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mit Erzähler vom 5chwarzwald.

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Lelekoil ff?. 41.

Amtsblatt für die LLadt Wildbad.

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Verkündigungsblatt

der Agl. Forstämter lvildbad, Meistern, Lnzklösterle rc. während der Saison mit

amtl. Fremdenliste.

lnssrste nur 8 kkg< lluzeigrtige 10 kkg., äis klein- Lpsüige Lermonürsüs.

kenismen 15 kig. üis Lelitreile.

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Mittwoch, den ÄS. Januar ISIS.

SV. Jahrs.

Gewohnheitsverbrecher.

(E i n e L ü ck e in der Gesetzgebung.)

Es gibt Rückständigkeiten in der menschlichen Gesell­schaft, die sich aller Aufklärungsarbeit gegenüber siegreich behaupten, iveil in der großen Menge das Verständnis für die Notwendigkeit ihrer Beseitigung fehlt. Dazu ge­hört das Verhalten der Gesellschaft gegenüber gewissen rückfälligen Verbrechern. Es gibt unglückliche Menschen, die dem Drang, eine gewisse Art von Ver­brechen immer wieder zu begehen, nicht widerstehen können, mögen sie deshalb noch so oft bestraft werden, und die trotzdem nach den zur Zeit bei uns geltenden An­schauungen das volle Bewußtsein der Straffällig­keit ihrer Taten haben und deshalb auch voll dafür verantwortlich sind. Tie Theorie von der Strafe als Abschreckung s m ittelversagt bei ihnen voll­ständig, denn häufig begehen sie schon auf dem Wege aus dem Gefängnis oder Zuchthaus dieselbe Straftat, wegen deren sie eben eine Strafe verbüßt haben. Wir haben es hier mit moralisch minderwertigen Menschen zu tun, denen gegenüber sich die menschliche Gesellschaft noch, nicht zur rechten Stellungnahme dnrchgernngen hat. Solche Leute sollten nicht nach den jetzt geltenden ge­setzlichen Bestimmungen behandelt werden; sie sind Aus­nahmenaturen und gehören deshalb auch Aus­nahmegesetzen unterworfen. Sie sind schädliche Mit­glieder der menschlichen Gesellschaft und müssen aus der menschlichen Gesellschaft ansgemerzt werden, aber nicht auf ein paar Monate oder Jahre, sondern für die Dauer ihres Lebens oder wenigstens für die ganze Zeit, in der ihre Neigung zum Begehen ihrer Spezial- Verbrechen besonders lebhaft ist.

d Hierher gehören vor allem die rückfälligen Sitt- l i ch k e i t s v e r b r e ch e r. In ihnen haben wir fast aus­nahmslos geistig minderwertige Menschen vor uns, de­nen die Möglichkeit zur Begehung weiterer Schandtaten durch dauernde Unterbringung in Arbeits­häusern, -die ein Mittelding zwischen Irrenanstalt und -Gefängnis bilden, unmöglich gemacht werden muß; denn Leuten, die durch anormale geschlechtliche Betätigung eine ständige Gefahr für ihre Mitmenschen darstellen, darf nicht die Möglichkeit gelassen werden, ihren verbrecheri­schen Neigungen geradezu unter dem Schutz des Strafgesetzbuches immer und immer wieder zu frö-

D«r Ei,«nnutz spricht jede Sprache und spielt jede Rolle, selbst die der Urieigennützigkeit. Larochefoucauld.

« 4 )

Willst du Richter sein?

Roman von Maximilian Böttcher.

(Fortsetzung.)

Gottfried stand stumm und regungslos dabei. Nicht Hohn und Spott, wie auf den Gesichtern der in den Flur Und in die Stube drängenden Neugierigen, die sich 'in groben Scherzen und Schmähungen Fegen Brömels Ge­fangenen ergingen, aber auch keine Spur von Mitleid lag auf seinen finster verbissenen Zügen. Nein . . . Pa­stor Ehrist war auf 'falschem Wege, wenn er immer nur Liebe und Verzeihen predigte. Die Liebe war eine schlechte Waffe, das Unrecht wegzntilgen aus der Welt! Hätte er den roten Alwin laufen lassen, ehe Brömel kam, den fei­gen Ueberfallin Liebe und Verzeihen" zu vertuschen gesucht, wäre er oder Trude Hofsmann wohl noch eine Stunde sicher gewesen vor einem neuen Angriff dieses Tieres in Menschengestalt? Nein, dasAuge um Auge, Zahn um Zahn" des alten Testamentes mußte seine Gelt­ung über die Welt wahren, auch über Sterben und Lehre des Welterlösers hinaus! . . . Oder? . . . Ihm war plötz­lich, als spräche Pfarrer Christs tiefe Stimme an seinem Ohr:Was da geschah, vermögt ihr wohl zu richten; doch was voranging, nicht!" Was voranging! Ja, wußte er, was uin und in dem roten Alwin vvrangegangen war, welche Anlagen und Triebe er von seinen Vorfahren er­erbt, durch welches Elternhaus und was für eine Er­ziehung er hindurchgeschritten war, welche Versuchungen ihren verderblichen Einfluß auf ihn geltendgemacht hat­ten, bis das Tier in Menschengestalt aus ihm wurde, das jetzt feinen Abscheu und Haß erregte? Wußte er cs? Nein! das Exempel ging doch nicht so glatt-auf. . . ein Rest blieb! ...

Ohne sich noch weiter um das, was in Flur und auf der Straße vorging, zu kümmern, trat er in die Stube, in der ein paar Frauen und Mädchen hilfreich bemüht waren, der einer Ohnmacht nahen Trude die tiefe Wunde im Unterarm auszuwafchen und mit ein paar abgerissenen Streifen eines alten Leinenhemdes zu umwickeln. Ten Blick, her. ihm aus dem totblassen Gesicht zuflog ein

neu. Die menschliche Gesellschaft hat ein Recht daraus, vor solchen Naturen geschützt zu werden.

Ein typisches Beispiel für die Berechtigung Unserer Forderung bildet wieder der Lustmörder Koszttol, der jetzt vom Schwurgericht in Lisch wegen vier fa­ch enLu st Mordes zum Tode verurteilt worden ist. Kos- ziol war ein solcher gewohnheitsmäßiger Sittlich­keitsverbrecher, der wegen dieser Vergehen schon t5 Jahre Zuchthaus abgebnßt hat. Was diese Strafen genützt haben, zeigt das jetzt über ihn verhängte Todesurteil. Hätte man nach dem zweiten von ihm begangenen Sittlichkeitsver­brechen eine gesetzliche Handhabe gehabt, ihn dauernd un­schädlich zu machen, so hätte man es nicht nötig ge­habt, ihn jetzt zum Tode zu verurteilen, vor al­lem aber hätte sich die "menschliche Gesellschaft nicht den Vorwurf zu machen, daß sic durch ihre Rück­ständigkeit die Schuld am Tode p 0 n vier un­schuldigen Menschen trägt. Nun nracht ja aller­dings die von uns vorgeschlagene Aenderung der gesetzlichen Bestimmungen einige Kosten, aber für eine derartig wich­tige kulturelle Aufgabe dürfen diese nicht entscheidend sein; denn die moralische Gesunderhaltung läßt sich nicht durch das Strafgesetzbuch herbeiführen. durch die Sühne für begangene Taten, sondern nur durch vorbeugende Maßregeln, durch die die moralisch Schwachen davon abgehalten werben, ihren verbrecherischen Neigungen nachzngehen oder sie auch noch fortzupflanzen, und dazu gehört auch die dauernde Unschädlichmachung der moralisch minderwertigen Gewohnheitsverbrecher.

Rundschau.

Aus der Türkei.

Das neue türkische Kabinett erhielt von der Kammer ein Vertrauensvotum mit 187 gegen 34 Stimmen, nach­dem der Großwesir eine schriftlich fixierte Erklärung über das Regierungsprogramm'abgegeben hatte. Dies bezeichnet als erste Pflicht der Regierung im Innern die Beruhigung der Gemüter und die Befestigung der Ordnung.- Weiter sei eine Kräftigung der Eintracht zwi­schen den verschiedenen Nationalitäten unerläßlich, wozu die .allgemeine Wehrpflicht beitrage. Armee und Flotte sollten zur Sicherung des Friedens der Finanzlage des Rei­ches entsprechend verstärkt werden. In der auswärtigen Politik werde das Kabinett gemäß dem ^Beispiel seiner

Blick, der zu sagen schien: Wie bin ich glücklich, daß ich dies für dich leiden darf! bemühte er sich, nicht zu sehen, wandte sich harsch an eines der Weiber:Ta, Schnitzen, binden Sie mir mal mein Taschentuch fest Um den Riß hier!" und ging, nachdem sein Verlangen erfüllt war, langsam und ohne Gruß zur Tür hinaus. Ins Freie "gelangt, lief er aber doch, was er. laufen konnte, an dem Gefangenentransport, der sich zu einer Art Hot- tentottenfestzng ausgestaltet hatte, vorbei nach Hanse um den leichten Korbwagen und die beiden fixesten Gäule ans Remise und Stall zu ziehen und damit im Galopp beim Armenhause vorzufahren. Von dort jagte er mit dem vom Blutverlust völlig erschöpften Mädchen, das an seiner Schulter sofort in einen dumpfen, schweren Schlaf fiel, nach Zerlitz zum Arzt. Wenn er aber auch den linken Arm um die hilflose Gestalt gelegt hatte, damit sie ihm nicht von der Bank herunterglitte, so saß er doch steil und steif mit zusaminengepreßten Lippen neben ihr. Und hinter seiner düsteren Stirn stand der Gedanke: Ob dn ihr auch noch so gut bist, daß dir ihr gleich dein eigen Blnt geben möchtest für das, das sie um dich ver­loren hat du hast kein Recht an sie und sie hat kein Recht an dich! Oder dn müßtest eines Tages ganz sicher sein, daß Erna - sich nichts aus dir macht, daß sie dir fremd geworden ist, einen anderen lieb har. Denn Wort ist Wort, und Recht muß Recht bleiben! . . .

Ter alte Zerlitzer Doktor, der seine Kunden sehr hart anznfassen pflegte, und kein Freund von unnöti­gem Reden war, reinigte uüd verband die Wunde an Trudes Arm so kunstgerecht, daß das arme Ding sich nur mühselig die Tränen verbeißen konnte. Ws er aber auf Gottfrieds Frage in seiner barschen Art zur Ant­wort gab: es wäre keine Gefahr, das Mädel müsse sich nur schonen und pflegen, da schüttelte ihm dieser in seiner Herzensfreude so siüftig die Hand, daß er dem Grobian damit für die der armen Patientin bereiteten Schmerzen wenigstens die Zinsen zahlte.

Brömel, der seine lieben Rodenaner kannte, sagte gegen Mittag, als er sich anschickte, den roten Alwin wegen Fluchtverdachts in das Untersuchungsgefängnis der zuständigen Gerichtsstadt zu schaffen:

Abcheszehen von tem bißchen Messerstecherei haben szich imRoß" bloß een paar Bengel chebackseist, un in 'nerGrone" haben szich zwee Großkohtzen von Kauern

Vorgänge Bertragspflichten allgemein emyu^c,-. nctz« gale und aggressive Tendenzen, sodaß die Türkei im Kon­zert der Mächte ein wichtiges Element des Friedens bilden würde. Die Verfassung werde im Reiche Sympathieen gewinnen, seine Rechte wahren helfen und es von den ver­alteten Kapitulationen befreien, die den Fortschritt verhin­derten. Die wichtigste Aufgabe sei daher, auf diesem Wege, die freundliche Unterstützung der zivilisierten Welk heranznziehen. Darauf erfolgte die Abstimmung. Vorher hatte die Kammer das Anerbieten einer Tochter des ver­storbenen Sultans Abdul Asis, der Prinzessin Nazimeh, angenommen, die der abgebrannten Kammer ihr Palais am Bosporus zur Verfügung stellt.

Ausland.

London, 25. Jan. Bis jetzt sind gewählt: 218 Unionisten, 200 Liberale, 33 Arbeiterparteiler und 68 Nationalisten. Im Verhältnis der Parteien ist seit dev letzten Veröffentlichung keine Aenderung eingetreten.

Württemberg.

Dienstnachrichte«.

Eine Hauptlehrstelle an der Gewerbeschule in Eßlingen dem Gewerbelehramtskandidaten Wilhelm Wieland daselbst Mt» eine Hauptlehrstelle an der Gewerbeschule in Nagold dem Hilfslehrer Josef Ratsch daselbst übertragen worden.

Stuttgart, 24. Jan. Wie von der meteorologischen Zentralstation mitgeteilt wird, war der neue Komet ge­stern am Abendhimmel von etwa HZ6 Uhr bis 6.20 Uhr gut sichtbar, er stand rechts unterhalb der helleuchtenden Venus, mit dem Kopf nach'unten, dem Schweis, der etwa fünf Mondbreiten lang und eine halbe Mondbreite breit erschien, senkrecht nach oben. Die Farbe ist stark gelblich, die Helligkeit nicht ganz wie ein Stern zweiter Größe, alst» iricht ganz so leuchtend wie die meisten Stern? des großen Bären.

Stuttgart, 24. Jan. Wie die Cannstatter Zeitung hört, ist die Einführung der sog. gleislosen elektri­schen Straßenbahn in einem benachbarten Oberamt geplanj. Die Konzession soll angeblich bereits erteilt sein und hinter dem Untermehmen eine kapitalkräftige Gesell­schaft stehen.

Eszel chenannt. Und so wäre tas fcheene Fest denn chanz witer Erwarten ohne schlimme Folchen abchelaufen."

Es sollten aber doch noch schlimme Folgen zutage treten. Gegen Abend kam der Administrator Friese beim Toktorbaner vorgeritten, band seinen langbeinigen Fuchs) der fast dieselbe Farbe wie seines' Reiters Bart hatte, an ein Zaunstaket und trat in die Stube, in der die siech« Frau im letzten Schein der untergehenden Sonne am Fenster hockte.

Da Friese weder als Amtsvorsteher noch als Pri­vatmensch ein Freund vom Rücksichtnehmen war und sich heute zum Ueberfluß noch im Zustand hellster Em­pörung empfand, so platzte er gleich damit heraus, dag Fritz Reinhardt, sein Volontär, seit dem frühen Mor­gen still und spurlos verschwunden wäre, nachdem er dem Kassier noch tags zuvor einen größeren Vorschuß auf sein künftiges Gehalt abgeknüpft hätte. An der Ar­beitskraft des sauberen Monsieurs läge ihm ja verdammt wenig; denn im Grunde genommen wäre der Luftikus zu nichts Gescheidtem zu gebrauchen gewesen außer allenfalls zum Entwickeln und Uebersohrhauen schwer .zu behandelnder Geschäftsfreunde, wobei er sich denn, allerdingsmal geradezu als eine Genie gezeigt. Sicher würde er, Friese, den faulen und unzuverlässigen Patron auch Fängst weggejagt haben, wenn . . . ja, wenn und da lag aber der Hase im Pfeffer! wenn der hübsche und zungengewandte Bengel nicht seiner Elena ganz gehörig den Kops verdreht hätte. Was aber täte Wohl ein Vater nicht alles aus Liebe zu seinem einzigen Kinde! So hätte er aus den Hans Dampf aller nur erdenklichen Rücksichten genommen, ihn fast wie eine« eigenen Sohn behandelt und immer noch- gehofft, dag der an sich ja sehr begabte Strick zu guter Letzt doch noch ein brauchbarer Mensch und Landwirt werden würde. Na, und für seine Zukunft würde er ja dann schon gesorgt haben. Doch nun säße sein armes Mädel da und weine sich die Augen rot. Und wäre er auch sonst in allen Dingen gewiß eine Seele von Mann, als Vater verstände er nun mal keinen Spaß, und wenn er den' Durchbrenner faßte, dann würde er ihm mit der Reit­peitsche das Fell zu gerben - wahrhaftig, und das nicht zu knapp! ...

(Fortsetzung folgt.) ' ,s