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^füllte Schale stahl und damit das Weite suchte. Aus die Rufe des Beamten wurde sofort die Verfolgung ausgenommen und der Dieb, der bei seiner Flucht einen Teil des Geldes verlor, am Friedrichsplatz gestellt und Kon mehreren Schutzleuten festgeuommen. Wie groß der gestohlene oder verlorene Betrag ist, konnte noch nicht fest­gestellt werden.

Der Reffe der Marlitt.

i Zu der schon telegraphisch berichteten Verhaftung des Schriftstellers Walter John-Marlitt in Berlin, eines Nef- ssen der bekannten Gartenlauben-Mitarbeiterin Marlitt, schreibt dasBert. Tbl.": Der Zusammenbruch des Ost- Seebades Heiligendamm scheint sich zu einer umfangrei­chen Skandalaffäre zu entwickeln. Wie wir schon Mit­teilen konnten, wurde der Direktor der G. m. b. H. Hei- jligendamm, der Berliner Schriftsteller Walter John- Marlitt unter dem Verdacht des Betruges verhaftet jund nach Rostock überführt. Auf Veranlassung der Staats­anwaltschaft in Rostock wurde auch der Hauptvertreter Marlitts, ein Herr Paulmann, in Berlin in Haft genommen. Er soll gleichfalls nach Ro­stock überführt werden. Die geschäftlichen Schwierigkeiten Marlitts reichen schon viele Jahre zurück. Nachdem er fn München wegen Konkursvergehens bestraft war, sie­delte er nach Berlin über, wo er sich bei einigen Groß­industriellen Eingang zu verschaffen wußte. Obgleich es ihm gelang, sich größere Summen zu borgen, geriet er hald wieder in finanzielle Schwierigkeiten und mußte schließlich seine Zahlungsunfähigkeit bekennen. Seine Wäubiger einigten sich jedoch mit ihm auf einen Vergleich, jimch dem Marlitt 25 Prozent seiner Schulden bezahlen sollte. Marlitt dachte aber nicht daran, seinen Verpflicht­ungen nachzukommen und kaufte, ehe er auch nur ci- pen Pfennig seiner alten Schulden bezahlt hatte, das Ost- seebad Heiligendamm. Dadurch erweckte er den AUschein, als seien ihm inzwischen neue Geldmittel zugänglich ge­worden. In Wirklichkeit besaß er jedoch so gut wie nichts. Tie alten Gläubiger suchte Marlitt schon seit dem Som- jmer mit allerhand Musslüchten hinzjuhalten, während an­dere die täglichen Einnahmen des Bades mit Beschlag belegen ließen. Trotzdem fand Marlitt immer wieder neue Geldleute, die ihm gegen Wechsel die beträchtlichen Mittel zum Ausbau des Bades Heiligendamm zur Verfügung stellten. Marlitt behauptet, daß es nicht in seiner Ab­sicht gelegen habe, irgend jemanden zu betrügen, er sei eben das Opfer von Wucherern geworden. Marlitt wurde in den letzten Tagen von seinen zahlreichen Gläubigern förmlich verfolgt. Er sah sich deshalb gezwungen, seine Wohnung zu verlassen und in einem kleinen Hotel in der Wilhelmstraße abzusteigen. Tort wurde er verhaftet, als er gerade beim Frühstück sah.

Der Mord in Czenstichau.

Aus Krakau wird heute gemeldet: Helene Maza ch, die Frau des ermordeten Postbeamten Mazach und Schwä­tzerin des Mörders und Klosterbruders Mazach, ist ge­stern nach Pietrekau übergeführt worden. Vorher legte sie eine Beichte ab und gestand, durch den Mönch Mazach von dem voll führten Mord an ihrem Gatten be­nachrichtigt worden zu sein. Der Mönch Mazach weinte beim Verhör unausgesetzt. Dieses mußte unter­brochen werden. Die Aerzte erklärten seinen Gesundheits- ünd Geisteszustand für normal.

In Zuffenhausen ist in der Sonntag-Nacht zwischen 12 und 1 Uhr ein 19 Jahre alter Zimmermaun mit einem in den LOiger Jahren stehenden Fabrikarbeiter, der seinen Schatz vom Kirchweihtanz nach Hause gebracht hatte, in Wortwechsel geraten. Dabei warf der letztere den ersteren zu Boden und versetzte ihm einen gefährlichen Stich ins Gesäß, sodaß er ins Krankenhaus übergeführt werden wußte.

In einer Fabrik der Pragstraße in Cannstatt fiel ein 21 Jahre alter Hilfsarbeiter von einer Maschine herab. Er ist seinen Verletzungen gestern im Krankenhaus erlegen.

Am Samstag abend ist in Gomaringen das Töch- terchen des Elektrizitätswerksbesitzers Pflumm beim Ueber- schreiten des Laufgangs in den Kanal gestürzt und unter das Wasserrad gekommen. Die Leiche wurde am Aus- tzange des Kanals in der Wiesatz gefunden.

GerichLssaal.

Ein Mordprozetz.

Nach fünftägiger Verhandlung wurde in Pest nun der Prozeß gegen die oft genannte Marie Haverda beendet, welche angeklagt war, ihre Verehrer, den ge- tvesenen Polizeibeamten Aladar Janossy und den ge­wesenen Postbeamten Johann Voitha dazu verleitet Zu haben, ihre Mutter zu ermorden, um in den Besitz einer mehrere hunderttausend Kronen betragenden Erb­schaft zu gelangen. Die hiesige Verhandlung war be­reits die dritte in dieser Affäre. Die Verhandlung in Szabadka mußte abgebrochen werden, weil konstatiert wurde, daß der dortige Staatsanwalt der schönen Ange­klagten nächtliche Besuche in der Zelle abstattete. Die Weite Verhandlung in Szegedin endete trotz des vollen Mstandnisses Janossys, daß er den Mord vollbrachte, wck einem Freispruch der drei Angeklagten. Dieses Ur­teil wurde kassiert und eine dritte Verhandlung in Pest anbermimt, zu welcher sich die Freigesprochenen frei­mütig meldeten. Janossy blieb bei seinem Geständnis, wahrend die Haverda und Vojtha nachwieseu, daß Ja- ihnen Erpressungsversuche machte und, weil mißlangen, die belastenden Aussagen abgab. Die Geschworenen erklärten Janossy der vorsätzlichen Töt- Ü/A' Haverda der Anstiftung und Vojtha der Mit- chttschaft schuldig. Janossy erhielt 10, die Haverda 12, ^ostha 8 Jahre Zuchthaus.

Lustschiffahrt

Wo ist Wellmanu?

Tie Aunkentelegraphenstativn in Siascongset in tzMmchusetts hat vorgestern mit einer Anzahl von Tamp­on Telegramme gewechselt. Kein Dampfer hat von

Well mann gehört. Der DampferFinlaird" mel­det, gestern abend habe stundenlang schwerer Sturm gewütet mit starken Blitzen und Regenfällen, dann habe sich das Wetter aufgeklärt und es sei glatte See gewesen.

Wellmann's letzten Berichten zufolge befindet sich die America" in dichtem Nebel, unweit der Küste von Massachusetts. Seine Frau erhielt gestern Nachmittag folgende Depesche:Alles wohl. Die Maschinerie arbeitet gut. DieAmerica" dreht iveiter nördlich, um die transatlantische Dampfer-Route zu er­reichen. Tie genaue Lage ist nicht sicher, wir befinden uns 300 bis 700 Meilen von der Küste entfernt." Well­mann sandte von 9 Uhr morgens bis 12 Uhr 45 nach­mittags drei drahtlose Depeschen. Seither hat man nichts mehr von ihm gehört.

Eine in Boston aufgefangene drahtlose Depesche derAmerica" lautet:Unsere Lage ist weniger gün­stig, aber wir kämpfen weiter." Eine andere Depesche besagt:Wir haben unseren Motor abgestellt und steuern in der Richtung ostwärts mit einer Geschwindigkeit von 25 Knoten ohne Motor. Es herrscht dichter Ne­bel, Beobachtungen sind unmöglich."

London, 18. Okt. Nach Meldungen aus Newyork herrscht dort große Besorgnis um das Schicksal Weltmanns; man hat von Wellmann seit dreißig Stunden nichts mehr gehört. Man befürchtet, daß, sein LenkballonAmerika" in dem herrschenden dichten Nebel vom rechten Wege abgekommen sei.

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Neudorf, 17. Okt. (Rheingau). Der BallonPrinz Adolf" in Bonn (Führer Fabrikat A. W. Andernach- Barrel, Mitfahrende: Referendar Mueseler und ein an­derer Herr aus Saarbrücken) stieg als Teilnehmer an der nationalen Weitwettfahrt am 16. Oktober nachmittags 51/4 Uhr in Saarbrücken auf. Er wurde nach Frank­reich getrieben. Nach Angabe der Fahrtteilnehmer erhielt der Ballon über dem Fort von Verdun in der Nacht Feuer von französischen Militärs. Die Ballon­insassen blieben aber unverletzt. Der Führer suchte da­rauf höhere Luftschichten auf, kam aus Frankreich heraus und landete nach 24stündiger Fahrt sehr glatt bei Rauen­tal bei Eltville heute nachmittag 5-25 Uhr.

Paris, 17. Okt. Der Aviatiker Wynmalen, der auf der Rückkehr von Brüssel um 6 Uhr 40 Min. von St. Quentin abflog, ist um 12 Uhr 13 Min. in Jssy- les-Moulineaux gelandet. Er hat somit für den Flug von Paris nach Brüssel und zurück 27 Stunden 50 Minuten 26 Sekunden gebraucht.

Obstbau und Fabrikaulageu.

Im Zusammenhang mit den sehr günstigen Erfahr­ungen des landwirtschaftlichen Sol'datenunterrichts will die preußische Heeresverwaltung unter den Mann­schaften eine lobenswerte Bewegung ins Leben rufen: es soll der Naturschutz eine ganz besondere Pflege erfah­ren. In Betracht kommen hierbei der Vogelschutz, die Pflege der Landschaft, Obstbau usw . Die der Heeresver­waltung gehörigen weiten Plätze sollen dieser Erweiterung des landwirtschaftlichen Unterrichts nutzbar geinacht wer­den. Abgesehen von dein /großen Kehrwert, welchen Pie praktische Ausübung dieser Pflanzungen für die Solda­ten haben wird, .wird damit auch eine Stärkung dev Liebe zur ländlichen Arbeit und Scholle verbunden. In Betracht kommen in erster Linie die Kasernengärten und Mauern, sowie die Gärten, Mauern und Wände der Gar nisonslazarette, da hier die genesenden Soldaten ihre Muse statt mit tödlicher Langweile, mit einer gesunden und edlen Tätigkeit auszüsüllen Gelegenheit haben. Der ideelle Wert-dieser Tätigkeit ist für den Soldaten minde­stens eben so hoch wie der hygienische.

Kaum ist nun diese Militärische Absicht laut gewor den, so sind schon die Landschafts- und Ziergärtner bei der -Hand, die auch hier den Zierbäumcn und Ziersträuchern, der nd sch a s ts g ä r t n e r e i den Vor rang einräumen wollen, während doch, um unserem ar beitenden Volke und unserer Landwirtschaft aufzuhelsen, der Vorrang nutzbringenden 'Anlagen gehören muß, in erster .Linie der Obstzucht und dem Gemüsebau, welche jetzt bei weitem nicht Hervorbringen, was Deutsch­land bedarf, denn der Obstimport beträgt über 200 Mil­lionen Mark inr Jahr, der Gemüseünporl über 50 Mil­lionen Dark. Wir brauchen Obst und Gemüse zur Er­nährung, aber nicht italienische Pappeln und sonstige Zier­bäume und -sträncher, die zwar da und dort sehr schön sind, aber die mangelnde Magen-Ernährung nicht er setzen. In umfassender Weise sollen ferner die Anlagen von N i st g el e genh e i t e n für die Vögel in den den Militärbehörden gehörenden Liegenschaften betrieben werden. Mancherorts geschah in dieser Hinsicht schon viel, so z. B. mir der Airlage von Spalierobst an Kasernen worin Bayern vorbildlich zu Werke ging; ferner suit Vogel- und PftanzschutzLiÄageu wie in Germersheim. Diese Kulturbestrebungen sollen jetzt aber allen Mannschaften in ganz Deutschland ans Herz gelegt werden. Tn Umzäunung großer Uebnngsplätze und Etablissements soll nicht mehr durch hölzerne und eiserne Zäune beiverkstelligt werden, sondern durch Hecken und Beerensträucher, welche wieder den Vögeln NistgÄegenheit geben. Dadurch wird dem 'Aussterben vieler Vogelarten entgegeugearbeitet wer­den. Mit Recht ist zu hoffen, daß das militärische Vor­bild überall nachgeahmt werde, sodaß die bisher unge­nügenden Bestrebungen von nun ab in weitestem Maße geübt iverden.

Wie aber die deutsche 'Armee in dieser wichtigen Frage der Mlgemeinheit nützen will und nützen kann, so ver­mag dies auch und fast in höherem Mäße die Industrie mit ihren unermeßlichen Fabriksanlagen, Höfen/ Gärten und ihren zahllosen Urbeiterqnartieren und Wohnhäusern. Wie viele Millionen geeigneter Wand- flächen besitzt die Industrie, die heute leer und öde sind und sich für Spaliere eignen und zudem eine sehr vor­teilhafte Verschönerung erfahren würden. Man denke nur an die Fabrikgebäude selbst, an die Lagerhallen, Schuppen, Scheunen und sonstigen Nebengebäude, an die Einfriedig­ungsmauern und an die Arb'eiterwohnhäuser! Es ioürden

diese Bestrebungen sicherlich in politischer und sozialcv Hinsicht nicht ohne günstige Folgen bleiben, ja es wäre vielleicht ein Vorbild gegeben, wie Industrie und Land Wirtschaft einmal praktisch zusammen arbeiten, was sich späterhin noch ausbauen ließe. Wie viele tausende Qua­dratmeter Gartenland sind vorhanden! Die Wände sind ohne Spaliere, die Gärten fast ohne Obstbäume und Beerenhecken, und ohne Gemüse. Hier kann die Industrie Wunder wirken, welche wieder ihr selbst und ihren Ar­beitern zu Gute kämen. Deshalb sei an alle Fabrikbe­sitzer und Direktoren und wer sonst noch einen Einfluß in dieser Hinsicht ausüben kann, das Ersuchen gerichtet,, zu bewirken, daß erstens alle Wände und Mauern mit Obstfpalieranlagen versehen werden und daß zweitens die Höfe und Gärten so weit wie Möglich mit Obstbäumen bepflanzt bezw. auch der Gernüsekullnr erschlossen werden. Bei diesen Anlagen ist es aber nötig, um ein Mißlingen zu verhüten, den Rat der Obstbausachverständigen einzuho­len, der nicht nur bereitwilligst, sondern auch kostenlos ge­geben wird. Dies in ganz Deutschland von den Fabriken ge­gebene Vorbild wird für den deutsch«: Obstbau und für die deutsche Landwirtschaft von größten: Erfolg und Ein­fluß sein. (Fr. Ztg.)

Handel und Volkswirtschaft.

Die württembergischen Aktiengesellschaften.

Das soeben erschienene Vierteljahrsheft zur Stati­stik des deutschen Reiches behandelt die Geschäftsergebnisse der Deutschen Aktiengesellschaften im vergangenen Jahr. Im ganzen Reich sind 5187tätige" Aktiengesellschaften vorhanden gewesen mit einem Kapital von 14 616 Mil­lionen Mark. 289 Gesellschaften mit 360 Will. Mark waren in Liquidation, 81 Gesellschaften mit 48 Millio­nen Mark befanden sich in Konkurs. In Württem­berg gab es 138 reine Erwerbsgesellschaften mit 230 Millionen Mark eingezahltem Aktienkapital. Hie­von hatten 117 Gesellschaften einen Reingewinn von nahezu 30,5 Millionen Mark. Mit Verlust arbeiteten 21 Gesellschaften; der Verlust beziffert sich auf 2195 000 Mark. Dividenden verteilten 110 Gesellschaften, und zwar bezifferte sich das dividendenbeziehende Aktienkapi­tal auf 208 Millionen Mark, auf welche 15,6 Mill. Mk. (6,83 Proz.) Dividenden verteilt wurden. Die Zahl der tätigen württembergischen Aktien- und Komman­ditgesellschaften belief sich auf 159, ihr Kapital auf 276,5 Mill. Die größten Summen sind in unserem engeren Vaterlande in Handelsgesellschaften angelegt, näm­lich nahezu 91 Millionen. In großem Abstand folgen die 17 Maschinen- und Jnstrumentenfabrikationsgesellschaß- ten mit 35 Millionen Mark. Die Textilindustrie weist 20 Gesellschaften mit 33 Mill. Mark Aktienkapital auf, 33 Millionen sind auch in der Nahrnngs- und Genußmittel­industrie angelegt. Besonders groß ist die Zahl der in Württemberg tätigen Gesellschaften mit be­schränkter Haftung. Diese 331 Gesellschaften ver­fügen über 104 Millionen Mark; 26 Gesellschaften mit 27 Mill. Mark entfallen allein auf die Textilindustrie, 61 Gesellschaften mit 21 Mill. Mark Kapital auf das Han­delsgewerbe.

Stuttgart, 17. Okt- Die württembergische Sparkasse erhöht ihren Zins für Anleihen von Gemeinden ab 1. Januar 1911 von 3*/« auf 4 Prozent.

Herbftnachrichteu.

Mundelsheim, 16 . Ott. Käufe zu 200 Mark für Frühgetvächs, 230240 Mark für Mittelgewächs je für 3 Hektol. Käufer erwünscht; noch viel Vorrat.

Hessigheim, 16. Okt. Lese beendet, Käufe §20-230 Mark für 3 Hektol-; noch kleiner Vorrat.

Fellbach, 16. Okt. Der Gemeinderat hat mit Rücksicht auf den infolge der günstigen warmen Witterung vorgeschrittenen Reifegrad der Trauben den Beginn der allgemeinen Lese auf Mitte dieser Woche festgesetzt. Das Erträgnis ist auf etwa 700 Hektol. geschätzt.

Vor 4V Jahren.

Denkwürdigkeiten

an den deutsch - französischen Krieg. j

Mittwoch, 19. Oktober 1870.

Scharmützel bei Etrepagny, das sich am anderen Tage wiederholt.

6 8. Dep. vom Kriegsschauplatz.Versa il- l e s. Die 22 Division von der Armee des Kronprinzen hat gestern den etwa 4000 Mann starken Feind bei Chateaudun angegriffen, geschlagen und die barrikartierte Stadt ge­stürmt. Viele Gefangene.gemacht. Diesseitiger Verlust gering. v. Blnmenthal."

Chateandun. Der Erstürmung der Stad: Cha- teandun, die etwa 6000 Einwohner hat, an der Loire liegt und zu den schönsten Städten Frankreichs zählt, stellten sich ungeahnte Schwierigkeiten entgegen. Die zahlreichen Bar­rikaden und krenelierten Mauern waren mit großer Kunst angelegt. Es mußten von den Pionieren Garten- und HäM sermaucrn durchbrochen und von den Füsilieren des Ba­taillons 94 erst die hügeligen Terrains bei la Varenne von den feindlichen Abteilungen gesäubert werden. Tie baye­rische Batterie Ollivier. Lat treffliche Dienste; trotz nam­hafter Verluste und zeitweisen Mangels an Munition hjest sie tapfer ans. Nach dem unausgesetzten Kampfe, wobei' viele Häuser der Stadt in Brand und Schutt geschossen wor­den waren, wurde mit Hurra gestürmt. Gegen 3 Uhr nachmittags stießen die Gegner aus dem Platze vor der Mairie zusammen und die Verteidigung hörte aus. Graf Ligowski mit den Franktireurs verließ die Stadt in regel­loser Flucht. 300 Mann Franktireurs ivurden teils er­schossen, teils gefangen. In den Häusern verbrannten viele Leute, da an ein Löschen und Retten nicht zu denken war.

Metz. In einem Kriegsrate des Marschall Bazaine erklärten sich die Generäle einstimmig noch an den Eid, den sie dem Kaiser geleistet, gebunden. Einige wollen noch einen Durchbruch versucht haben, andere erklären einen sol­chen für erfolglos. Entschieden dagegen sind die Generäle Frossard und Ladmirault, die Marschälle Le Boeus und Canrobert. General Bayer soll nach England zur Kai­serin Eugenic, damit ein geeigneter Ausweg zum Abschluß einer ehrenhaften Kapitulation gefunden werde, allenfalls soll die Kaiserin die Armee von Metz ihres Eides entbinden.

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