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mit Erzähler vom Schwarzwald.

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Amtsblatt für die LLadt Wildbad.

verkündigungsblatt

der L(gl. Forstämter Wildbad, Meistern, Enzklösterle rc. während der Saison mit

amtl. Lremdenliste.

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Isserste nur 8 kkg. Svrwsttlge io klg., üle klsill- svsltige Lsnmllürstle.

kenlsmen 15 Lkg. Äs kstitteile.

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Zliilüsi'rlüsicler lSilclvsä.

Nr. SS.

Das Ergebnis des englischen Wahlkampfes.

Friede, Freihandel, Fortschritt.

Das Gesamtergebnis der englischen Pa r kä­me ntsiva hl en liegt zwar noch nicht vollständig vor, da in einigen englischen Wahlkreisen die Entscheidung erst im Februar fällt. Tiefe Wahlen werden aber an dem Gesamtergebnis nichts ändern. Vorläufig haben noch die Unionisten einen Vorsprung von einer Stimme gegenüber Len Liberalen. Es ist keineswegs ausgeschlossen, daß das Gesamtergebnis den Liberalen einige Mandate mehr ein­trägt als den Unionisten; dies würde aber praktisch nichts zu bedeuten haben. Mn Vorsprung von einigen wenigen Stimmen gegenüber den Unionisten würde den Liberalen noch lange keine Mehrheit bringen, sie sind angewiesen auf die Hilfe der Arbeiterpartei und der irischen Rationalisten.

Nach den bis jetzt gemeldeten Wahlresultaten, fehlen noch die Ergebnisse aus 27 Wahlbezirken; die Uni »ni­sten verfügen bisher über 264, die Liberalen über 263, die Arbeiter über 40 und die irischen Ra­tio n'a listen über 76 Sitze. Die Mehrheit, die die Liberalen mit der Arbeiterpartei und den Nationalisten gegenüber den Unionisten besitzen, beläuft sich auf 415 Mandate. An dieser Tatsache werden die noch jaus­stehenden Wahlergebnisse nichts ändern, ebenso ist es si­cher, daß die Liberalen mit der Arbeiterpartei allein nicht die Mehrheit im neuen Unterhause erhalten werden.

In numerischer Hinsicht stellt das Ergebnis der jetzigen Parlamentswahlen gegenüber den Wahlen des Jahres 1006 für die Liberalen einen großen Rück­schlag dar. Damals wurden 373 Liberale, 168 Unio­nisten, 46 Mitglieder der Arbeiterpartei und 83 irische Rationalisten gewählt. Die Liberalen allein hatten also im vorigen Parlament eine stattliche Mehrheit, trotzdem lvaren sie zur Untätigkeit verurteilt, weil das Veto des Oberhauses jede größere von ihnen in Angriff ge­nommene gesetzgeberische Aktion lahmlegte.

Tie Auslösung des Unterhauses erfolgte hauptsächlich wegen der Ob erha ns fr ag e, der Wahlkampf stand un­ter der Parole:Gegen has Oberhaus". Wenn nun hie Wahlen eine Mehrheit für diese Parole ergeben haben, so muß dieser unbedingt Folge gegeben tverden. In welcher Weise dies geschehen soll, ist vorder­hand gleichgültig; es ist aber anzrrnehmen, daß die Mehr­heit von etwa 120 Stimmen, über die dis Regierungs- «»»»»»»sssNssssssssesssssssssssssss»

Wer dem Kleinen heute dienen mag.

Sehe, ob der Zukunft es gedeiht.

Journalisten bauen für den Tag.

Doch aus Tagen baut sich groß die Zeit.

P. K. Rosegger.

Willst du Richter sein?

W) Roman von Maximilian Böttcher.

(Fortsetzung)

Wie hatte er da in der Stille seines Zimmers die Hände gerungen, sein Haar zerrauft! Du. darfst ja doch, nicht hingehen und den armen Burschen aus der Pein der Untersuchungshaft erlösen. Tu darst es ja doch nicht! Wäge ab! . . . Auf der einen Seite ein junger Mensch, der ein paar Wochen unter bösem Verdacht im Gefängnis sitzen muß in der lindernden und versöhnenden Gewißheit, daß er unschuldig ist, daß seine Unschuld sich Heraussteilen wird unbedingt. Aus der anderen Seite seine Mutter, seine Schwester, er selbst, dein Weib, dein Sohn und du schlimmerer und untilgbarer Schmach und Schande preis- gegeben! Nein, da kann kein Zweifel sein, welche Seite der Wage die andere wie eine Feder in die Höhe schnellen läßt!

So hatte er geschwiegen, solange noch eine Hoffnung im Verhandlungstermin vor dem Kriegsgericht jäh er­loschen war. Und sagte ft Ms auch jetzt wieder, in dieser Stunde, da er in seinem leer und still gewordenen Hause die Stirn so hart gegen den Türrahmen Preßte, daß sie ihm brannte und wehe tat: du konntest nicht anders han­deln. Und wenn das Schicksal dich noch einmal an den­selben Scheideweg stellen würde, du rnüßtest wieder die Dichtung gehen, die du damals als die rechte erkannt hast! Ti« Rücksicht auf alle die anderen, die du deine Näch­sten nennst, mußte dir mehr gelten als die Rücksicht aus diesen einen, dessen Jugendkraft sicher eines Tages über­winden wird, während die anderen nicht mehr überwun­den haben Mrden!

Dienstag, de« I. Februar 1SL«.

Parteien im neuen Unterhaus« verfügen werden, sich viel wirksamer erweisen wird als die imposante Mehrheit, die die Liberalen allein im vorigen Unterhause hatten. Besaßen doch die Unionisten im Jahre 1886 unter dem zweiten Kabinett Salisbury nur .eine Mehrheit von 118 Stimmen, trotzdem erhielten sie sich damals volle sechs Jahre an der Herrschaft.

DU Liberalen haben vollends keinen Grund, über das Ergebnis der jetzigen Wahlkampagne unzüfriederr zu sein, wenn sie sich vergegenwärtigen, mit welchen Mit­teln ihre Gegner gegen sie arbeiteten. Diedeutsche Gefahr" und dierote Gefahr" mußten herhalten, um die urteilslosen Kreise der englischen Wählerschaft ein­zuschüchtern; Die in ihrer Vorherrschaft bedrängten Lords boten mit den Bierbrauern pnd den an der Einführung von Schutzzöllen in England interessierten Kreisen unge­heure Geldmittel auf, um den Unionisten zum Siege zu verhelfen. Alles war umsonst. Der Premierminister A s- qriith hob vor kurzem mit Recht in einer Rede hervor, daß alle großen Jndustrieb ezirke von Bir­mingham iund einigen anderen Distrikten abgesehen allen voran die Zentren der Textil-, der Montan- und der Schiffsbauindustrie, sich irrit der größten Entschiedenheit gegen den P r o 1 e k t i o n i s inu s erklärt haben. Die Schntzzöllner müssen sich damit abfinden, daß die Tarif­reform glatt abgelehnt worden ist; die Lords müssen sich mit der Tatsache abfinden, -daß eine stattliche Mehrheit des englischen Volkes sich für das Budget und gegen das Vetorecht des -Oberhauses ausgesprochen hat; die Chau­vinisten müssen es sich gefallen lassen, daß gerade die intelligenten und erwerbstätigen Kreise der englischen Be­völkerung hie Gespensterfurcht und hie von den. Chau­vinisten betriebene Deutschenhetze auf das entschiedenste perhorresziert hat.

Natürlich sind durch das Ergebnis der Parlaments- Wahlen die Gegner der jetzigen englischen Regierung, des jetzigen Wirtschaftssystems und der jetzigen auswärtiger! Politik nicht zum Schweigen gebracht worden. Sie werden von neuenr ihre Tätigkeit aufnehmen, in der Hoffnung, bei den nächsten Parlamentswahlen besser abzuschneiden. Ans diesem Grunde muß man auch in Deutschland der weiteren Entwicklung der Dinge in England besondere Auf­merksamkeit zuwenden. Vor der Hand aber hat man in den wahrhaft fortschrittlich und freiheitlich gesinnten Kreisen Deutschlands alle Veranlassung, sich darüber zu freuen, daß in England die Sache des Friedens mit den übrigen Nationen, und des Freihandels, hie Sache der sozialen und demokratischen Reformen gesiegt hat. (B. V.)

Hast du nicht auch an dich selbst dabei gedacht? Prüfe dich ehrlich! Nein, bei allem, was dir heilig ist, nur um der anderen vier, um der geliebten Frau vor allem, schwiegst du und ließest einen Unschuldigen grausam harte Strafe leiden!

Wer hast du nicht selbst grausam harte Strafe ge­litten, hast du nicht selbst ein Zuchthaus gebaut um dich her? Wann hattest du Ruhe vor deinem Gewissen in all diesen langen Jahren? Hast du deine Seele nicht täglich kasteit und butig geschlagen mit Anklage und Selbstoor- würfen! Hast du im Geist nicht alles mit dem Unschuldigen gemeinsam getragen: die Not und die Qual der Einkerker­ung in enger Zelle, das Abgeschnittensein von Frühling und Sommer, vom Grünen und Blüten, das verzweifelte Rütteln gegen die Gitterstäbe, die Schmach der Behand­lung, die Schande vor den Menschen? Hat dich der Arg­wohn deiner kranken Frau nicht immer wieder in Angst und Schrecken versetzt: deine Schuld kommt doch noch an den Tag? Deine Schuld kommt doch noch an den Tag, und das Glück aller deiner Nächsten bricht in Scherben? Und hast du dein Weib, deinen Quälgeist, dein Person ge­wordenes böses Gewissen, nicht gehegt und gepflegt, als wäre es dein liebstes, köstlichstes Kleinod, das dir nur ja Um keinen-Preis der Welt, verloren gehen dürste? Hast du um diesen siechen, gebrechlichen Leib nicht im ununter­brochenen Kampf ,mit dem Tode gelegen, hast du ihn nicht vor jeder Gefahr behütet wie deinen Augapfel? Und hast du nicht abgeschlossen mit allen Wünschen für dich und dein Glück? Steht es nicht heute, wo deine Ge­fährtin von jdir genommen wurde, so fest bei dir wie je: daß du deinen Blick nie, nie mehr verlangend zu der andern erheben darfst, von der dich nun kein äußeres Hindernis mehr trennt? Zu der arideren, von der du nun weißt, daß sie dich so heiß begehrt, wie du sie einst begehrtest? Oder begehrst du sie heute noch, hast du sie heute noch lieb? Nein, du darfst sie nicht lieb haben; und du Haft sie nicht lieb! ...

UM doch, trotz allem, rvas du erlittest, ein Rest

MMW-S 87. Jahrg.

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Herr von Oldenburg gegen die Reichsverfassung.

Strrrrnszenen im Reichstag.

(kd.) Berlin, 29. Jan.

Der Reichstag hat heute nachmittag Lärmszenen er ­lebt, wie sie im deutschen Parlament seit vielen Jahren nicht vorgekornnren sind, Herr von VIdenburg-Ja- rruschau, einer dergeistigen" Führer unseres konserva­tiven Agrariertums und von je ein ensant terrible der Rech­ten, war es, der den Sturm heraufbeschwor. Herr von Oldenburg ist ein Mann von angeborenem Humor; leider hat ihn das dazu geführt, Witzbold um jeden Preis sein zu wollen. Auch um den Preis der Takt- und Geschmack­losigkeit, auch um den Preis der Logik und der Ver­fassungstreue. So könnte man es schließlich nur als einen schlechten Witz äuffassen, iverrn Herr von Oldenburg heute eine seiner gewohnten Kapuzinaden mit einer regelrech­ten Aufforderung zum Bruch der Verfassung schloßt hätte nicht der Clownwon Januschau schon in srühe- heren Jahren, im Reichstag und in Versammlungen, ebenso wenig ein Hehl daraus gemacht, daß ihm der Reichstag und das Reichstagswahlrecht einfach: nicht paßt!

Die Sitzung hatte begonnen, wie jede andere. Der freisinnige Abgeordnete Dir. Müller-Meiningen hatte wieder, und zwar in recht glücklicher und eindrucks­voller Weise, über Militärgerichtsbarkeit und Beschwerde­recht, über die Nobilisierung einzelner Offizierskorps und über das Duell, über die Ehrengerichte und das Militär­kabinett gesprochen. Ter nächste Redner, der sozialdemo­kratische Abg. Sachse, aber war noch einmal auf den Mansselder Bergarbeiterstreik zurückgekommen, um gegen­über den Darstellungen des Kriegsminist, seine Behaupt­ungen aufrechtzuerhalten. Herr von Heeringen trat in einzelnen Punkten denn auch einen Rückzug an: während er zuerst behauptet hatte, ,es seien ihm überhaupt keine Beschwerden zugekommen und im weiteren Verlauf erklärt hatte, ein Beschwerdetelegramm des Abg. Sachse sei deshalb unbeantwortet geblieben, west es unterzeichnet war:Tie Streikleitung. Sachse.", meinte er heute, die Antwort sei wahrscheinlich deshalb unterblieben, weil der betreffende kommandierende General nicht gewußt habe, wer Herr- Sachse sei. Bezüglich des verhafteten Dienstmädchens räumte der Minister heute ein, es sei schon möglich, daß ein Unteroffizier das Mädchen einmalfünf Minuten lang in seine Obhut genokirmen" habe. Alle anderen Klagen aber

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bleibt! Du hast Leben und Freiheit genossen, Leben und Freiheit, an die du kein Recht hattest. Und der Durst nach Frieden, nach endlicher Aussöhnung mit dei­nem Gott, brennt wie Feuer in deiner Brust! Ist Gott die dunkle Wolke, die als Schicksal über dir hängt, die mit jähem Blitz diese ungeheure Wirrnis und Oede in dein Leben warf? Für dich nein. Für dich ist Gott der Wille zum Guten, der als Hunger nach Recht und Gerechtigkeit deiner Seele erfüllt! Ist jetzt die Stunde gekommen, da du deinen Hunger stillen, deinen Frieden machen darfst mit Gott? Tein Weib ist tot, und die Rücksicht auf sie darf schweigen. Und auch um deinen Sohn, diesen Entarteten, brauchst du dich nicht mehr zu kümmern. Er schreitet den Weg des Leichtsinns u. Lasters unaufhaltsam, und du kannst ihn nicht zurückhalten. Er geht dich nichts mehr an; keine noch so leise Stimme ist in deinem Herzen, die in Li-ebeslauten für ihn spricht! Fremder ist er dir als der erstbeste Fremde, der auf der Straße an dir vorübergeht ...

Zlber mit den andern, mit der unvergänglich schönen Frau drüben in dem roten Hause und ihren beiden Kin­dern, ist und bleibt alles, wie es war. Schmach und Schande würde über die Frau herniederstürzen, wenn du deine Strafe auf dich nähmest vor dem Gesetz, heute rvie ehedem. Und Gottfried? Darfst du dem Zerrütteten, der sich so schwer und mühselig durchringt zum Frieden mit Gott und der Welt, seinen letzten sicheren Hall, den Glauben an seine Mutter nehmen? Und Elsbeth? Wenn der Verdacht sie ansiele: Tu und ihre Mutter, ihr hättet im schlimmen Bunde miteinander gestanden, so nrüßte der Gedanke: daß du und dein Haus zum Fluch und zur Vernichtung da wären an ihres Vaters Hause, sie zermalmen. So ginge sie wohl hin und würfe ihr Leben von sich, dessen Last sie jetzt schon kaum noch tragen kann ...

Nein, du mußt dein Geheimnis weiter und weiter still für dich behalten, darfst dich nicht von dir selbst erlösen! (Fortsetzung folgt.)