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mit Erzähler vom Schwarzwald
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Amtsblatt für die ^tadt Wildbad.
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Nr. II
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27. Jahrg.
Gerechtigkeit und Vvlkspartei.
v. L. Der vierte Abschnitt des Entwurfs zum Programm der Deutschen freisinnigen Volkspar- tei gilt der Justiz. Es ist tlar, daß eine freie, gesicherte und moderne Rechtspflege zu den unerläßlichen Forderungen der liberal-demokratischen Richtung gehört, und daß deshalb die neue Volkspartei bemüht sein muß und wird, im einzelnen dahin zu streben, daß der Grundsatz der Gerechtigkeit nicht ein schöner Wahn bleibt, sondern ins wirkliche Leben übertragen wird und daß außerdem dem fortgeschrittenen und volksfreunolichen Rechtsgefühl durch die Fortbildung der Rechts- fo r ui e n und durch ver m ehr t e R ech ts b ü r gs ch a f- len nachgegeben wird.
Daß die Rechtsfindung das Urteil und der Strafvollzug „unparteiisch und gleichmäßig" sein müssen wie der Programmentwurs es ausdrücklich vorschreibt, wird eigentlich auch von den rückständigen und rückschrittlichen Paneieu nicht bestritten. Wenigstens nicht in der Theorie. In der Praxis aber erleben wir doch immer noch allerlei Rechtssälle, an denen die böse Behauptung, daß wir eine „Klassenjustiz" haben, neue Nahrung findet. Deutschlands Gerichtswesen ist im ganzen gewiß nicht schlechter als das anderer Länder. Die Unbestechlichkeit unserer Richter und ihr guter Wille ist unantastbar. Daß sie aber zuweilen in sozialen Vorurteilen stecken, ist ebenso richtig, wie daß die Zeitdauer und die Kostspieligkeit der Prozesse mitunter dem Armen die Möglichkeit nimmt, sein Recht durchzusetzen. Es wird nicht leicht sein, die vielen Tausende von Urteilen, die unaufhörliech von unseren Gerichten getroffen werden müssen, jedem berechtigten Angriff zu entziehen. Der Rechtsgedanke birgt schon Härten in sich, die bei der Rechtsmaschinerie erst recht zu den schwersten Reibungen und Stockungen führen können. Ein Tropfen demokratischen Oels tut da not, damit nicht das aus die Spitze getriebene Recht zum Gipfel des Unrechts werde. Etwas soziale Gesinnung ist nötig, die zugibt, daß der Rechtsschutz der Schwachen noch sorgfältiger und wohlwollender betrieben Verden muß, als die Wahrung der Rechte der Ueber- mächtigen, die ja meist schon dadurch, daß sie im Besitz sind, auch im Recht wohnen.
Aus solchen Erwägungen wünscht die Volkspartei die „verstärkte Mitwirkung des Volkes bei der Rechtsprechung." In der Tat, der Volksmann weiß am besten wie einem zu Mut ist, der vor Gericht steht,
Es ist «bens» verderblich wie feige, sich gegen Tatsachen zu verschließen, »eil sie nicht nach unserem Geschmack sind.
T y n d a l l.
Willst du Richter sein
in?
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Roman v«n Maximilian Böttcher.
(Fortsetzung)
Als Gottfried, der sich mit dem Onkel Jörg zum Nesuch des Festgottesdienstes verabredet hatte, am näch- ßen Vormittag aus seinem Stübchen im ersten Stock ins Wohnzimmer herabstieg, stand da Elsbeth im weißen Mulllleid, eine dunkelblaue Seidenschärbe über die Brust geschlungen, und die Mutter war eben dabei, ihr einen Kranz frischer Kornblumen ins Haar zu stecken: auf Weiß mit. Dunkelblau hatten sich die Ehrenjungsrauen schließlich nach langen Debatten geeinigt.
Wie die Mutter da der in bräutliches Weiß gekleideten Tochter den Zkranz, aufs Haupt drückte, kam dem eintretenden Gottfried wie selbstverständlich der Gedanke «n, die Hochzeit, über die zwischen den beiden Frauen fortwährend verhandelt wurde, ohne daß hinter dem Gerede endlich greifbare Vorbereitungen zutage gekommen wären, aus die der sorgenvoll in die Zukunft Grübelnde um so sehnsüchtiger wartete, als das „heimliche" Verhältnis schon seit Wochen offenes Gesprächsthema des ganzen Dorfes war. Dazu schien es ihm, als sähe seine Schwester heute merklich gealtert aus, als trügen ihre noch vor Tagen unverdrossen heiteren Züge einen vergrämten, frauenhaft ernsten Ausdruck.
„Ich bin nur gespannt," sprang es ihm herbe über die Lippen, „wann die Mutter dir endlich den grünen Kranz wird ins Haar stecken können. Weshalb überhaupt — wenn doch bald geheiratet werden soll — verlobt sich dein Bräutigam nicht öffentlich mit dir? Fürch- kt er, daß ihm der feste Brautstand bei seinem Herum-
und wie er in Rechtshändel verstrickt werden kann, ohne weitere Schuld zu tragen, als vielleicht eines Gesetzes unkundig oder anderen besonderen Umstünden unterworfen zu sein. Freilich sollte die Heranziehung der Laienrichter nicht zu einer bloßen Formsache herabsinken. Die Schöffen und die Geschworenen müssen lebenskundige, unabhängige, urteilsfähige Männer sein; das gilt auch für die Schwurgerichte, denen politische und Preßprozesse allgemein zugewiesen werden sollen. Ueberdies muß eine Vergütung für das Ehrenamt gezahlt werden, damit es nicht ein Vorrecht wird, das an den Besitz gebunden ist. Die Forderung steht nicht ausdrücklich im Programm, das ja überhaupt nur die Grundzüge enthält, wie immer wieder betont werden muß. Auch wo von der „zeitgemäßen Reform des Strafr echts" die Rede ist, empfiehlt der Entwurf lediglich mit zwei Worten ein „humanes Strafsystem", ohne auf Einzelheiten wie z. B. die Abschaffung der Todesstrafe einzugehen. Wer die Todesstrafe verwirft, kann das Programm in diesem Punkt ergänzen; die politische Arbeit scheidet sich ja nicht nach diesem einen Gesichtspunkt, und es wäre, wollte man darüber streiten, immer noch Zeit genug dazu, sobald die Frage wieder einmal mehr in den Vordergrund träte. Der Glaube an die Unentbehrlichkeit der Todesstrafe ist leider auch in vielen sonst in der Entwicklung vorgeschrittenen Kreisen noch so eingewurzelt, daß er kaum mit einem Ruck ausgerottet werden kann. Man muß auf das allmähliche Wachstum der Einsicht hoffen, daß der Staat nicht das Beispiel gebene darf ein Leben gewaltsam zu zerstören, und daß ihm zur Unschädlichmachung des Verbrechers andere Mittel gegeben sind als die grausame, entsittlichende und im Fall ejnes Justizirrtums unwiderruflich schändliche Todesstrafe.
Völlige Uebereinstimmung besteht wohl in der Richtung der Schlußsätze des Entwurfs, die der bedingten Verurteilung, dem Jugendschutz gegen das Verbrechertum und der selbständigen Berwaltungsgerichtsbar- ke i t gelten. Alles in allein bildet auch die Stellungnahme der neuen Volkspartei zu den Justizfragen wieder einen sicheren Boden für befreiende verbessernde Weiterarbeit. Die beiden süddeutschen demokratischen Körperschaften, die dem Entwurf dieser Tage zugestimmt haben, der Württembergische Volksparteitag und der Weitere Ausschuß der Deutschen Volkspartei, taten das, insgesamt und auch sin diesen Rechtsfragen besonders, von Rechts- we ge n.
scharwenzen um die anderen Mädels im Dorf hinderlich sein könnte?"
Er war, während er das sagte, durchaus aus die übliche patzige Entgegnung Elsbeths gefaßt, und es gab ihm einen schrecklichen Ruck, daß die Schwester plötzlich in heißes Weinen ausbrach, ja, als er mir einem herzlichen: „Dich wollt' ich nicht kränken, Kind!" aus sie zutrat, sich schluchzend an seine Brust warf und in leidenschaftlichem Flehen hervorstieß: „Lieber, liebster Friede!! Wenn ich auch oft schlecht zu dir war, hilf du mir doch, zwinge du ihn doch, daß, er mir sein Wort hält, daß er mich nicht zum Gespött und zur Schande macht vor dem ganzen Torf! Nur vor dir hat er Furcht — nur vor dir!"
„Ich werde heute noch einmal mit ihm sprechen," versetzte Gottfried und stand vor diesen: jähen Stimmungswechsel seiner Schwester wie vor einem unlöslichen RätsÄ. „Und nun weine nicht, damit die Leute nachher nicht über deine roten Augen zu tuscheln haben. Der — dein Bräutigam soll heute nicht wieder mit andern . ." Mit einem dumpfen Laut brach er ab und sah starren Blickes an Mutter und Schwefle? vorbei ins Leere.-
Wenn Pastor Reimers Predigt auch wieder völlig aus den Ton von „Gottes Gnade — ohne unser Verdienst und Würdigkeit" gestimmt war, so übte der Festgottesdienst doch auf den von vielen Hoffnungen und Zweifeln hin und her gerissenen Gottfried eine starke Wirkung aus. Vor allem durch die zahllosen Erinnerungen, die in der alten lieben Heimatskirche auf ihn einstürmten. An der Hand der Mutter sah er sich wieder als kleiner Knabe zum erstenmal voll ängstlicher Scheu den ihm unendlich feierlich dünkenden Raum betreten — am Weihnachtsheiligabend zur Christmesse, an dem der riesengroße Weihnachtsbaum mit seinen „tausend" Lichtern seinen Kinderaugen geraden Weges in den Himmel hinein gewachsen war. Wis Schuljunge sah er sich aus dem Chor neben der Orgel stehen «nd aus Leibeskräfte»
Deutsches Reich.
Die Borbildung unserer Reichstags- Abgeordneten.
Unsere Volksvertreter, die jetzt wieder in Berlin zusammengekommen sind, gehören den mannigfachsten Berufen an, und haben auch einen sehr verschiedenen Bildungsgang hinter sich. Bemerkenswert ist das starke Hervortreten des akademischen Elements im Reichs- Hause. Ob nun alle die Herren, die angeben, da und dort als akademische Bürger gelebt zu haben, wirklich sehr eifrig die Bänke der Hochschullehrsäle gedrückt haben, ist schon hie und da bezweifelt worden. Jedenfalls rechnet sich die Mehrheit unserer Volksvertreter - nämlich 212 - zu den akademisch gebildeten Kreisen. Württemberg stellt hiezu bei insgesamt 17 Reichstagsabgeordneten 10 Akademiker. Die meisten Akademiker hat das Zentrum mit 63 Abgeordneten, die studiert haben (in Württemberg 3: Gröber, Leser, Schneider), ein großer Prozentsatz davon in den theologischen Fakultäten. Württemberg weist allerdings nur einen katholischen Theologen als Reichstagsabgeordneten ans, nämlich Leser. Unter den Konservativen sind insgesamt 35 Akademiker, unter den Freisinnigen 34, den Nationalliberalen 33, in der Reichspariei 14, unter den Polen ebenfalls 14, in der wirtschaftlichen Vereinigung 8, bei den Sozialdemokraten 6 und den kleinen Gruppen 12. Verhältnismäßig sehr hoch ist die Zahl dep Studierten, bei den Freisinnigen, sehr niedrig bei den Sozialdemokraten. In Württemberg haben die Konservativen 1 (Roth), die Volkspartei, wenn man Naumann dazu rechnet, 4, die Nationalliberalen 2 (Hieber und Wetzel), die Sozialdemokraten keinen akademisch gebildeten Reichstagsvertreter. Einige Abgeordnete, 3 von den Konservativen und 1 von der Reichspartei haben ihre Ausbildung im Kadettenkorps erhalten.
Etwa 80—90 Abgeordnete haben Gymnasien, Realgymnasien o der O b err ea lschnl en besucht, ohne eine Abschlußprüfung zu machen oder ins akademische Leben zu treten. In Württemberg beschränkt sich diese Kategorie ans solche, die Realschulen oder Lateinschulen durchgemacht haben. Es wären das Wagner und Wieland von der Volkspartei und Wilhelm Vogt von der Konservativen Partei. Rund 300 unserer Volksvertreter im Reichstag, haben die unteren Klassen von Mittelschulen mit ihrem Besuch beehrt. Etwa 10 Abgeordnete sind in Seminaren ansgebildei worden. Unter ihnen auch Erzberger als Vertreter Württembergs. Ungefähr 80 haben nur eine Volksschule besucht. Tie
singen, als müßte er mit seiner Stimme alle andere» übertönen. Als Konfirmand bog er noch einmal die Knie 'am Altar, fühlte Reimers schwere Hand auf seinem Scheitel und nahm mit Zittern und Beben seinen Segens- spruch: „Sei getreu bis in den Tod" entgegen. Seine» Vater, den strengen und gerechten Mann, sah er wieder vor dem Altar aufgebahrt im Sarge liegen; und zum erstenmal seit fast sechs Jahren faltete er seine Hände, nicht im Drange höchster seelischer Not und Verzweiflung, sondern inbrünstig und voll Hoffnung: „Gott, du wirst mich nicht verlassen! Hilf mir, mein Gott!" —
Umsonst harte Gottfried beim Verlassen der Kirche nach seinem Vetter Fritz Ansschau gehalten, den prege» seines Betragens Elsbeth gegenüber zur Rede zu stellen, er sich auch im Beisein des Doktorbauers nicht besonne» haben würde.
Zufällig erfuhr er gleich darauf aus dem Mund» der Tante, daß Fritz versprochen hätte, heute bei seiner« Eltern zu Mittag zu essen.
„Ich Hab' ihm eigens darum geschrieben, und e» hat zngesagt," plauderte die Kranke und hing sich mit glückstrahlenden Gesicht an den Hals des heimkehrende» Gatten. „Leider kann er nicht lange bei uns bleiben, da um drei zum Festzug angetreten wird, und er sich noch vorher im „Weißen Roß" mit den anderen Husaren und Kürassieren zusammen umkleiden muß."
Also gegen drei im „weißen Roß"! dachte Gottfrieds denn die kurze Glücksstunde dieser armen Mutter durch sein Dazwischentreten zu stören, hätte er nicht über fiA gebracht.
Tie Kostümierung der sriederizianischen Reiter san», natürlich nur deswegen ,in einem und demselben Hans« statt, damit nicht etwa der überraschende Eindruck verzettelt würde, der dem geschlossenen und durch seine Plötzlichkeit einem Uebcrsall gleichenden Hervorbrechen der; Kolonne sicher fein mußte.