Nr. 97.

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mit Erzähler vom Schwarzwald.

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Lelskon lir. 41.

Amtsblatt für die LLadt Mildbad.

Verkündigungsblatt

der rtgi. Forstämter wildbad, Meistern. Enzklösterle rc. während der Saison mit

amtl. Fremdenliste.

ssi IvsLrsio rmr 8 ! iiu-iosriige io I?kg., nie kiein- s. ft ssoiligs Sermonüreiie.

ueniiimon 15 Ag. äie veiiiLöiie.

Lei iSieZerliolungen LUisin. Lebeit.

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Donnerstag, den 28. April k«»9. 27. Lahrg.

Parlamentarische Polizei.

Liirige erregte Austritte im preußischen Abgeordne­tenhaus, an denen einerseits der Sozialdemokrat Ströbek, andererseits der Präsident v. Kröchsr beteiligt war, -haben letzterem Veranlassung gegeben, die Geschäftsor-dnungs- kommission des Hauses zu beauftragen, eine Milderung der Geschäftsordnung nach der Richtung herbeizusühr-en, daß dem Präsidenten das Recht eingeräumt werde, unbot­mäßige Abgeordnete polizeilich aussperren zu können. Wir meinen, das preußische Abgeordnetenhaus sollte es sich reiflich überlegen, ob es einen solchen Hausknechtspara-- graphen, wie die Snbwmmission der -Geschästsordnnngs- kommission bereits einen ausgeklügelt hat, ansnehmen soll. Wir bestreiten nicht, daß die parlamentarischen tl m g a n g s s o r m e n auch in Deutschland und im preu­ßischen Landtag zuweilen zu verwildern anfangen. Grobe Zwischenrufe, heftiger Lärm, absichtliche Nichtatung der Präsidialgewalt, sörntliche Beleidigungen sind zwar nicht auf der Tagesordnung, aber mitunter an der Tagesord­nung. Dergleichen Bor- und Zwischenfälle sind sehr bedauerlich. Sie schaden dem Ansehen des Parla­ments und sie stören den ruhigen, ordentlichen Verlauf der parlamentarischen Geschäfte. Tie öffentliche Meinung in Deutschland v-erivirft diese unnützen Störungen durch­aus, gleichviel welcher Parteirichtung die Störenfriede an­gehören. Wir Deutschen sind gegenüber solchen Skanda­len nicht so nachsichtig wie die mehr daran gewöhnten Ro­manen oder Madjaren. Wenn in deutschen Parlamenten eineO bstruktio n" versucht würde, die etwa mit Pnlt- deckelgeklapper und Kindertrompeten die parlamentarische Weiterarbeit verhindern wollte, so könnten die Radau­macher sicher sein, daß sie die ganzeVolks st immn n g sofortg egen sich Hütten. Eine politische Absicht selbst, die an und für sich gut wäre, verlöre jede Unterstützung der ernsthaften Volkskreise, wenn sie sich kindischer und ge­walttätiger Mittel bediente. Zn Handgreiflichkei­ten gar ist es in deutschen Parlamenten überhaupt noch nie gekonrmen. Darauf braucht man nach deut­schem Gefühl nicht einmal besonders stolz zu sein. Es ist .einfach 'selbstverständlich. Das Gegenteil wäre abscheulich und- emvörend. Schlimm genug schon, daß. in letzter Zeit

ü ein paarmal die Heftigkeit einzelner Zwischenruser sich bis zu Schimpfworteil verflieg, und daß ein würdiger Volks­vertreter bereiis einmal beinahe seine Aermel auskrcmptc und gewissermaßen die Gegner zürn Faustkampf heraus­forderte. Aber das war hoffentlich nicht viel mehr als ein mißratener Scherz.

Wir glauben, daß nach der bisherigen Entwicklung der Parlamentssitten, obwohl nicht alles ist, wie es sein sollte, doch die Einführung von G e w a l t m r e gel n ge­gen ruhestörende Abgeordnete n icht nötig ist. Noch immer wird ein Vorsitzender, der für sein Aint geeignet ist, soviel Einfluß haben, um den Abgeordneten, der die Würde des Hauses verletzt, zu einem gesitteten Be­nehmen zurückzuführen. Jordan v. Kröcher zum Bei­spiel, der konservative Präsident des preußischen Abgeord­netenhauses, hat bisher mit einer Mischung von Kraft und Witz, die nicht die schlechteste Eigenschaft des Junkers ist, die Ausfälle allzu hitziger Kämpen einzudämmen ver­mocht. Er wird sich auch für die Folge ohne den Poli- zeibüttel zu helfen wissen. Und wenn ein anderer Par­lamentspräsident, etwa der Erbprinz Hohenlohe im Reichstag, gelegentlich in eine bedrängte Lage geriet, aus der er sich nicht herauszuhelsen wußte, so lag die Schuld wohl an der mangelhaften Begabung des Vorsitzen­den. für die besonderen Anforderungen seines Postens. Un­geschicklichkeiten, ivenn sie ins Große wachsen, und Un­gerechtigkeiten, selbst wenn sie scheinbar nur klein sind, läßt sich kein Parlament der Welt bieten, auch das zahmste nicht, und Entrnstnngsstürme, die aus diesem Protest ge­gen Willkür und Parteinahme stanrmen, sind sogar des Beifalls im Volk sicher.

Der '.Abgeordnete soll nicht im .Hinblick auf die Po­lizei, die ihn gewaltsam ans dem Sitzungssaal schleppen kann, im Ton und Ausdruck maßhalten und bei Angriffen gehässige persönliche Beleidigungen vermeiden, sondern die Pflicht g esi t t eck er und w ohlanstä n d i g e r Par­ti am e n t a r i s ch e r Formen liegt ihm ob, weil er andernfalls feine Wähler schlecht ver- t.r.i.t.t .und seiner Sache schlecht dient. Auf die eigene Verantwortlichkeit muß das Betragen der Par­lamentsmitglieder gestellt sein. Hat der Präsident Polizei- befugnifse und Poltzeigewalt hinter sich, so kann der Volks­vertreter jedesmal bis an dis äußerste Grenze des Mögli-

Ver dümmste Dieb ist der Tagedieb; er bestiehlt sich um das eigene Leben. fZosef Unger.

NyGipfelstürmer."

Roman von Carl Conte Scapinelli.

(Nachdruck verboten )

(Fortsetzung.)

Eng an Gustav geschmiegt saß. Kathi da, in all den Sorgen und Kämpfen suhlte sie sich doch gefeit, gefeit und geschützt durch ihre Liebe, fühlte sie sich plötz­lich doppelt eins mit dem blonden jungen Mann neben ihr, dessen Augen so 'sorgenlos in die Welt schauten und der ihrer starken Hand, ihres Schutzes bedurfte. Und Plötzlich erschien ihr der heutige, stille, g-ewitterschwangere Abend im Familienkreis hundertmal schöner als all' dis anderen, heute blieb ihr Gustav, heute stand er aus ihrer Seite, heute forderte ihn niemand von der ganzen Familie lür sich ein.

Nock) lieber harte sie ihn von dieser Sttinde an, da sie ihn von ihren Eltern keck zum Manne verlangt, da sie hm in allernächster Zeit' angetrant sein wollte, damit chr ihn niemand mehr nehme, kein Vater, nicht ihre Atern, niemand, auch nicht die Berge.

Und während Herr Meininger seiner Frau von den Unannehmlichkeiten im Bureau erzählte und nervös schnupfte, was heute Frau Eäcilia ans Nachsicht nicht einmal tadelte, wandte sich Kathi an Gustav und ans ftnem unbestimmten Gefühl heraus beschwor und bat Ne ihn:

Laß die Berge, Gustav, dann wird alles At, laß die Berge!"

Mer warum Kind!" fragte er lächelnd.

Ich weiß nicht, - ich Hab' so Angst vor ihnen, ^ß, sie, folg' mir, wenn du mich lieb hast!"

^ Tann war es Zeit, daß Gustav aufbrach, die düstere Stimmung, die den ganzen Abend geherrscht hatte, hatte !km niedergedrückt, er war frov, ihr endlich entrinnen zu -önnen!"

.Also schlagt euch diese Heiratsgedanken ans hem AbPs. Legt euch einen anderen Ausweg zurecht und ich verspreche euch, nach Kräften und schon im voraus dazu j

behilflich zu sein!" sagte Herr Meininger zum Abschied zu ihm.

SMafen .Sie gut, gnädigste Mama!" meinte Gu­stav zu Frau Eäcilia.

Wie werde ich das nach solchen Aufregungen kön­nen!" seufzte diese. Tann war er entlassen.

Draußen schlang Kathi, von innerer Erregung durch- zllterr, ihre Arme fest um Gustavs Nacken.

,,Jch laß dich nicht, ich laß dich nicht, und wenn ich nnt dir nach Berlin flächen müßte!"

sind selbst von ihrer tiefen Liebe ergriffen, hauchte er:

Du Süße, du Mutige!"

Herr Gustav von Prandow war nicht der Mann, um sich, länger seine Stimmung durch den bösen .Streit mit den Schwiegereltern verleiden zu lassen. Er ver­ließ! sich schon ganz aus seine Käthe, da er in Gedanken durch -die menschenleeren Straßen dahinschritt, die sicher den besten Ausweg finden würde.

Längs der Isar schritt er dahin, über der breit und glitzernd der- Mond' lag. Das Bild berauschte ihn, der mächtige Strom schien ihm Grüße von den Bergen am -den glitzernden Wellenkämmen zuzutragen, von seinen bayerischen Bergen. Und auf einmal war sr in der Phan­tasie wieder bei ihnen, von denen ihn heute erst wieder Käthe flehend gewarnt. Er lächelte über ihre Warnung! Das war nur Eifersucht und höchstens noch die Angst vor etwas Unbekanntem, vor etwas unsagbar Schönen:, das sie nicht kannte.

Er trat an die Kaimauer der Isar, er beugte sich über sie und horchte hinab -zu den schäumenden Wellen! Sie flüsterten ihm ihre Geschichte zu. Oben im Glet­schereise geboren, waren sie den langen Weg gewandert, von -der eisigen Höhe unter ^ewigen Schnee, durch des Hoch­walds moosigen Grund zum Tal. Von den heimlichen Schönheiten der Berge, von den tiefen Schluchten, den lauschigen, rauschenden Winkeln erzählten sie ihn:, pon den ragenden stolzen Tannen, die sie-beschatter, von den harten Wurzeln der graurindigeu, mächtigen Buchen, die sie gespült und genährt, vom ewig bewegten Farnkraut, das sie geschaukelt, vom tiefgründigen, dunklen Märchen­see, den sie für Stunden gespeist, in dessen Tiefen sie kurze Zell wie in einem weichen, dunklen Bette geruht, während sie dabei der Bergriesen stolze, weiße Häupter widerge- spiegelt. An Sennhütten vorüber war's weiter zum Tal

chen gehen. Ist dagegen der Abgeordnere selber genörig:. über sein Verhalten zu entscheiden, so wird er sein Tem­perament weit eher zügeln und bemüht sein, Besonnenheit und Taktgefühl walten zu lassen. Wer sich über diese Begriffe leichtfertig hiirwegsetzen wollte, könnte bei der Neuwahl schlechte Erfahrungen machen. Tie Gunst der Wühler märe wohl rasch- verscherzt.

Jedenfalls ist eine Redefreiheit, die nur in dem richtigen Empfinden für Wichtigkeit und Ehre des Parla­mentarismus sich selbst ihre Grenze zieht, der ideale Zu­stand. Ter Landtag müßte die Zumutung, daß seine Mit­glieder unter Polizeiaufsicht gestellt werden sollen, entschlossen .zurückw-eisen. Wer es hat leider den An­schein, als ob die Konservativen uird das Zentrum im holden Bunde die Polizei Herbeirusen wollen, nicht aus sachlicher Nötigung, sondern weil sie eben an der Macht sind und ihre Parteiherrschaft durch derlei Zwangsmittel zu befestigen meinen.

!Ski« -- «" - - D.

Aus dem Reichstag.

Wahlprüfungen

kb. Berlin, 26. -Ztpril.

Das interessante Thema der Wahlprüfungen und daneben wohl auch die Annahme, daß es unter Umstün­den zu namentlichen Abstimmungen kommen und man sich infolgedessen durch Fortbleiben den Verlust von 20 Mark zuziehen könne, hatten zusammengewirkt, um den Reichstag heute in außergewöhnlichem Maße zu füllen. Nicht weniger als 17 Mandate wurden dem Reichstag zur endgültigen Entscheidung unterbreitet. Zn Anfmrg ging es auch ganz glatt: die Wahlen des Polen Glo- watzki, gewählt für Kosel-Groß-Strehlitz und des El­sässers Labroise, der als Vertreter von Saarburg den letzten unter den 397 Wahlkreisen erobert hatte, wurden, wie es die Kommission beantragt hatte, für gültig erklärt. Dann aber zeigte sich ein Schauspiel, das der Reichstag bisher noch niemals erlebt: die bürgerlichen Parteien desavouierten von nun ab konsequent die­jenigen ihrer Fraktionsmitglieder, die in der Wahl­prüfungskommission gesessen, und beschlossen bei allen den Wahlen, die die Kommission für ungültig erklärt hatte.

gegangen, tiber kantige Felsen, die ihnen den Weg ver­sperren wollten, weiter zur Ebsiw, zum breiten. Fluß, zum klaren Bergwasser, in dem sich die rmgetuprten Fo­rellen hurtig badeten.

Bon überall her brachten sie ihm Grüße, von. über­allher kamen sie, wie starke, trotzige Bundesgenossen ihn» zur Hilfe um. seine bösen Gedanken, um seine letzten Be­denken zu zerstreuen, die die Worte Kathis in ihm hervorgernfen.

Warum wollre sie ihn vor den Bergen warnen, zu denen es ihr: immer wieder zog? Wahr und rein, hoch und hehr waren sic, klar und strenge, ernst und unnahbar! ' .

Nein, gerade sie nrnßten ihn: nützen, mußten ihm auch diesmal Hilfe bringen. Und wenn er wirklich hach Berlin mußte, dann wollte er wenigstens noch vorher zu ihnen eilen und von ihney Abschied nehmen. Dort oben in der Stille der Bergwelt würden ihm die Gedanken kommen, wie sich seine Zukunft gestalten sollte. Sie soll­ten ihm raten und helfen!

^ Vielleicht, daß er in irgendeiner Form von ihrer -exhönheir erzählen konnte und so sich Geld verdienen würde, ehrliches, wohlerworbenes Geld, das ihn hei­raten, das ihn studieren, das ihn den Doktor machen ließ.

Und in seinem grenzenlosen Optimismus tröstete er sich schon mit der Hoffnung, fand schon in dem Gedanken an die Hille seiner geliebten Berge Trost.

Er wanderte weiter und vergaß nach "und nach ganz die düsteren Szenen des heutigen Abends, war plötzlich ganz wieder vom Zauber der Berge umfangen.

Neue Pläne, neue Touren dachte er aus und an seiner- Seite schritt Käthe den Höben zu, Käthe, sein ta­pferes Weib, das mit ihm nicht ins laure Berlin, sondern in die einsamen Berge geflohen.

Was konnte einem die ganze Welt, was konnte ihm die Strenge des Vaters anhaben, wenn er zwei so starke und gewaltige Lieben in seiner Brust schloß, wenn zwei Tröster und Bundesgenossen ihm erwuchsen, zwei so klare, ernste, stille, hehre Helfershelfer wie Käthe und die Bcrgc.

Und plötzlich verglich "er sie in ihrer ursprünglichen Wahrheit, tn ihrer natürlichen Größe und in ihrer ragen­den Höhe: seine Bergs und seine Käthe.

Und taumelnd vor Glück und trunken vor Freude, schritt er durch die Helle Mondnacht -seiner Wohnung zu.

(Fortsetzung folgt.)