Yerauszuholen, in den sie ihn erst im Bunde mit der Reichsregierung hineindirigiert haben, so scheint er sich einem großen Irrtum hinzngeben.

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Kür 45 Millionen Diamanten.

Ternburgs berühmte aflikanische Dattelkiste scheint sich in eine Dia mantenschachtel zu verwandeln. Im Erat für Südwestafrika rechnet man nach den bisherigen Erfahrungen mit einer Ausfuhr und einem Verkaufe von 550 000 Karat Diamanten im Jahre 1910. Für das Karat ist durchschnittlich bisher ein Erlös von 28 Mark erzielt worden. Ter Ausfuhrzoll in Höhe von 031:! vom Hundert ergibt rund 4 800 000 Mark. Die Ein­nahmen aus der Bergverwaltung sind auf 1 701000 Mark l-ß 1643 350 Mark) geschätzt. Das Mehr ist im wesent­lichen auf 'die Einnahmen ans dem Tiamantbergbau zn- rückzuführen. Zur Verhütung des Schmuggels im Dia- mantengebiet sind unter den Ausgaben 50000 Mark ein­gestellt.

Tie Rechnung mit den 15 Millionen für Diamanten klingt recht verlseißungsvoll; hoffentlich verwirklicht sie sich.

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Gesundheitszustand bei der Eheschließung.

Beim Bundesrat und Reichstag ist eine Petition ein­gegangen über eine Ergänzung des Gesetzes vom 6. Feb­ruar 1875 über die Beurkundung des Personenstan­des und die Eheschließung dahingehend, daß die Verlobten die Bescheinigung eines appro­bierten Arztes beizubringen haben, ans der hervor­geht, daß sie eine ärztliche Beratung im Hinblick auf die beabsichtigte Eheschließung in Anspruch genommen haben. Es soll auf diese Weise erreicht werden, daß diejenige!: die beabsichtigen, sich zu verheiraten, aufgeklärt werden über ihren Gesundheitszustand, ohne daß im übrigen ihrer freien Entschließung Gewalt angetan werden soll. Tie Petition geht von dem Gedanken aus, es müsse dem Volke zum Bewußtsein gebracht werden, daß für die Ehe Ge­sundheit der Gatten ein wesentliches Erfordernis ist. Durch die vorgeschlagene gesetzliche Regelung würden vielfach schwächliche und kranke Personen vyn der Eheschließung zurückgehalten werden. Aus diese Weise würde der jährliche Bevölkerungszuwachs von jetzt 800 000 Seelen Kvar zurückgehen, aber der Gesund­heitszustand dadurch verbessert werden. Hieraus leitet die Petition auch eine Förderung des allgemeinen Wohlstandes her, weil weniger Geldmittel und Kräfte sowohl des einzel­nen als auch der Gemeinden durch die Fürsorge für Kranke und Schwache verbraucht würden. Ten möglichen Ein- tvand eines unberechtigten Eingriffes in die persönlichen Rechte des einzelnen weist die Petition mit dem Hinweis zurück, daß das Recht der Eheschließung keineswegs ange­tastet werden soll. Im übrigen würden auch sonst schon ärztliche Atteste, wie der Impfschein, bei den verschieden­sten staatsbürgerlichen Betätigungen verlangt.

Tages-Chromk.

Pforzheim, 21 Nov. Bei den Wahlen zum Kaus- mannsgericht wurden von zehn Beisitzern vier Mitglieder des Deutschnationalen Handlungsgehilsenverbands, vier Mitglie­der des Leipziger und Hamburger Verbands, sowie zwei Mit­glieder des Kaufmannsvereins und des Vereins der Bank­beamten gewählt.

Karlsruhe, 26. Nov. Die nationalliberale Frak­tion wählte zum ersten Vorsitzenden Rebmann, zum Stell­vertreter Sänger.

Berlin, 26. Nov. Zum Nachfolger des am 1. Januar 1910 in den Ruhestand tretenden Oberpräsidenten der Provinz Schlesien, Staatsminister Dr. Graf von Zedlitz und Trützschler, ist der herzoglich-anhaltische staatsminister und Wirkl. Geh. Rat von Dallwitz in Dessau ernannt worden.

Aachen, 24. Nov. Das seit etwa drei Jahren erscheinende ZentrumsblattAachener Volkszettung" stellt mit dem 1. Dezember d. I. sein Erscheinen ein.

Oldenburg» 24. Nov. Im benachbarten Osternburg Und in Delmenhorst gewannen die Sozialdemokraten die Mehrheit in der Gemeindevertretung.

Effcn a. Rh., 26. Nov. Wie der Zechenverband mitteilt, ist der in dem Aufruf der 4 Bergarbeiterorganisationen an­gegebene Termin für das Inkrafttreten des Arbeitsnachweises zum 1. Dezember nicht richtig. rDer Zwangsarbeits­nachweis werde zu dem bereits früher bestimmten .spä­teren Termin eingerichtet werden.

Wien, 26. Nov. Die Erhebungen des Giftmordes an dem Generalstabshauptmann Rich. Moder und des Mord- anschlags gegen 9 andere Generalstabsosfiziere ergaben ge­wisse Verdachtsmomente gegen eine bestimmte Person. Bei ge­nauer Prüfung ergab sich, daß zu weiterem Vorgehen gegen die Person kein genügender Grund vorhanden sei. Die Nach­forschungen in dieser Richtung sind noch nicht abgeschlossen und werden eifrig fortgesetzt.

Madrid, 26. Nov. Ein amtliches Telegramm aus Teuer issa von heute meldet, daß die Tätigkeit des Vulkans abnimint. Der in sechs Arme geteilte Lavastrom rückt nur langsam vor.

Aus Württemberg.

Dicnstnachrichtcn.

Der K. Kammerherr, Major z. D. Gras Friedrich v., We­sterholt und Gysenberg ist mit der Dienstleistung bei Ihrer Königl. Hoheit der Frau Prinzessin Max zu Schaum- burg-LipPe beauftragt worden. Eine Abteilungsingenieurstelle bei der Generaldirekt or: der Staatscissnbahnen ist dem Re- giernngsbanmeister Lindner übertragen worden.

Ter Ankunftsstempel anf Briefen. Von den württbg. Handelskammern ist Stuttgart schon am 25. Juni nach­drücklich für die Wiedereinführung des Ankunftsstempels anf Briefen eingetreten. Die Heilbronner Handelsiammer gab gleichfalls die Entscheidung ab, daß im Interesse einer so dringend notwendigen amtlichen Nachweisbarkeit die Wieder­einführung des Stempels zu wünschen sei. Als dritte Kammer sprach sich Ulm auf Grund einer Umfrage bei einer Anzahl Firmen sür die Wiedereinführung aus gewöhnlichen und ein­geschriebenen Briefen aus. Zu einem ganz anderen Resultat ist dieReutlinger Kammer aus Grund ihrer Umfrage gekommen. Sie kann sich der Bewegung auf Wiedereinführung des An- knnftsstempels nicht anschließcn,da die damit verbundene Aufwendung an Personal, Arbeit und Zeit in keinem Ver­hältnis zum Nutzen daraus in einzelnen Fällen steht und überhaupt die Post eine Verpflichtung aus der Beförderung und Zustellung gewöhnlicher Briese nicht übernimmt. Wer hieran ein Interesse hat", meint der Bericht,kann sich durch Ausdruck eines Stempels mit genauer Zeitangabe selbst Hel­sen". Dagegen wurde seitens der Kammer ein Bedürfnis der Abstempelung aller Brief- und Wertsendungen, bei denen eine besondere Zustellung an den Adressaten vorgeschriebe« ist und

ein? von den gewöhnlichen Sendungen abgesonderte Behand­lung stattfindet, anerkannt.

Stuttgart, '26. Nov. Wie der Schwäbische Merkur meldet, hat flch Ministerpräsident Tr. von Wejzsäcker nach Berlin begeben.

Stuttgart, 26. Nov. Eine Versammlung des so­zialdemokratischen Vereins und der vereinig­ten Gewerkschaften erklärte sich mit der Erhöhung des B i e r p r e i ses um 2 Pfg. pro Liter einverstande n, vorausgesetzt, daß das Bier zum Mindesten mit 10 Pro­zent Gehalt eingebrant wird und Arbeiterentlassungen nicht stattfinden.

Stuttgart, 26. Nov. Bei der heutigen Arbeits­losenzählung bezeichneten sich als gänzlich arbeits­los 468 männliche und 24 weibliche, zusammen 492 Per­sonen, als mir verkürzter Arbeitszeit arbeitend 132 männ­liche und eine weibliche, zusammen 138 Personen. Tie Ursachen der gänzlichen Arbeitslosigkeit sind Krankheit in 60, Kündigung in 118, Streik und Anssperrung in 10 Fällen. Geschäfisstille und andere Ursachen bewirkten in 304 Fällen die Arbeitslosigkeit. ,

Stuttgart, 27. Nov. Für die Gemeinderatswahl am 10. Dezember ds. Js.., beträgt die Zahl der Wahlberech­tigten 30 445 gegen 29 241 im Jahre 1908, was einer Zunahme gegen das Vorjahr um 1204 Wahlberechtigten entspricht.

Reutlingen, 26. Nov. In der gestrigen Sitzung des Ge­meinderats machte Oberbürgermeister Hepp verschiedene Mit­teilungen über die hier vorgekommenen Typhuserkrankungen. Danach kamen in der letzten Woche sechs neue Fälle zur Anzeige, davon einer in Betzingen. Diese Fälle sind kontakte Fälle, d. h. sie wurden durch Ansteckung verursacht, sodaß also sür Reutlingen ijprr ein Fall in Betracht kommt, vvn dem mau nicht weiß, woher die Infektion rührt. Die Krank­heit könne deshalb so ziemlich als beendet erklärt werden. Der leitende Arzt des Bezirkskrankenhanses hat erkennen lassen, daß man über die Hauptsache hinaus sei. Der Höchststand der Patienten betrug am 30. Ooktober 96, die jetzige Zahl beläuft sich auf 64, als geheilt wurden bis jetzt entlassen 36, klinisch als gesund erklärt sind bereits 33 Personen, sodaß noch 31 Personen in Betracht tommen. Von diesen befinden sich 27 auf dein Wege entschiedener Besserung, vier Fälle sind noch schwerer Art. Todesfälle sind im Krankenhause 11 vorge­kommen.

Herreuberg, 26. Nov. Ter Bezirkswirtsverein Her­renberg hielt gestern im Hotel Post hier eine auch von Nichtmitgliedern besuchte Versammlung ab, um Stellung gegen die von den auswärtigen Brauereien beabsichtigte Erhöhung des Bierpreises zu nehmen. Es soll ein Auf­schlag von einem Pfennig für vier Zehntel Liter stattfin­den. Es wurde ein Antrag dahingehend angenommen, die Brauereien zu ersuchen, mit dem Aufschlag noch bis zum nächsten Frühjahr zuznwarten.

Mm, 26. Nov. Ter Finanzausschuß der bayrischen Abgeordnetenkammer hat 370 000 Mark sür Beseitigung schienengleicher Uebergänge im Bahnhof Neu-Ulm be­willigt.

Kriedrichshafen, 27. Nov. Tie an eine Privat­firma verkaufte Reichsballonhalle ist heute früh Hch9 Uhr von zwei württembergischen Dampfern in der Richtung ans 'den Untersee nach Lndwigshafen abgeschleppt wor­den. Damit endigt die Rolle der historisch gewordenen Reichsballonhalle.

Nah und Fern.

Die Kuh als Simulautiu.

Dieser Tage transportierte ein Handelsmann trotz anhal­tenden Schneegestöbers eine Kuh von Affcrltrach bis Kleinaspach. Zwischen Steinhaufen und Kleinaspach glitt das gänzlich ermattete Tier ans und fiel infolge größerer Schneemassen in einen Graben. Trotz aller Mühe war das- -chelbe nicht auf die Bein« zu bringen und mußte mittels Wa­gen nach Kleinaspach verbracht werden. Auch hier war die Kuh nicht mehr aufzubringen und sollte, da eine schwere Ver­setzung bei derselben porzuliegen schien, alsbald geschlachtet werden. Der Fleischbeschauer waltete seines Amtes, der Metz­ger war mit seinem Mordinstrument parat, und nun sollte die Kuh in Pie zum Schlachten bestimmte Scheuer mittels Seil verbracht werden. Jetzt schien der Kuh nun die Zeit gekommen sein, mit simulieren auszuhören, sprang auf, schlug um sich und ging ohne Leitung dem nächsten Stalle zu und Lließ sich ihr Futter gut schmecken. Allgemeines Gelächter aller Anwesenden war die Folge dieses interessanten Vorganges.

Schneefälle.

Vom Schwarzwald und der Seegegend werden hef­tige Schnee stürme gemeldet. Der Schnee liegt an man­chen Plätzen meterhoch. Auch im Bauland und im Tauber­tal ist völliger Winter eingetreten; auch hier liegt der Schnee nahezu einen Meter hoch.

Ein gräßliches Unglück

hat sich in Plüderhausen OA. Welzheim am Donners­tag zugetragen. Ein anf dem nahen Aichenbachhof in Kost befindlicher 12jähriger Knabe stieg abends gegen halb 6 Uhr auf den eisernen Bertetlungsmast der elektrischen Fernleitung in der Nähe der Rems. Er kam oben mit der Haupt- spannnngsleitnng in Berührung, wodurch ihm die Hirn­schale weggerissen und der linke Arm völlig ver­brannt wurde. Dann stürzte der Körper 25 Meter hoch auf die Erde .herab. Bei der Berührung mit dem Haupt­strom entstand ein im ganzen Ort ausfallender, hellleuchtender Strahl wie bei einem starken Blitz. Da man gleich Schlimmes ahnte, suchten Elektrizitätsarbeiter die Leitung ab und fan­den schließlich den leblosen Körper, in dem der Pflegevater zu seinem Schrecken sein Kostkind erkannte. Der aus Augsburg gebürtige Knabe war um acht Uhr früh von der Schule fort- gegangen und hatte sich bis abends im Ort aufgehalten, vom Pflegevater vergeblich gesucht.

Ein merkwürdiger Vorfall

wird aus Linz a. Rh. gemeldet: Der Besitzer und die GMe der Restauration Willmann vernahmen plötzlich ein erdbeben­artiges Getöse, und gleichzeitig setzten sich die elektrischen Mingeln in Bewegung. Im Garten quoll aus drei kurz bei einander liegenden Stellen eine Flüssigkeit aus dem Pp- den, die einen stark Petroleum artigen Geruch verbreitete. Zwei Stunden lang kam die Flüssigkeit hervor. Das Ober­bergamt in Bonn soll feststellen, worum es sich handelt.

Wahnsinnstat einer Mntter.

In einer OrtsckM bei Rouen hat die Frau des Schnei­dermeisters Hautin drei von ihren Kindern in den Brunnen geworfen. Die Schneidersfrau, die fünf Kin­der hatte, lebte mit ihrem Manne in Streit. Am 24. No­vember morgens nach einem neuerlichen Streite benützte sie den Moment, als sich ihr Gatte zur Arbeit begeben hatte, um zwei Kinder aus dem Hause zu führen. Sodann kehrte sie in die Wohnung zurück und trug die drei andern Kinder, die noch im Bette schliefen, «ins nach dem andern hinaus und warf sie in den Brunnen. Sodann lief sie zu einer

Nachbarin und schrie:Meine Kinder sind in dem Brunnen? Retter sie!" Die Frau wurde verhaftet; sie bestreitet, die Tat begangen zu haben, Es wird angenommen, daß sie in einein Anfall von Wahnsinn gehandelt hat.

Das Bailonunglück bei Fiume.

Der TriesterPiccolo" meldet aus Fiume, eine Gen­darmerie-Patrouille,' die Donnerstag morgens in der Nähe der Ortschaft Krasica, zirka zwanzig Kilometer vvn Fiume entfernt, streifte, fand inmitten des Waldes einen großen zer­rissenen Ballon mit zerschmetterter Gondel. Neben derselben lagen zwei Leichen mit gräßlichen Wunden und Blut bedeckt. Bei den Leichen gefundene Dokumente er­möglichten, die Identität sestzustellen. Es handelt sich um die Lnftschiffer Dr. Brinckmann aus Berlin und Ar­chitekt Franck aus Kolmar in Posen, die am Montag abend in Schmargendorf mit dem 2300 Kubikmeter fassenden BallonKolmar" des Kalmarer Vereins für Luftschifsahrt auf. gestiegen sind. Die beiden Herren hatten beabsichtigt, eine große Fahrt zu unternehmen. Man vermutet, daß die Aero­nauten den großen Kapellerberg überfliegen wollten, aber vom Winde getrieben gegen den Berg Osterniza stießen, wo­bei der Ballon zerrissen wurde und das Gas rasch zu ent­strömen begann. Der Ballon fiel infolgedessen aus beträcht­licher Höhe herab und die Luftschiffer ivurden beim Ausfall«! aus den Boden getötet. Die Leichen wurden nach dem Fried­hof in Krasica gebracht.

lieber das Unglück wird noch weiter gemeldet: Eine alte Frau aus der Gemeinde Krasica sammelte im Walde trockenes Laub und stieß dabei plötzlich auf den Körper ei­nes Mannes, der zwar noch am Leben, jedoch vollständig be­wußtlos war. Im Gesicht und an mehreren Stellen des Kör­pers hatte er schwere Verletzungen. Die Frau eilte in bas Dorf Krasica, nur dort von ihrem Funde Mitteilung zu ma­chen, worauf sich der Gemeindenotar mit mehreren Leute« an di« Fundstelle begab, um dem Verunglückten Hilfe zu leisten. Als sie in der Schlucht angelangt waren, in welche» sich der Verletzte befand, konstatierten sie, daß er inzwischen bereits gestorben war. Man fand bei ihm Visitenkarten auf den Namen Hugo Francke lautend. Alsbald bemerkte man auf dem Bergesabhange Papierstücke und fremde Gegenstände. Man folgte den Spuren und fand auf dem Gipfel des Berges in einer drei Meter tiefen Schlucht den Leichnam eines zweiten Mannes. Der Körper desselben war ganz zer­schmettert, die Schädeldecke gespalten, die Haut au mehreren Stellen abgeschürft. Die Angen waren mit einem schwarzen Tuch verbunden. Aus den Vorgefundenen Papieren konnte fest­gestellt werden, daß der Tote mit dem Arzt Dr. Wilhelm Brinckmann in Charlvttenburg bei Berlin identisch sei. In seiner Tasche fand man 202 Mark vor. Nach weiterem Herumsuchen fand man l. 1/2 Kilometer von der Stelle ent­fernt, wo der zweite Leichnam gefunden worden war, auch den Korb des Luftschiffes und in demselben Lebensmittel, Zwieback, deutsche Zeitungen und Landkarten.

Der verunglückte Arzt Dr. Brinckmann ist ein sehr sehr bekanntes Mitglied des Berliner Vereins für Lufi­sch if fahrt. Er hat bereits mehrere größere Fahrten nach Schweden und an die russische Grenze unternommen, wo er das Renkontre mit den Grenzkosaken hatte. Er war früher Offizier, wurde dann Chemiker, plann Ingenieur und bestand vor kurzem sein medizinisches Staatsexamen und die Dokkorats- prüfung und war zuletzt Assistenzarzt an der Charitee.

Kleine Nachrichten.

Als der Maurermeister Hohl in Degerloch seine» Schlitten in den oberen Stock seines Schuppens bringen wollte, stürzte er herab und erlitt ziemlich schlvere innere und äußere Verletzungen.

Als in einem Geschäft in Geislingen a. St. zwei Arbeiter einen Ballon mit Schwefelsäure in eine andere Stelle transportierten, glitt der eine Mann aus und kam zu Falk. Der Ballon zersprang und die Säure floß zum Teil über seinen Körper, wodurch er schwere Verbrennungen erlitt.

Gerichtssaal.

Ein Kindsmord.

Heilbronn, 26. Nov. Wegen Ermordung ihres 7 Wochen alten Kindes steht heute die 32 Jahre alte Rosine Krauß, ged. Riedel, Ehefrau des Fischers Wil­helm Krauß in Lausten a. N. vor den Geschworenen. Ten Vorsitz führt Landgerichtsrat Eggmann, die An­klage vertritt Oberstaatsanwalt Fetz er, die Verteidigung führt Rechtsanwalt Lempp. 14 Zeugen und drei medi­zinische Sachverständig« find geladen. Ein Vertreter des Justizministeriums wohnt der Verhandlung an. Der Angeklagten wird zur Last gelegt, am Sonntag, den 2. Mai ihr 7 Wochen altes Kind Luise an den Füßen ge­packt und mit dem Kopf an die Wand geschlagen zu ha­ben, so daß es nach wenigen Minuten starb.

Tie Angeklagte, die aus Ottmarsheim gebürtig ist, ist mit dem Fischer Krauß seit sechs Jahren verheiratet, lieber der Ehe hat der Liebesgott seine Hand nicht ge­halten. Tie Riedel hatte zwei Kinder von dem Krauß und da ihm die Alimentationskoften zu groß waren, heiratete er sie. Ter eigene Schwiegervater hatte ihm abgeredet, die Rosine zu heiraten, denn sie war dumm und faul, undspann" zeitweise. Tas letztere war ein Erb­teil ihrer Familie. Verschiedene Angehörige väterlicher­seits waren geisteskrank, die eigene Schwester der Rosine war geistig erkrankt und ertränkte sich in einem Unfall- von Geistesstörung im Neckar. Ter Erbteil der Rosine war also nicht der beste, dazu kam ein karger Unterhalt in der Ehe. Ter Mann ist fleißig, aus seinem Gewerbe nicht viel herauszubringen. Gne Mark täglich bekam die Rosine zur Bestreitung der Hanshaltungskosten. Und dann kamen noch 3 Kinder. Zwei Kinder sind gestor­ben, wovon eines bei einem Zimmerbrand sein Leben ein­büßte. Ter Mann scheint etwas rauh zu sein, die als Zeugen vernommenen Frauen von Lausfen sagen aber, das sei bei der Rosine nötig gewesen, denn sie sei faul und geschwätzig gewesen. Ter Mann war der Meinung, die Frau könnte auch etwas verdienen, wie andere Frauen auch, aber die Rosine wollte nicht. Sie lief ihm einigc- male davon. In dieses eheliche Gemeinschaftsleben kam nun am 12. März 1909 ein weiteres Kind, ein Mädchen, das den Namen Luise erhielt. Tie Luise war gesund und entwickelte sich auch anfangs gut, dagegen war sie mit Gichtern behaftet und schrie häufig. Tie Luise war ein sog. Schreikind. Trotzdem das Kind nicht eigentlich krank war, sagte die Angeklagte zu einer Reche von Frauen, das Kind sei elend, sie werde es nicht durchbringen, es sei eineKirchhofblume". Einmal soll die Angeklagte das Kind, nachdem es wieder lange geschrien hatte, mit den Fäusten auf 'den Kopf geschlagen haben, so daß das eine Auge blutunterlaufen war. Eines Tages ließ sie die Heb­amme rufen und sagte auch zu dieser, das Kind bringe sie nicht durch. Tie Hebamme untersuchte das Kind und sagte ihr, das Kind sei ganz gesund, es bekomme vielleicht nicht genug Nahrung durch die Mutterbrust. Die Untere suchung habe dann auch ergeben, daß die Mutter nicht