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Leleion nr. 41
27. Jahrg.
Montag, den G. Junr 191V.
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Nr. 128.
Vom Heiligen Stuhl.
Der maßlose Angriff, den der Papst in seiner neuesten Enzyklika gegen den Protestantismus gerichtet hat, fordert pns evangelischer Seite leidenschaftliche Wwehr heraus, wie vorauszusehcn war. Oder sollte der Papst, sollten seine Kardinale wirklich geglaubt haben, daß die zugespitzte Schärfe, mit der im päpstlichen Erlaß auf die Reformation und die „Evangelische Freiheit" eingehauen wird, von den Protestanten geduldig hingenommen werden würde? Für so unkundig kann Niemand die Kirchenstaatsmänner in Rom halten.
Die bisherigen Entgegnungen sind noch verhältnismäßig zahm. Man muß sich vergegenwärtigen, welche bitterbösen Tinge das Mundschreiben des Papstes dem Protestantismus vorwirft. Der Ursprung der Reformation wird da nicht ans dem ernsten religiösen Wahrheitsdrange erklärt, sondern wie ein bewußtes srevelhaftesTreibenderReformatorenaus persönlichem Eigennutz. „Feinde des Kreuzes Christi" sind nach der päpstlichen Darstellung die Reformatoren gewesen, „Männer irdischen Sinnes, deren Gott der Bauch ist." Sic nannten, so behauptet die Enzyklika, das Böse gut und das Gute böse. Diese Begriffsverschiebung galt bisher als ein Kennzeichen teuflischer Gesinnung. „Perversion des Glaubens und der Sitten", „Pest der Ketzerei", „Korruption der Laster", — das sind die Bezeichnungen, mit denen der Papst die Reformation uird die Evangelische Freiheit belegt. Das Mittelalter stellt er im Vergleich zur Reformation sittlich höher. Es ist klar, daß evangelische Kreise zu einer solchen Schilderung ihrer Bewegung nicht schweigen können.
-Die weltgeschichtlichen Religionskämpfe haben nicht nur den Bekenntnissragen gegolten. Es sprachen auch weltliche Machtfragen mit. Unter den Fürsten, die sich der Reformation zuwandten, ließen sich etliche gewiß von dem Wunsch nach größerer Unabhängigkeit von der kirchlichen Gewalt mitbestimmen. Aber der eigentliche Quell der Reformation war eben doch der ehrliche Glaube, aus der „Korruption" und Perversion", aus der Verderbnis und der zügellosen Mißwirtschaft der damaligen römischen Kirche unddesda maligen Pap st tum sherauszu kom
men. Auf dem Heiligen Stuhl saßen gerade in der letzten Zeit vor der Reformation Päpste, deren sittenloser Lebenswandel auch von der katholischen Geschichtsschreibung den schwersten Tadel erfahren hat, und die selbst von der blindesten Frömmigkeit nicht als vorbildliche „Stellvertreter Gottes aus Erden" anerkannt werden können.
Und wenn man heute sieht, wie sich die Völker in evangelischen und in katholischen Ländern seit der Zeit der Reformation entwickelt haben, so ist unbestreitbar, daß der Abfall vom Papsttum den „Ketzern" nicht zum Nachteil geworden ist. Das protestantische Deutschland (ist hinter dem katholischen bekanntlich nicht «zurückgeblieben, weder im Wirtschaftsleben noch in der Gesittung. Das protestantische England, die sonstigen nordischen Staaten von Europa, die das Evangelium umrahmen, das protestantische Nordamerika, alle diese Reiche sind mindestens ebenso gut vorangekommcn wie die romanischen Länder, in denen die Papstkirche die Oberhand behielt. Solchen offenkundigen Tatsachen gegenüber wird der päpstliche Bann zu einer Kundgebung ohnmächtigen Zornes.
In der politischen Gestaltung unserer deutschen Verhältnisse ist neuerdings viel von der Gemeinsamkeit des Christentums die Rede gewesen. Die rückschrittlichen Parteien haben neuerdings versucht, eine Formel für ein Bündnis zu finden, das aus den Kampf der Bekenntnisse gegeneinander verzichten und statt dessen den vereinten Kampf des Glaubens gegen den Unglauben aus seine Fahne schreiben null. Nach der Stellungnahme des Papstes ist es mit diesem Bündnis nichts. Möglich, daß die bisherige auffällige Schweigsamkeit des Zentrums zur Enzyklika auf die Störung zurückzuführen ist, die seine Politik durch die päpstliche .Herabwürdigung der Evangelischen erfahrt. Denn der Kern auf der blauen Seite des schwarz-blauen Blocks wird schließlich durch die direkten Nachkommen der „verkommenen Fürsten" dargestellt. Das muß bei diesen Bundesgenossen böses Mut machen und könnte den so fest gegründeten Verband gegen Volksrccht und Fortschritt gefährden. Wir meinen aber, daß sich das scheue Verstummen der Klerikalen doch auch noch aus einem ticfern Grunde erklärt. Sie suhlen selber, daß dieser unduldsame päpstliche Vorstoß schlimmer als nur politisch unklug ist, nämlich u ngerecht. Vom obersten Priester der katholi
schen Kirche erwarten heute auch seine treuen Anhänger einen Geist der Versöhnung und Milde, nicht aber einen Ausbruch von Grimm und Haß, der an die finstersten Zeiten der Glaubenskriege erinnert. Es gehört zur wahren Natur des Klerikalismus, daß er in grenzenloser Herrschsucht das Recht der Andern nicht achtet. 'Deshalb ist er der Feind.
Der Evangelische Bund hat gegen die Borromäus-Enzyklika eine Protestkund- gebung erlassen, in der es heißt, die Beschimpfung der religiösen Heldenzeit und der größten Befreiungstat unseres Volkes sei eine empörende Herausforde r u n g des d e u t s ch e n Pr o t e sta n t i s m u s; zugleich sei das Wort von den „am meisten korrumpierten Fürsten und Völkern" eine Schmähung der deutschen Nation. Der Bund ersucht seine Haupt- und Zweigvereine, der Kundgebung sich anzuschließen und „in Wahrung der unveräußerlichen evangelischen Lebenswerte, im Zusammenschluß aller deutschen Protestanten dahin zu wirken, daß die Segensgüter der Reformation als die Grundlagen echter deutscher Gesittung unserem Volke erhalten bleiben."
Deutsches Reich.
Der Kaiser
ist wieder genesen; er vollzieht seit gestern wieder eigenhändig die kl n terschriften. Die „Regentschaft" des Kronprinzen hat also ein Ende.
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Die Erhöhung -er Preußischen Zivilliste.
Der Plan einer Erhöung der Zivilliste hat durch die Besprechung her Fraktionsführer mit der Regierung eine Aenderung erfahren. Tic Vorlage, die nunmehr in den allernächsten Tagen zu erwarten ist, wird als Erhöhung der Zivilliste nur zwei Millionen aus- wcrsen, als nachgewiesenen Bedarf für die Erhöhung der Gehälter der Hosbedien steten und deren Pensionen. Außerdem werden eineinhalb Millionen zur Erhaltung der Königlichen Theater in den Etat eingestellt werden, so daß der Landtag also eine gewisse Einwirkung auf die königlichen Theater erhält. In dieser Form werden die bürgerlichen Parteien die Vorlage annehmen.
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H des Tun bringt Gewinn, langes Reden nur Langeweile.
Morgenländisches Sprichwort.
„Gipfelstürmer."
Roman von Carl ConteScapinelli.
(Nachdruck verboten.!
(Fortsetzung.)
Wie ein Aufschrei in höchster Not klang es, wie ein Schwert schnitt es ihr ins wunde Herz. Eine furchtbare Angst erfaßte sie, — sie konnte nicht mehr, ihre Kraft war zu Ende, seine Lockungxn hatten ihr den Rest an Beherrschung genommen, die .Hände übers Gesicht schlagend, brach sie in lautes Schluchzen aus.
Erstaunt, wie pns einem Tranm erwachend, sprang er aus. Was hatte er getan, er harte sic gekränkt, fies gekränkt! Herzzerreißend klang ihr schluchzen an sein Ohr.
Da stand er auch schon an ihrer Seite!
„Sind Sie mir böse, Heria, ich kann ja nichts dafür, ich bin ja ein Tor, .Herta, hören Sic aus zu weinen! Sind Sie mir böse?!" fragte er nochmals ganz aus der Fassung.
Sie schüttelte pur stumm den Kops.
„Hab' ich Sie erschreckt, Herta, mit meinem dummen Gemurmel?" Er wußte nicht mehr, was er fragte, er wußte nicht mehr, was er tat. Von innerem Feuer ersaßt, schlug er die Hände um ihre Gestalt und küßte in Glut ihre Finger, die ihre Augen deckten!
Und da schien eine Veränderung mit ihr vorzugehen. Die Finger sanken ihr von den verweinren Augen, ihre Arme reckten sich, ihre Züge wurden starr, - - mit einem Aufschrei sank sie ihm in die 'Arme.
Fest preßte er sie an sich, ne mit Küssen bedeckend, erschöpft lag sie ihm im Arm, unter schluchzen wiederholte sie immer wieder: „Ich kann nicht anders, ich kann nicht anders, ich muß dich lieb haben!"
Tann machte sic sich plötzlich aus seinen Armen frei, der alte Stolz schien wieder in ihr aufzusteigen. Tonlos sagte sie: „Was habe ich gemacht. Tu bist ja nichr mehr frei!"
„Wahre Liebe macht frei! Dich, dich allein lieb'
ich, Herta, das andere war ja nur eine Kinderei, eine Laune! Du, du bist mein Alles, nur du!"
„Es ist Sünde, - - eine andere unglücklich machen,
— nein, ich darf dich nicht besitzen! Geh, geh, vergiß mich!"
„Herta, sprich nicht so, komm, setz dich her, laß uns vernünftig reden, wie zwei erwachsene Menschen, die sich lieben! Siehst du, ich will von der anderen loskommen, ich bin doch schon innerlich los von ihr, längst, vielleicht immer! Und dann wirst du mein Weib, du, .Herta, meine Süße!"
„Das kann ich nich: sein! Ich habe ja noch meine Mutter!"
„Tann nimm sie zu uns!"
„Nein, nein, das kann nicht sein! - Geh, vergiß mich, — geh hinaus ins Leben, lebe deiner Kunst, - ich will mich uns der.Ferne au dir freuen!"
„Gut, ich gehe", sagte er plötzlich, -- „ich gehe, aber ich komme wieder, bis ich alles geordncr!"
„Geh, -- geh!" und wieder treuen ihr Tränen in die Augen.
„Wirst du guf mich 'warten, bis ich frei bin, bis ich wer bin?"
Hauchend nur antwortete sic: „Ja, ich will warten. Tag und Nacht will ich warten, und will davon leben und will darob arbeiten! Mer nun geh! Mach' unsere Schuld nicht größer!"
„Laß mich poch bis Nachmittag bleiben!"
„Nein, geh -- geh —!"
Da packte er seine Geräte zusammen und ging. —
In wenigen Minuten stieg er Wetter in die Berge,
— kern Morr hatte er mit ihr mehr gesprochen, keinen Gruß gerauscht, er hatte ja noch eine große Mission zu erfüllen und durfte nicht zögern!
Ter heiße Mittaigsbrand lag auf der aufsteigenden Gebirgsstraße, da Max Panigl weirerwandertc ins bayerische .Hinterland, da Herta mit dein Bilde in der stand zurückkehrte zu ihrer Wohnung. Tausend kleine Pflichten er- warreten sic ja hier! Sie würden ihr die Zukunft tragen Helsen!
XI.
Maricle hatte sich irr München fleißig in der Wohnung zu schassen gemacht, hatte sorglich die Fenster verhäng!, die Sofas und Möbel mit Tücher bedeckt und schließlich alle Räume, in denen sie nichts zu tun hatte, abgesperrt. Ihr Kämmerchen und die Küche blieben offen. Hier waltete .und schaltete sie und langweilte sich auch, wenn es nichts mehr zu tun gab.
Sie lebte ruhig dahin, dachte hie und da an ihren Max und machte mit der Bäckerin oder der Milchsrau von Zeit zu Zeit, damit ihr die Stimme nicht eiuroste, einen Tratsch.
Auch sollte ihr das Warten nicht lange werden, denn von Oberexpedirors war der Brief mit der Freudenbotschaft eingerrofsen, daß Kathi nun doch in Bälde ihren Gustav heiraten würde, .und daß man M diesen Vorbereitungen; bald nach München käme, wahrscheinlich schon in einer Woche.
Da gab cs dann wieder Arbeit und Putzerei, so daß Maricle froh war, daß sic noch wenige Tage sich aus- rnhcn konnte. Ein wenig ärgerte sie sich freilich, daß nun Kathi doch por ihr heiraten sollte, aber es war recht so, sie war ja die Aelterc und länger Verlobte. Und plötzlich fragte sie sich, ob sie denn auch richtig verlobt wäre! Sie tröstete sich damit, daß sic ihren Max schon tvieder an sich fesseln würde, wenn er endlich von den dummen Wanderungen heimkehre. Zu was überhaupt ein Maler nach der Narur malen mußte? Hatte ihm Lcnbach nicht gesagt, er solle ihr schwarzes, trotziges Köpfchen auch malen, aber er hatte dem Meister noch nicht gefolgt; wenn er käme, müsse er es unbedingt nachholen.
So dachte sie, als sie aus dem Küchenstnhl vor dem Kkichemisch saß, und nach der Lektüre des Brieses der Obercxpeditors sich .in ihren großen Tops voll Morgenkaffee mächtige Semmelbrocken eintunktc. Kaffee- war Marieles Leidenschaft, und jetzt, da sie ihr opulentes Menü selbst znsammenstelltc, gab es fast zu allen Mahlzeiten Ka'sec und .Semmelbrocken. Ein mächtiger Tops voll brauner Brühe wurde zu Mittag, am Ngchmiitag, des Abends wieder ausgewärmt.
(Fortsetzung folgt.)