Es ist nicht nur naiv, sondern höchst gefährlich, derartige Ge­danken abzuschieben, mit der Begründung, solche Ueberfälle seien gegen alles Völkerrecht und zwischen zwei führenden Kulturvölkern ausgeschlossen. So sehr man es bedauern mag, so sicher ist es, daß es wohl keinen Fachmann heute gibt, der nicht fest davon überzeugt wäre, daß der n ä ch st e S e e- krieg mit einem solchen Bruch des Völkerrechts eröffnet werden wird, und zwar möglichst in einem Augenblicke,wo die Gegenseite es nicht vermutet". Die Sache ist ernst genug!"

Mag der Herr Graf denken, was er will. Das ist 'Privatsache seines alldeutscheil Verstandes. Aber das; er solchen Unfug in dem führenden agrarischen Blatte drucken läßt, stempelt seine Handlungsweise zu einer gemeingefährlichen. Tie Engländer werden sich natür­lich sagen: wenn die Deutschen jetzt schon offen mit einem Bruch des Völkerrechts drohen, so müßten wir doch Esel sein, wenn wir ihnen nicht zuvorkämen! Dafür, daß vernünftige Engländer aus dem unvernünftigen Artikel keine unvernünftigen Schlüsse ziehen, haben die vernünf­tigen Deutschen zu sorgen, indem sie möglichst hörbar von der Unvernunft ihresLandsmannes" Reventlow ab­rücken.

Tages-Chronik.

München, 17. Nov. Aus Anlaß der Anwesenheit des Herzogs Albrecht vonWürttemberg fand heute nach­mittag vier Uhr Leim Prinzregenten eine Hoftafel zu 25 Ge­decken statt. Abends folgte der Herzog einer Einladung des württembergischeu Gesandten zum Souper. Um 10.05 Uhr erfolgte die Abreife nach Stuttgart.

Wien, 17. Nov. Der König von Sachsen hat heute dem Wiener Hof einen Besuch abgestattet und ist abends nach Tarvis weitergereist.

London, 17. Nov. Der König von Portugal ist in Begleitung des Prinzen von Wales heute mittag aus Windsor hier eingetrosfen und hat sich durch die festlich ge­schmückten Straßen von der Menge begeistert begrüßt nach Guildhall begeben, wo ihm eine Adresse der Londoner Stadt­verwaltung überreicht wurde. Der Uöntg nahm sodann das Frühstück bei dem Lordmayor ein.

Arbeiterbewegung.

Tarifverhandlungen im Baugewerbe.

Die Verhandlungen über das neue Tarifverrrags- muster für das deutsche Baugewerbe sind am 12. d. M. vorläufig beendet worden. Irgend eine Verständigung über die Abänderungsanträge haben diese ersten Verhand­lungen nicht gebracht. Es hat sich herausgestellt, daß eine ganze Reihe von Punkten besteht, bei denen sich die beiden Parteien diametral gegenüberstehen. Die meisten Anträge der Arbeitnehmer-Organisationen sind für die Arbeit­geber völlig unannehmbar, andererseits haben die Arbeit­nehmer insbesondere gegen die Forderungen der Arbeit­geber, welche sich auf die Regelung der Arbeitszeit, auf die Sicherstellung der Akkordarbeit, die Agitation auf den Baustellen, die Regelung der Arbeitsnachweissrage be­ziehen, den schärfsten Widerspruch erhoben. Jedoch sind gerade diese Bestimmungen so wichtig, daß die Arbeitgeber von dem Zugeständnis derselben unter keinen Umstän­den abgehen können. Es sind also vorläufig recht we­nig Aussichten für eine erfolgreiche Beendigung der Ver­handlungen vorhanden. Tie Parteien haben verabredet, die Verhandlungen später wieder aufzunehmen, sich aber über einen Termin für die Fortsetzung ihrer Beratungen noch nicht ausgesprochen. Inzwischen sollen die fokalen Verhandlungen in den "einzelnen Bezirks- und Ortsver­bänden stattfinden, in denen die für jeden Bezirk beson­deren Bestimmungen über Lohnhöhe, Einteilung der Ar­beitszeit, Kündigung usw. erörtert werden sollen. Diese Verhandlungen werden in der Regel in den einzelnen Bezirken Deutschlands nach dem 15. Dezember beginnen. Mit Rücksicht auf die große Bedeutung des Baugewerbes für unser gesamtes gewerbliches Leben wäre es dringend zu wünschen, daß die Verhandlungen zu einer friedlichen Ver­ständigung führen und unserem Wirtschaftsleben im Früh­jahr nächsten Jahres die schweren Erschütterungen so um­fassender gewerblicher Kämpfe erspart bleiben.

Nebeneinander.

Skizze von Paul Hermann Hartwig.

Tie Nachricht von ihrem Tode traf ihn wie ein heftiger Schlag.

Es konnte, es konnte nicht sein. Und doch vor drei Tagen war sie gestorben und die Leiche war nach Bestim­mung der Entschlafenen entsprechend bereits in ein Kre­matorium zur Einäscherung überführt worden.

Nichts, nichts hatte er erfahren, seit ihn ein leich­tes ErkältMgsfieber durch fünf oder sechs Tage ans Haus fesselte. Keine Botschaft von der Freundin, kein letzter Wunsch, ihn zu sehen. Wie wenig er ihr im Grunde gewesen sein mußte. Ta hatten sie acht Jahre hindurch Arbeit, Ideen, Erfolge geteilt. Welch pracht­voller Kamerad, welch unermüdeter Gefährte sie gewesen war und ein tüchtiger wahrer Mensch in ihrem Wesen und in ihrer Kunst. Jetzt, da sie für immer dahingegan­gen, kamen ihm alle ihre Vorzüge zu vollem Bewußt­sein. Nein, nein, es war nicht auszudenken, daß nun alles vorüber sein sollte. Diese Selbstverständlichkeit in den großen Fragen, diese Nichtachtung dem Kleinlichen gegenüber, wie es der Alltag brachte. Ihre Rauheit, an die er sich freilich zu Anfang hatte gewöhnen müssen, war ein guter Schild im Kampf um Leben und Ruhm. Sie war ein Mensch, zu dem man Vertrauen haben mußte, alle seine Sorgen und Kümmernisse trug er zu ihr, und sie wurde es nie müde, zu raten und zu helfen.

In gewissen Dingen war sie ihm unpersönlich erschie­nen, vielleicht weil sie als Weib so gar nicht sein Genre war, aber doch erschien es ihm manchmal in stillen Stun­den, wenn Schweigen und Traum auf ihm lagen, daß ein fernes Leid sie bewege. Ihre lodernden Augen waren dann weich wie von Sehnsucht, aber sie lachte ihn derb ans, wenn er mit Fragen kam. Das war ja das wunder­bare an ihr, daß sie nie und nie ihre Angelegenheit in den

LuftschiffahrL

Direktor Colsmann

über den beabsichtigten Luxus-Luft,chisiveriehr.

Bei der am Dienstag in Frankfurt erfolgten Gründ­ung der Deutschen Luftschiffahrts-Aktiengesellschaft führte Di­rektor Colsmann folgendes aus: Es sei ursprünglich ge­plant gewesen, in Frankfurt eine Halle zu bauen und von hier aus Rund- und Vergnügungsfahrten zu unternehmen. Vor­aussichtlich werde man aber erst im Frühjahr zu einem Ab­schluß der Unterhandlungen über das erforderliche Gelände gelangen. DerZ. 4", der etwa im April fertig werden dürfte, wird deshalb zunächst von Friedrichshafen aus seine Passagierfahrten antreten, dort sei eine große Halle und eine Gassabrik mit Gasometer vorhanden. Das Fahrzeug werde noch, wie die früheren Schiffe, aus Aluminium konstruiert wer­den und bei 20 000 Kubikmeter Inhalt bequem zwanzig Pas­sagiere mitnehmen können. DerZ. 5" werde dann aber leich­teres Metall bekommen und für mindestens dreißig Passagiere die nötige Tragkraft haben. Er, Redner, denke daran, viel­leicht die alte schwimmende Bodensee-Halle, die abgebrochen werden solle, anfzukaufen und in etwas veränderter Gestalt möglicherweise in Baden-Baden aufzustellen, wohin dann von Friedrichshafen aus auch die ersten Linienfahrten bei geeig­neter Wetterlage erfolgen könnten. Ferner werde man eine leicht transportable Zelthalle anschaffen und sie abwechselnd in Berlin, in Hamburg, in Sachsen und München und an anderen Orten anfsteilen, um von diesen Plätzen aus bei besonderen Anlässen, wie z. B. den Oberammergauer Passions- spielen, der sächsischen Ausstellung tm Jahre 1911, und so weiter, Luftfahrten unternehmen. Inzwischen werde die Tech­nik immer weitere Fortschritte machen und im Verein mit der wachsenden praktischen Erfahrung dazu führen, daß man die Organisation eines eigentlichenLuftverkehrs" unter gewis­sen Bedingungen und Verhältnissen eintreten sehe. Hervorzu­heben sei, daß eine ganze Reihe von günstigen Momenten, wie billigeres Gas, leichteres Baumaterial und neue Mo­toren, dafür sprächen, daß wir eine schnelle Entwicklung der motorischen Luftschiffahrt vor uns haben.

Aus Württemberg.

Dirnftnachrichte».

Ans Grund der im Oktober 1909 an der Gewerbelehrer- bildnngsanstalt in Karlsruhe abgelegten Dienstprüsung sind zur Vorsehung von hauptamtlichen Lehrstellen an württember- gischen Gewerbeschulen sür befähigt erklärt worden: Friedrich Aldinger von Stuttgart-Untertürkheim, Eugen Breit­schwer d t von Leukershausen OA. Crailsheim, Christian G r ü- ninger von Nagold, Josef Haller von Mittelbuch OA. Bi- berach, Otto Herdeg von Reudern, OA. Nürtingen, Eduard Kn o ll von Oberzell, Gde. Taldorf, OA. Ravensburg, Christian Lutz von Jebenhausen, OA. Göppingen, Karl Schneider von Mundelsheim, OA. Marbach- und Friedrich Vogel von Niederstetten OA. Geväbronn.

Die neuen 25 Pfennig-Stücke, die schon so oft angekündigten, sollen nun in nächster Zeit in den Verkehr kommen. Das Aussehen der neuen Münze ist schon wie­derholt beschrieben worden, sie ist bekanntlich Gegenstand eines Wettbewerbs gewesen, doch ist der von einem Bök- kinger entstammende preisgekrönte Entwurf nicht zur Aus­führung gelangt, weil er von Fachleuten später als un­praktisch sür die Ausführung gehalten wurde. Tie Zeich­nung der vorliegenden Münze ist eine Kombination von verschiedenen, Lei dem Wettbewerb eingegangenen Ent­würfen. Tie verhältnismäßig hohe Prägung aus der Schanseite soll das Publikum vor Verwechslungen des 25 Pfg.-Stückes mit dem -10 Pfg.-Stück schützen.

Fensterbrief. Nach den Bekanntmachungen im Amtsblatt der Verkehrsanstalten können .Drucksachen in Fensterbriesurnschlägen verschickt werden, sofern diese Um­schläge den gestellten Bedingungen entsprechen.

Stuttgart, 18. Nov. Tie Nationalliberale (Deutsche) Partei hält am nächsten Samstag stachmit- tag hier eine außerordentliche V er t r e t e r v e rsa m m- lung ab behufs Aussprache über die politische Lage und Besprechung von Organisationsfragen.

Stuttgart, 18. Nov. (Kgl. Hostheater). Samstag, den 20. November geht tzum ersten MalTer schwarze Kavalier" ein deutsches Spiel in 3 Mten von Heinrich .Lilienfein in Szene. Ter Verfasser, ein Stuttgarter Kind, ist bereits eingetroffen, um an den letzten Proben teilzu­nehmen. Er wird auch der Erstaufführung 'beiwohnen.

Vordergrund schob in erster Linie stand die Kunst, die sie ausübte. Mit wieviel Ernst sie an sich arbeitete, mit Härte sogar. Ihre künstlerische Linie war auch eine auf­steigende gewesen. Ihre Kunst wurde reifer, vertiefter was an Möglichkeiten in ihr lag, entwickelte sich. Er hatte viel Anteil an ihren Reffen, das wußte er wohl, die Wände seines schönen Heims schmückten manche reizvolle Arbeit, die sich neben den hervorragenden Meistern be­haupten konnte. ,

Nun war dieses Zusammenschafsen, das ihm eine so willkommene Auslösung gegeben hatte, für immer dahin.

Roderich Haller ertappte sich über der merkwürdigen Klarheit, mit der er in diesem Augenblick ihr gegenseitiges Verhältnis überdenken konnte. Keine Schmerzensempfind- nng, aber das Gefühl einer seltsamen Leere erfüllte ihn.

Ein Schauer überflog seinen Körper.

Er würde nun weiterleben, wie immer, das Dasein des künstlerisch Genießenden führen, seine Sammlungen! vervollständigen, Essays verfassen, wie immer, nein, das fühlte er, nie würde es Widder wie immer sein bas schöne Verständnis, der Zweiklang fehlte.

Sie war weit über Durchschnitt veranlagt und be­saß die Gabe in hohem Maße, schlummernde Ideen zu erwecken, Pläne zu erweitern und neue Gesichtspunkte und Ziele Zu zeigen.

Sie sahen sich in manchem Jahr längere Zeit nicht. Sie hatte hier und da aus Gesundheitsrücksichten ein Bad anffuchen müssen er war 'wohl ein und das andere Mal von einer kleinen episodischen Herzensaffektion so in An­spruch genommen, daß er nur dem Augenblick lebte. Und nie war sie eine andere, immer .ein gütiges Wort, den warmen festen T-ruck der Hand und das richtige Gefühl sür die Stimmung für seine Stimmung. Und wenn es ein­mal bei ihm zu trösten gab, dann brach aus ihrem Wesen ein so wunderlicher Humor. Sie verstand es eigentlich nicht recht, sie ließ auch selbst nie an sich herumtrösten. Und ohne einen letzten Gruß war sie gegangen, ohne eine Bot- schast.

Das Stück ist vom Berliner Schillertheater über 25 Mal mit einstimmig großem Erfolg bei Publikum und Presse in Szene gegangen und es ist daher zu hoffen, daß es auch in der Vaterstadt des Dichters den gleichen Anklang finden wird.

Stuttgart, 17. Nov. Das Ende der Later­nenanzünder. Tie automatische Fernzündung für die Straßenbeleuchtung ist nunmehr im Weichbilde Stuttgarts durchgeführt. Nur in einigen Vorortsbezirken werden die Gaslaternen noch in der bisherigen Weise angezündet. Da­mit gehört für Stuttgart das Bild des Laternenanzünders der Vergangenheit an. Tie ganze innere Stadt kann von wenig Punkten -ans .zur bestimmten Stunde auf einmal beleuchtet und die Laternen ebenso wieder gelöscht werden. 80 Anzünder, welche bisher pro M^nn jährlich 600 M Vergütung erhielten, verlieren durch diese Neueinricht­ung ihre wichtigste Erwerbsquelle. Manche der Leute sind ihrem Amte jahrzehntelang in treuester Pflichterfüll­ung Abend für Abend nachgegangen.

Stuttgart, 17. Nov. Der Milch krieg ist in drohende Nähe herangerückt. Trotzdem die Milchhändler die Preiserhöhung ablehnen und die Gewerkschaften zu einem Milchboykott für die Erwachsenen aufgefordert ha­ben, hat eine Vereinigung von Milchproduzenten und Lie­feranten unter ihrem Vorstand, dem Landtagsabg. Kör­ner, beschlossen, unter 16 Pfg. das Liter, franko Bahnhof Stuttgart, keine Milch mehr abzugeben und an diesem: Preis bis zum lEintritt bffserer Futterverhältnisse fest­zuhalten.

Holzelfingen, OA. Reutlingen, 17. Nov. Gestern fand die Einweihung der schönen, neuen, nach Elsäßers Plänen erbauten Kirche in Anwesenheit von Prälat v. Frohnmeyer-Stnttgart statt.

Heidenheim, 18. Nov. Nachdem der seit 1. No­vember über sämtliche Wirtschaften des Bezirks verhängte Boykott durch Beschluß einer 'Arbeiterversammlung in­folge Vereinbarung mit den Brauereibesitzern vor etlichen Tagen aufgehoben wurde, geht der Bierkrieg jetzt aufs neue los, weil eine inzwischen abgehaltene Versammlung zwischen Brauern und Wirten keine Einigung wegen des Bierpreises erzielte.

Nah und Fern.

Ein neuer Schwindel.

Aus Stuttgart wird geichrieben: Nach der Art der Gantterschen Schwindelbriefe ist in den letzten Ta­gen, wiederum von München aus, eine: neue Skandal­reklame versucht worden, indem in die Briefkästen zahlreicher Einwohner Stuttgarts Bestellzettel auf eine billige Skandalbro- schnre eingeworfen wurden. Mit dem Bestellschein ist auch eine Aufforderung zur Unterzeichnung einer Petition an den Reichstag behufs Aufhebung des Majestätsbeleidigungsparagra- Phen verbunden, die durch den Inhalt der Broschüre näher begründet werden will. An sensationellen Ueberschriften und Anspielungen fehlt es in der Broschüre und auch im Bestell­zettel natürlich nicht. Da heißt es u. a.:Verleumdungen so schwerer Art, daß selbst die sensationellsten Skandale der letzten Jahre dadurch weit in den Schatten gestellt werden" . . Der Schmutz reicht bis an die Stufen des Thrones" usw.

Bei Ver Kontrollversammlung.

Aus Kirchheim u. T. wird dem Schw. B. geschrieben: Ein Vorkommnis, das sich bei der unlängst hier abgehaltenen Kontrollversammlung abgespielt hat, macht hier und in der Umgegend viel von sich reden. Die Sache ist die: Nach­dem die Kontrollversammlung beendigt war und die Kontroll- pslichtrgen entlassen worden waren, stunden deren etliche in angeregter aber nicht unruhiger Unterhaltung auf der Straße tu einer Gruppe beisammen. Da kam des Weges der Kontroll- offizier daher. Sei es nun, daß die sich unterhaltenden Leute diesen Herrn nicht gesehen haben, sei es, daß sie ihre In­struktion in diesem speziellen Falle nicht gewußt haben, kurz, die beisammenstehenden Mannschaften grüßten den ihnen im zivilen Leben völlig fremden Offizier nicht. Und dafür wurden sie zur Rede gestellt, notiert, gemeldet und gespannt harrten sie und andere Leute der Dinge, die nun kommen wer­den. Und sie kamen. Die inkriminierten jungen Leute wur­den wegen Nichtbeachtung der Person des Offiziers auf öf­fentlicher Straße vom Bezirkskommandenr zu je einem Tag Arrest verurteilt. Die hiesige öffentliche Meinung ist durch­aus einstimmig in der Beurteilung dieses Vorkommnisses. Am meisten kann sich darüber die Sozialdemokratie fr-imn. der

Er suchte sich ihre Erscheinung zu vergegenwärti­gen, und nun geschah ihm etwas Seltsames: ihm, dem feinen, subtilen Beobachter, war es nicht möglich, sich ein getreues Bild zu machen. Einzelheiten waren ihm natürlich gegenwärtig er dachte, daß sie in der letzten Zeit recht leidend ausgesehen, durch ihr starkes dunk­les Haar zog sich ein Silberstreff und ihre Augen waren von breiten dunklen Schatten umgeben.

Sie hatte in diäser Verfassung ein Selbstporträt be­gonnen,tonig auf Gelbgrün", wie sie selbst lachend be­merkte. Aber das war ja nicht sie.

In einem Kasten verwahrte sie allerlei Photogra- fien von blonden Mädeln, wie sie seinem Auge gefielen

darunter steckte ihr Bild natürlich nicht. Er besaß überhaupt keines nie hatte sie .ihm eins gegeben er hatte allerdings auch keins von ihr verlangt. Sie hätte diesen Wunsch vermutlich als einen sentimentalen ein bischen verlacht. Ein so Hübsches, etwas tiefes Lachen war ihr eigen, nicht allein der Mund, die Augen lachten mit. Ihr Lachen hatte ihm immer so besonders gefallen

Und kein Gruß

Es hielt ihn nicht mehr in den vier Wänden seines Arbeitszimmers. Kaum spürte er Nüsse und Sturm es trieb ihn ans den Weg, den er so oft mit dem Vorgefühl einer behaglichen Stunde gewandert.

Ta hing schon an dem schmiedeeisernen Gitter des kleinen Vorgartens die weiße Papptafel:Atelier mit reichlichem Zubehör sofort zu vermieten". Wie Weh ta­ten den Augen und dem Herzen diese Worte.

Schon wollte pr den Schritt wenden, als ihn die Hausbesorgerin erspähte.

Ja, mein Herr /Doktor, gut, daß i bahna sinch. Grad Hab' ,i heraufkommen wollen zum Herrn Doktor. Vor lauter Arbeit kimmt man ja zu nichts. Ja, was sagen den Herr Doktor, das arm gnä Fräulein das End' war ja Gott und allen Heiligen Dank, recht rasch, aber vorher war schlimme Zeit."

Aber sagen Sie, Frau Huber, warum haben Sie