Stuttgart, 24. Jan. W nrtt e n: b. 2 parka s s e. Während in den Jahren 1907 nnd unter denk Einfluß der damals herrschenden Geldverhältnlsse die Vermehrung der Sparsummen bei. der ivürttemb. Sparkasse, wie bei den meistern andern Sparkassen, schwächer gewesen war, hat das Jahr 1909 wieder einer: namhaften Zuwachs ge­bracht. Es' sind in diesem Jahr 27 344 313 Mark ein­gelegt und 24 521443 Mark zurückgezogen worden. Durch die Mehreinlagen und die auf den Jahresschluß kapitali­sierter: Zinsen erhöhte sich das Gesamtguthabsn der Ein­leger um 9,653,984 Mark. Dieses erreicht nun Ende 1909 191,242,025 Mark.

Stuttgart, 24. Januar. Großräumige Gü­terwagen. Auf die vor: uns mehrfach erwähnten Kla­gen über die Vorschriften für die Benützung großräumiger Güterwagen im deutschen Staatsbahnwagenverband ist nur: die Kgl. Prenß. Eisenbahndirektion Berlir: eingegangen. Sie hat in: Einvernehmen mit den übrigen deutschen Staatseisenbahnverwaltungen die ganze Angelegenheit der ständigen Tarifkommission der deutschen Eisenbahnen zur Prüfung und Beschlußfassung überwiesen. Ta in den Ver­handlungen und Beratungen der Tarifkommissiou der Aus­schuß der Verkehrsinteressen teilnimmt, ist eine Gewähr- geboren, daß die Frage der Verwendung der großräumigen Wagen eine eingehende Würdigung findet und hoffentlich einer befriedigenden Lösung entgegengeführt wird.

Bietigheim, 25. Jan. Heute nacht gegen 12 Uhr ist beim Aahnhof gelegenen Oelfabrik von Zieg­ler n:rd Denk Feuer ausgebrochen, das bis in die ersten Morgenstunden fortwütete. Ein Teil der Fabrik ist zerstört, doch kann der Betrieb teilweise auf­recht erhaltet: Werder:. Die Firma ist durch Versicherung gedeckt.

Metzingen, 24. Jan. Die bürgerlichen Kollegien haben beschlossen, den: demnächst zurücktretenden bisheri­gen Stadtschultheißei: Caspar in Anerkennung seiner Verdienste um die Stadt zum Ehrenbürger zu ernennen.

Metzingen, 25. Jan. Aus Anlaß seines 60. Ge­burtstages hat Kommerzienrat Völter der evangelischen Kirchengemeinde eine Stiftung von 15000 Mark gemacht, die zusammen mit den vom Evangelischen Verein gesam­melten Geldern zur Erbauung eines.Gemeindehauses ver­wendet werden sollen.

Ueberschienung der Alb.

Feldstetten, OA. Münsingen, 24. Jan. In die Ruhe des nun eingetretenen Winters ans der Alb kan: gestern hier cjn lebhafter Tag. Denn Oberbürgermeister v. Wagner-Ulm, hatte hierher eine Versammlung des Eiscnbahnkomitees für die Albüberschienung von Oberlenningen nach Ulm einberufen und von allen Seiten strömten die Mitglieder per Schlitten herbei. Von Ulm waren außer dem Vorsitzenden des Komitees Kommerzien­rat Schwenk und einige Beamte, von Kirchheim u. T. Stadtschultheiß Marx Nnt weiteren Herren erschienen. Oberbürgermeister von Wagner forderte die Anwesenden aus, ihre Wünsche geltend zu machen, sich aber ohne zu große Hervorkehrung der Sonder im eressen auf einen mög­lichst gemenrsamen Boden zu stellen. S'tadtbaürat Maier-Ulm erläuterte dje technische Seite des Projekts in eingehender Weise. Hiernach würde die Linie von Oberlenningen aus rechts der Lauter gegen Gutenberg, so­dann durch die Schröcke zwischen Strohweiler und Hengen nach Böhringen, letztere Gemeinde rechts gelegen, geführt, am Fuß des Römersteins vorbei zwischen Donnstetten und Zainingen nach Feldstetten, dieses entweder rechts oder links lassend, sich Hinzuzieher:, rveiter, unter Heranziehung gegen Laichingen an Suppingen, Berghülen, Bühlenhau­sen vorbei zwischen Bermari:u;eir und Temmenhaufen durchgesühr: und entweder in Beimerstetten, wahigchein- licher aber in Ehrenstein (Blauial) unter Berührung von Bollingen-Mähringen an das bisherige Bahmretz ftnge- schlossen. Die Bahn würde ein fruchtbares Gelände mit großem Jnteressenkreis durchziehen und bildet eine wahre Lebensfrage für die Albbewohner. Die unentgeltliche Ueberlassung des Grunds und Bodens ist von der: betei­ligten Gemeinden zugesagt. Die Baukosten sind an­nähernd zu zehn Millionen Mark veranschlagt. Die Länge der Bahn berrägt ca. 55 Kilometer. Nach eingehender Prüfung der Pläne durch die Beteiligten wurden von Ver­tretern einiger Gemeinde:: Einzelwünsche vorgebracht, so von Grabenstetten wegen des Albaufstiegs, von Sontheim- Ennabeuren um Einzeichnung einer Variante der Linien­führung gegen Sontheim, von Temmenhaufen Nm Näher­ziehung an diese Gemeinde heran. In der Versammlung kam der einmütige Wunsch zum Ausdruck, das eine große Ziel der Erbauung einer. Bahn über die Mb verfolgen zu wollen, auch wenn nichr alle Wünsche berücksichtigt wer­den. Der Vorsitzende sagte zu, daß die Wünsch: geprüft und in den Plänen festgestell: werden, daß aber die Tech­niker in diesen Fragen ausschlaggebend sein müssen. Die heutige Versammlung habe die Sache dem Ziele wieder bedeutend näher gebracht. Die Pläne werden nm: der K. Generaldirektion der Staatseisenbahnen alsbald tzur Prüfung übergeben und sodann den Ständen in Vorlage gebracht.

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Nah und Fern.

Das Kind auf den Schienen.

Aus Gmünd wird vom 24. gemeldet: Gestern mittag zwi­schen 11 und 12 Uhr hat sich das 2Hz Jahre alte Töchterchen des Kaufmanns Hugo Zimmermann in der Hinteren Schmidgasse in einem nnbelvachten Augenblick verlaufen. Obwohl es von seinen Angehöriegen überall nnd mit größtem Eifer gesucht wurde, konnte es nicht mehr aufgefnnden werden und so kam es auf seiner Wanderung bis zum Bahnübergang, der hinter dem Kirch­hof zum Ziegelberg führt. Obwohl die Schranken geschlossen waren, muh das Kind den Bahndamm doch betreten haben, als eben der 12.08 Uhr von Aalen kommende Zug dahersauste. Der Lokomotivführer hatte das Kind zu spät gesehen und konnte den «n der größten Geschwindigkeit fahrenden Zug nicht mehr »echtzeitig zum Stillstand bringen. Das Kind wurde von der Lokomotive erfaßt nnd etwa 10 Meter weit über den Bahn­körper hinausgestoßen, wo es bewußtlos liegen blieb. Da nie­mand in der Nähe ivar, wurde es vom Zugpersonal m den Zug ausgenommen und auf die Bahnstation verbracht, wo es den schweren inneren Verletzungen erlegen ist.

Hochwasser in Frankreich.

Ganz Chalon-sur-Saone steht unter Wasser, 2 Per­sonen sind während der Rettungsarbeiten ertrunken. Biele Leute haben sich auf die Dächer der Häuser geflüchtet und rufen verzweifelt nm Hilfe. Dampfboote find zur Hilfeleistung ab­gegangen.

Das Hochwasser der Seine ist in Paris jm Steigen begriffen. Der Tunnel der Orleansbahn ist unter Wasser. Die Quais und viele benachbarte Straßen sind überschwemmt. Der Berkehr auf zahlreichen Bahnen ist unterbrochen. In der Nähe des Justizpalastes ist ein Erdrutsch eingetreten. Die Keller- ränme des Palais Bourbon, in denen sich Maschinen für Be­leuchtungsanlagen befinden, sind überschwemmt. In den Vor. orten sind die Bewohner an vielen Stellen vom Verkehr ab­geschnitten. Tausende von Personen sind ohne Obdach. Der Hospital von Jvry ist unter Wasser gesetzt. Die Ueberschwemm- ung in der Provinz dauert an. In einem Dorf in der Nähe von Reims find zehn Häuser ein ge stürzt.

Das Eisenbahnunglück in Kanada.

Ucber das Eisenbahnunglück auf der Canadian Paci­fic Eisenbahn laufen die Nachrichten nur spärlich ein. Um Mitternacht zum Samstag wurde gemeldet, daß der verunglückte Zug auf einer Böschung in der Nähe von Welswood, 37 Meilen westlich von Budbury (Ontario) am Freitag Nachmittag von der Katastrophe betroffen wurde. Nach einer späteren Meid- nng wurde ein Waggon zweiter Klasse bei Espagnola gegen den Brückenkopf geschlendert, wodurch er in zwei Hälften getrennt wurde. Die eine blieb auf dem Bahndamm, die andere stürzte in den Fluß. Ferner stürzten zwei andere Passagierwagen eben­falls ab nnd durch das Eis. Das Oberteil eines Waggons ragte noch über das Wasser, sodaß der Kondukteur eines Wagens acht Passagiere retten konnte, indem er die Wagendecke mit fast übermenschlicher Kraftanstrengnng durchbrach. Alle anderen Pas­sagiere, annähernd fünfzig, sind umgckommen. Der Fluß, sn welchen die Waggons hinabstürzten, war von einer zwölf Zoll starken' Eisschicht bedeckt, unter der jetzt die Leichen der Reisen­den von den Tauchern gesucht werden. Sie liegen 35 Fuß unter der Oberfläche des Wassers. Die herabgestürzten Wagen sind ein mit Ar^wanderern besetzter, ein Waggon erster und ein Waggon zweiter Klasse. Auch der Speisewagen entgleist?. Die Zahl der Toten wird ans 45 geschätzt.

Nach neueren Meldungen sollen bei dem Unglück ungefähr 70 Menschenleben zu beklagen sein. Mindestens 25 Leichen, die ans Pein ans der Brücke stehe» gebliebenen und in Brand geratenen Eisenbahnwagen 2. Klasse geborgen wur­den, sind derart entstellt, daß eine Feststellung ausgeschlossen erscheint. Bon den 40 Reisenden, die sich in dem gleichfalls in den Fluß gestürzten Wagen 1. Klasse befinden, sind, soweit bekannt, nur drei gerettet. Viele Leichen, die unter das Eis geraten sind, dürften kaum wieder aufgefnnden werden. Die Rettnngsarbeitrn wurden durch einen heftigen Schneesturm sehr erschwert.

Kleine Nachrichten.

Eine Bauersfrau'in Rosenberg OA. Ellwangen legte zum Herdfener Holz von einem sogenannten ,Mellenbüschcle" nach. Ehe sich die Frau, die ein kleines Kind auf dem Arme hatte, vom Herde entfernte, erfolgte eine schußartige Explo­sion. Das ganze Herdfener wurde herausgeschlendert, eine in dem Feuer befindliche Metallhülse verletzte die Frau,am rechten Auge schwer, das Kind nur leicht. Vermutlich war van ruchloser Hand die geladene Metallpatrone in verbrecheri­scher Absicht in den Wellenbüschel geschoben.

Gerichts saal.

Die Streik»« ruhe» in Neckarsulm vor Gericht.

Heilbronn,' 24. Jan. Es wird in der Zeugenvernehmung fortgefahren und als erster Joseph Spttzack gehört, der als Borrichter bei Spohn tätig war, aber auch in den Ansstand trat. Er bezeugt Oster, daß er immer zur Ruhe gemahnt habe und für mutige Ausdauer der Streikenden eingetreten sei.

Jda Herr mann hat am Ikbend des Krawalls gehört, wie Emmerich drohend rief:der erste der herkommt ist hin." Von Oster sagt sie, daß er auch an diesen: Wend abgerate.» habe, Gewalt anzuwenden. Man solle so meinte er lieber ruhig zuredxn, daß sie austreten sollen. Sie bezeugt auch, daß die .Habicht und Bierro mittags weder geworfen noch ausgespuckt habe. Auch abends hat sie die beiden, Donbrowa und Habicht, während des Krawalls die Dammstraße hinunter gehen sehen. Auf Anfrage erklärt Herrmann, daß die Ange­klagte Hoffmann nachmittags nicht bei ihnen war, wie seiner­zeit die Mazurana behauptet hat. Der Herrmann gegenüber­gestellt, gibt Mazurana zu, daß sie sich darin getäuscht habe.

Johann Pabel wird zunächst unbeeidigt vernommen. Er bestätigt noch einmal das eigentümliche Verhalten der Firma Spohn vor dem Ausstand und das durchaus ruhige Betragen des Oster, wäh«nd des Streiks. (Wird nachträglich beeidigt).

Joseph Vogt ist am 21. Oktober morgens halb 7 Uhr mit der Bahn nach Neckarsnlm gekommen und sah dabei, wie Oster in Begleitung einer Frau vom Postgebäude her auf den Bahnhof zukam.

Albert Fröschte ist ebenfalls mit dem Zug 6.32 nach Neckarsuln: gefahren und hat die gleichen Beobachtungen ge­macht. Er hat auch mit Oster gesprochen, aber nichts von Droh- :mgen oder Beleidigungen gehört.

Karl Nickelwart hat dieselben Angaben zu machen nnd kam auch 6.32 nach Neckarsulm.

Anglist Fa kl er kam auch mit dem gleichen Zug und hat gesehen, daß die Mädchen Heiler :c. lange Nasen drehten gegen Oster.

Nun wird der von RA. Guinbel l telegraphisch gerufene Zeuge Adolf Jaana zunächst unbeeidigt vernommen. Er wurde von der Firma Spohn «^gesperrt, weil er organisiert war. Am 21. Oktober morgens sah er Oster nach 6 Uhr von z:» Hause Weggehen. Um 8 Uhr kam Oster zurück und sagte ihm, daß Arbeiter von den Fahrradwerken Arbeitswillige aus Jagst- feld rc. zurückgehalten hätten zur) Arbeit zu gehen. Man müsse nach Jagstfeld gehen und den Eltern sagen, um was es sich überhaupt handle. Jaana, Fischer, Stumpf und Oster seien dann zusammen hingegangen nnd nach ihrer Aufklärung ha­ben diese Arbeiterinnen erklärt, wenn sie das gewußt hätten, wären sie gar nicht gekommen. Er selbst (Jaana) sei nicht wie andere Zeugen behaupten - morgens mit an der Bahn gewesen. (Zu dieser Frage werden 5 Zeugen noch einmal ge­laden).

Joseph Dietz aus Herbolzheim ist mit dem Zug 5.55 nach Neckarsulm gekommen. Er meint, vor dem Bahnhof den Oster und die Frau Fischer haben gehen sehen, kann das aber nicht genau sagen. Der Zeuge hat weiterhin gehört, daß gerufen wurde:Heut eeght ihr nach 'Hanse. Das erste, Pas weiter geht, dem stecke ich das Messer in den Ranzen",, kann abe» auch nicht sagen, gegen tqw- und von "wem diese Aeußerung getan wurde. Auf dem Bahnhof hat er auch einen Streikposten Geiger gesehn, wie er einen: jungen Arbeiter eine Ohrfeig« gckb. Da dieser selbst bezeugte, daß er an diesem Morgen am Obereisesheimersteg Posten gestanden sei, wird er nochmals als Zeuge geladen.

August Rapp aus Kochendorf hat gehört und gesehen, wir der Angeklagte Huber der Zeugin Hönisch an: Arbeitssaal zu­gerufen hat, sie solle heransgehen^ oder er hole sie, und mit einer Flasche drohte.

Jakob Wieland aus Kochendorf sagt dasselbe ans, nur weiß er nichts von einer Flasche.

Friedrich Pöstel war während des Streiks noch bei Spohn beschäftigt, wurde aber nachher entlassen. Er hat von einem Arbeiter Heilmann gehört, daß Unterreiner die Aeußerung ge­tan habe vom Messer in den Ranzen stecken rc. Heiler habe dies aber nachher selber znrückgenommen. (Er wird als Zeugq geladen).

Heinrich! Widmann aus Möckmühl ist am 21. Oktober -.56 morgens nach. Neckarsulm gekommen, hat abxr den Oster

nicht an der Bahn gesehen. Dagegen hörte er, wie Unter, reiner zu den Mädchen sagte, sie sollten warten, in das Ge. schüft zu gehen, bis es Tag sei, er könne keine Garantie über- nehmen. Sodann hat der Zeuge gehört, daß zwei Ifage nach der Verhaftung des Oster von Marie Haist geäußert wurde: -den Osterle habe ich neigritte desmal, dem Hab ichs bsorgs im Portierhaus davorne (und auch noch eine Arbeiterin, de. rcn Namen er vergessen habe). Jetzt können sie darüber nach, denken."

Rudolf Frey ist mit Widmann zusammengewesen und W deshalb die gleichen Angaben zu machen.

August Weber, Schlosser, ist an: 21. Oktober morgens als Streikposten am Bahnhof gestanden. Oster hat er später am Bahnübergang gesehen. Bon Untcrreiner dagegen hat n gesehen und gehört, wie er die jungen Arbeiterinnen warnte, ins Geschäft zu gehen, bevor es Tag sei.)

Karl V o g el bestreitet, daß Huber die Hönisch belästigt :,d bedroht habe. Huber habe nur gesagt,ich könnte gerade einen: die Flasche auf das Hirn schlagen, so narret bin ich heut. (Huber hat schon selbst von sich gesagt, er sei nicht normal).

Rachmittagssitzung.

Es wird in der Zeugenvernehmung fortgefahren und zu­nächst Pauline H öhmig vernommen. Nach ihrer Aussage hat Huber ihre Tochter tatsächlich wiederholt belästigt nnd bedroht, mit einer Flasche nnd mit Schlägen.

Anna Leitz hat auch gesehen, daß Huber die Marie Höhmig am Arm faßte nnd sie bedrohte.

Karoline Unterkiefer hat von ihrem Garten aus nur gesehen, daß die Marie Höhmig gefaßt wurde. Ob sie auch bedroht wurde nnd wer der Mann war, der eS tat, kann sie nicht sagen.

Franz Schädel (unbeeidigt vernommen) hat in den Fahr­radwerken gearbeitet und nach 6 Uhr den Auslaus von: 2l. Oktober angesehen. Dabei hat er sich ans Scherz mit einem Kollegen gebalgt, mit Aepfelbntzen geworfen nnd schließlich mit einem Stecken verfolgt. Er habe dann ans einmal stehört, das, gesagt wurde: Jetzt sollten die Laternen aus sein und dann habe erin seiner Dummheit" eine Laterne ausgelöscht. Den, Knhnle habe er nicht aufgefordert, eine Laterne zu löschen, sondern den: nachher nur gesagt, wo er ziehen müsse, baß die­selbe ansgehe. Er habe damit aber nicht den Krawall be­günstigen wollen, sondern nur weil er diesen Ruf gehört habe m:b ohne sich etwas dabei zu denken.

Hubert D nn ze:: d o r f e r soll über das Verhalten des Oster und dessen Stellung während der Unruhen aussagen, hat aber nichts von Bedeutung beizubringen.

Marte Stoll handelt am Tor der Fahrradwerke mit Obst. Sie hat Oster am Tage des Auflaufs mit noch 6 Kollegen zu Schröder in die Wirtschaft gehen sehen und gehört, daß er sagte, so noch 14 Tage, dann wollen wir sehen. Oster bestreittt, zu der genannten Zeit zu Schröder gegangen zu sein.

Emilie St oll war krank zu Hanse und hörte dort den Raddau. Sie ging dann hinunter zu ihrer Mutter und hörte von dev, daß viele heulend in die Fahrradwerke sich geflüchtet hätten. Den Oster habe sie mit 4 oder 5 anderen Männern auf die Wirtschaft von Schröder zugehen sehen und gehört,- daß er die Aeußerung von 14 Tagen unv fortgehen rc. getan habe. Nachher habe ihre Aiutter davon erzählt- Sonst habe sich Oster, soweit sie ihn beobachtet habe, sehr gut benon^nen, namentlich niemand belästigt.

Alfred Stoll macht ganz ähnlich« Angaben.

Karoline Lock sagt ans, daß sie am ZI. Oktober früher aus dem Geschäft geholt wurde, weil ihre Schwägerin aus Leipzig zu ihnen zu Besuch kam. Einen anderen Grund habe dies nicht gehabt. Außerdem hat sie von dem Webermeister Unterkiefer gehört, daß Herr Spohn einen Revolver trage und daß Oster deshalb fürchtete, Spohn werde schießen und zur Warnung gerufen habejetzt kommt der Revolver".

Joseph Er len wein ist auch morgens mit den: Zug 5.55 nach Neckarsulm gekommen. Er hat aber den Oster nicht ge­sehen, auch von einer nennenswerten Belästigung der Arbeits­willigen nichts bemerkt. Er hat nur den Jaana nnd einen Italiener draußen stehen .sehen. Jaana bestreitet entschieden, daß er dort gewesen sei und teilt mit, daß Erlewein überhaupt sehr unzuverlässig sei und ein sehr schwaches Gedächtnis habe.

Marie B östel teilt auch mit, da Mhrem Mann zu Un­recht Arbeit nnd Wohnung gekündigt wurde. Sie hat gehört, daß die Leiden Herren Spahn jeden Abend durch den Borrichter Wesclin abgeholt werden mutzten mit einem Revolver. Dis Frau des Weselin habe das ansgesagt nnd sei darüber von ihrem Mann sehr beschimpft worden.

Wilhelm Kohlberger ist auch mit dem Zug 5.55 ge­kommen und hat auch mit -den Mädchen den Bahnhofperron verlassen. Er hat gesehen und gehört, wie Unterreiner die Mädchen warnte. Öfter hat er nicht an: Bahnhof gesehen, ist ihm vielleicht gegen halb 7 Uhr ans halbem Wege zum Bahn­hof begegnet. Von einer Drohung am Bahnhof hat er nichts gehört.

Friedrich Hofer, Schlosser, ist an der Spohnstrnße Streik­posten gestanden nnd hat 1012 Mnnten nach 6 Uhr Oster und Frau Fischer gesehen. Ist nachher auch noch einmal mit ihnen zusammen gekommen. In seinen weitere:: Aussagen ver­wechselt der Zeuge verschiedentlich das Datum nnd ist infolge­dessen von wenig Bedeutung.

Jakob Geiger wird noch einmal vernommen, weil Dietz behauptete, ihn am Morgen des 21. Oktober an der Bahn gesehen zu haben. Nach Gegenüberstellung der Zeugen erklärt Dietz, der Mann sei es nicht gewesen.

Friedrich Bromm ist jeden Tag von Möckmühl nach Nek- karfulm gefahren, hat aber Oster nicht an der Bahn gesehen^ sondern ist ihm später ans dem Wege zu den Fahrradwerken beim Bahnübergang begegnet Auf dem Bahnhof selber hat ec nur beobachtet, daß junge Leute sich miteinander abgegeben haben. Von Belästigung und Drohung hat er nichts gesehen. Auch den Dietz hat er nicht gesehen.

August Pfeiffer fährt jeden Morgen von Züttlingen nach Neckarsnlm nnd kommt auch 5.55 dort an. Er ist am 21. Oktober morgens zwischen 1/4 und - 1 / 2 ? Uhr aus dem Bahn­hof getvesen und hat dann auf dem Wege zur Fabrik Oster an dem Bahnübergang gesehen.

Anton Streidl, Schlosser, kam am 21. Oktober nach 6 Uhr morgens an den Bahnhof und begegnete dort dem Unter­reiner nnd Bauer, ging mit diesen wieder zurück und begegnete dann auf den: Wege zu den Fahrradwerken dem Oster. Wer am Bahnhof Posten stand, kann er nicht sagen, aber Oster war um 6 Uhr noch nicht dort.

Heinrich Unter kircher ist Webermeister bei Gebrüder Spohn. Er soll gesagt haben zu Fra:: Lock, Oster habe ge­glaubt, daß Herr Spohn einen Revolver bei sich habe nnd des­halb gerufen:Jetzt kommt der Revolver raus." Unterkircher gibt zu, es sei möglich, daß er mit Frau Lock über diese Frage gesprochen habe, wisse aber nichts bestimmtes darüber.

Richard Spohn gibt an, daß er noch nie einen Revolver getragen habe, auch an diesem Tage nicht. Daß er auch keine andere blinkende Waffe wie behauptet wurde heraus- gezogen habe. Vielmehr habe er die Gewohnheit, gelegent­lich die Hand in die Hosentasche zu stecken. Einige Wider­sprüche in den Anssagen früherer Zeugen sind durch die An­gaben Spohns über seinen Weg zum Bahnhof am Morgen des 21. Oktober festgestellt worden.

Bernhard Lander bezeugt, daß Stumps mit ihm am 21. Oktober nicht am Bahnhof, sondern an der Binswangerstraße Posten gestanden ist bis halb 7 Uhr. Ludwig An des gibt dieselbe Erklärung ab. Er hat auch Spohn und Oster gesehen und kann diese Streitfrage noch beleuchten.

Die Zeugenvernehmung geht morgen weiter. Es sind noH 1l Zeugen geladen.

Kosziol geständig.

Posen, 24. Jan. Der zum Tode verurteilte vier­fache Lustmörder Kosziol hat nun einge standen, die ihm zur Last gelegten Verbrechen begangen zu haben. Die Kosten des' Prozesses betragen 40000 Mark,