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mit Erzähler vom Schwarzwald.
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Leleloii llr. 41.
Amtsblatt für die Ltadt Mildbad.
verkündigungsblatt
der itgl. Forstämter Wildbad, Meistern. Lnzklösterle rc. während der Saison mit
amtl. Lremdenliste.
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Nr. 22S
kaurstag, den 8. Oktober 1S1«.
Aus der Republik Portugal
liegen immer noch keine zuverlässigen Nachrichten vor, auf welche Weise im Einzelnen sich die zwar längst erwartete und nun doch so plötzlich eingetretene Umgieß- ung der Staatsform vollzogen hat. Die Absperrung, die von Anfang an über Lissabon verhängt wurde, ist zuerst durch drei offizielle Nachrichten durchbrochen worden: sie meldeten den Sieg der Aufständischen, die Proklamierung der Republik!und die Einsetzung der provisorischen Regierung. Alle übrigen Nachrichten sind auf Umwegen ins Ausland gelangt und widersprechen sich vielfach. Tatsache scheint nur zu sein, daß schwer gekämpft worden ist, daß das Zeichen zur Revolution von der Flotte ausgegangen ist, daß ein Teil des Heeres von Anfang an dem Aufstand günstig rvar und daß ein anderer Teil während des Kampfes zum Volke überging, ob das Zeichen zum Losschlagen im Einverständnis oder auf Anordnung der republikanischen Führer gegeben wurde, oder ob die Flotte selbständig und ohne Wissen der Republikaner vorging, darüber weiß man nichts Bestimmtes. Höchst wahrscheinlich ist, daß beide Teile im Einverständnis handelten; dafür zeugten die achttausend Republikaner, die vom Lande nach Lissabon zogen, sowie die Raschheit, mit der die Republikaner mit der
Bildung der provisorischen Regierung bei der Hand waren. Auf dieser Seite war offenbar alles gut vorbereitet, wenn auch selbstverständlich nichts davon in die Öffentlichkeit drang. An der Spitze der provisorischen Regierung stehen die Führer der republikanischen Partei, vor allem als Präsident der energische Theophil Braga, als Minister des Aeußern der ehrwürdige Bernardino Machado, Professor an der Universität Coimbra, in dem die Republikaner den künftigen Präsidenten der portugiesischen Republik sehen, als Justiz- und Unterrichtsminister der schneidige Advokat Af- fonso Costa, als Minister des Innern der berühmte Arzt Antonio Jose d'Alm ei da. Es ist eine provisorische Regierung, die sich sehen lassen kann, denn sie vereinigt in sich die hervorragenden Republikaner, in deren Reihen in den letzten Jahren sich ohnehin alles versammelt hat, was Portugal an jungen, kräftigen und strebsamen Talenten besitzt. Die provisorische Regierung will ihre nächste vornehmste Aufgabe in der
Aufrechterhattung der Ordnung
und in der baldmöglichsten Beendigung der Absperrung
Das Volk, das sind die vielen leeren Nullen,
Die gern sich beisetzt, wer sich fühlt als Zahl,
Doch wegstreicht, kommt's zum Teilen in der Rechnung.
Fr. Grillparzer.
Großindustrielle.
Roman von Ernst Gcorgy.
(Nachdruck verboten.)
(Fortsetzung.)
Angelika Sadow, die weit lieber plauderte als tanzte, war Hartwig Werner gern in die behaglichere, ungestörte Stille gefolgt. Sie, ihn von Zeit zu Zeit prüfend beobachtend, lenkte jetzt das Gespräch.
Nach einer kurzen Stunde bereits merkten beide, daß Graf Boardet schwächer wurde Und unter der Lebhaftigkeit bvn Frage und Antwort zu leiden begann. Rücksichtsvoll beschränkten sie sich nunmehr aufeinander, als Plötzlich der Graf mühsam sagte: „Ich bin etwas müde von meiner smien, anstrengenden Kur, möchte aber Gerda keinesfalls dem so lang entbehrten Kreise und dem geliebten Tanze entziehen. Würden Sie, meine liebe Komtesse, es über- Uchmen, mich bei meiner teuren Frau zu entschuldigen?"
„Mit großem Bedauern, daß Sie uns verlassen", sagte sie warm. „Darf ich unfern lieben Wirten nicht auch Aeich Ihren heimlichen Abschied Mitteilen, oder wünschen Sie — _ _"
„Vor allem möchte ich möglichst schnell und un- Sesehen fort; aber wie?"
„Sehr leicht, Exzellenz. Dieses Zinrmer hat einen direkten Ausgang auf den Korridor. Darf ich Sie hinaus- führen?"
/verbindlichsten Dank, das wird wirklich nicht Nötig stm Ueberdies habe ich meinen treuen Hannke herbestellt. ^ wartet." Boardet erhob sich mit großer Anstrengung. Man fühlte aber, daß er trotz allen Willenaufgebotes rnne Herrschaft inehr über sich besaß.
Auch Hartwig und Angelika Sadow waren ausge- Mndkm. Sie wollten sich diskret abwenden, nachdem sie Abschied genommen.
Der Graf machte einige Schritte vorwärts. Plötzlich Zweite er Und brach zusammen.
Mit einem Sprung war her Wnige, kraftvolle Werner
neben ihm und hielt der. Sinkenden, den gleichzeitig eine tiefe Ohnnracht umfing, auf. Mit starken Armen.hob er ihn empor. „Bitte, den Diener, Komtesse", sagte er kurz.
Angelika stürmte entsetzt hinaus, um Hilfe zu holen.
Eine Sekunde später trat Gerda Boardet mit hochwogender Brust, roten Wangen und leuchtenden Augen, sich fächelnd in den Raum. Mit einem Blick überschaute sie die Situation. Der Fächer entglitt ihrer Hand. Sie entfärbte sich ünd blieb wie versteinert stehen.
„Eine kleine Ohnmacht Ihres Herrn Gemahls, Frau Gräfin," flüsterte Hartwig, „ftrr Hilfe wird schon gesorgt." Er trug die schwere Last spielend durch das Zimmer zu einem Diwan Und bettete den Grasen auf diesem.
Mit schleppenden Schritten näherte sie sich und beugte sich über den jetzt greisenhaft verfallen ausfehenden Gatten. Ihre Teilnahme ging Unter in einer plötzlichen Scham. Sie wagte nicht, dem — andern — einen Blick zuzuwerfen. So verharrten beide Mmm.
Ms Komtesse Sadow mit dem Kammerdiener Boardets und einem andern Bedienten leise eintrat, verließ Werner mit kurzer Verneigung das Gemach.
5. Kapitel.
Zwei Damen saßen an dem gedeckten Tisch und verzehrten schweigend die Gänge des Mittagessens, welches ein Mädchen in Hamburger Hellrosa Kattuntracht mit weißem Häubchen und weißer Schürze gewandt austrug und abräumte.
Die ältere in schwarzseidenem Kleide, über deren weißem Scheitel ein Spitzenbärbchen würdig thronte, wandte sich an die andere, die abgespannt und zerstreut auf den Teller starrte Und die Frage überhört hatte. „Wie ist es, Agathe, willst du gleich den Kaffee oder später?"
„Wünschen die Damen den Kaffee sofort serviert?" fragte die Magd bescheiden.
„Bringen Die ihn mir erst um fünf Uhr, Paula", sagte die Angeredete, emporschauend. „Bitte, decken Sie den Tisch dazu„in meinem Studierzimmer. Sorgen Sie für Kaffee und Tee, Liköre, Küchen, Konfekt und Zigaretten und nehmen Sie Unsere besten Gedecke-"
„Erwartest hu Besuch?"
„Ja, Mama. — Avanue Lavetton ist seit gestern in Berlin (Hnd wird zu mir kommen.."
^Moritz üjempMA" ! I ! i ! .
27. Jahrg.
sehen. Die ersten direkten Depeschen, die aus Lissabon hierher gelangt sind, zeigen, daß die neue Regierung diese Aufgabe ernst nünmt. So hat der Minister des Aeußern in Lissabon, Machod, dem Vertreter der Frankfurter Zeitung namens der provisorischen Regierung erklärt, alle nationalenKontraktewürdenanerkannt werden. Damit ist die Republik aber noch nicht in sicherem Hafen geborgen. Königstreue Truppen sollen noch mehrere Punkte der Hauptstadt besetzt halten und wie die Dingein der Provinz stehen, darüber weiß man garuichts; die achttausend Republikaner, die nach Lissabon zogen, sind keine Bürgschaft dafür, daß auch das übrige Land republikanisch gesinnt ist. Die Republikaner haben sich zwar auch in den Provinzen organisiert, aber es ist nicht bekannt, ob ihr Einfluß so weit reicht, die ganze Bevölkerung an sich zu ziehen. Vielleicht darf man annehmen, daß der Sieg der Republikaner in der Hauptstadt seine Wirkung auf das Land nicht verfehlen wird, so daß es nicht zu einem Widerstand kommt, der nach Lage der Dinge wenig Aussicht auf Erfolg hätte, dagegen die Gefahr eines langwierigen Bürgerkrieges in bedenkliche Nähe rücken würde. Die republikanische Partei hat ihr Werk so gut vorbereitet und den ersten Teil desselben so prompt erledigt, daß man darauf rechnen kann, sie werde es rasch auch zu Lude führen. Unter allen Umständen aber muß man der Arbeit, die die Republikaner bis jetzt geleistet haben, nachdem sie dieselbe einmal für unbedingt notwendig erkannt hatten, alle Anerkenung zollen, und wenn es dabei, entgegen ihrem Wunsche, leider nicht unblutig hergegangen ist, so darf man die Hoffnung aussprechen, daß es ihnen gelingen möge, ihr großes Werk wenigstens von jetzt an ohne Blutvergießen durchzuführen.
Wo ist Dom Manuel?
Auch diese Frage konnte aus dem Wirrwarr der verschiedenen Meldungen noch nicht klar herausgeschält werden. Sicher dürfte nur soviel sein, daß der abgesetzte König zu Schiff, „fern von Madrid" loeilt. Nach einer Reihe von Depeschen ist es das brasilianische Kriegsschiff „Sao Paolo", nach einer anderen Reihe Tom Manuels Jacht „Amelie", nach einer dritten Anzahl dasenglische Schiff „Newcastle", aus dem der König nach bis jetzt noch unbekannter Gegend entfloh. Am unwahrscheinlichsten klingt, was von vierter Seite gemeldet wird, daß sich Dom Manuel und sei >.e Mutter in Mafia (Stadt in der portugiesischen Provinz Estremadura, in der Nähe
von Lissabon) befinden. Mehr Wahrscheinlichkeit har eine Reutermeldung aus Gibraltar. Nach ihr soll dort in der Nacht zum Freitag die Pacht „Amelie" mit der königlichen Familie au Bord vor Anker gegangen sein. Die Uacht fahre nach England. Man wird weitere Nachrichten abwarten müssen, um genaue Kenntnis über das Schicksal des erst 21jährigen Tom Manuels zu erlangen. Mann kann das Schicksal des jungen Mannes beklagen, der für die Zustände, die seit Jahrzehnten in Portugal! herrschten, nicht verantwortlich gemacht werden kann. Ep selbst aber hat durch seine Lebensweise, nicht zuletzt auch durch sein Verhältnis mit einer Varietedame, die. jetzt in Wien ist u. sich dort als „Freundin eines abgesetzten Königs" interviewen läßt, viel böses Blut gemacht. Das furchtbare Schicksal, das seinen Vater und Bruder traf, ist ihm erspart geblieben und so kann er sich seines Lebens noch lange erfreuen, ohne die Krone, die ihm ohnehin zu schwer war.
Die englische Regierung,
die einige Schiffe vor Lissabon sandte, ließ gegenüber anders lautenden Berliner Meldungen erklären, daß sie vop Ausbruch der Revolution keine Kenntnis von den Absichten der Revolutionäre gehabt habe, also mit diesen nicht unter einer Decke gesteckt haben könne. Auch der Aufenthalt der Königsfamilie ist in London nicht bekannt, doch ist man dort der Ansicht,, daß sich Tom Manuel an Bord des englischen Kriegsschiffes „Newcastle" befinde. — Von Bedeutung ist auch eine Depesche
aus OPorto
wonach dort große Unruhe herrsche. Tie Nachrichten aus Lissabon werden mit Ungeduld von der Menge erwartet, welche sich nach dem Mittelpunkt der Stadt zusammengedrängt hat. Vor der Redaktton des republikanischen Blattes „Vaterland" veranstaltete die Bevölkerung eine große Demonstration, um ihre Sympathie mit der Revolution Ausdruck zu geben. Tie Massen wurden von Polizeiagenten mit Gewalt zerstreut. Auf die Polizeibeamten wurden aus dem Redaktionsgebäude ein Hagel von Gegenständen jeder Art hinabgeschlcudert, doch sie nahmen den Kamps auf, in dem zwei von ihnen und dreizehn von den Gegnern verwundet wurden. Schließlich wurden die Redaktionsräume besetzt und das dort befindliche Personal zunächst verhaftet, später jedoch wieder in Freiheit gesetzt.
„Möglich, daß Elke ünd Friedrich sie begleiten/
„Dann wollen wir sicherheitshalber für vier.Personen decken, Paula," sagte Fran Gresson. „Bleibt ihr zum Abendbrot hier?"
„Du weißt doch, daß ich spiele, Mama. Zum fünf- ünddreißigsten Male, ohne Unterbrechung, diese Bombenrolle!"
„Ja, es ist entsetzlich anstrengend- sage mix
aber, wozu diese ewigen Proben, wenn das Stück Kasse macht?"
Agathe Gresson hob die vollen Schultern. „Das Hab« ich den Wien heute auch gefragt. Diese ewigen Neubesetz-' trugen sind nachgerade tötend."
„Ist Werner immer dabei?" Die alte Frau war auf, gestanden und fegte mit einem winzigen Handfeger die Krümel auf ein silbernes Schippchen. Ihr Aussehen war äußerst harmlos; aber ein schräger, lauernder Blick fias die Tochter.
„Nein," antwortete diese schon von der Tür her, „mit dem Glück, das nur ohnehin reiche Leute haben, hat er vor einigen Wochen seine Villa verkaufen können. 'Selbstredend hat er sofort eine andere gekauft. Der Tichter- berüs ist momentan vergessen, da er mit der Einrichtung beschäftigt ist."
„Ah so, darum kommt er jetzt auch so selten."
„Er ist gar nicht in Berlin", lautete die ungeduldig« Antwort.
, ,Was, Werner ist verreist — ohne Abschied zu nehmen? Komisch!"
„Gar nicht komisch Weiler, liebe Mama", rief ZLgathe jetzt gereizt, „er Hat den vier Erstaufführungen seines Stückes in der Provinz beigewohnt und nebenbei mit seinen Künstlern über die Neueinrichtung konferiert. Alles sehr natürlich, nicht wahr?"
„Allerdings," gab die Mütter zu, „ich bin ja schon zufrieden, wenn er sich nur von dir im Theater verabschiedet hat. Nach deinem Benehmen und deiner ewigen Mißstimmung in der letzten Zeit fürchtete ich schon — "
„Herrgott, was fürchtetest du denn schon wieder?"
/»Nun, hm — — — früher war er doch schließlich täglich bei uns."
,-GewiA pm mit mir die Rolle durchzirgeheL" (Fortsetzung folgt.)