Tie Luftschifsahrtsaktiengesellschast in Frankfurt M., der das alleinige Recht übertragen wird, Zeppelinschiffe für Personenverkehrs zwecke in Deutschland in Dienst zu stellen, wird zunächst darauf bedacht sein müssen, mög­lichste Rentabilität anzustreben, um dadurch weiterer Ent­wicklung den Weg zu eröffnen. Das wird einstweilen nicht leicht sein, und sie wird dabei nicht der Unterstützung des Reichs entbehren können. Aus diesen Gründen der Rentabilität ist beschlossen worden, zunächst nur einen Luftschiffhafen, dessen Kosten bekanntlich sehr hoch sind, zu errichten. Die Kapitalisten mancher Großstädte, hie der neuen Gesellschaft nur beitreten wollten, wenn auch in ihrer Stadt ein Hafen errichtet würde, mußten ihre Wünsche zurückstellen. Es ist anzuerkennen, daß sich trotz der Rückstellung aller Sonderwünsche Geldleute aus allen Teilen des Reichs in der neuen Gesellschaft zusammen- sinden. Um größte Rentabilität zu erzielen und auch Einwohnern anderer Großstädte des Reiches Luftfahrten zu ermöglichen, wird die Frankfurter Gesellschaft trans­portable Hallen besitzen müssen. Auf der Jla wurde bewiesen, daß bei günstigen Verhältnissen von solchen Zelthallen aus Fahrten möglich sind. So können die Luftschiffe zeitweise andere Stationen beziehen und von dort ihren Ausgang nehmen; während der Rennen von Baden-Baden, von München aus während der Passions­spiele in Oberammergau, von Dresden während der Aus­stellung 1911; von Hamburg aus kann schon im nächsten Jahre ein Schiff zu den Seebädern steuern und den ersten Flug aufs hohe Meer hinaus wagen, und von der Haupt­stadt des' Reichs aus den Gästen Türme und Zinnen aus der Höhe zeigen. Nicht von Luftschifsverkehr redet die Einladung zur Bildung der Aktiengesellschaft, nicht von großen Gewinnen, sondern nur von der Notwendig­keit, an der Förderung der Luftschifsahrt weiter zu bauen, deren Grundsteine deutsch sind, deren Entwicklung wir nicht aus der Hand geben dürfen.

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Für Europamüde.

Eine erneute Erschwerung der Einwander­ung in die Vereinigten Staaten von Amerika hat der Wechsel in der Person des Einwanderungskom­missars des Hafens von Newyork mit sich gebracht. Ta die Erholung der Lage auf dem Arbeitsmarkt in den Ver­einigten Staaten sich erheblich langsamer vollzieht als in früheren Perioden und der noch ziemlich matten Nach­frage nach Arbeitskräften in Amerika ein sehr starkes Angebot gegenübersteht, so fühlt sich die amerikanische Regierung im Gegensatz zu der bisherigen Gepflogenheit veranlaßt, einer starken Einwanderung entgegenzuwirken. Tie Erschwerung besteht vor allem harin, daß auf die Jnnehaltung der bestehenden Regeln und Bedingungen, unter denen die Einwanderung gestattet ist, mit äußerster Strenge geachtet wird. So müssen die Einwanderer bei der Landung im allgemeinen einen Geldbetrag von 25 Dollars, sowie eine Eisenbahnkarte bis zum Bestimm­ungsorte vorzeigen. Schenkungen oder Vorschüsse an hilfsbedürftige Einwanderer nach ihrer Landung werden bei der Entscheidung über die Erlaubnis zur Einwander­ung nur dann berücksichtigt, wenn sie von nahen Ver­wandten herrühren. Einwanderer, die nicht im Besitz von 25 Dollars und einer Eisenbahnkarte sind und in Amerika keine nahen Verwandten haben, werden in der Regel zwangsweise heimgeschickt, ohne daß ihnen wie bis­her eine Frist zur Beschaffung des Fehlbetrages ge­währt würde. Kinder unter sechzehn Jahren, die nicht zu ihren Eltern reisen, werden nur ganz ausnahmsweise und nur gegen Bürgschaft ihrer verheirateten Geschwister zur Landung zugelassen. Tie Bürgschaft von Onkeln und Tanten, die bisher genügte, wird nicht mehr als ge­nügend angesehen. Auf diese Weise wird die Einwander­ung einzuschränken versucht. Es ist wichtig, aus diese neueste Praxis des Newyorker Einwanderungskommissars die weitesten Kreise der Bevölkerung aufmerksam zu machen.

In Racconigi

ist der Zar aller Reußen mit dem König Victor Emanuel von Italien zusammengetroffen. Die Reise des Zaren war, wohl aus Sicherheitsgründen, durch Deutschland und Frankreich längs gut bewachter Eisenbahnstrecken ge- , gangen und der Umstand, daß Nikolaus auf diese Weise' Oesterreich umfuhr, hat ihm bei dem italienischen Volke unverdiente Sympathien eingetragen. So vermeldet we­nigstens das Wolfbüro, das auch erzählt, daß die we­nigen Protestversammlungen, die aus Anlaß des Zaren­besuches in mehreren Städten des Landes geplant waren, wegen Mangel an Teilnehmern nicht hätten stattfinden können. In politischer Beziehung hat die Begegnung der beiden Fürsten keine besondere Bedeutung. Kaiser Niko­laus erwidert den Besuch, den ihm Viktor Emanuel schon vor mehreren Jahren gemacht hat. In zwei offiziellen Trinksprüchen wurden die gegenseitigen Sympathien und gemeinsamen Interessen betont. Im klebrigen haben die Herrschaften am Sonntag mittag u. abend getäfelt u. waren vormittags und nachmittags auf der Jagd. Das bei­derseitige Gefolge wurde in herkömmlicher Weise mit Aus­zeichnungen bedacht. An der Galatafel am Abend nahmen auch die Bürgermeister von Rom, Turin und Racconigi, sowie Pietio Mascagni teil.

Tsges-Chromk.

Wie«, 2 t. Okt. Der Direktor des österreichischen Archäo­logischen Instituts und Direktor der Antiken Sammlungen des kunsthistorischen Museums, Prof Schneider, ist gestorben.

Saragos, 24. Okt. Gestern abend platzte vor dem Gebäude der Hauptkasse eine Bombe, ohne Schaden anzurichten. Ein Bruchstück der Bombe trug die Aufschrist: Für Ferrer!,

Belgrad, 24. Okt. Das neue Kabinett ist gebildet und zwar in folgender Zusammensetzung: Altradikaler Gasitsch Präsidium, Milowanowitsch Aeußeres, Ljuba Jowano- witsch Inneres, P r o t i t s ch Finanzen, Jungradikaler Zu- jo witsch Kultus, Timot jewitsch Justiz, P r o d o no­witsch Handel, ZK u l o w i t s ch Bauten und Oberst Mari- nowitsch Krieg.

Kopenhagen, 24. Okt. Der Zeitung Daneborg zufolge eröffne: die Deutsche Z e P p e l i n - L u f t s ch i f f g e s e li­sch a f t mit dxr Aktiengesellschaft Skagens Badhotel Un­terhandlungen wegen Erwerbung einer Ballonhalle. Die Aktienee'.ellschast will der Zeppelingesellschaft entsprechendes Ter­rain zur Ballonhalle unentgeltlich überlassen, ohne daß jedoch

damit das Terrain in den Besitz der Zeppelingesellschaft über­geht. Das betreffende Terrain liegt westlich vom Badhotel, ist gut geschützt und zum Landen von Lustschifsen gut geeignet.

Bilbao, 24. Okt. Heute abend fand hier eine gegen die kirchliche Partei gerichtete Kunndgebung statt, an welcher etwa 10 000 Personen teilnahmen. Vor dem Hause des Zivilgouverneurs stießen die Manifestanten Protestrufe gegen das frühere Ministerium aus. Ein ernster Zwischenfall ist nicht vorgekommen. Zahlreiche Truppen waren zum Schutze der kirch­lichen Gebäude aufgeboten.

Luftschiffahrt.

Friedrichshase«, 25. Okt. Die schwimmende Reichs­ballonhalle soll an den Meistbietenden auf Mbruch ver­kauft werden. Z. 3 wird auf dem Luftweg nach der neuen Halle im Riedle-Park überführt.

Frankfurts. M., 23. Okt. Die Abreise des Par- se valballons, die vorbereitet wird, ist noch nicht be­stimmt worden. Auch ist noch nicht gewiß, ob das Luft­schiff nach Bitter seid überführt werden soll. Ma­jor Parseval ist nach Wien abgereist, um der Mon­tierung des von der österreichischen Heeresverwaltung be­stellten Parsevalballons zu überwachen und bei den Probe­aufstiegen zugegen zu sein, die in den nächsten Tagen be­ginnen sollen.

Wien, 23. Okt. Bleriots heutiger Aufstieg war von prächtigem Wetter begünstigt. Hunderte von Men­schen hatten sich aus das Flugfeld begeben. Auch der Kaiser Franz Joseph hatte sich angemeldet und traf um i/24 Uhr ein; ebenfalls waren die Mitglieder der kaiser­lichen Familie anwesend. Bleriots erster Flug währte 20 Minuten. Nach dem Abstiege wurde Bleriot ein mäch- 'tiger Lorbeerkranz überreicht. Auch der Kaiser trat auf den Aviatiker zu und beglückwünschte ihn mit begeisterten Worten über den wohlgelungenen Flug. Bleriot wie­derholte dann seinen Flugversuch mit demselben Erfolg.

Aus Württemberg.

Dienstnachrichte«.

Die erledigten drei Stellen etatsmäßiger Regierungsbcm- meister im Bezirksdienst der Straßen- und Wasserbauverwaltung wurden den Regierungsbaumeistern Otto Rappold in Stutt­gart, Hermann Löffler in Ravensburg und Emil Wälde in Reutlingen übertragen. Die erledigte Stelle eines Staats­straßenmeisters mit dem Wohnsitz in Wangen i. A. wurde Ban­amtswerkmeisteer Cartus beim technischen Bureau der Mi- nisterialabteilung für den Straßen- und Wasserbau seinem An­suchen gemäß übertragen. Der Gerichtsassessor Dr. Bühler, Amtsanwalt in Cannstatt, wurde zum Amtsrichter in Nagold ernannt. Der Bezirksnotar Kalmbach in Neuenstaüt wurde an das Bezirksnotariat Lorch und der Bezirksnotar Wilhelm Maier in Bopfingen an das Bezirksnotariat Heidenheim ihrem Ansuchen gemäß versetzt. Der Amtsgerichtssekretär Wilhelm Hailer von Brackenheim, Notariatshilfsarbeiter in Nürtingen, wurde zum Bczirksnotar in Brackenheim ernannt. Die Schul­stelle in Uhingen, Bez. Faurndau (Göppingen), wurde dem Schullehrer Kauter in Durrweilcr, Bez. Pfalzgrafenweiler, in Holzheim, Bez. Faurndau, dem Schullehrer Reichart in Huzenbach, Bez. Dornstetten, in Steinreinach, Bez. Waiblingen, dem Schullehrer Hilde nbrand in Michelfeld, Bez. Hall, übertragen und die Fachlehrerin Johanna Bolz an der Mäd­chenmittelschule in Heilbronn auf Lebenszeit angestellt. Die Lehrstelle an der kath. Volksschule in Edenbachen, OA. Biberach, wurde dem Schullehrer Stengle in Unterschwandorf, OA. Nagold, die israelitische Lehrstelle in Laupheim dem Schullehrer Rosenberger in Ernsbach, OA. Oehringen, und die Lehr­stelle an der kath. Volksschule in Oberkessach, OA. Künzelsau, dem Schullehrer Buck in Aichstetten OA. Akünsingen über­tragen.

Die Herbstwanderversammlung der Natio­nalliberalen Partei hat am Sonntag in der Schiller­stadt Marbach stattgefunden. Der Reichstagsabgeordnete Kommerzienrat Tr. Ernst Blankenhor n-Müllheim-B. referierte über das neue Weingesetz. Er bezeichnte die verabschiedete Arbeit als ein recht schwieriges Gesetz, an dem es noch Manches klarzustellen gebe. Wenn sich das Gesetz eingelebt habe, Handel und Verkehr sich ihm anbequemt haben wird, werde es eine gute Wirkung aus­üben, es werden wieder Vertrauen zum Weinhandel einkeh­ren und das ganze Gesetz wird Produzenten, Konsumenten und den Weinhändlern zum Segen gereichen. Im Na­men des württembergischen Weinbauvereins dankte der frühere Stadtpfleger Warth-Stuttgart dem Redner für seine Bemühungen zur Verabschiedung des Gesetzes und für seine energische Abwehr der Weinsteuer. Dann sprach Landtagsabgeordneter Häffner über Landespolitik. In den weitesten Kreisen herrsche Befriedigung über die Erledigung des Volksschulgesetzes, wodurch die Schulkämpfe aus der öffentlichen Diskussion für absehbare Zeit ver­schwinden würden. Bezüglich der finanziellen Verhält­nisse des Staates riet Häffner zu solider Finanzpolitik und Sparsamkeit im Staatshaushalt. Reichstagsabg. Dr. H i e- ber behandelte zum Schluß in längerer Rede die Reichs­politik. Redner gedachte zunächst der auswärtigen Po­litik des Fürsten von Bülow, der Deutschland und Europa die Erhaltung des Friedens verdanke. Die Blockmehrheit sei zertrümmert. Verbitterung und Verwirrung sei an­stelle der Harmonie und des Zusammenhaltens getreten. Das Zentrum ist wieder in die führende Stellung einge­rückt und wie ein Triumphator bereise Erzberger das schwä­bische Oberland, während die Sozialdemokratie von Erfolg zu Erfolg schreitet. Die Blockpolitik habe in einer ganzen Reihe von Punkten erzieherisch auf unsere ganze politische Situation gewirkt und er sei auch heute noch der Meinung, daß das, was die Blockparteien vereinige, einen breiten Boden gemeinsamer Tätigkeit bilde. Bezüglich der Reichs­finanzreform bemerkte Redner, daß die Reform nach dem Regierungsentwurf eine annehmbarere Lösung gewesen wäre, als nach der Arbeit des schwarz-blauen Blocks. Seine . Partei habe auf dem Standpunkt gestanden, daß als Ge­gengewicht gegen die Verbrauchssteuern eine allgemeine Besitzsteuer zur Durchführung gelangen sollte. Die Kon­servativen hätten aus ihrer Abneigung gegen den ans all­gemeinen direkten Wahlen hervorgegangenen Reichstag und den Großgrundbesitz belastenden Steuern kein Hehl gemacht. Tie Nationalliberalen hetzten das Volk nicht aus gegen die neuen Steuern, aber man könne von ihnen auch nichr verlangen, daß sie das verleugnen, was sie bisher als ihr Prinzip anerkannt haben. Aus einem na­tionalen Werk sei ein finanzielles Geschäft geworden. Line . neue Reichsfinanzreform werde notwendig sein und die Vorlage einer Erbschaftssteuer wiederkehren. Man denke

an keinen Kulturkampf, wir treten für die Freiheit des katholischen Glaubens und der katholischen Kirche ein, den politischen Ultramontanismus aber betrachten wir als eine den Bestand des Reichs bedrohende Gefahr. Die national­liberale Partei sei aus 'positive Arbeit angewiesen, auf nationalem Boden. Sie werde bleiben was sie bisher war, eine nationale und liberale Partei.

Der gemeine Denunziant. Unter dieser Ueber- schrift schreibt derBeobachter" dem frommenDeut­schen Volksblatt" folgendes ins Stammbuch:Es ist nun das zweitemal im Verlauf weniger Wochen, daß das Organ des Zentrums Beamte denunziert, weil sie es wagten, ihrer politischen oder religiösen Ueberzeugung Nach zu handeln. Weil in Ebingen der Oberförster Schleicher seiner Genugtuung darüber Ausdruck gegeben hatte, daß eine Versammlungs-Einladung an alle liberalen Parteien wie an die Sozialdemokratie ergangen sei, erfrechte sich dasT. Vbl.", einem Artikel die Ueberschrift zu geben: Ein K. württembergischer Staatsbeamter für den li­beral-sozialistischen Block!" Das war Nummer eins! In Heilbronn fand sodann eine Ferrer-Kundgebung statt. DasD. Vbl." schreibt hiezu nun:

Als Echo der Lobrede schlug der Leiter der Versammlung, Amtsgerichtssekretär Fuchs, folgende Resolution vor (sie ist un- fern Lesern bekannt. D. Red.). Die Resolution wurde ein­stimmig angenommen und die zahlreiche Versammlung unter dem Vorsitz eines kgl. Beamten erhob sich dann auch noch zu Ehren des Anarchisten.

Dask g l." ist im Zentrumsblatt gesperrt: Denun­ziation Nummer zwei! Wir überlassen ruhig das nieder­trächtige Treiben des Zentrumsblattes der allgemeinen Verachtung. Nicht einemAnarchisten" galten die Ehren, sonderm dem Manne, der mit seinem Gut und Blut eintrat für die Bildung seiner von der Kirche in Un­wissenheit und Verdummung darniedergehaltenen Mitbür­ger. Und es ist nur ein armseliger Kniff der Verlogen­heit, wenn diesem gemordeten Manne der Schimpf des Anarchisten" angetan wird. Das Vorgehen des Zen- trnmsblattes aber zeigt eines mit erschreckender Deutlich­keit: diese Partei würde auch in Deutschland rücksichts­los jeden, der anderer Meinung ist als sie, um Brok und Leben bringen, wenn sie nur die Gewalt dazu hätte. Tie Denunzianten desD. Vbl." sind im Grund ihres Herzens genau dieselben wie die spanischen Mörder Ferrers.

Zur Wahl in Herrenberg. Der Kandidat des Bundes der Landwirte, Schultheiß Schmid, hat nun­mehr sein, d. h. des Bundes Programm ausgegeben. Er selbst beschränkt sich auf folgende Mitteilung:

Werteste Mitbürger! Unser Oberamtsbezirk ist durch das Hinscheiden unseres bisherigen Abgeordneten des Herrn Guoth auf Schloß Roseck vor eine Landtagsersatzwahl gestellt. Der dringenden Aufforderung der Vertrauensmänner und Mitglie­der des Bundes der Landwirte im Bezirk Herrenberg habe ich nach reiflicher Ueberlegung entsprochen und mich bereit erklärt, eine Kandidatur für den Landtag anzunehmen. Meine Stell­ung zu den wichtigsten politischen Fragen unseres Vaterlandes werde ich in den Wahlversammlungen darlegen. Als Landwirt stehe ich ans dem Boden der Bestrebungen des Bundes der Landwirte und werde bei allen an mich herantretenden Fra­gen sowohl das Wohl unserer Landbevölkerung als auch das unseres gesamtes Volkes im Auge behalten. Ich werde mich stets auf den Standpunkt stellen, daß sich die einzelnen Stände unseres Vaterlandes, insbesondere aber der gewerbliche- und bäuerliche Mittelstand gegenseitig fördern und unterstützen­müssen und trete ich deshalb für alles ein, was geeignet ist,, ein gutes Verhältnis unter den Haupterwerbsständen unseres Landes herbeizuführen. Für die besonderen Anliegen und Wünsche der Wähler würde ich stets bereit sein, nach Kräften rinzutreten, wie ich mich überhaupt bemühen würde, die In­teressen des Oberamtsbezirks jederzcstt zu wahren und zu ver­treten. Es würde im Fall meiner Wahl das Bestreben sein, meinen Mitbürgern nach bestem Wissen und Gewissen zu dienen und das in mich gesetzte Vertrauen zu rechtfertigen."

D-azu bemerkt niemand anders als derSchwäbische Merkur": Der Kandidat steht alsoauf dem Boden der Bestrebungen des Bundes der Landwirte", will aber doch das Wohl des gesamten Volkes im Auge behalten. Ein schönes Ziel! Muß man aber dazu notwendig und ausschließlich -der Fraktion des Bundes angehören, deren parlamentarische Taten häufig genug einseitig und extrem gewesen sind? Hat der verst. Abg. Guoth dieses Ziel nicht erreicht, ohne dieser Fraktion anzugehören?

Wir meinen, wer die Politik des Bundes der Land­wirte so auffaßt und propagiert, wie es der Bund selbst tut und wie sie erst wieder in den grünen Heften des Bundes klargelegt wurde, der kann unmöglich das Wohl d^ gesamten Volkes im Auge haben, denn ihm sind hohe Schweinepreise wichtiger als verfassungsrechtliche Ga- rantieen.

Von der württ. Versicherungsanstalt. Nach dem soeben erschienenen Geschäftsbericht des Vorstandes der Versicherungsanstalt Württemberg für das Kalender­jahr 1908 sind über die Zahl der Versicherten seit dem Bestehen der Anstalt dreimal Berechnungen angestellt wor­den, deren letzte vom 12. Juni 1907 die Ziffer von 469594 ergab, worunter 312667 männliche und 156927 weibliche, was zugleich innerhalb dreier Jahre eine Zu­nahme von rund 10000 ergibt. An eingegangenen Bei­trägen beziffert sich der Erlös der Post ans Beitrags­marken auf 146 474 Mark und die Einnahmen der Ein­zugsstellen ans Beiträgen auf 286 213 Mark. Ter Mehr­erlös der Post aus verkauften Beitragsmarken im Jahr 1908 gegenüber dem Jahre 1907 beträgt 197 805 Mark. Was die Bescheidung der Rentenanträge anlangt, so wur­den durch den Vorstand Anträge auf Invalidenrente vom Jahr zuvor Übernommen 397 und dazu gekommen sind 6033, auf Krankenrente 67 bezw. 954 und auf Alters­rente 24 bezw. 378. Anerkannt wurden von den An­trägen auf Invalidenrente 5365, abgewiesen 291, sonst erledigt 346 und auf das nächste Jahr überwiesen 428. Tie entsprechenden Ziffern bei den Anträgen auf Kran­kenrente betragen 829, 37, 80 und 75 und bei, Alters­rente 361, 12, 16 und 13. Von den seit Beginn des Jahres 1891 bis zum Schluß 1908 verwilligten Ren­ten betrug der nach Abzug der in Wegfall gekommenen übrig bleibende Rest am 31. Dezember 1908 bei den Invalidenrenten 32030, bei den Krankenrenten 1433 und bei den Altersrenten 3031 Mark. Tie Zahl der In­validenrenten hat auch im Jahre 1908 wieder zuge­nommen und zwar um 359. Ihre Verteilung auf die