 St.;Condor"-Frankreich, 659,69 Km. in 21 St. 20 Min.; 9.Million Population"- Amerika, 506,83 Km. in 14 4/2 St.

Im Lenkballon über den Kanal.

Tas englische lenkbare Luftschiff derMorning Post" hat Mittwoch früh 10 Uhr 15 Minuten die Halle in Maisson bei Paris verlassen, überflog zwischen Havre Und Brigthon den Aerm elkanal und landete kurz vor 4 Uhr in dem etwa 60 Kilometer landeinwärts lie­genden Aldershot vor der dortigen Lnftschiffhalle. Bei der Einfahrt in die Halle passierte leider noch ein Unheil: das Luftschiff stieß gegen einen Tragbalken, der seine Hülle erfaßte und aüfschlizte. Die Hülle fiel zusammen, doch wurde niemand verletzt. Tas Gerippe des Luftschiffes selbst erlitt nur geringen Schaden.

Ein Luftschiff, das nicht abstürzen kann.

Mn neues Luftschiff, bei dem die Gefahr des Ab­sturzes ausgeschlossen sein soll, haben, derArena" zu­folge, Brockelsberg und V. Seigneux in Ohligs konstruiert. Die Gondel hat über sich einen Fallschirm aus unver­brennbarem Material, der eine feuersichere Scheidewand bildet. Sollte der Ballon verbrennen, so arbeiten Fall­schirm und Gondel nach Art einer Maschine weiter, auch wenn die Motoren versagen. Beim Sinken stellt sich die Schwanzflosse automatisch senkrecht zUm Schirm, dem sie derart volle Stabilität verleiht. Ten Stoß beim Lan­den mildern kräftige Puffer. Versuche mit entleertem Ballon sind bestens gelungen.

Ein weiteres Opfer.

Aus Paris wird berichtet: Am Mittwoch Nach­mittag gegen 2 Uhr stürzte der Aviatiker Blanchard, der mit seinem Bleriot-Apparat aus dem Luftwege von Bourges nach Paris zurückkehrte, bei der Landung in Jssy-les-Moulineäux aus einer Höhe von 50 Metern ab und war sofort tot.

Leipzig, 26. Okt. Der Flieger Paula in, der um 3.45 Uhr in Halle zu einem Ueberlandflug ausgesticgen war, ist kurz vor 5 Uhr bei Schkauditz nordwestlich von Leipzig gelandet. Morgen soll, wie die Leipziger Neue­sten Nachrichten melden, die Wciterfahrt nach Leipzig er­folgen.

Wien, 26. Okt. Das heute früh 9 Uhr iu Budap 0 st ausgestiegene Militärlustschiff Parseval ist um 24/2 Uhr in Fisch amend bei Wien glatt gelandet.

Newyork, 26. Okt. Der Aviatiker I 0 hnst 0 ne erreichte aus einer Wright-Maschine eine Höhe von 7303 Fuß (gleich 2213 Meter. D. Red.) und stellte damit einen neuenamerikanischenRekord auf. Ein Schnee- st ur m zwang ihn schließlich zum Abstieg.

Rewyopk, 27. Okt. Nach einem Telegramm, das

bei einem deutschen Teilnehmer der Gordon-Bennett-Fahrt einging, ist der Ballon Amerika II" 'in Quebek, nörd­lich von Chilongacee, glücklich gelandet. An Stelle desDüsseldorf" wird nunAmerika II" den ersten Preis erhalten.

Handel und Volkswirtschaft.

Herbstnachrichten.

Cannstatt, 26. Okt. tStädt. Kelter.) Lese dauert bis Ende dieser Woche. Qualität aut. Noch kein Kauf. Vieles verstellt

Mettingcn, 26. Okt. Lese in einigen Tagen beendet. Preise zu 238 bis 240 Mark pro 3 Hektol., das meiste auf Mittelpreis ge­handelt. Noch einige gute Reste feil.

Grnnbach (Reinstal), 26. Okt. Noch einige gute Reste feil. 200 Mark pro 3 Hektol.

Weinsberg, 25. Okt. Die W e i n m 0 st v e r sie i g e r- ung der Weingärtnergesellschaft hatte sich eines zahlreichen Be­suches zu erfreuen. In seiner Begrüßungsansprache wies Stadt­schultheiß Seufferheld zunächst darauf hin, wie es dem Weingärtner trotz fast übermenschlicher Anstrengungen nicht ge­lungen sei, die unheilvollen Einflüsse der ungünstigen Witterung und der zahlreichen Rebenschädlinge mit Erfolg' zu bekämpfen. Immerhin habe die sonnige Witterung der letzten Wochen das Wenige, das noch zu retten war, zu einem befriedigenden Pro­dukt herangedeihen lassen, dessen Mostgewichte diejenigen" des Vorjahres tatsächlich übertreffen. Die Kalamität, in die der Weingärtnerstand geraten, sei von nationaler Bedeutung; es bedürfe der umfassendsten Maßregeln, auch seitens der Re­gierung, zu ihrer Abwehr. Eines dieser "Mittel bestehe auch darin, daß der Käufer seinen Bedarf bei dem um seine Existenz ringenden württembergischen Weingärtnerstand decke. Die Ge­sellschaft habe nach Lage der Umstände bei sorgfältigster Lese beschlossen, sämtliche Traubensorten zusammenzuwerfen, so daß ein befriedigender hellroter Schillerwein angeboten werden könnte. Die Vorgesetzten Proben fanden ungeteiltes Lob, und sage in 20 Minuten war das Gesamtquantum der Gesellschaft, 160 Hekto­liter, meist zu 74 und 75 M pro Hektoliter abgesetzt. Gesamt­erlös 11827 M; Durchschnitt pro Hektoliter 73 M 92 Mg.

Metzingen, 25. Okt. Angesichts des spärlichen Herbstertrags wurde Heuer von einem Herbstausschreiben abgesehen. Die Weinlese ging denn auch in aller Stille vor sich und war bald beendet und es konnte von den 7 hier vorhandenen Keltern eine einzige den ganzen Herbstverkehr bewältigen. Die Qualität ist dank des günstigen Okts- berwetters besser ausgefallen als man erwartet hatte und es fand der Wein -um Preis von 180200 Mark raschen Absatz.

K-nk«rs«röff«««ge«:

Nachtrieb, Adolf, Schlossermeister in Zuffenhausen.

Friedrich Lais, Cementeur in Schorndorf.

Ludwig Zochim, Werkmeister in Tübingen, Jnhab. d. Firma Jochim n. Dank in Tübingen.

Konkurse in Baden.

Schuhmachermeister Felix Braun in Ettlingen. Le­diger Kürschner Richard Bräuner in Lahr. Süddeut­sche Möbelindustrie e. G. m. b. H. in Schwetzingen.

Hoch- und Tiefbangeschäft Arno Möller in Mannheim.

Friseur und Kaufmann Jakob Schneider inW 0 ssingsn.

Bor 4V Jahren.

Denkwürdigkeiten

an den deutsch-französischen Krieg.

Samstag, 29. Oktober 1870.

Metz wird von den Deutschen beptzt. Le Bourger wird beschossen und tags darauf '.rstürmr. Vorpostengeseche bei Pierrefitte, Villetanceusc.

Hauptquartier Corny bei Metz. Die Ein­schließung von Metz dauerte 70 Tage. Dre Armee Bazai- nes war die beste Frankreichs: 5 ganze 'Armeekorps, die Kaisergarde, unermeßliche Vorräte an Kanonen, Massen und Kriegsgerät sielen dem Sieger in die Hände. Mar­schall Bazaine, der in Algier als Kapitän, im Krimkrieg als General, bei Solferino und Malagnano, in Mexiko siegreich und ruhmvoll gekämpft hatte, verabschiedet sich heute in einem Generalbefehlgebrochenen Herzens von seiner Armee, der er für ihre glänzende Tapferkeit und loyale Mithilfe, die nur der Hunger und Preußens nieder­schmetternde Streitkräfte überwunden hätte", seinen Dank ausspricht.

Metz. Festung und Stadt wird von der Umgebung, hauptsächlich von Saarbrücken und St. Johann aus ver­proviantiert werden. Tie Gewerbsleute dortselbst sind an­gewiesen, beträchtliche Vorräte an Brot, Mehl, Fleisch, Wurst und Salz bereit zu halten, die per Bahn nach Metz geschasst werden müssen. Saarbrücker Bergleute werden die zerstörte Bahn zwischen Wetz und Eonecelles wieder Herstellen.

Tours. Gambetta hat die Kapitulation BazaineS in Metz für ein Verbrechen des Verrats erklärt.