Nr. 272 .

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mit Erzähler vom Schwarzwald.

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ÜLlöion Kl. 4 t.

Amtsblatt für die Stadt WLldbad.

verkündigungsblatt

der r^gi. Forstämter Mldbad, Meistern, Enzklösterle rc. während der Saison mit

/s Ilizerste nur 8 Rg.^ üllLwärtigs to kkg., llis klöill- > Lpeüige SsrmMüreüe.

«ekismsn 15 vkg. üis kLütrsüs.

VSiöäsrüviMgell mrtLpr. Itgfistt.

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Samstag, den 2tt November LS6K.

26. Jahrg

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Badische Stimmungen.

Unser Parteifreund Hermann Hummel, der jüngste kLandiagsabgeordnete des badischen Landtags, schreibt im März" folgende interessante Rückschau auf die badischen Wahlen:

Ter Ausgang der Stichwahlen zum badischen Land­tage war nicht ganz so günstig für die Linke, wie man er­wartet hatte. Deshalb ist die Freude über den Gesamt­erfolg etwas gedämpft. Es gibt auch schon etliche Unken, die über die erhebliche, znm Teil auf Kosten der National- liberalen erfolgte Stärkung der Sozialdemokratie wehe­rufen. Wir halten es dadurch für erwiesen, daß die kle­rikale Gefahr eben nicht durch das sanfte Lüftlein des ,/gemäßigten Liberalismus" bekämpft werden kann, son­dern baß der Turm der Reaktion um so stärker wackelt, je heftiger der Wind bläst. Man kann das auch so aus- drücken, daß sich die von uns stets vertretene Linkstaktik als völlig richtig herausgestellt hat. Man muß allerdings Über parteiegoistische Empfindungen sich erheben, um mit Freude zu fühlen, daß sich in Baden der demokratische Staatsgedanke fester fundiert gezeigt hat, als die auto­ritativ-konservative Auffassung vom Verhältnis des Bür­gers zum Staat. Das war am deutlichsten bei dem Ver­such des groß herzoglichen Regierungsblattes, die Libera­len zu beschwören, mit der Sozialdemokratie keinen Wahl­pakt zu schließen. Es muß für die nicht sehr genialen Staatsmänner, die geglaubt haben,, damit einen Erfolg Zu erzielen, von den Ministern wird keiner die Ver­antwortung dafür übernehmen wollen, eine recht nie­derschmetternde Wirkung gehabt haben, als abgesehen von den schallenden Ohrfeigen, die von der liberalen Presse ausgeteilt wurden, die Führer der Linken ohne jegliche «Schmerz- und Lustempfindung über diese offiziöse Mo­tion zur Tagesordnung übergingen. Unter diesen Ge­sichtspunkten gewinnt der 'Ansgang der Wahl ein Ant­litz, aus dem wertvolle Lehren abgelesen werden können.

Dabei muß man die Stimmung vor den Wahlen .in Rücksicht ziehen. Da waren drei Gruppen, die tot- sicher daran glaubten, daß im neuen Landtage das Zen­trum und die Konservativen die Oberhand gewinnen würden. Zunächst diese Parteien selbst und ihre Führer. Herr Wacker, geistlicher Rat in Freiburg, hatte mit dem ihm angeborenen Geschick die Suggestion des kommenden Siegs uichi nur in dm Reihen seiner Truppen, sondern auch bei dm noch zu nennenden beiden andern Gruppen

vor der Wahrheit muß uns bangen.

Daß der Menschen Sein und Streben Solchem Unheil hingegeben.

Daß nach ehernem Gebot Wir verurteilt find zum Tod,

Einzig deßhalb, weil wir leben.

L a l d « r o ».

Willst du Richter sein?

H) Roman von Maximilian Böttcher.

lFonietznng.)

Darauf trat auch der Amtsvorsteher noch an den Richtertisch und berichtete in seiner knappen Weise über jeine Episode, die sich wenige Monate zuvor zwischen seinem Sohn Fritz und dein Angeklagten Gottfried zu-- getragm, und die er aus seines Sohnes eigmem Munde jerfahren.

Fritz Reinhardt, damals nach Gefreiter, war Stu- benälterster in dem Zimmer gewesen, in dem auch sein Vetter und Heimatgenosse Gottfried gelegen, und trotz der vorangegangenen Bestrafungen, und einer schroffen Vermahnung des Rittmeisters, daß man ihm beim näch­sten Anlaß zum Tadel ohne weiteres den Laufpaß ge­ben würde, wieder eines Nachts ohne Urlaub ausge- stliebm. Gerade, als er bei der Heimkehr sich angeschickt, die Umfassungsmauern zu dm abgesondert liegenden Ge­bäuden seiner Schwadron au übersteigen, war ihm der diensttuende Leutnant auf die Fersen geraten, ohne ihn doch zu erkmnm, und natürlich auch außerstande, dem Flüchtigen die gewagte Kletterpartie über die 'hohe Mauer nachzumachen. Der Wachtmeister aber, dessen Wohnung nebm der Reinhardtschen Stube gelegen, hatte Noch spät über seinen Manöveraktm gesessen und genau Kelch ri, welche Tür gegangen war, Als er null mit dem Leutnant, der erst dm Umweg durch das postenbesetzte Vor- machen mußte, ins Zimmer getretm war, dm nächt­lichen Herumtreiber festzustellen, hatte Gottfried, Um sei­nen schwer bedrohten Detter zu retten, sich selbst ÄS

erzeugt. Ta hatte vermutlich im geheimen schon ein Sche­matismus der Verteilung der oberen Staatsmänner be­standen, der jetzt anderen Zwecken, dienen muß. Also Zentrum und Konservative warm siegessicher. Zweitens die großh. Regierung! War auch völlig gefaßt darauf, daß die neue blau-schwarze Mehrheit kommen würde. Hatte schon einen Volksschulgefctzmtwurf und anderes der an und für sich ja nicht unerwünschten reaktionären Brü­derschaft angepaßt. Muß auch Verschiedenes in den Pa­pierkorb stopfen. Einzelne ihrer Mitglieder werden vor den Bänken der jetzigen wirklichen Mehrheit keine benei­denswerte Rolle spielen. Und die dritte Gruppe, die be­stand aus dem Troß unsicherer Kantonisten und Diarrhöe- Helden, die hinter allen Heeren dreinmarschierm und die auch hinter dm Liberalen als Aemtermarodeure ihr ge­mächliches Auskommen fanden. Tie einen machten schon im stillen Kämmerlein Hebungen im Gebrauch des Ro­senkranzes und in anderen Dingen, deren sie entwöhnt wa­ren, die andern, darunter keine kleine Zahl jüngerer und mittlerer Akademiker aller Fakultäten, der Geheimrats- embryonm, gaben sich die Pose prinzipieller Abneigung gegen Politik und eines rechtsgefürbtm Edelmenschentums, um hintmnach auf jeden Fall in der Lage zu sein, die erstrebte und bei Jungfrauen so beliebte gesicherte Staats­stellung nebst der .Aussicht ans Karriere als verdienten, Erfolg staatserhalten'der Gesinnung .einzuheimsen.

Weit in die Reihen der Liberalen hinein war die Meinung von der Hoffnungslosigkeit der Lage verbreitet. Daher auch der mangelnde Impetus bei den ersten Wah-. len und der hinter der Erwartung zurückbleibende Erfolg der Stichwahlen. Wenn nicht noch eines oder 'mehrere Mandate kassiert werden, dann wird der neue Landtag gebildet aus sechsundzwanzig Klerikalen, zwanzig Sozial­demokraten, siebzehn Nationalliberalm, sechs Demokra­ten, zwei Konservativeil, einem Freisinnigen und einem Banernbündler.

Gegenüber der Zusammensetzung des letzten Land­tags macht sich bemerkbar, ein Verlust des Zentrums und der Konservativen von drei Mandaten, die von den ver­einigten Nationalliberalen, Linksliberalen und Sozialde­mokraten gewonnen wurden. Innerhalb dieser Parteien fand eine Verschiebung von rechts nach links statt. Sechs nationalliberale Mandate waüderten in die Hände der Sozialdemokraten und Demokraten. Die Tendenz nach links kommt also zum Ausdruck sowohl durch die Verschieb­ung im großen als auch innerhalb der Reihen der Links-

denjenigen gestellt, der die Dbauer überstiegen urck dem .Anruf des Offiziers nicht Folge geleistet. Diese kleine Heldentat setzte der Amtsvorsteher hinzu, die er zu Protokoll geben müsse, auch aus die Gefahr hi", daß man seinen Sohn darum streng bestrafen oder gar sofort aus und davonjagen würde, ließe Wohl auf einen Mut und eine Aufopferungsfähigkeit schließen, mit denen feiges Leugnen begangenen Unrechtes nur schwer in Ein­klang zu bringen wäre.

Ter Verteidiger begründete diese Auffassung in sei­nem Plaidoyer noch des näheren psychologisch, hinderte damit aber den Vertreter der Anklage nicht, auch noch hieraus für sein Prinzip der Verurteilung um jeden Preis Kapital zu schlagen: Das Zugeständnis der Mutter, auch sie habe den Sohn im Verdacht gehabt, müsse notwen­digerweise als ein neues Indizium für dessen Schuld an­gesehen werden. Und das sogenannteFrenndschafts- opfer" beweise nur, daß der Angeklagte ein Mensch wäre, der weder vor der Autorität und der Disziplin noch vor der Majestät der Wahrheit den schuldigen Respekt be­säße. Zum Schluß aber legte der Vertreter der An­klage die Fundamente seiner juristischen Anschauung mit den beiden Sätzen bloß:

Außer dem Angeklagten ist niemand auffindbar,! der aus welchen Motiven immer den Architekten Strohschein getötet haben könnte!" Und:Gewiß wäre es traurig, wenn in diesem jungen Menschen ein Un­schuldiger verurteilt würde. Aber noch sehr viel trau­riger wäre ps, wenn das begangene schwere Verbrechen keine Sühne fände, biat sustitia psreat mvväus!"

So konnte Gottfried Reinhardt schließlich von Glück sagen, daß ihn seine Richter nicht des vorsätzlichen Mor­des, sondern lediglich des unüberlegten, hm Jähzorn be­gangenen Totschlags schuldig befanden und ihn nur zu fünf Jahren Zuchthaus, Ausstoßung aus dem Heere und ! Verlust der Bürgerrechte auf die Dauer von fünf Jahren verurteilten.

Kapitel 3.

Während der ersten beiden Jahre, die Gottfried Reinhardt im Zuchthaus« zugebracht, w«r dessen Di«

Parteien. Darüber sich zu erregen, hat die Regierung nicht das geringste Recht.

Sie hat diese Wahlen durch die mangelnde Wider­stands higkeii gegenüber der reaktionären Reichspolitik selbst machen helfen. Allein es ist auch für die Rechis- liberalen eine Aengstlichkeit nicht angebracht. Tie badische Sozialdemokratie gibt in ihrer Führung die Gewähr, daß ein wirklich fortschrittlich gewillter Liberalismus .mit ihr zusammenarbeiten kann. Daneben aber liegt für die Expansion des Liberalismus soviel politisches Land brach, daß er immer noch Aussicht hat, stärker zu werden. Tann muß er allerdings in der Agitation gegen das in die De­fensive gedrängte Zentrum aggressiver werden wie bisher. Daß das möglich und erfolgreich ist, scheint erwiesen. Das ist einer der Hauptgewinne des Wahlkampfes. In der parlamentarischen Arbeit aber muß sich der Rechtslibera­lismus endgiltig dazu bekehren, alle konservativ gerichte­ten Gedankenwege zu sperren, um eine Politik treiben zu können, die in der Bevölkerung zum Teil das geschwun­dene Vertrauen wieder erzeugt.

In den Reihen des badischen Zentrums wird man zu­nächst eine Musterung beginnen. Man wird den Reichs­tagsabgeordneten im geheimen verschiedene Schmeicheleien über ihre Tätigkeit in der Reichspolitik sagen. Ihnen schulden wir den wärmsten Tank, der hiermit gebührend abgestattet wird. Wir werden auch m der nächsten Zu­kunft, wenn die Wirkungen der Reichsfinanzreform etwas deutlicher' werden, immer noch von dem reichen Kapital politischen Agitationsstoffes zehren, das sie uns geschaffen haben. Verschiedene Pfarrer, die durch ihre seelsorgerische Tätigkeit nicht den vorgeschriebenen politischen Erfolg ge­habt haben, werden die Pfarrei wechseln müssen. Die Aengstlichen, die zu Hanse mit dem Rosenkranzgemüllert" haben, legen ihn wieder zu den übrigen Orden und Ehren­zeichen. Wir aber werden in den nächsten Monaten den Schwarzwald und die andern Landesteile einer energischen Bearbeitung unterziehen, zur Uebung des Handgelenks und hoffentlich mit dem Erfolg, daß in vier Jahren das Zentrum noch etwas weiter von Mandaten erleichtert wird.

Rundschau.

Der Entwurf zum Reichshaushaltsetat

für das Rechnungsjahr 1910 schließt nach der Nordd. Allg. Ztg. ab in Einnahmen und Ausgaben im ordentlichen Etat insgesamt mit

rekior ein zwar stark zum Jähzorn geneigter, an sich aber durchaus gutmütiger Mann gewesen, der die Ge­fangenenliebe Junge" und ».bester Sohn" tituliert hatte. Mit der Fähigkeit eines lieferen Einblicks in die SM gründe der Menschenseele ausgerüstet, hatte er vieles be­griffen, was die Richter vor ihm nicht zu begreifen ver­mocht, und war deshalb immer redlich bemüht gewesen, in das düstere Leben seiner Züchtlinge nach Möglichkeit eine Spur Sonnenschein zu tragen. So hatte er, um die Härte der Einzelhaft wenigstens den ungefährlichen Ge­fangenen in etwas zu erleichtern, diese abwechselnd in kleinen Trupps zur Arbeit in den von ihm aus dem Anstaltshofe angelegten Blumengärten herangezogen und die des Umganges der Feder Kundigen zum Dienst in der Schreibstube kommandiert, .es auch mit dem laut Reglement vorgeschriebenen.Sprechverbot, nach dem kein Sträfling mit dem anderen auch nur eine Silbe zu wech­seln hat, nicht allzu strenge genommen, weil es ihm wohl grausam und widersinnig erschienen war, den in einer schlimmen Stunde seinem tierischen Instinkt erlegene» Menschen gerade sn Ausübung der Fähigkeit zu hemmen, durch deren Verleihung ihn die Natur vor allem über das Tier hat hinausheben wollen. Weit entfernt davon, alle von Richtern als auch dem Irrtum unterworfenen Menschen gefällten Urteile als richtig und gerecht zu betrachten, war dieser Direktor trotz Gottfrieds zäher, durch allen Mißerfolg picht abzuschreckender Bemühungen, ein Wiederaufnahmeverfahren durchznsetzen, trotz seines ver­zweifelten, oft fast in Raserei ausartenden Aufbäumens ge­gen seine Einkerkerung, deren fünfjährige Dauer ihm endlos, unerträglich, unüberstehbar vorgekommen, dvch keineswegs von seiner Unschuld überzeugt gewesen, weil der erfahrene Mann hei all seiner Herzensgüte allzu genau gewußt hatte, welchen Uebermaßes an Lüge und Verstellung die Erdgeborenen, die in der Unfreiheit wie in der Frei­heit, fähig sind, und welchen verbissenen Kampf gerade die um die Wiedererlangung ihrer Freiheit führen, die dieses kostbare Gut leichtfertig oder veno egen aufs Spiel gesetzt habey.

..ui.!