Lokales.
Wildbad, 27. Oktober. Die auf nächsten Sonntag angesetzte öffentliche Versammlung, zu der unser Reichtagsabgeordneter Schweikhardt ein Referat übernommen hatte, kann wegen eines Erkrankungsfalles in der Familie des Herrn Referenten nicht stattfinden.
Enzklösterle. „Die Lage der Waldarbeiter im Enz- tal", so lautete das Thema in der am 24 Oktober statt- gesundenen, sehr gut besuchten Versammlung, in welcher Landtagsabgeordneter Wasner das Referat übernommen hatte. Einleitend bemerkte der Redner, daß er sich freue, daß zu dieser Versammlung nicht nur die Waldarbeiter, sondern auch ein .Vertreter des Forstbezirks Enzklösterle, Herr Forstamtmann Ebechardt. sowie der Distriktsarzt Herr Dr. Hiller-Wildbad erschienen wären. Redner gab sodann ein Bild über die Einnahmen des Kammergutes, in welchen die Erträge ans den Forsten setzt jederzeit an zweiter Stelle, mit durchschnittlich 12 Millionen Mark jährlich, stehen. An erster Stelle stehen allerdings die Erträge aus den Eisenbahnen ; aber nur etwa die Hälfte des Forstenertrages bringen Post und Telegraphie. Die Waldungen sind also für Württemberg von außerordentlichem Werte, umsomehr als uns Kohlen und Erze gänzlich fehlen. Mithin wäre es eine Pflicht und Aufgabe für die berufenen Kreise, insbesondere der Staatsforst - Verwaltung, um möglichst viel Aufklärung auch in Laienkreisen über die wirtschaftlichen Kräfte, das Wesen und der ökonomischen Seite der Forstwirtschaft, zu verbreiten. Dabei müsse Wert darauf gelegt werden, Verständnis zu wecken darüber, daß auch bei dem Erlös aus den Forsten eine laufende Rente gewonnen wird. Es sei aber mehr als zweifelhaft, ob in dieser Richtung die Forstverwaltung, die Oberförster und Forstwarte immer ihre Pflicht erfüllen. Denn vielfach pflegen und hegen die Oberförster mehr das Jagdgebiet als das Forstgebiet, in der Meinung, der entstehende Wildschaden sei für die Forsten wie für die ländliche Bevölkerung ein beträchtlicher, — während man sich gegenüber der Bevölkerung durch Abgabe von Samen, Pflanzen, Laub und sonstiger Streumittel, meist wenig kulant zeige. Auch bei der Anlage und Benützung von Waldwegen werde oft sehr wenig Entgegenkommen gezeigt, sodaß der Zustand mancher Waldwege geradezu als eine Quälerei für die armen Zugtiere betrachtet werden kann, die am meisten den
schwachen Gespannen der kleinbäuerlichen Bevölkerung trifft. Durch derartige Verhältnisse haben sich vielfach direkte Feindseligkeiten zwischen Forstpersonal und der sonstigen Bevölkerung ausgebildet, die auf beiden Seiten gewiß keinen Vorteil bringen. Wenn man einerseits an den Waldabhängen das schönste Laubstreu haufenweise verfaulen lasse, und wenn man fahrbare Waldwege zu benutzen verbiete, dabei aber andererseits beim Bau von Förster- und Forstwartshäusern sich außerordentlich splendid zeige, so setzt man in der Bevölkerung unzweifelhaft damit Neid und „böses Blut". Werden doch zum Bau eines kleinen Forstwarthäuschens im Etat in der Regel 10000—12000 Mk. gefordert. Wie steht es demgegenüber mit den Arbeitslöhnen der Waldarbeiter aus? Dazu kommt noch, daß speziell im Forstbezirk Enzklösterle recht wenig Rücksicht bezüglich auf dauernde Beschäftigung der Waldarbeiter 'genommen wird. Allgemein hört man hier die Klage, „daß man bei dem früheren Oberförster ^ast das gunze Jahr hindurch Beschäftigung gehabt habe, bei dem jetzigen Oberförster die Arbeit aber nicht nur Wochen, sondern Monate lang aussetze." Dadurch sei in viele Hütten der Waldarbeiterfamilien Not und Elend eingezogen. Hinzu kommt aber noch, daß laut Vertrag die Waldarbeiter, (auch wenn sie von der Forstverwaltung keine Beschäftigung haben), ohne Erlaubnis nicht anderweitig Arbeit annehmen dürfen. So hätten z. B. im letzten Frühjahr bei den Brunnenarbeiten in Wildbad viele Familienväter auf Monate Arbeit finden können, jedoch war dazu die Erlaubnis nicht erteilt worden, weil die Forstoerwaltung sie auf kurze Zeit zu den Kulturarbeiten haben wollte. Solche Verträge sind unmoralisch Wenn die Forstverwaltung die Arbeiter zu gewissen Zeiten brauche und diese dann vertraglich binde, so hätte sie auch gleichzeitig die moralische Pflicht, solche Arbeiter ständig zu beschäftigen Durch Erstellung und Verbesserung der Wege und Regelung der sonst anfallenden Arbeiten könnte vieles gebessert werden. Leider sei aber bei der Forstoerwaltung Enzklösterle hiezu der gute Wille nicht vorhanden. Die Forstverwaltung müßte auch ein Interesse daran haben, tüchtige, kräftige Arbeiter zu erhalten. Unter den vorhandenen Mißständen sei es nicht zu verwundern. wenn die jüngeren Leute immer mehr das Tal verlassen und in den Jndnstriebezirken ihre Existenz suchen. Den Arbeitern, welche an ihn das Ersuchen und das Vertrauen setzten, an maßgebender Stelle sich für sie zu verwenden, bemerkte er, daß er hiezu jeder Zeit gerne bereit sei, zu tun was möglich ist. Er hätte nur gewünscht die Arbeiter hätten ihm die vorhandenen Mißstände früher mitgeteilt um sie auch im Landtag bei der Etatsberatung zur
Sprache bringen zu können. Im übrigen empfehle er allen Waldarbeitern sich zusammen zu schließen um durch Einigkeit und gegenseitiges Vertrauen auch ihre Interesse vertreten zu können. Auf das mit großem Beifall belohnte Referat bemerkte Forftamtmann Eberhardt, daß er nicht als Vertreter der Forstverwaltung, sondern lediglich als Privatperson in die Versammlung gekommen sei. Die mangelnde Arbeitsgelegenheit treffe für den Sommer wohl zu. Die Kritik an dem Arbeitsoertrag sei aber nicht berechtigt, denn das Forstamt Enzklösterle erteile im Sommer, wenn die Kulturarbeiten beendet seien, gerne Erlaubnis anderwärts Arbeit anzunehmen. Von einer Notlage im Enztal habe er noch nichts gehört. Dabei stellte sich der Herr Amtmann auf den kapitalistischen Standpunkt, daß jeder, der Arbeit wirklich suchen wollte, solche auch vorübergehend hätte in Wildbad, Pforzheim und den badischen Forsten, finden können. Mit dem Bau eines Weges werde die nächsten Tage begonnen. Auch nehme im November wieder die Holzhauerei ihren Anfang, so daß die Arbeiter wieder volle Beschäftigung haben. Nachdem er dann die verschiedenen, vom Referenten weitergemachten Anstände zu widerlegen versucht hatte, nahm Herr Dr. Hiller aus Wildbad das Wort. Dr. Hiller gibt zu, daß nicht nur im Sommer, sondern auch im Winter durch großen Schneefall usw. tatsächlich ein Notstand ins Tal einziehe. Durch seinen Beruf kenne er die bescheidenen Lebensverhältnisse der Waldarbeiter aus eigener Anschauung und er müsse sagen, daß er in den Arbeiterfamilien durch Arbeitsmangel viel Not und Elend antreffe. Er gebe zu, daß man im Sommer auswärts wohl Arbeit finden könne, jedoch kommen hierbei doch nur jüngere, ledige Leute hauptsächlich in Betracht. Aeltere Arbeiter dagegen könnten nicht so leicht auswärts Verdienst finden. Er meine durch gegenseitige Verständigung, zwischen Forstamt und Arbeiter und durch Berücksichtigung der älteren Leute könnte manche Not und viele Mißhelligkeiten beseitigt werden. Nach einem längeren kräftigen Schlußwort, in welchem Wasner seine gemachten Anstände nicht nur aufrecht erhält, sondern auch noch auf die neuen schweren Steuerlasten hingewiesen hatte, durch welche man dem arbeitenden Volke wiederum die nötigsten Bedarfsartikel verteuert habe, wurde die Versammlung unter großer Begeisterung, der vom ganzen Tal zusammengekommeneu Waldarbeiter geschloffen.
Druck und Verlag der Verüb. Lofmannschen Buchdruckerei in Wildbad. Verontw. Redakteur E. Reinbardt. daselbst.
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