mit Erzähler vom Achwarzwald.
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Amtsblatt für die Stadt wildbad.
verkündigungsblatt
der ttgl. Forstämter wildbad, Meistern, Lnzklösterle rc. während der Saison mit
aintl. Lremdenliste.
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Montag, de» 7. Februar NAIV.
27.
Jahr«.
Die Bolkspartei.
I). L. Am 20. Februar wird die Deut s cheB 0 lks - Partei auf einem außerordentlichen Parteitag in Stuttgart ihren Beitrittzu der neuen Volkspartei vollziehen. Tie süddeutsche Demokratie wird als die erste der drei Gruppen, die sich vereinigen wollen, ihren Beschluß fasten, wie sie ja auch als die erste den Weg beschritten hat, der nun zum Ziel der neuen großen Partei- gemciuschaft führt. Es war ein dankenswertes Beginnen, meinen wir. Ter Erfolg wird hoffentlich die Berechtigung des anfänglich nicht ganz leichten Unternehmens erweisen, zugleich auch die treibende Kraft nochmals künd- wn, die von .Anfang an in der Deutschen Bolkspartei rege war.
Die Tagesordnung des Stuttgarter Bo-lksparteitags hat keinen großen Umfang, sie besteht eben einzig aus der Einigungsfrage. Payer wird darüber berichten. Er hat die Verhandlungen des Viererausschusses mitgemacht und ist auch aus diesem äußeren Grunde der rechte Mann, um die Entwürfe zum Programm und zur Organisation der neuen Parteibildung klarzulegen. Die 'Anträge, die aus der Mitgliedschaft der Deutschen Volkspartei an den Parteitag herankommen, werden dann in der Debatte über den Vortrag wohl gleichzeitig zur Sprache kommen, und dann mag ein guter, freudiger Beschluß das Ganze 'krönen. Die Parteileitung rechnet, wie unter anderem auch aus der Zeiteinteilung hervorgeht, auf einen glatten, raschen Verlauf der Tagung. Die Wähler werden derselben Ansicht sein. Was etwa an Vereinheitlichung des zukünftigen Parteigefüges und an Durcharbeitung der Einzelheiten noch zu tun übrig bleibt, hat Zeit genug, sobald sich die drei Gruppen erst endgültig konstituiert haben. Kleine Meinungsverschiedenheiten iwerden dann zu einem friedlichen nnd allseitig gerechten Ansgleich innerhalb des Gesamtkörpers gelangen. Wir werden tms, wie der Süddeutsche sagt, „ziisammeuraufen".
Es ist aus den Besprechungen, die wir einzelnen Hauptabschnitten des Prsgrammentwurfs bisher gewidmet haben, mindestens das Eine chervorgegangen, das wir nochmals Mm Schluß in Iden Vordergrund stellen möchten: Der Drang nach Gerechtigkeit, nach Fortschritt un d n ach all g e m e i n er W 0 h l f a hrt i st auf p 0 - liti'schem, guf wirtschaftlichem und auf so
zialem Gebiet in hem neuen Parteiwesen durchaus vorhanden. Darin liegt die Gewähr für eine lauge Dauer der Arbeitsgemeinschaft der bürgerlichen Linken in ihrer kommenden Form. Tie Eifersüchtelei ist überwunden, der Partikularismus ausgeschaltet, die Mainlinie ,völlig und fest überbrückt, die rechthaberische theoretische Abgrenzung gegeneinander beiseite geräumt. Das kostet im einzelnen Opfer, aber es verheißt im allgemeinen segensreiche Entwicklung. Denen, die immer noch miß-- trauisch sein möchten, zweiselsüchtigen Gegner wie schwarz- seherischen Anhängern des radikalen Liberalismus und der Demokratie, muß vom Standpunkt der praktischen Politik immer wieder in Erwägung entgegengehalten werden: Hätten wir nur schon die ösfent- l ich en Einrich t n ng en, diedas Einigungspr.o- gramnr fordert, dann käme der Rest unserer Wünsche schnell und sicher zur Verwirklichung! Es gibt keinen Stillstand, wenn eine organische Entwicklung des Staatslebens ins Treiben kommt. Es gibt wohl Schwankungen und Umwege, aber der Antrieb wirkt weiter wie bei einem Ma- schinengetriebe, bei dem der Sperrhaken ausgelöst wird. Vorausgesetzt natürlich^ daß lebendige Kraft darin steckt.
Wir hegen die unerschütterliche Zuversicht, daß es an solcher Kraft im freiheitlichen Bürgertum nicht fehlt, und daß im deutschen Volk die Bereitschaft, eine derartige Richtung hochzubringen, immer stärker geworden ist und noch 'werden wird. Dieses Deutschland, so reich an redlichem Streben, an werktätigem Fleiß wie an unermüdlicher Gedankenarbeit und gutem Willen, wird der neuen Bolkspartei den g eb ühr e nd e n Ei n fl u ß, die Mitbestimmung unseres öffentlichen Lebens nicht versagen, der Partei, die nun init vereinten Kräften in Nord und Süd neue Freunde zu den alten wirbt, um durchs das Volk und für das Volk Recht und Freiheit, Fortschritt und Gemeinwohl zu erkämpfen!
Die preußische Wahlreform.
Ti» erbärmliches Flickwerk.
Wie gestern schon angekündigt wurde, ist der Ent- wursderpreußischen Wahlrechtsreform durch die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" der Oeffentlich- keit übergeben worden. Eigentlich sollte man glauben,
daß eine Vorlage wie diese, das Licht der Oeffentlichkeit
scheuen müßte, denn der Entwurf 'bedeutet nichts mehr denn eine Fortsetzung des bisherigen Dreiklasse nw a hl Unrechts in etwas veränderter Form. Es scheint, daß. die preußischen Staatsmänner sich von dieser Grundlage nicht trennen dürfen, weil es die konservativ-junkerliche Sippe, die den preußischen Landtag regiert, einmal nicht gestattet. Man glaubt dort, mit dem Uebergang vom System der Wahlmännerwahlen zur direkten Wahl dem Druck der öffentlichen Meinung Genüge getan zu haben. Ter Entwurf 'sagt hier:
Von der indirekten soll zur direkten Wahl über- gegangen werden. Daß die indirekte Wahl sich überlebt hat und in die heutigen Verhältnisse nicht mehr hineinpaßt, kann nicht bestritten werden. Mit dem Uebergang zur direkten Wahl wird das politische Interesse der Wähler gesteigert, und mit der größeren Teilnahme an den Wahlen werden die Wünsche der Bevölkerung besser zum Ausdruck gelangen.
Eine zweite Neuerung schlägt die Vorlage bei der sogenannten „M aximierung" vor. Es soll eine Grenze festgelegt werden, über die hinaus die Steuerleistung nicht mehr an gerechnet wird. Diese Grenze ist b e r 5000 Mark Gesa in ist euer gewählt. Von diesen Maximierungssätzen werden etwa 13 000 Wühler betroffen. Sie entspricht einem einkommensteuerpflichtigen Einkommen von 40—42000 Mark, da durchschnittlich in 5000 Mark Gesamtsteuer 1415 Mark Staatseinkommensteuer enthalten sind. Die Maximierung wird demnach den übermäßigen Einfluß der „Millionäre" ausschalten und die Bildung der erwähnten „Einer- und Zweierabteilungen" verhindern.
Die dritte Neuerung will neben dein Steuermaßstatz weitere Merkmale für die Bildung der Abteilungen ausstellen. Als solche bieten sich höhere Bildung, gereifte Berufserfahrung, verdienstvolle Tätigkeit im öffentlichen Leben. Damit wird der Ausbreitung „der Bildung des politischen Verhältnisses und der Staatsgesinnung" Rechnung getragen und den Klagen über unbillige Gruppierung der Wähler allein nach ihrem Besitz begegnet werden. Eine weitere Verbesserung ergibt sich aus der Art der Stintmenzählung. Es soll abteilungsweise in Stimmbezirken gestimmt werden. Die Zusammenrochnung der Stimmen soll aber in jeder Abteilung für den ganzen Wahlbezirk erfolgen, sodaß die Minoritäten der einzelnen Stimmbezirke bei dem Gesamtresultat zur Geltung kommen. Die Tendenz der Vorlage
Besser ist es. mit seinem Glücke
Abzubängcn von lvetiertücke.
von Sturm und Zage! und Nebeldunst,
Als von schwankender Menschengunst.
Frida Schanz.
Willst du Richter sem?
<0 Roman von Maximilian Böttcher.
(Fortsetzung.)
„Zwingen? - Gottfried sah dem Gemeindevorsteher wieder groß und voll ins Gesicht.
Der zog die breiten Schultern hoch.
„Wie gesagt ... es tut mir ja leid, daß du so wie von aller Welt verlassen dastehst. Aber schließlich D sich jeder selbst der Nächste. Jedes junge Mädel aus gutem Hause will nach ihrem Stande heiraten; und daß Erna sich nichts mehr aus dir macht, das wirst du ja doch wohl schon gemerkt haben."
Gottfried knöpfte 'langsam seine Joppe zu, die er Hoch vom Hervorlaugeu der Brieftasche offensteheu hatte.
„Gerade darüber bin ich mir eben bis heute nicht ^tlar geworden. Erna, mit der ich noch vor ein paar Wochen sprach, hat mir ausdrücklich versichert, daß sie mir treubleibeu würde, solange sie's vor Ihnen irgend könnte ..."
Der Gemeindevorsteher machte erst eine Miene, als «l> er ärgerlich werden wollte. Tann aber brummte er: „Hm... hm ... hm," kratzte sich seinen kurzgeschorenen Kops und sagte selbstgefällig: „Ta seh' ich's nun wieder, das Mädel hat ganz mein weiches Gemüt, und durchaus keinem Menschen zu nahetreten. Bloß darum — wegen ihres guten Herzens — hat sie das zu dir gesagt. Und unter uns gesprochen — denn eigentlich sollte es ja vorläufig noch geheim bleiben —, sobald der junge Brückner seine Reservenbung hinter sich und sein Leutnantspatent in der Tasche hat, wird Erna mit ihm Verlobung feiern. Das ist alles klipp und klar zwischen Uns Alten und zwischen den Jungen abgemacht!"
Gottfried stand und rührte sich nicht.
„Das ist mir noch kein Beweis, Herr Plathe, daß §rna mich nicht mehr leiden mag. Denn ihre Ver
lobung mit dem jungen Brückner wäre schließlich nicht die erste Verlobung die ein junges Mädchen mehr auf den Wunsch ihrer Eltern als auf Ihren eigenen Wunsch schließt. Und — wje gesagt — ich dränge mich nicht auf.. Aber so lange, bis ich genau weiß, wie Erna über mich denkt, so lange möchte ich's mit meinem Grundsatz halten, daß Wort Wort ist. Vielleicht rufen Sie sie mal her, damit sie mir frei und offen sagt, daß sie nichts mehr von mir wissen will."
Dem Gemeindevorsteher war die Ruhe, mit der Gottfried dies alles vorbrachte, offenbar unheimlich.
„Hm ... das wird ihr natürlich schwer werden . . . mit ihrem Weichen Herzen, dir das so gerade ins Gesicht . ."
Gottfried war das gelinde Gruseln, das Plathe beschlichen hatte nicht entgangen; und mit leisem Spott erwiderte er:
„Sie brauchen keine Angst zu haben — was mir Erna auch sagen wird, ich werd' es ganz ruhig hinnehmen."
Da drückte Plathe auf den Knopf der elektrischen Klingel — denn alles in diesem Hause mit dem wildgewordenen Dach war auf das modernste eingerichtet — und befahl dem prompt aus der Schwelle erscheinenden Dienstmädchen, „das Fräulein" herzuschicken.
Und Erna kam, elegant wie immer gekleidet, und Gottfried sah, daß der Ausdruck des tiefen Grams, mit dem sie ihn bei der letzten Begegnung in so große Bestürzung versetzt hatte, schon wieder völlig von ihrem hübschen Gesicht gewichen war. Nur um ihre Augen lag noch der Hauch eines Schattens, und die leichte Blässe, die ihre Wangen bedeckte, hatte wohl ihren Grund in der Befangenheit, in die sie über diese, ihr jedenfalls höchst peinliche Konfrontation geraten war.
„Also, meine Tochter," begann der Gemeindevorsteher, „der Friede! Reinhardt will mir nicht glauben, daß du dir nichts mehr aus ihm machst. Tu sollst 'cs ihm durchaus gerade ins Gesicht sagen!"
„Ja," setzte Gottfried mit seiner lauten, klaren Stimme, die in eigenem Gegensatz zu dem fettigen, etwas asthmatischen Organ Plathes stand, hinzu, „ja . . . kurz und bündig und ohne Umschweife und Verstellung sollst du mir sagen, ob bas wahr ist. Denn das bist du mir
schuldig. Und haß da nichts dran ist an dem Gerede: ich hätte ein Verhältnis mit der Trude Hosfmcmn, dahinter wirst du ja wohl nun inzwischen auch gekommen sein."
Eine Weile druckste und druckste Erna, mit unruhigen Fingern an ihrem Tändelschürzchen drehend. Eine leise Röte stieg in ihre blassen Wangen und schwand wieder hin. Tann endlich antwortete sie mit einer Roman- Phrase, die sie wohl irdenwo ausgelesen nnd in der Erinnerung behalten hatte:
„Ja, Gottfried, was ich einst für dich empfunden Habs, das hat sich verblutet. Das Herz hat eben seinen Kopf für sich und läßt sich nicht befehlen. Und es ist wohl auch am besten, daß ich's dir frei heraussage, damit du dir keine Hoffnungen mehr machst; denn das Hinhalten hat ja doch keinen Zweck — nicht für dich und nicht für mich." Ganz ruhig sagte sie's und blickte dabei sogar zwei Sekunden lang fest und starr in Gottfrieds Augen.
Der Gemeindevorsteher nickte vor sich hin, und seine ganze Haltung verriet den Stolz, den er über die kluge und trefflich gesetzte Rede seiner verständigen und 'wohlerzogenen Tochter empfand.
„Da hörst dn's also!" An seinem prallen Hosenboden entzündete er ein Schwefelholz, das er aus der Westentasche gelangt hatte — es war dies eine altbäuerliche Angewohnheit, die er bei all seiner sonstigen Vornehmheit durchaus nicht lassen konnte — und setzte mit aufgepusteten Backen seine erloschene Zigarre wieder in Brand.
„Warum hast du mir das nicht schon damals gesagt, als ich dich abends vor meinem Hause unterm Fenster traf?" fragte Gottfried mit schroffer Betonung; denn er hatte keine rechte Freude an Ernas Eröffnung und wußte nicht, warum er eigentlich keine Freude daran hatte.
Erna hob ein wenig die runden Schultern.
„Warum! . . . Wenn du dir das nicht denken kannst!"
„Wch richtig ... Tu hattest Angst vor mir. Richtig! Aber aus meinen Brief neulich hättest du mir's doch kurz und bündig schreiben können!"
(Fortsetzung folgt.)