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mit Erzähler vom Schwarzwald.
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Amtsblatt für die Ltadt Mildbad.
Verkündigungsblatt
der tigl. Forstämter Wildbad, Meistern, Lnzklösterle rc. während der Saison mit
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Nr. 37«.
Donnerstag, den ÄS. November 1S«S.
Deutsche und englische Interessen in der asiatischen Türkei.
'Ter deutsche und der englische Botschafter in Washington haben erst vor wenigen Tagen Freund- schafts- und Friedensbeteuerungen ausgetauscht. Wir deutschen meinen es sicher auch ernst mit un- unserer Friedensliebe. Tie Engländer vielleicht'auch; auf alle Fälle aber beobachten sie uns gegenüber eine Taktik, die nicht gerade als sehr freundschaftlich bezeichnet werden kann. Deutschland verlangt bekanntlich, um seinen Platz an der Sonne behaupten zu können, keine weitere Ausdehnung seines Kolonialbesitzes, sondern lediglich das Prinzip der offenenTür für seine wirtschaftliche Ausdehnung. England aber bemüht sich andauernd die wenigen noch offenen Türen für die deutsche Industrie und den deutschen Handel zu schließen. In Marokko ist ihm das mit Hilfe Frankreichs, wenn auch nicht ganz, so doch teilweise, gelungen, in die wirtschaftspolitische Beherrschung Persiens hat es sich mit Rußland geteilt. Nun jucht es auch die Weiterführung der bekanntlich deutscher Initiative entsprungenen anatolischen Bahnen zu hint er tr eib en. Wie wenigstens das türkische Blatt „Tani n" mitteilt, macht England seine Zustimmung zu der beabsichtigten vierprozentigen türkischen Zollerhö h u n g davon abhängig, daß, die daraus erwachsenden ^Mehreinnahmen nicht als Garantien für den Bau der Bagdadbahn verwendet werden. Wenn das tatsächlich richtig ist, stellt sich, das Verhalten Englands als ein sehr unfreundlicher Akt gegen Deutschland — allerdings auch, gegen das ebenfalls an der Bagdad- banh interessierte Frankreich, -— dar
Ebenso energisch aber wie sich England dem Bau der Bagdadbahn und ihrer Fortsetzung am Euphrat oder Tigris entlang zum persischen Meerbusen widersetzt, betreibt es die Erwerbung des Monopols für die englische Schiffahrt auf dem Euphrat und Tigris und die Sperrung dieser Flüsse für die übrigen Nationen. Tie türkische Regierung hat sich auch in dieser Frage England gegenüber anscheinend ziemlich festgelegt und es hängt nun nur noch, vom türkischen Parlament ab, ob England wieder einmal in die Lage kommen soll, eine offene Tür zuzunageln. Dem erwachten türkischen Nationalgefühl widerstreben allerdings auch die englischen Absichten. Als Sprachrohr dieser nationalen türkischen Kreise ergreift die Konstantinopeler „Jeni Gazette" das Wort.
Sie veröffentlicht einen äußerst heftigen offenen Brief an den Großwesir, worin sie ihm das Schicksal des früheren Großwesirs Mahmud Nedim, genannt Mahmu- doff, der den damaligen Botschafter Jgnatiew fast sklavischen Gehorsam entgegenbrachte, ins Gedächtnis ruft. Tle „Jeni Gazette" führt aus, daß das Monopol für die Schiffahrt auf dem Euphrat und Tigris durchaus nicht eine einfache ökonomische Angelegenheit, im Gegenteil von vitalster politisch,er Bedeutung für die Existenz der Türkei sei. Das Blatt klagt die Regierung an, sie verkaufe Mesopotamien an die Engländer, und sagt, daß dies die Folgen leichtfertiger Versprechungen einiger Minister an englische Finanzleute wären, um selbst in einem sympathischeren Lichte- zu erscheinen. Tie Ersetzung der bisherigen englischen durch die türkische Flagge auf den mesopota- mischen Gewässern bezeichnet sie als ein zu unwürdiges Argument, um von einem Staatsmanne ernstlich angeführt werden zu dürfen. Tie Uebertragung des Schifffahrtsmonopols an England habe einen rein politischen Charakter und bedeute den Beginn der Fortnahme Mesopotamiens sowie der heiligen Straßen nach dem Hed- jchas.
Tie türkischen Interessen lausen also in diesem Fall mit den deutschen überein. An England dürfte es aber sein, seine Friedensliebe nicht nur in Worten zu beteuern, sondern auch in Taten zu bekräftigen, die nicht immer gegen die Interessen Deutschlands gerichtet sind.
Rundschau.
Zu der Reichstagsersatzwahl in Landsberg- Soldin,
die einen knappen Sieg des konservativen Amtsgerichtsrats Holtschke mit 12306 Stimmen über den sozialdemokratischen Expedienten Pätzel, der 11253 Stimmen erhielt, brachte, ist noch einiges zu bemerken: Im ersten Wahlgang am 12. November hatten Holtschke 9469, der liberale Kandidat Landwirt Schöppe 6377 und Pätzel 7555 Stimmen erhalten. Nachdem die Nationalliberalen die Parole ausgegeben hatten, für den Konservativen einzutreten, konnte der Ausgang der Stichwahl kaum mehr zweifelhaft sein. Aus den obigen Ziffern ergibt sich, daß. die Freisinnigen Wohl fast ausnahmslos für den sozialde-' mokratifchen Kandidaten eingetreten sind. Tie geringe Mehrheit, die die Konservativen aufzubringen vermochten, deutet aber auch darauf hin, daß viele Nationalliberale der Parteiparole nicht gefolgt sind, sondern für den So
Das Urteil der Menge mache dich immer nachdenkend, aber niemals verzagt.
A. Graf von Plate n.
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15,
Willst du Richter sein?
Roman von Maximilian Böttcher. (Fortsetzung.)
Als er aber kaum die Tür hinter sich ins Schloß gezogen hatte, ging ihm das Mädchen mit der Erklärung nach:
„Ich werd' ein Glas Grog machen für Gottfried. Er sieht wirklich ganz jämmerlich aus."
Tie drei, die in dem hellerleuchteten Zimmer mit den dunklen Möbeln zurückblieben, verharrten eine Weile in Schweigen.
Frau Marie hatte sich erst in die Sofaecke, dann in deu alten Lehnstuhl am Fenster gesetzt. Ter demütige Blick ihres Gesichts, dessen glatter, ebenmäßiger Schönheit weder Jahre noch Leid Abbruch zu tun vermocht hatten, und ihre im Schoß gefalteten Hände schienen zu sagen: Mag kommen, was will — ich halte still. Was hilft auch alles Wehren gegen das Schicksal?
Onkel Jörg durchmaß mit rastlosen Schritten das Zimmer, wie wenn er der Unruhe in seinem Blut nicht Herr werden könnte; und Gottfried sah, schwer vornübergebeugt, den Kops in die geballten Hände gestützt, auf der braunen Holzbank, die man vom Boden, aus der Rumpelkammer, heruntergeholt, und die nun wieder um den Ofen herumstaud — ganz wie damals, als sein altes, verträumtes Vaterhaus noch nicht dem neuen roten Kasten Platz gemacht hatte. Und auch die altertümliche Uhr in ihrem hohen, buntbemalten Gehäuse, in dem der Knabe sich so oft versteckt, stand wieder in der Ecke und tickte ihren schläfriglangsamen, knarrenden Gang.
Aber zum Herzen drang dem Heimgekehrten ihr Ticktack nicht, kaum zum Ohr; und endlich Hub er, ohne
sich in seiner versunkenen Stellung zu rühren, mit leiser, heißer Stimme an:
„Bei all meinem Haß auf den, für den ich Hab' büßen müssen, bei all meinem Verlangen, daß man ihn endlich finden möchte, daß ich meine Schande abstreifen, abschütteln könnte an seiner Bestrafung, war doch immer die Sehnsucht in mir, Frieden zu machen mit der Vergangenheit — alles zu vergessen, mein Leben wieder anzusangen, als wäre nichts gewesen. Und — weiß Gott — ich hätt's fertig gebracht, wenn mau mir wenigstens hier zu Hause so entgegengekommen wäre, daßich's gesehen oder gespürt hätte: Deine Angehörigen wissen, daß du unschuldig bist."
„Deine Mutter und ich wissen es," warf der Pastorbauer hastig ein. „Das muß dir vorläufig genügen."
„Und meine Schwester, die sich scheut, mir die Hand zu geben, als ob sie Furcht hätte, es könnte jetzt noch vergossenes Blut daran lleben?" Jäh schoß Gottfried auf; sein Atem ging schwer.
„Das dumme Ding, das nichts weiß vom Leben — das sich noch nichts hat versuchen brauchen in der Welt!" wollte die Mutter beschwichtigen.
Gottfrieds Glieder zitterten; seine Zähne schlugen wie im Fieberfrost aufeinander.
„Und Erna Plathe?" stieß er keuchend hervor. „Daß sie mir nicht mehr geschrieben hat ins Zuchthaus seit Jahr und Tag -— ihr Vater leidet's nun mal nicht, Hab' ich mir gesagt, und dabei doch gedacht: wenn eine Tochter auch ihren Eltern Gehorsam schuldig ist, so braucht sie darum den, dem sie sich versprochen hat fürs Leben, doch nicht im Stich zu lassen in seiner Not -- und müßte sie ihre Eltern auch darum ein wenig betrügen!"
„Erna Plathe ist ein weicher, biegsamer Charakter," versetzte der Doktorbaner. „Wer schon daraus, daß sie dir die Treue gehalten hat durch die langen fünf Jahre, daß sie keinen anderen genommen hat, kannst du sehen, daß sie dich noch immer lieb hat!"
„'s wird Wohl kein anderer gekommen sein, der
3«. Jahrg.
zialdemokraten gestimmt haben. Wenn man den 9460 konservativen Stichwahlstimmen die Wahl von 1907 gegenüberhält, in der die Konservativen mit 13 828 Stimmen schon im ersten Wahlgang über den freisinnigen und den sozialdemokratischen Kandidaten siegten, nimmt sich der heutige „Erfolg" recht kläglich aus. lieber die Ursache des konservativen Stimmenrückgangs ist man sich wohl im Klaren.
Hinter den Kulissen -er bayrischen Zentrumspolitik.
Die „Münchener Neuesten Nachrichten" sprechen in einem Artikel „Unhaltbare Zustände" davon, daß auf Hintertreppen klerikale Führer auf dem Laufenden gehalten würden. Ms die Herde der Indiskretionen gelten, wie 'das Blatt bemerkt, in erster Linie das Berkehrsministerium und das Kultusministerium. Eine mit den Staatsinteressen unvereinbare Laxheit scheine in dieser Hinsicht an den erwähnten Stellen eingerissen zu sein, wo maßgebende Zentrumsabgeordnete unter Umgehung der Chefs einen regelrechten direkten, in der Regel unkontrollierten Verkehr mit den Ministerialräten pflegen. T-ieser Verkehr werde in der Tat bedenklich, wenn man an den Früchten erkenne, daß es sich nicht mehr um sachliche Informationen handelt, die zu der unmittelbaren Berufstätigkeit des Abgeordneten in seiner Eigenschaft vielleicht als Referent der Kammer -gehören, sondern direkt um Ein- und Angriffe in andere Staatsbehörden hinein und schließlich bis zur Krone hinauf. Dieser Unfug habe bereits einen derartigen Umfang angenommen, daß ihn auch dis Minister selbst merken könnten. „Wir begnügen uns für fetzt", schreibt das Blatt zum Schlüsse, „mit diesen zurückhaltenden Andeutungen, weil wir die schlechte Art der klerikalen Presse uns nicht aneiguen wollen, Personen zu nennen und darunter vielleicht ungerechterweise auch solche, die harmlos sind wie das folgsame Gros der Zentrumsfraktion."
* * *
Der Astlochgucker Seubert.
Der neu gewählte badische Landtagsabgeordnete Seubert hat, wie gemeldet, anläßlich einer zu seinen Ungunsten ausgegangenen Beleidigungsaffäre zugeben müssen, daß er im Damensommerbad zu Gengenbach des' öfteren durch ein Astloch hindurch nach den badenden Frauen gesehen hat. Er entschuldigte sich damit, er habe nur seine kränkliche Frau im Bade beobachten wollen. Herr Seubert weiß zwar, daß ihm diese schlechte Ausrede kein Mensch glaubt, es fällt ihm aber trotz-
ihr gepaßt hat!" lachte Gottfried bitter ans. „Tenn liebhaben. . . mein Gott. . . liebhaben . . . was wißt ihr denn von liebhaben? Tn und die Mutter vielleicht . . . 4lber das rechte ist's Wohl auch bei euch nicht! Liebhaben! Ach ... in dem düstern Hause, aus dem ich komme, da lernt man's. Da klettert man auf die Pritsche, greift die Gitterstäbe oben am Fenster vor Sehnsucht, reißt und rüttelt daran: Gebt doch nach! Laßt mich doch raus, und weuu's unten auf den Steinfließen Kopf und Glieder kostet, und wenn mich der Posten am Tor niederknallt! Ta rennt man mit dem Kopf gegen die Wand ... Tu hältst es nicht mehr aus ... Du hältst es nicht mehr aus . . . Tu mußt sie sehen . . . und wenn's nur ihre Hand, ein Finger von ihrer Hand, eine Strähne von ihrem Haar, ein Fetzen von ihrem Kleide, wäre, den dui ehen könntest. Sterben möchtest du drum! Ja, da lernt man das Liebhaben! llnd die ganze Zeit. . . zwischen Erna Plathe und Elsbeth Hab' ich kaum einen Un- terschied gekannt . . . nach beiden mich gesehnt wie wahnsinnig. Und das hat mich ganz verrückt gemacht in meinem Trotz, daß gerade die beiden Jungen, die ich am meisten lieb hatte, mit meinem jungen Blut, nicht einmal gekommen sind, nicht einmal! llnd da Hab' ich auch euch nicht mehr sehen wollen in den letzten beiden Jahren!"
Mit zuckendem Gesicht trat Onkel Jörg an den leidenschaftlich Bewegten heran, legte ihm die Hände auf die Schultern.
„Tn bist krank, bist überreizt, Gottfried! Wer du mußt dich fassen, mußt alles in einem helleren Licht zu sehen suchen. Die Zeit wird dir helfen. Und wenn du Erna Plathe erst gesprochen hast, wird sie auch vielleicht wieder den Mut finden, frei und offen zu dir zu halten!"
„Hahaha! Sie wußte doch, daß ich heute komme! Und wenn sie nicht selbst fort konnte von Hanse in der
Nacht — ich hätt's gekonnt-, ihr Garten steht gewiß
voller Blumen von vorn bis hinten, und sie fand kein Messer, einen Strauß zu schneiden, den sie der Mutter oder Elsbeth znstecken konnte mit einem Gruß für mich? Hahaha!" (Fortsetzung folgt.)
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