Saison 1910.

Immer wieder wird es Frühling und der graue düstere Winter ist zerronnen wie Jungschnee im Sonnenschein. Verschwunden die graue Langeweile, das eintönige, mono­tone Leben stürmischer und naßkalter Wintertage, ver­schwunden Rodelsport und Skifreuden, enteilt Wochen und Monate.

Immer wieder stehst du da, du bräutlich geschmücktes Wildbad, im grünen Lichtgewande. Wie eine Königin um­geben von ihrem Hofstaat, so blicken ehrfurchtsvoll die jahr- tausende alten Bergriesen in, prächtigsten Mantelschmuck auf dich hernieder. Und alle Quellen springen und tausend Vöglein singen ... wie jedes Jahr

Das Lebenselexier. das Heilwafser, rauscht in silbernen Strömen aus deiner Quellen unermeßliche Tiefen und be­lebt nun wieder von Neuem mit frischer Kraft die kranken Herzen. Aus dem Banne trüber Nächte und aus bangen, langen Schmerzen matte Seelen aufzuringen öffnest du aufs Neue wiederum die Pforten zu deinem heilsamen Wasser. Und aus niederen Häusern und dumpfen Gemächern,' aus Palästen und selbst aus Schlössern kommen in Scharen die leidenden Menschen, um wieder gesund, zufrieden zu werden. Doch nicht nur die Quellen beleben die Menschheit mit neuem Blut, mit frischem Geist, auch Wildbads Berge winken freundlich und bieten lauschige Plätzchen, wo der Mensch wieder einmal ganz Mensch sein darf.

Und tausend neue Hoffnungsfunken werden nun wieder sprühen. Vielleicht ist manches Fünkchen nur ein auf­flammendes Wetterleuchten, vielleicht aber auch das Morgen­rot eines neuen, gekräftigten Lebens.

Noch stehen verlassen die lauschigen Waldlauben, doch schon im Geiste seh ich wandern auf den einsamen Steigen und seh die stille Heiterkeit der Seelen kranker Wanderer.

Frühlingslicht, Sonnenleuchten zwängt sich durch die Bäume der Kuranlagen und umspielt das neue Kurhaus mit lichtgrünen Reflexen und malt zitternde Goldkringel auf das junge Blattgrün, wirft gigantische Schatten aus

allen Wegen und Steigen. Und die Enz rauscht und braust wie ein mächtiger Geisterchor, der der göttlichen Natur ein Loblied singt und drüber Haschen sich und spielen goldgelbe Falter, drüber jubeln die Vöglein im Chor.

Glückliches, verheißungsvolles Wildbad. Ich möchte alle deine Herrlichkeiten wie eine prächtige Blume in meine Hand halten und fassen mit der andern die Welt und möchte der kranken, vergrämten Menschheit herzlich zusprechen: Hier allein in heilsamer Flut kann Euer Herz gesunden, hier allein in trauter Waldeinsamkeit werden Eure Tränen heimlich in den Wind gleiten!"

Mit der Hoffnung auf eine gute Saison möge sich bei allen Wildbadern der Dank regen, der das Große und Herrliche, das Erhabene, das Wildbad in sich birgt, schätzt, für die heilenden Wasser, aus welchen wohlige Glut ins Leben dringt, die das Blut läutern und alles Krankhafte und Unreine im Menschen verzehren. Ja, seien wir stolz auf unser Wildbad, das so vielen, vielen Menschen neuen Mut, neue Kraft, neues Leben verleiht.

Möge auch die kommende Saison für alle Kurgäste und auch für alle Wildbader eine recht erfolgreiche und günstige werden. 8. L.

Lokales.

Wildbad, 27. April. Unseren Lesern übermitteln wir mit der heutigen Zeitungsnummer das vorläufig auf­gestellte Vergnügungsprogramm für die Saison 1910. Schon mit einem flüchtigen Ueberblick kann man konstatieren, daß das diesjährige Programm mit seiner Fülle und Gediegenheit von Veranstaltungen alle Vorgänger bei Weitem übertrifft. Der Dank dafür gebührt vor allem der rastlosen Tätigkeit und den liebenswürdigen Bemühun­gen des Kgl. Badkommissärs Freiherr von Gemmingen, der mit feinem Kunstsinn eine Auslese von Vergnügen aus­gestellt hat, die selbst den verwöhntesten Geschmack befrie­digen muß

Pforzheim, 27. April. Die bisher auf ihrer Tournee unbesiegten englischen FußballspielerThe Pirates" haben am letzten Sonntag in Stuttgart, im Wettspiel mit den StuttgarterKickers", eine Schlappe erlitten Auch beim gestrigen Wettspiel mit dem 1. Pforzheimer Fußball-Club haben die Engländer wieder verloren und errang der Pforz­heimer Club den Sieg mit 2 : 1.

Stanleys Autobiographie, die vor kurzem von seiner Witwe herausgegeben wurde und in England und Amerika das größte Aufsehen erregte, wird demnächst auch deutsch zu lesen sein. Die in München neu erscheinende Literarische ZeitungDie Les e", die ihren Stoff aus der .Literglur aller Völker und Zeiten wählt und eine Organi­sation ihrer Leser anstrebt, kündigt in ihrer vorliegenden zweiten Nummer an, daß sie das bedeutsame Werk mit allen Rechten für die Ausgabe in deutscher Sprache erworben hat und es im ersten Jahrgang zum Abdruck bringen wird. Das Leben Stanleys, den die Schwarzen Bula Matari, den Felsenbrecher, nannten, ist so reich an Schicksalen, daß man das Werk als eines der spannendsten der Weltliteratur bezeichnen kannIch möchte den jungen Männern aller Länder mit diesem Buche Helsen", schreibt Lady Stanley an Die Lese". Ich habe darüber nachgedacht, wie es von Hunderttausenden von Menschen gelesen werden könnte; es enthält die Grundlage dafür, wie man die größte Tatkraft erlangen kann", schreibt der Herausgeber von Mc. Clure's Magazine in New Jork. Außerdem enthält die Nummer Novellen von Achim von Arnim und Hermann Sudermann, ungedruckte Gedichte von Johanna Wolfs, Gedichte von Prinz Emil von Schönaich-Carolath, einen interessanten Auf­satz über Stanleys Memoiren, Humoristisches und Mitteilungen der bereits gegründeten Organisation Die Lese E. V. in München.

Druck und Verlag der Beruh. Hofmamischen Buchdruckerei ln Wildbad. Verantwortlich: i. V.: Paul Köhler daselbst.

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Die Bewerber um eine Schaffnerstelle und eine Maschinisteri­stelle bei der Bergbahn haben sich

binnen 3 Tagen

beim Sladtvorftand zu melden.

Wildbad, den 26. April 1910.

Stadtschultheißenamt: Bätzner.

Wildbad.

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Donnerstag, den 9. Juni d. I.

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aus»der hiesigen Grundbuchamtskanzlei im Wege der Zwangsversteigerung zum Verkauf.

Den 26. April 1910.

Kommissär:

Gerichtsnotar Oberdörfer.

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Gerichtsvollzieher:

Bott.

Wildbad

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