sprach über die Einigung der Freisinnigen: Man habe sich aus die Selbsthilfe besonnen, Ter Anfang dazu sei die Fusion, Man möge regieren in Deutsch­land wie man will, zufrieden und frei wird das Bürger­tum erst dann sein im Reich- wenn es nach, Maßgabe der Grundsätze regiert wird, die die Fortschrittliche Volks­partei fest entschlossen ist, zur Durchführung zu verhelfen, (Stürmischer Beifall). Sodann sprachen Reichs- und Landtagsabg. Storz über die politischen Aufga­ben der neuen Partei, Parteisekretär Fischer- Heilbronn über die sozialpolitischen Aufgaben und Ttadtgeometer Kercher überJugendorgani­sation". In einem Schlußwort konstatierte Konrad Haußmann, wie aus der geeinigten Partei der be­lebende Geist besruchteild auf weite Kreise wirke, for­derte zu energischer Aufklärungsarbeit auf, gedachte der besonderen Verdienste Payer's um die Einigung und gab che Parole aus: Bürger zu werden im besten Sinne des Wortes! ' Me Versammlung war sehr stark be­such! und hat der Partei viele neue Freunde zugeführt.

Stuttgart, 12. April, Wie die Blätter melden, ist üriegsminister von Marchtaler aus seinem Urlaub zurückgekehrt. Ferner wird berichtet, das sich der fran­zösische Handelsminister Tu Puy gegenwärtig in Cann­statt anrhätr, um einen dortigen Arzt zu Rate zu ziehen.

Stuttgart, 12. April, Ta verschiedene hiesige Zi­garettenfabriken in der letzten Zeit Arbeiterent­lassungen vorgenommen haben und in größerem Umfang zum Maschinenbetrieb übergegangen sind, so haben sich die stellungslos gewordenen Arbeiter uud Arbeiterinneu znsammengeran, um einen eigenen Betrieb zu er­öffnen,

Kormveftheim, 12, April, Tie Former und Gie­ßer der hiesigen Eisengießerei A. Stotz, die gestern we­gen Lohndifferenzen in den Ausstand getreten waren, ha­ben Heute früh nur 9 Uhr die Arbeit wieder anf- geno in in e n, nachdem die Verhandlungen zu einer Ver­ständigung geführt haben. Um 7 Uhr morgens hielten die Arbeiter noch eine Versammlung ab, in der- das Er­gebnis der Verhandlungen besprochen und gntgeheißen wunde.

Hohenheim, 12. April, Heute Nacht verzeichueten die Instrumente der hiesigen Erdbebenwarte ein ziem­lich heftiges Fernbeb eu. Die Herdentfernnng be­rechnet sich aus etwa 9500 Kilometer. Ter Vorläufer traf hier um 1 Uhr 34 Min, 25 Sek, ein,

Reutlingen, 12, April, Tie Bauarbeiten zu der neuen Ulanenkaserue in Ulm sind dem Bauwerkmeister Konrad Röcker, in Reutlingen, der auch die Dragoncr- kaserne in Cannstatt gebaut hat, übertragen worden. Me Voranschlagsumme beträgt 290 000 Mark,

Schwenningen, 12. April. Gestern vormittag tra­ten 10 hiesige Familien die Reise nach Amerika an, um dort ihr Glück zu versuchen. Zahlreiche Freunde uud Verwandte gaben den Scheidenden das Geleite zur Bahn, -darunter eine größere Anzahl Sänger des Mannergesang­vereinsFrohsinn", die Abschiedslieder fange,:.

Tuttlingen, Bei der Gewerbegerichtswahl haben nur nenn Arbeitgeber abgestimnrt. Me Arbeiter wählten elf Vertreter der Bereinigten Gewerkschaften und einen der christlich-nationalen Arbeiterorganisation, Me Vertreter der Arbeitgeber gehören durchweg dem Ge- werbevcrein au. Me Vereinigten Gewerkschaften haben einen Sitz gewonnen.

Nah und Fern.

Unter den Räder».

In der Nacht ruf Mantag wurde in Plochingen der zirka 45 Jahre alte C, Forstner, ivelcher auf der GüterumladesteUe gngestellt war, in , dem Moment, als er das Gleis überschreiten wollte, von einem Güter­zug erfaßt nick) der Körper direkt in der Mitte durchschnitten, -Er Unterläßt eine Wirwe.

Der Direkter des Heppenheimer Donwerks,

-eines Zweiggeschäfts der vereinigten Speyerer Ziegel- werke, Josef Seidenbinder, ein geborener Mann­heimer, hat sich der Staatsanwaltschaft Darmstadt gestellt, unter der Angabe, daß er Wechselfälschungen und Unterschlagungen in Höhe von etwa 20000 Mark be­gangen habe. Voraussichtlich ist der Betrag höher. Sei­denbinder, der 36 Jahre alt und verheiratet ist, soll sehr solid gelebt haben. Geschädigt ist eine Darmstädter und -eine Bensheimer Bank. Seidenbinder wurde in das Pro­vinzial arresthaus in Darmstadt eingeliefert. Wie wir noch erfahren, hat Seidenbinder, um die gefälschten Wechsel diskontieren zu können, die Unterschriften des Prokuristen gefälscht, ebenso die Unterschriften der Kunden, die niemals Wechsel auf sich ziehen ließen. Me Verun­treuungen belaufen sich bis setzt auf 17 bis 18 000 Mk. Geschädigt ist außerdem noch ein Bank in Bad Nauheim.

Der letzte Kofjägcr-Hänptling.

Aus Sidney wird der Fr. Ztg. berichtet : Ter durch seine kleb er satte ans die bei Bella Lavetta in den briti­schen Salomonsinseln lebenden Weißen - er hat deren zum mindesten zwanzig auf den. Gewissen be­rüchtigte und gefürchtete Häuptling Zeto ist endlich ergriffen worden, Zeio, der nicht müde wurde, wett und breit zu erklären, er beabsichtige, alle in den Sa­lomonsinseln lebenden Europäer anszurotten, um die Rein- Heil der schwarzen Rasse zu erhalten, Hai übrigens auch seine eigenen Landsleute niemals verschont. Ggb es ge­rade keine Weißen zu erschlagen, so fielen er uud seine Bande eben über die benachbarten Stämme her und mach­ten alles nieder, was ihnen in den Weg lief. So erklärt es sich, daß die Zahl der von Zeto und seinen Anhängern hin­gemordeten Kanälen aus 'mehrere Hundert geschätzt wird. Sein letzter Mord war die Absch-lachtung der Familie eines in Bagga als Händler ansässigen Engländers namens Binftin, Diese Greueltat veranlaßte den Resident-Com- mWoner, eine Abteilung der eingeborenen Polizei an Ort und Stelle Pt senden. Schließlich, nach dreiwöchiger Ver­folgung, ist es gelungen, zwölf der Anhänger Zetos ding­fest Pi machen, während siebzehn erschossen wurden. Zeto selbst entkam während eines heftigen Sturmes krach her

in der Nähe liegenden Insel Kulambangra, wo sein Ver­steck nunmehr endlich entdeckt und er selbst gefangen ge­nommen worden ist. Mit seiner Ergreifung ist der letzte der als Kopfjäger bekannben Häuptlinge, die noch den britischen Behörden Widerstand entgegensetzten, unschädlich gemacht worden, sodaß die Nachricht von seiner Festnahme unter der weißen Bevölkerung der Gruppe begreiflicher­weise allgemeine Befriedigung hervorgernfen Hai.

Kleine Nachrichten.

Ter 22 Jahre alte Schuhmacher Johann Ries aus Böhmen lernte letztes Spätjahr in Reutlingen eine achtzehnjährige Fabrikarbeiterin kennen und verliebte sich sterblich in sie. Ans der Wanderschaft kam er nun wieder nach Reutlingen und suchte sein Lieb aus. Tie Frage, ob es ihm noch hold sei, muß offenbar eine verneinende Antwort gesunden haben, denn der Jüngling schoß sich aus verschmähter Liebe in einer Wirtschaft mit einem Re­volver in die Schläfe und mußte schwer verletzt in das städtische Bürgerspital verbracht werden.

Luftschiffahrt

Ulm, 12. April. Für die von der Karnevalgesell­schaft zu Pfingsten zur Ausführung kommenden Aufstiege mit dem neuen Passagierlustschist Z. 4, zeigt sich aller­orten das lebhafteste Interesse; namentlich laufen von auswärts fortwährend telephonische und telegraphische Be­stellungen von Fahrkarten ein. Da die Zahl der ver­bindlichen Anmeldungen bereits 90 überschritten hat, ist mit der Luftschiffbau-Zeppelingesellschaft ein Abkommen für weitere 50 Personen am Pfingstsonntag getroffen worden.

Ans Baden, 12. April. Tie erste Fahrt des Luft­schiffes Z 4 mit Passagieren nach Baden-Baden steht für die zweite Hälfte des Monat Mai zu erwarten. Laut der nunmehr zwischen Direktor Colsmann und dem Oberbür­germeister von Baden-Baden abgeschlossenen Vereinbar­ungen handelt es sich- aber zunächst nur um einen kurzen Besuch, verbunden mit einer Landung und einigen Auf­stiegen zu kurzen Auffahrten. Dauernd soll das Luftschiff erst in, August und September, der Hochsaison von Ba­den-Baden, dort verweilen, wenn erst die große Luftschiff- Halle von Oos fertig gestellt ist.

Gerichtssaal

Stuttgart, 11. Slpril. Eine rohe Tat, die leicht den Tod eines Menschen hätte zur Folge haben können, führte den 20 Fahre alten Fabrikarbeiter Karl Kocher von Ditzingen vor die Strafkammer. Ein anderer Fabrikarbeiter hatte am 23. Januar eine geringfügige Bemerkung über den Angeklagten gemacht. Wegen dieser folgte ihm Kocher 14 Tage später, nachdem er längere Zeit mit ihm in einer Wirtschaft gesessen hatte, bei dessen Nachhausegehen aus die Straße und stellte ihn wegen der Aenßernng kurz zur Rode. Gleich darauf erhielt der An­geredete einen heftigen Schlag gegen die Brust; dieser flüchtete, nachdem er den Angreifer vergeblich durch einen Steinwurf abzuwehren versucht hatte. Kocher verfolgte ihn zunächst weiter, doch ging er in die Wirtschaft zu­rück, als er sah, daß der andere vor seiner Wohnung zusammenbrach. In der Wirtschaft äußerte er, daß, man ihn am nächsten Tage abholen werde. In der Tat hatte K. seinem Gegner mit einem großen Stiletmesser einen tiefen Stich in die Brust versetzt, der auch die Lunge verletzte pnd so eine lebensgefährliche Verletzung hervorrief. Ter Gestochene wurde in ein Stuttgarter Spi­tal überführt, wo er sechs Wochen darniederlag; er ist auch heute noch nicht arbeitsfähig. Tie Strafkammer verurteilte den Angeklagten wegen gefährlicher Körper­verletzung zu einer Gefängnisstrafe von 1Jahr2 Mo­naten,' abzüglich -ft Monate Untersuchungshaft.

Vermischtes

Untersuchmrgett über den Nährwert des Biers.

In derZeitschrift für Chemie und Industrie der Kolloide" finden sich sehr interessante Beiträge zur Er­kenntnis kolloidchenrischer Vorgänge bei der Bierbereit­ung von Fritz Einslander. Er schreibt dort u. a. :

Dem Biere, speziell dem dunklen bayrischen Biere, schreihst der Volksmuird einen erheblichen Nährwert zu. Dieser stark ausgeprägte Volksglaube konnte aber wissen­schaftlich nicht die gebührende Stütze finden. Es soll deshalb versuchst werden, auf anderem Wege als bisher hier Klärnirg zu bringen.

Bekannt ist, daß reine Kuhmilch von den Kindern nur äußerst schwer verdaut wird, weil dieselbe, sobald sie mit dem Magensaft (Salzsäure) in Berührung kommt, sofort koaguliert. Bei Zusatz von Gelatine (oder Ger­sten schleim, isländischem Moose nsw.) aber wird das Kasein entweder ganz ant Koagulieren verhindert oder aber, wem, es doch koaguliert, sind die Gerinnsel so feinkörnig, daß sie sich beim Verdaunngsprozeß leicht auflösen Die gelatinösen Substanzen umhüllen eben das Kasein und verhindert so seine Koagulation durch Säu­ren. Aehnliche Verhältnisse treffen wir bei der Frauen­milch- welche den Kindern immer gut bekommt. In der Frauenmilch wirkt eben das Albumin ein reversibles Kolloid als Schutzstoff. Bei der Bereitung des bayri­schen Bieres ist speziell der Darrprozeß daraus gerichtet, ein hoch abgedarrtes, dunkles Malz zu erzielen. Trotz­dem kann auf diese Weise die erwünschte dunkle Farbe ohne unangenehme Geschmacksbeeinflnssung nicht ganz er­reicht werden, weshalb noch sogenanntes Farbmalz, d. h. Malz, ivelches ähnlich dem Kaffee geröstet wurde, zugesetzt wird.

Ich, machte nun mehrfach die Beobachtung, daß ein erhöhter Farbmalzusatz den Vergärungs Prozeß erniedrigte, was mich auf den Gedanken brachste, daß diese minimalen Mengen, welche hier in

Aktion treten,S chu tz k o l l v i d e" sein müßten. Und der Versuch hat die Vermutung bestätigt. Setzt man Milch eiuen Wasserauszug von Farbmalz zu und behandelt diese Mischung mit Salzsäure, so koaguliert die Milch in ganz seingriesiger Form, während Säurezusatz zur Milch als solcher ganz grobslockige Klumpen aussatten ließ. Ter Eindruck den die beiden Flockungsformen machen, läßt auf eine ganz verschiedene Resorption derselben im mensch­lichen Organismus schließen.

Um dieschützenden" Eigenschaften des Bieres zu kon­statieren, wurde solches mit Alkohol behandelt. Der da­bei entstehende Niederschlag (besonders durch Schütteln) wurde getrocknet, dann mit etwas Wasser ausgelöst (rever­sible Kolloide) und hierzu Milch gegeben. Auf Säure- zusatz konnte dann eine sehr feinverteilte Suspension be­obachtet werden, welche aber bei Erwärmung (schon auf 38 0 C.) gänzlich zu verschwinden schien, so zwar, daß eine Koagulation mit freiem Auge überhaupt nicht mehr wahrnehmbar wurde, während gewöhnliche Milch mit Säure versetzt und erwärmt, das Kasein in klumpiger Form aussallen ließ, in einem Zustand also, welcher dem Verdauungsprozeß nur Hinderung sein kann.

Dieser Beobachutng aber ist die praktische Erfahrung längst vorausgeeilt. Von Seite der Aerzte wird den stil­lenden Frauen geraten, neben oder mit Milch zusammen malzreiche Biere (sog. Anrmenbier) zu trinken. Man hat zwar versucht, den Wert des Bieres hier zu bestreiten, indem der Nachweis erbracht wurde, daß die Misch- sekretion durch den Biergenuß keine höhere wurde; doch, der Wert des Bieres liegt auf einem Gebiete, das bis­her kaum beachtet wurde: das Bier fördert den Resorptionsprozeß anderer Nährstoffe.

Erwähnt sei hier auch eines sehr wirksamen Heil mittels gegen Katarrhe, welches darin besteht, daß ge­zuckerte Milch mit Bier zusammen abgekocht vom Bolle getrunken wird.

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Ein Schlangenkampf.

Im Boston er Hafen lief dieser Tage der englische FrachtdainpferJedrani" -ein. Das Schiff kam aus Sin­gapur, wo es außer -anderen Gütern einen Käsig init 6 riesigen Pythonschlangen an Bord genommen hatte. Tiefe Ladung wurde der Schisfsbesatzung verhäng­voll. Ter größten der Schlangen, die eine Länge von 10 Me,er hatte, gelang es, aus dem Käsig zu entschlüpfen. Das Reptil kroch an Teck, wo es vier Tage lang den Schrecken der Schiffsbesatzung bildete. Vergeblich wa­ren alle Anstrengungen der Besatzung, der Schlange Hab halt zu werden. Als sie zuerst guftauchte und sich auf einen jungen Matrosen stürzte, bohrte dieser dem Un­getüm ein Stück Holz in den Rachen. Me Python raste wütend aus Deck umher und verletzte mehrere Marro-s-en. Tie gefährliche Lage spitzte sich, da der Kapitän es nicht wagte, die ihm znm Transport anvertrante Schlange er­schießen zu lassen, derart kritisch zu, daß die Schlange einen Teil des Tecks vollständig beherrschte und bei jeder Annäherung eines Menschen sich sofort in Kampfstellung setzte. Ter Besatzung blieb nichts anderes übrig, wie den Raum, wo die Schlange sich an Teck befand, zu ver- karrikadieren. So lagen die Tinge, als das Schiff hier einli.es. Me erste Aufgabe des Kapitäns war es nun, einen Schlangenbändiger zu suchen, der die Schlange in den Käsig zu ihren fünf 'Genossinnen lockte.

Einbruch aus Liebe.

Eine ungewöhnliche Jagd über die Dächer hat sich in jdiesen Tagen in Gent abgespielt. Me Gendarmen verfolgten jedoch nicht einen verwegenen gefährlichen Ein brecher, sondern eine junge Frau, die mit Meißel und Stemmeisen ,einen Einbruch versucht hatte und bei Er­scheinen der Gendarmen die Flucht über die Dächer er­griff. Me Beamten hatten sie vorher nicht sehen können, sie Mren aus einen Kamps ans Leben und- Tod gefaßt und Hatten ihre geladenen Revolver zur Hand genommen; bald aber ließen sie die Waffen sinken, als sie sahen, daß der -Flüchtling eine hübsche, gut gekleidete Frau war. Es war auch nicht Habgier, die sie zum Einbruch getrieben hatte: es war die Liebe uud - die Eifersuch,. Sie hatte., -ihren Liebhaber, der ans einige Tage verreist war, in Verdacht, Briese einer anderen Frau zu empfangen, sie wollte sich Gewißheit verschaffen und darum versuchte sie am Abend den Einbruch. Das Türschloß: war bereits erbrochen, als sie die Gendarmen herankommen hörte. Sie kletterte durch ein Fenster aus das Dach, lief fünfzig Meter weit über einen schmalen Tachfrift mrd versteckte sich dann -in einem Freindenzimmer, wo die Beamten die eifer­süchtige -Einbrecherm nach kurzen, Suchen unter einem Tisch persteckt fanden.

Guillotin als Keiud der Guillotine.

Wie der Arzt Dr. Guillotiu, der Erfinder oder vielmehr Wiodererfinder pnd Verbesserer der nach ihm benannten Guillotine, sich als Feind feiner eigenen Erfindung betätigte und den Personen, die zu Opfern des von ihm verbesserten Fallbeiles be­stimmt waren, raschere und schmerzlosere Wege des Todes erschloß, wird in denFeuilles d'Histoire" nach den Er­innerungen des Politikers und späteren Polizeipräsiden­ten Beugnot erzählt. Während der Herrschaft des Schreckens kamen in den Gefängnissen zahlreiche Selbst­morde -durch Gift vor; viele der zum Tode Verurteilten wußten sich kleine Pastillen mit Laudanum zu verschaf­fen, die für ihren Zweck so gut zusannuengesetzt waren, daß ihr Genuß den raschen und schmerzlosen Tod zur Folge hatte. Wer aber lieferte ihnen diese Pastillen'?! Es war kein.anderer als Dr. Guillotin selbst, der auf diese Weiseseiner" Guillotine die Opfer zu entreißen sich beurühte. Darin liegt übrigens, so seltsam cs klin­gen mag, keinerlei Widerspruch- denn M. Guillotin war an sich: eine edle und menschenfreundliche Natur, und seine Erfindung hatte ursprünglich; nur den Zweck gehabt, die mittelalterlich-barbarische Hinrichtungsart durch das Beil durch eine raschere und sicherere zu ersetzen. Daß seine! Erfindung zur Massenhinrichtung politischer Gefangener benutzt würde, hatte er weder beabsichtigt noch geahnt, und das Bewußtsein, daß fein Name für immer mit der verhängnisvollen Erfindung verbunden seit, würde, ver­giftete sein Leben.