tzonialverwalcung zusammenhänge. Ndan wird wohl da­rüber Genaueres erfahren, wenn die Gründe dieses Rück­tritts bekannt werden. Herr v. Schuckmann, geboren am 3. Dezember 1857, hat früher längere Zeit dem Auswärti­gen Amt angehört, 189699 war er Generalkonsul in Kapstadt, 1903 zog er sich zur Bewirtschaftung seines Gutes aus dem Tienst zurück. 1907 wurde er, der inzwi­schen konservativer Abgeordneter geworden war, zum Gou­verneur von Südwestafrika ernannt.

* * *

Wahlrechtsdemonstrationen.

In Brannschweig fanden am Mittwoch abend aus Anlaß der Landtagseröffnung unter Teil­nahme von mehreren tausend Personen Wahlrechtsdemon­strationen der Sozialdemokratie statt. Ta an einer Stelle mehrere Schüsse abgegeben wurden, ging die Po­lizei mit blanker Waffe vor. Hiebei wurden etwa 15 Personen verletzt, von denen zwei wegen schwerer Kopf­wunden ins Krankenhaus gebracht werden mußten. In der Nähe des Hoftheaters wurde ein Oberwachtmeister vom Publikuni zu Boden geworfen und durch Fußtritte schwer verletzt.

Deutsches Reich.

Karlsruhe, 28. Jan. Die Regierung Hai die Ein-- und Durchfuhr von Rindern und Ziegen aus der Schweiz von und nach Baden wegen Seuchengefahr vorübergehend ver­boten.

München» 27. Jan. Der Ausschuß der national­liberalen Landespartei Bayerns hat dem Antrag der li- Veralen Landtagsfracktion zugestimmt, wonach die Sitz­ung des Zentralausschusses der vereinigten Liberalen und Demokraten bis zur Konstituierung der linksliberalen Partei vertagt werden soll.

Hamburg» 27. Jan. Ter Intendant des Hof- und Nationaltheaters in Mannheim, Tr. Hagemann, ist zum Direktor des Deutschen Schauspielhauses gewählt worden.

Ausland.

Die deutsch-amerikanischen Zollschwierig- , keilen.

In Newyork wurde ein Massenmeeting von Frauenrechtlerinnen abgehalten, in dem gegen die künstliche Verteuerung der notwendigsten Lebensmittel durch den Fleischtrust protestiert wurde. Es wurde darauf hingewiesen, daß die Stellung des Trusts noch gestärkt werden müsse und die Gefahr einer weiteren Ver­teuerung noch wachsen müsse, wenn bei den zollpoliti­schen Verhandlungen mit Deutschland der ame­rikanische Fleischtrust als Sieger hervorgehen würde. Die Versammlung beschloß, an den deutschen Kaiser zu sei­nem Geburtstag ein Glückwunschtelegramm zu schicken, in dem die deutsche Regierung aufgefordert wird, an ihrer bisherigen Politik festznhalten, damit^es den: Fleischtrust nicht ermöglicht werde, die Produkte, die er hierzulande nicht verkaufen kann, nach Deutschland abzu­stoßen und dadurch die hohen Preise in Amerika anfrecht- zuerhalten.

Württemberg.

Die grünen Hefte

des schwäbischen Bundes der Landwirte beschäftigen sich Kn ihrer Januar-Nummer zum großen Teil mit der Deutschen Partei, wobei einfach die zuvor schon in der konservativen ^Deutsch Reichsp." veröffentlichten Ar­tikel abgedruckt werden, da zurzeit Herr Körner mit seiner Agitations-- und Abwehrarbeit zu stark beschäftigt ist. Doch wird Herrn Hieb er vom Bündlerorgan be­stätigt, daß seine Rede ein Diplomatenstück war. Sodann ist von der volksparteilichen Landesver­sammlung die Rede. Natürlich wird wieder mit den .Börseirspekulanten, den Großhandelsleuten, dem inter­nationalen Großkapital pnd den Kindern des Volkes Israel" spekuliert; es wird versucht, die finanzielle Un­abhängigkeit des schwäbischen Bauernbunds vom preu­ßischen Bund der Landwirte zu behaupten, was aber kein Mensch mehr glaubt, der sich vor Augen hält, was die Agitatiönstätigkett der Herren Körner, Schrempf, Tr. Wolfs, Klein und Naser jahraus, jahrein kostet. Könn­ten sich die württembergischen Bauern den Luxus gestatten, diese fünf Herren als ihre Reisenden Kr bezahlen und im Lande herumzuschicken, dann wäre wahrlich ihr Not­stand nicht weit her. Daß sich aber Herr Körner gegen einen erhobenen schweren Vorwurf nicht zur Wehre setzt, beweist die vollste Richtigkeit des letztern. Auf der Landesversammlung war gesagt worden:

Ter Bund -der Landlvirte hat den schlimmsten politischen Betrug begangen. Bei seiner Gründung wurde ausdrücklich betont, daß der Bund der Landwirte lediglich eine Interessenvertretung sein wolle, und daß ihm daher alle Bauern, auch die liberalen und demokratischen, beitreten können. Mancher unserer Freunde ließ sich durch diese Lockmittel einfangen. Und heute ist der Bund der Landwirte lediglich ein konsertiver Zweckverband, her auch in allen > politischen Lagen ausschließlich aus reak­tionärer Fährte hahingeht und der darum auch die liebevolle Protektion des Zentrums hat. Ter Bund der Landwirte hütet sich ängstlich, in die Zentrums- hürde einzubrechen und das Zentrum lohnt ihm das durch kräftigste Wahlhilse, wo es tlßm möglich ist, so daß der Bund der Landwirte bei Uns auch politisch in völlige Abhängigkeit vom Zentrum geraten ist.

Gegenüber diesem politischen Verhalten weiß das Or­gan des Bundes der Landwirte kein Wort der Erwiderung. Das muß festgenagelt werden.

Und zum dritten ist einWort an unsere Be­amte" gerichtet. Tie Veranlassung gab der vielbespro­chene Brief des Bauern Groß von Lehenweiler, in dem die Bauern gegen die Beamten ausgehetzt wurden. Die Leit­

ung desSchwab. Laudsumnns" bedauert die uneinge­schränkte Veröffentlichung dieses Briefes mit keiner Silbe, im Gegenteil, sie reizt die Bauern zu weiteren ähnlichen Kundgebungen auf:

Die Schriftleitung unseres Biurdesblaties hat die die Einsendung des Herrn Groß abgodruckt, ohne einen Buchstaben zu ändern. Tabei hat uns der Gedanke geleitet, daß es für die Oeffentlichikeit und für die Re­gierung nur von Wert und Interesse sein kann, zu er­fahren, wie inan in den Kreisen des Landvolkes denkt,

Unsere Bundesmitglieder mögen bedenken, daß es in Württemberg bereits soweit ist, daß liberale, demokra­tische und sozialdemokratische Blätter einen Aufsatz, wie den des Bauern Groß in Lehcmveiler, schroff abweisen würden und nur der Bund der Landwirte hat den Mut, die Ansichten unseres Volkes ohne jede Rücksicht nach oben und unten der Öffent­lichkeit zu unterbreiten.

Wir halten es nach wie vor für unsere Pflicht, un­seren Mitgliedern Gelegenheit zu geben, im Bundes­blatt ihre Ansichten über wirtschaftliche und politische Fragen vorznbringen, es gehört gerade zu den Aufgaben unseres Bundes, auch der bäuerlichen Bevölkerung eine .Gelegenheit M geben, ihre Meinungen anszu- tauschen.

Ganz gut! Jetzt läßt man die Bauern ihre Mein­ung sagen, die man ihnen teilweise zuvor suggeriert hat. Wenn die Abstimmungen in der Mgeordnetenkainnrer kom­men, dann mögen die Bundesagitatoren die Geister be­schwichtigen, die sie riefen. Tenn verwilligen werden die Herren ja doch wie seither immer, was sie zuvor mit groben Worten haben verleugnen lassen. Das ist die po­litische Moral rint dem doppelten Boden.

Die Frage -er Schiffahrtsabgabe» wird im Lause der nächsten Woche im Bundesrat zur Entscheid­ung kommen. Nachdem -auch Meiningen auf die Seite Preußens getreten ist, werden die Stimmen Württembergs im Bundesrat den Musschlag geben. Um nun zu ver­suchen, in letzter Stunde eine Einigung zwischen Württem­berg, Baden und Hessen zu Stande zubringen, treffen am kommenden Samstag in Stuttgart eine Anzahl ba­discher und hessischer Parlamentarier ein, um sich mit liberalen und sozialdenrokratischen württembergischen Abge­ordneten über die Schi ffahrtsabgabcnfrage und die Neckar­kanalisation auszusprochen. Einen solchen Meinungsaus­tausch hat bekanntlich der volksparteiliche Abg. Liesching aus der Landesversammlung der Volkspartei lebhaft be­fürwortet. Allerdings wird es fraglich sein, ob sich jetzt noch irgend etwas erreichen läßt. Immerhin werden die Berhandlurrgen Pen Erfolg haben, daß sich die Abgeord­neten der verschiedenen Länder Wer manche Fragen aus- spvechen können, die im gemeinsamen Interesse Württem­bergs, Badens Und Hessens liegen.

Berkehrte Berkehrspolitik. Daß Vre Erhöhung des Portos im Orts- und Nachbarortsverkehr eine Einschränkung gebracht hat, ergibt sich ans nachstehender Gegenüberstellung der in den Jahren 1907 und 1908 versandten Briefe rc,:

1908

1907

frankierte Briefe

19 183 210

21 087 092

unfrankierte Briefe

625 240

679 848

einfache Postkarten

8 911 700

9 788 584

Postkarten mit Antwort

86 650

IM 880

Drucksachen

7 065 070

7 764 148

Geschäftspapiere

53 020

58 264

Warenproben

214 670

235 924

Die stets wachsende Frequenz der vierten Klasse zeigt fol­gende Gegenüberstellung:

inr Jahrs 1. Klasse 2. Klasse 3. Klasse 4. Klasse

1906 0,20 »/-> 5,26-v 51,81 cho

1907 0,l4°!) 3,23°-° 27,44 och

1908 0,14°° 2,75°/° 19,99 och

42,73 och 69,19 och 77,12 och

Abnorme Arbeitszeiten bei den württemv. Eisenbahnen. Aus Beamtcrrkreffen wird geschrieben: Trotz der entgegenkommenden Haltung der Volksvertret­ung ist die Forderung des württemb. Eisenbahnpersonals nach besserer Gestaltung seiner Arbeitszeiten immer noch nicht, auch nicht teilweise erfüllt; ja in neuerer Zeit wird über allzu strenge Dienstverhältnisse hauptsächlich von ei­nigen Unterbeamtenklaffen geklagt. Ein Vergleich der Ta­belle für 1908 mit den Wahlen des Jahres 1907 in dem neuen Verwaltungsbericht her württemb. Berkehrsanstal­ten ergibt folgendes: Der Psrsonalstand ist von 10548 aus 10531 Personen gesunken. Auf 1 Person entfielen im monatlichen Durchschnitt 1906: 4,00, 1908: 3,95 Ruhetage; eine Besserung ist sonnt nicht einge­treten. Dienstschichten bis zu 10 Stunden hatten 1907: 35,58 Proz., 1908 nur 34,48 Proz. des Personals; aus Dienstschichten über 12 Stunden entfielen 1907: 41,79 Prozent, 1908: 42,48 Praz. Hier ist sogar, wenn auch ge­ringfügige Verschlechterung gegen das Vorjahr festzustellen. Von einer wirklichen Besserung in Bezug aus die durchschnirlliche tägliche Dienstzeit kann gleich­falls nicht gesprochen werden. Vergleicht man die Dienst­zeiten einzelner Beanrtenllassen mit den vorjährigeil Zah­len, so ist eine Verkürzung nur beim Zugbegleitper­sonal zu bemerken. Eine näher« Betrachtung der für das Zugbegleitpersonal angegebenen wirklichen Dienstzei­ten führt zu einer auffälligen Entdeckung. Nach der gel­tenden Vorschrift soll die durchschnittliche tägliche Dienst­zeit beim Zugbegleitpersonal 11 Stunden nicht überstei­gen. Trotzdem hatten 1907 : 37 Personen eine wirkliche Dienstzeit von mehr als 11 Stunden. Diese befremdliche Tatsache legt es nahe, auch frühere Jahrgänge des Ver- waltnngsberichts hurchzusehen; da findet man denn, daß 1906 gar 143 Mann, 1905: 29 Mann des Zugbegleitper­sonals mit anormalen Arbeitszeiten bwacht waren. Ob­wohl in den vom Bundesrat erlassenen, für die deutschen Eisenbahnverwaltungen verbindlichenBestimmungen über die Tienst- und Ruhezeiten" wenig soziales Empfinden zu spüren ist, bestehen also in Württemberg noch Arbeits­zeiten, die über die Grenze der bundesrätli- che n Bestimmungen noch hinansgehen. Be­stünde eine von den Elsenbahnverwaltungen unabhängige Behörde, die die Einhaltung der bestehenden, Vorschriften zu überwachen hätte, so würden solche Ausnahmen bald verschwinden. Wie kommt es, daß derartige Arbeitszeiten seither den zur Prüfung berufenen Instanzen entgangen sind? Es ist gewiß nicU zu verwundern, wenn das Per­

sonal eine befriedigende Regelung seiner Arbeitszeiten nur von der Gesetzgebung erhofft. Man wird erwarten dürfen, daß auch die Volksvertretung die Zahlen des Ver- waltungsberichts von 1908 einer kritischen Betrachtung unterzieht und aus eine beschleunigte Durchführung ihrer Leitsätze von 1906 dringt.

Stuttgart, 27. Jan. Aus Anlaß des Geburtstags des Kaisers hat der König dem Prinzen Eitel Friedrich von Preußen, Hauptmann ü !u suits des Infanterie­regiments Kaiser Friedrich, König von Preußen Nr. 125 unter Belassung g, In suite dieses Regiments zum Major befördert. Aus den militärischen Beförderungen, die heute aus Anlaß des Geburtstages des Kaisers ergangen sind, ist noch hervorznheben, diejenige des Kommandeurs der 51. Infanterie-Brigade, des Generalmajors Freiherr von Soden, zum Generalleutnant.

Nah und Fern.

Ein mysteriöser Todesfall

hat sich i» dem pfälzischen Ort Friedelsheim bei Neustadl a. H. ereignet. Als am Samstag der Milchhändler Martin Ottermatt mit seinem Wagen heimkehrte, war er halb bewußt­los und sagte:Ich habe eine bekommen, die langt." Am andern Morgen war er tot. Die Sektion der Leiche hat er­geben, daß der Mann infolge einer schweren Kopfverletzung gestorben ist. Die Behörde fahndet eifrig nach dem Täter. Sie hat lautPfalz. Kur." bereits eine Verhaftung vorge­nommen.

Ei« sanftes Ruhekiffe«.

Der Kaufmann Darzsuc, der nachts von Marmaros Sziget nach Budapest fuhr, freundete sich unterwegs mit einem Coupeegenossen an. Dieser überließ dem Kaufmann be­reitwilligst ein Kopfpolster, auf dem D. so gut einschltef, daß er am andern Margen nur mit Mühe vom Schaffner ge­weckt werden konnte. Da das Polster einen starken Chloro- formgernch ansströmte, und der freundliche Coupeegcnosse spurlos verschwunden tvar, schöpfte D. Verdacht; er revidierte feine Taschen und fand sich um seine sämtlichen Wertgegenstände und 5600 Kronen Bargeld erleichtert.

Das Hochwasser in Frankreich.

Die deutsche Botschaft.

Wegen der Ueberfchwemmnng in Paris mußte der dortige deutsche Botschafter Fürst Radolin Mittwoch nachmittag mit seiner Familie in das Haus eines Herrn der Botschaft übersiedeln da der weitere Aufenthalt im Botfchafterpalais infolge der Ueberschwemmnngen unmöglich geworden ist. Die Heizungs­anlage und die Zwischenräume sind daselbst vollständig über­schwemmt. Das Wasser drang auch ,iu das Erdgeschoß ein. Das Botschaftsgebäude, dessen Hof von der Straßenseite her überschwemmt ist, ist nur noch durch den Garten zugänglich.

In und um Paris.

Die Nachrichten von dem Oberlauf der Seine lauten besser; doch erwartet man für morgen noch ein Steigen des Lotes um 30 Zentimeter. Ein in der Nähe des Pont Sully errichteter Damm ist geborsten. Das Wasser überflutete den Quai und hob den Belag der Brücke empor. Der Stadtteil Bercy ist vollständig geräumt. Im Palais Bourbon ist der innere Hof unter Wasser und nur noch «in einziger Zugang zur Deputiertenkammer vorhanden. Das Kaufhaus Printemps ist infolge der Ueberfchwemmnng der Kellerräume geschlossen worden. Das Rathaus von Jvrh ist seit heute früh 10 Uhr unter Wasser. Die Seine nimmt fortgesetzt ab. In der Nähe von Antun ist eine Brücke eingestürzt.

Der Verkehr aus dem Pont des Ars und auf hem Pont de Solserino ist eingestellt, weil schwimmendes Holz eine Art Wehr gebildet hat, an dessen Beseitigung eifrig gearbeitet wird, An mehreren Stellen der Quais wurden Mauern aus Ziegel­steinen .aufgeführt, um das Eindringen des Wassers zu ver­hindern. Vom Quai d'Orsay wird gemeldet, daß mehrere Häuser ei «gestürzt sind und andere Risse bekommen ha­ben. Der Wasserpegel der Marne ist während der Nacht um 1 Meter gestiegen. Die Brücke zwischen Alfortville und Jvry ist schwer bedroht, da die Seine die Brückenbogen mit Trümmern aller Art angefüllt hat, namentlich auch mir zwei Getreideschobern. Die Brücke ist erschüttert, schwankt und bildet gleichsam ein Stauwehr. Das Wasser ergießt sich in das umliegende Gelände. Die Züge ParisLyonMittelmeer­verkehren nur noch bis Maisons-Alfort, dennoch scheint s ich die Lage im altgemeinen zu bessern. Ueber das- Schicksal von 8 Bewohnern dxr Insel Saint Pierre, welche am Zusammenfluß der Seine und der Marne liegt, ist man sehr besorgt. Die Bewohner weigerten sich, ihre Behaus­ungen, die seit 3 Tagen von 4 Meter hohem Wasser umgeben sind, zu verlassen. Mau befürchtet, daß sie jetzt ohne Le­bensmittel sind. In Alfortville weigerten sich 200 Ein­wohner, ihre Häuser zu verlassen. Man konnte sie später mir Lebensmitteln versehen.

Die Hilfsaktion.

Die Summen, welche durch die allgemeine Wohltätig­keit für die Ueberschwemmten aufgebracht wurden, betrugen bis jetzt bei der Pressesammluug 773 000 Francs; beimTemps" strömten allein am ersten Tage 101 OM Francs zusammen. Arme Arbeiterinnen, die 2 Francs im Tag verdienen, brachten Ga­ben von 510 Francs; Arbeiter betätigten sich in aufopfernder Weise an den Rettnngsarbeiten, Wohlhabende stellten ihre freien Wohnungen Obdachlosen zur Verfügung. 11m so größer ist die Entrüstung gegen einzelne Bäcker, die die Lage mißbrauchen und die Brotpreise ohne' Grund erhöhen. In einem Vorort nahmen Leute das Brot vom Laden und mißhan­delten den Bäcker. Sie rissen ihn aus dem Laden und schleiften ihn durch Gassen und Plätze, bis er jämmerlich um Gnade bat. In -einem anderen Vorort entgingen mehrere Bäcker einem gleichen Geschick nur durch schleunige Flucht und durch Preisgabe ihrer Waren.

«leine Nachrichten.

Bei Bühlertal in Baden stahl ein Holzdieb seinem Nachbar öfters gespaltenes Brennholz. Der Bestohlene steckte in ein besonders schönes Scheit eine geladene Patrone und am andern Mittag erfolgte richtig in der Nachbarswohnung die er­wartete. Explosion, wobei der Herd in Stücke ging.

GerichtssaaL

Weil er nicht zahlen wollte.

Heitbronn, 27. Jan. Bor dem Schwurgericht hatte sich der 56jährige Schnhmachermeister Ang. Gärtner von Kirchhans-en, wohnhaft in Heilbrsnn, wegen Meineids und Zwangsvollstreckungsvereitlung zu verantworten. Ter Angeklagte lebte mit seiner Frau in Ehescheidung. Er' war verurteilt worden, seiner Frau eine monatliche Rente von 60 M und- einen Prozeßkostenvorschuß von 200 M zu bezahlen. Gärtner, der als geizig galt, zahlte einige- male die Rente, dann aber dauerte ihn das schöne Geld/ das -er abgeben sollte. Er zahlte nicht mehr und ließ sich pfänden. Ter Gerichtsvollzieher pfändete vier Fässer, die aber nur 24 M erbrachten. Da die geschiedene Ehefrau wußte, daß ihr Mann in guten Verhältnissen war, stelltü