wahren Aufklärung entgegenstrebte.Noch mehr Licht", däs möchte man den FloLtenschwänneru und den Le­gationsräten wünschen, die gegenwärtig über Rüstung und Abrüstung, Krieg und Frieden reden und schreiben, ohne den nötigen Berus dazu zu haben. Es fehlt den .Herren einfach zum großen Teil an dem nüchternen Talg- licht der Alltagslogik. Solange sie das nicht in ihrem Oberstübchen anzünden, ist all ihr feuerwerkartiges Ge­flunker über die heutige Politik und Deutschlands gegen­wärtige oder zukünftige Weltstellung unfruchtbares Ge­quassel. Aus der Menge der in der Luft verpuffenden Leuchtkerzen, genannt Leitartikel, welche politische Stimm­ung machen sollen, greifen wir nach Willkür zwei, die uns

Mi wollen scheint, nicht minder interessant die Erwart­ungen, die der Redner an die Entwicklung der Sozial­demokratie und an ihre künftige Mitarbeit am politischen Leben knüpfte. Nach der IVsstündigen Rede des national­liberalen Führers wurde schon zu früher Stunde, lim i/s6 Uhr, die weitere Debatte auf morgen vertagt.

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Die Rede des Reichskanzlers

hat folgenden Wortlaut:

Der Etat, in dessen Beratung wir heute eintreten, ist mit Vorsicht aufgestellt. Die Einnahmen sind so veranschlagt, daß ßich 'nach menschlicher Voraussicht dasIst" mit demSoll"

deckt. In keiner Beziehung ist das Maß der unbedingten Not- ,» -c«

Wendigkeit überschritten worden. Der Anleihebedars ist nach s zufällig am nächsten liegen, heraus, UM an ihnen em

Möglichkeit eingeschränkt worden. Dem Reiche eine solide Fi- - Exempel zu statuieren. 'Da ist zuerst das höchstaktuelle

«anzgebarung zu sichern, ist unsere erste Aufgabe, und bei ThemaWarum baut Deutschland Kriegsschiffe?" - - kjn

der Lösung dieser Ausgabe werden auch die Parteien wieder Vortragsqegenstand, mit dem der Kapitän zur See Per- Lusammenarbetten müssen, dre bei den steuern auseinander- j v o v ' < . ^

geraten sind. Die Regierungen sind in diesem Kampf nicht un- i srus als Geschäftsreisender durch die deutschen Gauen tätig geblieben, sondern der unrichtigen Berechnung über die ! pilgert und dann die Ni Wahrheit Wichtige Erörterung Besteuerung einzelner Artikel nachdrücklich en'tgegengetreten. An ? Hber denFriedenAgedanken und die Neutralisierung der Mut für die Vorschläge der Mehrheitsparteien einzutreten, hat ! europäischen Grenzen", worüber sicki der Kaiserliche Ge- ps den Regierungen nicht gefehlt, aber sie durften den Kampf , .7 ' ^ ^

nicht verschärfen. Sie sind auch heute überzeugt, daß nur i sandte Von Raschdau M Richard Fleisck-er, Deutscher

ihre Zustimmung zu diesen Beschlüssen die Entwicklung der Reichssinanzen aus den rechten Weg zu bringen vermochte. (Bei­fall rechts und in der Mitte). Die Frage, auf welche Partei­konstellation die Regierungen sich stützen werden, ist falsch ge­stellt. Niemals wird eine deutsche Regierung Parteiregierung sein. (Lärm bei den Sozialdemokraten).

Nur der Radikalismus hat ein Interesse daran, Deutsch­land in zwei scharf getrennte Lager je nach der Stellung zu den neuen Steuern zu spalten. (Sehr richtig rechts und in der Mitte). Die Vorlagen, die des Reichstags harren, sind nicht so interesselos, wie es vielfach dargestellt wird. Es gibt weite Kreise des deutschen Volkes, die nicht auf die Dauer von po­litischer Sensation leben wollen. Die werktätige Arbeit des Volkes verlangt eine Politik der Stetigkeit und Festigkeit nach innen und außen, keine Politik, die nichts anderes kennt als die SchlagworteRadikalismus "undReaktion". (Beifall). Das verträgt auch ein Volk auf die Dauer nicht. Wer wie Deutsch- land seine Stellung in nüchterner Arbeit errungen hat, kann sie auch nur in solcher Arbeit behaupten. Und wie dabei alle zusammengewirkt haben, so soll es auch in Zukunft bleiben. Es gibt einen Zwang zum Schaffen, den die Volksgemeinschaft jedem vuserlegt, und ich lebe der Gewißheit, daß diese Wahrheit auch die gegenwärtigen Wirren überdauern wird. (Lebh. Beifall).

Bassermann ,uird Gen. brachten im Reichstag fol­gende Anträge ein, den Reichskanzler zu ersuchen, ei­nen Gesetzentwurf einzubringen, wodurch der Zeugnis- zwang gegen die Presse im Straf- und Disziplinarrecht Auf­gehoben wird; ferner einen Gesetzentwurf über die Ver­waltung der Einnahmen und Ausgaben des Reiches so­wie .einen Gesetzentwurf betreffend Einrichtung von Be­fugnissen des Rechnungshofes des Deutschen Reiches, fer­ner das Osterfest auf einen bestimmten Sonntag seftzu- legen, dann die verbündeten Regierungen um Vorlage eines Gesetzentwurfes zu ersuchen, die sozialen Bestim­mungen des Handelsgesetzbuches auf die technischen Beam­ten auszudehnen. Einen ähnlichen Antrag brachte die wirtfchaftl. Vereinigung ein, der jedoch weitergeht und u. a. die Abschaffung der Konkurrenzklausel für diese Be­amten verlangt. Endlich beantragen Bassermann u. Gen. einen Gesetzentwurf betr. Erhöhung resp. Abänderung der Gebühren für Rechtsanwälte.

Noch mehr Licht!

Man sagt, der sterbende Goethe habe mit dem letzten Wort, das von seinen Lippen gekommen ist und das be­kanntlichNoch mehr Licht" gelautet hat, nur dem Wunsch Ausdruck geben wollen, daß der Fensterladen etwas mehr geöffnet werde. Sei dem, wie ihm wolle: jedenfalls hat die Nachwelt recht, wenn sie das Wort bezeichnend für die Geistesart des Mannes findet, der allezeit dem Licht der

Mia Miarotti.

Eine Artistengeschichte von Carl Laute Scapinelli.

jNachdruck »nbot»».)

(Schluß.)

Am nächsten Vormittag holte sie Steffens ab, in einer offenen Autodroschke fuhren sie zur Mittags­stunde durch die blühenden Champs Elysees mitten durch die elegante, promenierende Welt über die Place d'Etoile dem Bois de Boulogne zu, und manches Auge richtete sich nach dem schmucken Paar. Tie beiden aber merkten es nicht, es gab für sie nur einen Harry und eine Mia auf'der Welt.

Bei den Seen stiegen sie aus und gingen spazieren, Arm in Arm, fest aneinander gedrückt, süße, unbeholfene Worte der Liebe stammelnd, sie beide, um die sonst ein ganzes, großes Theater bewundernd die Hälse aus­reckte.

Mia, du müssen die Meine werden! Ihr seid noch engagiert nächsten Monat, ich nehme einstweilen nichts an, und bleibe in Paris bei dir, und dann reisen wir zwei als neue Nummer: Mia und Harry Steffens, Großer Kraftakt."

Sie nickte glücklich mit denk 'Kopf.

Ich fürchte mich nur so vor meinem Schwager!"

Das laß mich machen!"

Sie hatte als Verwandte nicht einmal einen Kontrakt mit Miarotti, so daß sie immerhin leicht wegkommen konnte, wenn sie ernstlich wollte.

Und sie wollte ernstlich! Sie war dieses Lebens mit dem Ehepaar müde, dessen Hauptattraktion sie war, und die ihr kaum ein Drittel der Gage aushändigten.

Dann begannen die beiden Znkunftsschlösser zu bauen, wie rasch sie sich als Paar die Gunst des Publikums erwerben würden, welche Riesengagen sie einheimsen wollten; durch die ganze Welt wollten sie gemeinsam ziehen, um sich endlich, wenn sie genug verdient» hier in Paris niederzulassen.

An die deutsche Heimat dachte Mia Miarotti, die mit ihrem Familiennamen Schwarz hieß, gar nicht mehr, dort, wo sie ihren Harry gesunden, dort schien ihr jhre neue Heimat zu sein.

In den nächsten Tagen, das Ende des Monats rückte immer näher, hatte Harry Stessens in seiner trockenen ruhigen Art mit dem Führer der Miarotti- truppe gesprochen. Dieser, ein geborener Italiener, war

Revue vernehmen läßt. Zuerst zu Herrn von Persius.

Dieser Herr beginnt seine Borträge mit der Behauptung:

eine Flotte muß so kampfkräftig sein, daß es für jeden Gegner ein Risiko bedeuten würde, ihr den Fehdehand­schuh hinzuwerfen." Also, das ist die Meinung,baue, deutsches Vaterland, baue und zahle Schiffe!" Das klingt beweiskräftig, ists aber nicht. Es ist dieselbe Logik, mit der einer sagen könnte:Ein Faustkämpfer muß so stark sein, daß sein Gegner sich zweimal besinnt, ehe er mit ihm anbindet", nur daß damit nicht bewiesen ist. daß die Menschheit ohne Faustkämpfer nicht existieren könnte. Es ist selbstverständlich, daß Deutschland, wenn es sich in den Stierkampf mit einer anderen Seemacht einlassen will, stark gerüstet sein muß, ja womöglich stärker, als ihr eventueller Gegner, aber niemand hat bis Jetzt den Beweis erbracht, daß dieser Stierkampf unvermeidlich ist oder daß die tatsächlich vorhandenen Interessengegen­sätze nicht auf andrem Weg als auf dem der blutigen Ge­walt geschlichtet werden könnten. Was will Herr von Per­sius mit der großen deutschen Flotte? Er will, wie er sagt, erstens den Weltfrieden damit wahren und, zwei­tens, was mit Nr. l nicht so recht stimmen will, Eng­land, das nach seiner Ansicht zu rücksichtsloser Politik geneigt ist, im Zaum halten. Man sollte freilich mei­nen, daß allmählich das Licht der Aufklärung auch in Militär- und Marinekreise so weit eiugedrungen sein könnte, daß die Herren einsehen würden, daß die starken Heere und Flotten keine sicheren Friedensgarantien sind.

Man vergleiche das starke russische Heer und die starke russische Flotte, die doch nicht im Stande waren, den Aus­bruch des ostasiatischen Krieges zu verhindern. Man sollte ferner meinen: um einen Riesen wie England im Zaume zu halten, müßte man stärker sein als dieser Riese: däs wird aber merkwürdigerweise von unserem See-Kapi­tän nickst zugegeben:England jemals zur See besiegen ist ausgeschlossen," sagt er wörtlich. Ja, wenn wir es nicht besiegen können und doch versuchen, ihm den Zaum überzuwerfen und England sich dagegen wehrt und also der Kriegssturm durch die Nordsee braust, was dann?

Dann haben wir erstens einmal den Weltfrieden nicht ge­wahrt, und zum andern bleibt uns nichts übrig, als eine Niederlage einzustecken, und eine solche Niederlage bringt nach Persius den Verlust unermeßlicher Werte mit sich: unsere Landwirtschaft und unsere Industrie würden lahm­gelegt, unsere Handelsflotte vom Meere weggefegt rc."

Wie soll dieses Schicksal vermieden werden?Es muß", sagt Herr von Persius,nicht notwendig ein Krieg ent­stehen, man kann einen solchen vielmehr durch ständiges

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aufgebraust und hatte zornig erklärt, Mia, die er erzogen und geschult, niemals ziehen zu lassen, zum mindesten verlange er eine gehörige Abstandssumme.

Die werde ich nicht zahlen!" hatte Steffens ru­hig geantwortet und hatte erklärt, daß er Mia noch so lange bei ihm lasse, als ihr Pariser Engagement laufe.

Im Cafß Leon in der Rue Virchow bildete dieser Entschluß Steffens das Tagesgespräch, über das sich am Artistentisch zwei Parteien bildeten. Die weitaus grö­ßere stand auf Seite Mias und Harrys, und selbst der Impresario Grünbaum, der die Miarottigruppe hierher engagiert hatte, vertrat Harrys Standpunkt, weil er hoffte, so dessen Vertretung zu bekommen und mit dem neuen Duo ein weit größeres Stück Geld zu verdienen als mit der alten Truppe.

Die Tage zum ersten Juni, wo Harrys Engagement in Paris ablief, waren jn Windeseile verlaufen. Die Hauptschwierigkeiten waren beseitigt, und um die unnö- nöligen Reibereien zwischen Miarotti und Steffens zu vermeiden, hatte Harry sich für den einen Monat noch um ein anderes Engagement umgesehen. Grünbaum hoffte, es ihm zu verschaffen, wenn auch die Zeit sehr fortgeschritten war.

Mia ging der Gedanke nicht aus dem Kopf, daß ihr Harry am Ende einen langen Monat von ihr fern sein würde. Pochenden Herzens bestieg sie heute die Strick­leiter, , ob er bleiben würde, ob das Engagement mit Petersburg noch perfekt würde? Das Telegramm, das die Antwort enthielt, mußte während der Vorstellung im E<ff6 Leon, wo es Harry erwartete, eintreffen.

Wenn sie rasch mit der Nummer fertig würde, dann konnte sie noch in Eile von ihm Abschied nehmen.

Seit der Auseinandersetzung mit Steffens sprach das Ehepaar Miarotti mit ihr kein Wort mehr, ganz stumm, mit Groll im Herzen, machten die drei ihre Kunststücke, kein Zuruf, kein Laut! Beim Publikum wirkte diese sichere Ruhe doppelt. Aber Mia nahm sie doch die Sicherheit.Ob er abfuhr» ob sie ihn heute noch sehen konnte! Ein ganzer banger Monat!" dachte sie und schwang sich in den Ringen.

Wenn er am Ende sie über diesen Monat vergißt"

und sie sprang auf das schwingende Trapez vis-k-vig.

.Es war eigentlich ein Wunder, daß sie hinüber kam,

sie tat heute alles im Traum. Dazu fand sie bei den .anderen keine Hilfe, keinen Anruf.

Unten applaudierte das dumme Volk.

Nun sollte die Glanznummer kommen!

Rüsten vermeiden". Das also ist tvieder einmal des Pu­dels Kern: Wenn du den Frieden willst, rüste den Krieg, Zur Wahrung des Weltfriedens baut Deutschland seine Kriegsschiffe. Warum aber, so möchten wir fragen, ist denn die Weltfriedensidee eine Utopie, wie Herr von Persius erklärt, wenn doch die starke Rüstung den Frie­den garantiert, und unsere Ausgaben für Heer und Ma­rine nur die Versicherungsprämie für den Frieden dar­stellt? Die Antwort dürste naheliegen: die Herren trauen selbst dem Wetter nicht: sie wissen ganz genau, daß ihre Rüstungen den Frieden eben nicht unter allen Umständen garantieren, sie wissen ganz genau, daß sie auch gar nicht blos diesen Zweck haben, sondern zugleich den ganz an­ders gearteten, andern Mächten gewaltsäm einen Zaum anzulegen, den deutschen Willen je nachdem den andern aufzudringen u. im Kriegsfall tüchtig dreinzuschlagen. Daß das Uebermaß der Rüstungen aber die Völker in den finanziellen Bankerott hineintreibt und dadurch selbst die größte Kriegsgefahr in sich schließt, indem die Staaten, die es nimmer aushalten, lieber losschlagen, als ohne Schwertstreich zu Grunde zu gehen, das verschweigen die Herren vom Flottenverein sowie die Diplomaten vom alten Regime. In Wahrheit krankt das .heutige System an einem unlösbaren Widerspruch: Man bildet sich ein, mit der kriegerischen Müstung unermeßliche Werte zu schützen und merkt nicht, daß man durch die Kriegsge­fahr, die man mit der Rüstung aufrecht erhält, eben diese unermeßlichen Werte bedroht. Man sagt sich, daß wir England zur See nie besiegen können und doch will man England durch Drohung mit kriegerischer Gewalt im Zaume halten ohne zu merken, daß man das stolze Albion dadurch unter Umständen geradezu zum Krieg herausfordert, zu einem Krieg, der nach dem vorhin Ge­sagten notwendig unglücklich für uns enden müßte. Aber was kümmert die Htzrren die Logik, wenn nur der Flotten­verein Mitglieder gewinnt!

Mer gibt es denn keinen andern Weg, um den Welt­frieden zu wahren, als den verkehrten, der durch das erlogene römische Sprichwort angedeutet ist:Wenn du den Frieden willst, rüste den Krieg?" Freilich gibt .es einen solchen. Der Weg heißt: Neutralisierung der euro­päisch« Grenzen. Es ist der Weg, den die Friedens­freunde seit Jahrzehnten empfehlen: die Mächte sollen sich den bestehenden Zustand garantieren, etwa neu auftau­chende Streitigkeiten auf dem Rechtsweg entscheiden und auf Grund eines bindenden Vertrages abrüsten. Dieser Weg aber soll nach der Ansicht einesberufenen Ver­treters moderner Staatskunst" so wird er jedenfalls in unfern nationalistischen Zeitungen genannt werden nach der Ansicht des Kaiserlichen Gesandten Herrn von Raschdau entweder gar nicht oder doch nur bis zu einem gewissen Punkte gangbar sein.Neutralitätsabkommen", sagt dieser Herr u. ahaben bei den Großstaaten nur in sehr beschränktem Maße Anerkennung gefunden"; als ob damit für die Zukunft irgend etwas bewiesen wäre! Soll­ten die Großstaaten, welche die ganze Nordsee mit sämt­lichen daran stoßenden Gebieten neutralisiert haben, nicht noch einen Schritt weiter gehen und auch einmal einen Großstaat als solchen, ja die Gesamtheit der Großstaaten wenigstens für die innereuropäische Staatengesellschaft neu­tralisieren können, so gut wie sie dies tatsächlich bis jetzt mit der Schweiz, Luxemburg, Holland, Belgien und Nor­wegen getan haben? Das soll unmöglich sein, meint Herr von Raschdau, well die politischen Verhältnisse irr Europa girren unsicheren Charakter tragen. Und wenn dem so ist, warum sollen diese Verhältnisse nicht eben durch die von den Friedensfreunden erstrebten Bündnisse und Garantieverträge konsolidiert werden? Herr von Raschdau bezweifelt die Erreichbarkeit des Ziels, das die Friedensfreunde sich gesetzt haben, ja er hält die Er-

Wenn er ihr nur in Petersburg treu bleibt!" dachte sie.

Die Musik brach ab, alle Augen richteten sich auf sie, die in schwindelnder Höhe fast gleichgültig zum Sprung ausholte!

Wer zuerst die Schreckensnachricht ins Cafs Leon gebracht hatte, niemand wußte es, in den Schwarm zusammensitzender internationaler Artisten war es wie eine Bombe geflogen, Mia Miarotti ist abgestürzt! Tot!

Schrecklich verstümmelt!

Alle drängten mit Fragen. Alles stürzte zur Tür,

voran Stessens, verzweifelt, bleich, mit Augen wie ein tiefverwundetes Raubtier!

Aber die anderen hielten ihn zurück. Er sollte sich den Anblick ersparen, er, der sie in Schönheit und Jugend geliebt.

Und da zauderte er selbst, ließ, sich völlig auf einen Stuhl drücken, und begann bitterlich zu weinen.

Ter Impresario trat zu ihm, wollte ihn trösten. Tann ries plötzlich der Kellner seinen Namen, ein Tele­grammbote hatte für ihn eine Depesche abgegeben.

Ohne'zu denken las er den Inhalt.

Akzeptiere Ihr Engagement für Juni.

Apollo, Petersburg."

Zwei-, dreimal las er es, bis ihm der Impresario es klar machte.

Ja, es wäre traurig, er hätte aber keine Zeit Pl verlieren, er müsse sofort mit dem Nachtexpreß nach St. Petersburg.

Einen Augenblick wollte er den Mann vor Wut ins Gesicht schlagen, dann aber richtete er sich auf, ordnete seinen Anzug und sagte trocken:

Sie haben recht, was tue ich noch da, sie sehn in Trümmer nein, sie weitertragen in schönem Andenken!"

Die anderen schüttelten ihm die Hand, man be­dauerte ihn von Herzen, man munkelte, wie wohl das Unglück.zu erklären, aber man fand es vernünftig, daß er wegfuhr.

Im St. Petersburger Apollo aber stand zwei Tage später pm Abend Harry Stessens in seinem Kraftakt auf der Bühne, und das Publikum tobte vor Beifall.

Verächtlich sah Harry herab, lvas war zu die­sem Kunststück notwendig, nichts, Nichts gegen seine Kraft, der er bedurft hatte um trotz Mias Tod auf­recht und pflichtgemäß Paris zu verlassen!