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vom Schwarzwald.
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IlläörLIsauiMteWlir'I-jÄ.i.zs monÄI. 45 K.
Ssl üllM loürtt. öostMstgltell viill Koten im Orts- n. ügMge- orlsverkÄir viertslj. Lk. 1.35, gusseeßkilö ässsoiögn N. r.3S, Sieru LssigllgölS 2L Lkg.
celöi'on fir. 41.
Amtsblatt für die Stadt Wildbad.
verkündigungsblatt
der Ugl. Forstämter Wildbad, Meistern. Enzklösterle rc. während der Saison mit
amtl. Fremdenliste.
Inserate nur 8 Ag. kuLioürtlgs io klg., clie klsln- spslüge 6 srnio ilü 28 i!e.
tiSKIUMM >5 Ag. üis kelilreüs.
ks! ÄieüLrSolungLll enlspr. kukutt.
i'^onuLmenis n-B llobereinkunkt.
^elogrsmin-kllresse:
MiüN^rsglüer is/iräögcl.
Nr. S7!>.
Montag, den LN. November 1SVS.
2«. Jahrg.
Rundschau.
Zur linksliberalen Einigung.
Ter Viererausschuß der freisinnigen F r a kt i o n s g em e i n scha ft wird zur weiteren Beratung der Einigungsfrage am 30. November zusammentreten. Tie Herren hoffen den in Betracht kommenden Parteien bis Weihnachten ein festumrissen es Einigungsprogramm vorlegen zu können. - Und wir wünschen, daß dieses Programm ein wirkliches Weihnachtsgeschenk für den deutschen Liberalismus werden möge.
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Die Präsidenten der badischen Kammer.
Ein sozialdemokratischer Vizepräsident.
Bei der gestern im badischen Landtag vorgenommenen Präsidentenwahl wurde der Nationalliberale Rohr hurst mit 41 Stimmen zum Präsidenten gewählt gegen 28, die die auf Fehrenbach, den Präsidenten der vorigen Session Men. Bei der Wahl des 1. Vizepräsidenten stimmte das Zentrum mit weißen Zetteln, während der Großblock seine 41 Stimmen auf Fehrenbach vereinigte. Als Rohrhurst fragte, ob Fehrendäch die Wahl annehme, erwiderte dieser, ich lehne die Wahl ab, unter großer Sensation des Hauses. Hierauf wurde zu einem zweiten Wahlgang geschritten und der sozialdemokratische Abg. Geiß von Mannheim, der Vorsitzende des .Landesausschusses, zum ersten Vizepräsidenten gewählt. Es wurde dann zur Wahl des 2. Vizepräsidenten geschritten und zu diesem Amt der Demokrat Heimburger mit 42 Stimmen berufen. Tiefe Wendung der Präsidiumswahlen wird nach dem Schw. M. daraus zurückgeführt, daß das Zentrum verlangte, ein sozialdemokratischer Vizepräsident müsse alle Repräsentationspflichten erfüllen, auch dem Hof gegenüber, woraus die Sozialdemokraten nicht eingingen. Infolgedessen verständigten sich die Sozialdemokraten mit dem liberalen Block.
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Reichstagsersatzwaht in Hätte a. S.
Halle a. S, 26. Nov. Bei der heutigen Reichstagsersatzwahl im ^Kaller Saalekreis erhielt Rei mann (steif. Volkspartei) 21370 Stimmen urü> sein Gegner -Kuhnert (Soz.) 24 973 Stimmen.. Kuhnert ist so- mir gewählt.
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verachtet von den Großen, von den Kleinen heiß geliebt —
Sagt, ob es für das Neue einen andern Weg wohl gibt? Verraten von den als Wache Berufenen am Tor —
Sagt — steigt nicht immer wieder die Wahrheit so empor?
Björnstjerne Biörnson.
Willst du Richter sein?
lH, Roman von Maximilian Böttcher.
(Fortsetzung:,
Kapitel IV.
Als man nach eins endlich zu Bett gegangen war, halt« Frau Marie ihres Sohnes eingefallenes Leidens- tzesrcht, das zuletzt der Schimmer hektischer Röte überzogen, doch einmal mit zärtlich-mitleidigem Blick gestreift nn dabei gedacht: Wenn er morgen bis Mittag schläft, ich'will thn gewiß nicht stören! llrrd auch Gottfried selbst hatte sich ^wünscht, daß ein langer, erquickender Schlummer ihn mit Kraft erfüllen möchte für dm ersten neuen Tag in der alten Heimat. Aber scholl um drei fuhr der jahrelang nicht gehörte Morgenruf des Hahnes wie ein Signal in seine ^regten Träume; und sooft er, einmal erwacht, seinen Erschöpften, fieberglüheilden Körper auch noch in den un- Mwhnt weichen Kissen hin und her warf, es kam kein schlaf mehr in seine jAugen, weil auf dem Nachbarge- yöst der Kossät Seeger, der fleißigste Mann in Rodenau, Won vor Tau und Tage, seine Sense dengelte, und das Klapp-klapp, Klipp-klipp des Hammers auf dem singenden Etahlblatt wie ein „Komm-ckomm, Hilf-Hilf" in des Heim- gEkehrten Ohren klang.
So sprang er denn in feine Kleider und stieg auf öen Hof hinab, auf dem noch die Morgendämmerung Ge- ^öride und Geräte grau verschleierte, auf dem kaum einer ^hwalbe frühes GeUvitscher laut ward. Einer kindlich- derträumten Regung nachgebend, steckte er den Kopf un- W die Brunneutülle und ließ sich vom kalten Strahl bsr Müdigkeit letzten Rest aus oen Augen spülen. Dann er an die Kümmern der Knechte und Mägde und
Eine neue Reichstagsersatzwahl
steht infolge des im letzten Abendblatt gemeldeten Ablebens des Zentrumsabgeordneten de Witt, des Vertreters des Wahlkreises Mülheim-Wipper- fürth-Gummersbach (Köln 6), bevor.
Bei der Hauptwahl im Jahre 1907 war de Witt im ersten Wahlgange mit 19,958 gegen 11 218 nationalliberale und 8538 sozialdemokratische Stimmen gewählt worden. Ter Zentrumskandidat hatte also nur 50,2 Prozent der in der Hauptwahl abgegebenen Stimmen auf sich bereinigt.
Ta das Zentrum bei allen Ersatzwahlen im Westen, die bisher seit dem Jahre 1907 stattgefunden haben, und bei denen es beteiligt gewesen ist, eine kolossale Stimmeneinbuße — bis zu einem vollen Drittel — zu verzeichnen hatte, so ist es als ausgeschlossen zu erachten, daß bei der bevorstehenden Reichstagsersatzwahl in diesen: Kreise der Zentrumsabgeordnete schon im ersten Wahlgange gewählt wird. Er kommt voraussichtlich mit dem nationalliberalen Gegenkandidaten in die Stichwahl.
Es kann aber auch sehr leicht dahin kommen, daß nicht der nationalliberale, sondern der sozialdemokratische Kandidat in die Stichwahl gelangt. Jedenfalls verdient es diese Ersatzwahl, daß. ihr im ganzen Reiche reges Interesse entgegengebracht wird.
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Ein finanzpolitischer Notschrei.
Ueber die finanzielle Lage des Reiches nach der Finanzresorm hat sich der Vertreter einer süddeutschen Regierung im Bundesrat dem „Neuen politischen Tagesdienst" gegenüber folgendermaßen ausgesprochen:
„Wenn man bie Ausführungen der Zeitungen über den nächsten Reichsetat verfolgt, so erwecken sie fast den Anschein, als ob das Reich nun mit einem Schlage aus der jahrzehntelangen Finanzmisere herausgekommen ist. Und doch kann hiervon keine Rede sein. Denn eine Zahl, die ihrer Mahren Bedeutung entsprechend lange nicht genug gewürdigt wird, beweist allein schon, wie weit wir von einer geordneten Finanzgebarung entfernt sind. Und das ist die Verzinsung der Reichsschuld. Der kommende Reichsetat wird zur Verzinsung unserer Reichsanleihen im nächsten Jahr 182 Millionen fordern, eine enorme und ganz unproduktive Ausgabe. Nun mutz man weiter berücksichtigen, daß die Reichsanleihen in den nächsten vier Jahren sicher um eine halbe Milliarde weiter steigen, die auch verzinst werden muß. Wir erreichen also im Jahre 1914 einen Aufwand für Zinsen der Reichsschuld von über 200 Millionen. Das entspricht beiläufig annähernd dem jährlichen Ertrage der preußischen Einkommensteuer. Diesem An-
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Kümmerte mit hartem Faustschlag gegen bie Türen. Der frühen Störung ungewohnt, fragten alle wie auf Verabredung, was los wäre, und erwiderten Gottfrieds Antwort: „,Zeit zum Aufstehen!" mit unwilligem Gebrumm. Eine Uhr, die Stunde zu vergleichen, hatte kaum einer von ihnen; und wer wirklich eine sein eigen nannte, der verwahrte das Kleinod unanfgezvgen im sicheren Versteck seines Spindes. So mochten sie denken, daß ein rrüber Himmel es heute erst 'später Tag werden ließe. Als sie aber aus ihren dumpfen Stuben, in denen sie beileibe nie ein Fenster öffneten, schlapp und faul heransgekrochen kamen und den Schaden besahen, machten sie lange Gesichter; und einer, der erst vor wenigen Wochen zugezogen war, ein baumlanger Bursch mit pockennarbigem Gesicht und brennrotem Haar, raunte seinen Kameraden zu, ob etwa zugleich mit dem neuen Herrn aus dem Zuchthause auch die Zuchthausordnnng hierher verpflanzt werden solle. Tenn wer der war, der da auf dem Hofe zwischen den liederlich aufgefahrenen Wagen hin und wider ging, hier nach einer wackligen Runge, dort nach einer niederhängenden Deichsel faßte, das konnten sich natürlich auch die an ihren Fingern abzählen, die ihn heute zum ersten Male sahen.
Gottfrieds Ohr, das schon immer gut gewesen und in der Zellenhaft, beim angestrengten Lauschen nach jedem Lebenszeichen von draußen, eher noch hellhöriger geworden war, hatte das böse Wort „Zuchthaus" aufgefangen. Kalt ging's ihm durch als ersten Morgengruß im Vaterhaus, und .mit sechs raschen Schritten stand er vor dem „roten Alwin".
„Beim nächsten frechen Wort, das ich von dir höre, Lümmel, hau' ich den nächsten Stiel, den ich zu fassen kriege, aus deinem Kreuz kaput, und wenn du gleich auf der Stelle verreckst wie ein Hund!"
Er meinte es nicht ganz so hart, wie er's herausstieß; aber er war sich klar darüber: ,wenn er, der Bestrafte, seinen Untergebenen nicht von der ersten Sekunde an bis an die Zähne gewappnet entgegentrat, hatte er das Spiel verloren, eh' er's noch richtig angefangen.
Ter rote Alwin zog den langen Hals ein und schlich scheusund ohne Widerrede an dem neuen Herrn vorbei. Gr
wachsen der Zinsenlast steht eine minimale Tilgung gegenüber, die im nächsten Jahr 32 Millionen betragen wird. Während nämlich die Verzinsung vom laufenden Jahre ans das'nächste um 1t Millionen steigt, wächst die Tilgungsauote in derselben Zeit um nur 7 Millionen an. Hier liegt der Krebsschaden unserer Finanzgebarung, und an dieser Stelle müßte eine großzügige Reform einsstzen. Handel, Industrie und Landwirtschaft leiden andauernd unter dem hohen Geld-- stand, der . mit dem Anleihebedarf des Reiches so eng zusam- msnhängt. Und wenn man auch im allgemeinen einer steigenden Konjunktur entgegensieht, so bleibt die Sorge um eine weitere Verteuerung des Kredits bestehen.
Und darum müßten diejenigen Kreise, die an einem normalen Geldstande in erster Linie interessiert sind, Landwirtschaft Industrie und Handel sich selbst zu einer großzügigen Partei- und Finanzpolitik aufrassen und .dem Reiche Einnahmen schaffen, die nur der Schuldentilgung dienen. Und hierfür gäbe es keine bessere Einnahmequelle als die Erbschaftssteuer. Eine Erbschaftssteuer allein zur Schuldentilgung des Reichs wäre auch eine große soziale Tat, denn es gibt kein zuverlässiges Mit tel, um neuen Steuern vorzubengen, als die Zinscnlasl zu vermindern. Dabei muß man sich nämlich darüber klar werden, daß die 200 Millionen, die wir bald jährlich zur Schulden- verzinsung gebrauchen, den Erträgen folgender Steuergesetze der letzten Finanzresorm entsprechen: Tabaksteuer, Branntweinsteuer, Kaffee- und Teezollerhöhung, Zündwaren- und Leuchtmittelsteuer. Die Erträge aller dieser Konsumsteueru, die soviel Mißstimmung verursachen, sind also erforderlich nur für die unproduktive Ausgabe der Schuldenverzinsung. Würde also das Reich seine Schulden los, so wäre selbst bei weiterem Steigen des Reichsbedarfs für unvermeidliche Ausgaben das Gespenst neuer Steuern und damit neuer Beunruhigungen in weiter Ferne. Eine Erbschaftssteuer, die selbst der Landwirtschaft annehmbar wäre, könnte einen Ertrag von 75 Millionen bringen. Und dieser Ertrag zusammen mit der gesetzlich festgelegten Tilgungsquote würde unsere Anleihen um jährlich 110 bis 120 Millionen vermindern, wodurch der Zinsenbedarf um etwa fünf Millionen alle Jahre zurückginge. Der deutsche Kapitalmarkt würde aber diese Erleichterung sehr bald empfinden. Wie die politische Situation nun einmal ist, kann die Anregung zu einer Erbschaftssteuer naturgemäß nur von den Parteien ausgehen. Und es wäre zweifellos ein Zeichen eines großen Weitblicks, wenn gerade diejenigen Parteien sich zu dieser Finanzpolitik entschlössen, die man mit Recht oder Unrecht für die allgemeine Mißstimmung als Folge der Reichsfinanzreform verantwortlich macht."
Das große Loch in unserer Reichsfinanzwirtschaft, in das so gewaltige Summen hineingestopft werden, und das sich trotzdem nicht füllt, sondern alljährlich größer wird, hat keineswegs erst der Herr Bundesvertreter entdeckt. Von liberaler Seite ist auf dieses gefährliche An wachse:: der Reichsschuld wiederholt mit aller Entschiedenheit hingewiesen worden. Wenn der süddeutsche Finanzpolitiker aber meint, daß „diejenigen Parteien, die usw." geeignet sind, den Finanzkarren ans dem Sumpfe
mochte wohl denken: Ter, der seinem L>ue,va:er jo herzhaft eins auf den Kopf gegeben, daß er das Aufstehen darüber vergessen, möchte .auch am Ende mit dir nicht viel Federlesens machen — wenn er auch aussieht, als ob man ihn umblasen könnte! . . . Und der alte Hannes, der einzige von den Leuten, ans den noch einigermaßen Verlaß war, sagte hernach zu den andern: „Paßt auf, das ist genau so einer, wie der Alte war, einer der sich nicht ans die Füße treten läßt. Wer keine Hiebe haben will, der mag sich ::: acht nehmen vor ihm." . . .
Tie Sommersonne reitet schnell. Äs Gottfried nach der traurig ausgefallenen Inspektion der Wagen und Ackergeräte in den Pferdestall kam, war es gerade hell genug geworden, um ihn erkennen zu lassen, wie schlecht behandelt die neun Gäule waren, die da ohne rechte Freßlust in den unsauberen, sauer riechenden Krippen herumschnupperten.
Schweigend, die Lippen zusammengekniffen, ging der Heimgekehrte von einem Stand in den anderen, tastete über die vorstehenden Knochen und das struppige, schuppige Haar der Tiere, fand da und dort eine aus Mangel an Pflege schlecht oder überhaupt nicht verheilte Wunde, sah, daß die Geschirre an den Pfosten und Riegeln vor Schmutz starrten und brachen. Nur Treigespann und Lederzeug des alten Hannes waren leidlich gehalten.
„Ich will euch was sagen", hüb der neue Herr au, nachdem er den wie eine Hitzwelle in ihm aufsteigenden Zorn nrühsam niedergezwungen; „die Plunderwirtschaft hier hört aus — von Stund' an. Wie jeder sein Vieh behandelt, so — kann er sicher sein — behandle ich ihn auch."
Ter alte Hannes war der einzige von den drei Pferdeknechten, der den Mut zu öiner Entschuldigung fand. Regen über Regen hätte wochenlang Tag für Tag alle Mann ins Heu gejagt; darüber wäre dann die andere Arbeit etwas links liegengeblieben. Und der Doktorbauer, der früher regelmäßig nach dem Rechten gesehen, hätte in letzter Zeit auch nicht so oft fortgekonnt aus der eigenen Wirtschaft, — hauptsächlich wohl seiner kranken Frau wegen, mit der er seine Not und Plage hätte.
(Fortsetzung folgt.)