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mit Erzähler vom Schwarzwald.

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Amtsblatt für die LtadtMldbad.

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Nr. 252.

Donnerstag, den 28. Oktober 1S0S.

2«. Jahrg.

Rundschau.

Zur Wahl in Baden.

Das badische Stichwahlabkommen.

Bei dem Abkommen, das unter den Parteien von dm Nationalliberalen bis zu den Sozialdemokraten am Montag abgeschlossen wurde, hat die Sozialdemokratie weitgehende Mäßigung gezeigt und auch die Liberalen und Demokraten haben untereinander Entgegenkommen geübt. So verzichten die Freisinnigen auf ihre Kandi­datur in Lörrach-Land, proklamieren für ihre An­hänger strickte Stimmenenthaltung und lassen in diesem Wahlkreis den Kampf zwischen dem nationalliberalen Kan­didaten Obkircher und dem sozialdemokratischen Kandidaten allein ausfechten. (In ,Lörrach-Land entfielen Stimmen aus den Nationalliberalen 1331, auf Pen Sozialdemokra­ten 1615, auf den Freisinnigen 960, aus das Zentrum 223.) Als Entgelt wird den Freisinnigen der Wahlkreis Lörrach-Stadt zugewiesen. (In diesem Wahlkreis ha­ben die Sozialdemokraten die meisten Stimmen 937, er­halten, die nun dem Freisinnigen, der 447 erhielt, zu- gewendet werden. Die Nationalliberalen hatten 311 Stim­men, das Zentrum 309.) Außerdem erhalten sie einen Psorzheimer Wahlkreis, wo der Nationalliberale Wit­tum znrücktritt. Ferner haben sie in dem Wahlkreis Karlsruhe-West den Wahlkampf gegen die Sozial­demokraten durchzuführen, Die Sozialdemokraten erhal­ten zu ihren bisherigen bekannten Wahlkreisen auch Ra­statt zugewiesen. Insgesamt werden Liberale der verschie­denen Schattierungen von den Nationalliberalen bis den Demokraten durch die Sozialdemokraten in 18 Wahlkreisen unterstützt, andererseits die Sozialdemokra­ten durch die Liberalen in sechs Wahlkreisen. Me Na­tionalliberalen haben hiernach Aussicht, die zweitstärkste Fraktion der Kammer zu bleiben. Me Sozialdemokraten können, wie schon erwähnt wurde, auf etwa 18 Man­date kommen, die Demokraten und sonstigen Linksliberalen aus 'etwa neun. Me Nationalliberalen treten in sechs Wahlkreisen für die Linksliberalen, die Linksliberalen je­denfalls in sechs Wahlkreisen für Pie Nationalliberalen ein. Gemäß den schon früher getroffenen Abmachungen stimmen außerdem die Nationalliberalen für die Links­liberalen (Demokraten) in drei, die Linksliberalen für die Nationalliberalen in sieben Wahlkreisen. In einigen Wahlkreisen wird der Kamps zwischen den Liberalen und dm Sozialdemokraten zum Austrag gebracht.

Ls ist ein sehr altes Wort, daß wir nie eine Sache kennen, wenn wir nicht ihre Anfänge kennen.

Max Müller-Oxford.

Am Franzosenstein.

Original-Roman von Erich Eben st ein.

K5 (Nachdruck verboten.)

(Fortsetzung.)

Das war nun fein Erbe. Ein befleckter Name. Tie Schmach, daß er vor Peter Herzog hintreten mußte pnd ihm sagen: Mein Vater war ein Dieb! Und glaube mir's nur um Gotteswillen, daß ich nichts wußte von der Sache. Und Konstanze? Not und Sorge hätte sie vielleicht mit ihm geteilt, aber Schmach und Entehrung? Würde sie sich nicht voll Abscheu wenden von dem Sohn des Diebes?

Er stöhnte qualvoll aus und vergrub den Kopf zwischen den Händen. Nein, ihm war kein Glück beschicken. Nun würden sie bald in ganz Winkel mit den Fingern nach chm zeigen, und wer weiß, ob alles, was er besaß, hinreichte, um den Schaden voll und gut zu machen, der den Herzogs zugefugt svorden war?

Und plötzlich überkam ihn eine heiße Sehnsucht, da­zuliegen, wie sein Vater drüben, steif und kalt und nichts garnichts mehr zu wissen von dieser schönen und doch schreck­lichen Welt. . .

22 .

-Höher und höher stieg die Morgensonne am tief­blauen Himmel empor, bis sie endlich über dem grauen Schieferdach der Villa Panr stand und sich wohlgefällig in den Wassern des dahinter fließenden Seebaches spiegelte. In tausend blitzenden Lichtsunken tanzte sie darüber hin, legte sich in breiten Silberspiegeln an die Buchten, klet­terte dann neugierig an den gelblichen Mauern des Hau­ses eznpor und schlüpfte endlich keck ins Innere.

An den Fenstern des großen Kcksalons glitt sie nur ntit

Aus Grund dieses Abkommens kandidieren für den Großblock in den Wahlkreisen: 2. Meßkirch- Stockach: Weißhaupt (nat.lib.), 3. Konstanz-Stadt: Vene- dey (Dem.), 5. Eugen-Konstanz: Schmidt (nat.lib.), 6. Tonaueschingen-Engen: Hilbert (natl.lib.), 10. Säckingen- Waldshut: Matt (nat.lib.). 13. Schopfheim-Schönau, Mül­ler (Soz.). 18. Freiburg I: Winkelmann (natl.). 19. Freiburg II: Kräuter (Soz,). 20. Freibnrg III: Göhring (natl.). 23. Emmenpingen: Pfefserle (natl.). Triberg Villingen-Wolfach: Hummel (Dem.). 27. Lahr-Offenburg: Heimburger (Dem.). 29. Offenburg-Stadt: Muser (Dem.). 35. Baden-Stadt: Kölblin (Junglib.). 37. Rastatt: Vogel (Dem.). 46. Durlach-Ettlingen-Pforzheim: Müller (S.). 50. Brnchsal-Durlach: Kurz (Soz.). 51. Bruchsal-Stadt: Hofmann (Mm.). 53. Bretten-Bruchsal: Schmitt (natl.). 55. Heidelberg-Wiesloch: Pfeiffle (Soz.). 56. Schwetz­

ingen: Kahn (Soz.). 66. Eppingen-Sinsheim-Wiesloch: Geiger (nat.lib.). 70. Mosbach: Vielhauer (nat.lib.). 71. Boxberg-Adelsheim: Leiser (natl.).

Im 12. Wahlkreis Lörrach-Land zieht die sreis. Volkspartei ihre Kandidatur zurück und übt Wahlent­haltung.

In folgenden Wahlkreisen soll auch in der Stich­wahl der Kampf zwischen den liberalen Parteien und der sozialdemokratischen Partei ausge- söchten werden, weil hier die Gefahr, daß ein reak­tionärer Kandidat gewählt wird, picht besteht: 11. Lörrach- Stadt; 12. Lörrach-Land; 25. Lahr-Stadt; 40. Karlsruhe- Land; 42. Karlsruhe-Stadt II; 43. Karlsruhe Stadt III; 47. Pforzheim-Stadt I; 61. Mannheim-Stadt IV; 64. Heidelberg-Stadt I; 65. Heidelberg-Stadt II und 68. Hei­delberg-Eberbach. Me liberalen Kandidaten sind in den Wahlkreisen 11. Surter-Faller (Freist), 12. Dr. Obkircher (natl.); 25. Kunzer (natl.); 40. Neck (natl.), 42. Reb­mann (natl.), 43. Frühaus (Freist), 47. Odenwald (Freist), 61. König (natl.), 64. Rohrhurst (natl.), 65. Koch (Jung­liberal) und 68. Quenzer (natlib.).

*

Der Appell an die Wähler.

Me Blockparteien fordern ihre Wähler zum Ein­treten für die liberal-sozialdemokratischen Stichwahlab­machungen am 30. Oktober aus. ImVolksfreund" mahnt das sozialdemokratische Zentralkomitee für Baden seine Wähler:

Parteigenossen! Die musterhafte Disziplin und der Eifer, mit Lenen vor vier Jahren im zweiten Wahlkampf die gleiche Parteiparole im ganzen Land befolgt wurde, berechtigt uns zu

flüchtigem Schein vorüber. Ta sah's recht unwirtlich aus. M die schönen, prunkvollen Möbelstücke wurden von ernst dreinblickenden Männern hinausgeräunrt, andere er­richteten inmitten des Gemaches einen Katafalk, und un­ter der Tür stand Barbara mit verweinten Augen und er­teilte leise ihre Befehle.

Nebenan lag der Tote, schon feierlich angetan mit dem schwarzen Gewand, das ihn zur letzten Ruhestätte begleiten sollte.

Auch da hüschte die Sonne mit scheuer Eile vorüber und wagte sich kaum einen Fuß breit ins Gemach. Aber um die Ecke, da standen Fenster offen, wie sehnsüchtig aus­gestreckte Arme direkt gegen die Sonne hin. Neugierig guckte sie hinein, und als sie nichts sah als einen einsamen Mann, der regungslos am Schreibtisch saß und vor sich hinsah, drang sie kühn immer weiter vor, streifte seife seinen Aermel, stieg an seiner Schulter empor und legte sich endlich schmeichelnd tief in sein blondes Haar hinein.

Aber er merkte es nicht. Er hätte es vielleicht nicht einmal bemerkt, wenn der Himmel statt Sonnenstrahlen Schlossen auf ihn herabgeworfen hätte. Viertelstunde ans Viertelstunde verrann, die Sonne hatte ihn ganz um­sponnen mit goldenen Netzen und das Gemach war erfüllt von ihrem Licht, Hans Panr aber rührte sich nicht. Was hätte er auch tun sollen? Es gab nur eins: hingehen zu den Herzogs und ihnen die Wahrheit sagen.

Und so oft er daran dachte, schauderte er zurück. Me Gnadenfrist von Stunden wenigstens durfte er sich gön­nen. Vielleicht geschah inzwischen ein Wunder, das ihm den Weg ersparte. Irgend etwas, das ihn jäh nieder­warf und in den Lebensnerv traf, wie drüben den Alten.

Plötzlich schrak er zusammen. Leise hatte sich die Tür geöffnet und wieder geschlossen. Er wagte nicht, sich umzuwenden, irgend ein dunkler Instinkt sagte ihm, haß seine Gnadenfrist nun abgelaufen war.

Hans, lieber Hans, willst Du mich nicht ansehen, ich bin gekommen, weil ich dachte, Du würdest es leichter rragen, wenn . . . '

Sie verstummte erschrocken. Er hatte sich langsam umgedreht, und seine Augen blickten aus einem völlig veränderten Gesicht fremd zu ihr auf.

det Erwarrmig, daß Ihr dort, wo es gilt, einem liberalen Kandidaten zum Sieg über die Reaktion zu verhelfen, mit der­selben Energie und derselben Geschlossenheit für ihn eintretet, wie wenn es sich ulrn den Vertreter der eigenen Partei handeln

würde."

Me narionalliberale Partei erklärt in der; Badischen Landeszeitung":

Wenn in der Hauptwahl der einzelne Wähler berufen war, seine politische Gesinnung durch Stimmabgabe für den Kan­didaten seiner Partei zum Ansdruck zu bringen, so gilt es jetzt, ohne Rücksicht ans Parteizugehörigkeit und Wahlkreise durch Zusammenwirken aller Kräfte die Zahl der Mandate zu ge­winnen, die zur Abwehr der Reaktion erforderlich ist. Dabei wird der einzelne Wähler, der für den Kandidaten einer an­deren Parteirichtung seine Stimme abgeben soll, berücksichtigen, daß dagegen in anderen Wahlkreisen der Kandidat seiner Partei durch die Stimmenabgabe der Wähler der anderen Parteien unterstützt wird. Wir vertrauen, daß es unseren Freunden in diesem Gedanken nicht schwer fallen wird, die Forderungen zu erfüllen, die zur Festhaltung der durch die Hauptwahlen ge­schaffenen Gesamtsage an sie gestellt werden müssen."

In den Geleitworden des demokratischenLan­de s b o t e n" zu dem gemeinsamen Aufruf per Demokra­ten, Freisinnigen, und Nationalsozialen heißt es:

Sie draußen im Reich sollen auch wissen, daß wir in Baden eine politisch brauchbare Sozialdemokratie haben, weil wir die Klust zwischen ihr und uns nicht weiter ausgerissen, sondern überbrückt haben, anders wie in Preußen, wo unter dem Druck des Kastenregimentes und des Dreiklassenwahlrechts auch die Sozialdemokratie schroff und drohend sich im Gegendruck er­hebt."

Eine gemeinsame Kundgebung der Deutschen Bolkspartei, der Freisinnigen Bolkspar tei und der Nationalsozialen Partei wen­det sich ebenfalls an die Parteigenossen: Wir glau­ben durch die vorstehenden Vereinbarungen den freiheit­lichen Bestrebungen einen Menst erwiesen und die freiheit­liche Entwickelung unseres Abkommens gesichert zu haben. An euch ist es nun, dieses Abkommen am 30. Oktober durch die Tat zu bestätigen und es als Ehrensache zu be­trachten, das Wort eurer Vertreter einzulösen.

* * *

Fürst Jto ermordet.

Fürst Jto, der größte japanische Staatsmann, der Manu, der dasLand der ausgehenden Sonne" zu seiner Mittagshöhe geführt hat, ist auf einer amtlichen Reise in die Mandschurei, in Char bin, das Opfer eines von einem fanatischen Koreaner ausgeübteu Attentats geworden. Dieses Attentat ist, wie aus Charbin berichtet wird, am Dienstag vormittag 9 Uhr verübt worden. Ter Fürst, der eben seinen Wagen verlassen ha^e, iclriir mit

Um Goiteswillen . . . Hans! Was sir Mr? So tief hat es Dich getroffen?" stammelte Konstanze Herzog fas­sungslos. Sie begriff es nicht. Gestern so strahlend, zu­versichtlich und mutig heute ein gebrochener Mann. Wars denn möglich, daß er an dem Alten mit so zärt­licher Liebe gehangen?

.Haue", sagte sie bebend, während ein unendliches Mitleid ihr Herz schwellte und die ganze, tiefe Liebe in ihren Blick trat,Hans . . . nimm es doch nicht so furchtbar schwer! Es ist der Vater, ja, aber er war alt und eine lange Frist wäre ihm wohl kaum mehr vergönnt gewesen."

Da lachte er in bitterer Härte auf.

Ah - das, meinst Du, wirft mich nieder? Nein, nein, beruhige Dich . . .", er sprang auf,, und während er im Zimmer planlos herumging, sprudelten ihm die Worte überstürzt aus dem Munde:Ich danke Gott, daß er tot ist, und für ihn ist es das größte Glück i/s. . sonst hätte er vielleicht noch ins Zuchthaus wandern müssen. Ja sieh mich nur entsetzt an. Es ist schon so. Das Zuchthaus wie das klingt! Und ich sein Sohn. . ., laß nur, Konstanze", er wehrte sie hastig ab, da sie sich ihm genähert hatte, und die Hand auf seinen Arm legen wollte,beflecke Mine schönen, reinen Hände nicht mit dem Sohn des Diebes, geh fort aus diesem Haus, laß mich allein! Das Wort, das ich Mr gestern gab, ich kann es nicht halten. Darf es nicht..."

Konstanze, die ihm verständnislos und tief betroffen zugehört hatte, trat jetzt plötzlich auf ihn zu, und indem sie ihre Hände aus seine Schultern legte und ihm fest in die Augen blickte, sagte sie ernst:Was Tu da zusam- menrcdest, Hans, ist Unsinn,, und ich verstehe kein Wort davon. Aber ich habe seit gestern ein Rechr, die Wahr­heit von Mr zu fordern. Sage mir, was Dich bedrückt und . . ." sie beugte sich so nahe an ihn, daß ihre Wange die seine streifte, und flüsterte weich:wär's auch noch so schwer Min Wort kann ich Mr nimmer zurückgeben, Hans, denn Tu bist mir ja das Liebste auf Erden!"

(Fortsetzung folgt.)