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mit Erzähler vom Schwarzwald.
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Amtsblatt ftir die Ltadt Mldbad. ^ ilissr-iig mr 8 vkg.
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. Verkündigungsblatt der L<gl. Forstämter Mldbad, Meistern,
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Nr. 250.
Dienstag, den 28 . Oktober 1 SVS.
2 «. Jahrg.
Rundschau.
Die Landtagswahlen in Baden.
Die Ergebnisse der Hauptwahl.
Die nun aus Karlsruhe gemeldeten Gesamtziffern der hadischen Haupt wähl geben ein Bild von der Stärke der einzelnen Parteien, das seine Bedeutung jedoch erst voll erhält durch die Gegenüberstellung der entsprechenden Wahlergebnisse vom 19. Oktober 1906. Danach stellt sich das Ergebnis wie folgt:
Parteien
Hauptwahl
1909 gegen
1909
1905
1905
Lib. Vereinigung
96 244
105 929
— 9 685
Zentrum
90 840
125 453
— 34 613
Sozialdemokratie
86 835
50 431
Z- 36 404
Kons, und Bündler
27 031
11146
I-15 885
Mittelständler
4 242
—
-j- 4 242
Sonstige
1092
3105
— 2 013
Zusammen
306 284
296 064
-ß 10 220
Zutreffend wird diese vergleichende Zusammenstellung erst, wenn man die Stimmen der rechtsstehenden Parteien u. auch die auf sonstige Kandidaten entfallenden zusammenfaßt, da die für Konservative Bündler u. Mittelständler abgegebenen Stimmen im Wesentlichen Zentrumsstimmen sind. So gerechnet ergibt sich für die gesamte Rechte ein Stimmenrückgang um 16 499 gegenüber der Hauptwahl 1906.
*
Die Stichwahlen.
Wie sich der Aufmarsch der Parteien bei den Stichwahlen vollziehen wird, das muß sich bald zeigen. Zentrum, Konservative und Bündler hatten ihre Streitkräfte schon in der Hauptwahl zusammengefaßt; neue Kombinationen gibt es für sie nicht mehr. Anders liegt die Sache bei der Linken.
Gelingt es, ebenso wie 1905, den Groß block zustande zu bringen und folgt die Wählerschaft genau so wie damals der Parole, dann ist nicht nur der Ansturm der vereinigten Reaktionäre abgeschlagen, sondern ihnen selbst eine empfindliche Niederlage sicher. Der Zug, der den Hauptwahlen das Gepräge verliehen hat, muß auch die Stichwahlen beherrschen. Und darum muß das Einzelinteresse dem Gesamtinteresse, wie wir schon
Es gibt Dinge und Menschen, die in sich allzu mächtig und da° rum aller öffentlichen Wohlfahrt feind sind.
keleneRaff
in der Erzählung „Die Chronik von Naidenstatt."
(Süddeutsche Monatshefte)
Am Franzosenstein.
Original-Roman von Erich Ebenstein.
SS . (Nachdruck verboten.)
(Fortsepung.)
Hans war bleich geworden. Jetzt aber warf er den Kopf energisch zurück, legte Inas Brief, ohne ihn zu lesen, ruhig auf den Schreibtisch zurück und sagte: „Gut, es ist mir lieb, daß sie kommt. So wie ich Ina kenne, wird sie mich nicht eine Minute länger halten wollen, sobald sie erfährt, daß ich mit ganzer Seele eine andere liebe."
„So — so — eine andere liebst Tu?" spottete Jakob Paur. „Das muh ja recht plötzlich gekommen sein. Darf man vielleicht erfahren, wie die auserwählte Printzessin heißt?"
„Ja, Vater. Darum kam ich zu Dir. Es ist Konstanze Herzog."
Einen Augenblick starrte der Alte seinen Sohn sprachlos M, dann brach er in lautes, nicht endenwollendes Gelächter aus; Er sprang auf und lief, wie es seine Gewohnheit war, wenn er zornig wurde, im Zimmer ckuf und nieder.
Hans wartete einige Minuten, dann sagte er: „Willst Tu jetzt nicht endlich ernsthaft über die Sache mit mir reden?"
Ter Alte blieb vor ihm stehen.
„Ernsthaft? Hahaha! Als ob man so was ernsthaft nehmen könnte! Oo 'ne elende Komödie! So 'ne Posse! Und Du, dummer Junge, gehst ihnen richtig auf den Leim! Leid könntest Du einem tun."
„Vater, ich verstehe Dich nicht!"
, „Wirklich nicht? Na ja, sonst wärest Du ja auch
ausführten, sich willig unterordnen. Was den Aufmarsch bei den Hauptwahlen verzögert und geschädigt hat, darf in dieser Stunde der Entscheidung nicht von neuem die Entschließungen beeinflussen und die Stoßkraft der Linken abschwächen. Ter Kampf der Liberalen und Demokraten galt in der Hauptwahl ebenso wie derjenige der Sozialdemokratie der Abwehr des klerikal-konservativ-bünd- lerischen Frontangriffs. Das Werk, das die Hauptwahl begonnen, muß in der Stichwahl vollendet, die Rechte mit Aufbietung der gesamten Streitmacht zurückgeworfen werden. Wie im Herbst 1905, so muß auch diesmal das Ziel sein: In der Stichwahl kein Mandat dem Zentrum und seinen Vasallen! Wird diese Parole einmütig befolgt, dann kehren die früheren Blockparteien in alter Zahl, die Sozialdemokraten um ein Beträchtliches verstärkt und die Klerikalen an Mandaten erleichtert in die Kammer zurück. Tie Zeche der Wahlen zahlt dann ausschließlich die Rechte.
Baden, das schon einmal der Welt gezeigt hat, wie man sich einer drohenden Reaktions-Mehrheit erwehrt, muß diesmal aus demselben Wege wie damals zeigen, wie man die Bahn frei macht für eine fortschrittliche Entwicklung. Ihrem Vaterlande wie der Aache der Freiheit leisten die Parteien damit einen unschätzbaren Dienst. -
*
Karlsruhe, .23. Oktober. Nach Einzelbcsprech- ungen der linksliberalen Parteivertretustgeu fand heute Nachmittag eine aus dem ganzen Lande stark besuchte gemeinsame Beratung der Demokraten, Freisinnigen und National sozialen behuss Stellungnahme zu den .La nd t a gs st i ch w a h l en statt. Es wurde eine gemeinsame K o m m ission aus zwei Demokraten, zwei Freisinnigen und einem Nationalsozialen gebildet, die solidarisch die weiteren Verhandlungen mit dem Endziel des Großblocks für die Stichwahlen führen sollen.
Staatssekretär Dr. Nieberding
ist in den Ruhestand getreten. Tie Nordd. Allg. Ztg. schreibt aus diesem Anlaß: Seit mehr als siebzehn Jahren hat der Wirkliche Geheime Rat Dr. Nieberding der Reichsjustizverwaltung vorgestanden. Ter verdiente Staatssekretär .hat sich vor allem den Ruhm erworben, mit dem Abschluß des Bürgerlichen Gesetzbuches eine Grundlage
nicht hereingefallen! Aber daran erkenne ich die Herzogs! Erst schickt der schlaue Peter Mittelsmänner, dann kommt er selber und winselt wie'n altes Weib, und als das alles mich nicht rührt, spielt er seinen letzten Trumpf aus! Schickt die schöne Konstanze! Hahaha — das glaub ich, daß sie jetzt, wo bei den Herzogs nichts mehr zu holen ist, eine Paur werden möchte, die schlaue Spekulantin! Aber —"
Auch Hans war aufgesprungen.
„Vater," rief er empört, „über Konstanze kein Wort! Ich wöTkl's in Frieden mit Dir ausreden! Wenn aber Dein Haß gegen die Herzogs stärker ist 'als Deine Liebe zu mir —"
„Ja, das ist er!" sagte Jakob Paur mit fester Stimme. „Stärker als alles andere auf Erden ist er und damit rechne! Seit fünfundvierzig Jahren habe ich kein anderes Ziel vor Augen, als Peter Herzog und seine Sippe zu verderben, und jetzt, wo's soweit ist, glaubst Du, werde ich den Genuß 'meiner Rache entwinden lassen um Deiner sentimentalen Torheit willen? Niemals, so wahr ich Jakob Paur heiße!"
„Und ich," antwortete Hans ganz ruhig, indem er sich wieder niedersetzte, „lasse mir mein Glück nicht rauben um Deiner Rache willen,, die mich nichts angeht — damit rechne auch! Mit oder ohne Deinen Willen: Konstanze Herzog wird mein Weib!"
Jakob Paur starrte seinen Sohn an, als sähe er ihn zum ersten Mal im Leben. Dann stieß er heiser heraus:
„Das wirst Tu nicht tun — die Natur selbst müßte sich empört aufbäumen, wenn Du das könntest... Tu für einen Herzog .arbeiten und gegen Deinen leiblichen Vater. . ." plötzlich wurde er weich. „Hans, Hab' Erbarmen mit mir! Ich bin ein alter Mann. . . (laß mich nicht allein! Ich will fortan anders mit Dir sein — nicht mehr unter mir, neben mir sollst Du stehen in allen Stücken. Hans — Dü weißt nicht, wie bitter mein Leben war. . . Ich habe Peter Herzogs Frau geliebt, und er hat sie mir genommen, das Hab' ich nie verwunden. Und der Stab, an den ich mich geklammert habe in allen schweren Stunden, das war meine Rache gegen ihn. Reiß' mir das Herz aus dem Leibe, und der Haß wird mich trotzdem weiter am Leben erhalten —!"
moderner Rechtsprechung dargeboten zu haben, die allgemein als vorbildlich anerkannt worden ist. Tie Wertschätzung der reichen Lebensarbeit des bisherigen Staatssekretärs fand aus Anlaß seines 70. Geburtstages am 4. Mai 1908 in der gesamten Presse und besonders in den juristischen Kreisen lebhafte Würdigung."
(Dr. Rudolf Nieberding ist am 4. Mai 1838 geboren, wurde 1866 Hilfsarbeiter im Handelsministerium, 1872 ins Reichs- kanzleramt berufen und 1875 zum Vortragenden Rat ernannt. Seit 1889 war er Direktor der ersten Abteilung im Reichsamt des Innern. 1893 wurde Dr. Nieberding Staaatssekretär des Reichsjusrizamt).
ü- * *
Deutsche Luftschiffahrts-Aktiengesellschast.
Mißverstandene Aeußerungen aus Vorträgen, Besprechungen und Interviews, die in der Oefsentlichkeit Verwirrung anrichten, veranlassen die deutsche Luftschifffahrtsaktiengesellschaft nochmals auf die Absichten und mutmaßlichen Aussichten der in Frankfurt a. M. in Gründung begriffenen Luftschiffahrtsaktiengesellschaft einzugehen. Es war in der Presse von „Luftschifflinien" die Rede. Das ist verfrüht. In Frankfurt a. M. wird ein Hafen geschaffen werden, von dem aus Rundfahrten und Zielfahrten nach den in Tagestouren zu erreichenden Großstädten unternommen werden sollen. Es ist möglich, daß sich bei raschem Fortschritt im Bau der Scheffe aus diesem Versuchsunternehmen schon bald ein Verkehr entwickeln kann, der auf gewissen Strecken, z. B. über den Kanal, zu den Nordseebädern, nach Kopenhagen usw. vielleicht rentabel und nicht selten der jetzigen Seeschifffahrt vorzuziehen sein wird, Bon einer Regelmäßigkeit, die der jetzigen Tampfschiffahrt gleich käme, kann wenigstens vorerst nicht die Rede sein. Man kann sagen, daß die Luftschiffahrt über den Kanal mit noch größerer Unregelmäßigkeit vor sich gehen wird, als jetzt die Schifffahrt, immerhin wird an vielen Tagen des Jahres die Fahrt unternommen werden können, so daß einem Teil des Verkehrs genügt werden kann. Bei den an der Nordküste vorherrschenden Westwinden wird eine Fahrt von London nach Köln in 8 und weniger Stunden möglich sein und auf dieser Strecke wird das Luftschiff gewiß leicht zu besetzen sein, während bei der Rückfahrt, die vielleicht das zwei- und dreifache an Zeit erfordert, die Zahl der Fahrgäste gering sein wird. Schon bald wird es möglich sein, Schiffe in Dienst zu stellen, die s.lchen Fahrten gewachsen sind.
Hans hatte bewegt zugehört. Bei den letzten Worten wandte er sich schaudernd ab. In welch einen Abgrund hatte er da geblickt! Eine tiefe, schwüle Stille herrschte in dem Gemach.
Jakob Paur war erschöpft in einen Stuhl gesunken. Der gelbe Schimmer der Lampe fiel auf sein grobgeschnittenes Gesicht. Er sah plötzlich merkwürdig alt und verfallen aus, und Hans entstand Mitleid mit ihm. Er trat zu dem Alten.
„Vater," sagte er weicher als je zuvor, „sage mir noch das: Hat Peter Herzogs Frau auch Dich geliebt?"
Paur ballte die Fäuste und knirschte zwischen den Zähnen heraus: „Nein — zugeflogen ist sie dem Peter wie ein verliebtes Täubchen. Und das kann ich ihm nie verzeihen." .
Hans schüttelte verwundert den Kopf.
„Aber Hann hat er sie Dir ja nicht genommen, und keine Schuld trifft ihn?!"
„Es gibt eine Schuld, die steht nicht in Büchern geschrieben," Murmelte der.Alte. „Er ist glücklich gewesen an ihrer Seite, und ich — war einsam. Das war der Wurm in meiner Seele."
Hans sah finster auf den Alten herab.
„Vater der Neid war's der Dich Tein Pebtag zum Haß antrieb. Wirf ihn endlich von Dir! Siehst Du denn nicht, daß das Schicksal, welches Konstanze und mich zusammenführte, stärker ist als Dein Eigensinn? Begrabe den Haß, öffne Dein Herz der Liebe, und Du wirst nicht mehr einsam sein. Vater, sage mir ein gutes Wort, sage, daß Dn Konstanze lieb haben willst, und wir wollen Dein Aller schön und liebewarm machen . . ." ,
Er verstummte, denn Jakob Paur war aufgesprungen und schrie ihm wild zu:
„Kein Wort davon! Nie, so lange ich lebe, kommt diese Frau, die mir ihr Haus verbot, über meine Schwelle!"
„Es ist gut, Vater," sagte er bebend, „Du willst es so — also nehme ich den Krieg auf. Lebewohl!"
Er verließ das Zimmer.
(Fortsetzung folgt.) ^