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Freitag, de» 29. Oktober 1999.

SG. Jahrg

KKW

Die Blockepisode.

Bon ConradHaußmann.

In derPatria", Bücher für Kultur und Frei­heit (10. Band, Buchverlag derHilfe", Berlin-Schöne­berg), schreibt C. Haußmann, der demBlock" immer mit kritischer Objektivität gegenüberstand, über diesen geschicht­lichen Versuch der Zusammenfassung liberaler und konser­vativer Parteien gegen Zentrum und Sozialdemokratie. Wenn jemand von der Linken ein abschließendes, unvorein­genommenes Urteil über diese historische Episode deutscher Geschichte abgeben konnte, so war es Haußmann, der schon zu einer Zeit über den notwendigen Verfall des Blocks sich unzweideutig aussprach, als er formell noch bestand.

I.

Der Block kann und muß geschichtlich gewertet werden. Keine Aera, und dennoch mehr als nur eine Episode und Augenblicksgruppierung, war er ein p o li t is ch e s Prob­lem. Das ist einer der Gründe des politischen Interesses, das ihm in den verschiedensten Schattierungen von Hoch­achtung bis zur Verachtung ber Lebzeiten zuteil geworden ist. Die Linke, hat Grund, sich über das Problem ehrlich Rechenschaft zu geben.

Die parlamentarische Gruppierung, die zweieinhalb- fahrlang als Operationsbasis der Reichspolitik vorhielt, bis sie bei der Reichsfinanzreform brüchig wurde, ist kein Er­zeugnis derjenigen Parteien gewesen, die der Block lose zusammenführte. Der Block ist weder aus dem Plan und Willen der Linken noch der Rechten hervorgegangen. Nur bei der nationalliberalen Partei wird man eine Ueberein- ftimmung mit politischen Wünschenu priori" voraus­setzen dürfen; von rechts nach links flankiert konnte sie hoffen, ausschlaggebend zu werden, zudem war die maßvolle" Politik, zu der sich die Rechte und die Linke bequemen sollten, in der Grundlinie nationalliberal, und endlich war durch den Gegensatz gegen das als Mittelpartei rivalisierende Zentrum eine traditionell nationalliberals Farbe in das politische Gemälde gekommen. Den beiden andern Parteien konnten diese Momente nicht gleich wich­tig und lockend sein. Darum ist es wahr, daß nicht der planmäßige Wille der Parteien den Block schuf. Er wurde wie einFindling-Stein" in das politische Fest) geschwemmt durch die unerwartete Auslösung des Reichs­tags über eine Frage, bei der gerade, man kann nicht sagen zufällig, aber auch nicht absichtlich die Rechte und die bürgerliche Linke sich in der Abstimmung zu-

Ls ist ein sehr altes Wort, daß wir nie eine Sache kennen, wenn wir nicht ihre Anfänge kennen.

Max Mülker-Dxford.

Am Franzosenstein.

Original-Roman von Erich Ebenstein.

S5 (Nachdruck verboten.)

(Fortsetzung.)

Er schauerte unter ihren Worten zusammen, und als er in ihre glänzenden Augen blickte, die ihn wie Sterne anleuchteten, voll reinster, innigster Liebe, wollte er sie stürmisch in die Arme reißen. Doch besann er sich im letzten Moment.

Nein erst sollst Du alles wissen, dann entscheide selbst!" murmelte er und zog sie hastig zum Schreibtisch. Dort sagte er ihr alles, gab ihr auch das Dokument zu lesen und stand neben ihr, während sie las, wie ein armer, verurteilter Sünder, der überzeugt ist, daß es nun keine Gnade für ihn geben kann.

Konstanze las mit tiefem Erstaunen. Dann ließ sie das Blatt sinken und blickte Hans kopfschüttelnd an.

Und darum kannst Du mir Tein Wort nicht halten? Darum kannst Du mein Mann nicht werden? Darum willst Tu uns beide wieder zurückstoßen in die große Ein­samkeit ?"

Konstanze", er atmete schwer,hier ist doch ein gro­ßes Verbrechen geschehen, und mein Vater war es, der's beging. Ich kann Dir keinen reinen Namen mehr bie­ten und ..."

Sie blickte ihn traurig an.

Und ich dachte. Du liebtest mich. .. dachte, Tu wüßtest, was Liebe ist?!" murmelte sie leise.

Ta riß er sie in seine Arme.

, sammengefunden hatten. Es handelte sich damals um eins Zweckmäßigkeitsfrage, oder vielmehr um eine Unzweck- mäßigkeitsfrage, nämlich darum, das südwestafrikanische Truppenkontingent aus dem noch rauchenden Aufstands­gebiet zu vorausbezeichneten Terminen zurückzubeordern, was die im Besitz einer kleinen Mehrheit befindlichen Par­teien des Zentrums und der Sozialdemokratie forcieren wollten. Tie Art, wie dies durchgesetzt werdensollte, hat die Regierung mißtrauisch und ungeduldig gemacht. Der Gegensatz zu dem Zentrum verschärfte sich in den De­batten, und Fürst Büloweingedenk vergangener Leiden", die er unter dem unsichtbaren, aber fühlbaren Truck der parlamentarischen Zentrumshegemonie verspürt und ver­heimlicht hatte, nahm die ihm beigebrachte Niederlage nicht hin. Diese Stimmung also auch auf Seiten der Regierung nicht ein politischer Plan und nicht ejn voraus­arbeitender Wille führte zu dem raschen Entschluß und der Reichstagsauflösung am 13. Dezember 1906, diese Auf­lösung zum Wahlkampf über die koloniale Frage und über die tiefere Frage der Zentrumshegemonie, und dieser Wahlkampf führte die Rechte, die Nationalliberalen und bürgerliche" Linke, d. h. die Minderheit vom 13. De­zember 1906 zur Mehrheit und zum Block. Danach war es naturgemäß, und gradlinig, daß sich die drei Parreien gemäß dem Auftrag ihrer Wähler im neuen Reichstag an der Deckung des füdwestafrikanischen Bedarfs gemein­sam beteiligten.

Das den Dingen innewohnende Gewicht führte aber unter einer bewußten Nachhilfe des Fürsten Bülow noch weiter. Er hatte aus der Not eine Tugend gemacht und im Dezember 1906 während des Wahlkampfs im Pa­lasthotel zu Berlin eine politische Rede gehalten, deren Grundgedanken und Absichten in dem von ihm gebrauchten Bildder konservativ-liberalen Paarung" gipfelten und fast erschöpften.

Fürst Bülow war in einer Zwangslage, damals bei den Wahlen und nachher. Er hatte die Brücken zum Zen­trum abgebrochen und erkannt, daß in der Energie dieses Abbruchs die einzige Rettung lag. Opportunist durch und durch, erkannte er aber zugleich, daß die letzte der Möglich­keiten zur Vermeidung des konstitutionellen Regiments, oder der tastende Uebergang zum konstitutionellen Regime die Einbeziehung der Konservativen in eine parlamen­tarische Konstellation war, die antreibend auf die Rück­schrittler und zügelnd auf die Fortschrittler wirken mußte und dadurch in das behagliche, halbliberale Schritttempo des Kanzlers überleiten sollte.

Da die Fortschrittler sich seit Jahrzehnten nicht in

Konstanze ?->Du wolltest. Du könntest trotz alledem?" rief er atemlos.

Sie schmiegte sich innig an ihn.

Hans ich kann ja gar nicht anders, sonst liebte ich Dich doch nicht? Heißt lieben nicht alles miteinander tei­len? Gutes und Schlimmes? Sieh, die ganze Welt mit all ihrem Jammer und ihrer Enttäuschung wäre doch nichts als eine einzige große, schmerzende Wunde, wenn Gott nicht die Liebe daraufgelegt hätte, die alles immer wie­der heilen haßt!"

Er fand keine Worte der Erwiderung. Aber wäh­rend er sie fester an sich drückte, tat er einen heiligen Schwur in seinem Innern, sein ganzes künftiges Leben und all seine Kraft nur ihrem Glücke zu weihen.

Dann machte sich Konstanze aus seiner Umschlingung frei, legte ihren Arm in den seinen und begann langsam mit ihm im Zimmer auf und niederzugehen.

Und nun wollen wir einmal ganz vernünftig mitei­nander reden, Hans! Was Du mir da vorhin von einem befleckten Namen gesagt hast, war Unsinn. Die ganze Ge­schichte muß selbstverständlich unter uns beiden bleiben."

Hans machte eine heftige Bewegung, aber Konstanze fuhr eifrig fort rLaß mich ausreden! Nicht, daß ich nicht auch "mit Freuden Dein Weib würde, wenn Dein Name noch so befleckt wäre aber darum handelt es sich doch nicht. Den Namen Deines Vaters, seine Ehre galt es vor allem, und die soll ihm nicht noch im Grabe genommen werden. Sieh, Hans Du könntest Deinen Namen wie­ner rein machen durch ein ehrenhaftes Leben er kann das nun nicht mehr, und darum wollen wir schweigen über die Sache. Ich weiß, er hat uns alle gehaßt, Md auch Dir ist er viel schuldig geblieben. Aber er war Dein Vater. Und nun er tot ist, wollen wir nur daran denken."

Hans sah Konstanze an wie eine überirdische Er­scheinung.

Tu sprichst so . . . Du. . ." murmelte er erschüt­tert,und ich, o, Konstanze!"

Sie drückte ihm beruhigend die Hand.

Laß nur. Lieber, Du wärest ja später auch darauf

der Mehrheit befanden und bei ihrem mittleren Marsch­tempo von dev äußersten Linken nicht sekundiert waren, so waren sie, was politische Erfolge anlangte, sowieso zu einer schmerzlichen Geduld verurteilt, und da die Propa­ganda des Worts keine wesentlichen Erfolge gebracht hatte, bedeutete der Versuch des mittleren 'Schrittempos keinen. Verzicht auf Erfolge; er war dann keine politische Schä­digung, wenn weitergehende liberale Forderungen nicht ab­geschworen, und wenn die Konservativen, statt bloß träge zu beharren, langsam mitmarschierten.

Das war das Problem: ob die Liberalen nicht Scha­den nehmen an ihrer unsterblichen Seele und ob die Kon­servativen aus Feudalen sich 'zu Staatsmännern entwickeln könnten.

So lag die Karte. Tie Hoffnung war klein, was den zweiten Teil anlangte. Denn nirgends war ein konserva­tiver Führer zu erblicken, der die neue Lage und die neue Zeit mit offenem Blick erfaßte.

Man konnte im Jahre 1907 und 1908 leicht Leit­artikel schreiben, man konnte ohne großes Risiko Wetten anbieten, daß der Block nicht bis zum Ende der Wahl­periode halten werde. Das war alles keine Kunst und ich habe die unentwegten Propheten bewundert, welche das Wahrscheinliche immer wieder weissagten.

Nicht auf die Behauptung, sondern auf den Beweis kommt es' an, wenn es sich um die Aufklärung von Mil­lionen zum großen Teil politisch ungeschulter Wähler handelt.

Es ist ein Glück für Deutschland, daß die Probe aufs Exempel gemacht, daß derAnschau­ungsunterricht" erteilt worden ist.

Läßt man die Tatsachen reden, so erfährt jedermann:

Es ist von der LinkendesBlockskeinem rück­schrittlichen Gesetz zugestimmt worden. Das R eichsv er eins g e s e tz ist ein Fortschritt des öf­fentlichen Reichsrechts, der durch die höchst anfechtbare, der polnischen Propaganda mit untauglichen Mitteln ent­gegentretende Ausnahmebestimmung nicht wertlos wird und der auch den polnischen Reichsangehörigen wenigstens während Wahlzeiten zugut kommt.

Das Gesetz zur Einschränkung der Verfolgung von Majestätsbeleidigungen ist zwar nicht ideal, hat aber eine bedeutende Einschränkung dieser höchst unsym­pathischen Prozeßgattung zur Folge gehabt.

Tie Einbringung und Verabschiedung einer Anzahl unpolitischer Gesetze .über den Verficht rungsver - trag, über das Urheberrecht an Werken der bil­denden Kunst und Photographie, das S > >,c chw,

gekommen, Heute war die Wunde zu srcscy. Zcy stehe ferner und sehe darum kühler."

Hans schüttelte plötzlich energisch den Kops.

Es geht nicht, Konstanze. Es wäre doch ein Betrug an Peter Herzog und seinen Töchtern. Wie könnte ich je mein Haupt erheben in dem Bewußtsein . . . nein, nein, es geht nicht!"

Wie Du gleich aufbrausest!" lächelte Konstanze. Höre mich doch erst an! Natürlich mußt Tu den Scha­den gut machen. Aber es muß ja nicht auf einmal ge­schehen. Mir kommt immer vor, der liebe Gott hätte es in seiner Vorsehung so eingerichtet, daß wir einander lieben! Wenn Tu mein Mann: wirst, Hans, bist Du Herr über alles und ganz in der Stille wirst Du all­mählich die Sache in Ordnung bringen und jedem das Seine geben. Ta Tu nun auch die Leitung der Herzog- scheu Werke übernehmen mußt Papa kann dabei leider gar nichts mehr helfen und ich" sie lächelte schelmisch, will mich nun ganz zur Ruhe setzen und nur inehr Dir leben kannst Du es recht leicht einrichten, Meine Schwägerinnen verstehen nichts von Geschäften wer weiß, ob die arme Sabine je wieder aus der Anstalt he- rauslommt und Melanie wird sehr zufrieden sein, wenn Du ihr auf einmal erhöhte Zinsen schickst und mit­teilst, daß der Wert der Gewerke oder die Eisenbahnak­tien so beträchtlich steigen.

Aus dem Verzeichnis dort weißt Du ja, was unge­fähr den Herzogs gehört. Nach und nach, wie es sich einrichten läßt, ohne Aufsehen, wirst Tu ihnen ihren An­teil sicher stellen und damit ist die ganze Sache geordnei. Hab ich nicht recht?"

Wieder schmiegte Konstanze ihren Kopf an seine Brust uud blickte zärtlich zu ihm auf.

Tu's um Deines Vaters willen und denke, daß es noch viel schwerer zu ertragen wäre, wenn die Leute ihm ins Grab hinein Böses Nachreden würden. Und dann, Hans bin ich nicht an Deiner Seite? Sind wir nicht zwei, um zu tragen?"

Hans atmete tief auf.

(Fortsetzung folgt.)