Lokales.

Wildbad, 24. Nov. Die Meisterprüfung für das Bäckereigewerbe haben vor der Handwerkskammer in Reut­lingen bestanden: Herr W Pfau, Herr Karl Eisele und Herr H. Eisele, sämtlich von hier.

Wildbad, 22. Nov. Die am Sonntag einberusene öffentl. Versammlung des hies. Volks-Vereins, zu der Herr Reichstagsabgeordneter Schweickhardt seinen Besuch versprochen hatte, wurde abends gegen 6 Uhr durch Herrn Kaufmann Aberle eröffnet. Im Interesse, das unferm Herrn Abgeordneten hier stets entgegengedracht wird, und in Anbetracht der Wichtigkeit des Themas:Die perfönl. Tätigkeit im letzten Reichstag, Reichspolitik, Reichsfinanz' resorm etc", hatten sich zahlreiche Freunde des Hrn. Schw. zusammengefunden, um die Gelegenheit wch'zunehmei', ihr Einverständnis und ihre Zufriedenheit mit dem Wirken des Herrn Abgeordneten zu bekunden. Nach einer kurzen Ein­leitung erteilte Herr Kaufmann Aberle dem Referenten das Wort. Die ruhige, feindurchdachte Redeweise, die dem Referenten eigen ist, und die klare, verständliche Dar­legung der verwickelsten Lage, zeigte uns den gewiegten Politiker in unserem Vertreter. Nahstehend geben wir einen kurzen Abriß aus dem 1'/»ständigen Referat: Eine be­wegte Zeit liegt hinter uns, reich an Arbeit, au Hoffnungen und Enttäuschungen. Uebe all sieht man bereits die Folgen, die die Lösung der Reichsfinanzreform-Frage nach sich zieht, die sa einen Hauptpunkt im Programm des diesjährigen Reichstags bildete. Die Steuerlast, die uns der letzte Reichstag beschieden hat, ist eine ungeheure, deren wahren Umfang mancher wohl kaum erkennt,, der ihm aber, von seiner Funktion als Mitglied der Steuerkommission. genau bekannt ist. Es ist kein angenehmes Gefühl für einen Ab­geordneten nach Schluß der Saison reich mit Steuern be­packt vor seinen Anhängern hinzutreten, aber dennoch halte er es für seine Pflicht. Rechenschaft von seinem Wirken ab­zulegen Daß eine Reichsfinanzreform geschaffen werden mußte, war jedem einleuchtend. Wir stellten uns nicht aus die Seite derer, die da schrien:Diejenigen, die dis Schulden gemacht haben mögen sie auch bezahlen; wir bewilligen keinen Pfennig!", wir waren uns darüber einig, daß unbedingt geholfen Wörden mußte. Fürst Bülow hatte seinerzeit versprochen, die Reichsfinanzreform-Frage nicht allein auf indirektem Steuerwege, sondern auch durch direkte Steuern zu lösen. Wenn auch der diesjährige Reichs­tag so arge Enttäuschungen gezeitigt hat, so hat er aber auch wenigstens etwas gutes bezweckt, er brachte uns: die Strafherabsetzung der Majestätsdeleidrgungen; für Handel und Gewerbe brachte er das neue Börsengesetz; auch ver­schiedene andere Rechtsprechungen haben eine Abänderung erfahren. Nur die Reichsfinanzreform-Frage brachte uns eine herbe Enttäuschung. Die Reichsfinanzen stehen schlecht, der deutsche Kredit auf dem Weltmarkt ist vollständig er­schüttert und steht noch hinter Italien, das durch schlechte Finanzwirtschaft überall bekannt ist. Die deutsche Schulden­last ist groß und wird von Jahr zu Jahr noch größer. Daß im Staate selbst mehr gespart werden könnte, bewies wohl am deutlichsten der sensationelle Kieler-Werft-Prozeß. Wo dort in England auf 20 Werftarbeiter ein Werft­beamter gerechnet^ wird, stehen in Deutschland bereits zwei. Wir arbeiten also mit einem doppelten Beamten-Apparat

gegenüber den Engländern. Zur Deckung des ungeheuren Defizits hatte nun die Regierung einen umfangreichen Steuer- Projekt geschaffen, den wir anzunehmen, nicht in der Lage waren, so haben wir die Weinsteuer abgelehnt, haben Gas- und Elektrizitätssteuer abgelehnt, und haben auch das Brannt­wein-Monopol abgelehnt. Die Weinsteuer, die ja eigent- lich nur den Mittelstand und besseren Stand mit voller Wucht träfe, haben wir mit Rücksicht aus unsere württem- bergische, weinbautreibende Bevölkerung verworfen Außer­dem wurde ja den Württembergern schon bei Gründung des Deutschen Reiches versprochen, daß der Wein im Inte­resse des Landes weder zur direkten noch indirekten Steuer herangezogen würde. Die Gas- und Elektrizitätssteuer haben wir mit der Begründung nicht angenommen, weil auch derkleine Mann" durch diese Steuer schwer geschädigt worden wäre. Denn überall sieht man, wie diese wichtigen Unterhaltsfaktoren selbst in die ärmere Bevölkerung immer mehr i i Benützung gezogen werden Wir haben das Brannt- wemmonoupl abgelehnt, weil es uns im doppelten Sinne unzweckmäßig erschien. Erstlich müßte wieder ein ziemlich großer Beamten-Apparat in Tätigkeit gesetzt werden, um nur eine richtige Kontrolle auszuüben, damit ginge schon wieder eine große Summe Geldes'verloren; zweitens wür­den aber die Süddeutschen Branntweinbrennereien enorm geschädigt. Ueberhaupt könne er an den ganzen Monopol- Systemen keinen Vorteil finden, und beweisten dies wohl am deutlichsten die französischen Monopole. Die Erb­schaftssteuer wäre natürlich befürwortet worden und bis zur letzten Stunde habe man an Durchführung dieser gerechten Steuer geglaubt. Lange wogte der Kampf um diese Steuer hin und her. Und selbst am Entscheidungstage hatte wir uns eine Stimmenmehrheit schon bildlich vorausgerechnet. Da sielen im letzten Augenblick noch die süddeutschen Bauern- bündlern von unserer Seite ab und damit war der Kampf für uns verloren. Auf Befragen nach der Ursache des plötz­lichen Abfalls, wurde uns zur Antwort gegeben, man hätte einen Brief aus Stuttgart erhalten, nachdem man nicht anders h rudeln konnte. Wir waren nun zusammen mit der lieberalen und sozialdemokratischen Partei automatisch niedergestimmt und traten daher aus den weiteren Verhandlungen aus. Warum hat man nun eigentlich die Erbschaftssteuer nicht angenommen? Allerlei nichtige Einwendungen wurden da­gegen erhoben, u. a. wurde angeführt, daß der deutsche Familiensinn, darunter schwer zu leiden habe. Der Haupt­grund dürfte aber wohl darin liegen, daß bei einzelnen Fällen das falsche Fattieren einiger Steuerzahler ans Tages­licht käme. Und gerade die preußischen Großgrundbesitzer und Junker, die sich mit Händen und Füßen gegen die Erb­schaftssteuer wehrten, wären wohl am meisten durch diese Steuer getroffen worden. Als einer der preußischen Minister einmal in einer Debatte während des diesjährigen Reichs­tages sagte:Man beweise uns daß fatsch fattiert wird," brachte das .Berl Tagebl." einige Tage später den packend­sten Beweis, und kompromitierte das Einkommen des Mi­nisters selbst, das mit den Angaben desselben nicht im geringsten im iEinklang sstand. Aber daß die Erbschaftssteuer abgelehnt wurde, daran ist auch zum großen Teile die schwächliche Haltung der Regierung selbst Schuld.

Die Reichsfinanzreformfrage wurde nun nach Ablehnung der Erbschaftssteuer und nachdem die drei großen Parteien aus dem Reichstag ausgetreten waren, mit verblüffender Schnelligkeit gelöst. Was aber mit ihr erreicht wird, das

ergaben recht deutlich die Reichstagsersatzwahlen in Coburg, die Landtagswahlen in Bayern, Sachsen-Meiningen und Baden. Die kleine und mittlere Bevölkerung sucht Schutz bei der Sozialdemokratie. Viele werden Sozialdemokraten, ohne in ihrem Innern damit einverstanden zu sein. Aber sie werden noch früh genug wieder zurückkehren, denn sie werden einsehen, daß die Ziele die wir verfolgen, die rich­tigen und besten sind. Und wenn uns einst neue Wahlen beoorstehen, dann hoffen wir, daß sie mit dem Wahlzettel in der Hand beweisen, zu wem sie ihr Herze treibt. Nun­mehr versicherte Herr Kaufmann Aberle als Vorsitzender des hiesigen Volksvereins, dem Abgeordneten, daß man mit seinem Wirken, mit seiner Tätigkeit im Reichstag vollkommen zufrieden sei. und daß er das Vertrauen, das ihm bei der letzten Reichstagswahl von unfern Wählern zuteil geworden war, auch jetzt in reichem Maße besitze. Auch Herr Sanitläts- rat Dr. Haußmann, der Vorsitzende der lieberalen Vereini­gung dankte für die nutzbringende Tätigkeit des Abgeordneten Schweickhardt im Reichstag, und sprach sich sehr anerkennend darüber aus. daß auch die liberalen Wähler mit ihrem Vertreter sehr zufrieden seien. Herr Ober-Postassistent Schwizgäbele, hob die Leistungen des Abgeordneten noch mit besonders herzlichen Worten hervor und forderte die Versammlung auf. durch Erheben von den Sitzen den Abg. Schweickhardt zu beehren; seine Rede klang in einem Hoch aus, das mit jubelndem Beifall ausgenommen wurde. Von einem Vsrsammlungsbesucher wurde noch die Frage aufge- worfen: Ob nicht auf dem Gebiete des Marinismus und Militarismus die horrenden Ausgaben etwas eingeschränkt werden könnten. Hierauf ging der Abgeordnete näher ein, nachdem er zuvor Hr. Kaufmann Aberle, Hr. Dr. Hauß­mann und Hr. Ober-Postassistent Schwizgäbele für die an­erkennenden und ehrenden Worte gedankt hatte. Er ver­sicherte, daß er die damals erhaltenen 707 .Stimmen noch nie vergessen hätte, und daß er auch in Zukunft seine Pflicht tun werde, um möglichst den Wünschen aller Wähler gerecht zu werden. Jnbetracht der aufgeworfenen Frage, gab der Abgeordnete zu, daß im Heer- und Marine-Etat bedeutende Summen gespart werden könnten. Trotzdem müsse unser Heer leistungsfähig bleiben und man sich die fortschrittlichen Errungenschaften ans dem Gebiete moderner Technik (Feldküchen. Ballons, Luftschiffe, Dreadnoughts) zu Nutze machen. Der Hinweis auf die englische Abrüstungs- Frage, (die tatsächlich seinerzeit das englische Parlament beschäftigte) sei zu verwerfen, da England selbst im stillen mit fieberhafter Tätigkeit Schiffe baue, also weiter rüstet. Immerhin werde er auch hier sein möglichstes tun, die Aus­gaben einzuschränken, das dürfte man allezeit versichert sein. Hierauf wurde die Versammlung geschloffen, die sicher­lich aufs neue bekundet hat, daß wir in unserem Abgeord­neten Schwweickhardt, einen gerechtdenkenden und tüchtigen Volksvertreter gefunden haben, dem wir auch in Zukunft getrost vertrauen können.

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Druck »yd Verlag der Beruh. Hosmannschen Buchdruckerei in Wildbad. Verantw. Redakteur E. Reinhardt, daselbst.

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